#ToTheNorth23, Hyder - Kinaskan Lake - Teslin Lake

28. August 2023 - Lesezeit: 16 Minuten

Bye, Bye Hyder

Ein, oder bei mir zwei mal Hyder reicht für ein Leben, also fuhren wir los nach Stewart rüber. In der Bäckerei kauften wir drei «Apple Fritters» und in den zwei Shops Bagels, sowie Philadelphia Cream Cheese. In der Bäckerei war gerade Dorfversammlung, mindestens fühlte es sich so an. Die Leute hier sind freundlich, aber auch ein wenig seltsam. Wird man wohl hier, so am Hinterteil der Welt. 😂😇

Am Vorabend hatten Adi und Rosette sogar eine Frau gesehen, welche ihr Kaninchen an der Leine spazieren führte! 🤪🙈

Stewart – Kinaskan Lake

Die Strecke hoch nach Medziadin Junction kannten wir ja schon, deshalb fuhren wir mehr oder direkt durch. In der Tanke an der Abzweigung füllten wir erneut Benzin für 150 Taler ein, bevor wir weiter fuhren. Leider sah nur der Fahrer Ursli unterwegs den kleinen, schwarzen Bären seine Nase links aus dem Strassengraben strecken. War aber so, ich schwör‘s! 😉

In Bell II, einem Heli-Skiing Ort, fuhren wir kurz raus für einen wirklich ausgezeichneten Kaffee (Espresso, Cappuccino und einen Americano). Ihr dürft raten, wer welchen nahm.

Ein Espresso mit einer schönen Crema in einem kleinen Glas

Wir steuerten danach das Zwischenziel den «Kinaskan Lake» an.

Unterwegs im Motorhome, Rosette am Steuer, Adi ist Beifahrer

Nach etwas suchen, fanden wir den Stellplatz Nr. 3., der uns passte. Die Parkwächterin fand uns umgehend und kassierte 30 Dollar für den Stellplatz und ein Paket Feuerholz. Wir kannten nix, packten unsere Badesachen und gingen im kalten See baden! 🥶😇😉

Die Aussicht war toll. Rosette und Adrian im Badezeugs fotografieren

Und damit Ihr mir das auch glaubt, hier ein Bild der Badenden.

Urs und Adi im Wasser, winkend

Der Einstieg war etwas «grob», also wegen dem Kies und auch weil doch etwas frisch. Wenn man mal drin war, stach die Kälte zwar ein wenig, war aber nach kurzer Zeit auszuhalten. Wir spannten unsere Wäscheleinen aus und machten uns an den Apéro und danach an das Grillieren. 🔥 😋🤤

Grillfeuer im stählernen Grill, hoch lodernd

Nach dem Essen gingen wir noch kurz an den See hinunter, um den schönen Sonnenuntergang zu bestaunen.

Sonnenuntergang am Kinaskan Lake, BC

Kinaskan Lake – Jade City

Nach einer weiteren, frischen Nacht fuhren wir weiter nach Norden. Eigentlich wollten wir bis zum Boya Lake Campground fahren.

Unterwegs, diesmal fuhr Adi, sahen wir einen Schwarzbären mitten auf der Strasse. Wir versuchten zu halten, aber der Bär war durch die Fahrzeuge hinter uns aufgeschreckt und rannte weg. Ich habe ein Video davon, aber das lässt sich leider hier nicht gut teilen.

Dafür hier ein weiteres Wildtier von British Columbia. Eine Biene, die eben von der Blüte gestartet war, zeigt uns ihr schickes Hinterteil. 😂

Eine Biene fliegt von den Blüten des Fireweed weg

An der Sawmill Point Recreation Site fuhren wir erst vorbei und wendeten dann. Die Site liegt am Dease Lake. Die Fahrt da runter gestattete sich doch etwas anspruchsvoll, die Strasse hatte gerade etwa Motorhome-Breite. Dass sie voller Dellen und Schlaglöcher war, versteht sich von selbst. Wir waren erst etwas kritisch, denn eine Begegnung mit einem anderen Fahrzeug wäre wirklich in ein aufwändiges Manöver mit Rückwärtsfahren ausgeartet. Rosette ging deshalb voraus und erkundete den Weg.

Sawmill Point am Dease Lake, Panorama über den See

Eigentlich wäre es sogar ein Campground gewesen, der allerdings gratis und unversorgt war. D.h. kein WC-Papier in den Plumpsklos und auch kein Feuerholz. Da wir aber eh noch früh waren, wollten wir zum Boya Lake weiterfahren.

Wir sprachen noch mit einem anderen Paar Camper, die sich als Österreicher herausstellten. Sie sagten uns, dass es weiter oben am Stewart-Cassier-Highway ein grosses Feuer gäbe. Und dass es in Jade City am Weg ein gratis WLAN gäbe. 

Wir fuhren also los und in Jade City, nach rund 75 Kilometern, war Ende Gelände. Die Strasse war ein paar Kilometer weiter oben wegen einem ziemlich grossen Feuer, das bereits im Juli mal ausgebrochen war und jetzt aufgrund der Winde wieder aufflammte, gesperrt.

Schild am Strassenrand «Road Closed due to fire» am Strassenrand in Jade City

Immerhin, im Souvenir-Shop gab es ein ziemlich gutes gratis WLAN. Wir hatten seit Stewart kein Netz mehr gehabt und vermutlich sollte es auch bis an den Alaska-Highway hoch keines mehr geben.

Wir beschlossen, nicht zum Boya Lake zu fahren, da er unmittelbar unterhalb des Feuers lag und vermutlich voller anderer, festsitzender Camper war. In Jade City hatte ein junger Mann den ganzen Sommer durch einen Campground aus dem Boden gestampft. Er war zwar noch leicht in Arbeit, aber die Toiletten war nigelnagel neu. Natürlich trotzdem Plumpsklos. Zudem wollte er uns unbedingt auf seine Lounge im Wald gleich neben unserem Stellplatz einladen. Dort hatte er einen selbst gezimmerten Whirlpool, der aber nicht geheizt und etwas trüb war. Zudem bequeme Sessel, einen Grill und verschiedene Öfen. Besonders stolz war er auf die vielen kleinen, solar betriebenen Lämpchen und Leuchtbänder mit LED.

Wir nutzten die Zeit um unsere Apps und Stati in den Social Media upzudaten. Ich selbst stellte einen Blog-Beitrag fertig.

Nach dem Nachtessen kam der Campground-Betreiber wieder und entschuldigte sich wortreich, er müsse seine Hündin zum Tierarzt bringen. Sie hätte einen Infekt nach einem Stachelschwein-Stachel, der sie am Hals getroffen hatte. Er meinte, er fahre jetzt nach Whitehorse, weil er dort einen Tierarzt kenne. Watson Lake wäre mE zwar näher, aber er fuhr dann mitten in der Nacht los auf seinem sechsstündigen Weg. Tierliebend sind die Leute hier, jeder hat mindestens einen Hund. 👍🏻

Zur blauen Stunde gingen wir noch einmal kurz ein paar Minuten WLAN schnuppern, bevor es in die Heia ging.

Zur blauen Stunde in Jade City, am Campground hat es farbige Lichter

Jade City – Teslin Lake

Am Morgen war die Strecke wieder befahrbar und so starteten wir nach dem Frühstück und fuhren ein Stück hoch. Dort mussten wir auf den Pilot-Car warten. Sollte zwischen 30 und 45 Minuten dauern.

In der Zwischenzeit schwatzte ich ein wenig mit den Verkehr-Reglern und dem Ehepaar im Motorhome vor uns. Natürlich erkannte ich am Dialekt von ihr die Engländer und so konnten wir ein wenig den Humor der Leute geniessen. Sie hatten ihren Camper für rund 55'000 Dollar gekauft und wollen ihn nach ihrer Reise wieder verkaufen. Das Schwierigste / Teuerste sei die Versicherung und auch das Überweisen des Geldes gewesen. 

Strassensperre wegen Feuer, zwei Personen regeln den Verkehr, vor uns ein Motorhome

Wir fuhren dann rund eine halbe Stunde hinter dem Motorhome und dem Pilot-Car hinterher durch immer dichteren Rauch und schlussendlich auch am Feuer, das neben der Strasse noch mottete vorbei. Der Rauch begleitete uns bis zum Alaska Highway hoch. 

Rauch und verbrannte Bäume links der Strasse

Auf dem Alaska Highway war die Strasse besser und auch die erlaubte Höchstgeschwindigkeit mit 100 Km/h angenehmer. Allerdings fuhren wir eher etwas langsamer, damit unser kleiner Schluckspecht nicht zu stark konsumiert.

Unterwegs auf dem Alaska-Highway, die Strasse führt hier gerade aus

Nach der doch langen Fahrt steuerten wir endlich Teslin an. Wir nutzen die Gelegenheit, dem Fahrzeug für 250 Dollar den Tank zu füllen, Frischwasser zu tanken und unsere Abwasser-Tanks zu leeren.

In Teslin hatte es beinahe 26°C und so erlaubten wir uns sogar zwischendurch mal kurz die Klimaanlage laufen zu lassen.

Danach gab es noch eine kurze Fahrt bis an den See, wo wir einen netten Stellplatz fanden. Zwar liess ein Nachbar rund zwei Stunden sein Generator laufen, aber danach gab er Ruhe. Ein Camper spazierte durch den Campground mit seiner Katze auf den Schultern, aber sonst war es ganz normal. 😂

Hier noch ein Beispielbild, wie unser Küchenschrank nach der Fahrt über die kaputten Zufahrten bei den Tankstellen jeweils aussieht. Das Geklimper der Gläser und des Bestecks begleitet eigentlich jede Fahrt.

Küchenschrank, alle Gläser sind umgefallen

Wir nutzten die Gelegenheit, der Hitze mit einem erneuten Bad zu entfliehen. Der Teslin Lake war ebenfalls recht kalt, aber nicht ganz so schlimm wie der Kinaskan Lake. Wir waren nicht alleine, weiter rechts stieg eine Frau ebenfalls ins Nass.

Panorama-Bild am Tessin Lake, blauer Himmel, blauer See, nur wenige Schleierwolken

So frisch abgekühlt ging es zum Apéro, wo wir Männer uns erneut ab einem der guten, kanadischen Microbrews erfreuten, welche wir gekauft hatten.

Adi spaltete Holz, während Rosette Salat vorbereitete. Wir Männer kümmerten uns um Kartoffeln (in Würfel geschnitten, leicht gesalzen und mit Olivenöl getränkt in Alufolie paketiert) und das Fleisch für den Grill.

Während ich mich dem Text und den Bildern hier widmete, grillierte Rosette noch Marshmallows und alle tauschten Bilder und genossen den Abend, der nun langsam kühler wird.

Während Rosette schon schläft und Adi im Badezimmer seine Zähne poliert (ich höre die Wasserpumpe gehen), sitzte ich noch draussen am Camping-Tisch. Mit leicht schmerzendem Rücken (hier fehlt eindeutig ein Stehpult) schreibe ich den Beitrag fertig. Es ist nun 22:41 Uhr und die Sonne ist seit rund einer Stunde unter den Horizont. Es ist noch nicht ganz dunkel, man hört ein wenig Verkehr von der Hauptstrasse und der Rauch der vielen Grillfeuer weht um die Nase. Vermutlich haben mich wieder drölfzig Mücken gestochen, aber ich reagiere nicht so stark darauf.

Hebet's guet, wir lesen uns! 👍🍁🇨🇦

Karte der beschriebenen Route

Nachträglich hinzugefügt, Link auf Google Maps.

Kartenausschnitt aus Google Maps

Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.