Yukon 2019, Kluane Lake - Haines - Skagway - Conrad

19. September 2019 - Lesezeit: 14 Minuten

Kluane Lake

Die Nacht war kühl und wir waren froh um die Schlafsäcke und Decken. Obwohl meine Reisebegleitung in der Schweiz sehr früh aufsteht, bin ich es meist, der den Wecker stellt und am Morgen aus dem Schlafsack krabbelt, um die Heizung im Motorhome anzuwerfen.

Der Blick über den See war interessant. Tief hängende Wolken verbargen den Himmel, während schräg vis-à-vis die Sonne eine Lücke riss und sich das Licht über den See ergoss.

Morgenstimmung über dem Kluane Lake, die Sonne scheint durch eine Lücke und er Nebel-/Wolkendecke

Nach dem Frühstück hiess es diesen Ort der vielen schönen Erinnerungen zu verlassen. Gerade rechtzeitig rissen die Wolken auf und gaben den Blick auf die umliegenden Berge frei.

Der Kinderspielplatz auf dem Congdon Creek Campground, in der Ferne die Schneegipfel der St. Eliasgebirge

Ich hatte am Vortag beim Kurzbesuch in Destruction Bay die Wetterprognosen geprüft und wir hatten beschlossen, den Weg weiter nach Süden via Haines zu nehmen. Also hatte ich einen Platz für Dienstag auf der Fähre von Haines nach Skagway gebucht.

Haines Junction

Aber erst war Haines Junction, noch im Yukon gelegen, die erste Anlaufstelle. Wir besuchten dort das Visitor Center, welches einen netten Souvenierladen unter einheimischer Führung hat. Leider war der aber am Sonntag geschlossen. Nachdem wir im kleinen Kinosaal des Visitor Centers noch einen tollen Film mit Einheimischen über das Gebiet des Kluane Lake angesehen hatten, fuhren wir unterwegs zur Tankstelle noch an einem Schild «Bakery» vorbei.

Dort gab es nicht nur kleine Süssigkeiten, sondern auch guten Espresso und die halbe Stadt hatte sich hier versammelt. Aber für uns hiess es nun zur Tankstelle und dann auf die Haines Road nach Süden fahren.

Schild «Welcome to Haines Junction» am Ortseingang vom Süden her

Haines Highway

Die relativ neue, meist sehr gute Strasse steigt durch die Berge über den Chilkat Pass auf über 1'000 Meter über Meer, bevor sie im Örtchen Haines am Meer endet. 1'000 Meter tönt nicht nach viel, aber man kommt den Gletschern sehr nah.

Aber erst einmal konnten wir das tolle Wetter und die schönen Herbstfarben beim Kathleen Lake geniessen.

Blick auf die goldenen Herbstblätter am Kathleen Lake

Back to the USA

Kurz bevor die Strasse den Talgrund und den Chilkat River erreicht, überquerten wir wieder einmal die Grenze und waren nun wieder in Alaska. Die Fragen waren altbekannt, die Kontrolle des Nummernschilds stellte den Beamten offenbar zufrieden und wir konnten nach knapp fünf Minuten wieder weiterfahren.

Entlang des Chilkat River gibt es gegen Ende des Jahres immer ein Stelldichein von tausenden von «Bald Eagle« (Weisskopfseeadler), dem Wappentier der USA. Wir waren natürlich erpicht, die Vögel vor die Linse zu kriegen.

Am Chilkat River im Schutzgebiet der Weisskopfseeadler

Um diese Jahreszeit sind sie noch nicht so zahlreich, ab Oktober und November sei die optimale Zeit. Aber auch jetzt schon konnten wir mehrere Tiere ausmachen. Leider war das Licht ungünstig (Gegenlicht) und die Sonne stand schon tief.

Zwei Weisskopfseeadler am Chilkat River bei Haines

Wir sahen dann noch ein Paar, parkierten extra den Wagen und gingen etwa einen Kilometer retour. Aber der erwachsene Vogel war schon weg und der Junge erspähte uns trotz Deckung und flog weg.

Haines

In Haines war der erste Campground unserer Wahl schon geschlossen. Also fuhren wir zum Hafen runter, wo es den privaten Campground «Oceanside RV Park» mit Kiesplatz gab. Wir nahmen eine «Dry Site», d.h. nur einen Stellplatz, dafür gleich an der Mole. Den ziemlich vollen (und auch leicht «smelly») Grauwassertank konnten wir aber entleeren und auch frisches Wasser einfüllen. Dazu gab es mal wieder eine Duschgelegenheit (Token für drei Dollar für sechs Minuten heisses Wasser). Der Campground machte einen etwas heruntergekommenen Eindruck, aber eigentlich war alles ganz ok.

Es begann dann in der Nacht zu regnen und war auch ein wenig stürmisch. Am Morgen war die Umgebung grau verhangen.

Blick vom Campground in Haines auf den Hafen

Wir gönnten uns nur einen schnellen Kaffee und machten uns dann auf den Weg zum Fährhafen, der rund 10 Minuten Fahrzeit ausserhalb der Stadt liegt. Dort musste ich erst einchecken. Bei der Frage nach meinem Namen, zog der Angestellte am Schalter die Augenbrauen etwas hoch. Das Online-Formular kannte ein obligatorisches Feld für den Middle-Name. So einen hatten mir aber meine Eltern nicht gegönnt. Ich trug dort einfach «None» ein. 😜

Reservationszettel der Fähre für das Motorhome

Nachdem ich alles er- und geklärt hatte, gab es die Passagiertickets und den oben abgebildeten Zettel für die Windschutzscheibe. Wir durften uns in der Reihe 7 von 8 einreihen und auf die Ankunft der Fähre warten. Erst dann mussten wir die Gasleitung am Motorhome abdrehen.

Die MV Columbia beim Einlauf im Fährhafen von Haines, Alaska

Nach dem Anlegen der MV Columbia ging es ein Weilchen, bis die Fähre begann, Autos und Motorhomes auszuspucken. Die Be- und Entladung findet über seitliche Luken im vordersten Drittel der Fähren statt.

Während wir warteten, kamen mindestens drei Angestellte vorbei und prüften, ob das Gas wirklich abgedreht und der richtige Zettel an der Windschutzscheibe ist. Dann ging es los. Ich fuhr «süüferli» unter den gestrengen Blicken vieler Platzanweiser über die Landungsbrücke auf die Fähre, drehte dann zum Bug des Schiffes und musste rückwärts in die Reihe 7 zurücksetzen. Das kostete mich etwas Nerven, schliesslich bin ich ja nicht so häufig mit so grossen Fahrzeugen unterwegs. Aber die Angestellten begleiteten einem die ganze Zeit und gaben sehr gute Anweisungen.

Dann konnten wir das Autodeck verlassen und ins Oberdeck nach vorne gehen, wo man die Aussicht geniessen könnte. Da das Wetter aber etwas bescheiden war, genossen wir lieber den wärmenden Kaffee und ich lud mal wieder das MacBook an einer Steckdose auf. 

Dass ich dann beim Verlassen des Oberdecks meine Lesebrille auf einem Tisch liegen liess, wäre eigentlich nicht nötig gewesen. So tippe ich etwas verkrampft mit der normalen Gleitsichtbrille. 🙄

Skagway

Die Überfahrt dauert etwa knapp eine Stunde und der Hafen von Skagway kündigt sich schon früh an. Man sieht dort meist eines oder mehrere grosse Kreuzfahrtschiffe. Monster mit Tausenden von Passagieren und Angestellten, welche sich in die Stadt und ins Umland ergiessen.

Gefühlt jeder zweite Shop in Skagway ist ein Juwelierladen, in welchem meist Inder den Touristen Edelsteine aus Afrika und Schmuck andrehen. Viele der Kreuzfahrt-Touristen buchen auch eine Fahrt mit der White-Pass-Yukon-Railroad, welche eigentlich gemäss Fahrplan nicht mehr verkehrte. Offenbar hatte man eine Extrafahrt gechartert, denn als wir aus dem Bahnhof traten, hörten wir das Gebimmel eines einfahrenden Zuges mit sicher zehn Personenwagen.

Lokomotive «Ceres» der White-Pass-Yukon Railroad

Wir gingen dann die Hauptstrasse hoch und wieder runter, guckten uns ein wenig die Museen und Souvenirläden an. Das späte Frühstück/Mittagessen im Olivia's At the Skagway Inn war nicht so wirklich zur Freude meiner Begleitung. Das Flatbrad sollte eigentlich Spinat enthalten, welcher sich aber als Rucola entpuppte, welcher wiederum seine besten Tage schon gesehen hatte. Ich hatte ein Meatloaf (Hackbraten) - Sandwich, welches ganz ok war, aber sehr stark gewürzt und vor Sauce triefend.

Antiquitätenladen in Skagway

Immerhin lohnte sich der Besuch der Skagway Brewery. Das Chilkoot Trail IPA liess ich mir am Abend sehr gut schmecken.

Unterwegs via Fraser zum Conrad Campground

Es war schon etwas spät, als wir unseren Wagen mal wieder betankten und denn die steile Bergstrasse hoch in Richtung Yukon fuhren. Ein letztes Mal passierten wir bei Fraser die Grenze und befanden uns nun wieder in den Händen der kanadischen Beamten. Auch hier kontrollierte man das Kennzeichen, welches in ein Gerät eingetragen wurde. Ich löste das ESTA-Formular aus dem Pass meiner Reisebegleitung, es hatte seine Schuldigkeit getan.

Kurz nach der Grenze gab es einen fantastischen Blick über die Seenlandschaft, auch das Wetter machte bereits wieder mit.

Der Bernard Lake bei Fraser an der Grenze USA/Kanada

Der Geruch nach Fichtenharz erinnerte mich gleich wieder an meine Reise im 1996. Interessant, wie solche Eindrücke im Stammhirn verankert sind.

Der Klondike Highway folgt hier den Wasserwegen, welche die Goldsucher im Goldrausch im Yukon benutzen, um von Skagway nach Dawson City zu kommen. Die vielen Seen, welche der Yukon River verbindet, boten teilweise gefährliche Überfahrten bei stürmischen Winden mit deren selbstgebastelten Flössen.

Abendstimmung am spiegelglatten Tutshi-Lake am Klondike Highway

Die Ruhe und die grandiose Landschaft sind Balsam für die Seele.

Wir erreichten kurz danach unseren Campground «Conrad», welcher etwas abseits der Strasse lag und ergatterten uns einen netten Platz.

Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.