CW – Verbale Gewalt

11. August 2023 Lesezeit: 4 Minuten

Das muss ich jetzt loswerden! 🤪😡

Bernmobil-Bus an einer provisorischen Haltestelle

Vorhin auf der Fahrt mit dem BERNMOBIL Bus um 7:50 Uhr von zu Hause zur Arbeit, ist unterwegs ein Mann in den Vierzigern in den Bus eingestiegen. Hager, durchschnittliche Grösse, Jeans, T-Shirt und mit Wanderrucksack und Müll-Greifzange daran. Etwas wirrer Bart und Frisur.

Er hat sich auf einen Zweier-Sitz, vis-à-vis einem Vierersitz, wo bereits eine junge Frau sass, hingesetzt und sich dann umgeschaut. Nach sehr kuzer Zeit wurde er verbal ausfällig. «Dreckige F…tze, Möng… » und ähnliches schmutzige Wörter entflogen seinem Mund. Ich dachte erst, er leide an Tourette.

Die junge Frau, welche srilankischer Herkunft war und das Telefon unter dem Kinn hatte, stieg dann an der nächsten Haltestelle aus. Erst als sie aufstand, sah ich, dass sie auch zwei kleine Kinder bei sich hatte. 😱

Im Nachhinein denke ich, dass sie erst später aussteigen wollte und das Verhalten des Mannes nicht ausgehalten hatte.
Der wirkte wirklich sehr aggressiv und gestört, blieb aber verbal. Blickte wild um sich, während er seine Schimpfwörter in den Bus schleuderte.
Als er mich länger anblickte, begann ich, ihn zu fixieren. Er beschimpfte dann primär mich, weiterhin mit schmutzigen Ausdrücken. Sagte «er werde es ja überleben!» und wir würden alle «verrecken».

Ich sagte ihm dann bestimmt, höflich (Sie-Form) und recht laut, er solle sich und seine Wortwahl bitte mässigen. Er sei hier nicht alleine im Bus. Dann beschimpfte er mich weiter, weil ich ja keinen Berner Dialekt hätte. Ein jüngerer Mann hinter mir, hielt ihm auch kurz entgegen. Er versuchte dann noch einen jüngeren Soldaten zu beschimpfen, aber der sass mit dem Rücken zu ihm und hatte Kopfhörer auf.

Der Buschauffeur mischte sich nicht ein, irgendwie verständlich, denn er musste sich auf den Verkehr konzentrieren und das Fahrzeug zum Ziel bringen.

Ich fragte den Mann, der unablässig weiterhin «Schlötterlig» austeilte, ob wir jetzt noch die Polizei holen müssten. Er meinte dann, er kenne die alle, sei mit denen hier in Ostermundigen aufgewachsen. 🤨

Der Mann meinte neben allen Beschimpfungen auch, er hätte keine Angst und er sei gross. Ich stand kurz vor meiner Haltestelle dann auf, packte meinen Rucksack und die Tragetasche. Worauf er dann meinte, ob ich mich gross mache, er hätte keine Angst. Er blieb aber sitzen und machte keine Anstalten, körperlich aggressiv zu werden.

Ich stieg dann aus und überliess die Mitreisenden ihrem Schicksal. Der Buschauffeur nickte mir grüssend/dankend zu. Er musste ihn wohl noch bis ins Wankdorf fahren. Ich überlegte im Nachhinein noch, ob er wohl in der UPD Waldau aussteigen werde, aber ich vermute, er ist nur abgedriftet und (leider) nicht in Behandlung.

Im Nachhinein, wie hätte ich anders umgehen sollen oder können? Mich zum Abteil der jungen Frau, ihm direkt gegenüber setzen? Oder hatte der Mann einfach psychische Probleme, die man ihm so durchgehen lassen sollte, da er nicht körperlich aggressiv war?

Ich bin immer noch ziemlich aufgewühlt, vermutlich auch, weil der Mann wohl in den letzten drei Jahren aufgrund der Pandemie so wurde, mindestens liessen es seine Aussagen stark vermuten.


Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.