#ToTheNorth23, into the smoke

20. September 2023 - Lesezeit: 16 Minuten

Charlie Lake

Der Rotary RV Park in Charlie Lake liegt eigentlich noch recht nett am See. Wäre nicht der nahe Alaska Highway mit recht hohem Verkehrsaufkommen und lauten LKW oder Trucks, dürfte man ihn sogar als angenehm bezeichnen.

Nach dem gestrigen Tag schlief ich nicht gleich ein, aber irgendwann übermannte mich der Schlaf dann trotzdem. Ich war doch recht erstaunt, wie gut man sich in der Zeit zu Dritt aneinander gewöhnt, was Schlaf betrifft. Wir Männer schnarchen zwar hin und wieder doch sehr gut vernehmlich, aber die Mitreisenden setzen sich jeweils Ohropax ein und dann geht es.

Wenn wer mal Nachts auf die Toilette muss, stört es meistens die anderen auch nicht. Nur wenn ich im halbwachen Zustand bin, spüre ich, wenn sich die Reisepartner mal umdrehen. Das Motorhome schwankt gerne ein wenig, rein aufgrund der Länge.

Um halb Acht oder kurz danach spürte ich, wie Adi langsam wach wurde und sich bewegte. Ich wartete noch ein wenig und dann startete ich die Heizung.

Am Charlie Lake hat es ein Monument für die zwölf Militärangehörige, welche im Mai 1942 während dem Bau des Alaska Highway ihr Leben auf dem See verloren hatten. Ihr Ponton bestehend aus zwei Booten und vielem Material kenterte, als einer der beiden Motoren ausfiel und in der Seemitte die Wellen aufgrund des Windes zu hoch wurden. Ein Trapper, der die Szene von weitem beobachtete, fuhr mit seinem Kanu raus und konnte 5 der total 17 Leute retten. Die übrigen ertranken und erfroren, unter anderem auch, weil einige nicht schwimmen konnten und sie alle ihre schweren Winter-Uniformen trugen.

Das Monument mit Flaggenpolen von Kanada und der USA. Rund um das Monument sind Stelen mit eingravierten Namen der Verunfallten

Beim Blick über den See bestätigte uns der Anblick des Rauches unsere Wahrnehmung mit der Nase. Die Auswirkungen der vielen Waldbrände ist sicht- und riechbar.

Blick über den Charlie Lake, nahe Fort Saint John. Der See ist tiefblau, wie auch der Himmel. Am Horizont hat es aber dunkle Rauchwolken von den Waldbränden

Nach dem Frühstück ging es kurz zur Tanke und danach fuhren wir zum Ole's Lake grad nach der Grenze zwischen British Columbia und Alberta.

Die Fahrt dahin war nur kurz, aber der Rauch wurde immer dichter. Wenn man die Karte auf Google mit dem Layer «Waldbrände» anschaut, weiss man wieso. 😬

Google Maps mit Zoom auf ganz Nordamerika, dunkel eingezeichnet sind die enormen Gebiete, wo es aufgrund der Waldbrände starken Rauch gibt

Ole's Lake

Der Ole's Lake Provincial Park liegt rund 3 Kilometer abseits der Nebenstrasse und ist ruhig (bis auf den zurückgelassenen, bellenden Hund der Jäger) sowie wirklich hübsch gepflegt. Die einzelnen Stellplätze sind mit Bildern oder Gegenständen dekoriert. Da hat sich jemand wirklich Mühe gegeben.

Auf dem Steg hat es einen Camping-Tisch und ein Bänkchen, am Strand daneben gibt es Ruderboote, SUP und Kinderspielsachen (Dreiräder etc.). Nach unserer Ankunft kam ein wenig Wind auf und entweder rochen wir den Rauch nicht mehr oder tatsächlich wurde er ein wenig verschoben.

Ole's Lake, benannt nach einem lokalen Trapper, der hier seine Hütte gebaut hatte

Um den See herum führt eine kurze Route, auf welcher man an zwei Biberburgen vorbeikommt. Rosette hat mit dem grossen Zoom einen der Biber fotografiert. Wir hoffen, ihn vielleicht noch einmal zu sehen und dass er sich vor den Jägern in Acht nimmt.

Ein Biber schwimmt mit erhobenem Kopf durch den See

Ein netter, älterer Herr, der mit seinem Elektro-Mobil und Anhänger unterwegs bei uns vorbei kam, war froh, mal wieder ein mit ein paar Fremden zu sprechen. Er hatte vor Jahren einen Schlaganfall und ist seither halbseitig teilweise gelähmt. 

Wir schnorrten ihm ein paar Holzscheite für unser Grillfeuer ab und schenkten ihm dafür zwei Tafeln Schweizer Schokolade und eine halbe Stunde Aufmerksamkeit.

Unser Motorhome

Eigentlich wollte ich schon lange etwas zu unserem Gefährt schreiben, aber die Beiträge wurden schon sonst viel zu lange. Nun also. Wir haben nicht extra aufgeräumt, um hier mehr Schein als Sein vorzuspielen. 😇

Bis heute Morgen haben wir rund 7'800 Kilometer zurückgelegt und für rund 2'100 Franken Benzin verbraucht. Somit verbraucht die Kiste rund 21 Liter pro 100 Kilometer bei einem Benzinpreis von rund 1.26 CHF.

Wir sind ursprünglich von einem 24-Fuss Motorhome ausgegangen, wie bereits in einem früheren Beitrag geschrieben, ist es aber 29 Fuss, bzw. 8.8 Meter lang. Wie schwer es ist, wissen wir nicht. Der Benzintank fasst rund 170 Liter, also rund 630 Kilometer Reichweite. Wir tankten aber meistens auch unterwegs, wenn der Tank gegen halb voll war. Sicher ist sicher.

Der Wassertank ist vermutlich auch so um die 140 Liter, wir haben alle paar Tage mal eingefüllt, benutzen aber auch Trinkwasser in Flaschen. Das Grauwasser wurde einmal relativ voll und dann roch es ein wenig nach einem Curry, das wir zubereitet hatten und wohl ein Teil davon beim Abwasch in den Tank kam. Die Tanks kann man in den privaten Campgrounds jeweils entleeren, teilweise verfügen auch Tankstellen über einen «Sani-Dump». 

Wir waren vor der Reise etwas skeptisch, ob wir genügend Ablagefächer für Kleider und Esswaren hätten, es reicht aber problemlos. Unter den Sitzbänken und über der Küche kann genügend Essen versorgt werden. Grössere Vorräte an Getränken oder gut verpackten Waren passen gut in den grossen Stauraum im Heck. Es hat auch noch einige weitere, unbenutzte Fächer, welche von Aussen zugänglich sind.

Die Türe hat im inneren Teil noch ein Mückengitter, so dass man trotzdem etwas frische Luft hereinlassen kann, ohne von den Mistviechern gefressen zu werden.

Seitliche Ansicht mit Türe zum Wohnraum

Vom Eingang her sieht man hier den Esstisch, der Nachts als Schlafgelegenheit dient. Der Slide-Out lässt sicher einen halben Meter zusätzlichen Wohnraum gewinnen. Bisher hatten wir nie Schwierigkeiten damit. Die Handbremse muss angezogen sein und der Zündschlüssel muss auf den letzten Punkt vor der Zündung stehen, um das Ding elektrisch ein- oder ausfahren zu können. Nicht in Sicht ist der über dem Eingang aufgehängte TV, den wir erst einmal versuchsweise einschalteten. Er braucht Antenne. Daneben ist ein DVD-/CD-Player eingebaut, aber ich habe nirgends gefunden, wie man den bedienen müsste oder ob der eine Verbindung zum TV hat. mE nicht.

Wohnbereich mit ausgefahrenem Slide-Out

Hinter den Fahrer- bzw. Beifahrersitzen hat es ein Fauteuil, welches von der dritten Person während der Fahrt benutzt wird. Hier kann man sich auch anschnallen. Der Sitz ist recht gut dreh-/verstellbar, aber nicht so, dass man zur Fahrrichtung sitzt.

In der Koje hat sich Rosette eingerichtet, falls sie mal früher schlafen geht, kann sie die Vorhänge ziehen.

Blick von der Küche nach vorne zur Koje über dem Fahrerbereich

Im Heck befindet sich das Bett, wo ich mich üblicherweise zur Ruhe lege. Manchmal legt sich auch Adi tagsüber hier kurz auf's Ohr. Hier sieht man die beiden Kleiderschränke und zwei Ablagefächer über dem Bett. Zudem kann man auf den seitlichen Ablagen noch Kleider hinlegen. Neben meinem Schlafsack liegt hier tagsüber noch die Bettware des mittleren Bereichs. In Fahrrichtung hat es noch Kleiderhaken, um zB Regenjacken etc aufzuhängen.

Der Schlafraum im Heck des Fahrzeugs

Die Küche ist einigermassen praktisch. Wir haben einen sehr grossen Kühlschrank mit einem ebenfalls recht grossen Eisfach. Der Herd hat drei Gaskochstellen. Leider hat das Wohnmobil keinen Backofen, sondern an dessen Stelle einen Mikrowellenherd mit Grill. Die Kiste benötigt aber einen 30 Ampére-Stromanschluss bzw. man muss den Generator laufen lassen. Über dem Herd bzw. der Spüle hat es Platz für das Geschirr, sowie Vorräte. Unter der Spüle sind die Pfannen und Geschirrschublade.
Die Ausrüstung ist soweit zweckmässig, aber eher mager. So hatte es nur gerade vier Garnituren Besteck, Geschirr und Tassen/Becher. Wir haben ein Sechserpack von Trinkgläsern dazu gekauft, welche sich auch für Bier und Wein eignen, sowie sehr robust und standfest sind. Ebenso sind die Küchentücher billig und schlecht saugfähig. Schwämme oder Putzlappen oder auch Schöpfkellen sind ebenfalls nicht vorhanden oder unpraktisch. Nicht einmal einen Kartoffelstampfer hatte es.
Die Kaffeemaschine haben wir nach ein paar Versuchen in die Dusche gestellt. Die «French Press» ist einfacher und macht den besseren Kaffee. Für Spezialbedürfnisse habe ich ja vom Kollege Philipp eine kleine Bialetti geschenkt bekommen. 🥰

Küchenbereich des Wohmobils

Der WC-Raum ist logischerweise sehr klein. Eine Person kann sich darin grad noch einigermassen gut um sich selbst drehen.

Den WC-Tank entleeren wir im Schnitt wohl einmal in der Woche. Er ist eher selten benutzt, da wir bei Tageslicht normalerweise die Anlagen in den Campgrounds benutzen.
Die Dusche benützen wir eher als Ablagefach für Reinigungsmaterial. Allenfalls dient sie den Mitreisenden auch zum Haarewaschen.

Wir haben leider nur eine Garnitur Bade-, Handtücher und Waschlappen erhalten. So waschen wir halt auch die, wenn wir unsere Kleider waschen. Das Kästchen hat gut Platz für unsere Necessaire bzw. deren Inhalt.

Wasser wird elektrisch oder mit Gas erwärmt. Der Boiler liefert recht schnell warmes oder gar heisses Wasser, so dass man sich waschen kann, ohne dass die Zähne klappern. Die Toilette hat ein Pedal, welches den Abfluss öffnet und mit Wasser spült. Bei Druckwasseranschluss braucht man auch nicht die Wasserpumpe einzuschalten, welche sonst beim Öffnen des Hahnes «motoret».

Dusche/WC im Motorhome

Hier noch ein Blick in unseren grossen Stauraum unter dem Heck. Hier haben wir unsere leeren Koffer deponiert, sowie etwas Feuerholz und die Getränke, sowie weitere Materialien, welche ein wenig Staub vertragen.

Stauraum im Heck, voll mit Holz, Wasser und weiteren Vorräten

Das Motorhome hat mehrere Steckdosen, falls es von aussen bzw. mit dem Generator mit 15 oder 30 Ampére versorgt wird. Zudem hat es mehrere USB-C oder -A Anschlüsse, an welchen Handys geladen werden können. Im hinteren Bereich hat es zudem noch einen Zigarettenanzünder-Stecker, über welchen man Strom gewinnen kann. 

Ich habe meinen Inverter zum Laden des MacBooks aber jeweils nur während der Fahrt und vorne im Fahrerbereich in Betrieb genommen. Der 70W USB-C Adapter für den Zigarettenanzünder, den ich extra gekauft habe, lässt das Macbook nur betreiben, aber nicht laden. 🤷🏼‍♂️

Eine praktische Option für den Einsatz im hohen Norden wäre wohl die Miete eines Starlink-Empfängers. Man ist teilweise länger ohne Netzwerk unterwegs. Wir haben etliche Camper gesehen, welche eine entsprechende Schüssel aufgestellt hatten.

So, jetzt wisst Ihr auch, wie wir uns so eingerichtet haben.

Bis demnächst, mal gucken wann ich wieder schreibe.

🇨🇦🍁

Karte der beschriebenen Route

Link auf Google Maps.

Kartenausschnitt aus Google Maps

Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.