Die «Ekiben» sind Bento-Boxen, welche man am Bahnhof einkauft (Eki = Bahnhof, Ben als Abkürzung von Bentobox). Wir haben relativ lange die Bildschirme betrachtet und erst im Nachhinein gesehen, dass – ebenfalls Japan-typisch – ja die aus Kunststoff/Wachs erstellten Modelle der Boxen in der Auslage sichtbar waren. 🤦🏼♂️
Wir stellten uns in die Reihe für den Wagen 2 an, denn in Japan halten die Züge dezimetergenau und auf dem Bahnsteig sind die Ein-/Ausstiege markiert. Da ich noch nie in einem solchen Zug gereist war, war ich etwas nervös. Wo kann man den Koffer hinstellen, wie sieht das Layout aus? Wir hatten den Japan-Railpass in normaler 2. Klasse gebucht, denn der Aufpreis für die 1. Klasse, in Japan «Green Class» genannt, ist signifikant.
Der Zug wendet in Tokio und hatte nur eine Wendezeit von knapp 12 Minuten. D.h. nach dem Aussteigen aller Passagiere, musste noch die Putztruppe durch den Zug, bevor etwa vier Minuten vor Abfahrt die Türen zum Einsteigen freigegeben wurden. Der Zug ist mit 3 – Gang – 2 bestuhlt und wir hatten zwei Gangplätze hintereinander in der Zweierreihe. Ich konnte meinen grossen Koffer problemlos auf die Gepäckablage hochwuchten, auch mein Rucksack hatte Platz. Der Platz neben mir wurde von einer älteren Frau belegt, welche problemlos zwischen meinen Knien und der Rücklehne der Vordersitze hindurch passte. Generell ist die Kniefreiheit sehr gut, die Sitzbreite passt, wenn nur eine Person meine Statur hat.
Pünktlich auf die Sekunde setzte sich der Zug in Bewegung und fuhr mit stetig steigender Geschwindigkeit durch den Grossraum Tokio gen Norden.
Aus einem der Automaten am Bahnhof hatte ich mir für rund 1 Franken ein Getränk gezogen, das ich im Zug vorsichtig öffnete und davon probierte. Die Japaner haben einen ausgeprägten Sinn für interessante Geschmäcker. So war auch der Drink nicht sehr süss, aber sehr bananig und die Haselnuss war auch sehr gut herausschmeckbar.
Die Bento-Box war zweiteilig. Nach dem Auseinanderklappen hatte es auf der einen Seite verschiedene Häppchen mit Poulet, aber auch sehr knackige, salzig/saure Gurken, gekochte Karottenstücke, Pilze und vieles mehr. Der Reis war aufgeteilt in klebrigen, ungesalzenen weissen Reis und in einen mit etwa Sojasauce gewürzten Reis mit wenig Hühnerfleisch.
Eine Herausforderung war, dass ich keine Stäbchen fand. Es hatte nur einen Zahnstocher und zwei kurze Plastik-Holz-Holme in der Verpackung. Nach ein wenig probieren, fand ich heraus, dass die Plastik-Holz-Holme auseinander gezogen werden konnten und so als Essstäbchen dienten.
Die Fahrt mit dem Zug ist sonst unspektakulär. Er fährt sehr ruhig, die Ansagen sind gut verständlich und werden auch signalisiert. Auf der Strecke gibt es gratis WLAN, was bis auf Tunnels auch sehr gut funktioniert und eine hohe Bandbreite bereitstellt.
Gegen Ende der Strecke fährt der Hayabusa Shinkansen durch den Seikan-Tunnel, welcher lange Zeit der längste Bahntunnel der Welt war. Danach erreicht er den Bahnhof Shin-Hakodate-Hokuto, wo er vorläufig endet. Bis 2030 soll dann die Fortsetzung bis nach Sapporo kommen. Die Baufortschritte sieht man auf der Folgestrecke bereits.
Der Sprung vom Weltraumzeitalter Shinkansen in den auf Schmalspur (genauer Kapspur) betriebenen Diesel-Triebzug Hokuto Limited Express war grob. Die Plätze waren zwar in Ordnung, aber der Fahrkomfort ist eher vom Anfang des letzten Jahrhunderts, insbesondere in den Bahnhöfen, wo es grässlich über die Weichenanlagen schüttelte.
Die Fahrt führt grösstenteils entlang des Meers und die Aussicht war schön, mit spektakuläreren Momenten, wo wir den ersten (inaktiven, im Moment) Vulkan sahen.
Nach 3 Stunden und vierzig Minuten erreichten wir den Bahnhof Sapporo gerade noch im letzten Tageslicht, die Sonne war schon eine halbe Stunde vorher, um 16:50 Uhr untergegangen.
Das Hotel hatten wir von Tokio aus reserviert. Das «JR East Hotel» ist sehr nahe am Bahnhof. Wir hatten kurz nach der Bestätigung noch eine direkte Mail vom Hotel erhalten, dass rund um den Bahnhof gebaut würde und wir unter Umständen etwas Lärm hätten. Wegen den Baustellen mussten wir uns den Weg zum Hotel etwas erkämpfen, aber einmal optimiert, sind es nur ein paar hundert Meter.
Das Checkin erfolgte an einem Info-Kiosk selbständig unter Anleitung eines Supervisors, der uns durch die Menus im integrierten Wacom-Screen führte und uns zeigte, wie man den Pass einscannt. Alles sehr effizient und trotzdem einigermassen persönlich.
Wir machten uns frisch und zogen noch ein wenig los, denn an dem Tag waren wir bisher ja mehrheitlich im Zug gesessen.
In einem kleinen Restaurant bekamen wir dann als Apéro ein tolles, lokales Bier kredenzt. Dazu gab es ein paar Häppchen.
Das Nachtessen nahmen wir später in einem Ramen - Restaurant zu uns. Es war ebenfalls sehr lecker und ich bekleckerte mich nur ganz wenig. 😇
Eigentlich wollte ich noch über den zweiten Tag in Sapporo berichten, aber der Artikel wird mal wieder viel zu lange. Zudem ist es schon halb ein Uhr Nachts und der Hene schnarcht lautstark im anderen Bett neben mir. Also, später dann wieder…