USAEoY2021, Another Day In Paradise

27. Dezember 2021 - Lesezeit: 8 Minuten

Der Titel ist natürlich Phil Collins Popsong aus dem Jahr 1989 geklaut. Und im Jargon bedeutet es auch: «Used to express that one's life is proceeding acceptably or things are going as expected.». Es läuft, wie erwartet. 🤷🏼‍♂️

Nun sind so schnell ein paar Tage in Isolation vergangen. Ich mag mich nicht beschweren, warum auch. Ich habe ein geheiztes (ok, manchmal überheiztes), grosses Zimmer. Und ich bin auch sonst recht gut versorgt. Wenn ich denke, wie viele Leute nicht mal ein zuhause haben, wird jegliches Hadern mit dem Schicksal unstatthaft. Zudem geht es mir ja gesundheitlich recht ordentlich. Der Husten lässt langsam nach, das Fieber ist praktisch weg. Nur die verstopfte Nase und der fehlende bzw. sehr reduzierte Geruchssinn nervt.

Tagesablauf

Mein Tagesablauf geht etwa wie folgt:

  • Wecker irgendwo um die 7:30-8:30 Uhr
  • Brille suchen, Hintern aus dem Bett und die Vorhänge zur Seite schwingen
  • Check Handy, 4+ Messages in iMessage, Threema und Signal, 20+ Notifications von Twitter
  • Badezimmer
  • Physio-Übungen machen, seit gestern auch Atem-Übungen, so rein prophylaktisch
  • Fieber messen
  • Wasser in der Mikrowelle erhitzen, um einen ersten grossen Becher Earl Grey zu machen
  • auf dem iPad mal SRF3 starten (ich weiss, «es Gschnörr», aber das tut aktuell irgendwie gut)
  • Bis gegen den Mittag verbringe ich viel Zeit auf Twitter
  • So ab dem Mittag versuche ich mir langsam ein Essensprogramm zu organisieren
  • Atem-Übungen, danach ein wenig am Fenster stehen und die Strasse 17 Stockwerke darunter beobachten
  • Am späteren Nachmittag etliche Chats mit Remo oder meinen Schwestern
  • Danach gucken, ob ich das Essen auch bekomme und es dann irgend wann geniessen/aufwärmen
  • Häufig noch ein Call, wenn bei Euch schon fast Mitternacht ist
  • Da dann der Twitterstrom eher versiegt (bis auf ein paar hiesige im der Timeline), lese ich mal wieder richtig viel eBooks auf dem Kindle
  • Gegen 23 Uhr sollte ich schlafen, wenn nicht «lesen» (loop)

Ach ja, die Glotze hatte ich bisher noch gar nie gross an. Reizt mich (noch) nicht.

Gemütslage

Ich muss sagen, Ihr seid mir wirklich ein liebes Publikum, Freunde, Freundinnen und Bekannte.❤️😘 
Ich habe bisher noch kein bisschen Lagerkoller.

Ich benutze ja Twitter manchmal (häufig!?) auch als «Dampf (=Emotionen) ablassen» und habe den Tweet mit dem positiven COVID-19 - Test auch genau so, ohne allzu viel zu reflektieren, rausgehauen.  Natürlich würde ich lügen, wenn ich behaupte, nicht mit Reaktionen gerechnet zu haben. Aber die schiere Menge war überwältigend, auch noch Tage später. Natürlich habe sich auch viele Menschen über nicht öffentliche Kanäle gemeldet.

Ich könnte jetzt beginnen, etwas aufzuzählen, aber irgendwie würde ich dann ja die nicht genannten, nicht öffentlichen Zuwendungen schlechter dastehen lassen? Nein, ich glaube, jede Person, die mir ein Ohr, ein Wort geliehen hat oder mir Hilfe angeboten hat, weiss, dass mir alle gleich viel Wert sind. Ich habe mich wirklich über die Bilder von Christbäumen, die lieben Worte und tieferen Gedanken sehr gefreut, sie haben mich berührt. Also bringe ich trotzdem eine kleine Auswahl.

Völlig überrascht war ich vom Anruf von SRF3 am Heiligabend, welches mich mit Carmen zusammenschaltete und mir etwas Airtime verschaffte. Zum Glück hatte ich keinen halben Tag vorher sicherheitshalber die Umleitung auf die ComBox rückgängig gemacht. 😜

Sehr gefreut, weil weihnächtlich und bunt, hat mich der «grosse Christbaum» den Rob organisierte und der mir am 25. Dezember vor die Tür gestellt wurde. Er ist die Zierde des Zimmers und schon mehrere Leute haben sich remote um den Basketball als Christbaum-Schmuck bemüht! 😉

Der «grosse» Christbaum mit vielen Blumen und Dekorationen

Und natürlich freue ich mich als gelegentlicher Bier-Geniesser über die Lieferung, welche Christian am Stephanstag organisiert hatte. Da hatte ich wirklich bedenken, ob es die bis an meine Zimmertüre schaffen würde. Alkohol wird ja hier ziemlich restriktiv behandelt und vermutlich wäre es einfacher, sich eine Uzi auf's Zimmer liefern zu lassen. Ich werde es sachte angehen lassen mit diesem dichten Stoff! 🤪

Old Rasputin Russian Imperial Stout Bier

Speisen und Getränke

Wie man – wenn auf Twitter – erfahren hat, ist es manchmal etwas schwierig, weil ich das Essen selber organisieren muss. Das Hotel hat keine Restauration und auch keinen Zimmerservice. Die grossen Bunker in den Städten haben normalerweise auch eher keine Dinge, wie Tee oder Kaffeekocher auf dem Zimmer. Eigentlich wäre das ja kein Problem, es gibt genügend Läden mit Hauslieferung und Food-Apps. Die Herausforderung ist eher, die Ware so zu dirigieren, dass man mir das Essen dann auf die Türschwelle stellt. Die Hotel-Security lässt niemanden von den Lieferdiensten weiter als bis zur Lobby rein. Also müssen die Auslieferatoren (🤓) die Ware dort abgeben und ich muss dann gucken, dass die Leute wissen, dass sie die Security informieren müssen, dass diese die Ware danach auch zu mir an die Türschwelle bringen. Und natürlich ist immer wieder eine andere Person dort, der ich meine Situation erst erklären muss.

Zum Glück hat mir meine Care-Person des Hotels eine Mikrowelle organisiert und der kleine Kühlschrank ist geeignet, damit ich grössere Portionen aufzuteilen und auch am Folgetag wieder aufzuwärmen lamm. Ich muss noch ein wenig experimentieren, welche Speisen sich am einfachsten in den Kartontellern aufwärmen lassen. Aber bisher hat es mit Pizza und Curry gut geklappt.

Und ich vermisse wirklich Kaffee, geschweige denn Espresso! 🥺

Wie geht es nun weiter?

Nach den Regeln des CDC (nein, nicht dem Cyber Defense Center!), darf man – nach einer laborbestätigten – Infektion mit SARS-CoV-2 zehn Tage nach dem Auftreten der Symptome, mindestens 24 Stunden fieberfreiem Zustand und Verbesserung der grundlegenden Symptome die Isolation verlassen und gilt als geheilt.

Symptome hatte ich schon am Mittwoch-Abend, dem 22. Dezember, deshalb habe ich mich ja am Donnerstag getestet und in Isolation begeben. Im Moment bin ich noch unsicher, ob ich diese Laborbestätigung für den Rückflug irgendwie brauche und wo ich die noch herbekomme.

Eigentlich braut sich hier die Omicron-Wolke bedenklich zusammen. Aber mein Rückflug ist am 6. Januar geplant von LAX.

Nach etlichen Vorschlägen und Diskussionen mit Freunden, werde ich wohl am 1. oder 2. Januar versuchen, an die Westküste rüber zu fliegen und schauen, ob sich da immer noch höhere Mächte gegen mich verschworen haben, oder ob ich es schlussendlich doch noch für ein paar Tage nach Pismo Beach schaffe! 😉 

und bis dann…? Abwarten und Tee trinken! 👍🏻

Wasserflaschen und Teebeutel

Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.