#ToTheNorth23, Heimkehr und Wrap-Up

7. Oktober 2023 Lesezeit: 16 Minuten

Heimkehr

Wir trafen uns um 8:30 Uhr zum letzten Frühstück im Hotel, danach ging es auf's Zimmer, um fertig zu packen.

Ich chattete noch kurz mit Alamo, da ich die Endabrechnung des Mietwagen per E-Mail nicht erhalten hatte. War ja kein Wunder, wenn man bei der Anmiete die E-Mailadresse von Hand auf ein Papierformular eintragen muss, dass sich da ein Tippfehler eingeschlichen hatte. Immerhin war der Chat äusserst effizient und ich hatte nach fünf Minuten bereits die E-Mail erhalten. Danach wollte ich nochmals kurz hinlegen, merkte aber, dass wir ja bereits um 9:45 Uhr in der Lobby abgemacht hatten. Ich war dann der Erste beim Checkout, Adi und Rosette kamen kurze Zeit hinterher.

Um 10 Uhr fuhr der Airport-Shuttle, welcher jeweils stündlich verkehrt, mit uns und rund fünf anderen Hotelgästen und viel Gepäck los. Der Chauffeur weiss Abends auch, was er jeden Tag an schwerem Gepäck gehoben hat. 😬

Beim Check-In landeten wir nach kurzen Weg-Diskussionen im nationalen Teil des Flughafens, wo ich mit Rosette auch 2019 war. Die Wartezeit war kurz und bald waren wir in einer völlig überfüllten Lounge. Wir merkten dann, dass es auch eine internationale Lounge mit umliegenden Duty-Free Shops gab und gingen dorthin.

In der internationalen Lounge war die Platzsituation deutlich entspannter und man konnte sich sogar bedienen lassen. Während Rosette bald einmal shoppen ging, liessen Adi und ich uns bei gutem Wein und feinen Speisen bewirten.

Teller mit einem aufgeschnittenen Steak, Gemüse und Rösti

Nachdem Rosette zurückgekommen war, ging Adi auch noch ein paar Geschenke für seine Töchter einkaufen. Wir machten uns etwas später auf zum Gate, wo wir nach kurzer Wartezeit in unser Flugzeug mit Flugnummer AC 882 von Air Canada einsteigen konnten.

Ich hatte Rosette und Adi einen Fensterplatz gebucht, mich selbst an den Gang. Der Sitzkomfort ist gut, in der Liegeposition hat man genügend Platz um ausgestreckt liegen zu können. Den Platz würde ich nicht noch einmal wählen. Air Canada stellt auf die Konsole bei den vordersten Mittelplätzen jeweils die Kistchen mit Snacks für unterwegs und dann rascheln nächtens da die Leute immer damit herum. Zudem ist die Kombüse (Galley) vorne dran und die Crew lärmt da manchmal recht herum. Da häufig der Vorhang nicht ganz zu war, blendete mich auch ein wenig ein Licht von da vorne.

Ein Glas Schaumwein vor dem Display, welches die Platznummer und ein Bild von Zürich anzeigt

Schon bald nach dem rechtzeitigen Start wurde das Nachtessen serviert. Ich trat meinen Salat an Rosette ab, welche Crevetten (sowie so ziemlich alles aus dem Meer) verabscheut. Mit dem Essen aus der Lounge und der doppelten Vorspeise hatte ich schon mehr als genug. Ich bestellte als Hauptgang den Risotto mit Pilzen. Es war ok, allerdings ist Adi oder mein Risotto deutlich besser, der wird aber auch frisch gemacht. 🤷🏼‍♂️

Vorspeise des Nachtessens, Salat, ein Brötchen und ein Teller mit Crevetten auf Ananas

Nach dem Hauptgang ass ich noch etwas Käse und trank den Wein sowie ein kleines Glas Portwein, danach war ich natürlich deutlich «überfressen». Somit kreide ich den eher schlechten Schlaf eher meinem vollen Magen, als der Platzwahl zu.

Irgendwann gab ich auf und schaute mir im Bordprogramm einen sehr speziellen kanadischen Film an. «Ever Deadly» zeigt die Sängerin Tanya Tagaq», eine Inuit, in einem Konzert mit vielen Rückblicken und Einblendungen aus ihrem Leben. Das passte gerade zum Flug über ᓄᓇᕗᑦ (Nunavut) und meinem aktuellen eBook «Terror» von Dan Simmons, welcher über die Geschichte der Expedition durch die Nordwestpassage fabuliert.

Darstellung der Flugroute und Position, zeigt die Nordhalbkugel inkl. des Pols und Grönlands

Wie Adi meinte, sei es eigentlich fast üblich, dass das Frühstück über dem Nordatlantik genau dann serviert würde, wenn es im Flugzeug zu Turbulenzen käme. Ich bekam dann meinen Espresso nach zehn Minuten doch serviert.

Wir landeten sehr pünktlich in Zürich und hatten unser Gepäck kurz nach unserer Ankunft in der Gepäckhalle auch komplett aufs Band gestellt. Draussen wurden Adi und Rosette von befreundeten Personen begrüsst und dann mit dem Auto nach Hause gebracht. Ich wollte erst noch ein Brot beim Flughafenbeck kaufen, sah dann aber, dass ich den Zug um 9:08 noch erwischen würde und verabschiedete mich von meinen Reisebegleitenden.

Als ich kurz vor 11 Uhr zu Hause ankam, konnte ich im Milchkasten den kurz vorher von Eve hineingestellten Sauerteig im Empfang nehmen. Sie hatte ihn die sieben Wochen gehütet und gepflegt. Merci! 🥰

Am Nachmittag hiess es Wäsche waschen, einkaufen und gegen Abend bei der Nachbarin die von ihr aufbewahrte Post abholen. Während ich diese Zeilen schreibe, backe ich mein erstes Sauerteigbrot nach den Ferien. Allerdings ohne Roggenmehl und mit Ruch- anstelle Vollkornmehl. Man merkt, ich bin noch nicht ganz bei der Sache. 😂

Fazit

Sieben Wochen Ferien, wovon etwas mehr als fünf gemeinsam im Motorhome sind als Single ziemlich gewagt. Allerdings kannte ich die mitreisenden Rosette und Adi ja aus gemeinsamen Ferien. Es ging eigentlich sehr gut, wir teilten uns die Aufgaben gut und alle waren zufrieden. Gegen Ende von langen Ferien gibt es ja immer Längen und Momente, wo einem die Marotten der anderen eher auf's Gemüt schlagen.

Wir sind auf dieser Reise:

  • Rund 16'600 Kilometer geflogen
  • 10'614 Kilometer gefahren (davon 8'361 mit dem Motorhome)

Wir haben für rund 2'500 Franken Benzin gekauft. Pro Person für rund 30 Franken pro Tag Essen und Trinken (viel Bier, sorry Rosette) ausgegeben und natürlich ein Vielfaches davon für Transport (Flug, Motorhome, Mietwagen) und Unterkunft (Hotels, Ranch). Wie viele Gigabytes die Tausenden von Fotos und Videos auf Kamera und Handy belegen, lässt sich nicht abschätzen. 😂

Höhepunkte waren sicher die vielen schönen Aufenthalte auf den verschiedenen öffentlichen Campgrounds an den tollen Seen und der Besuch bei den Rissis auf der «Ride The Wind Ranch», aber auch Abende mit Spielen und das Grillieren am Campingfeuer. Wir werden noch lange davon zehren können.

Wrap-Up

Zur einfacheren Auffindbarkeit eine Liste der Reiseberichte.

Datum URL Beschreibung
17. Aug. 2023 #ToTheNorth23, Reisevorbereitungen und Anreise zum Flughafen 5 Min. Lesezeit
Über die Vorbereitung und Anreise
18. Aug. 2023 #ToTheNorth23, Auf nach Vancouver 11 Min. Lesezeit
Flug nach Vancouver
20. Aug. 2023 #ToTheNorth23, Vancouver nach Saanichton, Vancouver Island 13 Min. Lesezeit
Anmiete Motorhome, Fahrt zum ersten Campground auf Vancouver Island
22. Aug. 2023 #ToTheNorth23, von Süd nach Nord auf Vancouver Island  9 Min. Lesezeit
Fahrt nach Port Hardy auf Vancouver Island
24. Aug. 2023 #ToTheNorth23, Inside Passage und Fahrt zum Lake Seeley   15 Min. Lesezeit
Fahrt mit Fähre und vielen Tieren
27. Aug. 2023 #ToTheNorth23, Seeley Lake - Hyder, AK 13 Min. Lesezeit
Kurzer Abstecher nach Alaska und einem Grizzly
28. Aug. 2023 #ToTheNorth23, Hyder - Kinaskan Lake - Teslin Lake 16 Min. Lesezeit
Fahrt in den Yukon, Baden im See
31. Aug. 2023 #ToTheNorth23, Teslin Lake - Five Mile Lake 16 Min. Lesezeit
Seen und ein kurzer Abstecher in die Zivilisation mit Wäsche in Whitehorse
3. Sept. 2023 #ToTheNorth23, Five Mile Lake - Dawson City 15 Min. Lesezeit
Seen und die Goldgräberstadt
5. Sept. 2023 #ToTheNorth23, Dawson City - Top of The World Highway - Grizzly Lake Campground 18 Min. Lesezeit
Kalte Nächte und Fahrt über den Top of the World Highway
7. Sept. 2023 #ToTheNorth23, Grizzly Lake - Lake Louise, AK - Talkeetna 12 Min. Lesezeit
Auf dem Glenn Highway in Alaska
10. Sept. 2023 #ToTheNorth23, Talkeetna - Denali N.P. - Fairbanks 18 Min. Lesezeit
In den Denali Nationalpark und an den nördlichsten Punkt der Reise
15. Sept. 2023 #ToTheNorth23, North Pole Alaska and back to Canada 20 lange Min. Lesezeit
Schöne Tage am Kluane Lake und Rückkehr von Alaska in den Yukon
19. Sept. 2023 #ToTheNorth23, Adieu Yukon 23 Min. Lesezeit
Südwärts nach British Columbia mit vielen Tieren entlang des Highways
20. Sept. 2023 #ToTheNorth23, ein «nicht so wirklich Willkommen» in British Columbia 10 Min. Lesezeit
Nicht so tolles Wetter und geschlossene öffentliche Campgrounds bei viel Verkehr
20. Sept. 2023 #ToTheNorth23, into the smoke 16 Min. Lesezeit
Auswirkungen der Waldbrände, Seen
23. Sept. 2023 #ToTheNorth23, Ole's Lake - Pierre Greys Lakes 15 Min. Lesezeit
Biber, tolle Seen und auch mal ein Regentag
26. Sept. 2023 #ToTheNorth23, Pierre Greys Lakes - Ride The Wind Ranch 11 Min. Lesezeit
Etappenziel erreicht
29. Sept. 2023 #ToTheNorth23, Tage auf der Ride The Wind Ranch 13 Min. Lesezeit
Abgabe Motorhome, schöne Tage bei den Rissis
2. Okt. 2023 #ToTheNorth23, Ride The Wind Ranch - Banff - Jasper 16 Min. Lesezeit
Unterwegs mit dem PW, wunderschöne Seen in den Rockies
5. Okt. 2023 #ToTheNorth23, Jasper - Kamloops - Vancouver 22 Min. Lesezeit
Abschluss der Reise

Lesen muss man ja nicht, Bilder anschauen (Klick auf erstes Bild, danach Galerie, ideal auf PC/Laptop mit grossem Bildschirm) reicht auch. 😂

Gesamthaft sind das mehr als 5 Stunden Lesematerial, unglaublich. Vor allem wenn ich für das Erstellen der Seiten und die Bearbeitung der Bilder eher ein mehrfaches davon benötigte. Immerhin, ich schreibe die Seiten ja auch für mich, wenn ich mal etwas nachlesen möchte. 😇

Danke Adi und Rosette für das Korrekturlesen und für die vielen Fotos und Videos, welche Ihr beigetragen habt. Es waren viele tolle Erlebnisse und schöne Wochen.

P.S.: Fotos (und Berichte) könnt Ihr auch gut mit Google suchen.
Einfach mit der URL: https://www.google.com/search?q=site%3Aurs-mueller.ch+%23ToTheNorth23
zusätzlich noch einen weiteren Suchbegriff eingeben, wie zB "Five Mile Lakes" und dann auf «Bilder» klicken.


#ToTheNorth23, Jasper - Kamloops - Vancouver

5. Oktober 2023 Lesezeit: 22 Minuten

Jasper – Kamloops

Die Nacht war ja eher kurz, da ich bis um halb zwei in der Nacht noch den letzten Beitrag fertiggestellt hatte. 😬

Ich hatte eh nicht so Lust, selber zu fahren und meine Reisebegleitung übernimmt das gerne. Ich bin ja eh der Einzige, dem es auch bei wilderen Ritten egal ist, auf der hinteren Reihe zu sitzen.

Wir fuhren die Strasse vom Hotel zum Bahnhof und assen ein «kleines» Frühstück in einem Restaurant. 😂

Frühstück, ein Teller mit drei Stück «French Toast»

Auch wenn es Rosette jeweils fast schüttelt, Adi und ich schütten da jeweils viel Sirup drüber, so dass das Kännchen beinahe leer wurde.

Draussen begutachteten wir noch einmal das «Bobo» unseres Wagens. Der Steinschlag hatte ja nach unten und oben von der Einschlagstelle je etwa 8 Zentimeter einen Riss in der Scheibe erzeugt. Wir hatten am Abend mit Wundpflaster einen Teil davon amgeklebt, um das Wachsen eventuell zu verzögern. Nun war der Riss aber auch ein klein wenig von vorne gesehen nach oben rechts weiter gewachsen.

Frontscheibe des Wagens. Zwei Wundpflaster bedecken einen Teil des Risses in der Scheibe

Beim Fahren stört das überhaupt nicht, da es hinter dem getönten Teil unten ist und nicht einmal gut sichtbar, wenn man nicht genau hinschaut. Wir hofften immer noch, damit ohne Probleme bis nach Vancouver zu kommen.

Das Wetter war bedeckt und wurde nicht viel besser, während wir in Richtung Mount Robson fuhren. Im Restaurant und Visitor-Center kurz vor der Verzweigung in «Tête Jaune Cache» (weiss jemand, wie man das in Englisch ausspricht? 🤪) hielten wir auf einen Kaffee mit Süssem und besuchten noch kurz den Souvenir-Shop.

Die Fahrt entlang des Thompson River verlief zügig bei wechselndem Wetter, teilweise mit etwas Regen. Uns wunderte die breite Schneise entlang des Highway. Als wir mal kurz etwas Netz hatten, wusste Google und das Internet die Antwort dazu. Man baut da die «Trans Mountain Pipeline» aus dem Grossraum Edmonton nach Burnaby nahe der Küste für Rohöl. 🤨

Natürlich gab es auch einen Schwarzbären entlang des viel befahrenen Highways, welcher nicht mit der Flinte, aber Rosettes Zoom «geschossen» wurde. 😉

Ich schlief immer wieder ein wenig ein und bald erreichten wir Clearview, wo wir einen kurzen Pit-Stop im «Tim Hortons» machten. Diesmal nicht Kaffee und Kuchen, sondern eher Cola und Sandwiches. Adi und ich bestellten ein grilliertes Käse-/Speck-Sandwich. Aber bei der Auslieferung war nur das Sandwich für Rosette und eines für uns drin. Dummerweise füllte sich das Restaurant dann mit Teenies aus zwei Schulbussen, welche wohl auf einer Klassenfahrt waren. Die Reklamation führte dann zu einer «Nachproduktion», welche aber aufgrund des Andrangs dauerte.

Im Lebensmittelladen kauften wir dann noch Wasser für die Mitreisenden, welche täglich ungeheure Mengen von Wasser zu sich nehmen, weshalb wir auch regelmässig Unterwegshalte an den Rastplätzen machen müssen. 😇🤷🏼‍♂️

Das Doubletree in Kamloops wurde um halb fünf Uhr angesteuert und entpuppte sich als ganz nett. Es hatte zwar eine «Schwetti» von Touristen mit tausenden von Koffern aus dem «Rocky Mounteneer» vor dem Hotel, aber die waren irgendwo abgeblieben.

Wir gingen später an die Hauptstrasse um uns ein Nachtessen zu «jagen», was sich etwas herausfordernd herausstellte, da viele Restaurants geschlossen waren. Im «Mittz Kitchen» fanden wir dann doch noch ein Plätzchen bei guten Bier und mal etwas anderem als Burger oder Steaks. Die Kellnerin war sehr nett und ergänzte jeden Satz von uns mit einem Lächeln und: «Sounds good!» 😂

Zu späterer Stunde liessen wir uns noch kurz in der Hotelbar nieder, wo wir uns noch einen Drink genehmigten. Ich mal ausnahmsweise (😉🤤) etwas mutiger mit einem Bitter mit Copper Pot Whiskey von Forty Creek und etwas Kardamom.

Ein Glas mit Whiskey auf dem Club-Tisch 

Kamloops – Vancouver

Die Nacht war nicht für alle gleich erholsam. Ich war als «Hilton Honors Member» im obersten Stockwerk und hatte nicht viele Nachbarn sowie ein Zimmer nach hinten. Rosette und Adi hatten ihr Zimmer nach vorne und die bereits mitten in der Nacht aufbrechenden Touris von der Reisegruppe des «Rocky Mounteneers» machten offenbar sowohl im Hotelgang als auch draussen mit den Rollkoffern ordentlich Krach. 😡

Ich fuhr den Wagen zum lokalen «Denny's», wo wir frühstückten. Das «Moons Over My Hammy» war leider nicht ganz vergleichbar mit dem aus den Stammgefilden in California. Das Brot war eher echt, als das sonst knusprig, ungesunde weisse Toastbrot.

Ich übergab nach dem Frühstück das Steuer wieder an Rosette und wir fuhren danach nicht auf dem Highway, sondern über Land mit vielen Kurven, Steigungen und Seen.

Szenerie entlang der Strasse, grüne Wiesen, Hügel und ein blauer Himmel mit vielen Wolken

In Princeton machten wir einen Halt vor einem Subway's und assen einen halben Fuss des Sandwichs vor Ort. 🤣

Den Rest gab es dann weiter unten im Manning Provincial Park. Wir fuhren dort kurz zum «Lightning Lake», wo sich Adi an die Ferien mit seiner Familie erinnerte. Der Wind war etwas bissig und die Zeit schon etwas fortgeschritten, als er dann weiter via Hope nach Vancouver fuhr.

Google Maps und mein installiertes Garmin nüvi gaben uns an, dass es vor Vancouver etwas Stau gäbe. Naja, was erwartet man im Feierabendverkehr, wenn es keinen gescheiten ÖV gibt. Wir verloren vielleicht 20 Minuten, was akzeptabel ist und sogar gut, wenn man Los Angeles kennt.

Unser Hotel, das Radisson Airport, hat eine nette Vorfahrt und wir fanden sogar einen Parkplatz gleich 5 Meter vor der Lobby. Sensationell, und der Preis war auch absolut ok mit 24 Dollar den Tag.

Die Zimmer sind auf die Trasse des Sky Trains. Da rumpeln immer wieder mal die kurzen Zügli durch. Im 9. Stock, wo Adi und ich das Zimmer haben, hört man sie nicht gut. Rosette meinte, im 7. Stock sei es deutlicher.

Das Nachtessen gab es im Hotel, wo das Mozza wirklich recht authentisches italienisches Essen serviert. Die Umgebung mit den vielen chinesischen Restaurants stiess sonst nicht so sehr auf die Gegenliebe aller Mitreisenden.

Strassenkreuzung in Vancouver mit vielen (grünen) Lichtsignalen, dahinter am Horizont ein feurig rot/gelber Sonnenuntergang 

Wir beschlossen, den Wagen am Mittwoch nach dem Frühstück zurückzubringen und dann mit dem Sky Train in die Stadt zu fahren, um ein wenig Souvenirs zu kaufen und herum zu hängen.

Vancouver

Das Frühstück nahmen wir im Hotel und verzichteten auf das Buffet. Wirklich hungrig waren wir ja nicht und Adi sagte treffend: «Ich lass mich gerne mal bedienen, wir haben im Motorhome ja immer selbst gekocht.»

Danach räumten wir noch alle restlichen Dinge aus dem Wagen, versorgten sie in den Hotelzimmern und fuhren um 11 Uhr los zur Autovermietung, welche nicht weit vom Hotel im Flughafen ist. Ich machte den Angestellten auf den Sprung in der Windschutzscheibe aufmerksam, worauf er mit einem weissen Marker vorne an der Scheibe den Riss markierte und auf der Seitenscheibe ebenfalls einen Schriftzug «WIS CRACK» hinterliess.

Seitliche Scheibe des Wagens mit Schriftzug

Der herbeigerufene Manager bestätigte uns dann, dass der Schaden durch die Versicherung gedeckt sei. Er meinte, die Endabrechnung bekäme ich dann per E-Mail. Da ich die E-Mail aber wohl unleserlich hinterlassen hatte, habe ich noch keine Angaben, wie viele Kilometer wir gefahren sind. Das GPS meint, rund 2'300 Kilometer. Wobei es nicht immer eingeschaltet war.

Mit dem Sky-Train fuhren wir danach in die Innenstadt. Der Zugang ist sehr einfach, einfach Handy oder Kreditkarte an den Leser beim Zugang und beim Ausgang halten. Wobei ich wohl auf dem Hinweg schwarz gefahren war, da die Revolut nicht akzeptiert war und die Amex auch nicht funktionierte. Trotzdem ging das Tor auf. Who knows… 🤷🏼‍♂️

Wir spazierten ein wenig auf der Robson Street und kauften einige Souvenirs oder Geschenke, bevor wir uns auf den Weg zum Hafen machten. Die Bautätigkeit ist immer noch (oder wieder?) hoch und gerade hier im Viertel nahe dem Stanley Park sieht es ziemlich anders aus, als bei den letzten Besuchen.

Wolkenkratzer der auf einer Seite abgestuft ist. Aber nicht von unten nach oben schmaler, sondern umgekehrt

In einem kleinen Café genossen wir mal wieder «richtigen» Kaffee, nicht diesen üblen Filterkaffee, der in der Kanne herumsteht, bis er nach nichts mehr schmeckt.
Vancouver hat auch einige Bäume, die schöne Herbstfarben zeigen. So ging der Weg zum Hafen runter auch mit ein wenig Abwechslung von statten.

Hochhaus im Hochformat, davor Bäume mit rotem und gelbem Herbstlaub und ein parkiertes Auto

Danach spazierten wir zum Stanley Park hinüber, wo Adi Rosette noch den Park mit den Totem-Pfählen empfohlen hatte. Vom Weg entlang des Hafens sieht man die Skyline von Vancouver mit dem vielen grün/blauem Glas gut und Adi ist noch ein toller Schuss mit Spiegelung gelungen.

Hafen mit Spiegelung der dahinterliegende Skyline von Vancouver unter grauem Himmel

Ihr kennt das vielleicht auch, am Ende einer langen Reise mit sehr vielen Höhepunkten, ist irgendwann ein wenig die Luft draussen. Bei einigen etwas früher, bei anderen später. Die Totempfähle fanden Adi und ich noch interessant, aber wir kannten sie schon und so war es für uns lustiger, allen Leuten beim Erstellen von Selfies zuzuschauen oder allenfalls auch einigen Leuten ein Foto mit ihnen und den Pfählen zu machen.

Der Totempfahl-Park im Stanley Park mit verschiedenen Pfählen mit unterschiedlichen Symbolen und Gestalten

Ich bestellte dann einen Uber, der in sehr kurzer Zeit erschien, um uns für ein paar Dollar zum Hotel zu fahren. Der Fahrer, gebürtiger Iraner mit einem kleinen Tesla, war sehr freundlich und wir schwatzten mit ihm, während er wie ein Henker durch die Stadt fuhr. Ok, die meisten anderen Wagen fuhren auch wie die Henker. Ich sass hinter ihm, Adi neben mir, Rosette hatte vorne auf dem Beifahrersitz Platz genommen. Er erklärte uns, dass man es in Kanada mit der Höchstgeschwindigkeit nicht so ernst nähme. Wenn alle 20 Kilometer zu schnell führen, so dürfe man das auch. Nur wenn sich die Mehrheit an die Geschwindigkeit halte, gälte sie. Wer weiss… 🤷🏼‍♂️

Während wir also mit ihm über Kanada, die USA, das Lastwagenfahren (sein anderer Job) und die Mietpreise schwatzen, wechselte er die Spuren und fuhr dann, da erlaubt, auch auf der Carpool-Lane. Die Strasse zum Flughafen ist pro Richtung dreispurig, wobei die äusserste Spur eben diese Carpool-Lane für Busse, Taxis und Autos mit mehr als zwei oder drei Insassen ist. Er fuhr so gegen 70 Kilometer die Stunde diese recht enge Spur entlang, als ich plötzlich etwas blitzen sah und dann fiel mir das Handy aus der Hand, ich hing in den Gurten und sah, wie Rosette, welche vorne fuhr, ein Pfosten entgegenkam. Dann gab es einen scharfen Ruck nach links und wir waren wieder auf unserer Spur. 😱

Der Fahrer hatte nur kurz im Redefluss gestockt, aber er fuhr unbekümmert weiter, während wir völlig schockiert waren. 😱😱

Von der Gegenrichtung wollte ein Wagen in eine Querstrasse einbiegen und fuhr durch die stehenden zwei Spuren neben uns in unsere Spur hinein, auf welcher der Tesla dahin schoss. Unser Fahrer musste einen scharfen Schlenker um den einbiegenden Wagen herum machen und verfehlte den dicken Kandelaber der Strassenbeleuchtung nur um Haaresbreite.

Offenbar war das für den Fahrer nichts Spezielles. Er schilderte uns, dass man hier halt aufpassen müsse, dass es im Iran oder in der Türkei noch viel schlimmer sei und so nahmen wir es auch mit ein wenig Humor, aber auch mit einem rechten Schrecken. Wir gaben ihm ein gutes Trinkgeld für seine ausgezeichneten Reflexe und erholten uns vor dem Nachtessen noch ein wenig auf dem Zimmer.

Das Nachtessen gab es im «The Keg» auf Granville Island. Wir nahmen den Sky-Train für das erste Stück und hatten dann keine Lust, noch mit dem Bus den Rest der Strecke zu fahren. Auch dieses Mal gab es wieder einen Uber für ein Schnäppchen. Der Fahrer wurde von uns in die Bushaltestelle befohlen, in der natürlich die längste Zeit kein Bus kam, bis dann, als er heranfuhr. 🤪

Danke, Markus, für die Empfehlung an Adi für das «The Keg»! 🥰

Das Steakhouse hatte wirklich Klasse. Die Bedienung wusste nicht nur, wo ungefähr die Schweiz lag, sondern konnte auch Weinflaschen korrekt öffnen und hatte Freude, dass wir auch ein wenig Humor hatten. Während Adi ein Filet Mignon genoss, liess sich Rosette ein New York Striploin nach dem Salat servieren. Dazu gab es eine Flasche Rotwein aus Paso Robles.

Ein leicht gefülltes Glas Rotwein, dahinter die Flasche Merlot von J. Lohr aus Paso Robles

Ich wollte eigentlich auf die Nacht nicht zu viel Fleisch und liess mich dann doch überreden. Als Vorspeise gab es eine riesige Portion (vom Preis her erwartete ich weniger) Carpacio vom Tunfisch mit Avocado, dazu noch dünn gebacke Teigplätzchen (wie Fasnachtschüechli, nur ungesüsst).

Ein länglicher Teller mit einem runden Türmchen mit Avocado-Stückchen, darauf rohe Thunfisch-Stückchen mit Sesam bestreut.

Danach gab es ein wunderbar zartes Prime Rib, sechs Stunden niedergegart (gem. Kellnerin) mit einem sehr leckeren Kartoffelstock mit etwas Knoblauch und Gemüse, sowie Champignons. Der dazu gereichte Meerrettich war extrem frisch und saumässig scharf. Stephan J. hätte seine Freude daran gehabt. 😂
Dass es dazwischen auch noch einen Salat und danach einen Portwein gab, erwähne ich der Vollständigkeit halber.

Ein Teller mit einem rosafarbenen, niedergegartem Stück Rinderbraten, Kartoffelstock und Gemüse

Wir schauten uns noch einmal die Skyline von Vancouver von Granville Island aus an, erfreuten uns an der lauen Nacht und liessen uns dann, trotz den heutigen Erfahrungen, noch einmal von einem Uber zum Hotel zurück fahren. Diesmal ohne Überraschungen mit einem sehr schweigsamen Fahrer in einem Toyota Sienna.

Panoramabild. Im Vordergrund das Wasser des «false Creek», dahinter die Lichter der Hochhäuser in der Nacht. Rechts sieht man die Granville Bridge als Schatten.

Und nun?

Es ist nun Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in Vancouver. Wir werden am Donnerstagmorgen gegen 10 Uhr zum Flughafen fahren und dort gegen 13:40 Uhr mit Air Canada 882 nach Hause fliegen, wo wir in Zürich gegen 8:35 Uhr am Freitagmorgen ankommen sollten.

Ich werde, falls es sich lohnt, noch einen Bericht über den Heimweg schreiben, vermutlich erst später. Ansonsten eine Seite mit einer Zusammenstellung und allen Etappen als Links für die später hinzugekommenen Leser:Innen, da die Navigation im Blog mangelhaft ist.

Ich hoffe, es hat Euch nicht völlig gelangweilt, sonst wärt Ihr sicher nicht bis hierher mitgekommen. Ab Montag kommt wieder die harte Realität des Berufslebens zurück und dieses Blog wird wohl wieder schlafen bis nächstes Jahr.

Danke für die Likes auf SoMe, die Feedbacks über die Icons unten auf der Seite. Zusammen mit der Zugriffszahl im Dashboard des Blogs gibt mir (uns) das auch ein wenig Feedback, dass die Seiten nicht nur für mich und meine Erinnerungen, sondern auch zu Eurem Vergnügen erstellt wurden.

Hebed's guet, bis später mal. Liebe Grüsse, Rosette, Adi und Urs 🙋🏻‍♀️🙋🏼‍♂️👋

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Karte der beschriebenen Route

Link zur Route auf Google Maps.

Kartenausschnitt auf Google Maps


#ToTheNorth23, Ride The Wind Ranch - Banff - Jasper

2. Oktober 2023 Lesezeit: 16 Minuten

Abschied von der Ride The Wind Ranch

Wir Drei hatten am Freitag Abend mit Kathy und Marty ein feines Abendessen als Geburtstagsessen von Kathy im Grillers Steakhouse in Rocky Mountain House nachgeholt. Danach fuhren wir noch einmal zur Ranch, wo wir uns nachher bei einem Kartenspiel mit viel Schalk und guten Unterhaltungen im Ranchhouse trafen.

Danach ging es noch ein letztes Mal in unsere Cabins um zu Schlafen. Die absolute Ruhe und die schönen Cabins hätten das eigentlich fördern sollen, aber wir hatten ev. zu wenig Bewegung oder zu viele gehaltvolle Diskussionen. Auf jeden Fall schliefen wir alle nicht so gut, ev. kann man ja auch dem Vollmond die Schuld geben.

Am grauen Samstagmorgen hiess es dann Packen, was wir nicht an die Rissis übergeben konnten zu Entsorgen und Adieu zu sagen.

Blick über das Gelände der Ranch, grüne Wiesen, Zäune und weit im Hintergrund unter grauem Himmel der Wald mit leichtem Nebel

Letzteres fällt unterschiedlich schwer, je nachdem, wie gut einem die Ranch gefällt. Auf jeden Fall sind Kathy und Marty sehr tolle Gastgeber, feine Menschen mit viel Bodenhaftung und Humor. Ein Besuch kann wärmstens empfohlen werden.

Das «Moose-Cabin» bestehend aus zwei Wohneinheiten in gebeiztem Holz mit Veranda

Ride The Wind Ranch – Banff

Wir nahmen die Route via Nordegg und den Icefield Parkway nach Banff. Der ist zwar länger und kostet «Eintritt» in den Nationalpark, aber die Strecke ist landschaftlich reizvoller.

In Nordegg machten wir eine erste Kaffeepause und ich erhielt einen erstaunlich guten Espresso im Miner's Café.

Natürlich mussten wir am Abraham Lake eine kurze Pause einlegen, um Fotos dieses riesigen Stausees zu schiessen. Mir hatte es der von herbstgoldenen Pappeln bestandene Highway mit dem Ausläufer des Mount Stelfox unter blauem Himmel angetan.

Highway mit herbstfarbenen Bäumen/Sträuchern, dahinter ein Berg unter blauem Himmel mit weiss darüber dräuenden Wolken

Kurz bevor der David Thompson Highway in den Icefield Parkway mündet, gibt es eine Mautstation. Hier bezahlten wir die 10.50 $ pro Tag/Person. Obwohl die Bedienstete zweimal nach der Anzahl Personen fragte und auch uns alle sah, kostete es nur 21 Dollar. Seniorenrabatt? Kinderrabatt? Egal… 😂

Auf dem Icefield Parkway hatte es auch solcherlei Verhältnisse. Der Himmel war mehrheitlich grau, es gab ein wenig leichten Schneefall und die Fichten waren schneebedeckt. Am Peyto Lake machten wir Halt und stiegen den viel begangenen, asphaltierten und teilweise etwas rutschigen Weg zur Aussichtsplattform hoch.

Rosette und ich kamen ziemlich ins Atmen, als wir dann die Höhenangaben prüften, wussten wir weshalb. Der Aussichtspunkt liegt auf über 2100 Meter über Meer und die Luft war entsprechend etwas ungewohnt dünn. Aber die Aussicht lohnte sich trotz vielen Touristen aus allen Ländern und etwas grauem Himmel. Die Farbe des Sees ist wirklich aussergewöhnlich.

Der türkisfarbene, spiegelglatte See liegt von Fichten bestanden am Fuss einer mächtigen Bergwand. Der Himmel ist eisgrau

Da wir schon etwas spät waren, fuhren wir in Lake Louise durch und bogen dort auf die Bow Valley Road ab, die sich durch das Tal schlängelt. So konnten wir den Verkehr auf der Autobahn etwas meiden. Tiere sahen wir aber trotzdem keine. Zu spät für die Wölfe, Elche, Hirsche und Giraffen, oder was man auch immer da sonst sehen kann. 😉😇

Unser Etappenziel Banff bzw. die Bow View Lodge wurde bald erreicht und die Zimmer bezogen. Da Banff ein sauteures Pflaster ist, wir unser Hotel auch sehr knapp gesucht hatten und auch nicht mehr viel rundherum verfügbar war, teilten Adi und ich uns ein Zimmer. 

Wir wählten Melissa's Steakhouse für unser Nachtessen und erhielten einen Tisch mit einer kleinen Wartezeit, die wir an der Bar bei Nachos und einem Apéro verbrachten. 

Adi und ich wählten ein Prime Rib, Rosette ein Bisonfilet. Neben der etwas langsamen Bedienung war es ein sehr gelungenes Dinner. Damit konnten wir ein weiteres Item auf unserer Bucketliste abhaken… 🤤

Nachtessen mit einem rosafarbenen Prime Rib, einem Schälchen Reis und Gemüse

Die paar Bierchen und wohl auch mein Schnarchen bzw. die ungewohnte Nähe der beiden Doppelbetten im kleinen Zimmer hatte eher negative Auswirkungen auf unsere Schlafqualität, vor allem auf die von Adi. Er schlief trotz den Ohropax sehr schlecht und auch ich konnte mich am nächsten Tag nicht als ausgeruht bezeichnen.

Banff – Jasper

Das Frühstück gab es in einem kleinen Café an der Hauptstrasse. Die Bedienung sah aus, als ginge sie noch zur Schule, was gut möglich ist. Der Barista war auch nicht viel älter, ging seinen Job aber mit einer grossen Ruhe an. Die Qualität der «Lattes» bzw. meines doppelten Espresso war dann aber tadellos.

Nachher checkten wir im Hotel aus und beluden unseren Karren wieder. Wir haben so gepackt, dass wir einen Teil des Gepäcks im Wagen lassen können. Ich für meinen Teil nur den kleinen Bordkoffer, der recht leicht ist. Ok, dafür muss ich meinen Fotorucksack, der sauschwer ist, jeweils mit aufs Zimmer nehmen. 🤷🏼‍♂️

Die Strecke führte uns bei leichtem Nebel zuerst auf den Aussichtspunkt auf dem Mount Norquay, wo wir unterwegs ein paar weibliche Dickhornschafe mit Jungen, welche sich am Strassenrand an der Böschung zu schaffen machten. Wir wussten nicht genau, ob sie da Salz leckten oder Wurzeln hervorzupften.

Dickhorn-Schafe suchen Nahrung oder Salz an einem steilen Hang neben der Strasse

Beim Wenden bemerkten wir dann plötzlich, dass wir einen Schaden an der Windschutzscheibe haben. Vermutlich ist das schon vor zwei Tagen passiert, als wir einen Stein auf die Frontscheibe kassierten. Wir vernahmen zwar einen Aufprall, sahen aber keinen Schaden. Jetzt bei Tageslicht und genauem Hinsehen, war ein kleiner 2mm grosser Glasschaden ganz unten auf der Fahrerseite sichtbar. Der Schaden hatte sich aber in Form eines Risses beidseitig je ein paar Zentimeter ausgebreitet. 😏
Wir denken, dass wir damit bis zum Ende der Reise mit dem Mietwagen durchkommen. 😬

In Lake Louise machten wir einen kurzen Abstecher zum See hinauf. Wir wussten zwar, dass es seit unserem letzten Besuch im 2019 noch mehr Touristen und noch weniger Parkplätze gibt. Aber nun muss im Dorf bzw. im Gebiet der Ski-Arena parkiert werden und man kommt nur noch mit Shuttle-Bussen zum See hoch. Das haben wir uns geschenkt.

Das Wetter klarte auf und die Sonne schien vom blauen Himmel, also hiess es natürlich, anhalten – fotografieren – weiterfahren. Repeat…

Der Bow Lake lockte als erstes bei der Vorbeifahrt.

Der spiegelglatte Bow Lake bei der Vorbeifahrt aus dem Autofenster

Natürlich fuhren wir zur Lodge hinunter, obwohl es oben an der Strasse hiess, dass sie geschlossen und die Parkplätze voll seien. Wir konnten unseren Wagen am Strassenrand abstellen und ein wenig dem See entlang spazieren. Es hatte Hochzeiten mit wilden jungen Männern, welche sich in Badehosen in den See stürzten, aber vor allem eine grandiose Stimmung, obwohl wir gegen die Sonne fotografieren mussten.

Blick nach Osten über den See und auf die dahinter liegenden, schneebedeckten Berge. Im Vordergrund ein Baumstumpf.

Nicht im Bild, der Bow Gletscher bzw. das was er noch ist. In meiner Erinnerung zurück bis 1994, beim ersten Besuch, war da mehr. Auch mehr bzw. dicker mit Schnee bedeckte Berggipfel.

Natürlich mussten wir bei diesem «Hammer-Wetter» (Wortwahl für Marty und Kathy) noch einmal zum Peyto Lake. Es war an diesem Morgen deutlich kühler und der Weg teilweise leicht rutschig. Aber wir meisterten ihn ohne Sturz.

Türkisfarben liegt der See unter der Aussichtsplattform, gesäumt von Fichten und dahinter einem steilen Berg

Bei den Waterfowl Lakes fiel mir bei der Fahrt gleich der etwas weiter hinten liegende und doch mächtig mit seinen schneebedeckten Flanken präsentierende Howse Peak auf.

Der mächtige Berggipfel ragt über dem Wald, der Herbstfarben zeigt

An den darunter liegenden Waterfowl Lakes hielten wir an und fotografierten die Gegend noch einmal in Ruhe. Im nachfolgenden Panorama sieht man die «White Pyramid» (3'219 Meter über Meer) deutlich grösser, als den «Howse Peak», welcher links davon steht und 76 Meter höher und somit der höchste Berg der Kette ist.

Panorama über den Waterfowl Lake mit dahinterliegenden Bergen

Beim Athabasca-Gletscher des Columbia Icefields hielten wir kurz an und machten ebenfalls ein paar Bilder. Der Ort ist aber derart mit Touristen überlaufen und der Gletscher hat sich so stark zurückgezogen, dass man (mit unseren Erinnerungen) halt eher enttäuscht, still und traurig weiterfährt.

Die Fahrt zog sich dann ziemlich dahin und eigentlich wollten wir ja noch von Jasper an den Maligne Lake hoch. Also noch schnell an die Athabasca-Falls, wo ich aber im Auto sitzen blieb. Ein Wasserfall, ein Wasserfall, irgendwo hinter vielen Hunderten von Touristen. Äxgüsi, aber manchmal wird es einem zu viel. Und ja, wir tragen ja auch dazu bei.

In Jasper angekommen, bezogen wir schnell unsere Zimmer in der Marmot Lodge und fuhren dann die Dreiviertelstunde zum Maligne Lake hoch. Unterwegs sahen wir ein paar Leute anhalten, um eine Elchkuh mit Kalb zu bestaunen oder die Landschaft zu fotografieren. Aber es zog uns zuerst zum See.

Der Maligne Lake ist ja für seine Farbe bekannt. Leider war es etwa windig gegen Abend und so war die Oberfläche gewellt. Es hatte nicht mehr sehr viele Touristen, nur gerade ein Boot kam von der Fahrt zum Spirit Island zurück. Die wohl meist fotografierte Insel in den Rockies. 🤷🏼‍♂️

Der Maligne Lake mit dem bekannten Bootshaus und einem kleinen Hafen voller Schiffe unter blauem Himmel

Es wurde dann schnell kühl und der Himmel zog langsam zu. Also fuhren wir wieder zurück in Richtung Jasper. An der selben Stelle, an der wir bereits auf dem Hinweg parkierte Autos und Leute am Strassenrand gesehen hatten, standen erneut Wagen. Einige Menschen fotografierten einen weit unten in der Ebene sehenden Elch oder einen Weisskopf-Seeadler auf seinem Horst. Eine Gruppe Dickhorn-Schafe leckte an einem Auto, das mitten auf der Strasse stand. Und sie kamen auch zu uns. 😂

Es war dann schon dunkel, als wir endlich in Jasper waren. Adi meinte, er sei bald zu müde, um etwas zu Essen, aber wir landeten doch noch im «Cassios Italian Restaurant», eine Empfehlung für Pasta al Dente und wirklich einen Besuch wert.

Eigentlich sollte ich pennen, aber da ich den Beitrag schon begonnen habe, schreibe ich ihn auch zu Ende, auch wenn es bald 1 Uhr 30 ist.

Bis demnächst… Das Ziel naht sehr bald. 

Karte der beschriebenen Route

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Kartenausschnitt auf Google Maps


#ToTheNorth23, Tage auf der Ride The Wind Ranch

29. September 2023 Lesezeit: 13 Minuten

Rocky Mountain House – Calgary

Die erste Nacht auf der «Ride The Wind Ranch» war ungewohnt. Zwei, im Vergleich zum Schlafsack, schwere Duvets halten einem warm, wenn man die Heizung nicht laufen lässt. Zudem, nach fünf Wochen, alleine, sehr grosse Ruhe und viel Platz.
Komisch, wie schnell man sich an das Leben zur Dritt auf kleinem Raum gewöhnt hatte.

Mein Wecker ging um 5:30 Uhr und kurz vor 6 Uhr Morgens stiegen wir noch einmal in unser Motorhome ein. In dunkler Nacht steuerten wir es in Richtung Calgary. In Rocky Mountain House tankten wir noch ein letztes Mal für 50 Dollar Benzin, so hatten wir ausgerechnet, mit rund 25% Tankfüllung anzukommen, was dem geforderten Mass bei der Vermietung entsprach.
Unterwegs wurde es kurz nach sieben Uhr etwas heller am östlichen Horizont, bevor dann rund 7:30 Uhr die Sonne sich tatsächlich durch die Wolken schlich.

Unterwegs auf dem Highway in Richtung Calgary. Durch die verschmutzte Frontscheibe sieht man die Autobahn und den Horizont, der sich langsam verfärbt

Wir fuhren um 8:50 Uhr mit einem kleinen Schlenker vor die Vermietstation von Canadream in Balzac, einem nördlichen Vorort von Calgary ein. Ich hatte noch gelästert, dass doch an einem Dienstag dort niemand ein Motorhome zurückgäbe. Aber weit, sehr weit gefehlt. Die Station ist riesig und es fuhren fortlaufend andere Motorhome ein und stellten sich in die Reihen.

Gelände der Mietstation von Canadream mit Motorhomes und Menschen unter blauem Himmel

Ein Angestellter scannte das Fahrzeug, fragte uns noch einmal, ob wir alles aus dem Wagen genommen hätten und meinte dann, wir könnten nun in die Station hinein gehen. Wir kontrollierten noch einmal (vergassen aber das Weissbrot in der Mikrowelle, welche uns als Brotkasten diente) und gingen dann in die Station zum Empfang. Dort erklärte man uns, dass wir uns an einen der Tische setzen könnten und wir dann aufgerufen würden.

Wir probierten den Gratis-Kaffee, den wir dann umgehend und leicht angewidert, wie auch verschämt wegschütteten. 🤢
Nach rund 20 Minuten, in welchen wir auch gleich am WLAN mal wieder die Telefone und Apps updaten konnten, wurde ich aufgerufen und fünf Minuten später war alles geritzt (erledigt).

Ein Taxi, welches bereit stand, nahm uns und ein englisches Paar mit zum Flughafen, so konnten wir uns die Rechnung teilen und noch ein wenig witzeln und Geschichten teilen.

Unseren Mietwagen hatten wir erst ab Mittag. So suchten wir uns erst ein Restaurant für ein Frühstück. Im Delta Airport Hotel hatte es eine schöne Lobby mit Restaurant und wir liessen uns wieder mal bedienen.

Frühstücksteller mit zwei Eggs Benedict, fritierten Kartoffeln und Grilltomate

Kurz vor 11 Uhr gingen wir in die gleich daneben liegende Station für Mietwagen und konnten ohne Wartezeit bei Alamo den Mietvertrag abschliessen und danach einen der drei bereit stehenden Chrysler Pacifica auswählen. Wir entschieden uns gegen den knallig roten und nahmen den silberfarbenen Wagen.

Der Mietwagen von schräg hinten links her fotografiert.

Mit dem fuhren wir dann zurück nach Balzac in die CrossIron Mill Mall. Rosette wollte dort etwas shoppen. Wir Männer pflegen nicht ganz die selben Leidenschaft dafür, sahen uns aber ein wenig im Sportartikel-Laden «Bass Pro Shop» um, weil das dazu gehört. Der riesige Laden mit grossem Aquarium mit Lachsen und Forellen, eigenem Wasserfall und sicher um die zwanzig ausgestopften Tieren bietet von Kleidern, Stühlen, Jagdwaffen über Fischerruten und Quad-Fahrzeugen bis zu grösseren Motorbooten alles. 

Ein gefütterter, faltbarer, doppelsitziger Campingstuhl, Adi sitzt darauf. Im Hintergrund viele weitere Artikel im Bass Pro Shop

So gegen 13 Uhr machten wir uns dann wieder auf den Heimweg, dieses Mal via Sundre, und fuhren zur Ranch zurück, wo wir Abends auf dem Gasgrill auf der Veranda bei unseren Cabins grosse Steaks brieten.

Rocky Mountain House

Am Mittwoch machten wir unser Frühstück selbst mit den mitgebrachten Bagels, Toast etc. Speck und Eier, grilliert/gebraten auf dem Grill auf der Veranda. 🤤

Adi auf der Veranda vor dem Cabin, am grossen Grill, grilliert Speck. Rosette fotografiert ihn mit der Spiegelreflexkamera

Die «Ride The Wind Ranch» verfügt über zwei Doppel-Cabins, wobei jedes Zimmer mit einem Doppelbett und einem Schlafsofa ausgerüstet ist. Die Räume haben jeweils einen Kühlschrank, Geschirr und Besteck, eine Kaffeemaschine, Toaster und Heisswasser-Krug für Tee. Sie teilen sich auf der Veranda einen grossen Gasgrill mit einer Kochplatte.

Die liebe- und geschmackvoll dekorierten Cabins sind zwar rund zwanzigjährig, aber man merkt es ihnen nicht an. Die Qualität, welche die Rissis damals aufgebaut haben und die Pflege lassen sie weiterhin als Bijou erscheinen. Die Heizung funktioniert schnell und tadellos. Die Waschräume verfügen über Toilette und Dusche mit genügend Tüchern. 

Zwei Pferde auf der Koppel, entlang des Zaunes auf der grünen Wiese

Am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig ist das extrem weiche Wasser aus der eigenen Quelle der Ranch. Man braucht fast keine Seife/Duschmittel, aber man hat auch immer das Gefühl, die Haut sei noch gar nicht von der Seife befreit. Erhitzt riecht es sehr, sehr leicht nach Schwefel, aber daran gewöhnt man sich sehr schnell. Der Haut tut das Wasser sehr gut, generell geniesst man nach der Zeit im Motorhome natürlich die heisse Dusche als Luxus.

Tisch auf der Veranda, eine Kaffeetasse, ein kleiner Bialetti-Kaffeekrug und ein Kindle-eReader

Am Donnerstag waren wir zum Frühstück im Ranchhouse eingeladen. Wir genossen es sehr, bewirtet zu werden. Aber auch die Gespräche mit Marty und Kathy über das Leben in Canada und die Welt im allgemeinen.

Gegen Mittag gingen wir auf einen «kurzen» Spaziergang um den Crimson Lake. In meiner Erinnerung war er kürzer. Und in der gemeinsamen Erinnerung von Rosette und mir auch deutlich weniger stark am Ufer bebaut. Auch Adi, der eigentlich sehr sportlich ist, fand dann die 10 Kilometer leicht «anstrengend». Er kriegt jeweils gegen Mittag Hunger, was mir mit «etwas» Reserve 😇 auf den Rippen nicht so schnell passiert.

Blick auf den spiegelglatten Crimson Lake unter eisgrauem Himmel. Im Vordergrund ein Busch, dahinter im See die kleine Insel

Leider sahen wir auf den rund 16'000 Schritten keine Tiere, ausser einer Meise, einem Eichhörnchen und vielen Ameisen. Den Rest des Nachmittags lasen oder dösten wir ein wenig in unseren Cabins, da da Wetter auch eher kühl und regnerisch war.

Wir suchten uns dann langsam die Hotels für den Rest der Reise heraus, kamen aber nicht wirklich schnell auf eine gemeinsame Linie.

Zum Nachtessen waren wir wieder ins Ranchhouse geladen, wo wir ein sehr leckeres Ragout mit Kartoffeln, Mais und Salat bekamen. Da Kathy Geburtstag hatte, gab es einen sehr feinen, süssen Rosé-Wein.

Am Freitag waren wir erneut zum Frühstück geladen, es gab unter anderem einen sehr leckeres, frisch gebackenes Butter-Brot. Danach gingen Rosette und Adi noch die Kaninchen füttern, während ich mit Marty ein wenig über das frühere Leben als SBB-Betriebsdisponenten bei der SBB sinnierte. Lustig, wir alle träumen hin und wieder noch von der Zeit, als wir am Stellwerk komplizierte Probleme beheben mussten. Einmal Bähnler:In immer Bähnler. 🤷

Rosette ging nach dem Mittag ihre Bekannten in Sundre besuchen. Am Abend werden wir gemeinsam mit Kathy und Marty ein Geburtstagessen in Rocky geniessen.

Ich hatte diesen Blog-Beitrag begonnen. Adi und ich füllten uns am späteren Nachmittag ein wenig die «Lampe» mit feinem lokalen Bier, sinnierten über die Vergangenheit (wir kennen uns wohl 35 Jahre oder so) und  vielleicht auch ein wenig über die Zukunft. Über das, was war, das was sein hätte sein können und den Sinn des Lebens überhaupt. 🥹

Ich bin ein (ein klein wenig) angesäuselt, während ich den Eintrag hier fertig schreibe.
Grüsse gehen hinaus an die Vergangenheit, unter anderem an Susi, Doris, Ernst, Mario, Regi, Daniela, Conny, Hampi, Gudi, Markus, Renata, hey, war das eine schöne Zeit, als wir noch junge Leute in Baden waren. 🥰

Weitere Pläne

Wir haben nun alle Hotels gebucht und werden am Samstag nach Banff, am Sonntag nach Jasper, danach am Montag nach Kamloops und am Dienstag nach Vancouver fahren. Von dort geht es dann nach Hause und diese langen, sehr langen Ferien werden zu Ende sein. Wir sind alle dankbar, dass wir so einen tollen Arbeitgeber haben, der trotz allen Herausforderungen und Problemen uns das möglich gemacht hat und an unsere Vertreter:Innen, die inzwischen den Laden schmeissen. You are rocking! 🙇

Ob ich noch einmal einen Blog-Beitrag schreibe? 🤨🤷🏼‍♂️
Aktuell würde ich sagen, nein. Aber sag niemals nie, und ich bin ja bekannt dafür, dass ich gerne erzähle. Also, ziemlich sicher schon, ganz sicher, wenn wir zurück sind.

Ich schreibe ja diese Beiträge nicht nur für Euch und die Welt, sondern auch ein wenig für mich selbst, damit ich kein Tagebuch führen muss. So ist es ja auch nicht ganz so persönlich, und doch ein wenig. Hebed's guet. Man liest sich sicher noch einmal. 👍🍁🇨🇦

Karte der beschriebenen Route

Link auf Google Maps.

Kartenausschnitt auf Google Maps


#ToTheNorth23, Pierre Greys Lakes - Ride The Wind Ranch

26. September 2023 Lesezeit: 11 Minuten

Pierre Greys Lakes

Am Vorabend (Ende des letzten Beitrages) entschieden wir uns, einen Tag länger im «Joachim Campground» im Pierre Greys Lakes Provincial Park zu bleiben. Die Seen wurden nach einem lokalen Trapper, der um die Wende des 19. Jahrhunderts hier lebte, benannt. Es sind eigentlich drei Seen, der McDonald Lake, der Moberly Lake und der Desjarlais Lake. Letzterer ist der Grösste und hat eine Insel, welche über einen kleinen Steg zu Fuss erreichbar ist.

Ausschnitt aus der im Text oben verlinkten Campground Broschüre. Zeigt die Seen und Campgrounds

Im Verlauf des späten Freitag-Abends trafen dann doch noch etliche Camper ein, welche wohl das Wochenende hier mit Ausspannen und Fischen verbringen wollten.

Die Nacht war regnerisch und die Prognose, dass es am Samstag nur kurz mal mit 40% Wahrscheinlichkeit regnen werde, wurde schon am Vormittag Lügen gestraft. Es war nicht so, dass es dauerhaft und heftig regnete, aber immer wieder mal stärker, mal schwächer.

Wir frühstückten etwas spät und nach 11 Uhr überredeten mich Rosette und Adi, doch auf einen kurzen Rundgang auf der Insel im Desjarlais Lake zu machen. Wir zogen unsere Regensachen an und machten uns auf den Weg.

Ein Pancake mit etwas Butter und viel Ahornsirup auf einem weissen Teller

Den Biber haben wir an diesem Spaziergang nicht angetroffen. Der Weg führt am Ufer entlang und ist einfach zu begehen. Der Boden federt angenehm und die engen Passagen durch die Bäume lassen sich auch mit meinem Bauchumfang noch begehen. Ganz vorne an der Spitze der Insel gab es einen Adlerhorst, aber der schien nicht bewohnt.

Spazierweg durch den Wald. Die Flächen dazwischen sind mit dichtem Moos bedeckt.

Anstelle danach zurück zum Motorhome zu gehen, wurden Adi und ich mit motivierenden Worten bewegt, doch mit zur alten «Trading Post» am oberen Ende des Moberly Lakes zu gehen.

Auch dieser Weg war eigentlich ganz schön als gekiester Fussweg angelegt und einfach zu begehen. Allerdings regnete es doch stärker und viel zu sehen gab es eigentlich am Ziel auch nicht. Es gibt ein paar Schautafeln und ein paar Holzbalken der ehemaligen Lagerhäuser zu «bestaunen».

Wir brachten recht viel Feuchtigkeit mit in unser Heim und heizten dann schon am frühen, trüben Nachmittag. Den Rest des Tages verbrachten wir mit Lesen oder Spielen. Ich hatte eigentlich keine Lust mehr auf dieses «Draussen» aber Rosette und Adi gingen nochmals gucken, ob der Biber wiederkehrte und er tat es tatsächlich. Allerdings sind die Aufnahmen bei Bewölkung eher etwas schlecht. Die Wetterwand am See, welche Rosette fotografierte als der Himmel nach einem Gewitter aufriss, war aber beeindruckend schön. 🥰

Der See spiegelt perfekt den Himmel, der auf einer Hälfte grau und regnerisch ist, aber auf der anderen Hälfte tiefblau

Pierre Greys Lakes – Watson Creek Provincial Campground

Wir hatten am Samstag besprochen, ob wir das Motorhome am Montag in den Grossraum Calgary fahren sollen und dort dann unser Gepäck umpacken sollen oder ob wir nicht besser am Montag zuerst zu unserem Etappenziel «Ride The Wind Ranch» in Rocky Mountain House fahren sollen. Die Variante Ranch gewann, da wir dort unsere ganze Ware ausladen und dann später in Ruhe in die Koffer einpacken können.

Deshalb planten wir den Sonntag auf halber Strecke und fuhren via Hinton zum Tanken und Dumpen und dann zurück auf den Alberta 40, Bighorn Highway um zum Watson Creek Provincial Park zu fahren. Der Highway wird nach einigen Kilometern dann auch zu einer Forestry Road mit vielen Holzlastwagen und zur Kiesstrasse.

Der Campground im Watson Creek hatte sehr tiefe Schlaglöcher und wir dachten mehr als einmal, dass es nun doch noch ein weiteres Glas im Küchenschrank «koste», er war auch eng zu befahren und beinahe kein Stellplatz war einigermassen gerade. Zudem hatte es in einem Teil Camper, welche draussen sehr laute Musik hörten. Wir fanden dann etwas abseits in einem unteren Loop einen Platz, der noch etwas Sonne hatte und einigermassen gerade und genügend weit weg von den anderen Leuten war.

So konnten wir uns nochmals draussen an der Sonne auf die Campingstühle und Bänke setzen und Lesen, sowie einen Apéro geniessen.

Das Motorhome auf dem Stellplatz, Rosette und Urs sitzen an der Sonne und lesen

Das Campfire wurde etwas herausfordernd, da das Holz etwas feucht war. Aber hey, Feuer! Also gab es zum Nachtessen einen Risotto und wir brieten uns dazu ein paar Wienerwürste auf dem Grill. 

Schliesslich ging es ein letztes Mal in die Schlafsäcke in unserem Wohnmobil.

Watson Creek Campground – Ride The Wind Ranch

Die Nacht wurde in diesem Tobel doch frisch. Gegen Morgen fror ich sogar ein wenig an den Oberkörper und musste mich noch tiefer in den Schlafsack einmummeln.

Nach dem Läuten des Weckers wartete ich nicht, sondern schaltete umgehend die Heizung ein, was doch Zustimmung aller Bewohner erhielt. Im Alkoven oben waren die Scheiben gefroren. Draussen zeigten die Wiesen Raureif und die Pfützen hatten eine dünne Eisschicht bekommen. Foto by Adi, Hochformat, der Instagrammer! 🤷🏼‍♂️😂

Blätter auf der Wiese mit einer dicken Schicht Raureif

Nach dem Frühstück brachen wir auf. Die direkteste Route, welche auch Google oder mein Garmin nüvi vorgeschlagen hätte, wurde uns von Kathy, unserem Host auf der Ranch nicht als gut befahrbar gemeldet. Sie ist weiterhin Schotter und wird von vielen Holzlastwagen mit Anhängern, welche da abenteuerlich schnell durchbrettern, mit vielen Schlaglöchern und Wellblechabschnitten versehen. Die Fahrt verlief soweit gut, zog sich ein wenig dahin und so waren wir froh, als wir kurz vor 15 Uhr die steile Zufahrtsstrasse zur Ranch erklimmen konnten.

Ein Oldtimer Police Car in hellem Blau mit einem grossen Blaulicht auf dem Dach

Kathy und Hans (genannt Marty) Rissi sind ehemalige Eisenbahner aus der Schweiz, welche 1993 nach Kanada auswanderten. Das schöne Ranchhaus und die zwei Cabins mit je zwei Zimmern mit eigenem WC/Dusche sind nun unser daheim für ein paar Tage. So hat nach über fünf Wochen Motorhome jeder Reisende wieder ein eigenes Zimmer. 👍

Das Cabin «Moose» mit schönem Holzboden, einem breiten Doppelbett, Tisch und Stühlen

Wir wurden sehr herzlich begrüsst und leerten danach das Wohnmobil, welches wir am Dienstagmorgen früh nach Calgary überführen müssen. Den Rückweg werden wir dann mit dem Mietwagen, den wir am Flughafen übernehmen, fahren.

Kathy und Marty luden uns dann zu einem Dinner ins Ranchhaus ein, wo wir ein wenig über alte und heutige Zeiten sprachen und die Gastfreundschaft genossen.

Wie es nun weitergeht? Stay tuned…! 😉🍁🇨🇦

Karte der beschriebenen Route

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#ToTheNorth23, Ole's Lake - Pierre Greys Lakes

23. September 2023 Lesezeit: 15 Minuten

Ole's Lake

Habe ich es schon geschrieben? Wohl nicht genügend. Der Provincial Campground am Ole's Lake ist wirklich ein kleines Bijou. Klar hat es an jedem Campground einen Idioten, welcher stundenlang den Generator laufen lässt. Aber wer sich da wohl eine Woche oder mehr aufhält, um die Freizeit zu geniessen, oder eher um jeden Tag auf die Jagd zu gehen, braucht halt zwischendurch etwas Energie.

Aber sonst, jeder Stellplatz ist individuell mit ein paar Gadgets dekoriert, in den Bäumen hängen alte Gitarren und der Kinderspielplatz ist mit Dreirad und allem möglichen ausgerüstet.

Die Sites sind sehr gross, oder mindestens war es unsere. Mit einem Camping-Holztisch und Bank, einem Grill und direktem Zugang zum See. Die Toiletten waren nahe, wenn auch etwas weniger gepflegt, als auch schon. Egal, dort hält man sich ja nur kurze Zeit auf.

Als ich am Nachmittag nach einem Rundgang zurück kam, sass Rosette draussen in der Sonne und schlief im Campingstuhl. Adi lag drinnen auf dem Bett und schnarchte leise. 😂
Keine Fotos (hier!), wir sind ja gut erzogen. 😇

Am Abend grillierten wir uns drei wirklich nette Steaks, welche wir zusammen mit Salat und Baked Potatoes draussen am Camping-Tisch assen. Eine Flasche Rotwein rundet jeweils so ein Mahl sehr gut ab.

Blaue Stunde am Ole's Lake, Fichten im Gegenlicht und die Sonne steht tief über dem stillen Wasser

Die Mücken waren da noch nicht so penetrant, wie ein paar Stunden später, als wir zur Eindämmerung nochmals die Biberburg besuchten. Der kleine (?) Biber kam gerade mit einem Tagesvorrat Zweige daher geschwommen und nagte einen Zweig vor unseren Augen sauber. Mit Rosettes 150-600mm Zoom und dem Stativ kommt das Foto superschön und scharf.

Ein Biber nagt die Rinde eines Pappelzweigs ab. Die Hälfte hat er schon sauber abgedrechselt. © by Rosette

Und weil der Biber so schön «chaflete», habe ich das Video, welches Rosette gemacht hat, auch noch auf YouTube geladen.
Happy beaver chaflete, Sound on! 😂

Auf dem Weg zurück zu unserem Motorhome hoppelte auch noch ein Kaninchen auf dem Weg herum.

Ein Kaninchen sitzt im Gras und mümmelt an ein paar Halmen
Dass der Sonnenuntergang sehr schön war, bleibt dem Betrachter oder der Betrachterin nicht verborgen.

Ole's Lake bei Sonnenuntergang. Die Oberfläche ist spiegelglatt. Das Sonnenlicht manifestiert sich in einem orangen tiefen Schein am Horizont. Die Bäume wirken wie Scherenschnitte

Unser Feuer brannte noch ein wenig und mit ein paar Scheiten gab es genügend Glut und Hitze, um ein paar Marshmallows zu grillieren. Ich passte nicht auf und verbrannte mir ein wenig die Schnauze am Grill-Stick. 😣 

Ole's Lake – Grand Prairie

Die Nacht war frisch, aber nicht kalt und am Morgen war der See immer noch spiegelglatt.

Morgens am Ole's Lake, spiegelglatte Oberfläche mit Bäumen unter blauem Himmel mit ein paar Schleierwolken

Wir hatten uns erst überlegt, ob wir gleich zwei Tage hier bleiben, aber unser Vorrat an frischer Wäsche ging dem Ende entgegen. So brachen wir unsere Zelte ab und fuhren nach Grand Prairie.

Es gab zwei Optionen, zurück nach Fort Saint John oder ostwärts via Dunvegan. Aber im Osten war mehr Rauch von den Waldbränden zu erwarten. Wir entschlossen uns dann, es südwärts direkt auf Nebenstrassen zu probieren. Allerdings war die Strasse nicht auf allen Etappen asphaltiert, sondern es hatte auch ein paar Kilometer Schotter. Allerdings recht gut ausgebaut, da hier unglaublich viele, recht schwere Trucks unterwegs waren. Man merkt, dass in der Gegend massiv Erdöl gefördert wird.

Brücke über den Peace River, rundherum farbige Herbstwälder

Wir näherten uns Grand Prairie vom Süden her auf einer Umfahrungsstrasse. Unser Ziel war der «Happy Trails Campground», ein sehr grosser Campground mit Cabins. Er wird wohl mehrheitlich von Dauergästen mit grossen Trailern bewohnt. Man sieht in Alberta viele grosse Trailerparks. Wir vermuten weniger wegen Menschen in prekären Lebensumständen, als für die vielen Arbeiter auf den Ölfeldern bzw. in der Dienstleistung rundherum.

Wir erhielten den Stellplatz 112, einen «Pull trough mit full hookup». Die Plätze unmittelbar nebenan waren leer. Aber spielende Kinder und bellende Hunde, sowie der im Hintergrund rauschende Verkehr auf der Autobahn liessen einem die Natur schon ein wenig vermissen.

Drei Waschgänge und drei warme Duschen später, fühlten wir uns auch wieder zivilisierter. Dass der Campground eher für Dauergäste mit grossen Trailern oder Campern eingerichtet ist, liess sich auch daran erkennen, dass es für die ganze Anlage mit beinahe 200 Stellplätzen nur gerade zwei WC und zwei Duschen vorhanden waren. Die Nachfrage war aber nicht gross.

Ich ging nach dem Nachtessen (mal wieder Reste vertilgen) noch etwas in der Anlage spazieren und war ab dem riesigen Halbmond verwundert, der aber nicht auf das iPhone wollte. Dafür gab es ein tolles Bild von der blauen Stunde.

Silhouetten von Wohnmobilen und Cabins. Am Horizont noch die letzten Strahlen der untergehenden Sonne

Den Tag über war es so warm, dass wir mal wieder T-Shirts bzw. Polo-Shirts montierten, der Abend war auch noch angenehm. Aber gegen Morgen früh wurde es noch einmal empfindlich kalt, so dass ich mit dem Kurzarm-Pyjama um den Oberkörper etwas fror.

Grand Prairie – Pierre Greys Lakes

Am Abend vorher hatten wir uns die möglichen Ziele für den Freitag notiert. Zudem haben wir unsere Situation für den ersten Teil nach der Reise mit dem Motorhome geklärt. 🤫

Morgen am Happy Trail Campground. Leere Stellplätze mit Holzwänden, dahinter die Pappeln im Herbstkleid unter blauem Himmel

Wir hatten ungefähre Menupläne für die letzten Tage im Motorhome erstellt und mussten folglich noch nach Downtown Grand Prairie, wo uns ein «Save On Foods» mit dem notwendigsten versorgte. Wir hielten uns recht gut an die «Poschti-Liste», hatten aber mit ein wenig Bier doch wieder über 200 kanadische Dollar mehr auf dem Kreditkartenkonto.

Für die Annäherung ans Ziel hielten wir uns an den «Bighorn Highway». Wir dachten erst, das sei eine Nebenstrasse. Aber weit gefehlt, auf dem ersten Drittel war er äusserst stark mit Trucks befahren und teilweise in grosszügigem Umbau.

Das erste Ziel war der Sulphur Gates Campground. Das ist offenbar ein Campground mehrheitlich für Leute mit Pferden, welche die Umgebung so erkunden. Die Stellplätze waren im offenen Gelände und es roch auch nach Pferden. So besichtigten wir nur den Zusammenfluss des Sulphur und des Smokey River unter stahlblauem Himmel mit wunderschönen Herbstfarben und fuhren danach weiter.

Panorama am Sulphur Gates, dem Zusammenfluss des Smokey River und des Sulphur River mit wunderschönen Herbstfarben und blauem Himmel

Nur rund fünfundvierzig Minuten später bogen wir in die Schotterpiste zu den Pierre Grey Lakes Campgrounds ein. Es handelt sich hier um vier Campgrounds, welche unmittelbar nebeneinander an separaten kleinen Seen liegen. Zwei davon waren schon geschlossen (Saison), wir fanden aber einen tollen Stellplatz am «Joachim Campground» am «Moberly Lake».

Der tiefblaue, baumbestandene See mit leichtem Wellengang unter blauem Himmel

Während Adi und Rosette einen kleinen Spaziergang zu den anderen Campgrounds machten, holte ich mein Laptop aus dem Camper und schrieb die paar Zeilen unter offenem Himmel am Camping-Tisch.

Ein Holz-Campingtisch mit Laptop, Chips und Wasserflasche

Vom Spaziergang brachten Rosette und Adi nur ein Photo, kein erlegtes Ptarmigan! 😂

Ein Ptarmigan, wie man dem Schneehuhn hier sagt. Es ist noch im braunen Sommerkleid. Es zeigt sein Hinterteil mit den gestellten Federn und blickt leicht zurück

Also brieten wir uns die heute in Grand Prairie gekauften Burger auf dem Grillfeuer, anstelle von Burger-Brötchen hatten wir sehr knusprige, feine Ciabatta-Brötchen und Maiskolben vom Grill.

Nach dem Nachtessen wollten wir noch an den Desjarlais Lake runter, um ein paar schöne Fotos beim Sonnenuntergang zu schiessen. Nach einem Schwatz mit einem der etlichen Fischer, die erfolglos Köder badeten, gingen wir auf den Uferweg. Adi und Rosette bedeuteten mir nach kurzer Zeit, still zu sein. Praktisch vor ihren Füssen kauerte ein recht grosser Biber im Unterholz. Er schien uns erst nicht bemerkt zu haben, stieg eine kleine Anhöhe hoch und knabberte an den Büschen. Er sammelte ein paar Stecken ein und kam dann herunter. Da Biber sehr schlecht sehen und er uns wohl nicht gehört und gerochen hat, erschrak er erst, als er fast auf unserer Höhe war und rannte dann schnell ins Wasser. Seine Äste liess er liegen.

Auf dem Rückweg wurde die Szenerie mal wieder prächtig und es gab Scherenschnitt-Sonnenuntergangs-Aussichten.

Sonnenuntergangszenerie am spiegelglatten See

Je nach Wetter bleiben wir nun noch einen Tag oder fahren Morgen weiter in Richtung Osten, dem Etappenziel Calgary entgegen.

Stay tuned… 😉🇨🇦🍁

Karte der beschriebenen Route

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Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.