EoYUSA2022, erster Tag Chicago

27. November 2022 - Lesezeit: 9 Minuten

Ich schlief etwas unruhig, ein neues Bett mit tausend Kissen, eine etwas laute Lüftung/Klimaanlage.

Der Wecker ging so gegen Viertel vor Sieben, denn ich war ja schon vor 22 Uhr ins Bett. Ich hörte mit einem halben Ohr die Nachrichten im SRF 3 und kämpfte etwas gegen die Kopfschmerzen. Ist es Migräne? Soll ich Schmerzmittel nehmen? Oder ist es einfach die Anstrengung der Anreise mit der Zeitverschiebung und dem langen Schlaf? Da ich noch vor hatte, ein Bier zu trinken, nahm ich mal keine Medis.

Als die Sonne durch den Spalt in den Vorhängen meine Füsse kitzelte, beschloss ich, aufzustehen.

Blick aus dem Hotelzimmer auf das gegenüberliegende Hochhaus, in welchem sich die Morgensonne spiegelt

Nun war Frühstück angesagt. Ich fuhr mit dem Lift nach unten, aber im Hotelrestaurant gab es lange Wartezeiten. Ich fuhr nochmals hoch und nahm die Ware und Jacke mit. Dann ging ich zur Selbstbedienung im Café, aber dort wartete man auch gleich lange. Also liess ich mich beim Empfang des Hotelrestaurants eintragen und sollte rund 25 Minuten warten. Ich denke, es dauerte aber höchstens eine Viertelstunde und schon durfte ich an einem bequemen Vierertisch Platz nehmen.

Ein reichhaltiges US-Frühstück mit Rührei und Kartoffeln, dazu Früchte und dahinter Kaffee und Toastbrot mit Konfitüre

Nach dem Frühstück wollte ich die U-Bahn für vier Stationen bis nach Clinton zur Poststelle an der Harrison Street nehmen.

Aber erst sah ich gleich um die Ecke einen T-Mobile Shop und wollte da eine E-SIM holen. Normalerweise kann man das mit einer App selber tun, aber man benötigt dazu eine Kreditkarte aus den USA oder Deutschland (und ein paar weiteren Staaten, aber nicht aus der CH). Zudem hatte es das letzte Mal trotz Hilfe von Kollege Christian nicht geklappt, weil der Aktivierungscode zu schnell in den Hintergrund ging und nie mehr nach vorne kam.

Im Laden drin hatte es zwei eher gelangweilte Menschen. Meine Frage fanden sie interessant und die junge Frau überliess ihrem Kollegen den Vortritt. Und… er scheiterte grandios. Trotzdem ich das Handy auf englisch umstellte, klappte es einfach nicht. Sein QR-Code wurde einfach nicht akzeptiert. Er brauchte 15 Minuten und schlussendlich die Hilfe einer weiteren Kollegin, die dazu stiess, bis ich endlich für 40 Taler eine US-Telefonnummer und 10 GB Daten inkl. Tethering hatte.

Danach nahm ich die U-Bahn, um mal wieder fünf Dollar aufzuwerfen und fuhr nach Clinton, um ein Päckchen für Remo aufzugeben. Von der Haltestelle war es noch ein paar hundert Meter zu Fuss, bis ich das grosse Gebäude sah.

Drinnen hiess es nochmals die Füsse durch die langen Gänge und über die hohen Rolltreppen zu schleppen. Das Gebäude ist ziemlich bombastisch.

Der lange Gang im Gebäude des United States Postal Services in Chicago

Endlich bei den Schaltern angekommen, bemerkte ich, dass man da auch noch Termine für einen US-Pass beantragt und doch etliche Leute warteten. Es hatte wegen Samstag nach Thanksgiving nur wenige Angestellte da. 

Ich suchte mir eine passende Box und Etiketten und packte die Ware ein. Als Absender gab ich meine bekannte Adresse in Pismo Beach ein. Haha, das Inn gehört ja gemäss Walmart mir!

Ich musste dann rund 10 Minuten warten, weil die Kundinnen vor mir offensichtlich ihre aktuelle Produktion auf die Post schleppten und so rund 50 Päckli aufgaben. Danach kam ich dran und… bingo, nach dem Einscannen der Box und der Etiketten (à 0.99$) stürzte die Kasse ab. Die Angestellte probierte ein paar Minuten lang und gab dann auf. Sie wechselte mit mir rüber zur nächsten Kasse und konnte dann die Adresse von Remo eingeben und die anderen Buchungen transferieren. Danach wollte sie die Etiketten drucken und mein böser Einfluss wirkte wieder. Paper Jam, anstelle Etiketten kamen klebende Reste, welche sich nicht abreissen liessen. Die Angestellte benötigte Support ihrer Kollegin um das streikende Mistdings wieder in Betrieb zu nehmen. Ich tröstete sie mit meinem Verständnis und der Erklärung, dass ich schon bei T-Mobile schlechten Einfluss hatte. Das liess sie ein wenig lachen.

Wieder draussen blinzelte ich in die Sonne am blauen Himmel. Es war eigentlich recht angenehm (für hiesige Verhältnisse), aber der obligate Wind («The windy City») blies böig.

Blick vom Postgebäude aus auf die Baustellen rundherum, dahinter der riesige Büroturm der BMO-Bank vor blauem Himmel

Danach spazierte ich ein Stück in die Gegenrichtung zur Chicagoer Union Station.

Die Chicagoer Union Station von einem kleinen Park in der Nähe aus durch die Bäume gesehen

Ich sah mich in Voraussicht auf den morgigen Tag etwas in der Station um. Wo war schon wieder die  Lounge. Und wie kommt man am einfachsten in die Station hinein.

In der grossen Halle bestaunte ich den monströsen Weihnachtsbaum, nicht weil der pompös gross ist. Nein, so etwas habe ich hier schon mehrmals gesehen. Aber die Dekoration mit den Schildern der verschiedenen, meistens schon vergangenen Bahngesellschaften war interessant.

Der grosse, sehr reichhaltig dekorierte Weihnachtsbaum in der grossen Halle der Union Station

Da mir danach die Füsse etwas weh taten (verflixte neue Schuhe, gestern war das doch ganz gut gegangen), fuhr ich dann umgehend mit der U-Bahn zurück zum Hotel.

Ich schrieb an meinem Blog und hatte erst gar keinen Hunger. Aber als ich mich damit auseinandersetzte, knurrte der Magen doch ein wenig. Also machte ich mich auf den Weg zu dem Pub, in welchem ich vor rund 11 Monaten nach der ausgestandenen COVID-19-Erkrankung und -Quarantäne das erste Mal wieder auswärts ass. Das «Elephants & Castle» war deutlich belebter als damals. Aber ich bekam recht schnell ein lokales Bier, das ich dank Thomas Lieferung vor Monaten schon kannte und dazu einen leckeren Burger.

Ein Teller mit einer ordentlichen Portion Pommes und einem grossen Burger. Dahinter ein Glas Bier

So gegen 21 Uhr fielen mir fast die Augen zu vor lauter Müdigkeit und ich beschloss, es mal gut sein zu lassen und am Kissen zu horchen.

Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.