#ToTheNorth23, Vancouver nach Saanichton, Vancouver Island

20. August 2023 - Lesezeit: 13 Minuten

Good Morning Vancouver

Wie ich im letzten Beitrag geschrieben habe, bin ich recht früh wach geworden. Noch ein wenig die Privatsphäre im Hotelzimmer geniessen und dann ging es um 9 Uhr zum Frühstück im Hotelrestaurant «Preston Restaurant + Lounge». 

Leider liess man uns doch sehr lange auf die bestellten Pancakes warten, die waren dafür wirklich ausgezeichnet mit gerösteten Cashews und etwas Zimtcreme oben drauf. Adi und ich ersäuften sie natürlich umgehend mit original kanadischem Ahorn Sirup, was uns leicht missbilligende Blicke der puristisch geniessenden Rosette brachte.

Drei Blueberry Pancakes mit Zimtcréme, daneben Kaffeetassen

Eigentlich wollten wir um 10 Uhr los, denn das Motorhome hatten wir mit Zuschlag auf 11 Uhr gebucht.

Allerdings konnten wir unsere Konsumation erst um 10 Uhr bezahlen und es wurde 10:20 bis wir unten in der Hotelhalle waren und auschecken konnten. Man sagte uns, dass sie keine speziell grossen Taxis reservieren könnten, wir müssten notfalls zwei Stück nehmen. Ev. sei UberXL die bessere Wahl. Ich versuchte es, musste noch meine Account reaktivieren und brach dann die Reservation wieder ab. Sie hatten sehr grosse Wartezeiten und so versuchten wir es dann doch mit einem Taxi. Dieses nahm uns so gegen 10:40 Uhr auf und erstaunlicherweise hatte wirklich alles Gepäck Platz, auch wenn Rosette und Adi meinen kleinen Koffer zwischen sich auf den Rücksitz nehmen musste.

Rosette und Adi beim Warten auf das Taxi, daneben unser Gepäck

Ich musste dem Fahrer die Adresse ins Tablett und Google Maps eingeben, da er schon losgefahren war und die Destination nicht wirklich kannte. Kann man machen… er drückte dafür ordentlich auf die Tube und wir waren dann um 11:20 Uhr bei Candadream in Delta. Die Fahrt kostete uns knapp 90 Dollar, was rund 60 Franken entspricht.

Übernahme Motorhome

Canadreams Station ist perfekt organisiert. Ein Empfang nimmt kurz den Namen auf und dann kommt einem ein Agent oder eine Agentin abholen und führt zum Schalter. Dort mussten wir nur die Führerausweise zeigen und uns alle möglichen Optionen erklären lassen. Die Frau erzählte und erzählte, wir nickten und nickten. Leider dürfen wir den Denali Highway in Alaska wirklich nicht fahren. Und es gab noch einen kurzen Augenblick mit Stirnrunzeln, weil sie noch einen offenen Posten in der Rechnung hatte. Es war dann der US-Zuschlag, welcher vor Ort bezahlt werden musste. Ich brachte sie einmal aus dem Konzept, als ich in ihre Erklärungen hinein fragte, ob sie Engländerin sei. Da war sie doch etwas perplex, denn es stimmte. Naja, noch ein paar Reisen in englischsprachige Gebiete, kann man nicht nur die groben, sondern auch die feinen Unterschiede halt heraushören.

Nach nur knapp 50 Minuten hatten wir das Gepäck mal in den Wagen geworfen, alles überprüft und fuhren mit dem schweren Gefährt los. Adi war der «Driver of the Day» und er navigierte das Schiff recht souverän.

Unser Heim für die nächsten Wochen, ein MHA-Camper von Canadream

Einkauf, ein klein wenig

Auf der Fahrt in Richtung Tsawassen zur Fähre nach Vancouver Island fuhren wir dann ab zu einem grossen Areal mit Einkaufsgelegenheiten. Wir parkierten vor dem Walmart und machen uns auf zur Shopping-Tour. Wir hatten zu Hause schon eine Liste mit Food und Non-Food Artikeln vorbereitet. Wir füllten während  beinahe zwei Stunden am Schluss drei grosse Einkaufswägen und blechten am Schluss an der Kasse 800 Dollar.

Während dem Einkauf fiel uns auf der Liste auf, dass wir die oberste Position bei Canadream selbst vergessen hatten. Eine Axt! Also fuhren wir zum Canadian Tire.

Urs mit Axt über der Schulter

Welches Liedchen summt Ihr jetzt? 😂🇨🇦

Nach dem Canadian Tire mussten wir noch den Alkoholvorrat aufstocken. In Canada gibt es den ja nur in lizenzierten Liquor-Stores. Wie wir dann herausfanden, hatten wir auf der Rückseite parkiert und mussten einmal rund um den Laden. Wein war eher sehr teuer. Bier vernünftig und das Angebot an Craft Bier war sehr nett. Da wir ja auf dem Hinweg im Duty Free schon ein wenig Höherprozentiges gekauft hatten, waren wir ausgerüstet.

Auf dem Weg zur Tankstelle verfuhren wir uns in eine Wohnsiedlung mit engen Strassen und fanden beinahe nicht mehr vernünftig heraus. Aber auch so eine Besichtigungsfahrt kann man geniessen, wenn man nicht selbst am Steuer sitzt. 😇

An der Tanke dann das grosse Rätselraten, wie gross ist wohl der Tank? Übernommen hatten wir das Fahrzeug mit einer Füllung von einem Viertel. So müssen wir ihn auch zurückgeben. Da ja auf diesem Kontinent in der Regel der Betrag genannt werden muss (kein Fill Up), entschlossen wir uns, mal für 150 Dollar zu kaufen. Schluck, Schluck, Schluck und der Tank war immer noch nicht voll. Also noch einmal für 100 Dollar gekauft und dann war er beinahe voll. Bei einem Benzinpreis von rund 2 Dollar den Liter errechneten wir eine Tankgrösse von rund 170 Liter.

Fahrt nach Saanichton

Wir kamen um 16:20 Uhr beim Hafen von Tsawassen an, wo die nächste Fähre um 17 Uhr ablegen würde. Bei der Zahlstation fragte man uns, wie lange das Motorhome sei. Da wir ein MHA gemietet hatte und wir immer von einem 24 Fuss Motorhome sprachen, sagten wir das dem Angestellten.Glechzeitig suchten wir in den Unterlagen des Fahrzeugs. Er merkte aber unsere Unsicherheit und kam mit einem Messgerät heraus. Wir erfuhren dann, dass die Kiste eben nicht 24 Fuss ist, sondern 29 Fuss, d.h. rund 8.80 Meter lang ist. 🤪

Kurz vor 17 Uhr startete das Boarding und die Fähre verschluckte Auto um Auto und Motorhome um Motorhome. Die Fahrt rein war recht einfach und es hatte genügend Platz, ohne dass man um Millimeter feilschte, wie an anderen Orten.

Ich versuchte in der Kaffeebar einen gescheiten Espresso zu finden und kam dann mit einem Starpöcks Becher voll schwarzer, heisser Flüssigkeit heraus. In der Not frisst der Teufel Fliegen. 🤷🏼‍♂️

Die Überfahrt genossen wir auf dem Oberdeck heckseitig. Es war recht windig und das Meer hatte ordentlich Gischt. Tiere sahen wir leider keine, nur viele kleine Menschentierchen, die sich und ihre Eltern bespassten. Die Fahrt durch die vielen Inseln ist kurzweilig und sehr schön.

Blick zurück von der Fähre zwischen Vancouver und Victoria

Zuerst bemerkten wir es gar nicht, aber wenn man mal genau hinsah, war der Rauch wegen den Waldbränden in British Columbia allgegenwärtig. Beim Atmen roch man ihn (noch) nicht, aber der Horizont, die Inseln, die Sonne lag alles hinter einem Rauchschleier. Das iPhone zeigt es etwas dramatischer, als das Auge es wahr nimmt.

Blick zur Sonne, welche hinter einem gelblichen Rauchvorhang wegen den Waldbränden liegt.

Unterwegs begegneten uns andere Fähren und mir wurde wieder schmerzlich bewusst, wie schlecht es die Amis gemacht haben. Der republikanisch Gouverneur von Alaska hat ja hirnrissig fahrlässig und unter unfreiwilliger Mithilfe der Pandemie das «AMHS» (Alaska Marine Highway System) tot gespart. Gerne wären wir ja damit ein Stück weit in den Norden gefahren.

Eine neu wirkende, bunt bemalte Fähre von BCFerries

Von der Fährstation in Swartz Bay zum Oceanside RV Park in Saanichton war nur eine kurze Fahrt. Am Schluss ist es eine Zubringerstrasse mit mehreren Bumps, die man mit dem schweren Motorhome wirklich langsam befahren muss.

Die Reception hatte bereits geschlossen, aber Adi wusste von seinem letzten Besuch (im Jahr 2014), dass die Reservationen und Plätze vorbereitet auf einem kleinen Pult beim Eingang waren. Und so war es auch. Wir fuhren zur Site Nummer 4 und parkierten das Wohnmobil. 

Während Rosette und Adi mit dem Einräumen begannen, stellte ich die Verbindung mit dem Strom- und Wassernetz her. Drinnen gab es ein wenig Diskussionen, welche Schalter denn nun am Panel umgelegt werden müssten.

Während Rosette das Nachtessen (Spaghetti Bolognese und Salat) vorbereitete, räumten Adi und ich noch ein wenig Gepäck herum und feierten den ersten Abend mit einem feinen Bier.

Eine Dose Trailhopper IPA von Stanley Park Brewing

Wir tranken eine Flasche Rotwein zum Nachtessen draussen auf der Parkbank. Es wurde schnell kühl und die kanadischen Wildgänse, welche in mehreren Schwärmen zum Nachtquartier über den Campground zogen, machten einen riesengrossen Radau.

Beim Nachtessen, wir stossen mit einem Glas Wein an

Nach dem Nachtessen wusch ich ab, die Rückenmuskeln (bzw. die fehlenden) beklagten sich aber schon ein wenig über die Haltung im Motorhome. Danach war noch Einräumen der Kleider angesagt. Erstaunlicherweise konnten wir alles unterbringen.Der Tisch wurde heruntergeklappt und wir machten die Sitzbänke für die Nacht bereit. Ich rollte meinen Schlafsack aus, was eine gute Idee war. Denn in der Nacht wurde es eigentlich recht kühl. 

Good Morning Oceanside RV Park

Die erste Nacht war ok, das Schnarchen der Männer schien offenbar nicht zu stark störend zu sein. Gegen sechs Uhr mochte ich mich nicht mehr hin und her wälzen und die Blase drückte. In T-Shirt und Pyjama-Hose ging ich zur Toilette und bestaunte dann die Sonne, welcher wegen des Rauchs der Waldbrände blutrot am Morgenhimmel stand.

Blutrote Sonne über dem Oceanside RV Park

Zum Frühstück gab es «Lütteri-Kaffee» (die Bialetti blieb noch unbenutzt), Brot und Konfitüre. Rosette machte ein Müesli mit frischen Früchten. Danach räumten wir definitiv alles fertig ein und dockten ab.

Wir fahren nun gen Norden und ich sitze hinten im Motorhome am Tisch und schreibe diese paar Zeilen im wankenden Gefährt. 

Wir wünschen einen guten Start in die heisse, neue Woche und sind gespannt, wie es hier weitergeht.

Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.