EoYUSA2022, Los Angeles – TwentyNine Palm – Gila Bend

4. Dezember 2022 Lesezeit: 20 Minuten

Start Rundreise mit Wagen

Eigentlich hatte ich den Mietwagen auf 8 Uhr reserviert. Und deshalb auch den Wecker so gegen 6:30 Uhr gestellt. So früh stelle ich in den Ferien eigentlich selten bis nie die Wecker. Aber da ich Abends von der Zeitverschiebung her, immer noch recht früh müde werde, passt es und ich kriege mehr als genug Schlaf.

Der Blick aus dem Hotelfenster verhiess nichts aufregendes, der Himmel war kurz nach 7 Uhr noch grau und es nieselte sogar ein wenig. Also plämperlete ich noch ein wenig herum und räumte den Koffer ein. Das Hemd vom Vortag wurde durch einen schwarzen Hoodie von Firestone Walker mit Totenköpfen und Piratenschwertern ersetzt. 😜

Hauptsache bequem. Dann packte ich meine Siebensachen und ging mal in die Lobby auschecken. Beim Ausgang hatte es ein Café. Ich nahm mein Standardfrühstück, wenn verfügbar. Einen Bagel mit Cream Cheese und einen Kaffee.

Auf dem Einwickelpapier liegt ein angebissener, getoasteter Bagel mit Cream Cheese. Daneben die leeren Cream Cheese Döschen.

Danach ging ich zur Autovermietung. Genau, ging… die Alternative wäre ein Umweg mit dem Shuttle zum Flughafen und von dort zur Vermietung oder ein Taxi. Da die AVIS-Autovermietung jedoch nur rund 15-20 Minuten zu Fuss vom Hotel ist, war es ein guter Anfang für den Tag um den Kreislauf ein wenig auf Vordermann zu bringen. 

Das Trottoir war nicht allzu schlecht und es nieselte nur ganz leicht, so dass ich ohne Schirm auskam. Vom Hotel her kommt man erst zur Autoabgabe, die Autovermietung ist dann noch einmal einen halben Kilometer um die Ecke. 

Bei AVIS standen schon etliche Leute an. Ich gucke kurz auf meine App und bemerkte, dass ich als Preferred Kunde offenbar bereits einen Wagen zugewiesen hatte. Ich bin eigentlich schon länger Preferred, das ist einfach eine Registrierung bei AVIS mit Speicherung der Angaben zu Führerausweis etc., nicht mehr. Aber bisher hatte es irgendwie nicht geklappt gehabt mit der Verknüpfung der online Konten. Das konnten wir aber vor einem halben Jahr im Nachgang zu den letzten Ferien fixen.

Also ging ich vor dem Gebäude einen Einweiser fragen. Der sandte mich rüber zu einem eigenen Schalter/Gebäude für die Preferred - Kunden und dort bestätigte man mir, dass ich einfach zum Wagen gehen und damit losfahren könne.

WAS? Keine mehrere Seiten langen Formulare, eine Unterschrift und an vier Ecken noch die Signatur, dass man es gelesen und verstanden hätte? Ich werd wahnsinnig… 🤪

Auf dem Platz K40 stand mein schwarzer Ford Escape im Regen und wartete drauf, dass ich mein Gepäck einlud. Ich machte mich dann etwas ausführlicher mit dem Wagen vertraut, stellte die Spiegel ein und montierte das iPhone, welches mir mit CarPlay und Google Maps für die Navigation dient.

Leider habe ich mein vor rund 10 Jahren beschafftes Garmin Nüvi zu Hause vergessen. Aber das iPhone tut's auch einigermassen. Danach fuhr ich los zum Ausgang, wo der Wagen gescannt wird und jemand noch einmal den Führerausweis kontrolliert. Da hier Latinos und Latinas die Hauptharst der Angestellten ausmacht, war ich nicht überrascht, dass der Mensch nach dem Blick auf den Führerausweis auch über Fussball und die WM sprach. Meinetwegen… 🤷🏼‍♂️

Mein Mietwagen, ein schwarzer Ford Escape im Regen.

Ich fuhr dann aus dem Gelände raus auf die Strasse und Maps brauchte ein wenig, um in die Gänge zu kommen. Danach wies es mich durch das Strassenmeer von Los Angeles und den dichten, aber flüssigen Morgenverkehr aus der Stadt hinaus.

Nach rund drei Stunden Fahrt, die trotz Tempomat halt doch etwas anstrengend ist, im dichten Verkehr, hatte es eine Raststelle entlang der Strasse. Ich fuhr hinaus und vertrat mir kurz die Füsse.

Blick von der Raststätte auf den San Jacinto Peak. Trotz 3'302 Metern über Meer hat es fast zur Hälfte Bäume. Die obere Hälfte des Gipfels ist mit frischem Schnee bedeckt.

Eineinhalb Stunden später bog ich zu meinem Hotel, einem Motel 6, ein. Diese Kette ist für günstige Preise, dünne Wände und ein besonders scheussliches Raumspray bekannt. 😬

Ok, das mit dem Raumspray habe ich jetzt erfunden, ich erinnere mich nicht, ob es in jedem Motel 6 so riecht. Aber das hier, war sehr penetrant. Aber für 107$ war die Unterkunft ok. Der Lüfter im Bad röhrte zwar wie eine Flugzeugturbine, aber das ist auch ein Grund, das Licht schnell wieder auszuschalten.

Da ich sehr früh da war, kaufte ich in einem Shop nebenan noch eine Dose «Barbecue Pringles» (gibt es zum Glück in der CH nicht mehr, das Zeugs macht süchtig und dick) und – oh Wunder – eine kleine Packung frischer Trauben, sowie zwei Flaschen Wasser.

Bei der Rückkehr zum Hotel rief mir eine wildfremde Frau quer über den Parkplatz zu: «I really like your Hoodie!». Etwas, das ich hier noch sympathisch finde. Man gibt wildfremden Leuten ein Kompliment, was hier überhaupt nicht anbiedernd gemeint ist und immer dankend angenommen wird.

In Erinnerung an meinen letzten (oder war es der vorletzte) Aufenthalt hier, wollte ich beim Pizza Hut essen gehen. Aber, oh Weh, der Laden wirkte kahl und leer. Wo früher eine Salatbar war und Leute drinnen sassen und sich zusätzlich viel geriebenen Käse auf die bereits mit viel Käse ausgestatteten Pizzen streuten, standen nur ein paar traurige Stühle und Tische leer herum.

Das schockierte mich schon ein wenig. Aber COVID-19 hat wohl hier noch mehr platt gemacht und auch Essgewohnheiten noch mehr verändert. Ich bestellte mir eine «personal size» Pizza, da die anderen meist deutlich zu gross sind. In meiner Erinnerung war dieser Type Pizza früher aber doch grösser. Naja, viel Hunger hatte ich ja nicht, aber mehr als drei Scheibchen «Peperoni» (so heisst die pikante Salami hier) wären ja auch nicht schlecht gewesen.

Eine kleine, rund 20cm durchmessende, dicke Pizza in der geöffneten Kartonschachtel. Auf einer Seite mit pikanter Salami, auf der anderen Seite mit Gemüse und Schinken. Hätte Hawai'i sein sollen. Daneben steht eine Flasche Wasser.

Ich schlief eigentlich ganz gut, dafür dass das Hotel direkt an einer recht lauten Durchgangsstrasse liegt. 

Twentynine Palms – Joshua Tree N.P. – Gila Bend

Ich stellte den Wecker wiederum früh und trödelte doch herum, bis das erste Tageslicht durch die Vorhänge fiel. Nachdem ich schon fast fertig gepackt hatte, holte ich mir einen Kaffee in der Lobby und wechselte noch ein paar Worte mit der Angestellten. Sie meinte, das Hotel sei bis November recht gut ausgebucht gewesen, aber jetzt werde es wohl ruhig bis Weihnachten. 

Ich sprach sie darauf an, dass es an vielen (allen?) Orten keinen Zimmerservice bei mehrtägigen Aufenthalten mehr gäbe und weshalb das so sei. Sie meinte dann, dass es weniger an den Hotels läge, als an den Reisenden, welche aufgrund der Pandemie lieber kein Personal in den Zimmern hätten. So habe sich das eingebürgert. Dass es wirtschaftlich lohnend ist, muss man nicht explizit erwähnen. Sie meinte, wer einen Service wolle, könne ihn aber gerne bestellen.

Sie nahm noch dankbar meinen Hinweis auf, das sich in anderen Hotels Sticker an den Badezimmerspiegeln gesehen hätte, die das erklären.

Blick vom Hotelzimmer in die bleiche Morgensonne. Palmen säumen das Hotelgelände.

Danach packte ich mein Gepäck wieder in den Wagen und fuhr los.

Beim Eingang zum Joshua Tree Nationalpark klebte ein fettes Schild: «No Cash!», die Angestellte trug eine N95-Maske. Man sieht hier drüben, egal wo, doch deutlich mehr Masken im Alltagsleben, als bei uns.

Wir wechselten ein paar freundliche Worte, während sie mir das Kreditkartengerät herüberreichte, damit ich meinen PIN eingeben konnte. Der Eintritt kostet in der Zwischenzeit schon dreissig Dollar. Auch hier ist die Teuerung sehr stark spürbar. Ich meinte, vor wenigen Jahren noch maximal zwanzig Dollar bezahlt zu haben.

Ich fuhr dann geradewegs durch den Nationalpark. Den Abstecher in Richtung Keys View, wo die besonders schönen, grossen Joshua Trees zu sehen sind, sparte ich mir, angesichts der doch recht langen Etappe nach Gila Bend. Zudem war das Wetter etwas durchzogen und Keys View ist nur bei schönem Wetter sinnvoll.

Unterwegs machte ich zwischendurch kurz halt, um ein Foto zu schiessen. Also so schlecht war das Wetter anfänglich doch nicht. 😉 

Blick von einem Ausstellplatz an der Strasse zurück. Der Himmel ist fahlblau, mit etwas Wolken und Kondensstreifen. Die Hügel sind kahl und trocken.

Interessant, wie in dieser trockenen Einöde, wo es schon lange nicht mehr geregnet hat, doch immer wieder grün zu entdecken gibt und sich sogar Blüten zeigen.

Ein Strauch mit grünen, dicken Blättern hat schöne gelbe Blüten ausgebildet. Wer genau hinschaut, bemerkt eine Biene an den Blüten.

Beim Cholla Cactus Garden musste ich natürlich wieder hinausfahren. Ein Halt hier ist obligatorisch. Auf einer grösseren Fläche findet sich hier die grösste Dichte an diesen speziellen Kakteen.

Sie sehen herzig aus, wie kleine Teddybären, sind aber rechte Arschlöcher. Ok, das müssen sie auch sein, sonst könnten sie hier nicht überleben und sich fortpflanzen. Die einzelnen Kaktus-Triebe können abfallen, zudem sind die Nadeln mit Widerhaken versehen, welche sich tief ins Fleisch bohren können. Wie schnell man sich da durch Unaufmerksamkeit einen Stachel einfangen kann, wissen viele Reisende schmerzhaft zu berichten. 

Ich machte beim Eingang einen Mann und eine junge Frau aus Holland darauf aufmerksam und zeigte ihnen die Notbox, welche dort neben dem Warnschild am Boden verankert ist und eine Zange enthält, um sich allenfalls von Kaktusnadeln zu befreien. 😬

Ein Cholla Kaktusstrauch steht relativ alleine im kargen, sandigen Boden. Er hat unzählige kleine Triebe, deren viele Stacheln sie ein wenig pelzig wirken lassen.

Beim Nahe herantreten und zoomen, ist besondere Achtsamkeit geboten, damit man sich nicht irgendwo einen Kaktus einfängt.

Mir gefällt vor allem der fachliche, korrekte Namen des Kaktus: Cylindropuntia

Zoomaufnahme auf einen Trieb mit vielen, gelb-grünen Früchten.

Besonders eindrucksvoll sind die Stämme der Cylindropuntia. Nachdem die Kakteen verdorrt oder abgestorben sind, bleibt zuerst eine dunkelbraune Masse übrig. Wird diese abgetragen, kommen die fein verästelten, wie verwoben wirkenden Stämme hervor. Diese sind sehr stabil und trotzdem leicht. Ein Wunderwerk der Natur.

Ein Stamm des Kaktus, nachdem er abgestorben ist. Der Stamm besteht aus vielen verflochtenen Fasern und hat regelmässige Löcher, ohne dass seine Stabilität gefährdet wäre.

Danach fuhr ich zum Südende des Parks und machte noch kurz ein Foto des typischen Bezeichnungsschilds.

Eine kleine Mauer mit der Aufschrift «Joshua Tree National Park» und dem Wappen/Signet des N.P.S.

Ich fuhr nicht auf den gleich nach dem Park liegenden Interstate 10, sondern durch den Box Canyon Road, auch als Painted Canyon Road nach Mekka, äh Mecca. Der Name ist mir geblieben, weil ich mal vor Jahren mit einem Fremd-Navi fuhr, das mich partout nicht durch den Joshua Tree lotsen wollte. Da mir der Name des Ortes geblieben war, konnte ich es als Etappe eingeben und von dort wusste ich wie weiter. 😂

Nach einem kleinen Subway-Sandwich, welches ich wie ein Redneck im Auto verzehrte, fuhr ich auf der östlichen Seite des Salton Seas nach Süden. Diese Strecke kannte ich noch nicht. Sie ist empfehlenswert für Bahn-Nerds, denn eine Güterzugslinie führt entlang der Strasse und man sieht dort täglich viele, sehr lange Güterzüge.

Der Salton Sea, der heute noch über 1'000 Quadratkilometer aufweist und der grösste See Kaliforniens ist, ist nicht natürlich entstanden, sondern durch einen Unfall. 1905 brach ein Damm des Colorado Rivers und überflutete rund zwei Jahre diese trockene Senke und schuf den See. Ich empfehle den verlinkten Wikipedia-Artikel.

ich fuhr dann längere Zeit auf eher schmalen Strasse durch das sehr stark landwirtschaftlich genutzte Land gen Süden, bis ich auf den Interstate 8 einbog.

Das Wetter wurde dann schnell schlechter und es setzte sogar Regen ein. Interstate fahren, ist nun wirklich kein Spass, zum Glück habe ich gute Musik und der Verkehr war einigermassen vernünftig.

Sobald ich die Staatengrenze nach Arizona bei Yuma überschritten hatte, sah ich mich nach Benzin um. In Arizona sind die Tarife deutlich besser. In Kalifornien sah ich zum Zeitpunkt der Reise Preise ab US$ 4.50 aufwärts.

Irrtümlich landete ich bei der ersten Ausfahrt bei Chevron, die irgendwie besonders wertvollen Saft bereithalten. Die wollten für das günstigste Benzin 4.99 $ die Gallone. Ein paar Meilen später tankte ich dann bei Shell für 3.99 $ und konnte mit einem Fünfziger grad den Tank, der auf einem Drittel stand, mit 12.5 Gallonen voll machen.

Und dann kam endlich die Ausfahrt 115 zur Pima Street, an welcher mein Etappenziel, die Best Western «Space Age Lodge» liegt. Bei leichtem Regen checkte ich hier für zwei Tage ein und brachte dann mein Gepäck zum Zimmer 106.

Blick auf das im nächtlichen Licht liegende Hotelgebäude mit dem markanten Aufsatz, der wie ein UFO aussieht. Das Licht spiegelt sich in den Pfützen auf dem Parkplatz, wo mehrere Autos parkiert sind.

zu Fuss überquerte ich danach die vierspurige Strasse mit Mittel-Spur zum schräg vis-à-vis liegenden Restaurant «Little Italy». Das lebt von der lokalen Kundschaft, den Touristen und denen die gehört haben, dass es hier eine «Meat Lovers Pizza» gäbe, welche vom Duke of Sussex anlässlich seines Militärtrainings in der nahen Air Force Base mal bestellt und gelobt wurde. 😂

Ich wusste, dass die Pizza eh zu gross würde. Als Ausgleich für den eher kalorienreichen, einseitigen Food, den ich mir bisher angetan hatte, bestellte ich zuerst einen kleinen Salat. Und dann halt die «Garden Pizza», in der Annahme, das sein wenig Gemüse nicht schaden kann.

Dazu bestellte ich ein Glas Merlot (7$) und ein San Pellegrino. Das Glas Merlot war natürlich randhoch voll, sicher eineinhalb Deziliter.

Der Boden der Pizza ist recht gut. Aber dass sie den ganzen Gemüsegarten auf die Pizza geschnippelt hatten, war für mich eher unerwünscht, aber eigentlich vorhersehbar. Hier ist ja alles erst gut, wenn es im Überfluss ist. Schade, die Hälfte hätte auch gereicht. Also des Belags, aber so auch der ganzen Pizza.

Eine etwas mehr als tellergrosse Pizza auf einem Blech, das auf einem Ständer auf dem Tisch steht. Die Pizza ist sehr, sehr reichhaltig mit Paprikas, Oliven, Pilzen und Zwiebeln belegt.

Mit viel zu vollem Magen liege ich nun halb auf dem Bett und tippe diesen Beitrag, während hinter dem Hotel in regelmässigen Abständen schwere und lange Güterzüge vorbeikeuchen. 🥰

Was ich am Sonntag mache? Das Wetter ist unstabil, es regnet immer noch recht kräftig. Ev. fahre ich doch noch gen Süden, um zu schauen, wie es den richtig grossen Kakteen geht. Auch wenn dabei etwas Sonnenschein schön wäre.

E gueti Zyt, bis später! 🙋🏼‍♂️


EoYUSA2022, Seattle nach Los Angeles

2. Dezember 2022 Lesezeit: 12 Minuten

Abreise Seattle

Der Abflug nach Los Angeles war um 11:40 Uhr geplant. Das Check-In hatte ich schon am Vorabend in der App von American Airlines gemacht. Da es hiess, man solle zwei Stunden vorher am Flughafen sein und nachdem ich schon von teilweise chaotischen Situationen gelesen hatte, nahm ich es ernst und kalkulierte auch noch genügend Zeit für die Anreise ein. Also ging der Wecker um 6:30 Uhr und schon 7:45 Uhr stand ich vor dem Hotel und schaute in den kühlen, grauen Morgen.

Die Trottoirs waren mit einem grünen Salzgranulat bedeckt, was mich soweit beruhigte, als die Wege ziemlich steil nach unten gehen. Ich hatte keine Lust, mich da zu Boden legen zu müssen. 🤪

Ein letzter Blick aus dem grossen Hotelzimmerfenster auf die Stadt bei grauem Himmel

Den Billettautomaten kannte ich ja schon vom Vortag, also hatte ich schnell die 3 $ Obolus entrichtet und war mit dem Lift unterwegs zum Perron. Dort hatte ich nicht mal richtig Zeit mich umzusehen, als schon ein Tram der Linie 1 einfuhr.

Ein Billettautomat aus glänzendem Metall steht an der unterirdischen Haltestelle. Der Touch-Screen zeigt noch «ORCA», das Logo des örtlichen Verkehrsverbundes.

Am Schalter bei American Airlines, wo ich meinen Koffer einchecken wollte, hiess es erst noch warten. Dafür kam ich mit einem kräftig gebauten Mann, der ein paar Jahre jünger als ich schien, ins Gespräch. Er hatte am Vorabend offenbar seinen Flug ins Orange County gecancelt gekriegt und hoffte jetzt auf eine Alternative.

Am Schalter ging es sehr schnell und schon war mein Koffer mit einer roten «Priority» Marke und der Etikette gezettelt unterwegs in die Eingeweide des Flughafens.

Die Security war auch noch nicht so wirklich ausgelastet und obwohl mein Hand-Gepäck noch separat durchsucht wurde (Der Kindle in Dokumententasche und Fläschchen Desinfektionsmittel erweckten Aufmerksamkeit), stand ich kurz nach 9 Uhr schon in der grossen Abflughalle.

Ich organisierte mir einen doppelten Espresso (und nein, die Revolut-Kreditkarte wurde auch hier nirgends akzeptiert) und setzte mich ein wenig hin.

Blick durch die Glasfront mit Metallsegmenten, die eine Art Gitter formen. Dahinter blauer Himmel mit Wolken. Ein Flugzeug hebt eben von der Piste ab. Die Leute im Vordergrund trinken und essen

Ich hörte mir den von Kollege Fime empfohlenen Podcast von John Gruber an und so ging die Zeit doch schnell herum. Danach verschob ich zum Gate D 10, wo unser Flugzeug alsbald ankam und eine Ladung Passagiere ausspieh.

Ich entdeckte den Mann vom Check-In-Schalter wieder. Er erklärte mir, dass er Standby gebucht sei und hoffe, da in den Flieger rein zu kommen. Tatsächlich wurde er ein paar Minuten später aufgerufen und bekam seine Bestätigung.

Wir unterhielten uns angeregt und kamen auf das Thema Missgeschicke beim Fliegen zu sprechen. Ich erzählte ihm, dass ich ja mal einen Tag zu früh in die Ferien geflogen sei und er lachte, während er mir seine Geschichte vom Flitterwochenurlaub erzählte. Auf dem Ticket sei 12 Uhr gestanden und er sei mit seiner Frau um 10 Uhr am Schalter gestanden, nur um zu erfahren, dass der Flug in die Karibik vor 10 Stunden, nachts um 12 Uhr abgeflogen sei. 😳

Weiter erfuhr ich, dass er zwar schon einmal in Europa und auch vier Tage in diesem very beautiful Switzerland gewesen war, aber noch nie in Alaska. Und dass auf seiner Bucketlist noch der Fang eines Marlins stünde. Naja, jedem das seine.

Und schon hiess es boarden. Ich ging als einer der ersten in das Flugzeug, da es mal wieder eng mit dem Bordgepäck werden könnte. Ich hatte zwar nur meinen grossen Rucksack und die Umhängetasche, aber wenn Kreti und Pleti schon alle Ablagen gefüllt haben, ist es trotzdem mühsam. Der Platz 1A war sehr geräumig und ich hatte sowohl Beinfreiheit als auch seitlich genug Platz. Da ich noch Meilen von früheren Flügen mit AA hatte, kostete mich der Flug nur rund 160 Dollar.

Um 11:25 Uhr wurden schon die Türen geschlossen und ich dachte, es ginge jeden Moment los.

Eine Maschine der American Airlines steht parallel zu unserem Flugzeug.

Aber falsch gedacht. Nach kurzer Zeit gab es eine unklare Durchsage, dass etwas nicht gut sei und schon wurde das Gate wieder angedockt und die Türe geöffnet. Ein Techniker erschien und brittelte etwas am Bordcomputer. Oder ähnlich. Auf jeden Fall ging dann irgendwann das Licht und auch die Turbinen aus. Nach rund 10 Minuten zeigten die Reparaturen aber einen Erfolg und alles ging wieder an. Der Techniker verschwand und kurz vor 12 Uhr konnten wir das Dock verlassen.

Diesen Held der Arbeit, der bei 1°C mit Winterstiefeln, Handschuhen und in kurzen Hosen die Flugzeuge einweist, musste ich natürlich fotografieren. Hatte ich mich doch grad vorher mit einer Person auf Mastodon über solche Unsitten unterhalten. 😂

Ein Einweiser steht auf dem Rollfeld. Er trägt eine Jacke mit Kapuze, eine gelbe Warnweste, warme Winterstiefel und kurze Hosen

Der Start ging nach ein paar Kilometern herumrollen und kerosinschwangere Luft einatmen, schnell von statten und wir wurden mit einer schönen Aussicht über die Buchten vor Seattle entschädigt. 

Blick aus dem eben gestarteten Flugzeug über die Bucht vor Seattle. Vorne viele Häuschen und eine grosse Autobahn.

Das Personal war sehr freundlich, auch wenn ich die Dame etwas schlecht verstand, da es sehr laut war und ich immer noch den Podcast hörte. Mann, mehr als 2h aber sehr spannend.

Die Verpflegung war dann etwas, nun ja, unterschiedlich zur gewohnten Art. Immerhin bekommt man in der ersten Klasse etwas. Der Salat war noch ganz fein. Der Dip (das Ding, das wie ein Dessert aussieht) war, eh, merkwürdig aber essbar. Und dass es dazu einen nicht mal schlechten Salami gab, war verwunderlich. Nur wäre der besser in einem knusprigen Brötchen gewesen.

Das Menu in der ersten Klasse. In einer Kartonbox serviert. Ein Schälchen Salat, ein Dip mit Gouda - Käse und abgepackte Cracker, sowie Salami

Die Zeit verging wirklich schnell und als ich mit dem Podcast durch war und auch noch kurz mal die Augen geschlossen hatte, schwenkten wir schon in Richtung Los Angeles ein.

Wir landeten irgendwo weit draussen, wo wir erst in einem Hilfsgebäude zu einem Bus umsteigen mussten, der uns dann ins Terminal 5 brachte. Zu meinem grossen Erstaunen kam auch das Gepäck sehr schnell dort an und mein Koffer kam mit den ersten paar anderen auf das Band.

Ich schnappte ihn mir und ging nach draussen. Aber die Hotelshuttles waren einen Stock höher. Als ich dort dann ankam, musste ich wiederum nur rund 10 Minuten warten und schon ging es los zum gebuchten Hotel Hilton LAX. 

Da ich auch hier online eingecheckt hatte, konnte ich direkt aufs Zimmer.

Blick vom 14. Stock des Hilton Hotels am Flughafen auf die Rollbahn. Viele technische Gebäude. Die Sonne steht schon tief und beleuchtet den Himmel dramatisch

Ich überlegte kurz, ob ich ins benachbarte Marriott in das dortige Steakhouse essen gehen sollte, aber angesichts der Preise verging mir der Appetit.

Das Denny's ist nicht weit und so spazierte ich dort hin. Das Sandwich war ein wenig fettig und der Käse schmeckte mir auch nicht, aber das Fleisch war ok. Und die Pommes sehr reichhaltig, so dass ich ein paar zurückliess.

Dafür gab es hier Firestone Walker vom Zapfhahn. Dass es gleich so ein Humpen werden würde, war mir nicht klar. Aber auch der Krug hatte einen Boden. Cheers! 🍻

Ein grosser Humpen mit perlendem Bier und einer kleinen, eher dünnen Krone.

Auf dem Heimweg fiel mir dann siedend heiss ein, was ich doch zu Hause vergessen hatte. Mein Garmin Nüvi, das mich schon seit Jahren begleitet, liegt immer noch auf dem Nachttischen zu Hause. 🤦🏼‍♂️

Henu, dann navigiere ich halt mit dem iPhone und Google.

Die nächsten paar Tage bin ich also mit dem Mietwagen unterwegs. Stay tuned!


Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.