Yukon 2019, Whitehorse - Edmonton - Rocky Mountain House

23. September 2019 - Lesezeit: 16 Minuten

Flug Whitehorse - Edmonton

Wir hingen noch ein wenig in der Check-In-Halle beim Flughafen herum. Ich schrieb Beiträge für den Blog, während meine Reisebegleitung las. Dann kam ein netter Herr vom Flughafen und meinte, im Obergeschoss wäre das Restaurant zwar geschlossen, es gäbe aber bequemere Stühle und mehr Steckdosen im dortigen Wartebereich.

Also dislozierten wir und fanden den Umstand, dass es dort etwas weniger Zugluft hatte, durchaus angenehm. 

Pünktlich um 14:30 Uhr wurde die Sicherheitsschleuse geöffnet und sofort bildete sich eine längere Schlange. Der Flug um 15:40 Uhr führte von Whitehorse nach Edmonton und weiter nach Calgary. Die 737 der Air North war ausgebucht und die Security ist in Whitehorse nur mit einem Band zum Durchleuchten, sowie einer Sicherheitsschleuse für Passagiere ausgestattet.

Air North Boing 737 am Fingerdock in YXY (Whitehorse)

Wir durften dann relativ schnell einsteigen und ich ging sofort los, um sicher einen Platz in der Gepäckablage für meinen Rucksack zu haben. Unsere Plätze lagen fast ganz hinten und waren hinsichtlich Kniefreiheit ok, in Sachen Sitzbreite aber sehr knapp.

Der Flug ging relativ schnell vonstatten, die Zeitverschiebung von einer Stunde erklärte den grossen Unterschied zwischen Abflug- und Ankunftszeit. Wir erhielten in den knapp zweieinhalb Stunden ein Getränk und dann noch ein Sandwich, erneut mit Getränken und zum Schluss gab es noch Cookies und Kaffee. Das Personal war sehr freundlich. Air North kann also, bis auf die Sitzbreite, gerne weiter empfohlen werden.

Edmonton

Unser Gepäck kam recht schnell auf das Ausgabeband. Nach etlichem hin und her schafften wir es dann zur Autovermietung im Autoterminal gleich auf der gegenüberliegenden Strassenseite.

Unser Mietwagen, ein Hyundai Tucson mit 4x4, war soweit in Ordnung. Wir buchten aber noch zusätzlich den Zusatzfahrer, den ich von zu Hause aus mal vorerst weggelassen hatte.

Die Fahrt ins Stadtzentrum zum Hotel, dem Metterra on Whyte, klappte gut, sobald wir die richtige Richtung auf der Autobahn erwischt hatten. Danke, Google Maps. 🙄

Ufo-Wolken dem Flughafen von Edmonton

Im Quartier hatte es ziemlich Verkehr. Wir stellten den Wagen auf einem der drei Plätze vor das Hotel und kauften uns als Erstes die Valet-Option, wo jemand vom Hotel für 15 kanadische Taler den Wagen wegparkiert.

Das Hotelzimmer war soweit ganz ok, recht gross, auch wenn die Steckdosen im Badezimmer nicht funktionierten. Etwas seltsam mutete die Ausstattung mit Wasserflasche und «Gehörschutz» an. Wir merkten dann, dass das Hotel an *der* Ausgehmeile Edmontons liegt und in der Nacht Freitag/Samstag hier der Teufel los ist. E-Gitarren plärrten in die Nacht hinaus, die mehr oder weniger angeheiterten Leute grölten herum und zwischen vereinzelten Polizei- oder Notfallsirenen massen sich die Testosteron-Jungs mit aufheulenden Motoren ihrer Autos oder Bikes.

Wasserflasche und Gehörschutz im Hotel Metterra in Edmonton

Aber es hatte wenigstens eine grosse Auswahl an Restaurants gleich an der Strasse. Und ab etwa 2 Uhr Nachts ging der Lärm dann zurück.

Am nächsten Morgen genossen wir das sehr gute Frühstück im Metterra und gingen dann kurz den «Old Strathconas Farmer’s Market» besuchen. Der Markt ist sehenswert, es gibt Gemüse, Früchte, Fleisch und weitere Esswaren, aber auch Kunsthandwerk zu sehen und zu kaufen.

Ich erstand mir unter anderem auch lokales Bier, wie kriege ich das nur nach Hause, habe ja sonst schon zu viel Gepäck. 😱

Im Quartier gibt es auch viele Theater und Kinos, ein Trammuseum und auch ein paar nette Street-Art-Bilder.

Street-Art Old Strathcona an der Ecke 82th Ave / Gateway Boulevard

Nach der Rückkehr zum Hotel bestellten wir unseren Wagen vom Valet zurück und packten unsere Koffer reisebereit.

Unser Mietwagen, ein Hyundai Tucson

Danach ging es auf eine etwas lange Reise nach Jasper in den Rockies. Der erste Teil bestand aus einer relativ unspektakulären Fahrt auf dem Yellowhead Highway Nr 16.

Die einzige Überraschung war, dass wir beim ersten Tankhalt feststellen durften, dass es einen Unterschied zwischen der Tankgrösse eines Motorhomes und eines Hyundai gibt.  Bisher waren wir es gewohnt, so um die hundert oder mehr Liter einzufüllen. 😂

Jasper

Kurz vor Jasper, in Hinton an einer Raststätte, hatte es sich ein Schwarzbär gerade im Grünabschnitt gemütlich gemacht. Er blieb dann aber nicht genügend lange, für ein gescheites Foto und machte sich gleich wieder auf den Weg in den Wald.

Kollege Schwarzbär trabt in Richtung Wald

Manchmal konnte man bei Baustellen mit Einwegverkehr auch noch die Landschaft kurz vor Jasper bestaunen.

Blick über den La Biche River nahe Jasper

Und gleich ein paar Kilometer später sass da noch so ein schwarzer Geselle gleich neben der Strasse und tat es sich minutenlang an den Beeren gütlich.

Schwarzbär tut sich an den Beeren am Strassenrand gütlich

Wir fuhren durch das sehr geschäftig wirkende Jasper zu unserem Hotel, dem «Mount Robson Inn». Man sagte uns, dass es bei einer späten Rückkehr möglich sei, dass alle Parkplätze belegt seien, dann dürfe man einfach entlang der Strasse parken.

Maligne Lake

Meine Reisebegleitung wünschte noch zum Maligne Lake zu fahren, um dort die letzten Sonnenstrahlen einzufangen. Also machten wir uns auf den Weg und wunderten uns doch über den noch recht heftigen Verkehr auf der Strasse.

Noch mehr wunderten wir uns über den extrem heftigen Befall der Kiefern durch den Borkenkäfer. Ganze Hänge voller Kiefern sind abgestorben.

Abgestorbene Kiefern (rotbraun, im Vordergrund) am Medicine Lake

Wir erfuhren, dass die steigenden Temperaturen, aber auch falsches Waldmanagement dazu führten. Man will nun vermehrt Wälder kontrolliert abbrennen lassen, um dem Schädling die Verbreitung zu erschweren, aber auch um die Wälder zu verjüngen und neueren Sorten Platz schaffen.

Herbstfarben am Medicine Lake mit interessanter Wolkenformation

Die Strecke zog sich dann etwas, weniger wegen dem schlechten Strassenzustand, als wegen den unerwartet vielen Tiersichtungen. Der Elch hier zeigt zwar mehr sein Hinterteil und das Foto vom Beifahrersitz aus der Fahrertüre mit dem Ei-Fon zeigt auch nichts so viele Details. Aber hey, ein Elch ist ein Elch! 😉

Elch-Weibchen grast am Strassenrand, aus Distanz aus dem offenen Autofenster aufgenommen

Auch die Bärenmutter mit einem Jungen, welche sich am der Strassenböschung aufhielt, sorgte für viel Aufmerksamkeit. Ich verstehe allerdings die Idioten nicht, welche trotz Warnung bzw. Verboten jeweils aus den Wagen aussteigen, um noch bessere Aufnahmen zu kriegen. Oder welche halsbrecherische Automanöver machen, um sich in bessere Positionen zu bringen.

Wir erreichten den Maligne Lake dann schon bei recht tiefem Sonnenstand, aber es reichte für ein paar Aufnahmen.

Panorama über den unteren Teil des Maligne Lake am frühen Abend

Wir kehrten dann schon nach Einbruch der Dunkelheit nach Jasper zurück und nahmen ein ausgezeichnetes Nachtessen im Restaurant «Cassios» zu uns. Die Antipasti waren gut assortiert und die Teigwaren waren wirklich al dente. 😍 So etwas führt dann auch zu einer positiven Bewertung auf TripAdvisor. 

Die Nacht war dann eher weniger geruhsam. Das für uns ungewohnt warme Zimmer und das späte Nachtessen führten zu einer eher geräuschvollen Kehle meinerseits, was wiederum meine Reisebegleitung zu häufiger Intervention brachte. 😱

Das Frühstück war ok. Das Angebot war relativ grosszügig (Eier, Burgerpatties, Toast und Bagels, Müesli und Früchte etc.), aber da das Hotel total ausgebucht war, war auch der Frühstücksraum völlig überlaufen, laut und nicht so ansprechend.

 Icefield Parkway

Nach dem Frühstück ging es auf den Icefield Parkway durch den Nationalpark. Das Wetter hatte eingetrübt, es war wolkig und nieselte bzw. regnete zwischendurch.

Der Besuch am Mount Edith Cavell war eine interessante Erinnerung an den ersten Besuch im Jahr 1994. Leider haben wir aufgrund der tiefen Wolkendecke und des Regens nicht viel von ihm gesehen.

Der Mount Edith Cavell halb rechts in den Wolken

Weiter unterwegs machten wir eher einen Pflichtbesuch an den Athabasca Falls, wo ich vor allem die dummen Touristen, welche trotz Verboten über die Absperrungen kletterten, fotografierte.

Mann steigt über die Brüstung an den Athabasca Falls

Auch sehr eindrucksvoll war das Paar, welches ihren in ein Jäckchen eingepackten Dackel über die Brüstung hochhob, damit das arme Vieh sich ab dem tiefen Schlund und dem lauten Wasserfall ängstigen konnte.

Ob Waldi, der Dackel, an der Aussicht wirklich Freude hatte?

Naja, der Tourismus hier hat in den letzten Jahren schon sehr spürbar zugenommen. Und nicht alle benehmen sich so, wie man es vielleicht gerne selber hätte.

Wir fuhren dann den Pass zum Columbia Icefield hoch. Leider wurde das Wetter hier wieder etwas schlechter. Wir montierten die Regenjacken und tippelten den Weg soweit hoch, wie man offiziell darf. Dort oben blies einem ein eisiger Wind vom Gletscher entgegen und man nimmt doch etwas deprimiert wahr, wie stark der Gletscher zurückgegangen ist und weiter jeweils 5 Meter pro Jahr schrumpft. Dort, wo dieses Schild steht, stand ich vor Jahren mit meiner Reisebegleitung auf einer dicken Eisschicht und blickten zur Zunge runter.

Das Columbia Icefield, im Vordergrund ein Marker, wo der Gletscher 2006 war

Nach einem kurzen Kaffeehalt in Saskatchewan River Crossing fuhren wir dann auf den 93er in Richtung Süden. Auch am Abraham Lake blies eins starker Wind, aber hier am türkisblauen Stausee waren es schon bald wieder 16° C.

Am Abraham Lake mit hohem Wellengang

Rocky Mountain House

Gegen Abend erreichten wir dann die «Ride the Wind Ranch» von Kathy und Marthy Rissi in Rocky Mountain House. Kathy eilte sogleich aus dem Haus und begrüsste uns herzlichst.

Wir genossen ein ausgezeichnetes Nachtessen und die Gastfreundschaft des Paares und ihres Sohnes Ben. 

Wir werden hier zwei Nächte verbringen.

Der Tag klang am Feuer mit Marshmallows aus. Etwas, das meine Reisebegleitung schon seit vielen Tagen freudig erwartete. 😜

Ich weiss nicht, ob ich nochmals einen letzten Bericht nachschiebe. Mal gucken, wie es sich entwickelt. Die Prognosen für das Wetter sehen tiefere Temperaturen und ev. gar etwas Schneefall auf das Wochenende hin vorher.

Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.