Im Zimmer gingen wir erst mal duschen und zogen und legten uns dann 20 Minuten auf's Ohr. Powernap funktioniert inzwischen bei mir recht gut.
Danach zogen wir uns frische und vor alle leichte Klamotten an, denn es ist sehr warm in Tokio. Das Thermometer geht über die 25°C rauf, an der Sonne wirkt es wärmer.
Auf dem Weg vom Bahnhof zum Hotel bzw. zurück ist uns in den Etagen ein Restaurant «Beerstand Schmatz» aufgefallen. Es sah zwar sehr «Deutsch» aus, aber wir gaben ihm eine Chance. Die Biere waren perfekt gegen den Durst, die Würstchen haben wir nicht probiert.
Danach fuhren wir mit der S-Bahn nach Shibuya zur weltbekannten Kreuzung, wo immer enorm grosse Menschenmengen über die Strassenkreuzung von oder zum Zug eilen. Unterwegs zur Kreuzung gab es einen schönen Blick auf die Hochhäuser in der blauen Stunde.
An der Kreuzung hatte es enorm viele Touristen, viele davon aus Europa. Die Statue des «Hachikō» wirkt jedoch eher mickrig und uns wurde es schnell zu viel mit den Leuten. Wir fuhren wieder zurück nach Shinagawa und suchten uns eine Essengelegenheit. Viele Restaurants waren schon recht gut belegt und wir waren wirklich müde, was sich auch ein wenig auf unsere Entschlussfreudigkeit auswirkte. Wir wurden dann an einer Strasse von einem jungen Werber ins «Umaimon Yokocho Shinagawa Ten» gelotst. Eines der vielen Restaurants, welche im Erdgeschoss nur ein paar Werbebilder haben und selbst irgendwo schwer zugänglich in einem höheren Stockwerk sind.
Der komische Stein auf dem Tisch stellte sich dann als elektronische Glocke heraus, mit der man das Personal zu sich rufen kann. Wir bekamen unbestellt einen Topf Sprossen an einer leichten Sauce mit ein wenig Fleisch oder Soja hingestellt, nachdem wir zwei Biere geordert hatten. Da wir uns nicht recht schlüssig waren, schlug ich vor, dass wir ein Tempura Chicken und ein paar Gyōza ordern und uns teilen. Während des Essens dann plötzlich ein einmaliges, heftiges Rumpeln und alles bewegte sich. Es wurde kurz still im Restaurant, dann lachten die Leute und auch wir assen weiter. Offenbar hatte es ein paar Kilometer weiter oben ein kleines Erdbeben mit einer Magnitude von 4.5 gegeben, was hier niemanden beunruhigt.
Wir gingen dann sehr früh schlafen. Ich stelle zwar trotzdem einen Wecker, weil ich solche Situationen kenne, wo man dann plötzlich den haben Tag im Jetlag verschläft.
Gegen 6 Uhr geht die Sonne auf und blinzelte schon ein wenig durch die Vorhänge ins Zimmer. Nachdem wir das Zimmer verlassen hatten, ging die Suche nach Frühstück los. Heinz erinnerte an das Café im Bahnhof, welches mir auf Anhieb nicht mehr geläufig war. Offenbar zu viele Eindrücke am Vorabend. Erst als wir unten dran standen, wusste ich wieder, was er gemeint hatte. Wir orderten Latte bzw. Espresso und dazu eine Waffel. Die Bedienung an der Kasse entschuldigte sich mehrmals, das dauere ein wenig, wir sollten Platz nehmen. In der Tat wurde der Kaffee mit einer gewissen Inbrunst geschüttelt, gerührt, filtriert und präpariert. Die Waffeln wurden frisch im Eisen gemacht. Für rund 15 Franken bekam ich einen sehr kurzen, aber sehr aromatischen Espresso und Hene so ein Milchmischgtränk mit einem schönen Muster im Schaum 😉
Nach dem Frühstück wollten wir uns Plätze im Shinkansen für den Mittwoch nach Sapporo reservieren. Am Automaten scheiterten wir im ersten Anlauf. Danach probierte es Hene noch online, was aber auch klemmte, da er nur für sich selbst reservieren konnte. Wir gingen ins JR-Ticketoffice, nur um dort einen weiteren Automaten mit «Simple for Tourists» - Bezeichnung anzusteuern. Der Railpass wurde gescannt und dann mussten wir die Passnummer angeben. Heinz stutzte bei meiner Passnummer. Er hatte sie vorher falsch eingegeben. Und siehe da, nun funktionierte die Buchung. Leider im ersten Abschnitt nur hintereinander, aber ey, es hat Platz. Und gekostet hat die Reservation ja auch nichts.
Danach fuhren wir zum Tokioter Hauptbahnhof und machten uns auf den Weg zum Kaiserpalast.
Der Palast ist selbst natürlich nicht zugänglich und es hat teilweise recht viel Touristen. Wir gingen nur bis zur Umgrenzung und machten ein paar Fotos.
Es war wirklich sehr warm und wir setzten uns immer wieder in den Schatten, um ein wenig zu rasten. Hene suchte zwischendurch mal ein Örtchen, um eine eZigarette zu qualmen. In Japan darf nur an genau bezeichneten Orten geraucht werden. Das sind teilweise abgeschlossene, gelüftete Räume. Teilweise sind es auch teilweise mit Trennwänden abgeschlossene, nach oben oder zu einer Seite offene Bereiche. Dort hat es auch immer Aschenbecher und man kann die Qualität der Orte sogar online in einer App bewerten. 😜
In Japan sind die Menschen übrigens grösstenteils so anständig, dass sie auch ein paar Minuten anstehen, um dann an einem solchen Ort die Zigarette zu rauchen.
Wir fuhren dann mit der U-Bahn zum Tokio Tower, weil wir dort einen Blick über die Stadt erhaschen wollte. Unterwegs landeten wir in einem kleinen, feinen Café mit Bäckerei. Schon sehr interessant, wenn man im «Le Pain Quotidien» in Tokio ein deutsches Sprudelwasser bekommt. Aber die Gebäcke waren sehr lecker! Danach versuchten wir online noch einen Eintritt zum Tokio Tower zu kaufen, aber irgendwie kamen wir nicht damit zu Rand.
Auf dem Weg zum Tokio Tower kamen wir noch im «Zōjō-ji» Tempel vorbei. Er ist grösstenteils wiederaufgebaut, da seine Anlagen im zweiten Weltkrieg den Bomben zum Opfer fielen.
Wir stiefelten ein wenig herum. Besonders beeindruckt haben mich die vielen Statuen von «Jizō» mit ihren farbigen Lätzchen oder Strickmützen. Die (eher traurige) Geschichte dazu kann man hier in der Wikipedia nachlesen.
Wir gingen dann doch zum Tokio Tower, um dort nachzufragen. Tickets für die die mittlere Sektion waren dann doch noch erhältlich und wir fuhren mit dem Lift hoch. Die Aussicht war toll. Der Glasboden musste natürlich sofort dem Kollegen Adi in der Schweiz mitgeteilt werden und auch sonst amüsierten wir uns über die Touristen und die Souvenirs. Die Röcke der weiblichen Angestellten erinnerten mich mit ihren farbigen Punktmustern eher an das Ergebnis eines explodierenden Tintenstrahldruckers, aber dafür trugen sie sehr hübsche Uniformmützen. 😇
Mit Hilfe der Follower auf BlueSky (Social Media) konnte ich dann noch mein langjähriges Problem mit meiner Revolut Kreditkarte lösen, was mich sehr freute. Das Zeugs ist also doch für was gut. 🤣
Meine schmerzenden Füsse erinnerten mich an die für mich doch eher ungewohnte Schrittzahl und so beschlossen wir, zum Hotel zurückzukehren.
Unterwegs durch das Shibadaimon Quartier fielen uns einerseits noch mehr europäische Touristen auf, andererseits aber auch viele kleine Restaurants. Müsste man sich vormerken für einen weiteren Besuch.
Wir genehmigen uns ein Bier und einen uns unbekannten Snack, frittierte Bällchen, die unter anderem Stückchen vom Tintenfisch enthielten.
Danach fuhren wir zurück ins Hotel, um uns frisch zu machen. Gleich knapp hundert Meter vom Hotel entfernt, fanden wir dann ein kleines, verstecktes Restaurant, wo man uns eine feine Ramen-Suppe mit wenig Pouletfleisch servierte. Der Koch und der Servierer sprachen kein Wort englisch, aber es geht auch mit Hand und Fuss. Bei Geschriebenem zählen wir gerne auf Kollege Google, der via Foto/Texterkennung hilft, auch wenn es manchmal eher zum Lachen ist.
So, Hene schläft schon länger und ich sollte wohl auch. Der morgige Tag bringt ein längere Zugfahrt in den Norden nach Sapporo. Ich bin gespannt, das wird sicher toll.