Ton-Ausfall, bye bye Zeppelin

Im Dezember 2011 hatte ich mir für mein Schlafzimmer einen Zeppelin Air von Bowers & Wikins gekauft. Der Preis war knapp 700 Franken. Er diente mir all die Jahre mehrere Stunden pro Tag als Schallquelle für Internet Radio, Musikgenuss und gelegentlich als Unterstützung für den TV-Konsum am iPad (via Zattoo).

Dass er in letzter Zeit häufiger mal die Verbindung verlor oder sich beim Einschalten nicht via DHCP anmelden konnte, führte ich eher auf den alten, schwachen Access-Point (Apple Airport Extreme) zurück. Und so kaufte ich mir letzthin einen neuen AP von Ubiquiti. Den Setup des Zeppelin schaffte ich mit etwas Anlauf noch gut, aber irgendwie zickte er immer mehr. Das Unifi-Tool von Ubiquiti zeigte mir, dass der Zeppelin den AP voll in Beschlag nahm und doch kam kein Ton mehr aus ihm.

Und gestern Abend dann erlosch das Kontrolllämpchen des Zeppelin und ging nicht mehr an. Offenbar hat er das Ende seine Lifecycles erreicht. Was nun?

Ich bin ja ziemlich apfellastig unterwegs mit MacBook Pro, iPad und iPhone. V.a. möchte ich eben zwischendurch TV gucken und da ist mir einigermassen gute Lippensynchronität wichtig. Es macht mich beinahe wahnsinnig, wenn es da einen Verzug gibt.

Im Wohnzimmer habe ich den Samsung TV mit einem Apple TV und einer Sonos Playbase ergänzt. Was stünde da näher, als einen Sonos Player auch ins Schlafzimmer zu stellen. Aber Sonos unterstützt noch gar kein Airplay. Es soll im Laufe des Jahres kommen. Wann auch immer das ist und welche Geräte dann auch wirklich unterstützt werden.

Meine Umfrage auf Twitter, ob ich mir eher Sonos oder wieder einen Bowers & Wilkins kaufen soll, kam zwar eindeutig, aber ich bekam auch noch ein paar Tweets mit Empfehlungen.

Unter anderem kamen Bose, aber auch Apples Homepod zur Sprache.

Ich hielt den blechigen Sound des iPad dann heute Nachmittag nicht mehr aus und wollte in der Stadt gucken, ob ich da eventuell (auch nur temporär) etwas kaufen könnte.

Mein Erfahrungsbericht

Fust, Laupenstrasse

Wähle ich noch gern, da die Filiale für meine Bedürfnisse meist ein recht grosses Sortiment an Elektronik aufweist. Ich marschierte schnurstracks in das UG, um mir dort dann anzuhören, dass die Lautsprecher im 1. OG seien. Jänu, Treppensteigen tut ja der Fitness gut.

Oben angekommen, war es erst mal etwas laut. Ich fand dann die verschiedenen Lautsprechersysteme und wusste  erst nicht, wie ich den Booster neben dem Sonos Play:3 abstellen konnte. Ich wollte ja hören, wie er ohne Unterstützung tut. Irgendwann verirrte sich der Verkäufer, der sonst keine Kunden hatte, zu mir und zeigte mir die Einstellung. Er eilte dann sofort wieder von dannen, offenbar hatte er andere Pläne.

Ich probierte anschliessend die verschiedenen Geräte ein wenig durch. Der Sonos kommt leider (ohne Airplay/2 und Bluetooth) noch nicht in Frage, wenn auch mit gutem Sound. Die mir von Korhan empfohlenen Bose (Soundtouch 10 bzw. 20) tönten zwar auch ganz gut, verloren aber jeweils nach ein paar Minuten die Bluetooth-Verbindung zum iPhone. Ich musste jedes mal erst das Pairing entfernen und neu einstellen. Das mag am «Noise» vor Ort liegen, aber ich möchte ja Musik hören und mich nicht dauernd wegen so etwas ärgern. Die daneben stehenden Harman/Kardon-Geräte sahen zwar noch formschön aus, liessen sich aber überhaupt nicht zur Zusammenarbeit mit meinem iPhone überreden, ev. waren sie nicht richtig eingeschaltet oder man brauchte diesen kleinen Controller, der nebenbei lag und auch keinen Wank tat.

Etwas verärgert und immer noch ratlos verliess ich den Laden wieder. Der Verkäufer sah kurz aus seinem Gespräch mit einem Kollegen auf und sagte kurz: «Tschüss». Verkaufen geht anders, mein Lieber.

Interdiscount, Bubenbergplatz

Zur Ehrenrettung, er lag einfach auf dem Rückweg vom Fust. Eine Verkäuferin begrüsste mich freundlich beim Hineintreten. Ich machte einen Durchgang durch den Laden (max 5 Minuten). Die zweite Verkäuferin war in einem ausführlichen Gespräch mit einer privaten Kollegin vertieft, wie ich Satzfetzen nach annahm.

Das Angebot an Lautsprechern war eher klein und die erste Verkäuferin hatte in der Zwischenzeit einen anderen Kunden im Gespräch. Vorsicht, hat noch einen fiesen (aber gekennzeichneten) Absatz im Laden. Also war ich nach kurzer Zeit wieder draussen.

Mediamarkt, Markthalle

Hmm… bad feelings… allerdings nicht von der aktuellen Diskussion um die Markthalle, sondern von (viel) früher, wo ich mal einen überteuerten 16"-LCD angedreht bekam.

Ich ging trotzdem hinein, wobei mich die agressiven Werbeplakate schon mal eher abtörnten. Tatsächlich hatte es ein ganzes Regel mit Sonos und Bose, die ich ja kannte. Ich kam dann um die Ecke und sah die im Retro-Look gehaltenen «Marshall» Lautsprecher. Zweimal rauschte einer dieser adretten Bärner Giele mit Wurzeln auf einer Insel fernab mit einem kurzen «Grüessech» an mir vorbei, keiner nahm den Blick auf und versuchte mich zu beraten.

Obwohl mich die Werbung von Marshall eher abschreckt (ich will niemandem auf den Schlips treten, aber tätowierte Hände sind mir ein Gräuel), blieb mein Blick auf einem Marshall Stockwell hängen. Das Gerät wirkt wertig, liess sich aber nicht in Betrieb nehmen. Mein Blick über den Laden traf auf keine Resonanz. Ich checke jeweils auch immer die Preise online, bevor ich mich zu einem Kauf entschliesse. Dabei bin ich durchaus bereit, einen 10%-15% Aufpreis für Beratung und Sofortmitnahme zu entlöhnen. Aber der Stockwell wird online mit 150-180 Franken gelistet, allerdings schwer lieferbar. Bei Mediamarkt war er jedoch mit 220 Franken angeschrieben.

Marshall Stockwell Lautsprecher

Also «Tschüss» und raus. Ein Highlight war der Security-Mitarbeiter, der mir wenigstens freundlich zunickte ;-)

Fazit

So wird das nix mit uns, lieber Einzelhandel!

Ach, ich ging dann in den Loeb Lebensmittel und kaufte mir als Ausgleich ein «Häagen-Dazs Strawberry & Cream». :-)

N.B.: ich kaufe mir wohl einen Apple Homepod. Entweder bringt mir den ein lieber Kollege mit, Apple verkauft sie demnächst in der Schweiz oder ich hole mir in den Ferien später im Jahr einen in den USA. In der Zwischenzeit gucke ich weiter und besuche sicher noch den mir empfohlenen Laden Hifi Glanzmann in Bern

Urs | Samstag 12 Mai 2018 - 6:03 pm | | default | Ein Kommentar

Das CH-Geldspielgesetz

Wie ich im letzten Beitrag geschrieben habe, verfüge ich durchaus über eigene Erfahrung mit dem leidigen Thema Geld-/Glücksspiel.

Nun steht ja am 10. Juni die Abstimmung über das Geldspielgesetz an. Und die Schlacht darüber tobt zwischen Links und Rechts… ach nein, diesmal sind die Allianzen eher quer durch die Parteienlandschaft zu finden.

Rückblick

Die Schweiz als föderaler Staat kannte bis zum Ende des 20. Jahrhundert keine legalen Casinos. Einige Kantone erlaubten den Betrieb von «Glückspielautomaten» mit begrenzten Einsätzen und Gewinnen, Kurorte verfügten über «kleine Casinos» mit reduziertem Angebot (Boule, begrenzte Einsätze und Gewinne). Im Jahr 1993 wurde mittels der Volksabstimmung vom 7. März darüber abgestimmt, ob man das Spielbankenverbot aufheben wolle. Erst fünf Jahre später mit dem Bundesgesetz über Glücksspiele und Spielbanken (Spielbankengesetz, SBG) vom 18. Dezember 1998 wurde es erlaubt, in der Schweiz (mit einer Lizenz) ein Casino zu betreiben.

Das Gesetz definiert nicht nur den Unterschied zwischen Glücks- und Geschicklichkeitsspiel, sondern kennt auch im Artikel 5. ein Verbot der «telekommunikationsgestützen Durchführung von Glückspielen, insbesondere mittels Internet» (schöne Formulierung aus heutiger Sicht).

Bis 1993 war man also der Auffassung, dass es nicht sinnvoll sei, dass Private Geld mit dem Gebaren von Spielfreudigen verdienen sollten. Dies im Lichte von früheren Zeiten und Erfahrungen mit Menschen, welche ihr ganzes Hab und Gut verspielt hatten. Die Diskussion im Vorfeld des SBG gingen dann in Richtung, es sei wohl «besser», die Menschen verspielten ihr Geld in der Schweiz, als im Ausland im grenznahen Casinos. So könne man die Missbräuche besser bekämpfen, dem Staat Geld zuführen und die Prävention verbessern.

Interessante Lektüre ist dazu die Botschaft des Bundesrates und die Diskussion im Stände- und Nationalrat, die hier zu finden ist.

Aus dem Gesetz, Art. 2, Zweck:

1. Dieses Gesetz bezweckt:
a) einen sicheren und transparenten Spielbetrieb zu gewährleisten;
b) die Kriminalität und die Geldwäscherei in oder durch Spielbanken zu verhindern;
c) sozialschädlichen Auswirkungen des Spielbetriebes vorzubeugen.

2. Im Rahmen der in Absatz 1 genannten Zweckbestimmungen soll das Gesetz den Tourismus fördern sowie dem Bund und den Kantonen Einnahmen verschaffen.

Aus besagten Gründen hatte ich damals Nein gestimmt, leider ging die Abstimmung bei einer Stimmbeteiligung von knapp über 50% mit 72% Ja-Stimmen anders aus. 

Zum Glücksspiel allgemein

Wer spielt denn warum um Geld? Nun, es gibt Leute, die spielen nie um Geld. Andere Jassen um Fünzigräppler (oder auch mehr). Das ist dann aber eher ein Geschicklichkeitsspiel, ähnlich wie dies auch bei Pokerrunden taxiert wird. 

Roulette-Kessel im Casino Wiesbaden. Foto Copyright Ralf Roletschek / Wikipedia

Dann gibt es Leute, die ausnahmsweise mal per Zufall in einem Casino landen und sich eine kleine Abwechslung gönnen. Und solche, denen es dann gleich den Ärmel reinnimmt. Wie zum Beispiel Thomas Kaiser, der in der Sendung «Club» des SRF vom 28. Februar 2012 erzählte, wie er 1.5 Millionen Franken verspielte und sich dabei am Geld von Mandanten vergriff. Ich habe die Sendung übrigens damals mitverfolgt.

Ich behaupte, ein signifikanter Teil des Umsatzes von Casinos mit Geldspielautomaten, Roulette und ähnlichen Spielen stammt von Menschen mit einem problematischen Verhalten, das einer Sucht entspricht. Natürlich gibt es da die Leute, die einfach viel zu viel Geld haben und denen es egal ist, ob sie in zehn Minuten mal schnell ein paar tausend Franken verspielen. Und es gibt sicher einen grösseren Teil, die ihre Ausgaben insgesamt im Griff haben.

Schlussendlich ist es aber ähnlich, wie mit Drogen, Alkohol und Tabak. Soll der Staat den Konsum regulieren oder verbieten?

Der liberale Ursli sagt: «Es ist das Geld und das Leben der Menschen. Besteuere die Sucht und stecke das Geld in die Prävention oder Behandlung derjeniger, die es nicht im Griff haben. Lass den anderen ihre freie Entscheidung.»

Der soziale Ursli sagt: «Es ist unlauter, Menschen zu schädigen oder es zu tolerieren, dass sie sich selbst schädigen. Es ist eine Form von Krankheit und Kranke soll man versuchen zu heilen. Insbesondere ist es unlauter, dass Dritte/Private sich an einer solchen Krankheit/Sucht bereichern.»

Zur aktuell anstehenden Abstimmung

Weshalb kommt es zu der anstehenden Abstimmung vom 10. Juni 2018? Das SBG von 1998 sieht ja ein Verbot des Glücksspiels über das Internet vor. Den Casinos erodieren offenbar deswegen die Erträge. Aus dem Geschäftsbericht des Schweizer Casino Verbands vom 5. Mai 2017 entnehme ich, dass die Umsätze seit 2007 um einen Drittel auf 689 Millionen Franken eingebrochen sind. Ob dies wirklich am Online-Glücksspiel liegt, kann jedoch nicht bewiesen werden. Es könnte ja durchaus auch sein, dass die Leute ihre Sucht besser bekämpfen konnten.

Der liberale Ursli sagt: «Das veraltete Gesetz behindert die Marktwirtschaft. Schweizer Casinos haben ungleich lange Spiesse.»

Der soziale Ursli sagt: «Den Dealern laufen die Süchtigen davon.»

Also gingen der Casino Verband hin und schrieb den Politikern ein nettes Gesetz, das diese nur noch abnicken mussten. Die nun fehlenden Millionen (und vielleicht noch ein paar dazu) sollen durch den Fall des Verbots von Online-Glücksspiel wieder hereingeholt werden. Sozusagen zur Sicherung der der AHV und des Steuersäckels. Kann man ja nicht dagegen sein, oder? :-/

Soweit so gut, nur ist das Internet nicht in der Schweiz alleine und dem Casino Verband liegt ja sein eigener Umsatz am Herzen. Also schrieb er im Gesetz fest, dass nur Firmen, die dem alten Gesetz nach ein Casino betreiben dürfen, auch Online-Spiele anbieten dürfen.

Der liberale Ursli sagt: «Es gibt keinen Grund, dieselben Bestimmungen wie bei physischen Spielbanken anzuwenden. Es können adäquate Bestimmungen (Lizenzerwerb, Schutz vor Missbrauch, Kontrolle von starkem Suchtverhalten etc.) durchaus für konkurrierende Betriebe in der Schweiz oder dem Ausland auferlegt werden.»

Der soziale Ursli sagt: «Den Dealern laufen die Süchtigen immer noch davon.»

Zur Umsetzung (Netzsperre)

Zur Sicherstellung, dass nur legale (Schweizer) Casinos Glücksspiele anbieten können (sollen), hat man sich auf die sogenannte Netzsperre geeinigt. Ich möchte mich hier nicht lange über technische Details aufhalten, da findet man sicher genügend Beispiele.

Mittels Umleitungen via manipulierte DNS-Einträge werden die illegalen Angebote auf eine Info-Seite umgeleitet. Diese Art von Sperre wird heute schon verwendet, v.a. um den Zugriff auf Seiten mit Kinderpornographie zu erschweren.

Warum erschweren? Für technisch weniger Interessierte. Das DNS ist sozusagen das Telefonbuch des Internets. Die Sperren sperren aber nicht wirklich die Telefonnummer (IP-Adresse), sondern tilgen sozusagen nur den Eintrag im Telefonbuch. Man kann also immer noch anrufen, wenn man die Nummer kennt.

Warum sind denn DNS-Sperren nicht gut?

Gründe:

  1. Wenn keine speziellen Systeme (Firewalls) im Netzwerk dies verhindern, kann man einen beliebigen DNS bei sich im Computer, Smartphone, Tablet etc. eintragen. Die Analogie: man kann einfach ein anderes Telefonbuch nehmen, in welchem die inkriminierten Einträge noch zu finden sind.
    Solche öffentlichen DNS findet man zum Beispiel bei Google, Cloudflare oder weiteren. *)
  2. Die zu sperrenden Domains müssen von einer «Zensurbehörde» (wohl die Casinos selbst) erkannt werden und die Sperrlisten müssen dann bereitgestellt werden. Dies wird wohl vermutlich wie bei Kinderpornographie durch FedPol/Kobik erfolgen. Danach müssen die öffentlichen Provider diese Listen in ihren DNS nachpflegen. Dies verursacht Aufwand und kann zu Fehlern führen.
  3. Das System funktioniert auf dem «Namen» (technisch FQDN). Das kann dazu führen, dass ein illegales Online-Casino auf der Adresse https://irgendein.name.com/hiergewinnen erkannt und die Adresse https://irgendein.name.com gesperrt wird. Wenn dort unter anderen Adressen (zB http://irgendein.name.com/gesundheit) auch legale Inhalte liegen, sind diese auch nicht mehr zugänglich. Collateral Damage.
  4. Sobald diese Art der Sperrlistenerstellung automatisiert, standardisiert und als «üblich» taxiert wird, werden mit grosser Sicherheit weitere Begehrlichkeiten kommen. Antifa- oder Nazi-Seiten, Extremismus, etc.
    Da die Sperre umgangen werden kann, werden über kurz oder lang sicher noch tiefere Eingriffe diskutiert. Und dann sind wir wieder soweit, wie vor 1998. Man kann immer noch ins Ausland ausweichen, um dort seiner Sucht zu frönen.

Mit DNS-Sperren wird man also nur den «Gelegenheitskonsumenten» abhalten. Leute, welche aus welchen Gründen auch immer Zugang zu solchen Seiten wollen, werden ihn sich holen.

Das reicht der Casino-Lobby wohl auch, die Gelegenheitskonsumenten sind ja auch ein lukratives Ziel. Es geht ja in erster Linie um deren Umsatz und Ertrag, nicht um das Suchtverhalten Was nun, Fazit?

Zurück mit dem Gesetz zum Parlament und Bundesrat. Macht was besseres draus!

  1. Will man Süchtige schützen, so bedarf es anderer Mittel. Zum Beispiel könnte man das «Einkassieren» von Geldspiel-Schulden (aka Abbuchungen auf Kreditkarten) von nicht autorisierten Casinos als illegal taxieren. Dann würden Kreditkartenfirmen von sich aus Sperren einrichten. Kein Anbieter will auf Schulden sitzen bleiben. Schon heute kann man mit CH-Kreditkarten nicht an beliebigen Orten online einkaufen.
    Selbstverständlich kann man sich wohl weiterhin via Vermittler, Kryptowährungen o.ä. darüber hinwegsetzen, aber es würde deutlich schwieriger. Packt das Problem an der Quelle, nicht in der Mitte!
  2. Will man der öffentlichen Hand (AHV, Lotteriefonds, Steuersäckel) mehr Geld zuführen, dann könnte man das System Dänemark (einfach möglichst ohne Netzsperren) einführen. Dieser NZZ-Artikel erklärt das System dort sehr gut.
  3. Will man die Gewinne der Schweizer Casinos sicherstellen, dann… oh, das war ja sicher nie das Ziel des Parlaments, oder?

Wirklich Abhilfe gegen illegale Seiten bekommt man, in dem man sich halt in mühsamer Arbeit mit den Staaten zusammensetzt, wo sie betrieben werden und sie groundet. 

Ach ja, liebe Befürworter, hört auf, das Gesetz als «gemeinnützig» zu bewerben. Das ist purer Blödsinn.


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Urs | Samstag 05 Mai 2018 - 7:22 pm | | default | Ein Kommentar
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Meine Sicht auf das Geldspiel

Wie haltet Ihr es so mit dem Geldspiel?

Hier meine «Beichte»…

Ich hatte als Jugendlicher meine erste Begegnungen damit. Mein Vater spielte manchmal (erfolglos) Lotto in der Schweiz und über einen Grenzgänger-Arbeitskollegen in DE. Hin und wieder kaufte er sich ein Los und gewann manchmal den Einsatz zurück, selten auch mal eine Fünzigernote. 

Mir selbst wurde vom Gotti auf einem Ski-Ausflug mal ein Einfränkler zugesteckt, den ich in so einen leuchtenden, blinkenden und dudelnden Kasten einwerfen konnte. Mich faszinierten die Kisten sehr.

Später schwänzten wir manchmal die Religionsstunde und nutzen die Zeit um im «Augarten» in Ennetturgi unser Taschengeld in den Flipperkasten zu investieren. Da stand auch ein «Snapspot»-Geldspielautomat, der bei einem Franken Einsatz einen Maximalgewinn von 20 Franken versprach. 

Geldspielautomat «Snapspot» aus den 1970ern

Während der Lehre hatten wir den kaufmännischen Teil der Ausbildung an der Kanti Freudenberg in der Enge. Und Kollege «Sugi», der damals ein leidenschaftlicher Zocker war, zeigte mir in der grossen Stadt die lautesten und verrauchtesten Spielsalons mit all diesen Arcade-Games. Aber auch mit diesen vielen verheissungsvoll blinkenden Geräten mit klingenden Namen wie «TrioMint», «Barcrest Joker», «Big 20 Joker», «Crazy Joker», «Jolly Joker», «Admiral Take Off», «Admiral Quattro» oder dem «Admiral Super Chip».

Geldspielautomat «Big 20 Joker»

Diese Kisten schluckten je nach Kanton und Aufstellung bis zu 5 Franken pro Spiel, hatten bereits Speicher (um Gewinne nicht sofort auszahlen zu müssen), man konnte mit der «Risiko-Taste» steigern (oder meist verlieren) und via Bonus-Spiele Einzelgewinne bis zu mehreren hundert Franken realisieren.

Aber meist hiess es ja nicht «gewinnen», sondern verlieren. Gewinnen tun ja bei Geldspielen immer nur die Wirte, Casino-Besitzer oder wer auch immer die Geräte aufstellt.

So war das logischerweise auch bei mir. Ich hatte zwar einen guten «Stifti-Lohn» (im ersten Lehrjahr bereits rund 500 Franken) und gab auch meinen Eltern davon Kost und Logis ab, aber bereits damals floss ein signifikanter Teil davon in diese Automaten.

Und so trieb ich mich auch nach der Rekrutenschule, als ich in Uetikon am See, später in Glattbrugg arbeitete und wohnte, regelmässig in den Spielsalons herum. Immer in der Hoffnung auf diese Glückssträhne… immer mit dem schlechten Gewissen und Wissen, dass es eigentlich nur eine Spielrichtung gibt. Immer mit einer gewissen Portion Wut. Nicht auf die Automaten, wie andere Leute, die mal eine Scheibe zerschlugen, sondern immer gegen mich selbst. Dass ich diesen verfluchten Mist nicht sein lassen konnte.

Auch immer mit dem Blick auf das Elend der Anderen. Die alten Frauen, welche einsam vor dem Automaten sassen und Fränkler um Fränkler ihre Rente verdaddelten. Die losen Spielgemeinschaften, bei welchen man Gewinn und Verlust teilte. Meist ohne grosse Worte, den Blick nur auf den Automaten und die Risiko-Taste. Vor sich eine Flasche Cola und immer eine Zigarette im Mundwinkel. Traurige Gestalten, zwischendurch triumphierend, wenn mal ein grösserer Gewinn angezeigt wurde. Aber meist verschwand der Saldo in kurzer Zeit wieder vom Display, während die Knöpfe wieder und wieder gedrückt wurden.

Ich spielte nur in meiner Umgebung, selten fuhr ich mal nach Konstanz, wo es ein Automaten-Casino gleich beim Bahnhof gab. Dort hatte ich mal einen Einzelgewinn von 2'500 DM, allerdings auch erst, nachdem ich rund 700 DM investiert hatte. Danach fuhr ich sofort nach Hause.

Und irgendwann an einem Abend nach einem grauen Wochentag kam ich aus einem Spielsalon in Seebach und realisierte, dass es erst der 20. des Monats war und mein Bankkonto den Saldo Null hatte. 

Zum Glück wurde mir damals die Krankenkasse und die Wohnungsmiete (da Wohnhaus des Arbeitgebers) vom Lohn abgezogen, so dass ich keine grossen aktuellen Zahlungen hatte.

Ich ging (mehr als üblich) deprimiert nach Hause und am nächsten Tag nahm ich einen Block und einen Stift (es gab damals noch keinen PC) und begann mir ein Budget aufzustellen. Ich rechnete mir aus, wieviel nach allen Rückstellungen vom Lohn übrig blieb. Wieviel davon ich künftig sparen wollte und wieviel ich mir für meine Süchte, wie eben das Rauchen und das Spielen, reservieren wollte.

Diese Aufstellung half mir, mich zu disziplinieren. Selbstverständlich stimmte ich damals «Ja» für ein Verbot der Geldspielautomaten im Kanton Zürich. 

Vor allem half mir, dass ich wenige Monate später eine neue Arbeitsstelle in Baden, im Aargau, annahm. Dort gab das Gesetz vor, dass nur in Spielsalons Geldspielautomaten stehen durften und auch da nur zwei Maschinen pro Salon. 

Casinos gab es damals ja nur im Ausland, die Eintrittshürden Distanz, Kleidung und Angst vor dem Kontrollverlust war gross genug, nie dorthin zu fahren. So bekam ich meine Sucht soweit in den Griff, dass ich irgendwann gar nicht mehr spielte.

Heute gibt es vielleicht alle paar Jahre die Gelegenheit, im fernen Ausland (Las Vegas, Macau etc.) gegen Ferienende (sicher ist sicher) einigermassen kontrolliert einen Hunderter zu verspielen. Immer mit einer gehörigen Angst vor einem erneuten Kontrollverlust und entsprechender Vorsicht.

Casino, Las Vegas, Gewinnanzeige
Auszahlungsbeleg Casino Flamingo Las Vegas

Ich gehe davon aus, dass ich in diesen Jahren in meiner Jugend total knapp eine sechsstellige Summe verspielte. Tut weh, wenn man denkt, was man mit diesem Geld gescheiter hätte anstellen können.

Und jetzt ist wohl auch klar, was ich vom «Geldspielgesetz» halte, oder? Naja, das ist etwas kompliziert, deshalb schreibe ich es in einen neuen Beitrag, der bald folgt.

Urs | Samstag 05 Mai 2018 - 10:50 am | | default | Kein Kommentar