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Unterwegs viele Wälder mit Fichten und kanadischen Pappeln, erstere teilweise in rot (Borkenkäfer? Oder waren es eher Lärchen?) und letztere halt bereits kahl. Für die «Fall Foliage» (wie man hier den «Indian Summer» her nennt) bin ich sicher zwei Wochen zu spät. Aber das wusste ich ja schon vor der Abreise.
Gelegentlich liess ich die Mitrasenden auf der Strecke überholen und fuhr deshalb von der Strasse ab.
Das machte ich unter anderem auch in «Sacré-Cœur-sur-le-Fjord-du-Saguenay». Die haben hier alle so besch…eiden lange Namen, meistens noch mit mindestens einem Heiligen. Die Auswanderer hierher waren wohl alle sehr, sehr katholisch.
Aber Halloween geht dann schon, nicht?
Immerhin, grad vor die Kirche stellten sie eher nette Figürchen. Während ich da parkierte, kam übrigens einer mit seinem Truck an, fuhr nach hinten. Stellte sich auf die Bremse und liess die Räder rauchen. Irgend ein Hobby muss man hier wohl haben als junger Mann. 🤦🏼♂️
Kurz nach dem Eingang zum Dörfchen fällt die Strasse sehr steil zum Meer ab, wo die Fähren anlegen. Aber bevor es runtergeht, kann man links abbiegen, wo eine enge, gewundene Strasse ins Dorf hinein führt.
Ich irrte auf der Suche nach dem Hotelparkplatz ein wenig umher. Als ich ihn dann fand, war er enorm gross und ich stellte den Wagen einfach mal irgendwo hin.
Beim Eingang zum doch recht eindrucksvollen Gebäude hätte man das Gepäck auch ausladen können. Henu… ich ging zum Check-In und irgendwie fand ich das Hotel zwar altertümlich und es erinnerte mich mit seinen langen Gängen auch wenig an das «Overlook-Hotel» aus dem Film «The Shining», aber ich buchte nach dem kurzen Blick ins Zimmer noch eine Zusatznacht. Zeit habe ich ja genug.
Ich hatte ein Zimmer mit Meerblick gebucht, das im zweiten Obergeschoss liegt. Der Lift braucht eine Ewigkeit, aber ohne Gepäck nimmt Mann halt die Treppe. Ich habe ja sonst eher zu wenig Bewegung.
Da ich recht früh hier war, nutzte ich die Zeit und ging bei etwas bissigem Wind zum Fährhafen runter und schaute zu, wie die Fahre be- und entladen wurde. Danach nutzte ich eine Abkürzung über ein Hügelchen und viele Holztreppen, um zurück ins Dorf zu kommen.
Dort besuchte ich die lokale Kleinbrauerei, hier «Microbrasserie» genannt. Im sehr vollen Schankraum ergatterte ich mir ein Tischchen und trank dann ein paar der lokalen Biere. Die IPA waren leider alle aus, aber auch so gab es die eine oder andere Entdeckung.
Der Alkohol fuhr langsam ein und so wollte ich einen kleinen Snack, denn seit dem Frühstück hatte ich noch nichts und bis zum Nachtessen waren noch mehr als drei Stunden. Am Nachbartisch ass ein Paar Poutine. Er eine grosse Portion, sie eine kleine. Aber auch die Kleine sah noch nach viel zu viel aus. Also bestellte ich einen «Hot Dog Européen». Aber Mamma Mia, der kam erstens mit Mayo und zweitens würde die Wurst bei uns als Bratwurst durchgehen.
Ich führte noch eine angeregte Unterhaltung mit einem älteren Paar zu meiner Linken, wobei ich doch etliche Schwierigkeiten hatte. Es war einfach sehr voll, laut und der Dialekt war teilweise eher schwer zu verstehen.
Nach drei Bieren (wobei zwei kleine Gläser) liess ich die Rechnung kommen und bezahlte bar (muss den Cash loswerden, den bräuchte es hier fast nirgends) und prüfte erst danach den Betrag. Der Kellner hatte mir ein Bier nicht getippt. Ich machte ihn darauf aufmerksam, aber er meinte nur lächelnd, das sei in Ordnung, sei ja sein Fehler gewesen. Vielleicht hatte ich auch einfach nur genügend «Tip» gegeben. 🤷🏼♂️
Beim späteren Nachtessen hielt ich mich einigermassen zurück, die Portionen sind hier auch eher «französisch» als «Amerikanisch». Heisst schön angerichtet, mit Gemüsedekoration etc., aber nicht gleich für eine Woche an Menge.
Trotzdem, für einen Nachtisch reichte es definitiv nicht mehr.
Die Nacht war enorm ruhig, es hat nur eine kleine Zubringerstrasse vor dem Hotel und da fährt nachts niemand.
So, jetzt müsste ich aber ein wenig raus, es sieht so aus, als ob sich der gelbe Feuerball am Himmel mal wieder zeigt. 🌤️