Yukon 2019, Dawson City / Top of the World Highway

7. September 2019 - Lesezeit: 11 Minuten

Dawson City

In Dawson City blieben wir zwei Nächte lang.Die erste Nacht war im Goldrush Campground in der Stadt. So hatten wir mal wieder die Gelegenheit für eine Dusche. Um zu Waschen, war es noch zu früh, wir waren ja erst drei Tage unterwegs. Als ich in den Duschraum wollte, kam mir gerade Markus entgegen, den wir ja einen Tag vorher am Five Mile Lake kennengelernt hatten. Er und Miriam waren mit ihrem Wagen ein paar Stellplätze weiter runter, deshalb hatten wir sie am Vorabend nicht gesehen. Ich sagte ihm, dass wir einen Tag mehr in Dawson City bleiben würden und wir uns deshalb wohl nicht mehr sehen würden.

Wir trödelten ein wenig herum und so war es bereits nach 11 Uhr, als wir die Leinen los machten. Wir füllten den Frischwasser-Tank nochmals mit reichlich gechlortem Wasser 🤢  und gingen das erste Mal zu einem Dump. Dort stand ein Wagen mit Österreicher Kennschild im Weg, während die Eigner – ein junges Paar - herumstanden und rauchten. Auf ein Handzeichen machten sie den Platz frei und der junge Mann mit Rauschebart kam dann auf einen Schwatz zu uns. Ich bin nicht so gut in Dialekten, aber ich tippe jetzt mal auf Tirol. Sie waren sechs Monate unterwegs von Halifax, wo sie anlandeten durch die ganzen Staaten bis nach Louisiana und durch Texas und danach die Westküste hoch.

Wie viele andere Leute, die wir trafen, wollten die Beiden auch auf den Dempster Highway. Der ist aber nach einem Unglück mit einem Propangas-Lastwagen etwas länger gesperrt. 😱

Nachdem wir die Tanks geleert hatten, fuhren wir das Motorhome ein paar Strassen nach vorne vor das Museum bei der Feuerwehr-Halle. Wir wollten nicht mehrmals mit dem Motorhome über den Yukon fahren und gingen deshalb zu Fuss in den Yukon River Campground, um dort einen Stellplatz zu reservieren.

Und da die Welt klein ist, trafen wir Markus und Miriam auf der Fähre wieder. Wir winkten ihnen dann zum Abschied nochmals nach, als sie auf den Top Of The World Highway fuhren.

Blick über den Yukon auf der Fähre bei Dawson City

Der kurze Fussmarsch hoch zum Eingang des Campgrounds und dann runter bis zum Fluss mit den schönen Stellplätzen gemahnte mich an die Reise 1996, als ich spät gegen Mitternacht von einem Besuch in der Stadt zurückkam und erst am Westufer merkte, dass eine Taschenlampe keine schlechte Idee gewesen wäre. Und nein, ein Handy mit brauchbarem Blitzlicht gab es damals noch nicht.

Campground-Schild mit Warnung vor Bären

Nachdem wir uns einen schönen Stellplatz ausgesucht hatten, stellten wir fest, dass es keine Registrierungsformulare mehr in der Box hatte. Also zogen wir ein paar ungültige Zettel ab, verwendeten die Rückseite als Notiz und schrieben noch einen Reminder für die Parkverwaltung an die Registrierungs-Pinwand. Dann kehrten wir zurück zum Städtchen und machten eine kleine Shopping-Tour.

Zuerst meldete ich aber pflichtbewusst im Visitor-Center, dass es keine Registrierungsformulare gäbe. Die Angestellte rief dann irgendwo an, um das mitzuteilen. Auf dem Einkaufszettel stand eigentlich nur Muskatnuss und ein Kartoffelstampfer. Aber es wurden dann noch ein paar Dinge mehr, inklusive T-Shirts und Postkarten.

Die kanadische Post ist bei den Tarifen eher im Hochpreissegment, aber was macht nicht alles, gällezi Herr J.B.! 😉

Zum Abschluss gab es auf den Bänken auf dem Uferdamm des Yukon-River noch einen kleinen Dessert und anschliessend einen Espresso im Café an der Hauptstrasse.

Blick vom Damm am Yukon auf die Hauptstrasse von Dawson City

Danach holten wir das Motorhome und fuhren die steile Strecke zum «Midnight Dome» hoch. Hier wollten wir den phänomenalen Rundblick über die Landschaft geniessen.

Es hatte schon ein paar Leute dort oben, welche sich auch nicht an der Landschaft satt sehen konnten. Den Gleitschirmflieger, der eben dort startete, habe ich auf Video, weiss aber noch nicht, wie ich das hier einbette. Also lasse ich es mal.

Aussicht vom Midnight Dome ob Dawson City über den Klondike und den Yukon River

Nach einem kurzen Besuch auf dem Pionier-Friedhof fuhren wir mit dem Motorhome auf die Fähre. Der Einweiser motzte lauthals über den vor uns fahrenden Van und den anderen Einweiser, der offenbar seine Regieanweisungen nicht verstand. Wir wurden dann auf die linke Seite der Fähre gewiesen. Ich kam gut auf die Brücke, aber das Hinterteil des Motorhomes schepperte irgendwie schon noch recht beim Auffahren. Immerhin, wir konnten keine Schäden feststellen und die Kisten müssen eigentlich etwas vertragen.

An unserem Stellplatz hatte eine treue Seele schon einen Registrierungszettel hingeklemmt, offenbar hat unsere Meldung funktioniert. Auf dem Rückweg zum Motorhome traf ich dann die Nachbarin zu unserer Rechten an. Sie war – wie nicht anders zu erwarten – Schweizerin. Es wimmelt hier eigentlich von Deutschen und Schweizern.

Wir grillierten uns Rindersteaks und kochten die letzten zwei Monsterkartoffeln dazu. Dank meiner Reisebegleitung lebe ich hier gesünder als zuhause, es gibt zu jedem Nachtessen auch immer Salat. Es wurde wieder schnell kühl. Ob es Nordlichter gäbe, hatte mich die Nachbarin gefragt? Ich ging nicht extra nachschauen. 😇

Gegen Morgen vermisste ich ein wenig meinen Faserpelz auf den Füssen. Der Schlafsack gibt grundsätzlich genügend warm für die Nächte, auch wenn das Thermometer auf  2-4°C sinkt. Aber gegen Morgen kühlen meine Füsse aus und ich döse lieber mit ausgestreckten, als angezogenen Beinen noch ein wenig vor mich her.

Nach dem Frühstück machten wir unser Motorhome wieder reisefertig. Während die Reisebegleitung noch ein wenig nach Hause telefonierte, ging ich noch schnell ans Ufer runter. Über dem Yukon verzogen sich gerade die letzten Nebelschwaden.

Die letzten Morgennebelschwaden verziehen sich langsam über dem Yukon River bei Dawson City

Auf dem Top Of The World Highway

Die Nachbarin hatte ja schlimme Geschichten von Schweizern gehört, welche den «Top Of The World Highway» herunterkamen. Ich habe da schon verschiedene Zustände erlebt und konnte mir nichts Schlimmeres als den Dempster von 2015 vorstellen. Und tatsächlich war die Strecke eigentlich tadellos auf der kanadischen Seite. Der Asphaltbelag hat sich zwar in den letzten Jahren verflüchtigt, aber die Schlaglöcher waren alle ausgebessert und so konnte man trotzdem mit rund 70-80 Km/h über die Piste brettern.

Wir benutzten die Gelegenheiten, bei einigen Ausstellplätzen rauszufahren. Teilweise hat es hier interessante Schilder, welche die Geschichte oder Geographie des Yukon beleuchten. Und natürlich konnten wir uns nicht an den Herbstfarben sattsehen. 😍

Herbstfarben unterwegs auf dem Top Of The World Highway

Irgendwann kam dann bei Poker Creek die Grenze nach Alaska. Die Zöllnerin fragte nach Früchten, Gemüse und Alkohol. Pflichtbewusst begann ich die Alkoholika aufzuzählen und nach dem Bier verlor sie das Interesse. Das war durchaus in unserem Sinne, denn bei den Lebensmitteln gilt eine ziemlich rigide Regel hinsichtlich Zitrusfrüchten und lauchartigen Gemüse. Wobei, für den Eigenkonsum ist es wohl kein Problem. Dann durften wir den Wagen parkieren und uns im Innern der Einreiseprozedur unterziehen.

Meine Reisebegleitung musste das ESTA ausfüllen. Meines war noch gültig. Der junge Zöllner war relativ kurz angebunden, aber freundlich und liess sich sogar ein wenig Smalltalk entlocken.

Zwölf Taler ärmer verliessen wir den Grenzort und fuhren weiter. Am Anfang, bis zur Verzweigung nach Eagle, ist der Highway etwa 2015 neu geteert worden und piekfein. Dann wird es bis Chicken etwas ruppig.

Leider hatte das Kaffee in Chicken bereits wegen Ende Saison geschlossen. Wieder ein Versprechen, das ich nicht einhalten konnte. Hatte ich doch warme Zimtschnecken in Aussicht gestellt. Im Andenkenshop gab es aber auch Espresso. Meine Reisebegleitung beklagte sich ein wenig, dass wir zu wenig Halte eingelegt hätten. Tatsächlich «frassen» wir heute etwas (zu viele?) Kilometer.

Unterwegs auf dem Top Of The World Highway

Die Strasse war weiterhin immer wieder mit guten Abschnitten, aber auch mit einigen Belagschäden bzw. Schotterstrecken mit einigen Schlaglöchern versehen.

Und dann bogen wir bei Tetlin Junction wieder auf den Alaska Highway ein und fuhren nach Tok. Hier sind wir im «Sourdough Campground», wieder privat mit Wasser und Strom. Der Campground ist aber auf den Zielgeraden, in einer Woche machen sie hier winterfertig und schliessen.

Ich habe nun mein iPad mit dem AT&T-Account als Hotspot aktiv und spare dem Swisscom Datenpaket noch ein wenig Bandbreite ab.

Morgen fahren wir nach Süden auf dem Tok Cutoff und dann in den Denali Highway. D.h. wir werden wohl wieder etwas offline unterwegs sein, bis wir im Denali Nationalpark ankommen.

Euch zu Hause dann mal ein schönes Wochenende!

Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.