Herbstferien mit Hene, Otaru und Noboribetsu Onsen (日本2024)

20. Oktober 2024 - Lesezeit: 7 Minuten

Otaru

Die Fahrt dorthin dauerte knapp 45 Minuten und dann standen wir im Bahnhof und wussten gar nicht, was man hier so macht.

Farbenfrohe Züge im Bahnhof von Otaru

Wir latschten dann etwas ziellos die Hauptstrasse hinunter bis zum Kanal, welcher die Hauptattraktion ist. Hier flaniert man entlang und macht viele Bildchen, vor allem an einer Stelle, wo viele bunte Lampions hängen (also Nachts, tagsüber war es nichts Spektakuläres). Entlang der hinteren Gasse hinter den Lagerhäusern stiessen wir auf ein Restaurant mit Brauhaus, welches nach Deutschem Reinheitsgebot braute und entsprechende «Wumta-Tätärä» - Musik im Hintergrund lief. Da es noch etwas früh war, es nur Lager und Weizen im Angebot hatte, gingen wir lieber weiter. Am Hafen gab es aber auch nicht viel zu sehen, nur gerade ein Duty-Free Laden. Im Hafen verkehren Fähren bis weit in den Süden von Japan.

Der Kanal in Otaru mit alten Lagerhäusern

Langsam machte sich etwas Durst breit und wir suchten Restaurant für ein Bier. Leider einigermassen erfolglos, die meisten Restaurants hatten noch nicht offen oder waren bereit für Essen.
Schlussendlich landeten wir fast beim Bahnhof bei einem sehr, sehr kleinen Café. Es servierte kalten oder heissen Kaffee und im Kombi für rund 6 Franken auch ein frisch gemachtes Stückchen Kuchen aus der grossen Auswahl. Selbstverständlich wurde uns ein Schemelchen gereicht, um unsere Taschen abzustellen. Man stellt in Japan keine Taschen oder Rucksäcke auf den Boden.

Dann hatten wir es gesehen. In der Bahnhofshalle half uns eine Angestellte, einen Platz im demnächst fahrenden Zug zurück nach Sapporo zu buchen. Sie war so schnell, dass wir fast nicht mit den Augen folgen konnten.

Die Bäckerei im Bahnhof bot noch exquisite Brötchen feil, an denen ich nicht vorbei konnte.

Die Bahnhofshalle von Otaru mit Reisenden und vielen alten Lampen im hinteren Bereich

Sapporo

Zurück in Sapporo gingen wir erst ins Hotel, um uns kurz umzuziehen. Gegen Abend versprach es, kühler zu werden. 

Danach nahmen wir die U-Bahn nach Susukino, wo wir schlussendlich in einem riesigen Kaufhaus in einem englischen Pub landeten, das natürlich von Japaner:Innen geführt wurde. Aber ein Brew Dog IPA tut ja auch mal gut neben all den (aber guten) Lagerbieren, die wir sonst trinken.

Auf der Suche nach einem Restaurant gingen wir dann ein paar Blocks weit, landeten aber wieder am Ursprungsort. Hene hatte sich ein wenig in das Restaurant im 4. Stock verguckt, das  serviert. Mir war es etwas unklar, was die da genau auf dem Teppanyaki (Tischgrill) anrichteten. Die Speisekarte beim Eingang war nur japanisch. Aber Hene überzeugte mich und so liessen wir uns zu einem Tisch führen, in dessen Mitte der Grill eher stark heizte. 

Die Bedienung brachte uns ein Tablett, welches auf englisch eingestellt war. Das erleichtert die Bestellung ungemein, man kann die Bildchen betrachten und dazu die Beschreibung lesen und alles in den Warenkorb legen und bestellt.

Der Keller bracht schnell die Biere und währen wir uns die Lätzchen anzogen, beobachten wir die anderen Leute, wie sie mit kleinen Metallschabern vom Grill Essen herunterkratzen und genossen.

Der Kellner brachte nun in einer tiefen Schale verschiedene Gemüse und darauf etwas Pouletfleisch. Der Teppanyaki wurde mit etwas Öl eingefettet. Dann kam das Pouletfleisch auf den heissen Grill und wurde in kleine Stückchen zerteilte. Anschliessend kamen die restlichen Ingredienzien, wie Kohl, Sprossen, Tomatenstücke, getrocknetem Fisch etc. auf den Grill und wurden mit zwei Spateln schweisstreibend in kleinste Stückchen zerhackt. Schlussendlich wurde das ganze mit einer Milch (keine Ahnung, was genau) übergossen und immer wieder gemischt und gewendet. Zu allerletzte gab der Kellner nochmals eine andere Milch darauf, welche die Bindung der Masse unterstützte. Das Gericht trägt den Namen Monjayaki.

Halbflüssige Masse aus Gemüse und Fleisch auf dem heissen Tischgrill.

Das Ergebnis wird mit einem kleinen Spatel vom Grill gekratzt und direkt (vorsichtig, heiss) in den Mund geschoben. Es sieht deutlich weniger appetitlich aus, als es ist. Man kratzt wirklich alles weg, auch die leicht angesetzten Reste werden verzehrt und sind sehr lecker.

Heinz hatte noch eine Portion Okonomiyaki bestellt. Diese war «Hiroshima-Style» mit Ei. Vom Preis her dachten wir, dass es Einzelportionen sei, aber schlussendlich waren beide Mahlzeiten eher für zwei Personen. Mehr als genug.

Eine Portion Okonomiyaki, wie eine dicke Omelette

Da wir am Vorabend bereits alles gebucht hatten, konnten wir beruhigt in die Heia. Für den Folgetag war schlechtes Wetter angesagt.

Fahrt von Sapporo nach Noboribetsu

Bei leichtem Regen verliessen wir das Hotel, in welchem wir dieses Mal via TV auschecken konnten. Ein alter Witz zwischen Heinz und mir, weil er mal vor Jahrzehnten auf einer Reise in den USA am TV herumgefummelt hatte und uns dann vorzeitig ausgecheckt hatte. 😂

Nach einem kleinen Frühstück im Zug setzen wir uns in den Regio-Express nach Noboribetsu am nördlichen Eingang zur Uchiura Bay. Dort hatten wir uns in den Hügeln im Noboribetsu Onsen im Adex Inn ein Zimmer für zwei Nächte gebucht.

Nach einer eineinviertel Stunde Zugfahrt erreichten wir den Zielbahnhof, wo nach einem kurzen Fussweg von rund 300 Metern die Haltestelle des Busses für die Fahrt zum Onsen hoch erreicht wurde.

Der Bus selbst war gut belegt und es hatte keine gescheiten Abstellplätze für unsere Koffer, so belegten wir halt je eine Zweierbank und hielten unsere Koffer im Gang fest.

Die Busfahrt windet sich durch das enge Tal und der Bus hält unterwegs an verschiedenen Stellen. Schlussendlich erreichten wir die Haupt-Busstation und beschlossen hier auszusteigen. Ev. wäre der Bus noch etwas weiter hoch gefahren, aber wir wollten ein paar Schritte gehen. Der Regen war weitestgehend weitergezogen. Es nieselte nur noch hin und wieder.

Das Adex Inn wurde in rund 10 Minuten zu Fuss erreicht und war trotz durchzogener Kritiken in den Hotelbewertungen eigentlich recht frisch renoviert. Der Eingangsbereich mit Cheminée sah nordisch/finnisch aus und war angenehm warm mit einem sehr gut ausgestatteten Café mit Gebäck.

Der Bezug des Zimmers war durchaus herausfordernd, da am Selbstbedienungskiosk erst meine Reservierung nicht abrufbar war. Erst als wir beim Namensfeld den Nach- und den Vornamen eingegeben hatten, funktionierte es.

Später gingen wir trotz Bewölkung zu den vulkanischen Feldern hoch und liessen und von den schweflig riechenden Dämpfen einhüllen.

Blick ins Jigokudani Valley mit den heissen Quellen und rauchenden Schloten 

Der Weg zum Oyunuma Pond Lookout war noch recht weit und es war windig/kühl. Aber der Ausblick lohnte sich trotz Wolken.

Blick auf den Oyunuma Pond mit umgehenden Hügeln. Der See ist grau vom Schwefelgehalt.

Der Abstieg war dann aufgrund ungenügendem Schuhwerk und viel nassem Laub auf dem Weg etwas heikel, wobei es weniger rutschig war, als es aussah. Aber es begann schon schnell einzudunkeln und wir waren froh, unten zu sein.

Da es am Wochenende doch etliche, wenn auch nicht übermässig viele Touristen hatte, war die Wahl des Restaurants nicht schwer. Beim Erstbesten, das noch Platz bot, gingen wir rein.

Die Anordnung war Schulter an Schulter, wie an einem Tresen und überall hatte es Platten für Tischgrill. Beim Eingang hiess es dann gleich «No Creditcard, Cash only»! Etwas, das man ausserhalb der Zentren noch öfters sah, als erst erwartet.

Hier wurde unter anderem das japanische Nationalgericht «ShabuShabu» angeboten, welches wir trotz des nicht unbeträchtlichen Preises orderten.

Ein Teller mit dünn geschnittenen, gefrorenen Stücken von verschiedenen Wagyu Rindern. Das Fleisch ist sehr stark gemasert.

Die Fleischstückchen badet man in einem Topf mit Gemüse und geniesst sie mit einer der drei Saucen, welche auf dem Tisch waren. Oder auch ohne… Besonders gefallen hat uns die «Sauce for Everything». 😂

Nach dem Essen musste noch ein kleiner Dessert sein. Die Mochi mit Caramelsauce waren fein. Henes «Hokkaidō Cheese Ice Cream»  (vermutlich mit Milch/Quark zubereitet) fast besser gefiel.

zwei kleine Kugeln «Mochi» mit ein wenig Caramelsauce dekoriert

Heinz ging dann nach dem Dessert noch zurück ins Hotel, weil wir nicht genügend Bargeld dabei hatten. Zum Glück war das Restaurant gleich um die Ecke. 

In der Nacht sollte es kräftig abkühlen, so mummelten wir uns etwas tiefer in die Bettdecken.

Eigentlich wollte ich über den Folgetag auch noch gleich hier schreiben, aber irgendwie werden die Beiträge immer so lange und Ihr mögt sicher ga nicht mehr weiterlesen.

So, stay tuned again! Es geht wohl Morgen weiter…

Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.