#ToTheNorth23, Heimkehr und Wrap-Up

7. Oktober 2023 Lesezeit: 16 Minuten

Heimkehr

Wir trafen uns um 8:30 Uhr zum letzten Frühstück im Hotel, danach ging es auf's Zimmer, um fertig zu packen.

Ich chattete noch kurz mit Alamo, da ich die Endabrechnung des Mietwagen per E-Mail nicht erhalten hatte. War ja kein Wunder, wenn man bei der Anmiete die E-Mailadresse von Hand auf ein Papierformular eintragen muss, dass sich da ein Tippfehler eingeschlichen hatte. Immerhin war der Chat äusserst effizient und ich hatte nach fünf Minuten bereits die E-Mail erhalten. Danach wollte ich nochmals kurz hinlegen, merkte aber, dass wir ja bereits um 9:45 Uhr in der Lobby abgemacht hatten. Ich war dann der Erste beim Checkout, Adi und Rosette kamen kurze Zeit hinterher.

Um 10 Uhr fuhr der Airport-Shuttle, welcher jeweils stündlich verkehrt, mit uns und rund fünf anderen Hotelgästen und viel Gepäck los. Der Chauffeur weiss Abends auch, was er jeden Tag an schwerem Gepäck gehoben hat. 😬

Beim Check-In landeten wir nach kurzen Weg-Diskussionen im nationalen Teil des Flughafens, wo ich mit Rosette auch 2019 war. Die Wartezeit war kurz und bald waren wir in einer völlig überfüllten Lounge. Wir merkten dann, dass es auch eine internationale Lounge mit umliegenden Duty-Free Shops gab und gingen dorthin.

In der internationalen Lounge war die Platzsituation deutlich entspannter und man konnte sich sogar bedienen lassen. Während Rosette bald einmal shoppen ging, liessen Adi und ich uns bei gutem Wein und feinen Speisen bewirten.

Teller mit einem aufgeschnittenen Steak, Gemüse und Rösti

Nachdem Rosette zurückgekommen war, ging Adi auch noch ein paar Geschenke für seine Töchter einkaufen. Wir machten uns etwas später auf zum Gate, wo wir nach kurzer Wartezeit in unser Flugzeug mit Flugnummer AC 882 von Air Canada einsteigen konnten.

Ich hatte Rosette und Adi einen Fensterplatz gebucht, mich selbst an den Gang. Der Sitzkomfort ist gut, in der Liegeposition hat man genügend Platz um ausgestreckt liegen zu können. Den Platz würde ich nicht noch einmal wählen. Air Canada stellt auf die Konsole bei den vordersten Mittelplätzen jeweils die Kistchen mit Snacks für unterwegs und dann rascheln nächtens da die Leute immer damit herum. Zudem ist die Kombüse (Galley) vorne dran und die Crew lärmt da manchmal recht herum. Da häufig der Vorhang nicht ganz zu war, blendete mich auch ein wenig ein Licht von da vorne.

Ein Glas Schaumwein vor dem Display, welches die Platznummer und ein Bild von Zürich anzeigt

Schon bald nach dem rechtzeitigen Start wurde das Nachtessen serviert. Ich trat meinen Salat an Rosette ab, welche Crevetten (sowie so ziemlich alles aus dem Meer) verabscheut. Mit dem Essen aus der Lounge und der doppelten Vorspeise hatte ich schon mehr als genug. Ich bestellte als Hauptgang den Risotto mit Pilzen. Es war ok, allerdings ist Adi oder mein Risotto deutlich besser, der wird aber auch frisch gemacht. 🤷🏼‍♂️

Vorspeise des Nachtessens, Salat, ein Brötchen und ein Teller mit Crevetten auf Ananas

Nach dem Hauptgang ass ich noch etwas Käse und trank den Wein sowie ein kleines Glas Portwein, danach war ich natürlich deutlich «überfressen». Somit kreide ich den eher schlechten Schlaf eher meinem vollen Magen, als der Platzwahl zu.

Irgendwann gab ich auf und schaute mir im Bordprogramm einen sehr speziellen kanadischen Film an. «Ever Deadly» zeigt die Sängerin Tanya Tagaq», eine Inuit, in einem Konzert mit vielen Rückblicken und Einblendungen aus ihrem Leben. Das passte gerade zum Flug über ᓄᓇᕗᑦ (Nunavut) und meinem aktuellen eBook «Terror» von Dan Simmons, welcher über die Geschichte der Expedition durch die Nordwestpassage fabuliert.

Darstellung der Flugroute und Position, zeigt die Nordhalbkugel inkl. des Pols und Grönlands

Wie Adi meinte, sei es eigentlich fast üblich, dass das Frühstück über dem Nordatlantik genau dann serviert würde, wenn es im Flugzeug zu Turbulenzen käme. Ich bekam dann meinen Espresso nach zehn Minuten doch serviert.

Wir landeten sehr pünktlich in Zürich und hatten unser Gepäck kurz nach unserer Ankunft in der Gepäckhalle auch komplett aufs Band gestellt. Draussen wurden Adi und Rosette von befreundeten Personen begrüsst und dann mit dem Auto nach Hause gebracht. Ich wollte erst noch ein Brot beim Flughafenbeck kaufen, sah dann aber, dass ich den Zug um 9:08 noch erwischen würde und verabschiedete mich von meinen Reisebegleitenden.

Als ich kurz vor 11 Uhr zu Hause ankam, konnte ich im Milchkasten den kurz vorher von Eve hineingestellten Sauerteig im Empfang nehmen. Sie hatte ihn die sieben Wochen gehütet und gepflegt. Merci! 🥰

Am Nachmittag hiess es Wäsche waschen, einkaufen und gegen Abend bei der Nachbarin die von ihr aufbewahrte Post abholen. Während ich diese Zeilen schreibe, backe ich mein erstes Sauerteigbrot nach den Ferien. Allerdings ohne Roggenmehl und mit Ruch- anstelle Vollkornmehl. Man merkt, ich bin noch nicht ganz bei der Sache. 😂

Fazit

Sieben Wochen Ferien, wovon etwas mehr als fünf gemeinsam im Motorhome sind als Single ziemlich gewagt. Allerdings kannte ich die mitreisenden Rosette und Adi ja aus gemeinsamen Ferien. Es ging eigentlich sehr gut, wir teilten uns die Aufgaben gut und alle waren zufrieden. Gegen Ende von langen Ferien gibt es ja immer Längen und Momente, wo einem die Marotten der anderen eher auf's Gemüt schlagen.

Wir sind auf dieser Reise:

  • Rund 16'600 Kilometer geflogen
  • 10'614 Kilometer gefahren (davon 8'361 mit dem Motorhome)

Wir haben für rund 2'500 Franken Benzin gekauft. Pro Person für rund 30 Franken pro Tag Essen und Trinken (viel Bier, sorry Rosette) ausgegeben und natürlich ein Vielfaches davon für Transport (Flug, Motorhome, Mietwagen) und Unterkunft (Hotels, Ranch). Wie viele Gigabytes die Tausenden von Fotos und Videos auf Kamera und Handy belegen, lässt sich nicht abschätzen. 😂

Höhepunkte waren sicher die vielen schönen Aufenthalte auf den verschiedenen öffentlichen Campgrounds an den tollen Seen und der Besuch bei den Rissis auf der «Ride The Wind Ranch», aber auch Abende mit Spielen und das Grillieren am Campingfeuer. Wir werden noch lange davon zehren können.

Wrap-Up

Zur einfacheren Auffindbarkeit eine Liste der Reiseberichte.

Datum URL Beschreibung
17. Aug. 2023 #ToTheNorth23, Reisevorbereitungen und Anreise zum Flughafen 5 Min. Lesezeit
Über die Vorbereitung und Anreise
18. Aug. 2023 #ToTheNorth23, Auf nach Vancouver 11 Min. Lesezeit
Flug nach Vancouver
20. Aug. 2023 #ToTheNorth23, Vancouver nach Saanichton, Vancouver Island 13 Min. Lesezeit
Anmiete Motorhome, Fahrt zum ersten Campground auf Vancouver Island
22. Aug. 2023 #ToTheNorth23, von Süd nach Nord auf Vancouver Island  9 Min. Lesezeit
Fahrt nach Port Hardy auf Vancouver Island
24. Aug. 2023 #ToTheNorth23, Inside Passage und Fahrt zum Lake Seeley   15 Min. Lesezeit
Fahrt mit Fähre und vielen Tieren
27. Aug. 2023 #ToTheNorth23, Seeley Lake - Hyder, AK 13 Min. Lesezeit
Kurzer Abstecher nach Alaska und einem Grizzly
28. Aug. 2023 #ToTheNorth23, Hyder - Kinaskan Lake - Teslin Lake 16 Min. Lesezeit
Fahrt in den Yukon, Baden im See
31. Aug. 2023 #ToTheNorth23, Teslin Lake - Five Mile Lake 16 Min. Lesezeit
Seen und ein kurzer Abstecher in die Zivilisation mit Wäsche in Whitehorse
3. Sept. 2023 #ToTheNorth23, Five Mile Lake - Dawson City 15 Min. Lesezeit
Seen und die Goldgräberstadt
5. Sept. 2023 #ToTheNorth23, Dawson City - Top of The World Highway - Grizzly Lake Campground 18 Min. Lesezeit
Kalte Nächte und Fahrt über den Top of the World Highway
7. Sept. 2023 #ToTheNorth23, Grizzly Lake - Lake Louise, AK - Talkeetna 12 Min. Lesezeit
Auf dem Glenn Highway in Alaska
10. Sept. 2023 #ToTheNorth23, Talkeetna - Denali N.P. - Fairbanks 18 Min. Lesezeit
In den Denali Nationalpark und an den nördlichsten Punkt der Reise
15. Sept. 2023 #ToTheNorth23, North Pole Alaska and back to Canada 20 lange Min. Lesezeit
Schöne Tage am Kluane Lake und Rückkehr von Alaska in den Yukon
19. Sept. 2023 #ToTheNorth23, Adieu Yukon 23 Min. Lesezeit
Südwärts nach British Columbia mit vielen Tieren entlang des Highways
20. Sept. 2023 #ToTheNorth23, ein «nicht so wirklich Willkommen» in British Columbia 10 Min. Lesezeit
Nicht so tolles Wetter und geschlossene öffentliche Campgrounds bei viel Verkehr
20. Sept. 2023 #ToTheNorth23, into the smoke 16 Min. Lesezeit
Auswirkungen der Waldbrände, Seen
23. Sept. 2023 #ToTheNorth23, Ole's Lake - Pierre Greys Lakes 15 Min. Lesezeit
Biber, tolle Seen und auch mal ein Regentag
26. Sept. 2023 #ToTheNorth23, Pierre Greys Lakes - Ride The Wind Ranch 11 Min. Lesezeit
Etappenziel erreicht
29. Sept. 2023 #ToTheNorth23, Tage auf der Ride The Wind Ranch 13 Min. Lesezeit
Abgabe Motorhome, schöne Tage bei den Rissis
2. Okt. 2023 #ToTheNorth23, Ride The Wind Ranch - Banff - Jasper 16 Min. Lesezeit
Unterwegs mit dem PW, wunderschöne Seen in den Rockies
5. Okt. 2023 #ToTheNorth23, Jasper - Kamloops - Vancouver 22 Min. Lesezeit
Abschluss der Reise

Lesen muss man ja nicht, Bilder anschauen (Klick auf erstes Bild, danach Galerie, ideal auf PC/Laptop mit grossem Bildschirm) reicht auch. 😂

Gesamthaft sind das mehr als 5 Stunden Lesematerial, unglaublich. Vor allem wenn ich für das Erstellen der Seiten und die Bearbeitung der Bilder eher ein mehrfaches davon benötigte. Immerhin, ich schreibe die Seiten ja auch für mich, wenn ich mal etwas nachlesen möchte. 😇

Danke Adi und Rosette für das Korrekturlesen und für die vielen Fotos und Videos, welche Ihr beigetragen habt. Es waren viele tolle Erlebnisse und schöne Wochen.

P.S.: Fotos (und Berichte) könnt Ihr auch gut mit Google suchen.
Einfach mit der URL: https://www.google.com/search?q=site%3Aurs-mueller.ch+%23ToTheNorth23
zusätzlich noch einen weiteren Suchbegriff eingeben, wie zB "Five Mile Lakes" und dann auf «Bilder» klicken.


#ToTheNorth23, Dawson City - Top of The World Highway - Grizzly Lake Campground

5. September 2023 Lesezeit: 18 Minuten

Yukon River Campground

Die Nacht im Yukon River Campground stellte sich etwas schwieriger als gedacht heraus. Nicht, weil wir ev. mitten in der Nacht von Rosette wegen Nordlichtern geweckt worden wären, es gab leider keine (sichtbaren). Sondern weil es wirklich äffig kalt wurde.

Ich schlafe normalerweise in kurzem Pyjama und hatte bisher keine Probleme. Im Angesicht der angekündigten Kälte hatten wir die Fenster extra noch mit den mitgelieferten Stoff-Abdeckungen innen isoliert. Aber meine Füsse bekamen trotz gutem Schlafsack nicht warm. Neben einem leeren Magen sind kalte Füsse das zweite No-Go für Schlaf bei mir.

Nachdem ich es versucht hatte, auszuhalten und ich mehrmals wach wurde, weil die Blase drückte, nuschelte ich im Fächchen zur rechten ein paar Wandersocken heraus. Das half mir einzuschlafen. Trotzdem wurde ich gegen Morgen früh wach, weil der Körper ausgekühlt war. 

Wir haben drei Decken, von denen ich aber eine Rosette und zwei Adi abgegeben habe, da er jeweils im mittleren Teil nächtigt und keine gute Matratze hat.

Wir erlaubten uns dann, als alle wach waren, die Heizung einzuschalten. Diese erwärmt das Motorhome mit via Gas gespiesener Heissluft recht schnell.

Wir fuhren nach dem Frühstück los. Wie immer hatten wir irgend etwas im Motorhome vergessen abzustellen. Entweder brennt noch das Licht irgendwo, oder die Wasserpumpe ist nicht abgestellt oder irgend eines der Schrankfächer ist nicht verriegelt. Wir beschlossen, es wie die Piloten zu machen und eine Checkliste zu erstellen. 😂

Campground-Schild des Yukon River Campgrounds in Dawson City

Adi fuhr den Wagen. Wir wechseln uns jeweils immer tage- oder bei längeren Strecken etappenweise ab. Auch die Beifahrer-Position wird abgewechselt. Die dritte Person sitzt jeweils im Fauteuil quer zur Fahrrichtung. Adi und Rosette wird es eher schneller übel, wenn sie hinten sitzen, so dass ich mich gerne opfere. Mir macht das gar nichts aus und manchmal kann ich dann noch etwas dösen oder im Kindle lesen.

Top Of The World Highway

Der «Top Of The World Highway» warnt ein wenig vor dem Befahren. 😬🤷🏼‍♂️

Warnschild am «Top Of The World Highway», dass die Strasse nicht unterhalten sei

Gleich nach der dritten Kurve fuhren wir erst zu früh und danach im zweiten Anlauf auf dem richtigen Weg talseitig ab, um einen Ausguck-Punkt anzusteuern. Der Abstecher war es wert. Der Yukon, wie auch viele andere Flüsse, schleppt aktuell viele Sedimente an. Der Seitenarm ist der Klondike River, der etwas «sauberer» war.

Panorama über den Yukon River bei Dawson City unter strahlend blauem Himmel

Die Strecke zieht sich erst recht gerade und ansteigend nordwestlich von Dawson. So sah man nach kurzer Zeit die Bergkette der Ogilvie Mountains (entlang des Dempster Highways ganz hoch) frisch verschneit. Die höchsten Gipfel sind rund 1800 Meter über Meer. Ach, wären wir doch den Dempster hoch gefahren? Naja, die Reifenwechsel von 1996 stecken mir noch in den Knochen und die Strasse ist mehrheitlich lausig. 

Die frisch verschneite Bergkette der Ogilvie Mountains am Horizont unter blauem Himmel, dazwischen nur Hügel und Bäume

Rosette hat ihre DSLR hervorgeholt und konnte die Berge etwas näher heran zoomen.

Gezoomtes Bild der frisch verschneiten Berge

Die Strasse ist in teilweise guten, teilweise lausigem Zustand. Am schlimmsten sind die Etappen, wo noch ein Rest der Asphaltdecke da ist. Natürlich gibt es auch viel Schlaglöcher und Wellblech-Pisten. Wir fuhren etwas vorsichtig und liessen die Autos und die schnelleren Motorhome-Fahrenden passieren.

Ein Truck Camper überholt unser Motorhome

Die Strasse windet sich spektakulär über die höchsten Punkte der Hügel und steigt bis rund 1300 Meter über Meer an. Die Aussicht ist je nach Wetter unterschiedlich, aber wir haben vermutlich den besten Zeitpunkt erwischt mit mehrheitlich sonnigen Aussichten.

Die Schotterpiste des Top Of The World Highways windet sich die Hügel hoch

Poker Creek, Welcome To Alaska

Der Grenzübertritt war relativ unspektakulär. Wir hielten wie vorgeschrieben vor der Station an und wurden dann vom Grenzer nach vorne gewinkt. Er kassierte unsere Pässe, fragte nach Waffen, Pistolen, Messer, Samurai-Schwerten und lachte dann. Auch Drogen und Brennholz hatten wir keines dabei. Eine etwas grössere Menge konfiszierten Holzes lag vor der Ranger-Station, offenbar haben es nicht alle so mit Recherche.

Grenzstation Poker Creek mit unserem Wohnmobil vorne dran

Wir mussten uns in die Station begeben, wo unsere Pässe geprüft und die Fingerabdrücke registriert wurden. Die Beamten waren etwas formal, wie sie wohl müssen. Sie sind aber auch recht freundlich und haben auf Fragen gerne geantwortet. Es war aber auch ihr zweitletzter Tag, danach geht die Grenze für den Winter zu.

Wir fuhren weiter nach Chicken, wo uns eine kleine Enttäuschung erwartete. Der «The Goldpanner» war geschlossen, keine Souvenirs. 🙁

Ob das wegen dem langen Wochenende mit dem Labour-Day war, oder saisonal oder gar vollständig, war uns nicht klar. Egal.

The Goldpanner in Chicken, Alaska. Vorne dran übergrosse Skulpturen von Hühnern

West Fork Campground

Wir fuhren danach weiter bis zum «West Fork Campground». Der untere Teil mit den «Pull-Through» - Plätzen waren mehrheitlich belegt von Jägern, welche sich in Grüppchen entsprechend bekleidet am Campfire fläzten und uns argwöhnisch anschauten. Kein Problem mit der Jagd, bei uns allen. Aber die Kollegen führen eine Hightech-Ausrüstung mit raupengetriebenen Fahrzeugen und wohl eine ganze Waffensammlung mit. Henu, ihr Land, ihr Hobby.

Im oberen Bereich hatte es einen netten Stellplatz gleich oberhalb eines kleinen Seeleins, zudem waren die WC-Anlagen wirklich top. Neu, sauber, mit genügend WC-Papier und sogar mit automatischen Desinfektionsmittel-Spendern ausgestattet. Sie rochen sogar noch gar nicht. Leider gab es kein Feuerholz.

Unser Motorhome am Stellplatz im Westfork Campground am Top Of The World Highway

Die Registration war ganz beim Eingang, so dass es sogar zu einem Spaziergang reichte. Die 12 Dollar wurden in das Registrationsformular eingeschoben und in der Kasse versenkt.

Nach dem Nachtessen (Kartoffelstock mit geschnetzeltem Rindfleisch und Gemüse!) wurde es den einen schon etwas zu kühl und die anderen machten noch ihre Physio-Übungen oder schossen noch ein tolles Bild.

Abendstimmung über dem Tümpel hinter dem Motorhome im West Fork Campground

Für die Nacht präparierte ich mich etwas besser. Zwar war es eigentlich noch recht angenehm, aber die Nacht kann lange sein. Also zog ich die Wandersocken gleich sofort an und auch ein langärmliges Pyjama-Oberteil. Den Fussteil des Schlafsacks steckte ich in einen warmen Hoodie. So war es mir erst beinahe zu warm. Aber gegen den frühen Morgen kühlte es noch einmal bis fast Null grad ab und nachdem der Körper beim Schlaf ausgekühlt war, wurde mir gegen Morgen etwas fröstlig. So waren alle froh, dass wir beim Aufstehen unsere Heizung laufen lassen konnten.

Nach dem Frühstück nutzen wir das erste Mal unsere Checkliste und lachten wie die Kinder… Kühlschrank gesichert, Check.

Ich übernahm das Steuer auf dem Abschnitt des Taylor Highway, wie der Top Of The World in Alaska heisst. Die Strasse ist kurz nach dem Campground mehrheitlich asphaltiert, was aber nichts nützt. Die Streckenführung und die vielen Schlaglöcher sowie Dips lassen einen angepassten Fahrstil anraten.

Kurz vor der Verzweigung zum Alaska Highway hatten wir wieder Netz, was die Fraktion «WhatsApp Status Bilder Update» und «Instagram» zum Handy greifen liess. Ich, gerne als Twitter-Junkie bezeichnet, war ja am Fahren.

Tok, Alaska

Tok oder auch das «Million Dollar Camp» aus den Zeiten der Gründung des AlCan ist eigentlich eine Wegkreuzung mit vielen, entlang der Strasse stehenden Häusern.

Wir fuhren erst zu einer Tanke, um uns nach der Möglichkeit der Tank-Entleerung zu erkundigen. Man verwies uns auf die Chevron-Tankstelle, welche wir umgehend ansteuerten. Der «Most» kostet hier rund CHF 1.20 der Liter und wir füllten dort ebenso unseren Frischwasser-Tank.

Anschliessend gingen wir zum «Three Bear» Supermarkt. Wir hatten eigentlich nur drei Sachen auf der Einkaufsliste, aber das Angebot war zu gut. Und so landeten eben auch Früchte, Apple Fritters (Grüsse gehen an…), ein Paket Riesen-Steaks (das Wetter könnte ja gnädig sein und ein Grillen ermöglichen) und aufgrund des eher überdurchschnittlichen Ahorn-Sirup-Verbrauchs von Adi auch noch eine mittlere Grösse des begehrten Begleiters zu den Pancake. 😇😂

Ein grosser Krug Kanadischen Ahornsirup

Im Visitor-Center gleich auf der anderen Strassenseite erkundigte ich mich als Erstes nach dem Wetter und der Ranger bestätigte unsere Infos, dass es nun im Süden von Alaska ev. ein paar Tage besseres Wetter hätte. Bisher hatten wir unglaubliches Glück, wir wurden tagsüber noch nie verregnet. Nur Nachts gab es wenige Male etwas Niederschlag.

Nach einem Besuch im Souvenir-Shop gleich nebenan, hatten wir uns mit einer weiteren Decke ausgestattet, so das sich den kommenden Nächte ohne Sorgen entgegen gucke.

Wunderschöne, farbige Blumendekoration am Souvenir Shop in Tok

Unser Sport-Guy, Adi, der einen deutlich geringeren Body-Mass-Index als ich hat, bekommt jeweils am Mittag ordentlich Hunger. Ich käme nach dem ausgedehnten Frühstück auch ohne aus bis zum Nachtessen.

Also fuhren wir zum «Fast Eddy» und liessen uns im auch um 13:40 Uhr noch pumpenvollen Restaurant bedienen. Ich gab mich mit einem Starter Chicken Wings zufrieden, während Adi genüsslich in seinen Chicken Burger biss. Foto mit ausdrücklicher Bewilligung. 😜

Von den Fries kostete ich auch, die waren wirklich sehr fein.

Adi beisst gerade in seinen Chicken Burger 

Danach bog ich in den Tok Cutoff ein und lenkte unser Gefährt gen Südwesten. Die Strasse ist anfänglich sehr gut und einfach zu fahren. Es hat aber auch Abschnitte, in welchen die Strasse etwas eingesunken ist und Schlaglöcher aufweist. Für einen PW kein Thema, aber unser tonnenschweres Gefährt kommt dann heftig ins Schwingen und die Geschirrschubladen lassen ein lautes Klirren vernehmen. Bisher hatten wir allerdings nur ein grosses Glas als Opfer des Fahrstils zu beklagen.

Wir wollten den Porcupine State Campground ansteuern, aber der war geschlossen. Auch weiter unten bei der Zufahrt zum Wrangell Nationalpark war der private Campground zwar noch beflaggt, aber die Lady im Haus wollte nichts von uns wissen.

Der Abstecher zum Mentasta Lake von rund 11 Kilometern war eine leichte Pleite. Der Zugang zum See selbst sah am Ende der Strasse nicht sehr einladend befahrbar aus und wir wollten keine Experimente wagen. Die Einwohner des Dorfes sind mehrheitlich Ureinwohner. Aber immerhin, wir hatten dort volle 4G, eine grosse Antenne war mitten im Dorf. Grundsätzlich sieht es so aus, als ob die Strecke entlang des Tok Cutoff gut mit Mobilnetz erschlossen ist. 

Friedhof in Mentasta Lake, farbige Grabhäuschen aus Holz bedecken die Gräber

Wir fuhren zurück und waren erst etwas besorgt, fanden dann aber weiter unten am Tok Cutoff den «Grizzly Lake Campground», der von einer netten alten Lady geführt wird. Ihr riesiger Pyrenäenberghund sei erst sechs Monate alt, was seine Verspieltheit erklärte. Da er nicht als Schutzhund erzogen wird, ist er sehr menschenfreundlich. Adi war trotzdem etwas unsicher, er ist seit seiner Kindheit eher negativ auf Hunde geprägt. Zu knackige Wädli, offenbar. 😬

Wir sind leicht angeschlagen, Rosette ging früh ins Bett. Ich huste auch gelegentlich, schreibe aber am Tisch im Motorhome den Blogbeitrag fertig, während Adi die Küche gemacht hat und wir gemeinsam noch an einem Bierchen nippen.

Mal schauen, wie die Nacht wird. Wir fahren Morgen weiter in Richtung Anchorage und gucken, was der Tag so bringt.

Man liest sich… Hebed Sorg und passt auf die Bären in der Einfahrt auf. 😜 

Karte der beschriebenen Route

Link auf Google Maps.

Kartenabschnitt der befahrenen Route auf Google Maps


Yukon 2019, Whitehorse - Edmonton - Rocky Mountain House

23. September 2019 Lesezeit: 16 Minuten

Flug Whitehorse - Edmonton

Wir hingen noch ein wenig in der Check-In-Halle beim Flughafen herum. Ich schrieb Beiträge für den Blog, während meine Reisebegleitung las. Dann kam ein netter Herr vom Flughafen und meinte, im Obergeschoss wäre das Restaurant zwar geschlossen, es gäbe aber bequemere Stühle und mehr Steckdosen im dortigen Wartebereich.

Also dislozierten wir und fanden den Umstand, dass es dort etwas weniger Zugluft hatte, durchaus angenehm. 

Pünktlich um 14:30 Uhr wurde die Sicherheitsschleuse geöffnet und sofort bildete sich eine längere Schlange. Der Flug um 15:40 Uhr führte von Whitehorse nach Edmonton und weiter nach Calgary. Die 737 der Air North war ausgebucht und die Security ist in Whitehorse nur mit einem Band zum Durchleuchten, sowie einer Sicherheitsschleuse für Passagiere ausgestattet.

Air North Boing 737 am Fingerdock in YXY (Whitehorse)

Wir durften dann relativ schnell einsteigen und ich ging sofort los, um sicher einen Platz in der Gepäckablage für meinen Rucksack zu haben. Unsere Plätze lagen fast ganz hinten und waren hinsichtlich Kniefreiheit ok, in Sachen Sitzbreite aber sehr knapp.

Der Flug ging relativ schnell vonstatten, die Zeitverschiebung von einer Stunde erklärte den grossen Unterschied zwischen Abflug- und Ankunftszeit. Wir erhielten in den knapp zweieinhalb Stunden ein Getränk und dann noch ein Sandwich, erneut mit Getränken und zum Schluss gab es noch Cookies und Kaffee. Das Personal war sehr freundlich. Air North kann also, bis auf die Sitzbreite, gerne weiter empfohlen werden.

Edmonton

Unser Gepäck kam recht schnell auf das Ausgabeband. Nach etlichem hin und her schafften wir es dann zur Autovermietung im Autoterminal gleich auf der gegenüberliegenden Strassenseite.

Unser Mietwagen, ein Hyundai Tucson mit 4x4, war soweit in Ordnung. Wir buchten aber noch zusätzlich den Zusatzfahrer, den ich von zu Hause aus mal vorerst weggelassen hatte.

Die Fahrt ins Stadtzentrum zum Hotel, dem Metterra on Whyte, klappte gut, sobald wir die richtige Richtung auf der Autobahn erwischt hatten. Danke, Google Maps. 🙄

Ufo-Wolken dem Flughafen von Edmonton

Im Quartier hatte es ziemlich Verkehr. Wir stellten den Wagen auf einem der drei Plätze vor das Hotel und kauften uns als Erstes die Valet-Option, wo jemand vom Hotel für 15 kanadische Taler den Wagen wegparkiert.

Das Hotelzimmer war soweit ganz ok, recht gross, auch wenn die Steckdosen im Badezimmer nicht funktionierten. Etwas seltsam mutete die Ausstattung mit Wasserflasche und «Gehörschutz» an. Wir merkten dann, dass das Hotel an *der* Ausgehmeile Edmontons liegt und in der Nacht Freitag/Samstag hier der Teufel los ist. E-Gitarren plärrten in die Nacht hinaus, die mehr oder weniger angeheiterten Leute grölten herum und zwischen vereinzelten Polizei- oder Notfallsirenen massen sich die Testosteron-Jungs mit aufheulenden Motoren ihrer Autos oder Bikes.

Wasserflasche und Gehörschutz im Hotel Metterra in Edmonton

Aber es hatte wenigstens eine grosse Auswahl an Restaurants gleich an der Strasse. Und ab etwa 2 Uhr Nachts ging der Lärm dann zurück.

Am nächsten Morgen genossen wir das sehr gute Frühstück im Metterra und gingen dann kurz den «Old Strathconas Farmer’s Market» besuchen. Der Markt ist sehenswert, es gibt Gemüse, Früchte, Fleisch und weitere Esswaren, aber auch Kunsthandwerk zu sehen und zu kaufen.

Ich erstand mir unter anderem auch lokales Bier, wie kriege ich das nur nach Hause, habe ja sonst schon zu viel Gepäck. 😱

Im Quartier gibt es auch viele Theater und Kinos, ein Trammuseum und auch ein paar nette Street-Art-Bilder.

Street-Art Old Strathcona an der Ecke 82th Ave / Gateway Boulevard

Nach der Rückkehr zum Hotel bestellten wir unseren Wagen vom Valet zurück und packten unsere Koffer reisebereit.

Unser Mietwagen, ein Hyundai Tucson

Danach ging es auf eine etwas lange Reise nach Jasper in den Rockies. Der erste Teil bestand aus einer relativ unspektakulären Fahrt auf dem Yellowhead Highway Nr 16.

Die einzige Überraschung war, dass wir beim ersten Tankhalt feststellen durften, dass es einen Unterschied zwischen der Tankgrösse eines Motorhomes und eines Hyundai gibt.  Bisher waren wir es gewohnt, so um die hundert oder mehr Liter einzufüllen. 😂

Jasper

Kurz vor Jasper, in Hinton an einer Raststätte, hatte es sich ein Schwarzbär gerade im Grünabschnitt gemütlich gemacht. Er blieb dann aber nicht genügend lange, für ein gescheites Foto und machte sich gleich wieder auf den Weg in den Wald.

Kollege Schwarzbär trabt in Richtung Wald

Manchmal konnte man bei Baustellen mit Einwegverkehr auch noch die Landschaft kurz vor Jasper bestaunen.

Blick über den La Biche River nahe Jasper

Und gleich ein paar Kilometer später sass da noch so ein schwarzer Geselle gleich neben der Strasse und tat es sich minutenlang an den Beeren gütlich.

Schwarzbär tut sich an den Beeren am Strassenrand gütlich

Wir fuhren durch das sehr geschäftig wirkende Jasper zu unserem Hotel, dem «Mount Robson Inn». Man sagte uns, dass es bei einer späten Rückkehr möglich sei, dass alle Parkplätze belegt seien, dann dürfe man einfach entlang der Strasse parken.

Maligne Lake

Meine Reisebegleitung wünschte noch zum Maligne Lake zu fahren, um dort die letzten Sonnenstrahlen einzufangen. Also machten wir uns auf den Weg und wunderten uns doch über den noch recht heftigen Verkehr auf der Strasse.

Noch mehr wunderten wir uns über den extrem heftigen Befall der Kiefern durch den Borkenkäfer. Ganze Hänge voller Kiefern sind abgestorben.

Abgestorbene Kiefern (rotbraun, im Vordergrund) am Medicine Lake

Wir erfuhren, dass die steigenden Temperaturen, aber auch falsches Waldmanagement dazu führten. Man will nun vermehrt Wälder kontrolliert abbrennen lassen, um dem Schädling die Verbreitung zu erschweren, aber auch um die Wälder zu verjüngen und neueren Sorten Platz schaffen.

Herbstfarben am Medicine Lake mit interessanter Wolkenformation

Die Strecke zog sich dann etwas, weniger wegen dem schlechten Strassenzustand, als wegen den unerwartet vielen Tiersichtungen. Der Elch hier zeigt zwar mehr sein Hinterteil und das Foto vom Beifahrersitz aus der Fahrertüre mit dem Ei-Fon zeigt auch nichts so viele Details. Aber hey, ein Elch ist ein Elch! 😉

Elch-Weibchen grast am Strassenrand, aus Distanz aus dem offenen Autofenster aufgenommen

Auch die Bärenmutter mit einem Jungen, welche sich am der Strassenböschung aufhielt, sorgte für viel Aufmerksamkeit. Ich verstehe allerdings die Idioten nicht, welche trotz Warnung bzw. Verboten jeweils aus den Wagen aussteigen, um noch bessere Aufnahmen zu kriegen. Oder welche halsbrecherische Automanöver machen, um sich in bessere Positionen zu bringen.

Wir erreichten den Maligne Lake dann schon bei recht tiefem Sonnenstand, aber es reichte für ein paar Aufnahmen.

Panorama über den unteren Teil des Maligne Lake am frühen Abend

Wir kehrten dann schon nach Einbruch der Dunkelheit nach Jasper zurück und nahmen ein ausgezeichnetes Nachtessen im Restaurant «Cassios» zu uns. Die Antipasti waren gut assortiert und die Teigwaren waren wirklich al dente. 😍 So etwas führt dann auch zu einer positiven Bewertung auf TripAdvisor. 

Die Nacht war dann eher weniger geruhsam. Das für uns ungewohnt warme Zimmer und das späte Nachtessen führten zu einer eher geräuschvollen Kehle meinerseits, was wiederum meine Reisebegleitung zu häufiger Intervention brachte. 😱

Das Frühstück war ok. Das Angebot war relativ grosszügig (Eier, Burgerpatties, Toast und Bagels, Müesli und Früchte etc.), aber da das Hotel total ausgebucht war, war auch der Frühstücksraum völlig überlaufen, laut und nicht so ansprechend.

 Icefield Parkway

Nach dem Frühstück ging es auf den Icefield Parkway durch den Nationalpark. Das Wetter hatte eingetrübt, es war wolkig und nieselte bzw. regnete zwischendurch.

Der Besuch am Mount Edith Cavell war eine interessante Erinnerung an den ersten Besuch im Jahr 1994. Leider haben wir aufgrund der tiefen Wolkendecke und des Regens nicht viel von ihm gesehen.

Der Mount Edith Cavell halb rechts in den Wolken

Weiter unterwegs machten wir eher einen Pflichtbesuch an den Athabasca Falls, wo ich vor allem die dummen Touristen, welche trotz Verboten über die Absperrungen kletterten, fotografierte.

Mann steigt über die Brüstung an den Athabasca Falls

Auch sehr eindrucksvoll war das Paar, welches ihren in ein Jäckchen eingepackten Dackel über die Brüstung hochhob, damit das arme Vieh sich ab dem tiefen Schlund und dem lauten Wasserfall ängstigen konnte.

Ob Waldi, der Dackel, an der Aussicht wirklich Freude hatte?

Naja, der Tourismus hier hat in den letzten Jahren schon sehr spürbar zugenommen. Und nicht alle benehmen sich so, wie man es vielleicht gerne selber hätte.

Wir fuhren dann den Pass zum Columbia Icefield hoch. Leider wurde das Wetter hier wieder etwas schlechter. Wir montierten die Regenjacken und tippelten den Weg soweit hoch, wie man offiziell darf. Dort oben blies einem ein eisiger Wind vom Gletscher entgegen und man nimmt doch etwas deprimiert wahr, wie stark der Gletscher zurückgegangen ist und weiter jeweils 5 Meter pro Jahr schrumpft. Dort, wo dieses Schild steht, stand ich vor Jahren mit meiner Reisebegleitung auf einer dicken Eisschicht und blickten zur Zunge runter.

Das Columbia Icefield, im Vordergrund ein Marker, wo der Gletscher 2006 war

Nach einem kurzen Kaffeehalt in Saskatchewan River Crossing fuhren wir dann auf den 93er in Richtung Süden. Auch am Abraham Lake blies eins starker Wind, aber hier am türkisblauen Stausee waren es schon bald wieder 16° C.

Am Abraham Lake mit hohem Wellengang

Rocky Mountain House

Gegen Abend erreichten wir dann die «Ride the Wind Ranch» von Kathy und Marthy Rissi in Rocky Mountain House. Kathy eilte sogleich aus dem Haus und begrüsste uns herzlichst.

Wir genossen ein ausgezeichnetes Nachtessen und die Gastfreundschaft des Paares und ihres Sohnes Ben. 

Wir werden hier zwei Nächte verbringen.

Der Tag klang am Feuer mit Marshmallows aus. Etwas, das meine Reisebegleitung schon seit vielen Tagen freudig erwartete. 😜

Ich weiss nicht, ob ich nochmals einen letzten Bericht nachschiebe. Mal gucken, wie es sich entwickelt. Die Prognosen für das Wetter sehen tiefere Temperaturen und ev. gar etwas Schneefall auf das Wochenende hin vorher.


Yukon 2019, letzte Tage im hohen Norden Nordamerikas

20. September 2019 Lesezeit: 11 Minuten

Noch ein letztes Mal verliessen wir Whitehorse nordwärts. Den letzten Nachmittag und Abend wollten wir «draussen in der Natur» und nicht in der Stadt verbringen.

Goldenes Herbstlaub am Yukon River in Whitehorse

Wir hatten bei der Übergabe des Motorhome das «Upselling-Paket» für rund 200 kanadische Dollar gekauft und konnten die Karre somit einfach mit dem selben Stand des Benzintanks übergeben. D.h. die Vermietung übernimmt für uns:

  • Aussenreinigung
  • Innenreinigung
  • Verwertung oder Entsorgung von überzähligen Nahrungsmitteln
  • Leeren von Grau- und WC-Tank
  • Abwasch des letzten Tages

Wir fuhren den Klondike Highway hoch und besuchten noch kurz die Takhini-Hotsprings. Da gerade eine ganze Schulklasse anmarschierte, liessen wir es aber mit Baden sein und fuhren dann weiter.

Eigentlich wollten wir noch kurz den Campground von Lake Laberge anschauen, aber aufgrund eines fehlenden Hinweisschildes verpassten wir die Einfahrt.

Fox Lake Campground

Beim Fox-Lake hatten wir noch die Qual der Wahl und so nahmen wir einfach wieder den selben Platz, wie an unserem ersten Abend hier im Yukon.

Ausgefüllter Registrierungszettel für den öffentlichen Campground am Fox Lake im Yukon

Da wir recht früh waren, hatten wir Zeit, um Holz zu spalten, das Feuer einmal anzufachen und die Campingstühle rauszunehmen.

Das Feuer im Grill brennt, genügend Holz lagert daneben, im Hintergrund ein Campingstuhl

Der Campground füllte sich dann aber doch noch und alle Stellplätze am See wurden langsam voll. Wir machten uns einen Kaffee und genossen es, bei Süssigkeiten entspannt am blauen Fox Lake zu Lesen.

Ich balanciere auf den Knien einen Teller mit in Stückchen portionierten Apple Fritters und Apfelstrudel

Ein vorbeigehendes Paar entpuppte sich als Deutsche und so hatten wir noch einen netten Schwatz mit ihnen.

Ausser, dass ich mir einen grossen Schluck Kaffee über Hemd und Hose schüttete und noch einen Splitter Holz in in der Handfläche erwischte, gab es keine Aufregungen. 😇

Blick auf den Fox Lake von unserem Stellplatz aus

Als die Sonne langsam tiefer stand, brutzelten wir die letzten zwei Steaks auf dem Feuer. Meine Reisebegleitung produzierte wie fast jeden Abend einen gesunden Salat mit Gurken (sorry, Herr Natischer), Tomaten und Eisberg, verfeinert mit einer selbst gemachten Sosse und natürlich mit Mandelsplittern.

Zu den Steaks wärmten wir die Reisreste auf, welche wir noch hatten. Der gefrorene Broccoli produzierte etwas Stirnrunzeln bei uns, denn er bestand mehrheitlich aus klein gehackten Stielen.

Egal, es mundete, vor allem mit einer Dose «Yukon Gold Pale Ale». 👍🏻

Nachtessen mit Bier im Fox Lake Campground

Mit den letzten Schlucken Bier gingen wir nochmals nach draussen zu unserem Grillfeuer und wärmten uns daran. Der Lohn waren dann «geräucherte» Kleider, aber das gehört dazu.

Gegen Abend, es wurde kälter und wir wärmen uns noch ein wenig am Feuer

Danach spielten wir wieder eine Partie «Rummy», bei welcher ich (mal wieder) 0:2 besiegt wurde und teilten uns eine grosse Dose «Häagen Dazs Erdbeerglacé» 🍨😍

Häagen-Dazs Erdbeerglacé und Rummy-Steine

Bevor wir ein letztes Mal in unsere Schlafsäcke schlüpften, stand die erste Pack-Aktion an. Der weniger schöne Teil der Ferien, die einem an ein (vorläufiges) Ende gemahnen.

Gegen frühen Morgen begann es zu regnen. Meine Laune war eh etwas verhalten und so startete ich kurz nach sieben Uhr die Heizung, um wenigstens das Aufstehen etwas zu erleichtern.

Draussen war es noch dunkel, als wir uns ein kleines Frühstück bereiteten und dann die Koffer fertig packten. Die Rückfahrt nach Whitehorse war dann grau und verhangen. Wir passten aber auf, dass uns nicht noch im letzten Moment ein Wildtier vor den Wagen lief.

Bei Regen auf dem Klondike Highway unterwegs nach Whitehorse

Nochmals kurz für 15 Dollar tanken und schon standen wir im Hof von Canadream. Die Tanknadel zeigte nicht auf «total voll», aber wir hatten den Wagen auch, entgegen dem schriftlichen Vermerk, nicht «total voll» übernommen. Wie gut, dass ich immer bei Übernahme oder Rückgabe von Mietfahrzeugen ein Foto des Kilometerstands mache. 😇

Armaturenbrett mit Kilometeranzeige des Motorhome

Da wir keine weiteren Schäden hatten, wurden uns nur die 385 Mehrkilometer, welche wir über die gebuchten 3'200 Kilometer hinaus gefahren waren, in Rechnung gestellt. Somit erhielt ich den grössten Teil des Depots von 750 CAN $ wieder gutgeschrieben.

Fazit Vermietung

Ich kann Canadream nur mit Fraserway vergleichen, die ich 2015 mit Heinz gebucht hatte. Canadream hat günstigere Preise, aber dafür auch weniger Extras dabei. Die Vermietung war sehr freundlich und zuvorkommend. Das Motorhome war auf einen Ford-Benziner gebaut, der ordentlich Zug drauf hatte, aber auch ordentlich Benzin schluckte. So gegen 24 Liter auf 100 Kilometer bei rund 70-80 Km/h.

Die Innenausstattung war soweit ok. Das Slide-Out ist ein enormer Raumgewinn, den wir nicht mehr missen möchten. So hatte man immer genügend Platz am Esstisch und davor. Ich schlief hinten und hatte viele Fächer für Kleider und Sachen. Die Matratze war ausreichend fest, damit ich seitlich liegen konnte. Die Breite war mehr als ausreichend.

Meine Reisebegleitung durfte vorne über der Fahrerkabine «Platz nehmen». Ich werde das Gefluche beim Anstossen des Kopfes noch lange nachhallen hören. 😇 
Sonst war der Platz dort oben eher knapp und es gab leider keine Kleiderfächer. Aber dafür genügend Platz, um die offenen Koffer daneben liegen zu haben.

Der Herd war mit drei Kochplätzen ausreichend. Der darunter liegende Backofen mit Gas war eher herausfordernd. Die Höhe ist nur für kleine Brote ausreichend. Das Anzünden der Flamme war jeweils schwierig, da man sich auf den Boden knien und die Pilotflamme anzünden musste, während man den Drehregler hineindrückte. Der Kühlschrank könnte ein Spürchen «tiefer» sein. Das Gefrierfach war ausreichend, ja fast zu gross, so dass wir den zweiten Kübel Vanille-Eis glatt vergessen zu essen haben. Die Dusche haben wir nicht verwendet, wäre aber gerade knapp gegangen. Die Toilette daneben war benutzbar, auch wenn Menschen mit meinem Körperumfang da nicht mehr viel Armfreiheit haben.

Das Gefährt hat für den Wohnteil zwei Batterien, welche am Strom, via Solarpanels oder beim Fahren aufgeladen werden. Es gab an strategischen Stellen jeweils mehrere USB-Buchen, um Handys oder Tabletts zu laden. Den Power-Inverter, welchen ich benutzte, um mein MacBook Pro hin und wieder aufzuladen, benötige ich in Zukunft wohl nicht mehr. Das Motorhome hatte mehrere Zigaretten-Anzünder-Buchsen, welche 12V bereitstellen. Davon einen im Wohnteil.

Würde ich wieder Canadream buchen? Vermutlich, aber ich würde nochmals mit Cruise Canada vergleichen, wenn es dort Angebote gäbe.

Abreise nach Edmonton

Von der Vermietstation fuhren wir gleich zu Flughafen. Einerseits, weil das Wetter nicht so toll war, andererseits hatten wir die meisten Attraktionen von Whitehorse schon gesehen. So blieb mir Zeit, die letzten zwei Artikel hier fertig zu stellen.

Meine grosse Reisetasche hat 1 Pfund zu viel Gewicht. Zum Glück war die Frau bei «Air North» am Schalter nachsichtig und das Kilo entspricht in etwa der Flasche Gin, welche wir nicht getrunken haben! 😇

Wir werden diese an unserem nächsten Etappenort, in Rocky Mountain House bei den Rissis, hinterlassen.

Unser Gepäck am Flughafen Whitehorse vor dem Einchecken


Yukon 2019, Conrad Campground - Marsh Lake - Whitehorse

20. September 2019 Lesezeit: 10 Minuten

Conrad Campground

Der Tag begann wieder einmal mit Pancakes.  Der Birken-Sirup würde zwar noch für viele Frühstücke reichen, ich werde ihn also wohl gut verpackt mit nach Hause nehmen. Die Butter übrigens ist ungesalzen, etwas, das man hier in den Supermärkten meist lange suchen muss.

Blueberry-Pancakes mit ein wenig ungesalzener Butter und einem Klecks Birkensirup

Den Gang zu den Müllcontainern (mit Bärensicherung und Trennung für regulär oder recycling für Glas, Plastik, Alu), nutze ich und ging noch schnell zum See runter, um mich nochmals an den Farben des Herbstes zu ergötzen.

Herbstfarben am Conrad Lake

Wir fuhren auf dem Klondike Highway nordwärts und kamen an einer der vielen «Foto-/Info-Haltebuchten» vorbei. Meist halten wir kurz an, teilweise gibt es schöne Ausblicke, manchmal sieht man auch nur Bäume und manchmal hat es interessante Schautafeln, welche die Geschichte oder die Geographie etc. erklärt.

Was mir besonders gefällt, sind die Tafeln, welche die selbstverwalteten indigenen Völker vermehrt aufstellen. Sie treten selbstbewusster auf und die kanadischen Gesetze und Richter stützen ihre Ansprüche. 👍🏻

Infotafel der lokalen Tagish People

Carcross

Kurz vor Mittag erreichten wir Carcross und parkierten unser Motorhome in einer Reihe vieler. Wir hatten keine Angst, bei der Rückkehr das Falsche zu erwischen. Unseres war mit Abstand das Schmutzigste! 😇

Die Souvenirshops beim Bahnhof waren geöffnet und es hatte auch einige Touristen da.

Bahnhof Carcross der White Pass Yukon Railroad

Wir gingen dann zur Post, um ein paar Karten einzuwerfen und danach gleich dahinter auf eine Fussgängerbrücke, von welcher sich die Eisenbahnbrücke gut fotografieren lässt. Irgendwie hatten wir gehofft, dass noch ein Zug kommt. Aber die White Pass - Yukon Railroad fährt nur noch nach Bestellung um diese Jahreszeit. 

Wir plauderten dann noch ein wenig mit zwei jungen Einheimischen, welche auf die Brücke kamen, um zu fischen

Zurück bei den Shops gönnten wir uns mal wieder einen richtig guten Espresso. Die Küche des Motorhomes gibt sonst nur Filter- oder gar löslichen Kaffee her. Dazu ein Blueberry-Muffin und einen Bananen-Schokolade-Brotkuchen. Das hätte eigentlich auch für vier Personen gereicht! 

Espresso und Gebäck in Carcross

Zwischen den Shops spielte ein «Kevin Barr» Gitarre und sang mit einer guten Stimme Lieder, mehrheitlich Blues mit etwas Country-Einschlag. Ich habe mir dann mal eine CD gekauft, welche er offensichtlich im Eigenbau herstellt. Mindestens sieht das Cover und der Umschlag so aus.

Im Visitor-Center empfahl man uns, in der Gegend zu bleiben und den Campground in Tagish oder in Carcross zu benutzen. Ebenfalls empfahl man uns, das neu erbaute Kulturzentrum der Tagish People zu besuchen.

Die neuen Gebäude sind sehr schön gemacht und zeigen aussen Totempfähle. Innen hat es verschiedene alte Artefakte, aber auch Kunstgegenstände, die verkauft werden.

Die grosse Eventhalle wurde eben erst für ein grosses Treffen der indigenen Völker des hohen Nordens der ganzen Welt (d.h. inkl. Nordeuropa und Sibirien/Mongolei) genutzt, welches zu Ehren einer bekannten Stammesältesten der Tagish People ausgerichtet wurde.

Grosse Eventhalle der Tagish People in Carcross

Wir fuhren später zum Tagish Campground, welcher aber meiner Ferienbegleitung überhaupt nicht passte. Also ging es weiter zum Marsh Lake, vor den Toren Whitehorses.

Der Campground war soweit in Ordnung, nur nahe am Alaska Highway und deshalb für unsere von der puren Natur verwöhnten Ohren sehr laut. Das frisch entfachte Feuer wurde dann aber vom einsetzenden Regen jäh gelöscht und wir kochten halt drinnen.

Ich setzte nochmals einen Vorteig an, da unsere Brotvorräte langsam dem Ende entgegen gingen.

Whitehorse

Aufgrund der aktuellen Wetterprognosen entschlossen wir uns, den Mittwoch in Whitehorse zu verbringen. 

Bevor wir aufbrachen, knetete ich den Brotteig und stellte ihn dann in die Mikrowelle. Eignet sich hervorragend zur Aufbewahrung von Lebensmitteln. 😂

Kurz vor Whitehorse bogen wir zurück auf den South Klondike Highway. Der Abstecher zum Emerald Lake lohnte sich aber nicht wirklich. Er wäre von Carcross her einfacher/schneller erreichbar gewesen. Leider war das Wetter bedeckt und die verschiedenen Farben des Sees kommen nicht wirklich zum Tragen.

Der Emerald Lake, bei schönem Wetter sicher farbenprächtiger

In Whitehorse fuhren wir zuerst bei Canadream vorbei, um unseren Kaffeekrug für den Filterkaffee zu ersetzen. Den hatte es am Morgen beim Abwaschen erwischt. Von alleine und so, Peng, Loch seitlich am Boden. Die Angestellte schaute uns verblüfft an, «No, we won’t return the RV already!». 😂

Blick auf den Yukon River beim Orts-Eingang zu Whitehorse

Danach besuchten wir noch ein wenig die S.S. Klondike II, kauften Mineralwasser ein und gingen in das «Beringia Museum». Einer Ausstellung über die Eiszeit, als die Landmasse von Asien mit Alaska und dem Yukon verbunden war, weil der Meeresspiegel rund 180 Meter tiefer als heute lag. Wir hatten eine Führung mit einer deutschstämmigen, aber englisch sprechenden Frau, welche mit sehr viel Wissen und Begeisterung ausgestattet war. Wirklich sehenswert.

Die S.S. Klondike II in Whitehorse von Achtern

Danach fuhren wir zum High Country Campground, einen privaten Platz mit Waschgelegenheit. Dort konnten wir unser Motorhome mal wieder am Strom und am (leider ziemlich stark nach Chlor riechenden) Druckwasser anschliessen.

Die Wäsche war dann etwas Lotto, weil nur jede zweite Maschine funktionierte. Immerhin fütterte die Angestellte die Maschinen jeweils wieder mit drei Dollar und sogar mit Waschmittel, weil wir unseres an den nicht funktionierenden Maschinen aufgebraucht hatten.

Zum Tagesabschluss wurde noch das frische Brot gebacken. Oben etwas bleich und unten etwas dunkel. Aber hey, diesmal habe ich es recht gut erwischt mit Salz und gehenlassen.

Frisch gebackenes Vollkornbrot aus dem Gasbackofen


Yukon 2019, Kluane Lake - Haines - Skagway - Conrad

19. September 2019 Lesezeit: 14 Minuten

Kluane Lake

Die Nacht war kühl und wir waren froh um die Schlafsäcke und Decken. Obwohl meine Reisebegleitung in der Schweiz sehr früh aufsteht, bin ich es meist, der den Wecker stellt und am Morgen aus dem Schlafsack krabbelt, um die Heizung im Motorhome anzuwerfen.

Der Blick über den See war interessant. Tief hängende Wolken verbargen den Himmel, während schräg vis-à-vis die Sonne eine Lücke riss und sich das Licht über den See ergoss.

Morgenstimmung über dem Kluane Lake, die Sonne scheint durch eine Lücke und er Nebel-/Wolkendecke

Nach dem Frühstück hiess es diesen Ort der vielen schönen Erinnerungen zu verlassen. Gerade rechtzeitig rissen die Wolken auf und gaben den Blick auf die umliegenden Berge frei.

Der Kinderspielplatz auf dem Congdon Creek Campground, in der Ferne die Schneegipfel der St. Eliasgebirge

Ich hatte am Vortag beim Kurzbesuch in Destruction Bay die Wetterprognosen geprüft und wir hatten beschlossen, den Weg weiter nach Süden via Haines zu nehmen. Also hatte ich einen Platz für Dienstag auf der Fähre von Haines nach Skagway gebucht.

Haines Junction

Aber erst war Haines Junction, noch im Yukon gelegen, die erste Anlaufstelle. Wir besuchten dort das Visitor Center, welches einen netten Souvenierladen unter einheimischer Führung hat. Leider war der aber am Sonntag geschlossen. Nachdem wir im kleinen Kinosaal des Visitor Centers noch einen tollen Film mit Einheimischen über das Gebiet des Kluane Lake angesehen hatten, fuhren wir unterwegs zur Tankstelle noch an einem Schild «Bakery» vorbei.

Dort gab es nicht nur kleine Süssigkeiten, sondern auch guten Espresso und die halbe Stadt hatte sich hier versammelt. Aber für uns hiess es nun zur Tankstelle und dann auf die Haines Road nach Süden fahren.

Schild «Welcome to Haines Junction» am Ortseingang vom Süden her

Haines Highway

Die relativ neue, meist sehr gute Strasse steigt durch die Berge über den Chilkat Pass auf über 1'000 Meter über Meer, bevor sie im Örtchen Haines am Meer endet. 1'000 Meter tönt nicht nach viel, aber man kommt den Gletschern sehr nah.

Aber erst einmal konnten wir das tolle Wetter und die schönen Herbstfarben beim Kathleen Lake geniessen.

Blick auf die goldenen Herbstblätter am Kathleen Lake

Back to the USA

Kurz bevor die Strasse den Talgrund und den Chilkat River erreicht, überquerten wir wieder einmal die Grenze und waren nun wieder in Alaska. Die Fragen waren altbekannt, die Kontrolle des Nummernschilds stellte den Beamten offenbar zufrieden und wir konnten nach knapp fünf Minuten wieder weiterfahren.

Entlang des Chilkat River gibt es gegen Ende des Jahres immer ein Stelldichein von tausenden von «Bald Eagle« (Weisskopfseeadler), dem Wappentier der USA. Wir waren natürlich erpicht, die Vögel vor die Linse zu kriegen.

Am Chilkat River im Schutzgebiet der Weisskopfseeadler

Um diese Jahreszeit sind sie noch nicht so zahlreich, ab Oktober und November sei die optimale Zeit. Aber auch jetzt schon konnten wir mehrere Tiere ausmachen. Leider war das Licht ungünstig (Gegenlicht) und die Sonne stand schon tief.

Zwei Weisskopfseeadler am Chilkat River bei Haines

Wir sahen dann noch ein Paar, parkierten extra den Wagen und gingen etwa einen Kilometer retour. Aber der erwachsene Vogel war schon weg und der Junge erspähte uns trotz Deckung und flog weg.

Haines

In Haines war der erste Campground unserer Wahl schon geschlossen. Also fuhren wir zum Hafen runter, wo es den privaten Campground «Oceanside RV Park» mit Kiesplatz gab. Wir nahmen eine «Dry Site», d.h. nur einen Stellplatz, dafür gleich an der Mole. Den ziemlich vollen (und auch leicht «smelly») Grauwassertank konnten wir aber entleeren und auch frisches Wasser einfüllen. Dazu gab es mal wieder eine Duschgelegenheit (Token für drei Dollar für sechs Minuten heisses Wasser). Der Campground machte einen etwas heruntergekommenen Eindruck, aber eigentlich war alles ganz ok.

Es begann dann in der Nacht zu regnen und war auch ein wenig stürmisch. Am Morgen war die Umgebung grau verhangen.

Blick vom Campground in Haines auf den Hafen

Wir gönnten uns nur einen schnellen Kaffee und machten uns dann auf den Weg zum Fährhafen, der rund 10 Minuten Fahrzeit ausserhalb der Stadt liegt. Dort musste ich erst einchecken. Bei der Frage nach meinem Namen, zog der Angestellte am Schalter die Augenbrauen etwas hoch. Das Online-Formular kannte ein obligatorisches Feld für den Middle-Name. So einen hatten mir aber meine Eltern nicht gegönnt. Ich trug dort einfach «None» ein. 😜

Reservationszettel der Fähre für das Motorhome

Nachdem ich alles er- und geklärt hatte, gab es die Passagiertickets und den oben abgebildeten Zettel für die Windschutzscheibe. Wir durften uns in der Reihe 7 von 8 einreihen und auf die Ankunft der Fähre warten. Erst dann mussten wir die Gasleitung am Motorhome abdrehen.

Die MV Columbia beim Einlauf im Fährhafen von Haines, Alaska

Nach dem Anlegen der MV Columbia ging es ein Weilchen, bis die Fähre begann, Autos und Motorhomes auszuspucken. Die Be- und Entladung findet über seitliche Luken im vordersten Drittel der Fähren statt.

Während wir warteten, kamen mindestens drei Angestellte vorbei und prüften, ob das Gas wirklich abgedreht und der richtige Zettel an der Windschutzscheibe ist. Dann ging es los. Ich fuhr «süüferli» unter den gestrengen Blicken vieler Platzanweiser über die Landungsbrücke auf die Fähre, drehte dann zum Bug des Schiffes und musste rückwärts in die Reihe 7 zurücksetzen. Das kostete mich etwas Nerven, schliesslich bin ich ja nicht so häufig mit so grossen Fahrzeugen unterwegs. Aber die Angestellten begleiteten einem die ganze Zeit und gaben sehr gute Anweisungen.

Dann konnten wir das Autodeck verlassen und ins Oberdeck nach vorne gehen, wo man die Aussicht geniessen könnte. Da das Wetter aber etwas bescheiden war, genossen wir lieber den wärmenden Kaffee und ich lud mal wieder das MacBook an einer Steckdose auf. 

Dass ich dann beim Verlassen des Oberdecks meine Lesebrille auf einem Tisch liegen liess, wäre eigentlich nicht nötig gewesen. So tippe ich etwas verkrampft mit der normalen Gleitsichtbrille. 🙄

Skagway

Die Überfahrt dauert etwa knapp eine Stunde und der Hafen von Skagway kündigt sich schon früh an. Man sieht dort meist eines oder mehrere grosse Kreuzfahrtschiffe. Monster mit Tausenden von Passagieren und Angestellten, welche sich in die Stadt und ins Umland ergiessen.

Gefühlt jeder zweite Shop in Skagway ist ein Juwelierladen, in welchem meist Inder den Touristen Edelsteine aus Afrika und Schmuck andrehen. Viele der Kreuzfahrt-Touristen buchen auch eine Fahrt mit der White-Pass-Yukon-Railroad, welche eigentlich gemäss Fahrplan nicht mehr verkehrte. Offenbar hatte man eine Extrafahrt gechartert, denn als wir aus dem Bahnhof traten, hörten wir das Gebimmel eines einfahrenden Zuges mit sicher zehn Personenwagen.

Lokomotive «Ceres» der White-Pass-Yukon Railroad

Wir gingen dann die Hauptstrasse hoch und wieder runter, guckten uns ein wenig die Museen und Souvenirläden an. Das späte Frühstück/Mittagessen im Olivia's At the Skagway Inn war nicht so wirklich zur Freude meiner Begleitung. Das Flatbrad sollte eigentlich Spinat enthalten, welcher sich aber als Rucola entpuppte, welcher wiederum seine besten Tage schon gesehen hatte. Ich hatte ein Meatloaf (Hackbraten) - Sandwich, welches ganz ok war, aber sehr stark gewürzt und vor Sauce triefend.

Antiquitätenladen in Skagway

Immerhin lohnte sich der Besuch der Skagway Brewery. Das Chilkoot Trail IPA liess ich mir am Abend sehr gut schmecken.

Unterwegs via Fraser zum Conrad Campground

Es war schon etwas spät, als wir unseren Wagen mal wieder betankten und denn die steile Bergstrasse hoch in Richtung Yukon fuhren. Ein letztes Mal passierten wir bei Fraser die Grenze und befanden uns nun wieder in den Händen der kanadischen Beamten. Auch hier kontrollierte man das Kennzeichen, welches in ein Gerät eingetragen wurde. Ich löste das ESTA-Formular aus dem Pass meiner Reisebegleitung, es hatte seine Schuldigkeit getan.

Kurz nach der Grenze gab es einen fantastischen Blick über die Seenlandschaft, auch das Wetter machte bereits wieder mit.

Der Bernard Lake bei Fraser an der Grenze USA/Kanada

Der Geruch nach Fichtenharz erinnerte mich gleich wieder an meine Reise im 1996. Interessant, wie solche Eindrücke im Stammhirn verankert sind.

Der Klondike Highway folgt hier den Wasserwegen, welche die Goldsucher im Goldrausch im Yukon benutzen, um von Skagway nach Dawson City zu kommen. Die vielen Seen, welche der Yukon River verbindet, boten teilweise gefährliche Überfahrten bei stürmischen Winden mit deren selbstgebastelten Flössen.

Abendstimmung am spiegelglatten Tutshi-Lake am Klondike Highway

Die Ruhe und die grandiose Landschaft sind Balsam für die Seele.

Wir erreichten kurz danach unseren Campground «Conrad», welcher etwas abseits der Strasse lag und ergatterten uns einen netten Platz.


Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.