#ToTheNorth23, von Süd nach Nord auf Vancouver Island

22. August 2023 - Lesezeit: 9 Minuten

Abfahrt gen Norden

Den letzten Beitrag habe ich ja im Motorhome getippt. Dieses Mal an einem Tisch in Port Hardy, was etwas leichter fällt.

Wir fuhren via Nanaimo und Parksville parallel zur «Strait of Georgia» in Richtung Norden. Viel auf der Autobahn, teilweise versuchten wir aber auch auf den Nebenstrassen näher zum Wasser zu fahren. Wir waren erst etwas nervös, ob der eine, immer noch wütende, Waldbrand in der Strathcona Region ein Problem wäre. Aber der Brand ist zu weit im Landesinnern, als dass der Verkehr ein Problem hätte. Die Sicht war aber beim Blick zum Horizont immer noch leicht getrübt.

Unterwegs landeten wir einmal mehr in einem Walmart (die haben Canada erobert, Gopf!) in Courtenay, wo wir noch Salatbesteck, einen Kartoffelstampfer und eine Schüssel kauften.

Das Motorhome ist zwar absolut ok, die Ausrüstung ist aber noch minimaler, als bisher erlebt. 4 Teller, 4 Messer, 4 Gabeln etc. von allem nur gerade 4 Stück. Bei der Suche nach Gegenständen fanden wir dann im Reinigungskübel in der Toilette den Gasanzünder, den wir vermisst und zusätzlich eingekauft hatten. 🤷🏼‍♂️

Eigentlich peilten wir einen Campground in Campbell River im Elk Falls Provincial Park an. Der Campground war aber total überfüllt, überall waren Fischer unterwegs, welche sich im Fluss fast Schulter an Schulter reihten.

Wir fuhren in den Campground rein und versuchten herauszufinden, ob es noch freie Plätze hat. Wir fanden dann tatsächlich die Site 68 ohne einen Zettel. Als wir dann zu Fuss zum Eingang runter gingen, um zu versuchen, die Site zu registrieren, war einerseits kein Mensch da und auch keine Zettel/Briefkasten, aber andererseits sahen wir nun, dass die Sites 1-70 nur für registrierte Gäste waren. In der Liste der Sites mit Reservationen war auch die 68 aufgeführt mit einem Namen und Anreisedatum am selbigen Tag. Komischerweise waren alle anderen Sites mit einem Reservationszettel versehen.

Wir wollten aber nicht pokern und auf einen No-Show hoffen, deshalb packten wir die Campingstühle wieder ein, fuhren den Slideout ein und verliessen den Campground wieder.

Kurze Zeit später ging beim Ort «Bloedel» (kein Witz!) links die Menzies Road ab und dort sollte es offenbar rund 10 Kilometer im Landesinnern mindestens einen oder mehrere BC Recreation Sites mit Stellplätzen haben.

Die Strasse sei geteert («paved») meinte Adi, während ich da in die schmale Strasse einbog. Allerdings war nach fünf Metern fertig mit Teer und es folgte eine Schotterpiste. Nach ein paar hundert Metern wurde sie noch etwas klappriger und Adi hatte ein wenig Muffensausen. Aber ich konnte nicht mehr wenden und so fuhren wir halt tapfer weiter. 

Mit 15 bis maximal 25 Kilometer pro Stunde ratterten wir über die Wellblechpiste mit Schlaglöchern, gefolgt von anderen Fahrzeugen inkl. Motorhomes, was uns doch versicherte, dass wir nicht total falsch lagen.

Aber plötzlich waren die Autos hinter uns weg und trotz langen Gesichtern blieb uns nichts anderes übrig, als weiter zu fahren. Das GPS zeigte schon lange nur noch leere Flächen und die Handys hatten seit einer Viertelstunde auch keinen Empfang mehr, als wir plötzlich auf die «Pacific Yew Recreation Site» am Mohun Lake trafen.

Zwar war kein Host anwesend, aber zwei Sites waren noch als available angeschrieben. Adi spurtete schnell zum See runter und hinüber zu den Sites und winkte uns dann die sehr steile Strasse runter zum Platz 22.

Am Mohun Lake

Die Lage des Camping Platzes gleich am recht grossen See ist sehr toll. Da die anderen Gäste auch eher leise waren und man ausser einem seltenen Überflug eines Jets keine Quelle hatte, war es sehr ruhig.

Einziger Negativpunkt, es bestand ein Verbot für Grillfeuer. Dafür hatten wir aber volles Verständnis. Aber einige der Gäste im Campground focht  das nicht an, wie wir später am Abend feststellten. Was ebenfalls etwas gewöhnungsbedürftig war, war der süssliche Duft von Cannabis, der da überall ein wenig herumlag. In British Columbia ist ja Kiffen legal, und das merkt man immer mal wieder.

Dafür war ab hier kein Rauch mehr in der Luft, da vom Nordwesten eher frische, kühle Luft herangetragen wurde. Wobei man mit dem Blick gen Süden immer noch eine am Horizont vorhandene Trübung feststellen konnte.

Am Mohun Lake, das Wasser hat etwas Wellen, der Himmel ist grau

Es hatte eine Bären-Warnung beim Host oben und einige, nicht näher genannte männliche Mitreisende machte das leicht nervös. Ich witzelte natürlich herum. Aber der Kollege liess nicht so schnell beruhigen und wollte deshalb auch lieber auf eine Jogging-Runde verzichten.

Nach dem Nachtessen sassen wir noch etwas draussen in unseren Stühlen und Adi musste die im Duty-Free gekaufte Flasche «Appenzeller» natürlich einweihen. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber ich bin für solche Sachen durchaus zu haben.

Wir gähnten uns dann kurz nach 9 Uhr nur noch an und so bauten wir die Sitzgruppe wieder zum Bett um und die Mitreisenden propften sich die Ohren zu, um mein Geschnarche zu ertragen. Sorry, gäll! 😬

Auf nach Port Hardy

Ich wurde wieder früh (kurz nach sechs Uhr) wach, obwohl ich keinen Wecker gestellt hatte. Gegen Morgen wird es im Motorhome doch etwas frisch, aber noch nicht wirklich kalt. Auch Adi kam grad auf die Beine. Während ich zum «Outhouse» ging, war er schon kurz am See und zeigte mir die Aufnahmen.

Ich zog mir dann zuerst mal die richtigen Schuhe an und ging auch runter, um einen Schnappschuss zu machen. Die «Mohun Island» in der Bildmitte hätte offenbar auch eine Recreation Site, aber die erreicht man wohl nur mit dem Kanu.

Morgenstimmung am Mohun Lake, in der Bildmitte die Mohun Island

Natürlich gingen wir alle dann runter, um die Smartphones mit frischen Bildern zu betanken, bevor wir uns dann wieder Frühstück machten. Zum Entsetzen meiner Mitreisenden öffnete ich dann eine Dose «crunchy Peanut-Butter» und strich mir eines der Brote sogar noch Erdbeerkonfitüre dazu. Wenn man einmal auf den Geschmack gekommen ist, will Mann das gelegentlich nicht missen! 😇

Camper mit ausgefahrenem Slideout

Nach dem Abwasch machten wir uns reisefertig und diesmal fuhr Rosette auf der Schotterpiste zurück. Sie musste die Hinfahrt auf dem Fauteuil hinter dem Beifahrersitz erdulden und wird leicht reisekrank, wenn sie nicht vorne sitzt. Vor allem, wenn es so «gaagelet», wie hier.

Wir waren froh, nach rund vierzig Minuten wieder vorne zu sein und studierten da noch einmal das Schild. Da stand halt nichts von «paved», eher von 9.7 Kilometer «active logging road» und anschliessenden 6.5 Kilometer «rough gravel road». So war es wohl gut, dass wir nur bis zum ersten Campground gefahren waren.

Die Fahrt nach Norden unterbrachen wir noch kurz in Port McNeill, wo wir uns in der lokalen Microbrewery uns noch einen kleinen Snack und die Männer sich einen Hopfentee gönnten.

Ein grosses Glas Bier mit einer schönen Schaumkrone

Nach einem kleinen Einkauf, wir hatten die Marshmallows vergessen, ging es weiter nach Port Hardy, wo wir mit einem kleinen Umweg unseren Campground erreichten.

Am Dienstag, also Morgen, geht es sehr früh los. Die Fähre geht um 7:30 Uhr und wir sollten 90 Minuten vorher dort sein.

Daher werden wir wohl wieder etwas offline sein, bis ein weiterer Beitrag kommt. Stay tuned… 😉

Karte der beschriebenen Route

Nachträglich hinzugefügt, Link auf Google Maps.

Kartenausschnitt aus Google Maps

Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.