Die Fahrt von Teslin Lake nach Whitehorse ist unspektakulär. Auf dem Alaska Highway kommt man recht gut voran und so waren wir alsbald in Whitehorse.
Wir fuhren erst mal in die Stadt runter zum Save On Foods und bunkerten für rund 400 Dollar Lebensmittel. Da unser Weinvorrat einen unerklärlichen Schwund aufwies, waren wir gezwungen, auch einen der vielen örtlichen Liquor-Stores aufzusuchen. Da der Alkohol hier immer noch etwas prohibitiv teuer ist, waren wir danach 200 Dollar leichter.
Für die Bierfans hatte es aber eine ordentlich bestückte Abteilung mit Craft Beer und Local Brews. 🥰
In der Stadt war es wirklich sehr, sehr heiss. Unsere App zeigten 27°C, was für hiesige Verhältnisse doch sehr selten oder sogar ein Rekord ist.
Danach verschoben wir zum privaten Campground gerade am Alaska Highway oben. Der «Hi Country RV» ist aufgrund der Strasse und des nahen Flughafens eher laut, aber es hat in der Mitte der Woche genügend freie Plätze.
Wir genossen die Gelegenheit, wieder mal richtig und genügend warm zu duschen. Danach hiess es die «Loonies» (1$ Münzen) und Quarters zu sammeln bzw. zu wechseln, um zwei grosse Ladungen Wäsche den hiesigen Waschmaschinen (Top-Loader) anzuvertrauen. Diese wuschen die Kleider zu unserem Erstaunen in 30 (bunt) bzw. 40 Minuten (weiss) doch recht sauber, worauf die Wäsche im Tumbler verschwand. Während wir warteten, vertrieben wir uns die Zeit mit Hopfentee und Chips, sowie dem hier verfügbaren WLAN.
Nach dem die Wäsche wieder versorgt war, machten wir uns einigermassen fein und fuhren mit dem ÖV in die Stadt.
Auch ein Erlebnis, der Bus fährt stündlich und die Haltestelle ist an einem Laternenpfosten mit einem A4-Zettel angeschlagen. Es gibt keine Bus-Bucht, sondern der Bus hält einfach auf der Abzweigspur/Velospur. Ich lud mir noch eine App herunter und konnte dann mit Apple-Pay die drei Tickets kaufen und vor dem einsteigen aktivieren. Die Tickets kosteten für eine Stunde 2.50 Dollar. Die Sitzmuster des Busses erspare ich Euch, sie gingen auch gut in die Sammlung der «Sitzmuster des Todes» ein. Der Chauffeur fuhr eigentlich souverän durch den Verkehr, nur beim Lichtsignal unten am Eingang der Stadt war er wohl etwas zu sehr mit dem Funk beschäftigt und wollte bei Rot losfahren. Ok, bei der Grösse des Busses hätte er die Vorteile auf seiner Seite gehabt, er und die anderen Verkehrsteilnehmer hielten aber rechtzeitig an.
Wir fuhren bis fast zum Stadtende, wo das relativ neue Restaurant «The Moose & The Mountie» war. Die Empfehlung war von der Reception des Campground.
Man fragte ob wir drinnen oder draussen essen wollten. Wir überlegten kurz, aber die Tageshitze liess schnell nach und es wurde etwas kühler. Also assen wir drinnen. Wir bestellten eine Portion Nachos als Vorspeise. Zum Glück nur eine, denn das reichte mehr als genügend für Drei. Das Getränk der Wahl war ein «Yukon Gold», ein Lager der eher mässigen Sorte. Dafür in einer unmässigen Grösse. 😜
Adi orderte ein Steak, Rosette versuchte sich an einem «Full Stack of Spare-Ribs» und ich bestellte einen Bison Burger. Die Portionen waren natürlich viel zu gross, so dass wir uns von den Spare-Ribs einen Doggy-Bag mit den Resten geben liessen.
Wir spazierten dann ein Stück dem Yukon River entlang zur Stadtmitte und schnappten uns dann einen der Taxis, welche wir gerade sahen. Der Weg zu Fuss wäre nicht nur mehr als eine Stunde gewesen, sondern auch nicht wirklich Fussgängertauglich.
Wir sassen noch ein wenig im Campground am Tisch und spielten Uno, bis es zu dunkel wurde. Die Sterne begannen zu funkeln und es wurde glücklicherweise kühl.
Die Nacht war mässig erholsam, vor allem weil gegen den frühen Morgen die Frühaufsteher schon ihre Töff- und Automotoren röhren liessen. Die ersten Flugzeuge starteten auch recht früh.
Nach dem Frühstück lösten wir die Leinen des Motorhomes, welche wir am Tag vorher doch nur mit etwas Einsatz des Klebebandes verbinden konnten. Jeder Elektroinstallateur in der Schweiz bekäme den kalten Angstschweiss im Nacken. 😱🤪
Danach ging es kurz zum Sani-Dump, um das Grauwasser abzulassen. Da wir wussten, dass wir genügend Kapazität und die Möglichkeit hatten, war der Grauwasser-Tank ziemlich voll und es rauschte ziemlich was den Schlauch herunter.
Anschliessend fuhren wir in die Stadt runter, um der «Alpine Bakery» einen Besuch abzustatten. Auf der Reise im 2019 hatten es Rosette und ich ja toll erwischt, wir waren am kanadischen Labour Day (1. Montag im September) dort und sie war geschlossen. Heute war jedoch alles gut. Es hatte eine ordentliche Schlange, worunter sicher auch ein paar Deutsche. Denn die Bäckerei steht in jedem Reiseführer für gutes Brot, wie zu Hause. Wir kauften einen Laib eines Multikorn-Brotes und einen des Roggensauerbrotes. Damit es nicht zu gesund wird, gönnten wir uns dazu auch gleich noch drei grosse Stücke Rhabarber-Streuselkuchen. 😋
Noch einmal zur Tanke und dann fuhren wir aus der Stadt raus gen Norden. Bei der Abzweigung nach ein paar Kilometern spurte ich links ein und es ging auf den Klondike Highway Nr 2.
Die Fahrt zum Fox Lake dauerte nur etwas weniger als eine Stunde. Rosette und ich war erst etwas verwirrt, da der Campground etwas erweitert wurde. Also drehten wir eine Extrarunde und ich liess Adi und Rosette aussteigen, um den besten Platz zu erkunden. Als ich zurückkam, warteten sie schon auf mich. So waren wir um 12 Uhr Mittags bereits eingerichtet und konnten die Aussicht geniessen.
Der Stellplatz war ein paar Meter vom See, wirklich toll gelegen. Leider hatten wir Nachbarn, welche den ganzen Tag den Generator laufen liessen. Immerhin war es ein relativ leises Exemplar und stand hinter ihrem Wagen in einem kleinen Tobel.
Wir liessen uns die Laune nicht vermiesen, waren aber etwas schläfrig. So legten sich Adi und ich ein knappes Stündchen aufs Ohr. Als ich wieder rauskam, sass Rosette schlafend mit hochgelegten Füssen im Campingstuhl an der Sonne. 😜 (natürlich habe ich ein Foto, aber hey, Gentlemen und so). 😇
Es war den ganzen Nachmittag über etwas windig, teilweise sogar stark. Wir liessen uns aber das Ritual des Apéro vor dem Nachtessen nicht nehmen und genehmigten uns dieses Mal eine Flasche Weisswein. Keine Kommentare zum gedruckten Buch, es ist nicht meins. Aber recht lustig geschrieben, ich habe drin geschmökert.
Selbstverständlich machten wir wieder ein tolles Grillfeuer und brieten uns das Nachtessen, welches wir dann in Jacke draussen vertilgten.
Zum Sonnenuntergang gab das Wetter noch einmal alles.
Auch dazu eignet sich natürlich eine Panorama-Aufnahme.
Der Nachbar beschloss dann kurz nach 10 Uhr nachts, den Generator doch noch auszumachen. Der Nachthimmel entzückte mit einem riesigen beinahe Vollmond, den wir aber nicht richtig ablichten konnten.
Wir schliefen mal so richtig aus und fuhren erst spät los, weiter in Richtung Norden. Der Klondike Highway ist teilweise eher in einem schlechten Zustand. Immer wieder schlecht erkennbare, recht grosse Löcher oder schlecht geflickte Stellen, bei welchen das Motorhome rumpelte. Einmal purzelte uns sogar eine Schale mit Blaubeeren aus dem Kühlschrank. Natürlich öffnete sie sich und wir mussten dann ein wenig Beeren vom Boden lesen.
Unterwegs hatten wir immer wieder kurze Zeit ein wenig 4G-Netz bei der Fahrt durch die Dörfchen Carmacks und Pelly Crossing entlang des Highways.
Schliesslich kamen wir zu den Five Finger Rapids, wo wir natürlich anhalten mussten.
Der Weg hinunter ist noch einfach und gut, man geht die Treppen hinunter und auf einem engen Trampelpfad durch den Wald zur Aussichtsplattform mit Erklärungen zu den Rapids und wie sie in den früheren Zeiten mit den Raddampfern befahren wurden.
Der Rückweg wurde leicht schweisstreibender, denn genau beim Aufstieg scheint die Sonne schön an den Hang. Die Treppenstufen habe ich abgezählt, 64 Stufen auf der unteren Sektion und 167 auf der oberen.
Danach fuhren wir durch bis nach Stewart Crossing, wo der Silvertrail Highway in Richtung Keno abgeht. Nach rund 50 Kilometern erreichten wir unseren Campground am Five Mile Lake, wo wir einen schönen Stellplatz fanden. Mich dünkt, denselben wie 2019, Rosette meinte, einen Nebendran.
Wir brieten uns drei wirklich zarte Rindssteaks und Baked Potatoes, dazu einen Salat. Das Menu mussten wir gegen ziemlich freche Vögel verteidigen, welche bis in einen Meter Nähe kamen und um Essen bettelten bzw. es sich stibitzten.
Gegen 20 Uhr zogen Wolken auf und es liess sich von Ferne sogar mehrmals Donnergrollen erlauschen. Während Rosette schon zu Bett gegangen ist, sitzen Adi und ich noch draussen am Campfire und hören dem Rauschen des Windes in den Baumkronen und dem Knistern des Feuer zu.
Den Beitrag habe ich hier am Feuer getippt. Es gibt im Campground 1 Strich 4G und der Upload von Bildern dauert immer eine mittlere Ewigkeit. Wir gehen wohl auch bald ins Bett, jedoch ist es um 22 Uhr immer noch etwas hell hier im hohen Norden.
Man liest sich… take care! 👍🍁🇨🇦
Nachträglich hinzugefügt, Link auf Google Maps.