#CANEast25 - Ab ins Schloss - ein bisschen Luxus darf sein

4. November 2025 - Lesezeit: 9 Minuten

Auf der weiteren Fahrt hielt ich öfters an, um kurz ein Entspannungsnickerchen zu machen. Hier in Saint-Roch-des-Aulnaies am Aussichtspunkt «Le Quai Fantôme» knusperte ich noch ein paar Chips und ass das Sandwich, welches ich mir am Morgen aus den Resten des Vorabends gemacht hatte. Es war kühl und windig, so dass ich schnell wieder den Motor startete und die Heizung laufen liess.

Die zwei Kirchtürme der Kirche von Saint-Roch-des-Aulnaies.

Mein GPS versuchte mich konsequent jeweils wieder auf die Autobahn 20 zu lotsen, aber ich fuhr immer schön grad aus dem Meer entlang.

Und so landete ich dann plötzlich mitten in Lévis, der Stadt gegenüber Québec am Sankt-Lorenz-Strom. Das Navi wies mich durch die Baustellen und ich dachte, jetzt müsse wohl ein Tunnel kommen oder wie? Aber da war eine kleine Fährstation. Aha, dann halt. Über die Autobahn hätte mich das Navi wohl über eine der grossen Brücken weiter oben gelotst.

Québec

Also bezahlte ich die 10 Dollar Gebühr am Kassenhäuschen und wartete dann rund 10 Minuten bis die Fähre heranfuhr. Es sind jeweils zwei Fähren, welche von je einer Seite her unterwegs sind. Tagsüber fahren sie halbstündlich. Die Beladung ist etwas speziell. Man fährt über eine wirklich schmale Brücke von der rechten Seite in den vorderen Teil der Fähre und fährt dann rund um den Mittelteil herum. Also ungefähr einen (doppelspurigen) Kreis. So steht man dann wieder richtig, um auf der linken Seite der Fähre wieder auszufahren.

Blick vom parkierten Auto über die linke Ausfahrt hinüber nach Québec. Da steht noch ein grösseres Kreuzfahrtschiff

Die Ein- und Ausfahrt klappte gut, ausser, dass ich gegen Ende langsam kalt bekam im Wagen. Hätte wohl die Jacke anbehalten sollen. Dann versuchte ich mit dem Garmin den Weg durch die Stadt zum Hotel zu finden. Ich wusste ungefähr, wo es durchgehen sollte. Aber der viele Verkehr mit Fussgängern, Velos und Einbahn-Strassen forderte sehr viel Aufmerksamkeit. Die Abbiegeaufforderungen kann spät und die Strassennamen waren echt nicht sicht- oder lesbar.

Ich machte ein paar Umwege und war dann in der Nähe, aber da hatte es wiederum Baustellen und Einbahnstrassen. Entnervt hielt ich am Strassenrand und holte Google Maps zur Hilfe. Das wies mich dann nochmals einen Bogen zu machen und dann fuhr ich nach rechts in eine schmale Einfahrt durch die alten Mauern, welche mit «Pour les Clients» signalisiert war. 

Puuh, ich stellte den Wagen hin und war aber nicht sicher, ob das wirklich das Valet Parking war. Es herrschte ziemlich Abreiseverkehr. Aber nach 10 Minuten, als ich mein Gepäck bereits ausgeladen hatte, kam ein Bediensteter des Hotels und nahm mir den Schlüssel ab. Ich ging ins Hotel rein und konnte recht schnell an der Reception aufrücken. 

Fairmont Le Château Frontenac

Ja, ich habe es mir aufgrund eines Tipps von Thomas mal angeschaut. War dann erst nicht ganz sicher, zu teuer? Zu feudal? Zu schwer zu erreichen? Ja, an letzterem ist was dran. 😅

Ich hatte aber Samstag die Angebote und Preise noch einmal gecheckt und dann gedacht, was soll's. Die paar Tage kann ich mir ja etwas gönnen. Das Fairmont Le Château Frontenac ist an einer einmaligen Lage und ich buchte nicht gerade das günstigste, aber auch keines der Top Luxus-Zimmer

Es war jedoch immer noch vor 16 Uhr, der offiziellen Startzeit für das Einchecken. Léa bediente mich trotzdem und murmelte dann etwas, dass mein gewähltes Zimmer noch etwas länger brauche, aber sie habe ein etwas Grösseres für 50 Dollar pro Tag mehr. Egal, gebucht. Ich bekam dann die Schlüsselkarten, aber noch keine Zimmernummer. Das Gepäck deponierte ich beim Pagenservice ab.

Hölzerne Schlüsselkarte des Fairmont Le Château Frontenac

Ich lümmelte rund eine Dreiviertelstunde in den bequemen Sesseln im Lobbybereich herum und schaute all den Leuten zu. Dann kam endlich die lang erwartete SMS vom Frontdesk mit der Zimmernummer 3151.

Ich machte mich auf den Weg und fand dann heraus, dass es nicht Stock 31 (so hoch ist das Hotel gar nicht), sondern 3 war. Dann suchte ich rund 10 Minuten das Zimmer. Die Wegmarkierung war eigentlich klar und lesbar. Zimmer 3121 - 3179 nach links, Zimmer 3201 - 3221 nach rechts. Aber nach links kamen alle möglichen Nummern, ausser der 3151. Ich wollte schon verzweifeln, als ich bemerkte, dass es gleich neben der Tafel mit den Zimmernummern auch einen Eingang gerade nach hinten gab. Er führte in den Vorraum hinter dem sich die Zimmer 3150 und 3151 befinden.

Montag im Schloss

Ich schlief lange aus und ging dann zum Frühstück im hoteleigenen Restaurant, weil halt praktisch. Dort hat man die Auswahl von à la Carte, Europäisches Buffet oder das volle Buffet. Ich wählte letzteres. Der Kaffee ist zwar Filterkaffee aber trinkbar und hier kriegt man sogar Grapefruit-Saft, ah, excusez-moi, jus de pamplemousse. Die Küche macht auf Wunsch auch Omeletten und andere Eierspeisen frisch. Kommt zwar optisch nicht ganz an meine Erfahrung in den Luxus-Hotels in Hongkong oder Singapore heran, war aber trotzdem lecker.

Ich bezahlte am Tisch mit der Revolut, da ich damit weniger Gebühren habe, als bei meinen anderen Kreditkarten. Spannend, hier in Québec bekommt man immer eine Quittung mit einem 2D-Barcode. Der führt auf eine Webseite der Steuerbehörde, wo man den Totalbetrag und die Steuerbeträge noch einmal anschauen kann. Natürlich ohne Details, hier geht es nur darum, dass auch korrekt abgerechnet wird.

Eine lange Kassenquittung, in der Mitte ein grosser 2D-Barcode

So ziemlich übersättigt musste ich dann doch noch ein paar Schritte draussen machen. Es war kühl und windig, aber noch/wieder trocken.

Die Bobbahn auf der Promenade des Château Frontenac. Sie ist noch abgesperrt, da es noch kein Eis-/Schnee hat.

Von der hölzernen Promenade sieht man das verwinkelte Hotel sehr gut. Mein Zimmer ist da rechts aussen im «dicken» Turm oben im roten Bereich unter der Brüstung wo das Mauerwerk hellgrau wird.. 😉

Weitwinkelaufnahme des Hotels mit den vielen Türmchen und Zimmern.

Ich ging dann die Promenade entlang über die etlichen Treppenstufen hoch zu der Zitadelle, wo es im Park daneben ein paar Skulpturen hat. Sie symbolisieren dass eben nicht die Franzosen hier die «ersten Menschen», sondern vor ihnen (die in Kanada «First Nation» genannten) Ureinwohner waren. Die Skulpturen sind ein Geschenk der Haida-Nation von British-Columbia. Die «3 Watchmen» (mein Foto ist vom Winkel her nicht gut) sind eine Skulptur von «7IDANsuu» (soll mal einer versuchen auszusprechen, der nicht nativ Haida kann). Sein Standardname ist Jim (James) Hart und er ist ein Häuptling der Haida-Nation.

Skulptur der «3 Watchmen» von Jim (James) Hart in nun grünem Kupfer

Ich ging weiter über die Abraham-Ebene, wie der Platz hier heisst, auf welcher seinerzeit die Briten die Franzosen in einem wichtigen, allerdings nur 15 Minuten dauernden Gefecht besiegten, was schlussendlich zum Verlust des Lands für Frankreich führte.

Ich nahm dann die rechte Spur, die anderen sind aber wohl nicht mehr weit.

Verkehrsschild am Fussgängerweg, zeigt Skater, klassische Langläufer und Fussgänger in drei grünen Kreisen

Erst wollte ich ins Museum, aber mein linkes Bein schmerzte etwas, was mich bewog, mich langsam zurück zum Hotel zu bewegen. Unterwegs kam ich noch am Parlamentsgebäude vorbei, versuchte ein Eichhörnchen zu fotografieren (war zu schnell und zu dunkel) und konnte mir hier ausdenken, wie es zwei / drei Wochen vorher farbig gewesen war.

Bäume im goldenen Herbstlaub im Parc de l'Esplanade

Im Hotel lud ich mein Handy und mich ein wenig auf und schrieb noch Postkarten fertig. Danach montierte ich die robusteren Schuhe und holte den Hotel-Regenschirm aus dem Schrank, denn inzwischen regnete es wieder. Da Regenjacke über der normalen Jacke schützte zusätzlich, wobei es nun weniger kühl als Morgen war.

Ich ging erst zur Post und danach schaute ich mir noch ein paar Souvenir-Läden und Restaurants/Bars an. Ich schaute mich kurz in der «La Boutique de Noël de Québec» um. Schrecklich, was da an Kitsch angeboten wird. Blinkendes, leuchtendes, mit Schneekugeln und als Radio mit Leuchtketten.

Figurinen mit Weihnachtskrippen-Bezug im Schaufenster

Stamm vermutlich alles China, was ich dann etwas pervers finde. Aber hey, nur weil freie Kirchen in China verfolgt werden, sollte das den Kapitalismus ja nicht davor scheuen lassen, so billig Ramsch dort fertigen zu lassen.

Ich landete nach ein paar Umwegen im Dorsay Pub und gönnte mir ein weiteres, sehr feines, lokales Bier aus einer Microbrewery. Die machen das gut hier in Québec! 

Nachtessen gab es später im Hotel.

Dienstag in und um das Frontenac

Ich hatte am Abend vorher noch ein Bild vom Eingang geschossen. Hier die Bezeichnung der Räume. 😇

Zugang zu den Suiten, oben steht «Elizabeth II»

Nach dem Frühstück ging ich zurück auf's Zimmer und die Hausangestellte hatte mein Zimmer schon gemacht, so dass ich ein Bild bei Licht davon teilen kann. Es ist das zweite, kleinere Schlafzimmer der Suiten. Ich bemerke grad, dass ich den TV noch gar nicht ausprobiert habe. Wozu auch… 😂

Das Cheminée ist leider nur Dekoration, immerhin in der Ecke darin hat es zwei Steckdosen, man könnte also ein «elektrisches Feuer» darin installieren. 😏

Bild des Hotelzimmers mit grossem King Size Bett, Ottomane und dekorativem Cheminée

Ich hatte ein wenig einen «rumpelsurigen» Magen und blieb bis gegen Mittag auf dem Zimmer und schrieb am Blog oder las etwas. Danach ging ich endlich raus, in den kalten Tag.

Aber dazu musste ich erst den Hotelgang entlang, wo seit dem 3. November die Weihnachtsdekorationen aufgestellt wurden. Immerhin ohne Musik.

Hotelgang, an beiden Seiten hat es mehrere Weihnachtsbäume, satt dekoriert.

Draussen waren viele Leute unterwegs. Die Holzpromenade, welche beim Frühstück noch nass gewesen war, war wieder getrocknet. Alle Leute trugen Mützen oder auch Handschuhe.

Das Hotel Le Chateau Frontenac noch einmal unter blauem Himmel

Ich ging dann ein wenig Souvenirs shoppen. Auf Wunsch meiner Schwester noch einmal in den kitschigen Weihnachtsladen, um dort verschiedene Beutel mit Trinkschokolade zu kaufen, da mein Schwager die mag. Ich habe aber ein Goodie für eine Kollegin eingebaut und eine Abschreckung für die zwei Mitreisenden auf dem Kanada-Trip 2023. 😇😂

6 verschiedene Beutel Trinkschokolade mit verschiedenen Geschmackssorten.

Auf dem Rückweg landete ich noch in einem Kaffee, wo es anständigen (naja, Nespresso) Espresso und unanständigen Apple Pie à la mode (d.h. mit einer Kugel Vanille-Eis) gab. So gestärkt machte ich mich wieder «wanderfertig» (zwei Jacken, Schal, Regenschirm) und deponierte die Ware im Hotel.

Nachdem mein iPhone etwas Strom getankt hatte, ging ich noch einmal – ohne Regenschirm – nach draussen, da es eindeutig noch zu früh für Nachtessen gewesen wäre.

Es begann einzudunkeln und gleichzeitig rissen die Wolken auf, so dass der einen Tag vor voll stehende Mond auf die Landschaft leuchtete. Ich bringe aber auf meinem iPhone (trotz aller möglichen Tricks, die im Internet zu finden sind) keine guten Fotos damit hin.

Das Foto wurde um 16:43 Uhr geschossen.

Blick über einen Teil des Hotels mit der darunterliegenden Holzpromenade, den Sankt-Lorenz-Strom und einen Flaggenmast mit der kanadischen Fahne.

20 Minuten war es schon deutlich dunkler, wie der Blick auf das unter dem Hotel liegende Quartier «Petit Champlain» zeigt. Oder natürlich auch die Bremslichter der sich stauenden Autos. 😜

Das Quartier «Petit Champlain» am Ufer des Sankt-Lorenz-Stromes mit hellen Lichtern vor dem dunkelblauen Strom, auf welchem der Mond eine leuchtende Spur gezogen hat.

Und um 17:13, als ich beschloss, da vorne um den Turm mit meinem Zimmer  (ja, habe extra das Licht brennen lassen) herum zum Eingang zu gehen und nach einem Nachtessen noch eine letzte Nacht im «Fairmont Le Château Frontenac» zu verbringen.

Nachtbild, leuchtende Fenster. Ein Ausschnitt des Hotels, zeigt den «dicken» Turm zum Sankt-Lorenz-Strom hin, in welchem unter anderem mein Zimmer liegt.

Der Turndown-Service war leider – wie gestern – nicht parat. Bzw. gestern hatte ich die Türe abgeschlossen (mit dem Riegel), was ev. signalisiert, man wolle nicht gestört werden. Heute kam er erst um 19:30 Uhr, da hatte ich schon das «Do not Disturb Schild» draussen. Eh egal, das ist zwar etwas, das in Luxus-Hotels üblich ist. Aber frische Badetücher oder die Papierkörbe noch einmal leeren, brauche ich normalerweise nicht. Und das Bett aufschlagen, schaffe ich auch noch ohne Hilfe. 😂

So, jetzt dann in die Heia, am Mittwoch ist wieder grau in grau angesagt mit teilweise Regen. Und vor allem fahre ich nun nach Ottawa in einem Schnurz, das sind doch mehr als 400 Kilometer. Für einen «Selten-Auto-Fahrer» wie mich, etwas stressig. Also früh starten, damit ich nicht in der Dunkelheit in die Grossstadt einfahren muss.

Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.