Ich schlief recht gut, auch wenn es dazwischen wache Phasen gab. Der Jet-Lag geht ja in beide Richtungen. Aber ich lasse mich nicht stressen und so war ich sehr erholt, als der Wecker gegen die sieben Uhr klingelte.
Mit etwas Hilfe von meiner älteren Schwester kriegte ich den Dispenser meiner Body-Lotion doch noch fit und konnte nach der Dusche meine Füsse und Schienbeine eincremen. Ich bin nicht sicher, ob es an der Reise, der Ernährung oder am vielen Javel-Wasser in der Hotelwäsche liegt. Ev. auch an der Jahreszeit, da ich es zu Hause manchmal auch habe. Aber hier ist es zum Verrücktwerden mit dem Jucken und wenn ich mal kratze, dann endet es nicht gut.
Das Hotelfrühstück war ok. Auch wenn ich persönlich jetzt die Waffeleisen, welche auch aus einem Meter Distanz noch spürbar Wärme abgaben, nicht gleich neben den Kühlschrank gestellt hätte. Aber es gab Bagel und Toast, sowie Eier-Omeletten mit Fleischbeilage auf Wunsch. Alles in Selbstbedienung und der Kaffee war sogar einigermassen geniessbar.
Ich nahm um 9:25 Uhr den Hotelshuttle zurück zum Flughafen und dann begann die Odyssee. Auf dem Gutschein der Vermietung (Sunny-Cars) stand: «Suite Ct-1, opposite the arrival hall» bzw. «Bitte begeben Sie sich zum Schalter von National (Dynamic) in der Ankunftshalle».
Nur gab es weder diese Suite Ct-1 noch einen Schalter von National. Überhaupt war in diesem ganzen verf… Flughafen nirgends etwas von Autovermietung zu lesen. Die Baustelle hier zeigt vermutlich den früheren (und später wieder neuen) Standort der Vermietungen.
Diverse Mitarbeitende, welche ich befragte, wiesen mich irgendwohin und andere Fluggäste standen ebenfalls fluchend herum und suchten ihre Mietwagen. Irgend jemand meinte dann, ich müsse den Shuttle P-4 suchen, aber wo der war, konnte er mir auch nicht sagen. Einmal sah ich einen Bus wegfahren, der ein wenig wie einer der Autovermietungen aussah, aber er war schon fast vom Flughafen weg und war orange. Bei National erwarte ich eher grün oder blau (für Alamo).
Irgendwann schrieb ich meinem Reisebüro eine E-Mail und rief auf deren Rat direkt der Hotline von Sunny-Cars an. Die Frau am Apparat war aber auch nicht in der Lage mir zu helfen. Schlussendlich nahm ich nach einer Dreiviertelstunde einfach einen Uber und fuhr an die Adresse, welche im Internet angegeben war.
Tatsächlich konnte ich hier eine Mietstation ausfindig machen und bekam nach ein paar Formalitäten einen weissen Nissan Rogue. Ich schilderte dem Mitarbeiter, der mir den Wagen aushändigte mein Missgeschick und er meinte, ich könne den Wagen als Ausgleich für die Umtriebe auch leer zurückgeben und müsse ihn nicht volltanken. Eine faire Lösung.
Nachdem ich mich einigermassen mit dem Wagen vertraut gemacht hatte, ging es los. Erstes Problem bei der Ausfahrt, wo man die Papiere vorweisen muss: «wie kriege ich die verfluchten Fenster runter!». Ok, reinfassen und nach hinten ziehen. Nur drücken reicht nicht. Dann raus bis zu irgend einem Parkplatz, wo ich besseren Empfang hatte und Google Maps in Betrieb nehmen konnte. Ich habe zwar mein Garmin dabei, aber noch keine Lust, es zu montieren.
Ich bereute es nach kurzer Zeit, denn sowohl Darstellung als auch Ansagen sind bei Garmin deutlich besser. So fuhr ich eine extra Runde im Stadtverkehr um einen Kreisel, weil ich danach ein Durcheinander mit Est und Ouest hatte. Und natürlich nicht sofort realisierte, dass ich nach Montréal musste, denn der Flughafen liegt in Dorval.
Nachdem ich die Stadt über eine der grossen Brücken über den Sankt-Lorenz-Strom verlassen hatte, ging es auf der Autobahn flott ostwärts. Die Kanadier halten sich nicht gross an die angeschriebenen Höchstgeschwindigkeiten, wobei ich keinen Stress hatte und auch keinen Risikoappetit. Obwohl ich fast zwei Jahre nicht mehr am Steuer gesessen hatte, fühlte ich mich recht schnell wieder sicher.
Allerdings leerte es bald aus allen Kübeln und die Sicht war dementsprechend nicht so toll. Die rücksichtslosen Typen, welche einem beim Überholen und bei solchem Wetter ein paar Meter vor den Wagen wieder reinziehen, habe ich kräftig verflucht.
In Richelieu sah ich Schilder, welche Tankstellen und Restaurants anzeigten. Um Kollege Andy ein wenig zu triezen, fuhr ich zu Tim Hortons und liess mir dort neben einem leicht verbrannten doppelten Espresso ein «Beignette aux Pommes», wie die Apple Fritters hier heissen, servieren.
Da ich danach doch noch etwas Hunger bekam, ass ich noch ein kleines BLT à la Tim und prompt begann es kräftig zu regnen, als ich zum Auto zurück wollte. Ich schloss den Wagen von drinnen auf und rannte rüber.
Unterwegs sah ich eine Person in oranger Warnweste und eine weitere Person an der abfallenden Böschung stehen. Erst als ich auf ihrer Höhe war, sah ich, dass darunter ein Wagen lag, der sich überschlagen hatte. Mann, das fährt einem dann doch ein.
Auf der weiteren Fahrt spürte ich dann die Müdigkeit mit Essen und Jetlag etwas hochkommen und fuhr irgendwo noch einmal ab der Autobahn, um an einer Raststätte eine Viertelstunde ein Powernap zu machen. Ich wollte ja nicht, wie der andere Wagen enden.
Das Navi lotste mich gut zur Unterkunft, wo mich eine nette Person mit recht verständlichem Französisch begrüsste und einwies.
Ich bekam einen Restaurant-Empfehlung und einen kleinen Stadtplan.
Danach montierte ich robustere Schuhe, holte die Regenjacke aus dem Koffer und machte mich auf den Weg. Und nach einer halben Stunde holte ich dann auch noch den Regenschirm aus der Umhängetasche.
Ich bewunderte den Wasserfall des Magog River, der mindestens an den Rheinfall herankommt, Kollege Adi meinte gar, an die Niagara-Fälle und spazierte dann ein wenig durch die Einkaufsstrasse.
Unterwegs löschte ich noch meinen Durst in einem Subway und kam dann zurück auf dem Hügel zu den beschriebenen Murals, welche toll aussehen. 🥰
Als ich dann auf der Karte nachsah, wo ich war, bemerkte ich, dass das empfohlene Restaurant «Antidote Foodlab» sehr nahe war. Das es bereits um 17 Uhr öffnete, suchte ich es, was angesichts der Platzierung im seitlichen Untergeschoss eines Gebäudes, das nicht mit dem Restaurantnamen angeschrieben war, doch eine kleine Herausforderung bot.
Kurz vor sechs Uhr durfte ich Platz nehmen. Leider etwas schummrig beleuchtet, so dass ich kein Bild vom Schwarzbären an der Wand machen konnte, schade, gell Adi!
Er passte auch nicht so wirklich in das sehr schön eingerichtete Restaurant. Ich hatte zwei Gläser Wein, ein kräftiger Weisser (Leuconoe der Cantine Madonna delle Grazie aus Aglianico-Trauben) und zum Hauptgang einen Roten. Das Essen war ausgezeichnet, mehr verrate ich hier nicht. Ich poste sonst schon zu viel Essen. 😇
Das Restaurant ist zwar nicht gerade preiswert, aber jeden Franken wert.
Zurück im Hotelzimmer machte ich Pläne für die nächsten Tage. Das von Hene empfohlene «Auberge Mange Grenouille» in Le Bic ist leider erst Ende Oktober wieder verfügbar für Übernachtungen. Also habe ich mal… äh, das verrate ich Euch noch nicht!
Da es nun 22:32 Uhr ist, steht Zähne putzen und schlafen an. Bis dann… man liest sich!
WeiterlesenDie Nacht war erstaunlich gut, nachdem ich gestern Abend noch so eine leichte Abreise-Verstimmung hatte und fast nichts essen mochte. Zwar ein paar komische Träume, welche aber schon wieder verflogen sind.
Aus früherer Reise, nach dem Duschen nicht eincremen, denn die meisten Körperlotions haben Glyzerin drin, was die Scanner an den Flughäfen nicht gerne erschnüffeln. Meine Schienbeine werden es überleben, mache mir eher Sorgen für die Hotels, welche ihre Bettwäsche teilweise noch sehr stark mit Javel-Wasser reinigen. Chlor vertrage ich nicht so gut. Aber eine grosse Dose Creme habe ich ja im Gepäck.
Noch zwei Espressi und dann der Rundblick, was habe ich alles vergessen? Vermutlich nichts, was sich nicht später noch einkaufen lässt.
Spontan hatte ich gestern Abend noch den kleinen Koffer dazu gepackt. So kann ich genügend Schuhe und Jacken auch für schlechteres Wetter mitnehmen. Mal schauen, wie gut es zwei Rollkoffern, einem Rucksack und einer Umhängetasche geht.
Ich bin ja in der ausserordentlich feudalen Situation, dass ich aufgrund meines fortgeschrittenen Alters und entsprechenden Berufsjahren (die ich immer beim selben Arbeitgeber verbracht habe), sehr, sehr, sehr viele Ferien habe.
So viele, dass ich gleich eine Woche davon in einen Fonds gesteckt habe, wo ich auch ein wenig Lohnprozente hineinstecke, um dann nächstes Jahr mal drei Monate auf 80% zu reduzieren.
Die anderen Wochen wollte ich im Lauf des Jahres beziehen. Aufgrund meiner Selbstkenntnis versuche ich die ein wenig zu verteilten. Werde ich doch je nach Arbeitslast ein wenig noch mehr grumpy, als ich schon sonst bin. Dabei versuche ich jeweils ein wenig Rücksicht auf die Teammitglieder zu nehmen.
Also gab es eine Woche im April. Da ich mir keine Vorbereitung leistete, blieb ich zu Hause, räumte doch nicht die Wohnung auf und las zu viele geschäftliche Mails.
Im Juli wollte ich es besser machen und nahm mir vor, ein paar Tage in der Bretagne zu verbringen und viele Muscheln zu essen. War schön, ausser dass wohl eine Muschel nicht gut war… Mit entsprechenden Folgen. 🤢
War trotzdem danach schön. Ausser etwas Stress auf der Rückreise wegen einer Fahrleitungsstörung.
Irgendwie ist die Zeit ins Land gegangen und ich kam gar nicht mehr dazu, den Rest der Reise zu verbloggen. 😳
Ich versuche nun, mein Erinnerungsvermögen zu testen, die Geschichte vom letzten Beitrag aufzunehmen und den Bericht zu unseren Ferien in Japan zu vollenden.
Wir hatten im Hotelpreis das Frühstück inbegriffen und konnten so frisch gestärkt in den Mittwoch starten. Wir hatten kein grosses Programm und wollten uns deshalb mal zu Fuss aufmachen. Das Wetter hatte doch merklich abgekühlt und war auf erwartetem November-Niveau, vorher war es ja viel zu warm.
Nur gerade einen knappen Kilometer vom Hotel entfernt kamen wir an einer Tempelanlage vorbei und gingen ziemlich unvorbereitet hinein.
Nachdem wir uns ein wenig umgesehen hatten, bemerkten wir eine Treppe, wo immer wieder Leute hinaufgingen und oben bei einer Kassenstelle bezahlten. Neugierig, machten wir uns auf, das zu erkunden.
Ich dachte, wir hätten alle Feiertage gecheckt vor Abreise und nur den japanischen Sporttag Anfang Ferien gesehen. Aber offenbar der 3. November jeden Jahres der landesweite, japanische Kulturtag «Bunka no Hi» mit vielen Ausstellungen und Umzügen.
Hier noch das Video vom ersten Tag, als wir beinahe in der Stadt stecken blieben. Unbedingt Sound on! 😂
Viele Japaner nutzen dieses Jahr die Gelegenheit und so war Hakone eigentlich ziemlich überlaufen. Also nicht nur von ungehobelten Western und drängelnden Chinesen, sondern eben auch von höflichen Japanern und Japanerinnen.
Wir hatten am Vortag einen Zweitagespass für das Touristikgebiet gekauft. Hene mochte sich noch den Aufenthalt und die Reise über den Owakudani vor Jahren erinnern, also machten wir uns am Montag auf.
Wir gönnten uns auf Empfehlung von Kollege Stephan im ANA Crowne noch das Frühstücksbuffet, bevor wir unsere Koffer einmal mehr schlossen.
Unser Shinkansen nach Nagoya war in einer Serie von drei Zügen, welche in rund 6 Minuten hintereinander einfuhren. Diesmal standen wir richtig und nutzen die Rückseite der ersten Sitze für unsere Taschen/Koffer. Ich habe erst beim Rausgehen bemerkt, dass die Plätze eigentlich reserviert für die Sitzreihe 1 gewesen wäre. 😬
Die Fahrt nach Nagoya dauerte ein wenig über eine Stunde und ist eher flach, also mit ein wenig Aussicht. Aber das Wetter war sowieso eher mau.