#ToTheNorth23, Seeley Lake - Hyder, AK

27. August 2023 - Lesezeit: 13 Minuten

Seeley Lake, Abfahrt

Ich wachte recht früh auf und besuchte das lokale «Outhouse». Obwohl noch im kurzen Pyjama und T-Shirt unterwegs, machte ich einen kurzen Abstecher zum See runter. Idyllische Stimmung bei bedeckten Himmel und frisch, aber nicht kalt. Bild Der Campground ist sehr gut unterhalten und recht sauber. Wir sahen bereits vor 8 Uhr jemanden die Kübel leeren und Toiletten reinigen/neu bestücken.

Morgenstimmung am Seeley Lake, BC. Der See spiegelt, der Himmel ist grau.

Nach dem Frühstück fuhren wir das Stück auf dem Yellowhead Highway wieder zurück und bogen auf den Stewart-Cassier Highway ein.

Nach rund nen Meilen zweigten wir in Richtung Gitwangak ab und besuchten die Siedlung mit vielen, teilweise älteren Totempfählen. Es hatte da auch eine Tankstelle und einen Shop, in welchem wir Kaffee und ein besonders seltsames Gesöff kauften.

Eine rote Aludose Coffee Coke auf dem Tresen

nun ging es definitiv in Richtung Norden. Die Strasse ist in einem recht guten Zustand mit wenigen kleinen Schlaglöchern. Am Meziadin Lake machten wir kurz halt. Eigentlich hatte ich den als Tagesziel mal notiert. Wir waren allerdings bereits im 13 Uhr dort. Der Provincial Campground ist sehr schön am See und war dort auch stark belegt. Im oberen Bereich hatte es aber noch sehr viele freie Plätze.

Wir überlegten, ob wir einen Abstecher nach Stewart und Hyder machen sollten. Eine Unterwegsbekanntschaft, wie auch der Reiseführer rieten dazu, meine Erinnerung an die Reise im Jahr 2000 mit Heinz meinte auch, dass es sich lohnen könnte, obwohl wir damals ziemlch schlechtes Wetter hatte.

Im Campground am Mezidian Lake gab es eine Satellitenschüssel und darüber WLAN. Die erste Viertelstunde sogar gratis. Es reichte, um kurz nach Campgrounds in Hyder zu checken.

Eine Service-Hütte, darauf eine Satelliten-Schüssel und eine WLAN-Antenne

Da es aber keine Online-Reservation gab, entschlossen wir uns, einfach mal hinzufahren. Im Notfall könnten wir ja einfach wieder zurück, da es hier genügend Plätze hatte.

Der blaue Medziadin Lake mit einer kleinen Insel gleich vor den seeseitigen Plätzen des Campground

in Medzian Junction machten wir einen kurzen Tankstop für 100 Canada-Dollar gab es rund 55 Liter, was uns für die Fahrt runter nach Hyder und zurück reichte. Die Kiste, welche wir fahren, ist ziemlich durstig. 😬

Die Fahrt nach Stewart hinunter am Meer wurde kurz am «Bear Glacier» unterbrochen.

Strasse hinunter nach Stewart, BC am Meer. Im Hintergrund sieht man den Bear Glacier von weitem

Eine unglaubliche Menge Wasser ergiesst sich aus dem Gletscher, der wie alle anderen auch, massiv schrumpft. Obwohl es schon langsam Ende August wird, ist es tagsüber noch warm.

Der Bear Glacier, oder was davon übrig geblieben ist. Eine grosse Menge Wasser fliesst in den darunterlegenden Gletschersee

In Stewart gab es dann mal wieder ein wenig 4G-Netz, aber bereits am Dorfrand an der Grenze nach Hyder, Alaska, war wieder fertig.

Willkommensschild von Hyder, Alaska, darunter unser Motorhome

Hyder, Alaska

Hyder war schon 2000 auf der Reise mit Heinz recht heruntergekommen, aber damals gab es noch ein Restaurant. Heute steht an jedem zweiten Haus «closed» oder «for sale». Der damalige Campground existierte nicht mehr, dafür gab es einen etwas weiter oben im Kaff. Dort standen schon etliche Fahrzeuge.

Die Frau an der Reception war in einem Hinterzimmer und erschrak ein wenig, als da ein Gast sich bemerkbar machte. Sie hatte nicht so wirklich die Übersicht über ihre Anlage, freute sich aber mit jemandem schwatzen zu können. Nachdem ich die 36 US$ in Cash bezahlt hatte, kam noch eine weitere, ältere Dame dazu und ich konnte die halbe Lebensgeschichte in Erfahrung bringen. 😂

Schild des Campgrounds, darunter unser Hausgesöff, «Appenzeller Alpenbitter»

Der Stellplatz hatte «full hookup», also Strom, Wasser und Abwasser. Wobei die Wasserleitung ziemlich leckte und wir den Abwasserschlauch noch nicht anhängten. Wir stellten die Campingstühle raus und schritten zum Apéro! 😜

Ein Sauerbier, das eher wie ein Grapefruit-Saft aussieht

Da man uns geraten hatte, auf den Abend noch zum Fish Creek zu gehen, hängten wir die Leitungen danach wieder ab und fuhren die paar Kilometer nach hinten. Wir wunderten uns etwas über die Geschwindigkeitsbegrenzung, bis ich mir an die Stirn klatsche. Wir waren ja in Alaska und das waren miles per hour.

Am Fish Creek gibt es in der Zwischenzeit eine Ranger Station mit einem hölzernen Steg, auf welchem man eine schöne Aussicht entlang des Flüsschens hat. Allerdings kostet das pro Person 5 $ Eintritt. Ich guckte den Ranger etwas perplex an, als er meinte, er nähme weder Canada- noch US-Dollar, sondern ich müsse online einchecken. Es gab da tatsächlich ein WLAN! 🤓

Ich schaffte es allerdings mit keinem der drei Browser, mich einzuloggen. Worauf er einen Screenshot der Fehlermeldung machte und uns kommentarlos die Türe öffnete. 🥰 Im Flüsschen hatte es eine Unmenge Pink Salmon und auch etliche Chum-Lachse. Viele davon waren schon tot und rotteten vor sich hin. Vorwiegend männliche Pink-Salmon schwaderten herum und warteten auf laichende Weibchen.

Der Fish Creek, voller Pink Salmon (Buckel-Lachs) und verrottender Chum Salmon (Ketalachs)

Leider zeigte sich kein Bär und es wurde langsam kühl. Also beschlossen wir, zurück zu fahren.

Abendstimmung über dem Fish Creek, in Hyder, Alaska

Wir hatten mal keine Lust zu kochen und wollten nach Stewart rüber in ein Restaurant. Dazu mussten wir die Grenze nach Kanada überqueren und uns den gestrengen Blicken des Grenzers mit Namen Bali stellen. Er fragte uns etwas aus, machte ein Foto oder einen Scan vom Nummernschild und meinte auf die Frage nach einer Restaurantempfehlungen nur lakonisch: «Any, that is open!». 😂 Wir landeten in der leicht abgehalfterten Pizzeria und es war, naja! 🤷‍♂️

Spontan beschlossen wir in Stewart, am nächsten Morgen früh nochmals zum Fish Creek zu fahren und mit dem vorhandenen Netz in Stewart gelang mir die Anmeldung und der Kauf von Tickets.

Fish Creek, Alaska

Wir hatten uns am Vorabend noch versucht, zeitlich zu orientieren. Während in Stewart noch die pazifische Zeitzone galt, gehörte Hyder zu Alaska und damit zur Zeitzone Anchorage, welche nochmals eine Stunde mehr verschoben ist. Somit war die angeschriebene Öffnungszeit 6:00 Uhr für uns «erst» um sieben Uhr. Wir fuhren 10 Minuten vorher los. Unterwegs sichteten wir noch Weisskopf-Seeadler, konnten aber nicht anhalten. Hinten im Fish Creek hatte es schon recht viele Leute, welche zum Flüsschen herunter spähten.

Und tatsächlich, der junge Grizzly namens «Runner» tapste im kalten Wasser und scheuchte die Lachse herum. 🥰 Er schnappte sich nur Weibchen der grossen Chum-Lachse (Keta Lachs) und frass den Rogen. Das, obwohl er jetzt nicht gerade super toll genährt wirkte. Vermutlich haben die Lachse nach dem langen Weg zu den Laichgründen nicht mehr viel Nährwert.

Grizzlybär im Flüsschen, hat sich gerade einen Keta Lachs geschnappt

Grizzlybär, steht mit den Hinterpfoten noch im Flüsschen, die Vorderpfoten hat er auf einem Keta Lachs, der auf der Uferbank liegt

Nach etwa knapp einer Stunde wurde es uns zu frisch und wir hatten schon drölfzig Videos und Zillionen Fotos geschossen, also ging es zurück zum Campground für ein Frühstück. Mit elektrischen Strom kann man ja einfacher Bagels toasten. 😉

Den Beitrag habe ich unterwegs getippt und nun hier in Jade City, viel weiter nordwärts im Gratis-WLAN des Shops fertiggestellt. Ich bin ziemlich hinterher, weil wir hier wirklich wenig Netz haben.
Wir wollten heute weiter fahren, aber steckten wegen einem grossen Waldbrand nördlich fest. Vermutlich sollte der Stewart-Cassier Highway aber ab Morgen wieder nordwärts befahrbar sein. 

Karte der beschriebenen Route

Nachträglich hinzugefügt, Link auf Google Maps.

Kartenausschnitt aus Google Maps

Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.