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30. Oktober 2025 - Lesezeit: 5 Minuten

Fähren, anstelle zu fahren

Ich belud den eiskalten Wagen und füllte ebensolches Wasser von der grossen Literflasche in die kleinen Fläschchen um, welche ich jeweils unterwegs im Wagen habe. Danach schaltete ich die Sitz- und Lenkradheizung ein und schnell wurde es angenehm. Der Weg führte mich zur Fährstation, wobei ich noch kurz an der Bucht in einen Parkplatz hinaus fuhr, um das tolle Wetter zu bewundern. Weiter oben hätte ich noch einen alte Dampflok als Vordergrund gehabt, aber da gab es keinen Ort zum Anhalten.

Blick vom Parkplatz über die Bucht mit dem blauen Meer unter blauem Himmel.

Einmal um die Ecke und dann links abbiegen und schon stand ich beim Kassenhäuschen. Interessanterweise gab es keinen Barcode und der Mensch da im Häuschen wollte auch nicht die Reservationsnummer, sondern nur den Namen.

Er fragte dann nach dem Alter und ich meinte, er hätte mich gefragt, ob ich schon 16 sei und einen Witz machte. Aber er hatte mich gefragt, ob ich zwischen 16 und 64 sei. Aufgrund meiner Antwort hatte er dann auf einem Buchungszettel ein Loch beim Auto und eins bei der Altersskala 65+ gemacht. 🤨

Er wieś mich auf die Wartelinie 6 ein, wo ich den zweitvordersten Platz belegte. Da ich noch mehr als eine Stunde Zeit hatte, stieg ich ein wenig aus und guckte mich um. Die Fährstation selber ist unspektakulär. Es hat Toiletten, Warenautomaten und ein paar Sitzgelegenheiten.

Draussen sah ich dann der lokalen Eisenbahn beim Manövrieren zu.

Güterwagen mit grossen Aluminiumblöcken beladen, zuvorderst steht ein Rangierarbeiter in oranger Kleidung auf einem Trittbrett

Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie die immergleichen Wagen hin und her bewegten. Aber offenbar verluden sie diese in eine Eisenbahnfähre. Interessant, diese riesigen Aluminiumblöcke. In Baie-Comeau gibt es ein grosses Aluminium-Elektrolysewerk, das die Energie von grossen Wasserkraftwerken der Nachbarschaft bezieht.

Um 10:46 Uhr waren alle ankommenden Fahrzeuge weggefahren und die Beladung unserer Fähre begann mit den grossen LKW. Der Typ vor mir pennte ziemlich und der Einweiser musste ihm zweimal an die Scheibe klopfen, bevor er wach wurde und losfuhr.

Ich konnte in einer eigenen Spur bis fast nach vorne fahren und danach den Wagen verlassen.

Mein Wagen auf der Fähre neben einem LKW.

 Beinahe rechtzeitig, mit nur knapp etwas mehr als 5 Minuten Verspätung ging es dann aus dem Hafen raus.

Blick zurück nach Baie-Comeau. Auf der rechten Seite sieht man Teile des Aluminiumwerks.

Später wagte ich mich auf's Oberdeck und in die blaue, sonnige Kälte. Ich zog den Baseball-Cap schnell aus und ersetzte ihn gegen eine windfeste und wärmere Wollmütze.

Panorama unterwegs vom Oberdeck mit viel Blau.

Den Restaurant-Besuch erspare ich Euch, es gab einen Hotdog Michigan mit Pommes und einen kleinen Becher Canada Dry für 11.16 CAN $ (6.70 CHF). Ich hätte eher einen Chicago-Style erwartet. Der hier war mit Bolognese-Sauce übergossen. 🥺 Das sah übler aus, als es dann war. Aber definitiv Junk-Food. 

Ich ging danach nochmals an die «frische» Luft, musste dann aber von Luv nach Lee, weil da auf dem Oberdeck einer eine Tüte paffte. Mir ist's ja egal, aber ich mag den Geruch wirklich, wirklich nicht.

Irgendwie sah ich nie jemanden auf der Brücke, vermutlich fährt der Kahn im Automat. Zum Glück habe ich erst später etwas über die MV F.A. Gauthier gelesen… 😬 
Die Fähre hatte schon etliche Pannen und Probleme

Die vorderen Aufbauten der Motorvessel F.A. Gauthier

Etwa um 14:20 Uhr öffneten sich langsam die grossen Schotten vorne an der Fähre und die Brücke wurde heruntergelassen. Noch schnell den abgestempelten Wisch von der Kasse aus dem Fenster reichen und los ging's auf der südlichen Seite des Sankt-Lorenz-Stroms in Richtung Osten.

Ich war gut in der Zeit und liess es gemächlich angehen. So fuhr ich zwischendurch mal raus, wie hier in Les Méchins, um die Aussicht zu geniessen oder eine der Info-Tafeln zu lesen, die hier an verschiedenen Orten angebracht waren. Kanada wirkt ja so friedlich. Allerdings hat Kanada auch immer Truppen in verschiedenen Kriegsgebieten der Welt im Einsatz, zB in Afghanistan. Und so erfährt man dann halt auch Geschichten über Gefallene.

Aussicht über die Bucht in Les Méchins.

Ich checkte bereits um Viertel nach Drei ins Hotel in Saint-Anne-Des-Monts ein. Man wies mir ein Zimmer im hinteren Bereich zu, so war ich weit von der Strasse entfernt, was nie schaden kann. Das Zimmer ist ansprechend mit einem riesigen TV, auf welchem ich gerade amerikanische, auf französisch synchronisierte Kochsendungen anschaue. So welche, wo Leute sich etwas dumm benehmen und irgendwelche Köche sie dann belehren.

In der Rezeption hatte es auch ein Restaurant und einen kleinen Feinkostladen. Das machte mir Lust, nicht im Restaurant zu essen, sondern etwas einzukaufen.

Also machte ich mich auf die Suche nach dem örtlichen Lebensmittel-Supermarkt. Natürlich zu Fuss, damit ich ein wenig Bewegung bekam. Andererseits ist es hier teilweise schon etwas kriminell, wenn man leben und vor dem nächsten Frühling über die Strasse will.

Ich sah dann die Kirche am unteren Ende der Strasse und beschloss, erst dort vorbeizugehen.

Die katholische Kirche von Saint-Anne-Des-Monts mit zwei Kirchtürmen

Die Kirche sieht eindrücklich aus, der Zustand ist aber eher nicht so toll. Zutritt hat man sowieso nie, offenbar werden die Kirchen nur zur Messe geöffnet.

Ich ging die Strasse wieder hoch zum Supermarkt und kaufte ein wenig ein. Beim Verlassen kurz vor fünf Uhr begann die Sonne unterzugehen.

Sonnenuntergang über Saint-Anne-Des-Monts. Rechts Kürbisse des Supermarkts.

Ich zog den Schal enger und machte mich auf nach Hause. In der Rezeption bzw. dem Feinkost-Laden kaufte ich noch ein wenig lokalen Käse und wurde dann noch gewarnt, ich solle vorsichtig sein auf dem Weg zum Zimmer, es habe irgendwelche Wildtiere. 🤨

Ich machte mir dann in der Mikrowelle eine kleine Quiche Lorraine warm, vertilgte ein paar Sushis, welche wider erwarten sogar sehr lecker waren. Danach gab es etwas Käse und dazu einmal mehr ein sehr nettes NEIPA einer Brauerei aus Quebec.

Den Rest des Käses werde ich mir Morgen zum Frühstück gönnen. Dann geht es auch weiter. Richtung Süden. Mal schauen, ob das Wetter ein wenig hält.

Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.