Wir gingen den schmalen Fussweg entlang der Strasse und des Sukumo River ins Städtchen hinunter und wollten uns ein Café für das Frühstück suchen.
Im Städtchen drunten hatte es aber schon Touristen wie wild. Vor dem Restaurant Hatsuhana Soba Honten standen noch mehr Leute als am Vortag für ein günstiges Nudelgericht an. Schlussendlich konnten wir gleich beim Bahnhof in einer Bäckerei etwas kaufen und gegenüber im Café dazu Getränke ordern, die wir dann draussen auf dem Bänkchen an der Sonne genossen.
Wir wollten dann auf einen der vielen Busse, aber es war unübersichtlich und hatte lange Wartezeiten. Also setzen wir uns im Bahnhof in einen Zug der Hakone Tozan Railway, welcher noch über Platz verfügte. Die (normalspurige) Bahn fährt eine sehr steile Bergstrecke mit bis zu 80 Promille Steigung hoch und überwindet die Höhe bis Gōra unter anderem auch mit drei Spitzkehren. Dabei war es für uns Bähnler natürlich besonders interessant, dem Fahrpersonal zuzuschauen. Vor allem dauerte der Führerstand-Wechsel bei den Spitzkehren keine zwei Minuten.
An der Endstation der Eisenbahn, in Gōra, spazierten wir erst ein paar Minuten herum und suchten ein Kaffee. Wir landeten dann aber trotzdem inmitten des Touristenstroms bei der Talstation der Standseilbahn. Wir mussten trotzdem nicht sehr lange warten, bis wir einsteigen konnten. Natürlich standen wir uns beinahe auf den Füssen, während die Standseilbahn den Berg erklomm. Nach ein paar Minuten steht man dann in Sōunzan, von wo die Gondelbahn auf zwei Seilen den Rest bis hoch zur Gipfelstation Ōwakudani nimmt.
Droben wehte ein sehr zügiger Wind, so dass man die Baseball-Kappe tief in die Stirn ziehen musste oder noch besser mit der Hand festhält. Wir zogen schnell die langärmligen Pullover über. Auch hier herrschte ein enormes Treiben, überall lange Schlangen. Leider sah man den Fuji-San von oben nicht.
Erst, als wir bereits wieder auf die Gondelbahn runter zum Ashi-See anstanden, sahen wir auf Hinweis vor uns in der Schlange stehender Touristen aus Australien kurz aus dem Fenster für ein paar Minuten den Gipfel hinter Wolken. 🤷🏼♂️
Auf dem Weg hinunter mit der Gondelbahn unterhielten wir, also mehrheitlich Hene, der weiter vorne stand, uns noch sehr nett mit der Australierin, die vermutlich mit ihren Eltern im fortgeschrittenen Alter hier unterwegs war.
Von der Talstation fahren regelmässig Schiffe, teilweise als Piratenschiffe gestaltet, rüber nach Motohakone. Dort fanden wir nach einiger Suche auch ein Restaurant.
Die Stärkung konnten wir dann auch gut brauchen, weil die Warteschlangen vor der Bushaltestelle zurück nach Hakone war endlos und es ging und ging nicht vorwärts. Nach mehr als einer halben Stunde bei kräftigem, kühlem Wind, waren wir bei unserem Bus. Der quälte sich dann in engen Windungen und mit viel Verkehr in gleicher und entgegen gesetzter Richtung den Berg hoch. Schlussendlich lud der Chauffeur dann alle Fahrgäste an der Station Miyanoshita aus uns sagte, wir sollen mit dem Zug fahren, denn die Strasse sei völlig verstopft. Er käme da nicht mehr durch.
Zum Glück mussten wir nicht lange warten und der Zug war dann angenehm leer, so dass wir uns setzen konnten. Nach einem ausführlichen Nachtessen in einem Restaurant mit Tischgrill, waren wir froh, dem Trubel in unserem kleinen, stillen, nur von Wassergeplätscher unterbrochenen Bungalow entfliehen zu können. Den Indoor-Onsen hatten wir für uns alleine und so aufgewärmt, ging es dann in die Heia.
Wir liessen den Dienstag etwas langsam angehen und gingen im zwischen dem Hotel und dem Ryokan gelegenen Café zum Frühstück. Dort wurde ein sehr leckerer «French Toast» serviert, der Sirup dazu kam in einem Kännchen, das nicht «anzog» und somit nicht kleckerte. Die kriegen das hier wirklich alles praktisch und auch sehr schön hin.
Danach packten wir unsere Koffer und verliessen das sehr schöne, mit viel Grün bestandene und einen eigenen kleinen Brunnen aufweisende Bungalow «Tsukushi». Für mich wohl die letzte Nacht auf Tatami und Futon für eine längere Zeit.
Da wir noch fast zwei Stunden bis zu unserem geplanten Zug hatten, stellten wir das Koffer im dazugehörenden Senkai Hotel ein und gingen noch ein wenig die nähere Umgebung erkunden.
Ein Stückchen weit die Strasse hoch bis zur Gyokuren Bridge, auf der linken Flussseite gibt es da einen kleinen Park mit Kois, Enten und einem Schrein, sowie vielen Informationen, wo wir uns noch etwas verweilen konnten.
Hier sahen wir auch noch den Wasabi in freier Wildbahn, wie er da im Wasser herumstand und überhaupt nicht scharf aussah! 😂
Anschliessend fuhren wir mit dem Regionalzug wieder runter nach Odawara. Die Hoffnung, dass wir dort die 90 Minuten Wartezeit im von der Hinfahrt bekannten Kaffee verbringen könnten, zerschlug sich, da grad viel Verkehr über Mittag. Im Obergeschoss fanden wir aber ein Doutor-Café, welches akzeptablen Espresso und Latte anbot.
Als wir in Odawara durch die Bahnsteigsperre wollten, klappte es mit unseren Tickets irgendwie doch nicht. Wir hatten doch extra ein Standard-Ticket und eine Platzreservation mit Express-Zuschlag für den Shinkansen gekauft und dann beide Tickets eingeschoben. Der geduldige Angestellte erklärte uns, dass wir nur eines nach dem anderen Einschieben sollten und nicht beide miteinander. Mindestens meinten wir das zu verstehen. Er meinte aber, wir hätten irrtümlich eben ein Ticket inklusive Express-Zuschlag und Reservation gekauft und das reine Standard-Ticket war gar nicht nötig. Wir könnten es in Shinagawa zurückerstatten lassen.
Um Viertel nach Zwei fuhr unser Shinkansen in knapp 25 Minuten nach Shinagawa, wo wir nun bis Freitag im Hotel Miyako City Tokyo Takanawa sind.
Der Hene hatte sich gestern noch einen Nerv oder Muskel im Rücken verklemmt und das wurde beim Aussteigen aus dem Shinkansen (runterheben der schweren Taschen/Koffer) noch schlimmer. Ich hatte schon mal Notfallkliniken gegoogelt, aber nach einer guten Dosis Schmerztabletten und einem heissen Bad ging es wieder. Wir werden das im Auge behalten und ich lasse ihn keine schweren Dinge mehr heben, bis wir zu Hause sind. Zum Glück habe ich eine anständige Menge Ibuprofen dabei, das wirkt ja auch entzündungshemmend.
Wir zogen dann später los, um ein Wärmepflaster zu finden. Leider erfolglos, denn die kleinen Lawson oder 7-Eleven haben fast nichts im Angebot und Apotheken führen hier nur per Rezept bestellte Aufträge aus.
Da es dann mit ein wenig herumgehen besser wurde, landeten wir halt doch noch in einem Izakaya mit vielen lauten Leuten und wo man sogar Erhitzer rauchen durfte. Die vegetarischen Spiesschen zum Bier sahen sehr nett aus und rochen auch lecker, weil sie allesamt mit einem Speckmantel versehen und gut geröstet waren. Unsere tägliche Japan-Überraschung, die uns so sehr erfreut auf dieser Reise. 😉
Es wurden dann noch ein paar Bierchen mehr und ein paar Snacks mehr, so funktionieren halt die Izakayas und zum Abschluss gab es in der Hotel-Lounge, wo wir gratis konsumieren können, noch Kaffee.
Unser Hotelzimmer ist im obersten (10.) Stock und wir haben eine Aussicht auf die Gleise der Bahnen am Bahnhof Shinagawa. Also grad richtig für Bähnler. 😇
Wir haben noch ein wenig Zeit hier in Tokio, bloggen werde ich vermutlich aber nicht mehr, sondern erst nach der Heimkehr.