#ToTheNorth23, Grizzly Lake - Lake Louise, AK - Talkeetna

7. September 2023 Lesezeit: 12 Minuten

Grizzly Lake – Lake Louise

Die Nacht war ziemlich ätzend. Ich hustete ziemlich stark und schnarchte kräftig, so wie auch Adi (leicht weniger). Am Morgen ging ich aus dem Wagen und wollte zur Toilette. 

Der Anblick das Mount Sanford über dem morgendlichen Grizzy Lake liess dann kurz den schmerzenden Hals vergessen.

Blick über den fast spiegelglatten Grizzly Lake, dahinter Wald und am Horizont der gletscherbedeckte Mount Sanford

Noch vor dem Frühstück ging ich kurz Duschen. Der Campground verlangt keine Extragebühren, dafür war leider die Heizung in der Herren-Toilette/-Dusche kaputt, aber hey, wenigstens warmes Wasser.

Bei der Rückkehr musste ich noch ein wenig Werbung für unsere Wohnwagen-Vermietung machen. Ich hoffe, die zeigen sich dafür bei anderen Dingen kulant. 😜

Unser Motorhome von Canadream mit ausgefahrenem Slide-Out am Ufer des Grizzly Lake, dahinter der Mount Sanford

Nach dem Frühstück erklomm unser Motorhome den steilen Weg zur Strasse hoch zum Glenn Highway und wir fuhren in Richtung Südwesten los. Das Ende der Wrangell Mountains zeigte sich im Gegensatz zum Tag vorher gnädig und wir konnten die mächtigen Eisschilde dieser Gebirge bewundern. Ein Teil davon sind ja alte Vulkane.

Bei der Verzweigung des Glenn mit dem Richardson Highway hielten wir an, um die Aussicht nicht nur zu bewundern, sondern auch fotografisch festzuhalten.

Fotohalt am Strassenrand, Rosette und Urs gucken in Richtung der Berge

Das Wetter ist diesen August/September in Alaska nicht so gnädig, unsere Freunde hatten sich schon beschwert, dass es im Süden recht viel regnete. Wir hatten bisher eigentlich Glück, so auch hier. Der Wind scheuchte die Wolken davon und die Sicht auf die Wrangell Mountains und deren (immer noch) mächtigen Gletscher. Der Himmel war nicht ganz blau, aber die Sicht war trotzdem beeindruckend. Interessant ist auch die Perspektive. Teilweise wirken die kleinen Berge höher, als sie sind. So ist der Mount Sanford 4'941 Meter hoch, der daneben stehende, grösser wirkende Mount Drum ist «nur» 3'661 Meter hoch. 

Mount Sanford mit sanfter Kuppe unter weisslichem Himmel. Im Vordergrund Krüppelkiefern.

Mount Drum, vom Glen Highway aus gesehen.

Auf meinen Wunsch hin, fuhren wir auch noch ein ziemliches Stück des Richardson Highway hoch, da es dort einen Aussichtspunkt gibt, wo man zurück zu den Bergen schauen kann. Leider war es in meiner Erinnerung nur ein kurzer Abstecher, effektiv fuhren wir aber rund 50 Kilometer hoch und wieder runter. Leider war der Himmel in der Zwischenzeit noch milchiger geworden und die Kontraste sind ungenügend.

Der Mount Sanford vom Richardson Highway aus. Der Himmel ist milchig und die Kontraste sind ungenügend

Danach fuhren wir zurück zum Glen Highway und suchten einen «Porcupine Campground» fanden den aber nicht. Adi hatte vorher schon recherchiert, dass es da einen Lake Louise gäbe, der etwas abseits des Highway sei. 

Also fuhren wir die Stichstrasse hoch und waren recht erstaunt, dass sie geteert war. Aktuell sind viele, auch geteerte Strassen recht wellig und von Schlaglöchern geplagt. Mit einem PW würde man da drüberrattern, aber der Camper mit seinem Gewicht und den scheppernden Gläsern und dem Besteck, lässt einem etwas vorsichtiger fahren.

Der Campground war nur sehr wenig belegt. Der Preis für einen Stellplatz war mit 20 USD etwas teuerer, aber das WC war in Ordnung und der Stellplatz konnte mit etwa fünf Anläufen einigermassen unseren Ansprüchen an die Ebenheit genügen.

Als Gegenleistung für den Preis bekommt man eine ziemliche Armada von Mücken, wobei es die Kleinen sind, welche meiner Meinung nach nicht stechen. Aber ich wurde überstimmt und deshalb wurden alle totgeschlagen, die sich in den Camper verirrten. 😇

Abendstimmung am Lake Louise, ein Motorboot liegt am Ufer

Da ich immer noch einen rechten Reizhusten hatte, warf ich vor dem zu Bett gehen ein Bexin ein. Rosette schwor auf Neocitran und Adi auf ein zügiges Bier aus Alaska. Seinen Vorrat an «Appenzeller Alpenbitter», welcher unter unerklärlichem Schwund leidet, behütet er wie seinen Augapfel. Vermutlich kriegen wir den erst zu Hause wieder.

Lake Louise – Talkeetna Camper Park

Nachts regnete es ein paarmal, klarte aber gegen Morgen wieder auf.

Ich schlief einigermassen gut, hatte dafür nach dem Aufwachen ziemlich Kopfschmerzen. Auch dafür gibt es Chemie, welche mit der Zeit seine Wirkung zeigte.

Lake Louise am Morgen früh, blauer See, blauer Himmel mit etlichen Schäfchenwolken

Wir machten uns wieder reisefertig und beschlossen, am Donnerstag einen Stellplatz im Denali Nationalpark zu buchen. Die Wetterprognosen sind zwar durchzogen, aber wer nichts wagt…

Wir erhielten die Bestätigung für den «Teklanika Campground», wir wollen zwar nur zwei Nächte bleiben, müssen aber drei Nächte buchen. Auf die 35 Dollar kommt es jetzt auch nicht an.

Danach fuhren wir auf der Stichstrasse zurück und bei ziemlich regnerischem Wetter auf der teilweise arg gewundenen Strasse in Richtung Anchorage. Südlich der Strasse sähe man viele Gletscher, aber wir sahen hauptsächlich Wolken und Regen.

In Palmer fuhren wir ab um die üblichen drei fehlenden Dinge einzukaufen, was Bekannterweise ja in eine Rechnung von über 100 Talern zu Buche schlägt.

Ich fuhr los, um zu Tanken und bei der Suche nach einem Café rumpelte ich über einen Randstein. Eigentlich wollten wir etwas kleines (Adi eher etwas grosses) Essen. Nur war die nett aussehende Bedienung im «Schtarpöcks» halt auch nur nett anzusehen, aber nicht wirklich speditiv beim Herstellen der «Double Mocha Caramel Wipped Cream» Getränke, welche die Damen vor uns bestellten. Da weder mir noch Adi diese Bude sympathisch ist, war es ein einfaches uns wieder vom Acker zu machen. 

Die Strasse nach Talkeetna hoch ist sehr gut unterhalten. Das einzige, was mir jeweils ein etwas mulmiges Gefühl macht, sind diese Lichtsignale, auf welche man mit 85 Kilometer pro Stunde zufährt und die irgendwann eine zum Glück recht lange Orange-Phase einläuten. Mit dem schweren Motorhome hat man einen deutlich längeren Bremsweg, ganz zu schweigen vom Zeugs, das herumfliegen würde, täte man wirklich in die Eisen steigen.

Der Campground in Talkeetna ist… naja, er liegt am Bahnhof! Und natürlich waren wir ziemlich genau auf die Ankunft des Zuges nach fünf Uhr Abends da, um Photos und Videos zu schiessen.

Lokomotiven und Teil des Denali Star Zuges am Bahnhof Talkeetna

Sonst ist er recht gut gefüllt, kommerziell, d.h. Stellplatz praktisch an Stellplatz. Er verfügt für den ganzen Platz nur drei WC/Duschen und war mit 45 Dollar einer der teuersten Plätze bisher. Dass das WLAN nicht das ganze Areal abdeckt, sei noch mal verziehen. In Alaska besteht eine durchaus gute Abdeckung mit 4/5G, wenn teilweise auch nur ein Strich. Auch entlang der Autobahnen.

Es regnete, seit wir hier waren recht heftig, klarte dann aber ein wenig auf. So dass Adi und Rosette nach dem feinen, von Adi zubereiteten Nachtessen (Geschnetzeltes mit Pilzrahmsauce und Spiralnudeln) noch einen Spaziergang machten, während ich den Abwasch machte.

Rosette kam erheitert zurück. Den Mount Denali hatten sie wie erwartet nicht gesehen. Aber auf dem Hinweg kam da kurz ein Schwarzbär aus dem Wald, um Adi guten Abend zu wünschen. 😂

Dann fahren wir also Morgen los in den Nationalpark, wo wir keinen Empfang haben werden. Wir melden uns dann wohl irgendwann gegen das Wochenende aus Fairbanks wieder. Dort steht dann mal wieder eine Runde Wäsche waschen an.

Hebet's guet Ihr «heissen» SchweizerInnen und andere Mitlesende! Wir haben gerade eben kurz die Heizung gestartet, um das Herumsitzen etwas angenehmer zu machen. Man liest sich… 🇺🇸

Karte der beschriebenen Route

Link auf Google Maps

Kartenausschnitt aus Google Maps


Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.