Herbstferien mit Hene, Noboribetsu Onsen und Fahrt nach Matsushima (日本2024)

21. Oktober 2024 Lesezeit: 6 Minuten

Die Fahrt mit der Gondelbahn dauert rund 10 Minuten und überwindet die rund 300 Höhenmeter bis zur Bergstation.

Dort oben gibt es – wie der Name schon sagt – eine Bärenstation. Die wohl rund 12-15 Bären sind auf verschiedene Gehege aufgeteilt. Die Böden sind betoniert und mit ein paar wenigen Klettergelegenheiten und Bächlein, bzw. Teichs (eher grossen Pfützen) ausgestattet. Eher Oldstyle Bärengraben Bern, denn auf dem Niveau des Bärenparks. Für ein paar Yen kann man sich aus den Automaten Häppchen für die Bären kaufen und sie ihnen zuwerfen. Was sie nicht erwischen, schnappen sich die Raben. Diese müssen das Futter aber erst im Wasser einweichen, weil es zu gross für ihre Schnäbel ist.

Bären blicken aus dem Gehege hoch zu den Menschen

Es gibt auch eine kleine Eichhörnchen-Station, über den Zustand der Tiere dort schreibe ich lieber nichts.

Wir sahen uns dann das regelmässig durchgeführte Entenrennen an. Die Tiere werden in einen kleinen Stall getrieben und wenn sich die Klappe öffnet, sollen sie so schnell wie möglich durch das Wasser zum Ziel schwimmen. Vor dem Start kann man sich für etwas mehr als einen Franken ein Ticket auf den Sieger bzw. die Siegerin kaufen. Als Gewinn gibt es ein kleines Giveaway. Ich habe nicht genau gesehen, was es ist. Wer den Film genau ansieht, sieht die Finte.

Das Ainu Dorf (Urbevölkerung Hokkaidōs) gleich neben der Bergstation zeigt ein paar Schilfhäuser mit Ausstellungsgegenständen, wie Kleidern, Werkzeug oder Kultgegenständen. Dazu läuft ein wenig Gesang in der Sprache der Ainu, welche sehr an mongolisch bzw die nördlichen Sprachen der Inuit oder Nord-Uhreinwohner erinnert.

Der Lake Kuttara ist einer der saubersten Seen Japans, deshalb ist die Sicht offenbar beinahe 19 Meter unter Wasser und die Farbe ist satt blau. Das kenne ich ein wenig von meinen USA-Ferien am Crater Lake in Oregon.

Der stahlblaue Lake Kuttara in seiner Caldera

Nach einem kleinen Snack, einem Hot Dog im Holzkohlebrötchen und einem Getränk fuhren wir wieder runter.

Ein Hotdog in einem schwarzen Brötchen mit Sauce dekoriert, daneben ein Mango-Drink

Im Dörfchen entschlossen wir uns, aufgrund des schönen Sonnenscheins noch einmal ins vulkanische Gebiet hoch zu begeben, um zu fotografieren. Wir waren nicht alleine! 😂

Das Jigokudani Valley mit rauchenden Schloten und farbigen Felsformationen unter blauem Himmel

Onsen

Danach stand mein erster Besuch in einem Onsen an. Wir entschloss uns, nicht in den riesigen Onsen vis-à-vis im Dai-ichi Takimotokan zu gehen, sondern den hoteleigenen Onsen im Untergeschoss des Adex-Inn zu besuchen. Noch etwas Googlen und Hene befragen, zog ich mal den Schmuck ab und wickelte den Yukata korrekt um meinen Bauch. Flip-Flops sind mir eine Pein, aber bis in das erste Geschoss (Japan kennt wie die USA kein Parterre) schaffte ich es. Der Onsen gehörte uns alleine. Er war etwa 4x3m und rund einen Meter tief. Die Brille beschlug sich sofort, so dass mir in den Sinn kam, sie abzulegen.

Man setzt sich auf die kleinen Schemelchen und wäscht sich von Kopf bis Fuss, bevor man vorsichtig in die heisse, trübe, schweflige Suppe steigt, welche aus den heissen Quellen hinter dem Hotel in das Becken fliesst. Den Waschlappen, mit welchem man sich das Gesicht abtupfen kann, legt man sonst gefaltet auf den Kopf.

Das heisse Bad tat nicht nur der Seele, sondern auch der Haut sehr gut.

Nachtessen

Vor dem Nachtessen gab es einen Kaffee in der Lobby, während der ich schon mal einen schönen Teil des Blogbeitrags tippselte.

Dieses Mal gingen wir ein paar Meter weiter zu einem Restaurant, das am Samstag für Gruppen reserviert war.

Die Front des Restaurants mit vielen Displays

Der Kellner bedeutete uns, dass er gerade noch einen Tisch reinige, danach konnten wir eintreten. Zwischen den Tischs ga es Rollos, welche den Blick auf die anderen Gäste etwas verbarg.

Auch dieses Restaurant hatte einen Tischgrill, aber dieses Mal mit Kohlebriketts. Wir bestellten ein scharfes Nudelgericht, wobei der Kellner uns etwas vor dem Fleisch warnte. Dazu noch ein wenig Hühnerfleisch mit Gemüse.

Die Nudeln waren würzig-scharf, ohne dass man gleich sterben wollte. Darin hatte es neben ein wenig Gemüse auch dünn geschnittene Streifen vom Schwein, aber auch sehr fettige Stücke Schweinebauch. Mit gut kauen und tapfer schlucken, ging es bei mir runter. Hene hatte etwas mehr Mühe. Die Pouletstückchen und das Gemüse rösteten wir auf dem Grill, mit etwas Asahi Super Dry spülten wir nach.

Tischgrill im Restaurant, belegt mit Huhn und Gemüse

Zum Schluss gab es einen Sake aus Hokkaidō. Der roch in der Nase extrem fruchtig. Allerdings bin ich sonst gar nicht Fan des leicht sauren Getränks.

Dieses Mal kamen wir mit rund 20 Franken pro Person sehr günstig davon.

Noboribetsu - Matsushima

Der Checkout im Hotel war gleich, wie das Checkin. Mit etwas Hilfe des Angestellten klickten wir uns ins Menu und schoben dann unsere Hotelkarten ein. KlingKlangKlong und gut ist.

Danach gab es Kaffee und Croissant für den Hene, ich nahm ein Mini-Baguette, welches wirklich vorzüglich knusprig und innen wattig war.

Gegen halb zehn Uhr verliessen wir unser Hotel und sagten dem «Enmadō» Adieu. Wenn er loslegt, wechselt sein Gesicht und seine Augen blitzen und er droht den Erwachsenen und den Kindern.

Der übergrosse Enmadō sitzt auf seinem Sessel und blickt kommentarlos zu den Passanten

Die Bustickets bekamen wir dieses Mal bei einem Angestellten an der Haltestelle. Der Bus, welcher dann später herannahte, war schon ordentlich voll, so dass es mit all dem Gepäck eine ziemliche «Druggette» gab. Zum Glück ist die Fahrt bis zum Bahnhof Noboribetsu nur rund 20 Minuten.

Als es beim Bahnhof hiess, man dürfe nun aufs Perron und müsse beim Ausgang das Ticket zeigen, kamen wir mit dem Japan-Railpass nicht weiter. Der Angestellte sprach uns auf japanisch an und wirkte leicht verzweifelt. Hene zeigte ihm unsere Reservation als Mail und sagte das magische Wort «online», danach verwies er uns an den Schalterbeamten gleich neben ihm. Der nahm unsere Pässe, töggelete die Nummer in seinen Computer und druckte uns dann gleich für die ganze Strecke die Reservierungszettel. Mit dem durften wir dann passieren. 

Auch der Regio-Express bis Shin-Hakodate war gut gefüllt und wir waren froh, dass wir unsere Platzreservation hatten.

Abfahrtsanzeiger im Bahnhof Shin-Hakodate, welche die Abfahrtszeit unseres Shinkansen zeigt

Bei der Reservation des Shinkansen hatten wir den ganzen Zug durchprobiert und nur in einem Wagen zwei Plätze nebeneinander gefunden. Das waren dann die in der vordersten Reihe gleich beim Ausgang.

Ab Shin-Hakodate war der Wagen praktisch leer, was uns sehr verwunderte. Aber an den späteren Stationen füllte er sich aber bis auf den letzten Platz und jedes mal, wenn Leute ausstiegen, wurden die Plätze gleich wieder von neu einsteigenden Fahrgästen besetzt. Die Frau, welche im ersten Abschnitt neben Hene am Fenster sass, schenkte uns noch ein Säckchen Snacks. Es waren süssliche, leicht gummige Soja-Dingens. Kann man essen, macht aber meinem Gaumen nicht wahnsinnig Spass. Wir selbst verzehrten unsere in Hakodate gekauften Sandwiches.

Und schon waren wir in Sendai, wo wir auf die S-Bahn im tieferen Bahnhofteil umstiegen. Wir fuhren in rund 25 Minuten nach Matsushima, wo wir einen Raum in einem Ryokan Hotel für zwei Nächte gebucht haben.

Raum mit zwei Futons am Boden und einem flachen Tischchen am Boden auf den Tatami

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Herbstferien mit Hene, Otaru und Noboribetsu Onsen (日本2024)

20. Oktober 2024 Lesezeit: 13 Minuten

Start in Sapporo

Am Vorabend hatten wir erneut am JR-Billettautomat eine gratis Platzreservation für den Zug nach Otaru gemacht.
Dazu geht man an einen Automaten, auf dessen Display das Wort «Japan Railpass» steht und drückt darauf, danach kommt die Sprachauswahl. Anschliessend kann man den 3D-Barcode des Japan Railpass scannen und muss das mit der Passnummer verifizieren. 
Darauf hin kann man Start- und Zielbahnhof, sowie Datum und Zeit eingeben, um sich den gewünschten Zug anzeigen zu lassen. Via «Select from seat map» lassen sich dann die Plätze auswählen, worauf der Automat die Zettelchen gedruckt werden.

Wir starteten nicht zu früh. Im Bahnhof in den unendlichen Katakomben voller Einkaufsläden und Restaurants/Cafés fanden wir eine Gelegenheit für einen Kaffee und Gebäck. Die Japaner sind sehr gute Bäcker. Die verschiedenen Brötchen oder Süssgebäcke sind sehr schön gearbeitet und schmecken gut. Die süssen Gebäcke sind weniger mit Zucker vollgekleistert, wie häufig bei uns oder gar in den USA.

Auf dem Perron war der Zug schon angeschrieben. Ihr solltet Euch das Video mit eingeschaltetem Audio ansehen/anhören. In Japan bimmelt und klingelt es dauernd irgendwo, die Ansagen sind sehr ausführlich. Akustisch ziemlich herausfordernd. 🤷🏼‍♂️

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Herbstferien mit Hene, Sapporo (日本2024)

18. Oktober 2024 Lesezeit: 9 Minuten

Hotel

Die japanischen Hotels entsprechen durchaus guten, normalen Standards. Räumlich sind sie schon enger, als man es zB aus den USA gewohnt ist. Das gilt auch für die Badezimmer. Dafür sind die Armaturen sehr gut unterhalten und funktionieren logisch. Über die japanischen Toiletten findet man im Internet viele Infos. Geheizter Sitz und automatische Spülung ist das mindeste. Es hat auch immer Duschmittel und Shampoo verfügbar, welche nicht so grob parfümiert sind.

Aber Ablagemöglichkeiten für Kleider und anderes Gepäck sind rar. In Tokio hatten wir wenigstens eine Garderobe, hier war gar nix. Ich schiebe meinen Koffer jeweils unters Bett.

Hotelzimmer im JR East in Sapporo. Zwei Betten, eine kleine Ablage hinten beim Fenster

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Herbstferien mit Hene, mit dem Hayabusa nach Sapporo (日本2024)

17. Oktober 2024 Lesezeit: 9 Minuten

Abreise aus Tokio

Wir verliessen das Hotel relativ früh, da wir uns noch einen Kaffee im Bahnhof gönnen wollten. In Japan haben die meisten Verpflegungsmöglichkeiten im Bahnhof keine Sitzplätze, da der Platz teuer ist.
Wir hatten aber am Vorabend ein kleines Café erspäht, das auch Sitzplätze anbietet. Also bahnten wir uns einen Weg durch die Menschenmassen und zwängten uns auf zwei separate Plätze. Der Kaffee war ausgezeichnet, dazu nahmen wir abgepackte Waffeln, welche aber sehr frisch und lecker waren. Hene konnte sich in der kleinen Raucherkabine im Café noch ein Stück Tabak erhitzen.

Wir fuhren mit der Express S-Bahn nach Tokio, wo wir uns im Shinkansen-Teil natürlich zuerst eine «Ekiben» kauften.

Kiosk mit Abbildern von Verpflegungen in der Auslage

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Herbstferien mit Hene, Tokio auf der Hinreise (日本2024)

15. Oktober 2024 Lesezeit: 12 Minuten

Erster Tag in Japan

Nach der Ankunft zog sich der Tag gefühlt unendlich hin, wir waren beide sehr müde. Irgendwann beschlossen wir, einfach wieder zurück zum Hotel zu gehen und dort etwas früher zu versuchen einzuchecken.

Bahnhof Shinawaga der Japan Rail

Kurz nach 14:00 Uhr standen wir beim Checkin, wo uns ein freundlicher Herr nicht japanischer Herkunft fragte, ob wir reserviert hätten. Er führte uns dann zu einem Self-Checkin, welcher mit seiner Hilfe eigentlich recht gut und schnell funktionierte. Wir mussten noch ein paar Yen Steuern auf das Zimmer bezahlen, was uns verwunderte. Aber wer streitet schon wegen 2.40 CHF. Danach erhielten wir zwei Zimmerkarten und sonst viele Zettelchen dazu.

Das Zimmer trägt die Nummer 3-1523 und ist mit zwei Betten, einer kleinen Garderobe, einem angenehm grossen Badezimmer und einer netten Aussicht auf die Gebäude des Bahnhofs Shinagawa ausgerüstet. Der Stauraum um die Betten ist jedoch eher bescheiden. Ich schiebe meinen Koffer jeweils unters Bett, damit wir genügend Platz haben. Der Preis (180 CHF pro Nacht/Zimmer)  für das sehr zentral gelegene Zimmer war jedoch absolut ok.

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Herbstferien mit Hene, der Plan und die Anreise (日本2024)

14. Oktober 2024 Lesezeit: 9 Minuten

Der Plan

Im Januar reifte der Plan, mit Hene im Spätherbst Japan zu besuchen. Er war vor zwölf Jahren mit Kollegen schon mal dort gewesen. Ich selbst noch nie. Ich habe aber viele Kollegen, welche mir von Japan erzählt und geschwärmt hatten. Deshalb fiel der Entscheid schnell. Wir suchen recht lange selbst nach vernünftigen Ticketpreisen, bevor wir aufgaben und das Vorhaben an Frau Raemy vom Reisebüro Schär in Bern delegierten. Sie fand uns Flüge zu akzeptablen Preisen von Zürich via Wien nach Tokio Haneda und ab dort wieder via London zurück nach Zürich. Ebenso buchte sie uns ein Zimmer in einem Hotel für die ersten zwei Nächte. Im Verlauf des Sommers unterhielten wir uns, wo und was. Aber wir waren uns unschlüssig und wollten uns noch nicht festlegen. Deshalb kauften wir später noch online einen JR-Pass und beschlossen, einfach mal nach Japan zu fliegen und uns dann dort umzusehen.

Anreise

Da unser Flug schon Morgens um 8.50 Uhr ging, beschlossen wir, uns mit dem 6:03 IC von Bern in den Flughafen zu begeben. Das hiess, die ersten Trams besteigen und eben halt auch den Wecker früh stellen. 4:35 Uhr ist jetzt nicht gerade meine Wunsch-Uhrzeit, aber ich versuchte ja auch, bereits vor 22 Uhr im Bett zu sein. Die Nacht war erwartungsgemäss nicht so erholsam. Ich hatte am Wochenende recht Mühe von der Arbeit herunterzukommen und war auch sonst sehr nervös. Etwas, das mich nach unzähligen Reisen immer noch erwischt.

Aber es klappte alles, die Wecker gingen und der Kontrollanruf von/an Hene entfiel, da wir schon ein paar Minuten vorher via Messenger den Wachzustand signalisierten.

Um 5:32 Uhr ging ich aus dem Haus und konnte gerade ins heranfahrende Tram zum Ostring und von dort dann zum Bahnhof einsteigen.

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Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.