#CANEast25 - Erst Kilometer fressen - dann ruhen

25. Oktober 2025 - Lesezeit: 5 Minuten

Wir fahrn, fahrn, fahrn auf der Autobahn

Das Garmin zeigt mir an, das sich um 9:43 Uhr losgefahren bin. Dann sei es so, auf jeden Fall nahm ich nicht den  (schnelleren Vorschlag), via Québec zu fahren, sondern wollte grad hoch nordwärts auf die Autobahn 155 zum Lac Saint-Jean.

Die Fahrt führt erst über eine doppelspurige Autobahn mit richtungsgetrennten Spuren, später über eine normale Strasse durch Wälder, entlang von Seen und Flüssen. Man spürt die Höhenunterschiede nicht stark, aber das Garmin bzw. die Karte im Base Camp zeigte mir danach rund 1200 Höhenmeter hoch und 1100 wieder runter an.

Die Fahrt zog sich noch rech dahin, die Québecois rasen ziemlich. Ich ging immer mal wieder mal etwas raus, um ein wenig zu entspannen und die Kolonne vorbeiziehen zu lassen. Wobei es alle rund 15 Kilometer eine kurze Überholspur gab.

In Lac-Bouchette gab es ein paar Minuten Wartezeit an einem Bahnübergang. Ein Fahrzeug von CN machte irgendwelche Reparaturen beim Übergang. Irgendwie hätte mich der gute Mann wohl auch nebendurch passieren lassen können, aber ich hatte es ja nicht pressant.

Bahnübergang, ein Strassenfahrzeug der Canadian National steht auf den Gleisen. Eine Person regelt den Verkehr und steht mit dem Stop-Täfelchen da

Kurze Zeit später, in La Bostonnais fuhr ich zu einem kleinen Park bei einer restaurierten Brücke. Er hiess Parc Ducharme und es hatte Abfallbehälter und eine Toilette, welche sogar offen war. Weit und breit kein Mensch. Es war kalt und windig.

Ein gekiester Platz. Dahinter Holz-Container mit Toiletten. Man sieht einen Teil des Spielplatzes dahinter.

Die Fahr zog sich dann schon etwas dahin. Das Wetter war sehr abwechselnd, mal mit etwas Sonne, mal mit ein paar Regenschauern. Die Temperaturen waren teilweise bei 5°C, so dass ich auch keine Lust auf einen längeren Halt hatte.

Dann kam ich über einen Hügel und konnte einen kurzen Blick über den Lac Saint-Jean werfen. Er ist riesig (1003 Quadratkilometer), aber eher seicht. An der tiefsten Stelle ist er 63m tief. Die Seeoberfläche selber liegt aber nur auf 98 Meter über Meer. 

In Métabetchouan-Lac-à-la-Croix – warum auch immer die hier so lange Namen haben, in den meisten davon kommt noch ein Heiliger dazu – fuhr ich ab und besuchte den lokalen IGA, um ein wenig Wasser und sonstiges Zeugs1) zu kaufen.

1) sonstiges Zeugs = lokale Biere und Süssigkeiten

Ein Apfel-Krapfen in einem Karton mit durchsichtigem Fenster

Saguenay, eigentlich Chicoutimi

Ich kam kurz nach 16 Uhr in die recht grosse Stadt und wurde von einem veritablen Stau begrüsst. Irgendwann gegen halb Fünf war ich dann beim Hotel, welches sich als ziemlicher Bunker zeigte. Ich hatte bei der Buchung eher an etwas kleineres, Moderneres gedacht. Aber es sind mehrere Gebäude, als «Tower» bezeichnet, mit verbindenden Teilen. Alles etwas «ältlich». Das Zimmer ist riesig und wirkt sehr kühl. Ich kämpfte ein wenig mit der Klimaanlage, bis ich sie überzeugen konnte, zu heizen.

Später machte ich mich zu Fuss auf, um zu einem Sushi-Restaurant rund einen Kilometer entfernt zu besuchen. Schwerer Ausnahmefehler. An den Kreuzungen wartet man ewig und ein sehr kalter Wind pfiff um meine Ohren. Ja, ich hatte natürlich meine warme Mütze in der Jackentasche.

Ich war erst pessimistisch, aber man konnte mir noch einen Vierertisch offerieren, den nicht gerne annahm. Das Aki ist eine Kette, die japanische und thailändische Küche anbietet. Weit und breit kein japanisch aussehender Mensch, also hatte ich eher tiefere Erwartungen.

Allerdings war dann das Tempura-Gemüse als Vorspeise sehr lecker/knusprig und der Hauptgang war schön angerichtet, auch wenn die Nigiri eher klein waren. Ich versuchte verzweifelt, das mit Gabel und Messer zu essen. Als die Bedienung dann in die Nähe kam, fragte ich nach Chop Sticks, welche mir alsbald gereicht wurden. Damit ging es besser. Alkohol in Form von Bier gab es leider keins, bzw. nur alkoholfreies. An den Nachbartischen wurde aber fast überall Wein getrunken. Ev. Bring Your Own, das man hier sogar häufig aussen an den Restaurants angeschrieben sieht.

Eine längliche Schalte mit vier Nigiri-Sushi und einer aufgeschnittenen Rolle Maki Sushi.

Nach dem Essen ging es zügig (ja der Wind!) wieder heimwärts, die Mütze tief über die Stirn gezogen und den Schal um den Hals gewickelt. Im Hotelzimmer musste dann der Apple-Fritter dran glauben (sorry, Andy). Er war extra fluffy und süss.

Samstag

Nach dem Wachwerden versuchte ich mich an der Keurig-Kaffeemaschine, das im ersten Anlauf ziemlich schief ging. Klar steht da auf den Kaffee-Patronen «Peel here», aber wozu auch immer, man darf das nicht. Also gab es eine Sauerei, gefolgt von einem Fluchen und Putzen.

Ich hatte keine Pläne, nichts recherchiert und es konnte mich auch nichts speziell überzeugen, also hing ich herum und ging dann spät ein paar Schritte zum Canadian Tire. Drüben an der Westküste hatte uns ja die Auswahl an Äxten etc. sehr fasziniert. Ev. hatten die Angestellten die schon weggeräumt, weil weniger Saison. Dafür gab es eine ganze Reihe Hockey-Sticks und wenn man die Auswahl und Breite der Schneeschaufeln sieht, weiss Mann, dass die Winter hier harsch sein können.

Gestell mit verschiedenen, grossen, breiten Schneeschaufeln

Dann querte ich noch die Strasse zum IGA hinüber. Dort füllte meinen Wasservorrat auf, kaufte eine Tüte Chips, einen kleinen Salat, einen Apfel (man soll ja gesund leben) und ein kleines Baguette. 

Zurück im Zimmer genoss ich ein kleines Mittagessen mit einer Trouvaille vom gestrigen Biereinkauf.

Danach las ich mich durch ein paar Hotelbewertungen und buchte dann eine weitere Etappe. Das Wetter lockte mich nicht wirklich nach draussen und der Chlorgeruch mochte mich auch nicht ins Schwimmbad treiben.

Die Wetterprognosen lassen für die nächsten Tage ebenfalls viel zu wünschen übrig. Mal schauen, ob ich Anfang nächste Woche noch irgendwo etwas Sonnenschein finde.

Das Nachtessen nahm ich im Hotelrestaurant ein, obwohl die Bewertungen auf Google eher mittelprächtig sind. Der Service war aber sehr freundlich und einigermassen prompt für die vielen belegten Tische. Die Tagessuppe wärmte auf und das halbe Rack Ribs war grad genug. Dass ich noch ein Glas italienischen Roten dazu buchen konnte, rundete das Mahl ab und mit umgerechnet 36 Franken inkl. Trinkgeld ist das absolut in Ordnung.

Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.