EoYUSA2022, Unterwegs mit dem Empire Builder

29. November 2022 - Lesezeit: 10 Minuten

Tagesbeginn

Die Nacht endete so gegen 6 Uhr, als es langsam etwas heller wurde draussen. Wir fuhren teilweise parallel zu einer gut befahrenen Strasse. Da ich nicht so richtig glaubte, dass die Uhrzeit auf dem Handy stimmte, guckte ich im Internet nach. Nein, alles ok, wir waren immer noch in der selben Zeitzone, wie Chicago.

Mit einem etwas merkwürdigen Traum im Hinterkopf kam ich langsam in die Gänge. Ins Untergeschoss, sich frisch machen. Dann in der doch etwas engen Roomette anziehen.

James war etwas knurrig, als ich ihn zum Betten machen bestellte. Er hätte sonstwas noch zu tun und ob es ok sei, wenn er danach käme. Kein Stress, mir lief ja nichts davon.

Bei Tagesbeginn, bzw. als es langsam heller wurde. Bei Grand Forks, North Dakota, schneebedeckte Wiese, dahinter recken Bäume ihre dürren Äste in den grauen, kalten Winterhimmel.

Der Zug fuhr durch die Landschaft, welche grösstenteils flach und unspektakulär ist.

Blick vom Zug die Strasse in Rugby, North Dakota hinunter. Graue und sandsteinbraune Gebäude, ein paar Fahrzeuge warten vor der geschlossenen Barriere

Später ging ich dann zum Frühstück. Was, keine Bilder? Nun, ich hatte die Gelegenheit, mich zu einem Josh zu setzen. Ein älterer (noch älter als ich) Mann, der auf dem Heimweg vom Besuch seiner Töchter und Enkel in Wisconsin war. Er war Farmer mit Nebenamt Versicherungsvertreter, wobei er letzteres aufgegeben habe. Aber er habe noch ein paar Tiere auf der Farm. Das Farmhaus hätte sein Grossvater gebaut, damals war es so gross, wie jetzt seine Küche. Ich habe mich nicht getraut zu fragen, ob er denn jemand habe, der ihm als Farmer nachfolge.  😬

Es stellte sich dann heraus, dass er noch so rund 200 Mutterkühe habe. Ah, ein kleiner Betrieb! 😜

Wir redeten über alles mögliche, bis ich dann auch aufgegessen hatte und dann liessen wir die Speisewagen-Crew den Dining Car aufräumen. 

Mittag

Wir hatten während der Nacht schon rund 30 Minuten Verspätung eingefahren, bis wir dann kurz vor Minot, North Dakota stehen blieben. Irgend etwas wurde am Zug gemacht, es gab Rangiermanöver von vorne, welche die Wagen etwas zusammenstiessen. Erst nach rund 40 Minuten fuhren wir in den Bahnhof ein.

Das Bahnhofsgebäude in Minot, North Dakota. Der mittlere Teil hat einen Spitzgiebel. Das Gebäude ist aus Backsteinen. Darüber ein blauer Himmel mit Schäfchenwolken.

Eine Gelegenheit, mal die Jacke anzuziehen und sich draussen ein wenig umzusehen.

Blick von meinem Wagen zurück zum Zugschluss. Man sieht die fünf Doppelstockwagen und Leute auf dem Bahnsteig

Wir standen eine Ewigkeit herum, auch andere Fahrgäste waren draussen. Darunter Josh, der mir sagte, das sie irgendwelche Probleme mit den Loks hätten. Tatsächlich waren nicht nur die üblichen zwei Amtrak-Loks vorgespannt, sondern noch eine weitere, neuere Lok und ein älterer Typ von Burlington Northern. Irgendwann schalteten sie noch die gesamte Energieversorgung des Zuges ab, was dann Heizung und Klima, aber auch den Speisewagen betraf.

Das vordere Zugsteil mit vier Lokomotiven unterschiedlicher Bauart, dahinter der Gepäckwagen. Ganz vorne steht die Signalbrücke mit den beiden Ausfahrsignalen.

Irgendwann wurde es mir zu kalt und zugig, draussen war es etwa minus vier Grad Celsius und so ging ich wieder in mein Abteil. Als es dann auch wieder Strom gab, ging ich zum Speisewagen.

Der war auf einer Hälfte schon ordentlich belegt und so wies man mich zur anderen. Dort bekam ich wieder einen einzelnen Tisch und studierte die Karte. Es wurde dann ein «Monte Cristo grilled Sandwich», welches lauwarm serviert wurde. Offenbar hatte die Küche noch nicht wirklich genug Energie. Während das Essen serviert wurde, begann sich auch diese Hälfte des Speisewagens zu füllen und so setzte man mir noch Corleen an den Tisch. Sie war eine ältere Ärztin, eigentlich auch schon pensioniert, aber immer noch aktiv in der Beratung und Qualitätssicherung. 

Zum Glück habe ich ja auch so gewisse Grundkenntnisse und es wurde eine interessante Diskussion über das Gesundheitswesen. Da am Nachbartisch auch ältere, pensionierte Mediziner sassen, die sich in die Diskussion einbrachten, da sie offenbar die Orte von der Corleen sprach, kannten, war es entspannt und ich kam dazu, mein Essen nicht gerade eiskalt werden zu lassen.

Ein gegrilltes Sandwich mit Pommes Chips im Kartonteller. Dahinter ein Becher und eine Dose Bier

Es dauerte und dauerte, bis wir es fast nicht mehr glaubten, zwischendurch viel wieder der Strom aus. Schlussendlich gab die Lok zwei kurze Signale und der Zug setzte sich mit etwas mehr als 4 Stunden Verspätung wieder in Bewegung.

Wir fuhren dann durch Schneeschauer oder Flugschnee der Sonne entgegen.

In Stanley, North Dakota, der halbe Bahnsteig ist sichtbar, dahinter die Kurzzeitparkplätze. Der Himmel ist beinahe gelblich, Schneeschauer trüben das Bild

Die Landschaft hier ist winterlich karg, das Gras eingetrocknet und gelb. Hin und wieder steht ein Getreidesilo mit Gleisanschluss an der Strecke. Dann kamen auch Ölpumpen in Blickweite und in der Ferne sah man durch die Schneeschauer, wie Gas abgefackelt wird.

Ockerfarbene Landschaft, kahl und karg. Wenig vertrocknetes Gras. Weit hinten sieht man das Leuchten des abgefackelten Naturgas

Und als ob wir nicht schon genug Verspätung hätten, blieb der Zug in der Nähe von Culbertson wieder stehen. Offenbar war vor uns auf der Strecke ein Schienenbruch, der erst von Burlington Northern, der Güterzugsgesellschaft, der die Gleise gehören, repariert werden musste.

Und so addierte sich die Verspätung bereits auf etwas mehr als sechs Stunden auf. 😬

Im Speisewagen ass ich spät und wieder alleine. Die Empanada mit Erdbeeren (auf der Karte stand Himbeeren) und dazu ein anständiges Steak, das sogar medium war, auf einem Bett aus Kartoffelstock und mit den obligaten Bohnen.

Den Dessert im Verhältnis zur Kalorienmenge separat. Ein Mousse au Chocolat mit etwa drölfzillionen Kalorien. Ich brachte nicht mal alles runter! 😬

Das Nachtessen in drei aneinandergehängten Bildern. Wie im Text oberhalb beschrieben

Und schon wieder hiess es bettfertig machen, denn ich war müde… vom nichts tun. Und mich über das Blog ärgern, weil es mich zwang, einen Artikel von Grund auf neu zu schreiben. Alles nur, weil ich ungeduldig war und eine Fehlermeldung überhäufte.

Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.