#CANEast25 - It NOT never rains in Eastern Quebec

2. November 2025 - Lesezeit: 6 Minuten

Die heutige Etappe sollte mich nach Le Bic 20 Kilometer nach Rimouski wieder ans Südufer des Sankt-Lorenz-Stroms führen. Also eine längere Autofahrt (267 Kilometer) mit etwas Höhendifferenzen (rund 1500m hoch und runter) werden.

Ich montierte mein GPS, das ich jeweils ins Zimmer mitnehme, um die Strecke mit dem Laptop auszulesen. Ich habe es im Dezember 2014 online gekauft und mir auf die damalige Reise mit Kollege Stephan ins Hotel in New Orleans senden lassen. Es kriegt immer noch Kartenupdates, auch wenn der interne Speicher zu klein geworden ist und ich deshalb eine miniSD-Karte einlegen musste. Ich liebe es, da es eine viel bessere Führung als Google hat, theoretisch sollte es auch Verkehrs-Updates via Funk kriegen.

Das Garmin nüvi an der Halterung an der Frontscheibe. Es zeigt die zu fahrende Route.

Unterwegs nach Le Bic

Es regnete erst leicht, später stärker und dann wieder leichter, aber es regnete. Viel mehr muss man nicht erzählen. Die Strecke ist relativ gut zu fahren und ich nahm mir zwischendurch eine Pause, um noch den letzten Käse von Saint-Anne mit etwas Brot zu verdrücken.

Der Wagen zeigt zwar jeweils eine ungefähre Reichweite mit dem aktuellen Tankzustand an, aber die Steigungen waren nicht drin und die Nadel bewegte sich unter die Hälfte. Also fuhr ich in Causapscal an die erste Tankstelle, die ein Dach über den Zapfsäulen hatte. Irgendwie checke ich es immer noch nicht ganz, einmal funktionierte es mit Touch vom iPhone, die anderen Male nicht. Meistens kann man hier aber einfach tanken und dann zur Kasse gehen. Es braucht keine vorherige Autorisierung. Der Liter kostete hier 1.544 CAN $, also rund 92 Rappen.

Bei der Weiterfahrt landete ich in Amqui noch in einem Tim Hortons. Der doppelte Espresso hier schmeckte fast nicht verbrannt und der Apple Fritter war wirklich köstlich. Ich bin Social Media und Andi ja wirklich dankbar, dass er mich auf dieses Gebäck gebracht hat. Ich kannte es lange Zeit nicht und hatte mir nur gerne Apple-Turnover gegönnt. Die sind aber nur wirklich gut, wenn sie knusprig sind. Dazu müssen sie aber sehr frisch sein.

Ein Apfel-Krapfen mit Zuckerguss und daneben ein roter Becher Espresso

Irgendwann fand ich im grauen Grau die richtige, bzw. eine der richtigen Abzweigungen zur heutigen Unterkunft.

Die «Auberge Mange-Grenouille»

Ich hätte mich ja nie hierher verirrt, wenn nicht Kollege Henry, der den Ort kürzlich auf einem Trip besuchte, mir davon so geschwärmt hätte.

Das Foto ist vom Folgetag, als ich ankam, regnete es gerade ziemlich und ich war froh, unter's Dach zu kommen.

Die aus roten Backsteinen bestehende Herberge mit weissen Fensterumrandungen und einem grünen Giebeldach

Man müsste wohl dreissig Bilder machen und viel Text schreiben, um der Herberge gerecht zu werden. Der Eingangsbereich bei der Lobby ist mit einem Klavier ausgestattet, in vielen Displays sind Keramik-Frösche und andere Dinge ausgestellt. Es hat alte Bücher und ganz viele Bilder. Die Decke ist niedrig beim Eingang, also Kopf einziehen. 

Ich hatte ein Einzelzimmer mit Bad reserviert und wurde persönlich auf das Zimmer begleitet.

Blick vom Eingang auf das Zimmer mit Holzdielen. Das Bett ist mit einem Baldachin ausgestattet. Reproduktionen an der Wand.

Hinter dem Schlafzimmer ging es eine Treppenstufe hinunter in eine Art Salon, an den der Balkon anschloss. Auf der linken Seite, durch einen Vorhang abgetrennt, das Badezimmer. Also eher nicht so viel Privatsphäre für nicht Alleinreisende.

Badezimmer mit freistehender Badewanne, Toilette und Lavabo. Auch hier eine Reproduktion an der Wand.

Das Sofa war noch relativ bequem, auch wenn das Tischchen etwas tief zum Tippen war. Und Strom hatte es nur im Badezimmer drüben.

Der «Salon» mit altem Sofa und Stühlen, Ständerlampe und einer Reproduktion der «nackten Maja» von de Goya.

Die Aussicht auf die Bucht wäre sicher bei anderem Wetter netter gewesen. Aber immerhin konnte ich den Balkon als Kühlschrank für meine Getränke nutzen. 😇

Die Aussicht auf die baumbestandene Mündung des Rivière du Bic in den Sankt-Lorenz-Strom. Leider unter grauem Himmel.

Ich hatte auf 18:30 Uhr einen Tisch für das Nachtessen reserviert und ging auf die Zeit hinunter. Als ich eintraf, war ich noch Alleine, bis auf zwei Frauen an der Bar.

Essen? Nein schlemmen!

Die Karte ist sehr klein, aber fein. Ich entschied mich mal zu drei Gängen und liess mich zu einem vierten Gang hinreissen. Der Kellner bzw. die Kellnerin zwischendurch, erklärten mir etliche Details, welche ich aufgrund fehlenden Essens-Sprachschatzes nicht alle mitbekam. 

Auf jedenfalls gab es vier Austern (kein «Demi Douzaine») auf einem Steinbett mit einem Zwiebelkonfit. Danach ein wirklich perfektes Hirsch-Filet, das aussen knusprig und innen noch schön rosa war. Es kam mit gebratenen Patisson und Kirschen, welche genau die richtige «Nicht-Süsse» aufwiesen. Die Sauce war köstlich. Danach dreierlei Käse (in etwas zu grossen Portionen). Hier hätte noch ein Chällerhocker anstelle des Weichkäse gepasst. Aber wir wollen ja nicht greedy werden. Zwischen Käse und Dessert schoben wir noch einen Tawny ein. Zu den Austern liess ich mir einen Schaumwein kredenzen, danach gab es Rotwein.

Collage aus vier Bildern mit den entsprechenden Gängen.

Ich bezahlte vor Ort. Mit Trinkgeld rund 120 Franken, was angesichts des Umfelds und der Gerichte absolut angemessen ist und zu Hause wohl kaum gereicht hätte.

Das Restaurant war inzwischen etwas stärker belegt mit fünf Tischen ausser mir. Ich stand vorsichtig auf und streckte meine Knochen. Wie ich auf Bluesky gestand, hielt ich mich gut am Treppengeländer fest, als ich nach oben stieg. 🥴

Guten Morgen

Die Nacht war eigentlich sehr ruhig, die Strasse unter dem Hügel ist nachts nicht stark befahren. Züge hörte ich auch nur am Abend einen. Obwohl das Hotel sehr ringhörig schien, hörte ich erst gegen Morgen etwas Geräusche vom Personal.

Ich hatte auf 8 Uhr das Frühstück gebucht, ev. wäre eine halbe Stunde später auch noch gut gewesen, denn ich war der Erste. Immerhin konnte ich mir einen Platz am Fenster aussuchen. Und der Wunsch war nicht der Vater des Gedankens, wie ich erst dachte. Es hatte tatsächlich zwei, drei leicht blaue Fenster zwischen den Wolken. Im Hintergrund lief auf angenehmer Lautstärke Billie Holiday, was den Saal und die Mahlzeit perfekt ergänzte.

Frühstückraum mit weiss gedeckten Tischen

Das Frühstück war schon optisch ein Schmaus. Die Caramelcrème, dann das kleine Rührei mit etwas Kräutern, eine sehr leckere Erdbeermarmelade mit Zimt. Dann zwei Würfelchen Paté, ein Joghurt mit Früchten und Kakao-Raspeln. Und auch ein Schälchen mit Erdnussbutter, die ich mir aus dem Französischen übersetzen lassen musste (obwohl ich es vermutete und dann sicher auch bemerkt hätte beim Testen). Dazu wurde knusprig getoastetes Sauerteig-Weissbrot gereicht.

Reichhaltiges Frühstück bestehend aus vielen Schälchen auf einem rechteckigen Teller.

Dermassen gesättigt und mit etlichen Lachern vom Austausch mit Freunden via Signal, ging ich mich bereit machen für die Abreise.

Bei der Reception gab es noch ein paar nette Gespräche mit der jungen Frau und ich brachte ich auch noch ein wenig Schweizerdeutsch bei. Sie kann jetzt mit «Dankche» sagen. 😂

Weiterreise

Kaum hatte ich mein Gepäck in den Wagen geladen, begann es wieder zu regnen. Henu, es war nur eine kurze Zwischenetappe bis nach Riviere-du-Loup. Wiederum eine sehr unspektakuläre Fahrt, bis auf einen Raser-Idioten, den ich dann kurze Zeit später am Strassenrand in Begleitung eines Polizei-Autos stehen sah. Freute mich.

Ich war schon um 12:00 Uhr im Comfort-Inn und fragte dann, ob die Zimmer schon verfügbar seien. Ich hatte Glück und konnte etwas herumfaulenzen. Nach drei Stunden ging ich dann Nachtessen einkaufen und machte mir im Zimmer etwas Salat und ein Sandwich. Das reichte nach den letzten Tagen.

Wohin nun?

Die Wetterprognosen sind etwas unbeständig und eher schlecht. Aber da ich Zeit hatte, habe ich mich endlich entschieden und werde die nächsten drei Nächte im Chateau Frontenac in Quebec nächtigen. Danach geht es wohl noch kurz nach Ottawa. Mal schauen.

Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.