U.S. Westcoast 2016, Anreise

Die Nacht auf den Freitag schlief ich unruhig. Das Reisefieber hat mich nach unzähligen Reisen immer noch im Griff und die verflixte Schiene am rechten Fuss lässt mich sowieso mindestens zweimal aufwachen.

So wurde ich beim ersten Wecker schon wach und absolvierte den Morning Run. Dusche, Necessaire fertig füllen und damit das letzte Stück in den Koffer packen. Den Elektronik-Grümpel in Umhängetasche und Rucksack verteilen, einen letzten Espresso geniessen und nach einem Rundgang (tatsächlich fast das Fenster im Badezimmer offengelassen) ab auf's Tram. Natürlich vergesse ich immer etwas… diesmal den Ohrring, wie ich am Ziel der Reise nach kurzer Suche feststellte.

Um 6:30 Uhr bin ich schon lange nicht mehr mit dem Tram unterwegs gewesen. Es fuhr – für mich ungewohnt – ohne ständiges Steckenbleiben im Strassenverkehr und ohne von Lieferwagen behelligt zu werden, direkt und ohne Verspätung zum Bahnhof. So stand ich um 6:50 Uhr schon auf dem Perron beim Gleis 2 und wartete auf den IC zum Flughafen.

Die Fahrt dahin vertrieb ich ein wenig mit dem Beobachten der Mitreisenden. Die junge Frau am Fenster gegenüber, welche bereits laut mit einer Kollegin quasselte. Oder die Business-Frau gleich über den Gang, welche ihren Koffer so in den Gang stellte, dass fast niemand vorbeikam, während sie wie wild ihr Laptop beharkte. Oder den knapp über vierzig Jahre alten Mann mir gegenüber, der sein Schoko-Joghurt mit dem von zu Hause mitgenommenen Löffel ass. Später tippte er ein wenig auf dem HP-Notebook (Verdacht Nummer 1) und begann dann im Raum Aarau noch eine TelCo. Dabei wurde er sehr laut. Man bekam mit, dass er an irgendwelchen Verträgen arbeitete und dabei ging es um eine Bankensoftware. Da war mir eigentlich schon klar, wo er arbeitete. Als dann der Kondukteur kam, bemerkte er, dass er sein Portemonnaie mit GA zu Hause liegengelassen hatte. Er hatte einzig seinen Badge für den Zutritt zum Bürogebäude bei sich. Der kurze Blick darauf zeigte mir, dass mich mein Verdacht nicht getäuscht hatte. Ich erfuhr dann alle seine Details (Geburtsdatum, Wohnort), als er diese dem Kondukteur melden musste, damit dieser sein GA im System nachschlagen konnte. Tja, so ginge Social-Engineering… aber lassen wir das.

In Zürich Flughafen machte ich einen schnellen Transit und war 25 Minuten nach der Zugsankunft schon in der Oneworld-Lounge. Dort war der Kaffee grad noch knapp geniessbar und das Brötchen dafür schön knusprig. Ich chattete noch kurz mit der Kollegin und ging dann etwas früh los zum Gate. BA 711 sollte um 10:25 Uhr los, aber als ich beim Gate war, kam die Durchsage, dass der Flug wegen verspäteter Ankunft von London Abgangsverspätung bekäme. Toll, das wusste BA natürlich bereits, als ich noch in der Lounge war :-(

Um 11 Uhr war ich dann an Bord, auf meinem Platz 1C ganz vorne.

Flug BA 711 in Zürich Flughafen

Auch mein Sitznachbar kam dann kurz vor Abflug von hinten daher. Er war ein wenig verwirrt und hatte irrtümlicherweise den Boarding Pass des Anschlussfluges nach Dallas in der Hand und stritt sich ein wenig mit einem Eco-Passagier bei der Reihe 15 um den dortigen Sitzplatz ;-)

Wir plauderten dann ein wenig, er stammte aus Salzburg und war weitgereist. So lebte er offenbar rund 10 Jahre in Brasilien und war auch in Afrika unterwegs, irgendwo in der Hotelbranche. So verging die Zeit noch etwas schneller und schon setzten wir zur Landung in London an.

Dort gab es dann ein ziemliches Hallo, weil etliche Passagiere sehr knappe Anschlüsse hatten. Ich machte es mir gemütlich und kam trotzdem sehr schnell durch den Zoll und die Security und konnte mir schon bald in der BA Lounge ein Ginger Ale einschenken. Dort erreichte mich dann auch ein Tweet von BA, welche ich in Zürich wegen der verspäteten Verspätungsansage angemotzt hatte. Naja, 4h nach dem Ereignis, ich glaube, die bewirtschaften Twitter nicht wirklich gut.

Nachdem ich mich gut verköstigt hatte, ging es dann los zum Abschnitt B des Terminal 5, wo am Gate 42 ganz am Ende unsere 777 des BA 49 bereit stand.

Die Boing 777 der BA des Fluges 49 von London nach Seattle

Das Boarding ging ganz ordentlich und da war auch mein Platz 16K für dessen frühzeitige Reservation mit BA rund 110 Franken abknöpfte! Über diese ziemlich schräge Masche finden sich etliche Diskussionen im Internet. Auf jeden Fall ist es einer der wenigen Plätze, bei denen man nicht dem Sitznachbar über die Füsse steigen muss, wenn der im Schlafmodus ist. Die Sitzanordnung mit 2 – 4 – 2 ist für eine Business Class ziemlich eng, wenn auch in der Länge ausreichend. Die Plätze am Gang bieten aber Null Privatsphäre. Da schätze ich mir die AA, welche aussen in Diagonale angeordnete Plätze hat.

Ein weiterer Nachteil ist die fehlende Höhe, aussen musste ich den Kopf einziehen beim Aufstehen. Und die fehlenden Ablageflächen. Es hat nur eine Schublade auf der Höhe der Füsse, in welche ich gerade knapp meine Umhängetasche reinwürgen konnte. Kein Platz für ein Brillenetui oder ein Handy auf der normalen Höhe. Dass ich grad auf dem Flügel sass, hatte ich beim Buchen des Platzes auch nicht bemerkt.

Sitz 16K des BA 49 von London nach Seattle

Die Flugzeit sollte rund 9 Stunden betragen und uns auf dieser nördlichen Route über Grönland und Kanada nach Seattle bringen. Das ist auch der Grund, weshalb ich via London fliege und nicht mit AA via JFK.

Route von Flug BA 49 von London nach Seattle

Als ich beim Boarden die Familien mit Kindern sah, schwante es mir und tatsächlich sass auf der selben Reihe in der Mitte ein sehr junges Ehepaar mit noch jüngerem Kind. Eher gar ein erst ein paar Wochen altes Neugeborenes.

Und dann ging es rechtzeitig los.

Wolkiger Himmel beim Verlassen von London

Der Service sonst war akzeptabel, das Essen einigermassen ok, obwohl ein Filet von fast drei Centimeter Höhe ja nicht wirklich durchgebraten sein sollte. Das Movie-Angebot war aktuell/gut und die Kopfhörer dichteten relativ gut ab. Allerdings schmerzen mir nach 2 Stunden die Ohren, da die Muscheln eng anliegen und sich nicht gerade mit meiner Ohrenform verträgt.

Wenigstens das Bierangebot war ok auf Flug 49

Ich ging dann noch in die Liegestellung und döste ein paar Stunden, holte somit den Schlaf der vergangenen Nacht nach. Die letzte Dreiviertelstunde vor der Landung war dann eher eine Qual. Das Neugeborene schrie jämmerlich und die Eltern schienen zunehmend überfordert. Ich hörte nur einmal die Mutter jammern «I cannot mute it», vermutlich hatte das Kleine Probleme mit dem Druckausgleich beim Sinkflug.

Im Anflug auf Seattle / Tacoma

Und dann waren wir leicht vorzeitig in Seattle. Nach kurzer Zeit waren die Docks bereit und das Aussteigen begann. Der Weg bis in die Immigration war sehr kurz und dort erwartete mich die Auswahl. US-Bürger, Kanadier und Leute mit vorausgefülltem ESTA durften durch die kurze Schlange und dann links zu den Kiosken für die Selbstregistrierung. Ich brauchte etwas Hilfe, bis ich meinen Pass einlesen konnte (fest andrücken). Danach ging es schnell durch die Fragen und dann zu einem der vier Immigration Officers. Da die Leute nuscheln, muss ich immer etwa zweimal nachfragen…

Und dann stand ich schon unten und wartete auf meinen Koffer. In der Zwischenzeit hatte ich mein iPad aus dem Rucksack gegrübelt und siehe da… die in der Schweiz aktivierte AT&T-SIM-Karte hatte sich sauber eingebucht und ich hatte LTE. Zeit, meinem sich stets Sorgen machenden Vater eine Nachricht zu senden.

Das Hampton Inn & Suites hatte eine Kurzwahl bei den Shuttle-Bussen. Ich rief die 49 und nach kurzer Zeit brauste schon ein Shuttle heran. Es brachte mich in wenigen Minuten zum Hotel, welches unter der Light-Rail liegt. Diese hört man aber mindestens in meinem Zimmer nicht, auch nicht den Flugverkehr.

Hampton Inn & Suites in Seattle/Tacoma

Ich gönnte mir zum Tagesabschluss noch das obligate Welcome - Breakfast, ein Moon Over My Hammys beim Denny's, der gerade um die Ecke über die Strasse liegt. Danach ging es nach einem sehr langen Tag in die Heia!

Urs Sonntag 11 September 2016 - 05:55 am | | default

Kein Kommentar

(optionales Feld)
(optionales Feld)
Um automatisiertem Kommentarspam entgegen zu wirken, ist leider dieses Idiotenquiz nötig.
Persönliche Informationen speichern?
Hinweis: Alle HTML-Tags außer <b> und <i> werden aus Deinem Kommentar entfernt. URLs oder Mailadressen werden automatisch umgewandelt.