Nachdem ich am Dienstag doch recht viel zu Fuss unterwegs war (die Bilder vom Protzturm der ollen Nummer 45 mute ich Euch jetzt nicht zu), setzte ich mich bei der Rückkehr ins Treasure Island erst mal in einen Casino-Sessel und vertat ein paar Minuten an einer Slot Machine.
Wer sich mit den Dingern nicht auskennt oder sie nur aus dem TV bzw. den Movies von früher kannte, die Zeiten als man da Vierteldollar-Münzen einwarf, sind seit längerer Zeit passé. Man schiebt Noten ein und kriegt, wenn man denn etwas gewonnen hat, am Schluss einen länglichen Quittungsschein mit Barcode. Diesen kann man an einer Kasse oder an einem der Cash-Automaten auslösen. Einigermassen zufrieden ging ich dann zum Zimmer zurück, um mich kurz frisch zu machen.
Ich ging runter auf das Casino Level zu «Phil's Steakhouse» und liess mich dort eintragen. Ich hatte schon Angst, dass ich um halb Neun zu spät sei. An «normalen» Orten machen viele Restaurants gegen 22 Uhr zu. Aber hey, Las Vegas! 😉
Ich bekam einen Tisch auf 20:50 Uhr und ging noch einmal ein wenig die Automaten polieren. Ich kam mit etwas Gewinn raus und wurde dann an den Tisch gebeten.
Ich hoffe, ich trete niemandem auf den Schlips, aber das war mein erstes, grosses Steak. Ein Prime New York Strip mit einem Rohgewicht von 16 Unzen, also knapp 500g. Dazu ein Baked Potatoe (der alleine 16 $ kostete) und ein Glas eines wirklich sehr guten Malbec. Das Steak bestellte ich aus Vorsicht «Medium raw», also «saignant».
Nach längerer Wartezeit kam das schön angebratene Steak, welches verführerisch roch. Ich schnitt es an und machte ein langes Gesicht. Der Anschnitt war durchgebraten. Ich rief einer Kellnerin, welche mich dann bat, das Steak doch etwas weiter innen nochmals anzuschneiden. Und siehe da, es war – wie erwartet – etwas über den Punkt, aber noch perfekt «Medium», so wie ich es mag.
Das Nachtessen kostete so mit Trinkgeld rund so viel, wie eine Hotelübernachtung in einem Holiday Inn Express. Aber eben, das gibt es ja nicht jeden Tag. Aber es ist schon so, Essen ist in den USA teuer geworden.
Danach ging es in die Heia.
Mich beschäftigte noch einen Moment die Situation der Menschen, welche da auf dem Strip in Las Vegas Leute anquatschen, um für ein Photo zu posieren. Früher gab es ja zu Hauf Elvis Darsteller, davon sah ich keinen mehr. Aber junge Frauen, aufgetakelt mit Netzstrümpen und rosa Engelsflügeln, welche von einem kleinen Jungen mit grossen Augen bestaunt wurden. Ob sich das lohnt? Waren das ihre Berufsvorstellungen? Oder sind die Leute einfach hier hängen geblieben und griffen nach dem Strohhalm? Am Skurrilsten dünkte mich jene junge Frau, welche mit einem enorm grossen Häuptlings-Federschmuck, oben ohne (mit kreuzweise abgeklebten Nippeln, wir sind ja hier in den USA) posierte. Bei den Temperaturen! Und wenn das mal keine kulturelle Aneignung ist? 😬
Wie erwartet nach so einem grossen Stück Fleisch, schlief ich nicht so toll. Ich könnte es ja auch auf den beinahe Vollmond schieben. Aber ich trödelte dann noch ein wenig herum und erschrak, als ich plötzlich draussen Stimmen hörte. Tatsächlich, die beiden Seile, die man auf dem obersten Bild sieht, sind von der Fensterputzer-Truppe. 😳
Ich hatte eigentlich genügend Zeit und machte mich dann gegen 10:30 Uhr (11 Uhr wäre spätestens Checkout) parat. Ich hatte am früheren Morgen schnell auf dem TV die Rechnung gecheckt (und das Ding schon wieder zum Absturz gebracht), die stimmte soweit. Also war ich erst auf den Gang zur Reception gefasst. Aber als ich meine Mail checkte, hatte ich da einen bequemen Online-Checkout erhalten, den ich gerne nutzte.
Bei der Passarelle zum Self-Parking kaufte ich mir noch kurz einen Kaffee und eine Banane und verstaute dann mein Gepäck im Auto. Vom Kaffee leerte ich wohl die Hälfte unter den Wagen, er war maximal ansatzweise geniessbar. 🤢
Danach fuhr ich auf den Interstate 15, der in Las Vegas schon am frühen Morgen dichten Verkehr hatte.
Kurz vor der Staatengrenze wollte ich noch einmal kurz in Nevada tanken. Schliesslich gelten die Benzinpreise in Kalifornien als weit herum die höchsten. Ich verpasste erst die Zufahrt und landete dann aber vor «Whiskey Pete's Hotel & Casino», wo es einen IHOP hatte. Da ich ja noch nichts Richtiges gefrühstückt hatte, beschloss sich, da mal reinzuschauen. Mein guter Freund Thomas isst ja regelmässig dort.
Der Platzanweiser brachte mich an einen Tisch und dazu auch schnell einen annehmbaren Kaffee mit Thermoskrug zum selber auffüllen. Ich bestellte Pfannkuchen mit Bananen und Erdbeeren.
Erst war es mir sehr unangenehm, da gleich hinter mich an einen Tisch ein Paar gesetzt wurde, das sich sehr laut gebärdete und sie auch noch herumzuhusten begann. Ich war schon drauf und dran, einen anderen Tisch zu verlangen. Aber dann kam mein Frühstück mit genügend Kalorien, um das Mittagessen und einen Dessert ebenfalls abzudecken. 🤪
Ich riskierte danach nochmals einen Zwanziger an einem Automaten, der mir im zweiten Spiel einen kleinen Sondergewinn von 40 Dollar auswarf, worauf ich umgehend kassierte und nach Kalifornien flüchtete! 😂
Genau, bei der Tanke fuhr ich nur vorbei. Mich dünkten die Preise nämlich nicht günstig. Sehr gut möglich, dass die hier noch versuchen, die Leute abzukassieren, die gleich gedacht hatten, wie ich anfänglich.
Die Fahrt auf der Interstate 15 mit Tempomat und rund 75 Meilen pro Stunde ist ziemlich unspektakulär bis langweilig, wenn man mal von der Weite der Landschaft und der schnurgerade Fahrbahn bis zum Horizont absieht.
Nach Barstow zweigte ich auf den California Highway 58 ab, der auch sehr stark von Lastwagen befahren ist. Interessant, wie viele schwere Güterzüge durch die Landschaft gekarrt werden und doch fast jeder vierte Wagen auf den Autobahnen ein LKW ist. Und fast an jedem ein Kleber: «We hire» und eine Telefonnummer oder Webadresse. Lastwagenfahrer sind enorm gesucht.
Ich beschloss kurz vor Mojave in die Stadt zu fahren, um dort zu tanken. Bereits kurz nach 16 Uhr sank die Sonne hinter die Berge und es wurde etwas dunkler. Auf der Gegenseite im Osten stand ein riesiger Vollmond am Himmel.
Ich finde die Ansicht der vielen Windmühlen auf den Hängen und zum Tehachapi Summit hoch immer noch faszinierend. Auch wenn längst nicht alle drehen.
Ich konnte auch kurz einen Blick auf den «Mojave Air & Space Port» mit den vielen abgestellten und eingemotteten Flugzeugen im Abendlicht werfen. Leider hatte ich weder Parkgelegenheit noch die richtige Kamera.
Ich tankte bei ARCO für rund 4.89$ die Gallone. In Nevada wollten sie über fünf Dollar. Eh, ARCO hat ganz schlimme Bewertungen bei Google, so ist zB die Toilette seit über einem Jahr kaputt. Und natürlich nehmen die keine Kreditkarten aus Europa, aber ich war ja von Thomas gewarnt, dass es besser sei, mit Bargeld zu tanken. Dies, weil die Gallone teilweise bis zu 20 Cents günstiger ist.
Danach gab ich wieder Gas und fuhr Richtung Tehachapi hoch. Unglaublich, dieser Stossverkehr mit LKWs, welche teilweise haarsträubende Manöver machen, um sich gegenseitig mit 1 Meile pro Stunde Unterschied zu überholen. 😱
Als ich zum Hotel hin fuhr, war die Sonne schon länger untergegangen. Wie üblich pfiff ein kühler Wind. Die Wetter-App versprach Frost in der Nacht. Aber hey, wenigstens kein Schnee.
An der Reception übten die Damen noch ein wenig mit meiner Reservation herum. Offenbar hatte sie irgendwo einen falschen Knopf gedrückt, denn sie musste die Bürochefin holen. Ich nutzte die Zeit, um endlich zur Toilette zu gehen und danach, um den Koffer und das restliche Gepäck zu holen.
Als ich wieder zurück bei der Reception war, hatten sie es geschafft. Ich bekam ein Zimmer im 2. Stock, was ja in Amerika der «Third Floor» ist, da bei denen die Zählweise im Parterre mit 1 beginnt.
Das Zimmer war sehr grosszügig und auch sehr warm, was ja unüblich ist, weil die komischen Leute hier ja auch bei Null Grad draussen die Zimmer gerne herunterklimatisieren.
Ich genoss ein Bier, das ich in Las Vegas gekauft hatte. Ein Modern Times IPA von Orderville, es war genau richtig temperiert und schmeckte hervorragend. Ich werde davon zwei mit nach Hause nehmen. Auf den leeren Magen war der knappe halbe Liter nicht grad gar nichts, also ging ich zu Fuss rüber zum Denny's, um mir einen Burger zu genehmigen.
Ich wachte in der Nacht nach rund fünf Stunden Schlaf um etwa drei Uhr auf. Ob einer der vielen Güterzüge etwas laut gehupt hat? Ob es der Vollmond war? Wer weiss, nach einer etwas längeren Zeit schlief ich wieder ein. Um vom Wecker um 6 Uhr 20 aus dem Halbschlaf gerissen zu werden. Noch etwas dösen, dann frisch machen und anziehen.
Im Holiday Inn gibt es, jeweils im Preis inbegriffen ein Frühstück. Heute war das erste Mal die Glotze nicht an. So musste ich dieses mal kein Fox-TV mit irgendwelchen Hasspredigern über mich ergehen lassen.
Das Frühstück ist in Selbstbedienung, aber recht ausgiebig. Man kann sich Omeletten oder Rührei aus der gewärmten Ablage nehmen, dazu gibt es Bagels und Früchte. Natürlich Kaffee (geniessbar) und Fruchtsäfte.
Ich hörte einem älteren Ehepaar zu, das mit einer Frau am Nachbartisch redete. Ein wenig Lebensgeschichten über ihn (Herkunft Mexiko, aber schon seit > als 50 Jahren in den USA) und sie, die mal Lehrerin war. Dass sie in Montana leben und es dort jeweils so schrecklich viel Schnee habe und so weiter.
Danach ging ich aufs Zimmer und packte für meine Etappe nach Pismo Beach.
Habe ich erwähnt, dass ich befürchtete, die Scheiben kratzen zu müssen? Es war tatsächlich knapp Null grad, die Frontscheibe hatte aber schon Sonne und war aufgetaut. Mit der Rückscheibe beschäftigte sich dann die Heizung, ebenfalls mit dem eiskalten Sitz und dem gleichermassen kaltem Lenkrad.
Von Tehachapi geht es den California Highway 58 gerade und teilweise steil hinunter ins Tal von Bakersfield am unteren Ende des San Joaquin Valley. Ich bin hier schon mehrere Male durchgefahren. Im Winter hat es teilweise sehr dichten Nebel. Dieses Mal war es weitgehend gut, bis kurz vor Buttonwillow.
Die Wetterprognosen waren durchzogen für den Tag, aber es hellte wieder auf, auch wenn es ein wenig diesig war.
Kurz vor McKittrick hielt ich mal an, um ein Panorama-Foto zu schiessen und die Füsse zu vertreten. Der Ort gehört zum Midway-Sunset Oil Field, dem grössten Ölvorkommen in Kalifornien, das seit rund 1900 ausgebeutet wurde und noch immer wird.
Kurz nach dem Örtchen kommt ein Wegweiser und ein Schild: «NEXT SERVICES 70 MILES». D.h. die nächste Tankstelle kommt in rund 112 Kilometern.
Ich erinnere mich noch gut, als ich das erste Mal alleine in den USA war und in der Gegenrichtung vor diesem Schild stand und mir überlegte, wie viel Benzin ich im Tank habe und ob es wohl reichen würde. Es hat natürlich sehr gut gereicht. 👍
Ich liebe diesen Highway, der sehr wenig befahren ist und sich durch die Hügel des Küstengebirges von Kalifornien schlängelt. Zur Zeit ist er grösstenteils sehr gut unterhalten, aber es gibt auch raue Abschnitte mit schlechtem Belag. Man sieht an den Hügeln auch, wie trocken das Land ist. Das Gras ist braun und verdorrt. Die paar wenigen Rinder haben Quadratkilometer, um genügend Futter zu bekommen. Nur entlang der Strasse sieht man etwas grün, was vom Tau her rührt, welches die schneller abkühlenden Strassen Nachts erzeugen.
Da es in den vergangenen Tagen leicht geregnet hatte, zeigte sich an einigen Hängen unter dem Braun ein erstes zartes Grün.
Es gibt hier Abschnitte, wo man fast drei Kilometer geradeaus fährt, nur um dann einen rechten Winkel zu fahren, wieder einen Kilometer fährt, um erneut einen rechten Winkel zu fahren. Zudem hat es Abschnitte, wo die Strasse immer wieder über kleine Hügelchen führt. Wenn man da etwas viel Gas gibt (es geht ja geradeaus und man sieht, dass man alleine ist), dann hebt man beinahe ab. 😜
Ja, manchmal kann ich trotz fortgeschrittenem Alter durchaus kindisch… 😇
Als ich dann der Küste näher kam, trübte das Wetter etwas ein. Meine Stimmung nicht, denn ich fuhr die Brauerei, bzw. den Verkaufsladen gleich in der Nähe von Firestone Walker in Paso Robles an.
Leider war die erste Auswahl, die mir der Verkäufer holte, einem Missverständnis geschuldet. Die Brauerei führt seit einiger Zeit einen «Members Club», welcher einem Zugang zu exklusiven Sonderangeboten bei den Sauer-Bieren gibt.
Also räumte der Mann diese Biere wieder ab und ich bediente mich bei anderen Sorten aus dem grossen Kühlraum.
Von Paso Robles ist es ein Katzensprung auf dem Highway 101 nach Süden. Die Strecke ist äusserst stark befahren und führt über zwei Hügelzüge. Zu meiner Tageszeit, gegen 13 Uhr, war es noch annehmbar. Später hat es regelmässig Stau.
Ich fuhr die Strecke, welche ich fast schon im Schlaf kenne, zügig durch und stand bereits um zwei Uhr vor der Reception. Während ich eincheckte, kam schon ein Mann aus dem Hintergrund und legte mir drei Pakete mit hierhin bestellten Waren auf den Tresen. Drei? Ach ja, ich habe doch einem Arbeitskollegen gesagt, er könnte auch etwas hier her bestellen.
Aber oh weh, wenn ich das nur alles in meinen Koffer bringe. Ich werde wohl am Freitag oder Samstag mal ein Probe-Packen machen. Ich schleppte mein Hab und Gut ins Zimmer 102 (wir wissen ja, dass das im Erdgeschoss ist), wo ich bis Sonntag logiere.
Ich fuhr danach mit dem Wagen rüber zum Einkaufszentrum. Leider hatte es keine «Apple Fritters», sorry Andy!
Aber ich besorgte mir Salat, ein kleines Brot und ein paar Chicken Wings, denn ich hatte keine Lust auf Restaurant. Ich kam gerade kurz nach 16 Uhr zurück, um ein paar wunderschöne Momente rund um den Sonnenuntergang zu geniessen.
Das Panorama-Foto lässt sich, wie die anderen auch, klicken. Schaut es Euch am besten auf einem grossen Monitor an.
Sorry für den Überfluss, aber ich kann nicht genug davon kriegen. Und ich habe sicher etwa zehn mal geübt, bis ich das Panorama-Foto so hingekriegt habe, dass man die Palmen einigermassen aufrecht und auch das Hotel ohne einstürzende Linien sieht.
Und dann, rund zehn Minuten vor dem Sonnenuntergang um 16:53 Uhr, sank die Sonne hinter die weit vor der Küste liegenden Wolken und zauberte noch einmal ein wunderschönes Farbenspiel an den Horizont.
Mit diesen Bildern verabschiede ich mich mal vorläufig. Vermutlich werde ich den letzten Teil der Reise erst nächste Woche nach der Heimkehr verbloggen.
Es war mir ganz eigennützig eine Freude, hier alles festzuhalten. Es ist in erster Linie mein Ferientagebuch und ich geniesse ich es, zwischendurch mal wieder darin zu stöbern.
Und schon macht sich eine gewisse Bequemlichkeit bemerkbar. Drei Tage nichts geschrieben? Eh, es sind ja Ferien!
Die Wetterprognosen waren ja schon am Vorabend nicht berauschend gewesen. Die ganze Nach über regnete es weiter. Zum Glück nicht allzu heftig. In der Wüste, wo es sonst sehr trocken ist, sind ausgedehnte Regenfälle immer heikel, da es schnell zu Überschwemmungen mit Geschiebe kommt, die Strassen blockieren können.
Ich nahm den Gutschein vom Hotel für das Frühstück und machte mich auf den Weg um die Ecke zum «Space Age Restaurant». Ein typischer Diner. Das Personal ist sehr freundlich, die Küche aber reduziert. Das American Breakfast war in Ordnung, die Rösti hätte jetzt noch etwas besser gebraten sein können. Aber ich mochte eh nicht die ganze Portion essen.
Die Space Age Lodge und das Space Age Restaurant, welche zusammengebaut sind. Ursprünglich entstand das Hotel 1965, das Restaurant wurde nach einem Brand 1999 neu erstellt. Die Geschichte in englisch liest sich hier.
Ich finde die Dekoration noch stylisch, aber ich bin ja auch eher ein Trekkie, wenn auch nicht vergiftet. 😉
Als ich nach draussen kam, war das Wetter zwar einigermassen trocken, aber bedeckt und die Prognose zeigte wenigstens keine Gewitter mehr für das «Organ Pipe Cactus National Monument».
Also packte ich meine Siebensachen und stieg in den Wagen. Einen ganzen Sonntag im Zimmer herumhängen war ja auch nicht wirklich sinnvoll.
Die Strecke ist etwas mehr als eine Stunde und führt bis fast an die mexikanische Grenze. Immerhin hiess mich sowohl Swisscom als auch T-Mobile dort willkommen per SMS. 😜
Beim Eingang schwatzte ich ein paar Minuten mit einer Angestellten, welche vor dem Gebäude einen Info-Stand hatte. Sie meinte, dass die Autofahrt in den Park schon möglich sei, aber die Strasse sei nur am Anfang befahrbar, danach würde sie nicht mit meinem Mietwagen weiterfahren.
Ich habe den Park schon einmal besucht und wollte nicht bei dem Wetter nochmals reinfahren. Ich ging zum Wagen und holte meine Maske. Im Visitor Center gilt Maskenpflicht. Ich guckte mich um und kaufte ein paar Souvenirs. Danach schwatzte ich noch ein wenig mit der Frau an der Kasse. Wir sprachen über Fussball, namentlich Frauenfussball, da sie Trainerin einer College Mannschaft ist und mein Patenkind ja auch Fussball spielt.
Es hatte einen kleinen Rundweg beim Visitor Center, der einem die schönsten Exemplare von Kakteen gleich vor der Nase präsentiert. Die Früchte dieses Fass-Kaktus wären eigentlich reif gewesen, es war ein wenig verführerisch. Aber ich hätte wohl Schelte bekommen und mir wenn möglich einen Dorn in den Finger gerammt.
Die Cylindropuntia (Cholla) hier haben etwas längere «Ärmchen» als ihre Vettern im Joshua Tree Nationalpark, ihre Stacheln sind jedoch mindestens gleich gemein. In der englischen Wikipedia bzw. dem Artikel zum Kaktus, findet sich eine Grossaufnahme eines Stachels, der mit Widerhaken bestückt ist.
Auf dem Rückweg machte ich dann noch einen kurzen Halt in Ajo. Dieses verschlafene Städtchen hatte aber am Sonntag alles geschlossen.
Die Geschichte des Ortes ist interessant. Schon sehr früh bauten hier die Ureinwohner Kupfererz ab, um daraus Färbemittel herzustellen. Als dann die Siedler kamen, ging es wieder vergessen, bis 1910 jemand ein Geschäft witterte. Die Mine bestand bis zu einem Arbeitskampf 1985. Sie ist im Tagebau und hinterliess gigantische Schutthaufen.
Die Stadt starb dann praktisch aus, bis eine ehemalige Professorin aus Neuengland im Jahr 2000 hierher zog und eine Gesellschaft gründete. Es liessen sich in der Folge zahlreiche Künstler hier nieder und der Tourismus kam etwas in Schwung.
Der Bahnhof ist seit dem Ende des Kupferbergbaus nicht mehr in Betrieb. Die Strecke von Gila Bend bis Ajo, welche eigentlich mal bis Tucson hätte führen sollen, ist teilweise noch gut sichtbar und es liegen sogar noch Gleise.
Gegen späten Nachmittag kehrte ich zurück nach Gila Bend und füllte an der Tanke noch einmal randvoll für $ 3.99 die Gallone ein.
Danach schlich ich noch ein wenig im Dorf herum, schaute die teilweise sehr heruntergekommenen Behausungen an und rekognoszierte das Postbüro, das erst am Montagmorgen um 8 Uhr wieder öffnen würde.
Auf dem Rückweg hoffte ich noch auf Güterzüge, aber beim alten Wasserturm schlich nur ein streunender Hund herum und irgendwo spielte die Musik zu einer mexikanischen Hochzeit.
Nach dem Nachtessen fiel mir ein, das sich die Postkarten ja noch schreiben musste. Wie geht das schon wieder? Papier und Stift und keine Korrekturtaste? Oh Mann, meine Handschrift. 🤦🏼♂️
Ich stellte den Wecker etwas früher und packte dann fast schon fertig. Ich musste mir wiederum einen Gutschein für ein Frühstück bei der Rezeption holen. Diesmal nicht so üppig!
Kurz nach halb Neun checkte ich aus und fuhr zum Postbüro.
Als ich ins Gebäude kam, beäugten mich die beiden Angestellten schon neugierig, sie hatten mich beim fotografieren beobachtet. Der Mann am Schalter musste beindruckende Daten eingeben, um die zwei «Briefmarken» zu erstellen. Es waren dann Barcodes, welche er fast nicht auf die Karte brachte. Mit gemeinsamen Kräften unter Zuhilfenahme einer Schere brachten wir sie dann so auf die Karten, dass der Text und die Adresse noch lesbar waren. 👍🏻
Aber er war sichtlich erfreut, mal so einen Spezialfall abwickeln zu können.
Danach fuhr ich los in Richtung Phoenix. Die Strassen war grösstenteils schnurgerade, aber die Sicht war eher mau. Kurz vor Phoenix hatte es dann sogar mal dichten Nebel, dass ich wie ein Sperber aufpassen musste.
Nach Phoenix geht die Strecke fast gerade nach Norden. Das Wetter riss dann langsam auf. Die Strasse war nicht zu stark befahren, so das sich mehrheitlich mit dem Tempomat fahren und die Gegend geniessen konnte. Damit es nicht langweilig wurde, hörte ich mal wieder die alten Alben meiner Jugend vom iPhone über den Autolautsprecher.
Ich begreife die Leute nicht, die einen Kilometer vor einer angekündigten Überholspur noch bei einer ausgezogenen Sicherheitslinie überholen müssen, obwohl ich doch meistens ein paar Meilen zu schnell fuhr!
In Kingman tankte ich noch einmal, um die günstigen Preise in Arizona auszunutzen. Hier kostete die Gallone, bar bezahlt, nur 3.84$. Dazu noch etwas Wasser und schon wieder ging es weiter.
Alsbald und deutlich früher als ich gedacht hatte, fuhr ich über den «Railroad Pass» und schon sieht man dieses Ungetüm namens Las Vegas in der Wüste liegen.
Ich empfinde die Fahrt in eine Grossstadt auch mit Navi immer sehr stressig. Fünf- oder sechsspurige Autobahnen, Ein- und Ausfahrten, dichter Verkehr. Irgendwann erschrak ich, weil es vor mir plötzlich weiss wurde. Ich dachte, ein Auto voraus sei seitlich an eine Betonabsperrung geprallt oder ähnlich. Aber irgend ein lausiger Göppel hatte wohl eine Fehlzündung oder sich verschaltet und eine dichte, halbverbrannte Ölwolke hinterlassen. Igitt.
Natürlich fuhr ich eine Ausfahrt zu früh raus und musste dann ein kleines Stück des Las Vegas Boulevard befahren. Zum Glück war die Einfahrt zum «Treasure Island» gut signalisiert. Eigentlich wollte ich erst das Valet Parking in Anspruch nehmen. Aber irgendwie hatte ich keine Lust, jeweils auf den Wagen zu warten und fuhr deshalb ins Self Parking. Das ging eigentlich ganz gut, es hatte mehr als genug Plätze. Ich hoffe, ich finde den Wagen dann wieder. 😂
Der Weg zu Fuss mit dem ganzen Gepäck zum Hotel war auch nur kurz und eine hilfreiche Person wies mir den verwinkelten Gang zu Reception hinunter.
Dort hiess es erst mal rund 30 Minuten anstehen. Die in der automatisch versendeten Mail erwähnten Selbstbedienungskiosks gibt es nämlich nirgends zu sehen. Dafür hatte die Receptionistin Freude, dass ich alle Daten schon eingeben hatte.
Dann machte ich mich auf den Weg in den 23. Stock zu meinem Zimmer mit «Strip View». Die Aussicht ist wirklich gut, die nicht so gut gereinigte Scheibe macht sich auf dem Foto fast nicht bemerkbar.
Ich suchte mir im Internet ein Sushi-Lokal und wurde im «Wynn» bzw. «Encore» fündig. Ich musste mich im Casino drin zwar herumfragen, bis ich das «Wazuzu» dann endlich fand. Aber das ist ja System, denn man will die Gäste noch ein wenig im Casino binden. Dies in der Hoffnung, dass man etwas Geld liegen lässt.
Da ich noch warten musste, vertrieb ich mir tatsächlich die Wartezeit, bis zu einem freien Tisch an einem Automaten.
Ich spielte danach noch ein wenig weiter, was ich nicht hätte tun sollen. Denn ich hatte kein Glück bis kurz vor Ende. Aber eben, ich nehme mir ja nur so viel Bargeld mit, wie ich auch verlieren darf. Denn über die Dauer gewinnt immer das Casino. 🤷🏼♂️
Etwas frustriert, weil ich mich selber ja kenne, ging ich ins Zimmer zurück und genoss dafür noch ein nettes Bier, das ich mir unterwegs mal gekauft hatte. Dazu gab es Cookies, was der Seele ja auch gut tut.
Ich schlief recht lange und gut und trödelte dann wieder bis kurz vor 12 Uhr im Zimmer herum. Das Wetter war frisch und leicht bewölkt.
Ich zog meine Trekkingschuhe an, denn ich wollte ein wenig herumlatschen. Gut so, denn bis gegen späten Nachmittag hatte ich fast zwölftausend Schritte getan. Die Stadt ist riesig, aber wer läuft hier schon. Las Vegas ist voll und ganz motorisiert!
Als ich einen Bahnübergang überquerte, sah ich in der nicht so weiten Ferne die Lichter eines Zuges.
Also stellte ich mich auf die Seite und machte das iPhone parat. Und schon gingen die Schranken und lautem Bimmeln nieder. Natürlich musste noch jeder mit dem Auto schnell durch schlüpfen und dann kam der Zug schon heran gerollt.
Vier Lokomotiven zogen den Zug mit Containern, aber seht selbst, wenn Ihr wollt. Lautsprecher an, wer gerne die Loks hören will. 🔊
So, das wurde doch wieder ein langer Beitrag.
Bald schon geht es in zwei Etappen an die Küste. Leider sind die Wetterprognosen nicht so gnädig, mal schauen.