USAEoY2021, ein Lichtblick am bewölkten Horizont?

28. Dezember 2021 Lesezeit: 9 Minuten

Heute, Montagmorgen wachte ich eine Stunde vor dem Wecker auf. Ich versuchte noch etwas zu schlafen, da es draussen noch dunkel schien (an den Rändern des Vorhangs). In der Nacht hatte es ordentlich gegen die Scheiben geschüttet.

Natürlich kam zu wenig Schlaf auf, ich hatte am Vorabend eines der Biere probiert und trotzdem recht gut geschlafen. Alkohol wirkt bei mir nicht wirklich gut auf die Qualität des Schlafs. Der Grund, weshalb ich eher gegen Wochenende mal etwas trinke, damit ich es dort tagsüber kompensieren kann.

Ich machte mich dann an die Morgenroutine. Mein Magen hatte wohl irgend etwas nicht gerne. Den Stress? Das Nichtstun? Auf jeden Fall gurgelte und murmelte es die ganze Zeit. Also nicht, wie bei Unpässlichkeiten, einfach so…  . Ich habe das hin und wieder. Wenn es mich genügend wütend macht, boxe ich mir kräftig zwei oder drei mal in den Magen, damit der dumme Kerl weiss, dass ich ihn auch hasse. Das hilft dann nicht wirklich, aber ich und mein Körper sind uns nicht immer einig. 🤷🏼‍♂️

See a Doctor?

Das übte natürlich nicht gerade eine gute Wirkung auf die Gesamtstimmung aus. Ich versuchte mir nämlich Notizen für ein Telefongespräch mit dem nächsten Urgent Care Med zu machen, um die Situation rund um eine offizielle Bestätigung für die COVID-19-Erkrankung zu klären. Das stresste mich sehr. Ich mag Small Talk in english, ich kann mich auch gut mal so irgendwo mit ein paar Leuten unterhalten. Aber Telefone habe ich ja schon auf Deutsch nicht gerne. Erst recht dann in einer Fremdsprache, mit einer Person auf der anderen Seite, die ins Telefon nuschelt. Oder in den Südstaaten, an einer Land Line in den Bayous auf einer Front Porch sitzt und den dortigen Dialekt spricht. Also schob ich das vor mir her. 🙄

My own local phone number?

Und dann hatte ich die glorreiche Idee, mir eine eSIM mit einer lokalen Telefonnummer zu holen, um einfacher erreichbar zu sein. Die Wahl fiel auf T-Mobile, weil gute Netzabdeckung und Empfehlung. Da lädst Du Dir die «T-Mobile PrePaid eSIM»  App herunter, welche wohl der Erstjahreslehrling in der Maurer-Ausbildung an der DeVry-University nebenher programmiert hat. Das beginnt damit, dass das erste Feld zur Eingabe der E-Mail gar nicht deklariert ist, also man umständlich auf dem Keyboard die Zeichen (zB das @) suchen muss. Geht dann so weiter, wie dass man die Kreditkartennummer nicht via Copy/Paste einfügen kann, dass man Probleme mit fehlenden oder eben nicht fehlenden Leerzeichen bekommt und endet darin, dass man als Billing-Address die Schweiz nicht auswählen kann. Habe es dann mit der Hoteladresse in Pismo probiert, welche ich jeweils bei AT&T problemlos verwenden konnte, aber dann klappte es mit der Kreditkarte nicht. Nach drei Versuchen überliess mir Kollege Christian zuvorkommenderweise seine Daten mit einer DE-Kreditkarte. Zusammen mit seiner CH-PLZ frass das Ding dann die Eingabe und zeigte mir meine neue Nummer an und sandte mir ne Mail. Irgendwo dazwischen blitzte dann mal kurz ein Dialog des iPhones auf, welches mich zum Hinzufügen eines Mobilfunktarifs einlud. Da ich dann gerade am Task-Switchen war, ging der Dialog aber verloren und die Registrierung musste im Verlaufe des Vormittags mit dem Support von T-Mobile (via Twitter, zum Glück) in mehreren Anläufen gefixt werden. Und nun, ja, es funktioniert.

Remo und ich haben am späteren Nachmittag gleich eine Dreiviertelstunde lang die Funktion mit einem Gespräch gefeiert. Dass Sie funktioniert, zeigen auch die die SCAM-Anrufe, welche ich seither kriege. Zum Glück ist mein Telefon silent, dass ich das meist nicht mal mitbekomme.

Überraschung, gerne!

Ich hatte zur Sicherung der Formalitäten gestern Abend eine E-Mail an meinen Vorgesetzten und meine Kollegin/Scrum-Master gesandt mit der Nachricht, dass ich vielleicht hier hängenbleibe oder länger weg sein werde.

Da meine Schwestern mir sagten, ich solle endlich Food bestellen, ich sei im Chat unausstehlich, habe ich das dann getan. Klappte dieses Mal sehr gut, die Ladies am Empfang und wohl auch die Security kennen mich offenbar. Aber es klopfte noch ein drittes Mal nach Essen und Wasser. Draussen stand ein Päckli, das mir Vanessa organisiert hatte, keine Ahnung, wie Sie das so hingekriegt hatte. Denn der grosse Becher Americano drin war noch «süttig» heiss. Er ersetzt zwar keinen Espresso mit Moka Efti-Kaffee, aber er schmeckte kräftig und enthielt sicher genügend Koffein. Und natürlich hatte ich Freude am Umlaut, den der arme Mensch im Lutz Café auf die Tasche malen musste. Ich habe da mal einem life zugeschaut in einem Hotel, der hat sich so angestellt, wie wenn wir mal einen Kribbel in georgisch, thailändisch oder so malen müssten.
Danke, Vanessa, Du weisst ja aus eigener Anschauung, wie es ist, in den USA mit einer Krankheit festzusitzen. 🥺

Papiertüte mit Aufschrift und einem grossen Kaffee und Kuchen

By appointment 

Ich habe dann den Anruf bei den «Physicians immediate care» hingekriegt. Natürlich hat mich die Frau fast nicht verstanden, weil ich im Eifer des Gefechts das Mic des Headsets irgendwo zu weit unten hatte. Und natürlich habe ich sie nicht gut verstanden, weil Land Line und Bayous und so. Aber irgendwie ging es einigermassen durch, bis auf die Phase, wo sie immer behauptete, meine Nummer sei keine US-Nummer. Ich meine: «Three One Two» kann man doch auch mit einem schlechten «Thee H» doch nicht als Zero verstehen?

Auf jeden Fall habe ich nun einen Termin am Donnerstag-Morgen um 8:10 Uhr in rund 15 Minuten Gehdistanz. Den Rest der Registrierung beim Arzt konnte ich dann in einem Online-Formular machen.

Ich hoffe, ich kriege dann eine offizielle Bestätigung, dass ich COVID-19 habe/hatte und diese helfe mir, nach Hause zurückzukehren. 🤞🏻

Meine Symptome gehen von Tag zu Tag zurück. In der Zwischenzeit kann ich auch wieder gut durch die Nase atmen und ich glaube, ich rieche auch langsam wieder etwas.

Überraschungen II

Im Verlauf des späteren Nachmittags erreichte mich fast gleichzeitig wie Remos Tweet auch ein Telefon meiner Care-Person im Hotel. Sie freute sich auch, mir mitteilen zu können, dass das US Center of Disease die Isolations- und Quarantänedauer bei Personen mit COVID-19 Erkrankung auf fünf Tage reduziert hätte. Somit bin ich eigentlich ab sofort wieder frei, nach draussen zu gehen. Meine Symptome haben ja gebessert, der Husten ist zwar noch da, aber die verstopfte Nase hat Fortschritte gemacht. 

Ich habe ihr dann angekündigt, dass ich gedenke, das Hotel bei Gelegenheit in Richtung California zu verlassen. Sie meinte dann nur lachend: «Say, you would really like to leave our nice and cold Chicago for sunny California?!». Sind wirklich nett, die Leute hier. Das Hotelzimmer bleibt danach zwei Tage gesperrt, bevor sie es putzen/aufräumen kommen, meinte sie ebenfalls. 

Also werde ich ab Dienstag dann mal ein wenig in der Stadt herumspazieren, um meinen alten Körper wieder ein wenig in Schwung zu bringen. Die 17 Stockwerke werde ich aber wohl weiterhin lieber mit dem Lift absolvieren.

Weitere Pläne?

Am Freitag-Nachmittag fliege ich mit ein paar restlichen Meilen meines AAdvantage-Vielfliegerkontos für fünf Taler nach Los Angeles und werde dort dann im Hotel übernachten. Auf den Samstag-Morgen habe ich mir einen Mietwagen organisiert und werde dann mit diesem losdüsen. Weiss noch nicht genau, wohin, aber sicher möchte ich dann am Sonntag-Abend in Pismo Beach sein. Ich hoffe, Eure Wünsche und Gedanken helfen mir, dass es wirklich klappt. Im Moment gibt es einfach so viele Unwägbarkeiten.

Und, wann geht es nach Hause? 

Also zuerst spielte ich mit dem Gedanken, noch ein wenig zu verlängern. Aber eigentlich würde es mit obigen Plänen soweit passen, das sich meinen geplanten Flug am Donnerstag, 6. Januar erwischen könnte. 

Das einzige, welches mich mit ein wenig Sorgen erfüllt, ist die Notwendigkeit eines negativen Antigen-Test. Gemäss etlichen Treffern in diesem Internetz, zum Bleistift Marcel Salathé himself, ist er auch am 15 Tag nach der Erkrankung immer noch leicht positiv im Selbsttest. Ich habe zwar gewitzelt und auch tatsächlich alle notwendigen Utensilien eingepackt, aber mitten in der Nacht Telefonkonferenzen mit dem Team und ART zu führen, wäre wohl in Realität nur halb so spassig.

Wir werden sehen, ändern kann ich es nicht.

Wurde mal wieder ein long read und ein wilder Mix von persönlichem und restlichen Themen. Einer oder zwei werden es lesen, und sonst ist es für mich zum Nachlesen, wenn ich dann mal früher oder später alles wieder vergessen habe. 😉

Gebt acht und passt auf Euch auf, der Käfer ist ein Drecksvieh und ein so milder Verlauf, wie bei mir, ist nicht jedem Mensch garantiert.


USAEoY2021, Another Day In Paradise

27. Dezember 2021 Lesezeit: 8 Minuten

Der Titel ist natürlich Phil Collins Popsong aus dem Jahr 1989 geklaut. Und im Jargon bedeutet es auch: «Used to express that one's life is proceeding acceptably or things are going as expected.». Es läuft, wie erwartet. 🤷🏼‍♂️

Nun sind so schnell ein paar Tage in Isolation vergangen. Ich mag mich nicht beschweren, warum auch. Ich habe ein geheiztes (ok, manchmal überheiztes), grosses Zimmer. Und ich bin auch sonst recht gut versorgt. Wenn ich denke, wie viele Leute nicht mal ein zuhause haben, wird jegliches Hadern mit dem Schicksal unstatthaft. Zudem geht es mir ja gesundheitlich recht ordentlich. Der Husten lässt langsam nach, das Fieber ist praktisch weg. Nur die verstopfte Nase und der fehlende bzw. sehr reduzierte Geruchssinn nervt.

Tagesablauf

Mein Tagesablauf geht etwa wie folgt:

  • Wecker irgendwo um die 7:30-8:30 Uhr
  • Brille suchen, Hintern aus dem Bett und die Vorhänge zur Seite schwingen
  • Check Handy, 4+ Messages in iMessage, Threema und Signal, 20+ Notifications von Twitter
  • Badezimmer
  • Physio-Übungen machen, seit gestern auch Atem-Übungen, so rein prophylaktisch
  • Fieber messen
  • Wasser in der Mikrowelle erhitzen, um einen ersten grossen Becher Earl Grey zu machen
  • auf dem iPad mal SRF3 starten (ich weiss, «es Gschnörr», aber das tut aktuell irgendwie gut)
  • Bis gegen den Mittag verbringe ich viel Zeit auf Twitter
  • So ab dem Mittag versuche ich mir langsam ein Essensprogramm zu organisieren
  • Atem-Übungen, danach ein wenig am Fenster stehen und die Strasse 17 Stockwerke darunter beobachten
  • Am späteren Nachmittag etliche Chats mit Remo oder meinen Schwestern
  • Danach gucken, ob ich das Essen auch bekomme und es dann irgend wann geniessen/aufwärmen
  • Häufig noch ein Call, wenn bei Euch schon fast Mitternacht ist
  • Da dann der Twitterstrom eher versiegt (bis auf ein paar hiesige im der Timeline), lese ich mal wieder richtig viel eBooks auf dem Kindle
  • Gegen 23 Uhr sollte ich schlafen, wenn nicht «lesen» (loop)

Ach ja, die Glotze hatte ich bisher noch gar nie gross an. Reizt mich (noch) nicht.

Gemütslage

Ich muss sagen, Ihr seid mir wirklich ein liebes Publikum, Freunde, Freundinnen und Bekannte.❤️😘 
Ich habe bisher noch kein bisschen Lagerkoller.

Ich benutze ja Twitter manchmal (häufig!?) auch als «Dampf (=Emotionen) ablassen» und habe den Tweet mit dem positiven COVID-19 - Test auch genau so, ohne allzu viel zu reflektieren, rausgehauen.  Natürlich würde ich lügen, wenn ich behaupte, nicht mit Reaktionen gerechnet zu haben. Aber die schiere Menge war überwältigend, auch noch Tage später. Natürlich habe sich auch viele Menschen über nicht öffentliche Kanäle gemeldet.

Ich könnte jetzt beginnen, etwas aufzuzählen, aber irgendwie würde ich dann ja die nicht genannten, nicht öffentlichen Zuwendungen schlechter dastehen lassen? Nein, ich glaube, jede Person, die mir ein Ohr, ein Wort geliehen hat oder mir Hilfe angeboten hat, weiss, dass mir alle gleich viel Wert sind. Ich habe mich wirklich über die Bilder von Christbäumen, die lieben Worte und tieferen Gedanken sehr gefreut, sie haben mich berührt. Also bringe ich trotzdem eine kleine Auswahl.

Völlig überrascht war ich vom Anruf von SRF3 am Heiligabend, welches mich mit Carmen zusammenschaltete und mir etwas Airtime verschaffte. Zum Glück hatte ich keinen halben Tag vorher sicherheitshalber die Umleitung auf die ComBox rückgängig gemacht. 😜

Sehr gefreut, weil weihnächtlich und bunt, hat mich der «grosse Christbaum» den Rob organisierte und der mir am 25. Dezember vor die Tür gestellt wurde. Er ist die Zierde des Zimmers und schon mehrere Leute haben sich remote um den Basketball als Christbaum-Schmuck bemüht! 😉

Der «grosse» Christbaum mit vielen Blumen und Dekorationen

Und natürlich freue ich mich als gelegentlicher Bier-Geniesser über die Lieferung, welche Christian am Stephanstag organisiert hatte. Da hatte ich wirklich bedenken, ob es die bis an meine Zimmertüre schaffen würde. Alkohol wird ja hier ziemlich restriktiv behandelt und vermutlich wäre es einfacher, sich eine Uzi auf's Zimmer liefern zu lassen. Ich werde es sachte angehen lassen mit diesem dichten Stoff! 🤪

Old Rasputin Russian Imperial Stout Bier

Speisen und Getränke

Wie man – wenn auf Twitter – erfahren hat, ist es manchmal etwas schwierig, weil ich das Essen selber organisieren muss. Das Hotel hat keine Restauration und auch keinen Zimmerservice. Die grossen Bunker in den Städten haben normalerweise auch eher keine Dinge, wie Tee oder Kaffeekocher auf dem Zimmer. Eigentlich wäre das ja kein Problem, es gibt genügend Läden mit Hauslieferung und Food-Apps. Die Herausforderung ist eher, die Ware so zu dirigieren, dass man mir das Essen dann auf die Türschwelle stellt. Die Hotel-Security lässt niemanden von den Lieferdiensten weiter als bis zur Lobby rein. Also müssen die Auslieferatoren (🤓) die Ware dort abgeben und ich muss dann gucken, dass die Leute wissen, dass sie die Security informieren müssen, dass diese die Ware danach auch zu mir an die Türschwelle bringen. Und natürlich ist immer wieder eine andere Person dort, der ich meine Situation erst erklären muss.

Zum Glück hat mir meine Care-Person des Hotels eine Mikrowelle organisiert und der kleine Kühlschrank ist geeignet, damit ich grössere Portionen aufzuteilen und auch am Folgetag wieder aufzuwärmen lamm. Ich muss noch ein wenig experimentieren, welche Speisen sich am einfachsten in den Kartontellern aufwärmen lassen. Aber bisher hat es mit Pizza und Curry gut geklappt.

Und ich vermisse wirklich Kaffee, geschweige denn Espresso! 🥺

Wie geht es nun weiter?

Nach den Regeln des CDC (nein, nicht dem Cyber Defense Center!), darf man – nach einer laborbestätigten – Infektion mit SARS-CoV-2 zehn Tage nach dem Auftreten der Symptome, mindestens 24 Stunden fieberfreiem Zustand und Verbesserung der grundlegenden Symptome die Isolation verlassen und gilt als geheilt.

Symptome hatte ich schon am Mittwoch-Abend, dem 22. Dezember, deshalb habe ich mich ja am Donnerstag getestet und in Isolation begeben. Im Moment bin ich noch unsicher, ob ich diese Laborbestätigung für den Rückflug irgendwie brauche und wo ich die noch herbekomme.

Eigentlich braut sich hier die Omicron-Wolke bedenklich zusammen. Aber mein Rückflug ist am 6. Januar geplant von LAX.

Nach etlichen Vorschlägen und Diskussionen mit Freunden, werde ich wohl am 1. oder 2. Januar versuchen, an die Westküste rüber zu fliegen und schauen, ob sich da immer noch höhere Mächte gegen mich verschworen haben, oder ob ich es schlussendlich doch noch für ein paar Tage nach Pismo Beach schaffe! 😉 

und bis dann…? Abwarten und Tee trinken! 👍🏻

Wasserflaschen und Teebeutel


USAEoY2021, wie dann alles ganz anders kam

24. Dezember 2021 Lesezeit: 5 Minuten

Tja, ich hätte hier gerne von meiner Zugfahrt von New York nach Chicago, der anschliessenden Etappe mit dem Texas Eagle nach Los Angeles und danach von der Fahrt mit dem Mietwagen durch den Westen gebloggt.

Hätte ich… aber Erstens kommt es anders und zweitens als Du denkst!

COVID-19 Selbsttest mit positivem Ergebnis

Was ist geschehen? Ich hatte schon am Montag ein wenig Kopfschmerzen, das aber auf den Stress des Reisens bzw. die Entspannung nach einem langen Arbeitsjahr geschoben. Ab Mittwoch kam dann ein ganz leicht belegter Hals dazu. Das habe ich auf mein eiskaltes Hotelzimmer in New York und auf mein Schnarchen geschoben. Aber während der Fahrt im «Lake Shore Limited» von New York nach Chicago kam dann plötzlich ein Hüsteln und eine heisse Stirn dazu.

Ich konnte es nicht erwarten, ins Hotel zu kommen. Im Palmer House Hilton ging das Check-In flott und ich hatte ja noch vor ein paar Tagen ein Upgrade des Zimmers gemacht, so dass ich besseres WLAN und etwas mehr Platz hatte.

Zimmer 17247 im Palmer House Hilton in Chicago

Ich legte mein Gepäck hin und präparierte danach einen der zwei von zu Hause mitgebrachten COVID-19 - Selbsttests. Die 15 Minuten Wartezeit legte ich mich aufs Bett und wartete auf den Timer im iPhone. Als der läutete, ging ich mit einem unguten Gefühl zur Kommode, wo der Test lag. Und das Ergebnis bestätigte meine Befürchtungen. Ich habe dieses Drecks-Virus aufgelesen.

Ich weiss jetzt, einen Tag später schon nicht mehr genau, was ich dann alles in welcher Reihenfolge gemacht habe. Ganz sicher habe ich Remo gemeldet, dass ich positiv sei und er hat dann sofort gesagt, dass er und seine Frau sich auch testen lassen werden.

Danach habe ich mich auch bei den Kollegen gemeldet, bei welchen ich am letzten Samstag zu Besuch war. Und natürlich bei meiner älteren Schwester. Danach ging es los, alle Hotels im Westen (bis auf das letzte, vorsichtshalber mal) annulliert, die Zugfahrt bei Amtrak annulliert (toll, jetzt habe ich einen eVoucher für kommende Reisen 🙄) und versucht, jemanden von meiner Reiseversicherung zu erreichen. Klappte nicht, nicht wirklich vertrauenswürdig.

Das Hotel hat mir den Aufenthalt problemlos für die nächsten zehn Tage verlängert. Ich bekam kurz nach dem Anruf beim Frontdesk dann einen Anruf von einer Betreuungsperson, deren Name ich mal auf Daniela vereinfache (ist irgendwie Danielia oder so) und ihre Mobile-Nummer. Sie organisierte mir zusätzlich Wasser, Toilettenpapier etc. und ist für mich erreichbar, wenn ich etwas hätte.

In der Zwischenzeit werde ich mal gucken, ob ich viel TV schaue (hmm, kaum) oder eher lese (Kindle sei dank) oder die nicht eben berauschende Aussicht geniesse.

Aussicht aus dem Zimmer im 17. Stockwerk

Essen muss ich mir sonst selbst organisieren, normalerweise liefern die Deliveries nur bis zum Empfang, aber ich müsse einfach darauf vermerken, dass sie bis zur Zimmertüre kommen.

Ich habe das mal mit einem Pizza-Lieferanten ausprobiert und Lionel hat mir also in kürzester Zeit eine heisse, riesengrosse Pizza Pepperoni geliefert, welche wohl für die nächsten Tage ausreicht. 😉

Pizza Pepperoni (scharfe Salami) in der Schachtel 

Ich danke den vielen guten Wünschen, welche mich über alle Kanäle erreicht haben. Im Moment geht es mir soweit gut, einfach Husten, Kopfschmerzen und eine etwas belegte Nase.

Dass ich gestern und auch heute zwischendrin mal kurz heule, weil ich mich so über die Situation ärgere, darf Mann ja auch eingestehen. Verdammt, ich wollte doch wenigstens bis nach California in mein geliebtes Pismo Beach. 😢


Ich hab mir in der Nase gebohrt!

15. Dezember 2021 Lesezeit: 5 Minuten

Ja, dieser Blog lebt noch! Wow, fast zwei Jahre oder sind es sogar mehr?

Damals, als die Welt noch in Ordnung war und wir unsere Motorhome-Ferien im Yukon und Alaska genossen.

Und jetzt habe ich in meiner Nase gebohrt! Warum? Weil ich gespannt wie ein Flitzebogen bin.

Im November 2019 hatte ich begonnen, ein Ferienprogramm zusammenzustellen. Ich wollte eine der letzten Fernreiseverbindungen in den USA mit dem Zug machen, welche ich noch nicht bereist hatte. 

Ich hatte den Flug gebucht, die Tickets bei Amtrak gekauft, Hotels in New York, Chicago und Pismo Beach reserviert. Die Bestätigung von Avis für die Mietwagenreservation lag im Ordner in der Mailbox. Die Reise hätte über Ostern 2020 stattfinden sollen

Dann kam COVID-19… die Nachrichten aus Fernost, die Nachrichten von Italien, Deutschland, Europa. Die Nachrichten aus den USA.

Dann kam der Donnerstag, 12. März 2020. Wie jeden Morgen holte mich eine bekannte Melodie aus dem iPad aus dem Schlaf. Ein wenig schlummern, dann das Internet-Radio aktivieren und erste Nachrichten hören. Kurz nach sieben Uhr die Meldung, dass der US-Präsident Nummer 45 aufgrund steigender Infektionszahlen allen Europäern die Einreise verwehre. 😖

Irgendwie kam es ja nicht unerwartet. Also hatte ich sofort alle Hotels annulliert und auch die anderen Reservationen versucht zu canceln. Das sich bei Swiss keine Chance hatte, war offensichtlich. Auch die Webseite von Amtrak war unter der Last nicht mehr erreichbar.

Zum Glück konnte ich dann im Verlaufe des Jahres fast meine gesamten Ausgaben retten, die Währungsverluste und anderen Aufwände waren absolut trivial im Vergleich zu dem, was sich da weltweit abspielte.

Die diversen Notfall- und Taskforce-Einsätze absorbierten mich im 2020 und so waren die Ferien meist kurz und in der Umgebung, selten wirklich offline vom Geschäftsmail, selten wirklich zum Abschalten oder erholsam. Aber hey, mir ging es ja gut im Vergleich zu vielen Anderen. 

Und im Sommer 2021 kam dann plötzlich Hoffnung auf. Würde «Sleepy Joe» die Grenze bald öffnen? Die Spannung stieg, nicht nur bei mir. Und als es dann Mitte Oktober hiess, ab November könne man wieder einreisen, musste ich es noch einmal probieren.

Ich habe in der Nase gebohrt! Weil ich es noch nie tun musste. Ich holte mir die Impfung, sobald es möglich war. Ich lebte so isoliert, wie es gerade ging. Hatte mit meist den selben Personen Kontakt. Ich habe sogar mit einer Patientenverfügung begonnen, sie aber nie fertig ausgefüllt.

Ich habe in der Nase gebohrt, weil die Anspannung so hoch war und ich es einfach mal probieren musste. Weil ich diesen Samstag nach Zürich Flughafen fahren werde, um mir so einen Antigen-Test offiziell zu holen.

Ich habe in der Nase gebohrt, weil ich wirklich «furchtbar» gerne am Sonntag in die USA fliegen möchte. Und gleichzeitig sehr nervös bin. Wie wird es wohl sein? Der Flug, die Einreise? Wie wird die lange Zugreise sein? Werde ich im Speisewagen unbeschwert eine Mahlzeit geniessen können? Werde ich zum Schluss auch wieder ohne Sorgen und Probleme zurückkehren können?

Hätte ich einen Monat später zu buchen begonnen, hätte ich es wohl nicht gemacht. Zu gross die Angst, wieder kurz vor der Reise alles absagen zu müssen.

Ich habe in der Nase gebohrt und hoffe, dass das Resultat bis Samstag unverändert bleibt.

Negativer COVID-19 Antigen Selbsttest

Und natürlich freue ich mich, den Remo und seine Liebste in New York zu treffen. Und auf alles andere, das ich jetzt nicht gleich Allen verrate. 😇


Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.