U.S. Westcoast 2016, Coast Starlight – Tag 1

Ich hatte am Vorabend die Wecker auf kurz nach 6 Uhr gestellt. Das klappte hervorragend und nach ein wenig im Bett rumlümmeln, konnte ich mich überwinden, in die Dusche zu gehen. Gepackt war schnell, so dass ich etwa um 7:20 Uhr bei der Reception war. Der Bus fuhr angeblich jede halbe Stunde, wurde mir ja am Vorabend beschieden.

Als ich mich nach dem Shuttle erkundigte, wurde der Fahrer aufgerufen und war praktisch sofort bereit. Es reichte grad noch für einen kleinen Schluck Apfelsaft. Dann ging es mit mir alleine im Bus gleich los und so war ich bereits kurz nach halb acht Uhr auf dem Perron und wartete auf die Light Rail. Somit war ich bereits um viertel nach acht Uhr in der Nähe des Bahnhof «King Street» in Downtown Seattle. Zeit genug, um noch irgendwo einen Kaffee zu ergattern.

Bahnhof Seattle «King Street» mit dem markanten Turm

In der Tat war da nur grad ein Starbucks verfügbar, wen wundert's in Seattle ;-)

Etwas widerwillig betrat ich den Laden, machte ausfindig, wo man sich anstellen sollte und orderte dann einen doppelten Espresso. Der war mit 2 Dollar irgendwas relativ günstig, meine Erwartungen also eher tief. Ich musste dann doch sehr lange warten, bis der Barrista alle diesen lustigen Milchmischgetränke für die anderen Gäste zubereit hatte. Der Gesichtsausdruck, als er versuchte meinen Namen auszusprechen, machte die Wartezeit wieder wett :-)

Starbucks Kaffeebecher

Der Espresso schmeckte so… naja, also einigermassen geniessbar und wurde auf dem kurzen Weg zum Bahnhof weggeputzt. Dort hiess kurz warten und dann begann schon das «Check in». D.h. man zeigte seine Reservation (elektronisch, zB Apple Wallet genügt) und bekommt vom Conductor einen von Hand geschriebenen Zettel mit Wagennummer und Abteilnummer. D.h. den selben Nummern, welche schon auf dem e-Ticket waren ;-)

Bahnhofhalle der Seattle «King Street» (aufgenommen am Vorabend)

Draussen stand der Zug bereit, aber offenbar wollte man die Leute nicht zu früh auf das Personal loslassen.

Der «Coast Starlight» bereit im Bahnhof Seattle «King Street»

Um viertel nach neun Uhr, 20 Minuten vor der geplanten Abfahrt, durften wir dann endlich los. Mein Wagen, 1132, war der zweitvorderste Schlafwagen, davor nur die zwei Gepäck-/Dienstwagen und die beiden Loks. Justin, unser Schaffner, begrüsste die Fahrgäste beim Eingang und half bei Bedarf mit dem Gepäck.

Superliner Wagen 1132 des «Coast Starlight»

Ich richtete mich im Abteil Nummer 7 ein. Die «Roomette» genannten Abteile verfügen über zwei gegenüberliegende Sitze, welche abends zu einem Bett zusammengeführt werden können. Das zweite Bett ist in der Decke und kann heruntergeklappt werden. Seitlich hat es eine Ablage, auf welche ich gäbig meinen Koffer stellen kann. Ich finde es für eine Person eine praktische Wahl. Die nächsthöhere Klasse ist als Dreier-Abteil mit Dusche/WC im Abteil deutlich (Faktor 2.5-3) teurer.

"Roomette des «Coast Starlight»"

Der Zug fuhr rechtzeitig los und schwankte aus dem Bahnhof. Die Gleise der Bahngesellschaften (Amtrak hat nur wenige, eigene Strecken an der Ostküste) sind in einem teilweise erbärmlichen Zustand und man wird ordentlich durchgeschüttelt, in den doppelstöckigen Superliner-Wagen merkt man das aufgrund des Schwerpunkts noch stärker. Justin erklärte den Reisenden alle Regeln (nur mit Schuhen durch die Wagen gehen, Rauchverbot etc.) und stellte sich bei jedem Fahrgast noch einzeln vor. 

Die Murray Morgan Bridge in Tacoma
Die Tacoma Narrows Bridge

Schon bald kam das Speisewagenpersonal vorbei. Da ich ja kein Frühstück hatte, wählte ich den ersten Durchgang für das Mittagessen, welcher um 12 Uhr startete. Dort lernte ich an meinem Tisch zwei nette englische Gentlemen und deren schweigsame Tochter kennen. Ihre Angetrauten sassen am Nachbarstisch. Es gab eine kleine Plauderei über das Reisen und mein Akzent wurde nach Canada verortet. Ich fühlte mich unglaublich gebauchpinselt ;-)

Irgendwann am Nachmittag blieben dann die Wolken von Washington State hinter uns und die Sonne grüsste durch die Wolken.

Wolken und Gegenlicht in Portland, Oregon

Einen Teil des Tages verbrachte ich damit, einen Blogbeitrag über den Samstag in Seattle zu schreiben. Mein iPad dient mit einer AT&T Sim-Karte und einem Data-Abo als Hotspot. Die Versorgung entlang der Strecke ist relativ gut, aber sobald man völlig abseits der Zivilisation ist, ist dann Ende der Fahnenstange.

Bloggen im Zug

Am Nachmittag holte ich mir im Parlour-Car, der eine Bar beherbergt, ein Sierra Nevada Pale Ale. Einer der besseren Schachzüge, die Amtrak in Sachen Verpflegung gemacht hat. In Eugene, Oregon, gab es mal wieder einen etwas längeren Halt, den man zum Beine vertreten nützen kann. Ich liebe es, die Amtrak Züge und Bahnhöfe mit dem leider nicht mehr erhältlichen «Perfect B&W» App zu fotografieren. Der dort vorhandene «Ansel Adams»-Filter macht die Fotos zu Bijous.

Der «Coast Starlight» in Eugene
Passagiere entlang des «Coast Starlight» in Eugene, Oregon

So gegen das Nachtessen um 20:00 Uhr fuhren wir in der Gegend von Chemult, d.h. in der Nähe von Klamath Falls und dem fabelhaften Crater Lake, aber draussen war es stockdunkel.

Als ich vom Nachtessen zurückkam, war mein Bett gemacht und lud zu einem leicht geschüttelten, eher unruhigen, aber trotzdem erholsamen Schlaf.

Urs Mittwoch 14 September 2016 - 02:25 am | | default
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