EoYUSA2022, Seattle nach Los Angeles

2. Dezember 2022 Lesezeit: 12 Minuten

Abreise Seattle

Der Abflug nach Los Angeles war um 11:40 Uhr geplant. Das Check-In hatte ich schon am Vorabend in der App von American Airlines gemacht. Da es hiess, man solle zwei Stunden vorher am Flughafen sein und nachdem ich schon von teilweise chaotischen Situationen gelesen hatte, nahm ich es ernst und kalkulierte auch noch genügend Zeit für die Anreise ein. Also ging der Wecker um 6:30 Uhr und schon 7:45 Uhr stand ich vor dem Hotel und schaute in den kühlen, grauen Morgen.

Die Trottoirs waren mit einem grünen Salzgranulat bedeckt, was mich soweit beruhigte, als die Wege ziemlich steil nach unten gehen. Ich hatte keine Lust, mich da zu Boden legen zu müssen. 🤪

Ein letzter Blick aus dem grossen Hotelzimmerfenster auf die Stadt bei grauem Himmel

Den Billettautomaten kannte ich ja schon vom Vortag, also hatte ich schnell die 3 $ Obolus entrichtet und war mit dem Lift unterwegs zum Perron. Dort hatte ich nicht mal richtig Zeit mich umzusehen, als schon ein Tram der Linie 1 einfuhr.

Ein Billettautomat aus glänzendem Metall steht an der unterirdischen Haltestelle. Der Touch-Screen zeigt noch «ORCA», das Logo des örtlichen Verkehrsverbundes.

Am Schalter bei American Airlines, wo ich meinen Koffer einchecken wollte, hiess es erst noch warten. Dafür kam ich mit einem kräftig gebauten Mann, der ein paar Jahre jünger als ich schien, ins Gespräch. Er hatte am Vorabend offenbar seinen Flug ins Orange County gecancelt gekriegt und hoffte jetzt auf eine Alternative.

Am Schalter ging es sehr schnell und schon war mein Koffer mit einer roten «Priority» Marke und der Etikette gezettelt unterwegs in die Eingeweide des Flughafens.

Die Security war auch noch nicht so wirklich ausgelastet und obwohl mein Hand-Gepäck noch separat durchsucht wurde (Der Kindle in Dokumententasche und Fläschchen Desinfektionsmittel erweckten Aufmerksamkeit), stand ich kurz nach 9 Uhr schon in der grossen Abflughalle.

Ich organisierte mir einen doppelten Espresso (und nein, die Revolut-Kreditkarte wurde auch hier nirgends akzeptiert) und setzte mich ein wenig hin.

Blick durch die Glasfront mit Metallsegmenten, die eine Art Gitter formen. Dahinter blauer Himmel mit Wolken. Ein Flugzeug hebt eben von der Piste ab. Die Leute im Vordergrund trinken und essen

Ich hörte mir den von Kollege Fime empfohlenen Podcast von John Gruber an und so ging die Zeit doch schnell herum. Danach verschob ich zum Gate D 10, wo unser Flugzeug alsbald ankam und eine Ladung Passagiere ausspieh.

Ich entdeckte den Mann vom Check-In-Schalter wieder. Er erklärte mir, dass er Standby gebucht sei und hoffe, da in den Flieger rein zu kommen. Tatsächlich wurde er ein paar Minuten später aufgerufen und bekam seine Bestätigung.

Wir unterhielten uns angeregt und kamen auf das Thema Missgeschicke beim Fliegen zu sprechen. Ich erzählte ihm, dass ich ja mal einen Tag zu früh in die Ferien geflogen sei und er lachte, während er mir seine Geschichte vom Flitterwochenurlaub erzählte. Auf dem Ticket sei 12 Uhr gestanden und er sei mit seiner Frau um 10 Uhr am Schalter gestanden, nur um zu erfahren, dass der Flug in die Karibik vor 10 Stunden, nachts um 12 Uhr abgeflogen sei. 😳

Weiter erfuhr ich, dass er zwar schon einmal in Europa und auch vier Tage in diesem very beautiful Switzerland gewesen war, aber noch nie in Alaska. Und dass auf seiner Bucketlist noch der Fang eines Marlins stünde. Naja, jedem das seine.

Und schon hiess es boarden. Ich ging als einer der ersten in das Flugzeug, da es mal wieder eng mit dem Bordgepäck werden könnte. Ich hatte zwar nur meinen grossen Rucksack und die Umhängetasche, aber wenn Kreti und Pleti schon alle Ablagen gefüllt haben, ist es trotzdem mühsam. Der Platz 1A war sehr geräumig und ich hatte sowohl Beinfreiheit als auch seitlich genug Platz. Da ich noch Meilen von früheren Flügen mit AA hatte, kostete mich der Flug nur rund 160 Dollar.

Um 11:25 Uhr wurden schon die Türen geschlossen und ich dachte, es ginge jeden Moment los.

Eine Maschine der American Airlines steht parallel zu unserem Flugzeug.

Aber falsch gedacht. Nach kurzer Zeit gab es eine unklare Durchsage, dass etwas nicht gut sei und schon wurde das Gate wieder angedockt und die Türe geöffnet. Ein Techniker erschien und brittelte etwas am Bordcomputer. Oder ähnlich. Auf jeden Fall ging dann irgendwann das Licht und auch die Turbinen aus. Nach rund 10 Minuten zeigten die Reparaturen aber einen Erfolg und alles ging wieder an. Der Techniker verschwand und kurz vor 12 Uhr konnten wir das Dock verlassen.

Diesen Held der Arbeit, der bei 1°C mit Winterstiefeln, Handschuhen und in kurzen Hosen die Flugzeuge einweist, musste ich natürlich fotografieren. Hatte ich mich doch grad vorher mit einer Person auf Mastodon über solche Unsitten unterhalten. 😂

Ein Einweiser steht auf dem Rollfeld. Er trägt eine Jacke mit Kapuze, eine gelbe Warnweste, warme Winterstiefel und kurze Hosen

Der Start ging nach ein paar Kilometern herumrollen und kerosinschwangere Luft einatmen, schnell von statten und wir wurden mit einer schönen Aussicht über die Buchten vor Seattle entschädigt. 

Blick aus dem eben gestarteten Flugzeug über die Bucht vor Seattle. Vorne viele Häuschen und eine grosse Autobahn.

Das Personal war sehr freundlich, auch wenn ich die Dame etwas schlecht verstand, da es sehr laut war und ich immer noch den Podcast hörte. Mann, mehr als 2h aber sehr spannend.

Die Verpflegung war dann etwas, nun ja, unterschiedlich zur gewohnten Art. Immerhin bekommt man in der ersten Klasse etwas. Der Salat war noch ganz fein. Der Dip (das Ding, das wie ein Dessert aussieht) war, eh, merkwürdig aber essbar. Und dass es dazu einen nicht mal schlechten Salami gab, war verwunderlich. Nur wäre der besser in einem knusprigen Brötchen gewesen.

Das Menu in der ersten Klasse. In einer Kartonbox serviert. Ein Schälchen Salat, ein Dip mit Gouda - Käse und abgepackte Cracker, sowie Salami

Die Zeit verging wirklich schnell und als ich mit dem Podcast durch war und auch noch kurz mal die Augen geschlossen hatte, schwenkten wir schon in Richtung Los Angeles ein.

Wir landeten irgendwo weit draussen, wo wir erst in einem Hilfsgebäude zu einem Bus umsteigen mussten, der uns dann ins Terminal 5 brachte. Zu meinem grossen Erstaunen kam auch das Gepäck sehr schnell dort an und mein Koffer kam mit den ersten paar anderen auf das Band.

Ich schnappte ihn mir und ging nach draussen. Aber die Hotelshuttles waren einen Stock höher. Als ich dort dann ankam, musste ich wiederum nur rund 10 Minuten warten und schon ging es los zum gebuchten Hotel Hilton LAX. 

Da ich auch hier online eingecheckt hatte, konnte ich direkt aufs Zimmer.

Blick vom 14. Stock des Hilton Hotels am Flughafen auf die Rollbahn. Viele technische Gebäude. Die Sonne steht schon tief und beleuchtet den Himmel dramatisch

Ich überlegte kurz, ob ich ins benachbarte Marriott in das dortige Steakhouse essen gehen sollte, aber angesichts der Preise verging mir der Appetit.

Das Denny's ist nicht weit und so spazierte ich dort hin. Das Sandwich war ein wenig fettig und der Käse schmeckte mir auch nicht, aber das Fleisch war ok. Und die Pommes sehr reichhaltig, so dass ich ein paar zurückliess.

Dafür gab es hier Firestone Walker vom Zapfhahn. Dass es gleich so ein Humpen werden würde, war mir nicht klar. Aber auch der Krug hatte einen Boden. Cheers! 🍻

Ein grosser Humpen mit perlendem Bier und einer kleinen, eher dünnen Krone.

Auf dem Heimweg fiel mir dann siedend heiss ein, was ich doch zu Hause vergessen hatte. Mein Garmin Nüvi, das mich schon seit Jahren begleitet, liegt immer noch auf dem Nachttischen zu Hause. 🤦🏼‍♂️

Henu, dann navigiere ich halt mit dem iPhone und Google.

Die nächsten paar Tage bin ich also mit dem Mietwagen unterwegs. Stay tuned!


Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.