#ToTheNorth23, Inside Passage und Fahrt zum Lake Seeley

24. August 2023 - Lesezeit: 15 Minuten

Ab zur Fähre

Der Wecker ging früh. Bei mir schon ein Viertel nach fünf Uhr, da ich ein Langsamstarter bin.

Kurze Zeit später standen auch Adi und Rosette auf und wir machten uns bereit. Frühstück gab es keines und wir liessen den Tisch gleich in Schlafstellung. Noch schnell etwas Katzenwäsche und dann den Strom trennen. Um 5:45 Uhr fuhren wir los zur Fährstation. Dort war schon viel Betrieb, die Schlange recht lange.

Am ersten Posten hiess es mal, die Dokumente zeigen und die Frage, ob der Gastank abgestellt war. Danach noch etwa zwei oder dreimal die selbe Frage, Fahrausweise abgeben etc. Dann waren wir beim Check-In, wo eine Frau uns noch einmal die letzten Fragen stellte und dann die Ausweise mit einem Boarding-Pass zurück gab.

Kurz bevor wir auf die Fähre fuhren, mussten wir erneut die Ausweise zeigen und uns einer kurzen Musterung unterziehen, bevor wir auf die Fähre fahren durften. Die Töfffahrer mussten noch etwas warten und die Einweiserin nutzte die Gelegenheit, noch ein wenig den Hund zu streichen. Auch eine Methode für den Transport! 🤷🏼‍♂️

Mehrere Motorräder warten auf das Boarden. Eines hat eine Kiste auf dem Gepäckträger, in welcher ein recht grosser Hund liegt

Adi meisterte das mit Bravour und als wir die Rückspiegel weggeklappt hatten, packten wir unsere Rucksäcke und Jäckchen und gingen auf die oberen Decks.

Inside Passage

Die «Northern Expedition» legte pünktlich kurz nach 7:30 Uhr vom Pier ab und schob sich rückwärts aus dem Hafen, wendete und legte mit rund 19 Knoten (35 Km/h) nordwärts los auf der langen Reise, welche kurz vor 24 Uhr in Prince Rupert enden sollte.

Zuerst war ein Besuch im Café angebracht, wo es einen Kaffee und ein ordentliches Frühstück gab. Kaffee ist ja ein Menschenrecht, sagt mein Kollege Heinz.

Danach stiegen wir die Treppen hoch ins 6. Geschoss, wo wir nach draussen und zum Heck gingen, wo gedeckte Sitzgelegenheiten gibt, welche jedoch noch pflotschnasch waren. Wir liessen uns den Fahrtwind um die Ohren pfeifen und ich musste beinahe meine Mütze Poseidon opfern.

Kurz vor 9 Uhr brach die Sonne teilweise durch und es gab schöne Stimmungen an Bord.

Morgens kurz vor 9 Uhr, die Sonne bricht golden leuchtend durch die Wolkendecke. Der Kollege steht am Heck der Fähre und macht ein Foto mit dem Smartphone

Wir blickten natürlich immer angestrengt ins Meer und die Erwartungen waren hoch. Allerdings ging es einen Moment, bis wir den ersten Buckelwal erspähten. Das Foto hat Rosette mit dem grossen Zoom gemacht. Durchaus etwas schwer zu halten beim Wellengang.

Ein Buckelwal durchbricht mit dem Vorderkörper die Meeresoberfläche und bläst Luft aus dem Atemloch

Bis gegen Mittag war die Szenerie immer noch in Nebelschwaden über den Inseln entlang der Route getaucht.

Nebelschwaden auf einer der vielen Inseln entlang der Inside Passage

Nach dem Mittag klarte es auf und ich bereute ein wenig, die Sonnencreme nicht eingepackt zu haben. Der Fahrtwind ist ja schön kühl, so dass man nicht so schnell merkt, wie stark die Sonne drückt.

Die Fahrt geht ja grösstenteils durch die Insellandschaft und hat nur wenige Passagen, wo direkt der Pazifik anbrandet. Dort war jeweils der Wellengang etwas stärker, aber immer noch für Alle gut auszuhalten.

Wir dachten erst, dass es nur in den offenen Bereichen Tiere zu sehen gäbe, aber denkste. Einmal kreuzten wir eine Orca-Familie und einmal sahen wir einen Otter auf dem Rücken parallel zum Schiff treiben.

Bei Sarahs Passage in der Inside Passage stehen ein paar weisse Häuschen mit roten Dächern am Meeresrand

Und immer wieder vermutlich etwas übermütige Buckelwale, welche aus dem Wasser sprangen und mit den Flippern auf das Wasser klatschten. Es war sehr toll! 🥰

Ein Buckelwal durchbricht die Meeresoberfläche und streckt seinen ganzen Kopf aus dem Wasser

Die Stimmung blieb wunderbar, als wir nach ein paar Runden Uno wieder Umschau hielten. 

Blick zurück ins Fahrwasser der Fähre beim langsamen Eindunkeln

 Bei Butedale, einer Geisterstadt mit einem kleinen Wasserfall, fuhr die Fähre die Motoren zurück. Vermutlich warteten sie für die Einfahrt in den engsten Abschnitt der Reise auf die richtige Ebbe-/Flut-Konstellation.

Wir wurden dann langsam etwas müde. Die Nacht vom Montag auf den Dienstag war ja sehr kurz und wir sind immer noch nicht ganz in der Zeitzone angekommen.

So waren wir froh, als wir auf der Höhe von Port Edward die Lichter des Zieles erspähen konnte. Trotzdem zog sich die Einfahrt in den Hafen etwas dahin und es wurde kurz vor Mitternacht, bis wir endlich von Bord fahren konnten.

Es ist Nacht im Hafen von Port Edwards liegt ein Frachtschiff. Zwei Krane be- oder entladen die Container. Helle Scheinwerfer beleuchten die Anlagen

Der im Voraus gebuchte «Prince Rupert RV Campground» lag zum Glück gleich an der Ausfallstrasse zum Hafen und so waren wir knapp 10 Minuten später beim Check-In und fuhren danach zu unserer Campsite, welche nur einen elektrischen Anschluss hatte. Schnell Zähne putzen, Pit-Stop und ab die Heia. 🥱

Prince Rupert

Wir liessen uns Zeit für das Wachwerden und nutzen den elektrischen Anschluss, um endlich mal den Toaster in Betrieb zu nehmen. Schliesslich ist man ja erst angekommen, wenn man den ersten getoasteten Bagel mit Cream-Cheese in die Futterluke bekommen hat.

Der Campground ist ein Notnagel, weder günstig, noch schön gelegen, noch ruhig, noch sauber, noch funktioniert das WLAN problemlos. Also gut für eine Nacht, bis es weiter geht.

Einziger Plus-Punkt war das Rudel Hirsche, welche sich an den Sträuchern und Gräsern mitten im Campground verköstigte, ohne sich auch nur kurz von uns aus der Ruhe bringen zu lassen. 🥰

Ein kleines Rudel Hirsche im RV Park in Prince Rupert am Äsen

Fahrt zum Lake Seeley

Nach einem kurzen Stop beim lokalen Chevron, um den unersättlichen Durst unseres Fahrzeugs zu besänftigen, verliessen wir das – nicht gerade als Bijou zu bezeichnende Städtchen – ostwärts. Immerhin ist hier der Benzinpreis rekordtief (1.799 CAN $ der Liter).

Die Fahrt windet sich entlang des Skeena River.

Am Telegraph Point, Blick über den Skeena River

Den ersten Campground, den die Mitfahrenden ausgewählt hatten, fanden wir nicht. Es stellte sich heraus, dass es sowieso ein Remote-Platz ohne Strassenzugang war. 😂

Danach steuerten wir Kitwanga an, fanden den Community Park und Campground aber nicht auf Anhieb.

Also fuhren wir auf dem Yellowhead Highway rund 40 Kilometer weiter zum Seeley Lake, wo es einen BC Park gleich zwischen Strasse und See hat.

Natürlich mussten wir als erstes das Registrationsformular ausfüllen und 20 Dollar löhnen, dann sandten wir dem Verantwortlichen ein SMS, um Feuerholz aus der verschlossenen Truhe nehmen zu können. Kostete allerdings wieder 20 Dollar, wobei unsere Steaks unbedingt ein Feuerchen wollten und wir so happy waren, dass hier der Feuerbann hier aufgehoben wurde.

Als zweites kamen die Campingstühle aus dem Motorhome und wir genossen ein weiteres, ausgezeichnetes lokales Bier mit Snacks.

Eine Büchse Bier steht auf dem noch kalten Grill, daneben ein paar Pringles

Endlich hatten wir die Chance, die in Vancouver gekauften «kleinen» Steaks auf den Grill zu werfen.

Drei grosse Steaks liegen gewürzt in einer Schale und warten auf den Grill

Während ich die Steaks etwas würzte, machten Rosette und Adi ein tolles Feuer, auf welchem wir die Steaks zwei mal drei Minuten grillierten und noch ein wenig nach ziehen liessen. Die Grillkartoffeln waren etwas schwieriger zu terminieren. Irgendwann landeten sie mitten im Feuer und waren zum Schluss durchgegart, hatten allerdings eine 1mm dicke schwarze Schicht aussen. 😜

Der Grill ist mit Holz akkurat beladen und das Feuer ist gerade gestartet. Daneben Campingstühle

Während ich diesen Blog-Beitrag tippe, waren Rosette und Adi einmal zum See herunter und trugen noch dieses wunderschöne Stimmungsbild zum Abend bei.

Sonnenuntergang am Seeley Lake

Während ich alle Tags setze und die Bilder richtig untertitle, sitzen wir im Dunkeln am Camping-Tisch, trinken einen Gin-Tonic bzw. einen Appenzeller und hören ein wenig Grönemeyer aus der Boombox.

Morgen geht es dann weiter in Richtung Norden auf dem Stewart-Cassier Highway. Wo wir genau landen, gucken wir dann nach dem Start. Stay tuned… 😉

🇨🇦🍁

Karte der beschriebenen Route

Nachträglich hinzugefügt. Link auf Google Maps

Kartenausschnitt aus Google Maps

Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.