#CANEast25 - Fin du voyage

9. November 2025 - Lesezeit: 7 Minuten

Ich legte mein Gepäck in den Wagen und ging noch einmal zur «Glücklichen Geiss», um einen Espresso zu trinken. Dazu bestellte ich einen Bagel mit Creamcheese. Er war mit Sesam- und Mohnsamen bestreut, aber leider leicht süsslich. Diesmal wurde ich von beiden Bedienungen wieder erkannt. Das sind gute Gastgeber.

Wenn ich nichts Richtiges zum Frühstück kriege in Nordamerika, nehme ich noch gerne so einen Bagel.

Ein Espresso in einer etwas grossen, weissen Tasse auf einem schmalen Holztisch.

Danach checkte ich aus und holte meinen Wagen im 2. Untergeschoss ab. In den Bewertungen stand, dass das Parkhaus für grosse Autos sehr schmal sei. Ich hatte ja nicht gerade den kleinsten Wagen, kam aber problemlos rein und auch wieder raus.

Unterwegs, auf der Autobahn

Ich fuhr zügig aus der Stadt hinaus und war dann auf der Autobahn 417 unterwegs, wo man teilweise sogar 110 km/h fahren durfte. Sonst ist meistens 100 km/h. Ich hielt mich meistens an die Limiten, aber da wird man dann schnell von anderen Autos oder LKWs überholt.

An einer Ausfahrt in Lochinvar fuhr ich zu «Herbs Restaurant» raus und hielt einen kurzen Powernap. Danach ging ich noch im Shop Wasser einkaufen.

Grosser Parkplatz mit einem LKW in der Mitte. Der Himmel ist grau, hat am Horizont aber einen gelben Streifen.

Die Fahrt verlief bis in den Grossraum Montreal soweit gut. Zwei, dreimal bimmelte es und der Thermometer im Display zeigte ein blaues Flöckchen. Das kommt bei rund 2-3° C.

Aber dann ging es los. In und um Montreal hat es viele Baustellen. Auch in der Innenstadt. Zudem merkt man wohl auch, dass die öffentlichen Verkehrsunternehmen streiken. Busse und Metros fahren nur zu Stosszeiten ein wenig. Ich brauchte Geduld und zwischendurch auch ein wenig Nerven, wenn sich riesige Trucks noch in die Lücken im Stau hineinzwängen wollten. Oder wenn man aus einer zweispurigen Ausfahrt kommt und eine ebenso zweispurige Einfahrt daraus wird, wo auch alle stehen.

Aber nach 196 Kilometern und rund dreistündiger Fahrt, konnte ich durch eine Lücke im Gegenverkehr in die Einfahrt meines Hotels, dem «Railwayparc Montreal» einbiegen. Ich war zwar eine halbe Stunde zu früh, aber das Hotel war praktisch leer und die Zimmer waren schon gemacht.

Im Zimmer sah ich dann auch den Grund für den Namen, gleich dahinter führt eine Bahnstrecke. Die Züge sind aber nur als leises Rauschen zu vernehmen und eben, da Streik, fahren nur wenige davon.

Vis-à-vis des Hotels gibt es einen grossen Maxi Supermarkt. Ich ging da rein und hoffte, etwas kleines zu Essen zu finden. Leider sind die ganz grossen Supermärkte, v.a. die Billigmärkte eben auf Masse aus und vielleicht kriegt man irgendwo noch ein 200g Baguette, sonst eher Säcke oder 20er Portionen.

Aber immerhin, ich fand bei den lokalen Bieren noch eines, das mit gefiel und schleppte davon ein Viererpack mit.

Das Nachtessen nahm ich dann im Hotel ein. Danach packte ich meine Koffer um. Der kleine Koffer, der die Schuhe und Jacken beherbergt, ist jetzt auch ein Bierdepot. Es trägt die verschiedenen Trophäen meiner Jagd nach lokalen Québec- und Ontario-Microbrews.

Samstag

Die Vorhänge sind blickdicht, also schlief ich relativ lange. Danach guckte ich raus und sah, dass die Sonne von einem nicht ganz wolkenlosen Himmel blinzelte. 

Auf ein Frühstück verzichtete ich und zog die festeren Schuhe an. Ich wollte zu Fuss ein Stück bis zum nächsten Bahnhof und von dort mit dem Zug in die Innenstadt. Am Weg gab es einen Tim Hortons, aber der hatte kein Rührei mehr. Der Espresso war sehr verbrannt, also ein Reinfall. 😏

Der Weg führt der Bahnstrecke entlang durch mehrheitlich niedrige Mehrfamilienhaus-/Einfamilienhaus-Quartiere. Teilweise neue, andere alt. Viele davon als adrette Backstein-Gebäude geführt.

Quartierstrasse in Montreal West, Bäume im letzten Herbstlaub, Backsteingebäude und parkierte Autos

Das Mural hier hat mir sehr gut fallen, es integriert sich ideal in das Umfeld.

Ein sehr schönes Mural an einer Backsteinwand. Es zeigt einen knorrigen Stamm und eine grüne Baumkrone. Die echten Sträucher verschmelzen darin.

Als ich bei der Haltestelle Vendôme angekommen war, war es wie fast angenommen. Es fuhren erst in mehr als einer Stunde wieder Züge. Also liess ich einen Uber kommen, der mich in die Innenstadt bringen sollte. Als Ziel gab ich den Haupthahn an.

Der Fahrer, Oumorou mit einem weissen Honda Civic kam nach rund 10 Minuten angefahren. Er war wohl gemäss der Karte in der App auch mehrmals im Stau steckengeblieben. Er hatte den Vordersitz des Beifahrers schön nach vorne geschoben, so dass es bequem Platz hatte.

Wir sprachen unterwegs ein wenig über den Winter und den Verkehr. Sein Französisch war sehr weich ausgesprochen und mehrheitlich gut verständlich für mich. Ich erlaubte mir, ihn zu fragen, woher er käme. Er erklärte dann, dass er aus Benin stamme und hier studiere. Auf die Temperaturen angesprochen, meinte er, in Benin sei es kalt, wenn es 18-20° C habe. Aber diesen Sommer habe es in Montreal bis zu 40° gehabt, das sei dann auch ihm zu warm. Die Fahrt kostete rund 16 Dollar, wobei ich ihm noch fünf Dollar Trinkgeld über die App rüberschob.

Im Bahnhof schaute ich mich ein wenig um und trank einen eindeutig besseren Espresso, dazu gab es einen sehr knusprigen, feinen Apfel-Turnover.

Ich ging dann zu Fuss weiter zum Centre Ville, wobei ich erst das Musée de l'Illusion Montréal anpeilte. Es wirkte von aussen aber nicht sehr einladend und war wohl auch eher ein Spass für Familien mit Kindern.

In der Nähe der Stadtverwaltung und des Gerichts sah ich dann noch diese Braut. Ob sie in den kurzen Ärmeln auch eher kalt hatte bei dem bissigen Wind?

Eine Braut in weiss mit einigen Herren, die fotografieren. Alles unter goldenem Herbstlaub in der Stadt.

Hinter dem Rathaus am Place Jacques-Cartier tönte aus dem «John Michaels-Pub» gute Musik und so trat ich ein und bestellte ein nettes IPA an der Bar. Im TV lief ein US-Frauenfussballspiel mit vielen enthusiastischen Zuschauern, welches aber schon in der 110 Minute war. Da das Bier doch eine gewisse Grösse hatte und ich noch nichts richtiges im Bauch, bestellte ich die kleinste Portion Poulet-Flügel. Aber nicht die «spicy», sondern die «regular». Es waren acht Stück, nicht gerade die magersten/kleinsten. Und die Barbecue-Sauce war dick, süss und ziemlich pikant. Ich habe die Hände inzwischen schon mindestens fünfmal gewaschen, aber der linke Daumen riecht immer noch danach. 😅

Mein Handy zeigte dann noch 25% Batterie an und ich schloss es deshalb an die Batterie an, die ich wohlweislich mitgenommen hatte. Aber nach ein paar Minuten merkte ich beim Kontrollblick, dass es nicht lud. Batterie? Leer? Wie das, ich hatte gedacht, ich hätte sie noch geladen nach dem letzten Gebrauch. 

Da das Pub aber auch sonst ziemlich apfelmässig ausgerüstet war, erlaubte ich mir die Frage, ob man es mir ev. etwas aufladen könne. Mais bien-sûr, Monsieur!

Place Jacques-Cartier im Stadtzentrum mit flanierenden Leuten.

Ich spazierte danach durch die schmalen Gassen mit den vielen Restaurants und Souvenirläden. So gab es noch die Gelegenheit, etwas Geld loszuwerden.

Zurück bei der Via-Station am Hauptbahnhof war mir wirklich langsam kalt vom Wind und ich bestieg ein Taxi, das mich zurückbringen sollte. Die Fahrt mit Zug und den Rest zu Fuss bis zum Hotel wollte ich mir ersparen.

Das Taxi quälte sich durch dichten Verkehr in der Innenstadt und am Stadion vorbei, wo später die Montreal Canadiens gegen die Utah Mammoth spielen würden. Das Stadion fasst über 20'000 Zuschauer, ihr könnt Euch also vorstellen, dass da etwas los war.

Die Taxi-Uhr lief am Anfang recht «teuer» (Zeittarif?), aber die Fahrt war am Schluss im Verhältnis vergleichbar zur Fahrt mit Uber.

Nachdem ich und das Handy wieder aufgeladen/aufgewärmt waren, überlegte ich mir, ob ich auswärts gehen solle. Die Restaurants gleich um die Ecke sind aber alle etwas speziell. 

Also landete ich im Hotel, wo es eine kleine Speisekarte gibt. Heute gönnte ich mir die Steak-Schnipsel mit Chimichurri. Dass da noch etwas Kartoffelstock dabei war, wusste ich nicht. Das Chimichurri war schmackhaft, aber kein bisschen scharf, da hätte sich sogar Kollege Stephan darüber beschwert. 😂

Aber sonst schmeckte es gut und ich plauderte noch ein wenig mit der Bedienung (aus Tunesien).

Nachtessen im Hotel. Langer, rechteckiger Teller mit Fleisch und Beilagen.

Ich trank dann an der Bar noch einen Espresso und bezahlte bar, da die Kreditkartenmaschine keine Verbindung herstellen wollte. Zum Schluss ging ich noch schnell ins Zimmer und kehrte mit einer Tafel «Ovomaltine Schokolade Crunch noir» zurück. Sie freute sich sehr über das Geschenk.

Nun tippe ich hier also und höre nebenbei ein wenig MEUTE via YouTube (geht bei den langen Stücken heute ohne Werbung, yay!), aber bald geht's in die Heia.

Und nun?

Morgen fahre ich den Wagen zur Vermietung zurück, damit ich ihn los bin. Und wie ist die Wetterprognose? Genau, gegen Mittag soll es zu S.C.H.N.E.I.E.N beginnen. Nur etwa 13-16cm bis in die Nacht hinein!

Aber ich hoffe, ich komme noch ohne Schnee zur Vermietung und fahre danach mit Shuttle und Shuttle in ein Hotel am Flughafen, in welchem ich dann bis zum Rückflug noch ein wenig faulenze.

Ob ich dann noch einmal etwas blogge? Eher unwahrscheinlich, vermutlich erst zu Hause ein Wrap-Up. Bis denne…

Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.