Weinselig im Aargau (Teil 2)

Nach einer eher unruhigen, warmen Nacht wurde ich vom Fluglärm über dem sonst eher ruhigen Limmtattal geweckt. Bis auf unseren welschen Kollegen waren die meisten Anderen auch eher später unterwegs und so fuhren wir nach dem Frühstück gemeinsam über Killwangen und der S-Bahn nach Baden. Dort stellten wir unser Gepäck in den Schliessfächern ein und gingen ins Bäderquartier.

Hier erwartete uns um 10:30 Uhr Frau Hochstrasser zu einer Führung «Pikante Bädervergangenheit auf dem Weg in die Zukunft».

Brunnen im Bäderquartier von Baden

Während etwas mehr als eineinhalb Stunden führte sie uns durch das alte Bäderquartier und erzählte uns über die Vergangenheit und was für die Zukunft mit den Bädern geplant ist. Die Bäderstadt war im Mittelalter von der oberen Stadt getrennt. Frau Hochstrasser zitierte aus alten Texten und Schreiben von berühmten Leuten über das damalige Leben und die vielen Freuden, welche unter anderem auch die zwinglianischen Zürcher hier genossen. Aber auch über die merkwürdigen Gesundheitsvorstellungen damals und wie sie sich dann langsam änderten.
In und um Baden wurde bereits zu Römerzeiten Wein angebaut, Wasser aussen und Wein innen, das war ein Motto der Bäderstadt.

Limmat und Reben der Goldwand bei Baden

Nach einem ersten Rundgang gab es einen Schluck des Badener Thermalwassers (Eingeweihte wissen, wie es ist, andere sollen es selber erfahren) und dann ging es zur Blume rüber. Der wunderschöne, gut erhaltene Innenhof mit dem historischen Fahrstuhl, Brunnen und viel Grün ist sehenswert.

Innenhof Hotel Blume

Zum Schluss gingen wir in die alte Trinkhalle, wo Frau Hochstrasser uns unter anderem noch erklärte, wie die Reichen für ihre Sünden Geld an die «Bad-Armen» spendeten, damit auch das gemeine Volk sich in den öffentlichen Bädern gut gehen lassen konnte. Oder über die «wundersame» Heilung von Kinderlosigkeit, welche in den Bädern häufig auftrat :-)
 

Ablasshandel Bäderquartier Baden
 

Um 12:27 fuhren wir dann mit dem Postauto nach Endingen. Dort gab es ein einfaches Zmittag im Restaurant «Schmiedstube». Ein ziemlicher Kontrast zum Vortag, der sich auch im Preis – Fr 15.50 für einen garnierten Wurst-Käsesalat – niederschlug. Da verzeiht man dann schon, dass der Rüeblisalat aus der Büchse war. Die Beizerin kam etwas in schnaufen, als sie uns zehn Leute und noch weitere Gäste bewirten musste. Aber alles in allem sympathisch und den Erwartungen entsprechend.

Wir gingen dann kurz zur Synagoge und besichtigten noch eines der Häuser mit den zwei Eingängen. Im 18. und 19. Jahrhundert war Juden in der Schweiz ausschliesslich Lengnau und Endingen als Wohngemeinden erlaubt. Häufig wurden sie die Geldgeber für Christen, welche sich Häuser bauen wollten. Deshalb hatten die Häuser zwei Eingänge, einen für die Christen und einen für die Juden. Weitere Informationen zur Geschichte von Endingen finden sich auch in der Wikipedia.

Synagoge in Endingen, AG
 

Da die Zeit schon etwas fortgeschritten war und die Temperaturen sich eher den Dreissigern zuwandten, verzichteten wir auf die kurze Wanderung und fuhren mit dem Postauto nach Tegerfelden. Dort gab es zum Abschluss noch eine Degustation bei der Familie Baumgartner. Ich kannte den Betrieb von früher her und über Bekannte, die mit Baumgartners verwandt sind.

Nach dem Gang in den kühlen Keller genossen wir ausgezeichneten Traminer (nicht Gewürz-Traminer!), Goldwändler Pinot Noir, einen Pinot Noir-Malbec aus dem Barrique und zum Schluss auch noch einen Saõ Luca, eine Portweinkelterung.

Um 17:00 Uhr fuhren wir dann mit dem Postauto nach Döttingen und von dort mit dem Zug über Baden nach Hause. 

Alles in allem zwei gelungene Tage mit viel Wetterglück, netten Diskussionen und Spässen, gutem Essen, viel gutem Wein und schöner Landschaft. Aargau eben… :-)

Urs Sonntag 08 Juli 2012 - 8:04 pm | | default
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