Ein autovoller Samstag

Ich besitze keinen Wagen und bin automässig ein Spätzünder. Mit Achtzehn war ich mit der Lehrabschlussprüfung beschäftigt und mit Zwanzig war die Rekrutenschule im Weg. Danach entschloss ich mich, möglichst nahe am Arbeitsort zu wohnen, was mir ja zum Beispiel in Baden optimal gelang. Ich wohnte im zweiten Obergeschoss des alten Bahnhofs und konnte in drei Minuten zur Arbeit :-)

Erst mit knapp Dreissig machte ich den Führerschein. Eigentlich nur, weil ich damals sieben Wochen in die USA in die Ferien wollte. Und die USA sind nun mal eher schwer ohne Führerschein zu bereisen.

Einen eigenen Wagen hatte ich auch danach nicht, warum auch. Mit dem Geld, das ich mir sparte, konnte ich bestens mal zwischendurch eine Taxifahrt bezahlen. Und natürlich habe ich irgendwann auch eine Mobility-Mitgliedschaft beantragt. Für den «Genossenschafter» konnte ich mich noch nicht überwinden.

Gestern, Samstag, war es mal wieder so weit. Ich wollte nach Kallnach und danach noch in Jegenstorf beim Kollegen Wein abholen. Also buchte ich am Donnerstag einen Wagen und wurde im Bahnhof Bern fündig. Am Samstag kramte ich meine Mobility-Membercard hervor und fuhr mit dem Tram zum Bahnhof.

Dort angekommen, erwartete mich dieses Gefährt im 3. Geschoss des Bahnhofparkings.

Renault Clio von Mobility

Der rote Renault Clio war natürlich ein Automat. Ich habe zwar auf einem geschalteten Wagen fahren gelernt. Aber seit der Prüfung im Frühling 1993 sass ich nie mehr auf der Fahrerseite eines manuell geschalteten Autos. In den USA, wo ich meist fahre, sind Automaten üblich und ich schätze die Bequemlichkeit. Zudem ist es für einen Gelegenheitsfahrer eher einfacher, vor allem bei ständig wechselnden Fahrzeugen.

Cockpit des Renault Clio

Ich suchte verzweifelt das Handschuhfach, aber da war keines. Auch kein grosser Aschenbecher. Wo ist denn der Schlüssel für das Zündschloss? Ah, vielleicht ein moderner Wagen ohne Zündschloss, einfach ein Starter-Knopf? Ja, aber wo? Hast Du ihn gefunden? Etwa auf vier Uhr, gleich neben dem Lenkrad.

Dann ging es los zum ersten Etappenziel, Kallnach, zur Erlebnisbrennerei Matter-Luginbühl.

Eingang zur Brennerei Matter-Luginbühl in Kallnach

Frau Matter öffnete mir die Türe und wies mich zum Verkaufsraum im ersten Stock. Die Brennerei/Destillerie haben wir vor ein paar Jahren mal besucht und mir ist der «Kina l‘Aero d’Or» damals sehr gut in Erinnerung geblieben. Der Globus in Bern führt in leider nicht mehr. Ich wollte auch noch eine «Vieuille Prune Dessert», worauf mir Frau Matter die Geschichte der Löhrpflaume, welche in ihrer Familie das Licht der Welt erblickte, erzählte. Ich probierte dann auf ihr Anraten noch ein wirklich winzig kleines Schlückchen, um den Unterschied zwischen dem Schnaps und dem Likör/Dessert zu erahnen. Ich war so überzeugt, dass ich gleich auch noch davon kaufte.

Danach ging es nach Jegenstorf, wo ich bei Jörg den im letzten Jahr bestellten Wein abholen wollte. Da ich zu früh war, nutzte ich die Gelegenheit, im lokalen Coop gleich meinen Wochenendeinkauf zu erledigen. Dazu konnte ich im Café noch einen guten doppelten Espresso von Illi geniessen (kleiner Seitenhieb gegen den Büro-Kaffee ;-))

Gegen 13:30 holte ich den Wein ab und durfte noch kurz die Gastfreundschaft von Jörg und Margrit bei einem ebenfalls sehr guten Espresso geniessen. Dann hiess es heimwärts fahren. Ausgang Jegenstorf grüsste noch kurz die RBS.

An der Barriere kurz auf die RBS warten

Zu Hause reichte die Zeit zum Auspacken und noch einen Sud Wäsche einfüllen, um rechtzeitig den Wagen wieder zum Bahnhof Bern zu bringen. So ein «Auto zum Ausleihen» ist noch recht praktisch, aber die Distanz war relativ gross und so wird einem der Preis des Autofahrens mal wieder deutlich. Mobility macht ja eine Vollkostenrechnung (Stundenrpreis, Kilometerpreis inkl. Benzin und Versicherung) und so bleche ich dafür knapp 65 Franken.

Abrechnung Mobility

Und hier noch der Erwerb des Tages. Halbe Flaschen vom Syrah und Petite Arvine von Cordonier et Lamon aus dem Wallis, den Kina in der Mitte und die Vielle Prunes zur Rechten. Daran werde ich wohl wieder ein paar Jahre zu trinken haben. Ich verarbeite das ja eher in homöopathischen Dosen.

Wein, Bitter und Vieille Prune

Urs | Sonntag 22 Januar 2017 - 7:45 pm | | default | Kein Kommentar

Krustenkranz

Das Backen von (Sauerteig)Broten habe ich ja mittlerweile ziemlich im Griff, also reizt mich vermehrt Kleingebäck. Irgendwann vielleicht auch mal Laugengebäck, welches ich sehr liebe.

Aber nun erst mal zu einem Versuch mit Weizenbrötchen. Es kam alles etwas anders als am Anfang gar nicht geplant. :-)

Ich hatte noch eine angebrochene, teilentrahmte Milch kurz vor dem Ablaufdatum, also begann ich mit einem Vorteig (Poolish):

  • 150g Milch, 2.7% Fettgehalt
  • 150g Weizenmehl, weiss
  • 0.3g Hefe

Zutaten verrühren und bei Raumtemperatur für 24 Stunden stehen lassen. Danach hat die Kleinmenge Hefe sich bereits tüchtig vermehrt und der Vorteig wirft kräftig Blasen.

Hauptteig:

  • Vorteig
  • 20g Dinkelmehl, weiss
  • 20g Weizenmehl, Vollkorn
  • 10g Roggenmehl, Vollkorn
  • 150g Weizenmehl, weiss
  • 0.5g Hefe
  • 6.8g Salz
  • 78g Wasser

Teig kneten bis er glatt wird und sich von der Schüssel löst (rund 10-15 Minuten). Bei 25° zur Gare stellen. Nach 30 und 60 Minuten einmal dehnen und falten.

Den Teig über Nacht im Kühlschrank lagern. Die Hefe arbeitet dann für mich weiter, während ich schlafe :-)

Am nächsten Tag den Teig etwa eine Stunde temperieren lassen.

Dann habe ich mir überlegt, was ich damit machen soll. Mit dem «Verlust» (Verdunstung, kleine Reste, die in Gefässen zurückbleiben) kam ich auf rund 572g Teig. Das ergibt sechs Brötchen à 95g. Das gäbe doch grad einen Krustenkranz?

Also los, die sechs Teiglinge abstechen und rundschleifen. Der Teig war noch etwas kühl und der Dinkel, zusammen mit dem Fett der Milch, machte ihn leicht klebrig. Ich mehlte also die Teiglinge ein und versuchte dann, sie rundzuschleifen. Mit meinen Patschhänden gelang das leidlich. 

Während ich den Ofen vorheizte, legte ich die Brötchen auf Bäckerleinen für rund 45 Minuten zur Gare. Da die Küche noch etwas kühl war, wäre es wohl besser gewe­sen, ich hätte sie länger gehen lassen. Sie waren noch ziemlich kompakt, als ich sie mit Schluss nach oben in Kreisform auf dem Blech zum Einschiessen parat machte.

Teiglinge für den Krustenkranz

Danach ging es für 30 Minuten in den Ofen bei 250°C fallend auf 210°. Am Anfang für knapp 10 Minuten mit Dampf, damit die Kruste schön aufgeht.

Der Krustenkranz, frisch gebacken

Das Ergebnis war ziemlich «wild» in der Form, roch aber sehr gut. Nach dem der Krustenkranz etwas abgekühlt war, brach ich ihn und schnitt ein Brötchen auf.

Frische Brötchen vom Krustenkranz

Die frischen Brötchen sind recht kompakt (wenig Hefe mit dem Fett der Milch), aussen schön knusprig und haben ein sehr gutes Aroma von der recht langen Lagerung.

Was ich besser machen könnte:

  • ein wenig Backmalz hinzufügen (1g) , um noch etwas mehr Süsse und Triebkraft in den Teig zu bringen
  • die Teiglinge länger auf dem Bäckerleinen gehen lassen und
  • die Bäckerleinen etwas besser falten, so dass es weniger Druck auf die Teiglinge gibt.
  • weiter mit dem Rundschleifen üben :-)

Ach ja, noch eine Antwort auf die potentielle Frage, weshalb ich so wenig Hefe verwende:

  • Viele Leute vertragen die Hefe nicht so gut (ich allerdings schon)
  • Viel Hefe bringt zwar den Teig zum Gehen, hat aber auch die Tendenz, das Brot schneller trocken werden zu lassen. Kennt man ja von den industriell gefertigten Broten aus dem Supermarkt.

Ich verwende Bio-Hefe, welche sowieso weniger stark treibt. Aber die lange Lagerung, da der Teig dann benötigt, hilft, das gute Aroma zu entwickeln.

Auf ein gutes 2017!

Urs | Montag 02 Januar 2017 - 12:44 pm | | default | Kein Kommentar
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