#ToTheNorth23, North Pole Alaska and back to Canada

15. September 2023 Lesezeit: 20 Minuten

North Pole – Quartz Lake

Mit frisch gewaschener Wäsche, doppelt heiss geduscht und mit einem Frühstück verpflegt, verliessen wir den KOA Campground Fairbanks/North Pole. Die Nacht war dieses Mal, nicht wie 2019, ungestört von irgendwelchen Helikopter-Manövern der US Air Force.

Ich fuhr das Motorhome durch die Stadt bzw. die Umfahrungsautobahn zurück in den Nordwesten, wo das «Museum Of The North» auf dem Campus der Alaska University war.

Wir versuchten, einen Blick auf den Denali zu erhaschen, aber er verbarg sich in den Wolken. Wir verbrachten rund zwei Stunden im Museum, welches wirklich schön und interessant kuratierte Gegenstände und Geschichten aus Alaska und von den Ureinwohnern präsentiert. Endlich sahen wir wieder einmal einen Grizzly, leider ausgestopft. 😂

Ein ausgestopfter, ausgestellter Grizzlybär im Museum of the North in Fairbanks

Nach dem kulturellen Teil gingen wir zu einem weiteren kulturellen Highlight. Wir fuhren noch einmal südlich an der Stadt vorbei nach North Pole und dort fuhren wir beim Santa Claus House vor.

In Nordamerika ist «North Pole, AK» in etwa das Wiehnacht-Tobel der Schweiz oder Rovaniemi. Hier lebt der fette «Cola Santa» und die Kinder schreiben ihm ihre Wünsche, welche selten mal in Erfüllung gehen. 😈

Das «Santa Claus House» hat ganzjährig Jingle Bells und White Christmas im Angebot. Unzählige T-Shirts, Jacken, Christbaumkugeln in allen Formen und Grössen, bis es einem das Blut aus den Ohren läuft.

Möpse gehen immer 😜 ein Christbaumschmuck als goldener Mops mit Santa Claus Mütze 

Natürlich «zeukleten» wir ein wenig den lieben Herrn Frühling zu Hause, der solche Souvenir-Touristen-Fallen besonders gerne mag. 😜 

Danach ging es auf dem Richardson Highway in Richtung Delta Junction. Unterwegs gab es noch einen Stop am Tanana River. Der hatte vor ein paar Wochen noch gefährlich Hochwasser, da es in Alaska Mitte August ziemlich geregnet hatte und es natürlich viel zu warm war, somit alles als Regen abfloss.

Blick über den Tanana River vom Highway bei Salcha aus

Der Quartz Lake liegt rund 4 Kilometer ab dem Highway auf einer zwar asphaltierten, aber teilweise doch recht beschädigten Fahrbahn.

Als wir ankamen, waren nur wenige Camper aber einige Tagestouristen hier, vor allem Fischer oder Personen, welche eines der inzwischen doch etlichen Ferienhäuschen am See haben.

Wir tranken ein Bier auf einem Bänkchen nahe dem See und sahen einem Fischer zu, wie er innerhalb von weniger als fünfzehn Minuten 10 Fische aus dem See zog. Scheint also einfach hier. Natürlich hatte es an einem See Mücken, aber hier waren sie doch sehr scharf auf unser Blut. So dass sogar ich, der wenig Probleme mit den Viechern hat, noch ein paar Tage an den vielen Stichen am Kopf und an den Füssen zu kämpfen hatte.

Der Quartz Lake nahe Delta Junction unter grauem Himmel

Wir flohen vor den Mücken und dem einsetzenden Nieselregen ins Motorhome und bereiteten das Nachtessen zu. Wir kochen meist abwechselnd, da eigentlich alle Drei gerne kochen. Ich halte mich eher etwas zurück, da ich selbst auch mit meinen Essgewohnheiten etwas aus dem Rahmen falle (so von wegen Schärfe etc.).

Quartz Lake – Deadman Lake

In der Nacht wurde es nicht so kalt, da es etwas regnete. Auch am Morgen und auf der Fahrt nach Tok regnete es. Nicht enorm stark, aber doch genügend, dass unsere Frontscheibe mal wieder richtig von den Mückenleichen bereinigt wurde. 😅

Die Strasse war abschnittweise doch recht übel defekt, so dass man als FahrerIn immer aufmerksam auf die kleinen roten Fähnchen am Strassenrand achten muss. Viele Dips und leicht diagonal zur Fahrrichtung eingesunkene Strassenteile machen die Fahrt manchmal etwas mühsam. In einem Motorhome fliegt einem dann bei nächsten Halt mal eine offene Dose Sourcream oder ein Glas entgegen. Ganz zu schweigen vom Zustand der Kleiderkästen, wo alle Klamotten noch am Bügel, aber am Boden liegen.

In Tok machten wir einen späten Mittagshalt und versorgten unser Motorhome mit Benzin, sowie entsorgten Brauchwasser. Danach ging es wie üblich noch in den General Store, um die drei bis vier Artikel einzukaufen. Ihr wisst, wir kommen nie unter 150 Dollar aus dem Laden. Leider gab es diesmal keine grossen Wasserbehälter, so kauften wir halt zwei eingeschweisste Pakete mit je 15 x 1 Liter. Wir benutzen das Wasser aus dem Tank nur als Brauchwasser. D.h. zum Kochen oder Waschen/Zähneputzen. Trinkwasser nehmen wir lieber so.

Natürlich musste danach noch einmal ein Besuch beim «Fast Eddy's» sein. Schliesslich sind Burger hier die Pflicht.

Drei Teller mit Burger und Pommes

Frisch gestärkt überfressen, fuhren wir weiter in Richtung Grenze bis zum Deadman Lake. Auch dieser Campground liegt nicht gleich neben der Strasse, sondern rund 2 Kilometer Schotters/Dreck-Strasse abseits. Er ist «gratis» und man kann dafür dem Campground Host freiwillig ein paar Taler in die Zahlstation einlegen.

Der Campground war schon ordentlich voll. Wir bekamen aber einen der wenigen Stellplätze, der mehr oder weniger am See liegt.

Deadman Lake unter eher grauem Himmel. Im Vordergrund Gräser und Sträucher.

Adi und Rosette gingen nach dem Nachtessen noch einmal zum Steg hinunter, um zu schauen, ob es dort immer noch Biber hätte. Rosette hatte ja 2019 einen gesehen. Er war immer noch da, aber nicht gut zu fotografieren.

Dafür war die Stimmung wunderschön mit den Seerosenblättern und dem violett/blauem Himmel.

Deadman Lake am späten Abend, spiegelnd mit vielen Seerosenblättern gespickt

Deadman Lake –  Kluane Lake

Die Zeit in Alaska neigte sich dem Ende zu. Wir fuhren nach dem Frühstück zum Alaska Highway hoch und durften dann dort wegen einer der vielen Baustellen auf einen Pilot Car warten.

Stoppschild mit Wegweiser «Alaska Highway» und «Deadman Lake»

Nach rund 10 Minuten fuhr ein Pilot Car mit einem kleinen Trupp Autos im Schlepp in die Gegenrichtung und kam dann wiederum fünf Minuten später mit einem grösseren Tross in unsere Richtung. Wir schlossen uns an und liessen uns durch die Baustelle mit den riesigen Kippladern und Baggern lotsen.

Das Wetter war eigentlich recht gut und so kamen wir trotz lausiger Strasse gut voran bis zur Grenze Alaska / Kanada. Hier kommt ja erst die Grenzstation der Amis (in Gegenrichtung) und dann kommt rund 20 bis 25 Kilometer eigentlich gar nichts bis Beaver Creek.

Die eigentliche Grenze verläuft irgendwo im Nirgendwo mit einer rund 20 Meter breiten Schneise, welche sich schnurgerade durch die Landschaft zieht. Dort setzten wir uns auf das Grenz-Bänkli, wo ich in der Mitte «auf» der Grenze, Rosette zu meiner Rechten in Alaska und Adi zu meiner Linken im Yukon sass. 😂

ByeBye Alaska/USA 🇺🇸

Willkommensschild am Strassenrand nach Alaska

Welcome Back Yukon Territories/Canada 🇨🇦🍁

Willkommensschild am Strassenrand zum Yukon, «Yukon Larger Than Life»

Die Strecke führte uns dann in Richtung des wunderschönen, wilden Kluane Lake. Wir tankten noch einmal voll in «Destruction Bay» und kauften ein paar Souvenirs und schon bald bogen wir auf den uns bekannten «Congdon Creek Campground» ein.

Campground Schild «Congdon Creek Yukon»

Der Campground wurde seit unserem letzten Besuch im 2019 um einen Loop mit rund 25 Stellplätzen und um einen Spielplatz für die Kinder erweitert.

Wir fanden einen netten Stellplatz zum See hin und begannen sofort, Holz zu holen und zu spalten. Dazu braucht es natürlich ein Bier und ein paar Chips, also für mich, den Zuschauer und Helfer. 😜

Auf dem grünen Holz-Campingtisch liegt eine Packung Chips und daneben steht eine grüne Büchse Bier und ein gefülltes Pint-Glas mit schöner Krone

Gegen Abend brieten wir uns einmal mehr ein paar nette Steaks, wobei Adi ein Steak unbeabsichtigt ein wenig in der Asche wendete. 😬

Ein Grill, schön gefüllt mit brennendem Holz und Glut. Darauf liegen drei Steaks und in Alufolie Kartoffeln

Nachts wurde es noch einmal richtig kalt. Der Kluane Lake hatte Wellen fast wie ein Meer, wäre es nicht so kalt, würde man hier sicher viele Kite-Surfer sehen. Mit dem steten Rauschen des Windes in den Baumwipfeln und der Wellen schlief es sich etwas unruhig, da die Blase aufgrund der Geräusche und der Kälte doch ihren Tribut forderte. 🤷🏼‍♂️

Zweiter Tag Kluane

Nach dem Frühstück stellten wir unsere Camping-Stühle auf den Platz, damit niemand auf die Idee kommt, den Stellplatz zu klauen. Natürlich steht auf dem Reservationszettel am Stellplatz-Pfosten auch ein Datum, aber so ein Zettel ist schnell weg.

Wir fuhren danach zum Sheep Mountain runter, um unsere Zoom-Objektive zu testen. Naja, die Aufnahmen waren insgesamt nicht schlecht, aber die Schärfe leidet trotz oder wegen 600mm Tele, Stativ und Fernauslöser. Henu, es war ein Versuch wert.
Erschreckend an der dortigen Ausstellung ist die Veränderung, welche die Landschaft durchmacht. Der Kluane Lake verliert seit rund 7 Jahren Wasser, da sein mächtigster Gletscherzufluss seinen Weg geändert hat. Die Durchschnittstemperatur im Kluane Nationalpark hat sich in den letzten siebzig Jahren um 4.5°C erwärmt.

Meine Nikon mit einem 150-600mm Teleobjektiv auf einem Stativ

Danach fuhren wir ein Stück zurück zum Parkplatz, wo es einen kurzen Trail zum Soldier Summit gibt, auf welchem ein Teil der Geschichte des Alaska Highway und der lokalen Bewohner der Region erzählt wird.

Am Soldier's Summit, Fahnenstangen mit US- und Kanada-Flagge. Dahinter der Kluane Lake in tiefem Blau

Zurück im Campground hatte der Parkwächter frisches Holz gebracht, wobei es immer noch «Laubsägeli-Holz» (Fichtenholz) ist, wie Adi so schön sagt. Es gab noch einmal grosse Steaks, denn wir haben vielleicht nicht mehr so viele Gelegenheiten, zu grillieren.

Der Wind war aber zunehmend «giftig» und kühlte sehr schnell aus, so waren wir froh, im heizbaren Motorhome ein paar Spiele zu spielen und einen Gin Tonic zu geniessen.

Ich ging nach dem Nachtessen und während der Feuerwache noch einmal kurz an den See, um mich umzusehen.

Der tiefblaue Kluane Lake unter blauem Abendhimmel

Kluane Lake – Whitehorse

Nächtens hatte es kurz mal geregnet.
Ich hatte mir einen Wecker gestellt und startete die Heizung kurz nach 7:45 Uhr. Die Mitreisenden wollten nicht aus dem Bettchen, also zog ich mir kurz die Hose und den Faserpelz über das Pyjama und ging mal an die frische Luft.

Am See unten haute es mich beinahe auf die Schnauze, so stark blies der Wind. Der See hatte mehr weisse Gischt als blaue Töne. Und die Berge waren über Nacht weiss überzuckert worden. So schön… 🥰

Blick auf die verschneiten Hügel/Berge rund um den Congdon Creek Campground am Kluane Lake

Ich durfte mich beim Frühstück zurück lehnen und bewirten lassen. Aber man wird ja auch nicht alle Tage… ähm undzo. 😇

Leider hiess es danach, Abschied nehmen und den schönen Kluane Lake verlassen. Noch einmal, am unteren Ende, gab es einen kurzen Fotohalt und da auch ein paar Minuten ein Strichli 4G, sonst ist der Congdon Creek ein Funkloch und das ist gut so.

Blick über den Kluane Lake gegen das südliche Ende

Wir fuhren danach nach Haines Junction, in der Hoffnung, dort in der Village Bakery noch etwas leckeres zu ergattern. Aber die hatten schon Ende Saison gemacht. Also ging es weiter nach Whitehorse.

Wir landeten in Ermangelung von Alternativen im Hi Country RV Park, wo wir endlich mal wieder eine heisse Dusche und elektrischen Strom am Motorhome haben.

Zum Kaffee gab es dann einen Kuchen, den Rosette und Mithilfe von Adi aus vorhandenen Ingredienzen und ohne Einsatz des (nicht vorhandenen) Backofens gezaubert hatte. Er ist sehr fein und hat nur gaaaaaanz wenige Kalorien.

Geburtstagskuchen mit brennenden Kerzen

Zur Feier wurde ich auch noch zum Nachtessen eingeladen und genoss ein sehr gut gewürztes, leicht pikantes Curry. Merci meinen Mitreisenden, dass ich so gut versorgt werde. Vermutlich brauche ich neue Kleider, wenn ich wieder zu Hause bin. 😇

Nun geht es also definitiv in Richtung Süden und die Halbzeit der Ferien ist schon etwas überschritten. 🥲 
Andererseits werden die Nächte nun wohl etwas weniger frisch.

Man liest sich, ev. in etwas grösseren Abständen, abhängig von der Erreichbarkeit und der sich doch langsam etwas einstellenden Blog-Fäule.

🍁🇨🇦

Karte der beschriebenen Route

Link auf Google Maps

Kartenausschnitt der befahrenen Route auf Google Maps


Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.