Mit frisch gewaschener Wäsche, doppelt heiss geduscht und mit einem Frühstück verpflegt, verliessen wir den KOA Campground Fairbanks/North Pole. Die Nacht war dieses Mal, nicht wie 2019, ungestört von irgendwelchen Helikopter-Manövern der US Air Force.
Ich fuhr das Motorhome durch die Stadt bzw. die Umfahrungsautobahn zurück in den Nordwesten, wo das «Museum Of The North» auf dem Campus der Alaska University war.
Wir versuchten, einen Blick auf den Denali zu erhaschen, aber er verbarg sich in den Wolken. Wir verbrachten rund zwei Stunden im Museum, welches wirklich schön und interessant kuratierte Gegenstände und Geschichten aus Alaska und von den Ureinwohnern präsentiert. Endlich sahen wir wieder einmal einen Grizzly, leider ausgestopft. 😂
Nach dem kulturellen Teil gingen wir zu einem weiteren kulturellen Highlight. Wir fuhren noch einmal südlich an der Stadt vorbei nach North Pole und dort fuhren wir beim Santa Claus House vor.
In Nordamerika ist «North Pole, AK» in etwa das Wiehnacht-Tobel der Schweiz oder Rovaniemi. Hier lebt der fette «Cola Santa» und die Kinder schreiben ihm ihre Wünsche, welche selten mal in Erfüllung gehen. 😈
Das «Santa Claus House» hat ganzjährig Jingle Bells und White Christmas im Angebot. Unzählige T-Shirts, Jacken, Christbaumkugeln in allen Formen und Grössen, bis es einem das Blut aus den Ohren läuft.
Natürlich «zeukleten» wir ein wenig den lieben Herrn Frühling zu Hause, der solche Souvenir-Touristen-Fallen besonders gerne mag. 😜
Danach ging es auf dem Richardson Highway in Richtung Delta Junction. Unterwegs gab es noch einen Stop am Tanana River. Der hatte vor ein paar Wochen noch gefährlich Hochwasser, da es in Alaska Mitte August ziemlich geregnet hatte und es natürlich viel zu warm war, somit alles als Regen abfloss.
Der Quartz Lake liegt rund 4 Kilometer ab dem Highway auf einer zwar asphaltierten, aber teilweise doch recht beschädigten Fahrbahn.
Als wir ankamen, waren nur wenige Camper aber einige Tagestouristen hier, vor allem Fischer oder Personen, welche eines der inzwischen doch etlichen Ferienhäuschen am See haben.
Wir tranken ein Bier auf einem Bänkchen nahe dem See und sahen einem Fischer zu, wie er innerhalb von weniger als fünfzehn Minuten 10 Fische aus dem See zog. Scheint also einfach hier. Natürlich hatte es an einem See Mücken, aber hier waren sie doch sehr scharf auf unser Blut. So dass sogar ich, der wenig Probleme mit den Viechern hat, noch ein paar Tage an den vielen Stichen am Kopf und an den Füssen zu kämpfen hatte.
Wir flohen vor den Mücken und dem einsetzenden Nieselregen ins Motorhome und bereiteten das Nachtessen zu. Wir kochen meist abwechselnd, da eigentlich alle Drei gerne kochen. Ich halte mich eher etwas zurück, da ich selbst auch mit meinen Essgewohnheiten etwas aus dem Rahmen falle (so von wegen Schärfe etc.).
In der Nacht wurde es nicht so kalt, da es etwas regnete. Auch am Morgen und auf der Fahrt nach Tok regnete es. Nicht enorm stark, aber doch genügend, dass unsere Frontscheibe mal wieder richtig von den Mückenleichen bereinigt wurde. 😅
Die Strasse war abschnittweise doch recht übel defekt, so dass man als FahrerIn immer aufmerksam auf die kleinen roten Fähnchen am Strassenrand achten muss. Viele Dips und leicht diagonal zur Fahrrichtung eingesunkene Strassenteile machen die Fahrt manchmal etwas mühsam. In einem Motorhome fliegt einem dann bei nächsten Halt mal eine offene Dose Sourcream oder ein Glas entgegen. Ganz zu schweigen vom Zustand der Kleiderkästen, wo alle Klamotten noch am Bügel, aber am Boden liegen.
In Tok machten wir einen späten Mittagshalt und versorgten unser Motorhome mit Benzin, sowie entsorgten Brauchwasser. Danach ging es wie üblich noch in den General Store, um die drei bis vier Artikel einzukaufen. Ihr wisst, wir kommen nie unter 150 Dollar aus dem Laden. Leider gab es diesmal keine grossen Wasserbehälter, so kauften wir halt zwei eingeschweisste Pakete mit je 15 x 1 Liter. Wir benutzen das Wasser aus dem Tank nur als Brauchwasser. D.h. zum Kochen oder Waschen/Zähneputzen. Trinkwasser nehmen wir lieber so.
Natürlich musste danach noch einmal ein Besuch beim «Fast Eddy's» sein. Schliesslich sind Burger hier die Pflicht.
Frisch gestärkt überfressen, fuhren wir weiter in Richtung Grenze bis zum Deadman Lake. Auch dieser Campground liegt nicht gleich neben der Strasse, sondern rund 2 Kilometer Schotters/Dreck-Strasse abseits. Er ist «gratis» und man kann dafür dem Campground Host freiwillig ein paar Taler in die Zahlstation einlegen.
Der Campground war schon ordentlich voll. Wir bekamen aber einen der wenigen Stellplätze, der mehr oder weniger am See liegt.
Adi und Rosette gingen nach dem Nachtessen noch einmal zum Steg hinunter, um zu schauen, ob es dort immer noch Biber hätte. Rosette hatte ja 2019 einen gesehen. Er war immer noch da, aber nicht gut zu fotografieren.
Dafür war die Stimmung wunderschön mit den Seerosenblättern und dem violett/blauem Himmel.
Die Zeit in Alaska neigte sich dem Ende zu. Wir fuhren nach dem Frühstück zum Alaska Highway hoch und durften dann dort wegen einer der vielen Baustellen auf einen Pilot Car warten.
Nach rund 10 Minuten fuhr ein Pilot Car mit einem kleinen Trupp Autos im Schlepp in die Gegenrichtung und kam dann wiederum fünf Minuten später mit einem grösseren Tross in unsere Richtung. Wir schlossen uns an und liessen uns durch die Baustelle mit den riesigen Kippladern und Baggern lotsen.
Das Wetter war eigentlich recht gut und so kamen wir trotz lausiger Strasse gut voran bis zur Grenze Alaska / Kanada. Hier kommt ja erst die Grenzstation der Amis (in Gegenrichtung) und dann kommt rund 20 bis 25 Kilometer eigentlich gar nichts bis Beaver Creek.
Die eigentliche Grenze verläuft irgendwo im Nirgendwo mit einer rund 20 Meter breiten Schneise, welche sich schnurgerade durch die Landschaft zieht. Dort setzten wir uns auf das Grenz-Bänkli, wo ich in der Mitte «auf» der Grenze, Rosette zu meiner Rechten in Alaska und Adi zu meiner Linken im Yukon sass. 😂
ByeBye Alaska/USA 🇺🇸
Welcome Back Yukon Territories/Canada 🇨🇦🍁
Die Strecke führte uns dann in Richtung des wunderschönen, wilden Kluane Lake. Wir tankten noch einmal voll in «Destruction Bay» und kauften ein paar Souvenirs und schon bald bogen wir auf den uns bekannten «Congdon Creek Campground» ein.
Der Campground wurde seit unserem letzten Besuch im 2019 um einen Loop mit rund 25 Stellplätzen und um einen Spielplatz für die Kinder erweitert.
Wir fanden einen netten Stellplatz zum See hin und begannen sofort, Holz zu holen und zu spalten. Dazu braucht es natürlich ein Bier und ein paar Chips, also für mich, den Zuschauer und Helfer. 😜
Gegen Abend brieten wir uns einmal mehr ein paar nette Steaks, wobei Adi ein Steak unbeabsichtigt ein wenig in der Asche wendete. 😬
Nachts wurde es noch einmal richtig kalt. Der Kluane Lake hatte Wellen fast wie ein Meer, wäre es nicht so kalt, würde man hier sicher viele Kite-Surfer sehen. Mit dem steten Rauschen des Windes in den Baumwipfeln und der Wellen schlief es sich etwas unruhig, da die Blase aufgrund der Geräusche und der Kälte doch ihren Tribut forderte. 🤷🏼♂️
Nach dem Frühstück stellten wir unsere Camping-Stühle auf den Platz, damit niemand auf die Idee kommt, den Stellplatz zu klauen. Natürlich steht auf dem Reservationszettel am Stellplatz-Pfosten auch ein Datum, aber so ein Zettel ist schnell weg.
Wir fuhren danach zum Sheep Mountain runter, um unsere Zoom-Objektive zu testen. Naja, die Aufnahmen waren insgesamt nicht schlecht, aber die Schärfe leidet trotz oder wegen 600mm Tele, Stativ und Fernauslöser. Henu, es war ein Versuch wert.
Erschreckend an der dortigen Ausstellung ist die Veränderung, welche die Landschaft durchmacht. Der Kluane Lake verliert seit rund 7 Jahren Wasser, da sein mächtigster Gletscherzufluss seinen Weg geändert hat. Die Durchschnittstemperatur im Kluane Nationalpark hat sich in den letzten siebzig Jahren um 4.5°C erwärmt.
Danach fuhren wir ein Stück zurück zum Parkplatz, wo es einen kurzen Trail zum Soldier Summit gibt, auf welchem ein Teil der Geschichte des Alaska Highway und der lokalen Bewohner der Region erzählt wird.
Zurück im Campground hatte der Parkwächter frisches Holz gebracht, wobei es immer noch «Laubsägeli-Holz» (Fichtenholz) ist, wie Adi so schön sagt. Es gab noch einmal grosse Steaks, denn wir haben vielleicht nicht mehr so viele Gelegenheiten, zu grillieren.
Der Wind war aber zunehmend «giftig» und kühlte sehr schnell aus, so waren wir froh, im heizbaren Motorhome ein paar Spiele zu spielen und einen Gin Tonic zu geniessen.
Ich ging nach dem Nachtessen und während der Feuerwache noch einmal kurz an den See, um mich umzusehen.
Nächtens hatte es kurz mal geregnet.
Ich hatte mir einen Wecker gestellt und startete die Heizung kurz nach 7:45 Uhr. Die Mitreisenden wollten nicht aus dem Bettchen, also zog ich mir kurz die Hose und den Faserpelz über das Pyjama und ging mal an die frische Luft.
Am See unten haute es mich beinahe auf die Schnauze, so stark blies der Wind. Der See hatte mehr weisse Gischt als blaue Töne. Und die Berge waren über Nacht weiss überzuckert worden. So schön… 🥰
Ich durfte mich beim Frühstück zurück lehnen und bewirten lassen. Aber man wird ja auch nicht alle Tage… ähm undzo. 😇
Leider hiess es danach, Abschied nehmen und den schönen Kluane Lake verlassen. Noch einmal, am unteren Ende, gab es einen kurzen Fotohalt und da auch ein paar Minuten ein Strichli 4G, sonst ist der Congdon Creek ein Funkloch und das ist gut so.
Wir fuhren danach nach Haines Junction, in der Hoffnung, dort in der Village Bakery noch etwas leckeres zu ergattern. Aber die hatten schon Ende Saison gemacht. Also ging es weiter nach Whitehorse.
Wir landeten in Ermangelung von Alternativen im Hi Country RV Park, wo wir endlich mal wieder eine heisse Dusche und elektrischen Strom am Motorhome haben.
Zum Kaffee gab es dann einen Kuchen, den Rosette und Mithilfe von Adi aus vorhandenen Ingredienzen und ohne Einsatz des (nicht vorhandenen) Backofens gezaubert hatte. Er ist sehr fein und hat nur gaaaaaanz wenige Kalorien.
Zur Feier wurde ich auch noch zum Nachtessen eingeladen und genoss ein sehr gut gewürztes, leicht pikantes Curry. Merci meinen Mitreisenden, dass ich so gut versorgt werde. Vermutlich brauche ich neue Kleider, wenn ich wieder zu Hause bin. 😇
Nun geht es also definitiv in Richtung Süden und die Halbzeit der Ferien ist schon etwas überschritten. 🥲
Andererseits werden die Nächte nun wohl etwas weniger frisch.
Man liest sich, ev. in etwas grösseren Abständen, abhängig von der Erreichbarkeit und der sich doch langsam etwas einstellenden Blog-Fäule.
🍁🇨🇦
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Die Nacht im Talkeetna Camper Park war, naja.
Es regnete zwischendurch, wurde kühl und entgegen meiner Prognose, dass auf der Strecke Anchorage – Fairbanks wohl keine oder nur selten Güterzüge führen, tutete es Nachts kurz nach 1:30 Uhr zweimal lang, einmal kurz und danach gleich hinter dem Motorhome laut und danach ratterte und rüttelte ein mittellanger Güterzug während ein paar Minuten gleich hinter meinem Kopf durch. Also mindestens empfand ich es so. 😂
Ich schlafe eh recht leicht, wache häufiger auf, habe aber meist kein Problem, schnell wieder einzuschlafen. Die Situation mit zwei anderen Erwachsenen Personen im gleichen Camper ist eh anders, als zu Hause, wo ich mein Schlafzimmer und meine Wohnung für mich alleine habe. Meist wacht man aus dem Halbschlaf auf, wenn sich jemand im Camper dreht und dann bewundert man kurz die Geräusche, welche männiglich von sich gibt. 😜
Nach dem Frühstück fuhren wir kurz durch das Dörfchen und guckten all den (hauptsächlich Kreuzfahrt-/Bus-)Touristen zu, welche in den vielen Shops nach Souvenirs suchten.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es nur ein kurzer Jump zum Denali sei, aber die Fahrt zog sich nach dem Frühstück dahin. Wir trafen «erst» um Viertel vor Vier beim Eingang zum Park ein und fuhren zur Campground Registration. «Alexander», der junge Angestellte dort erklärte mir alle dreitausend Optionen und Bedingungen, welche die Fahrt in den Park beinhalten. Wir löhnten noch einmal 45 Taler für drei Personen für den Eintritt in den Nationalpark und bestiegen wieder unseren Göppel. Die Distanz zum Teklanika River Campground ist 45 Kilometer. Aufgrund der Geschwindigkeitsbeschränkung und des Strassenzustands ist die Fahrt mit eineinviertel Stunden veranschlagt. Da die fahrende Person sehr auf mögliche Sichtungen von Tieren fixiert war und das Licht auch noch recht gut war, dauerte es ein wenig länger. Aber wie man sieht, lohnt es sich… ein «Ptarmigan», wie man dem Schneehuhn hier sagt. 🥰
Der Campground liegt ein paar Meter abseits der Strasse, wo auch die Haltestelle für die Shuttle Busse ist. Er hat zwei Loops, welche eher spärlich besetzt waren. Wir hatten links und rechts einen freien Platz und somit recht viel Privatsphäre. Ein paar Camper lassen während der erlaubten Zeit immer irgendwo einen Generator laufen, aber es störte nicht stark.
Wir bedauerten ein wenig die Zelt-Camper, denn es war ordentlich kühl und Regen war in den Tagen und Wochen immer wieder zu erwarten.
Da es schon recht spät war und alle ein wenig «mudrig» (erkältet), machten wir uns direkt ans Kochen. Das Gemeinschaftswerk bestand aus einem Rindsragout an einer feinen Sauce mit Kartoffelstock und etwas Gemüse, dazu und darin, eine Flasche Rotwein. Den Salat, der schon gerüstet war, taten wir wieder in den Kühlschrank, es war etwas zuviel.
Da wir inzwischen alle leicht erkältet (und teilweise schon wieder auf dem Weg der Besserung sind), habe ich noch ein wenig Früchte zu einem Fruchtsalat gerüstet. Die Chocolat-Chips-Cookies könnt Ihr Euch einfach wegdenken. 😇😜
Die Nacht war nicht so erholsam. Einerseits finden im Denali Nationalpark Bauarbeiten rund um die Bergrutschstelle nahe des Polychrome Passes statt. Der Staat baut dort nun eine permanente Lösung in Form einer Brücke. Die Bauarbeiten dürften noch bis ins 2026 andauern. So rund ab 23 Uhr, nach der Einstellung des regulären Bus- und Zubringerverkehrs, fahren in Konvois Muldenkipper und anderes schweres Gerät die Strassen auf und ab. Der Geräuschpegel ist zwar im Verhältnis zur sonstigen Stille eher hoch, aber als urbane SchweizerInnen doch auszuhalten. 🤷🏼♂️
Adi, der bisher noch keine grossen Symptome hatte, überstand die Nacht definitiv in eine Erkältung hinein. Er hatte miserabel geschlafen, was ich auch ein wenig spürte, denn er weckte mich ein paarmal mit einem Pfeifen von meinem Schnarchen. Jetzt hat es uns also alle erwischt. 😬
Wir versuchten zwar auszuschlafen, aber irgendwann hiess es Heizung Marsch. Die Gasheizung des Motorhome erwärmt mittels Umluft in recht kurzer Zeit die Kabine und dann lässt es sich etwas einfacher aus dem Schlafsack kriechen.
Das Frühstück mit Blueberry-Pancakes (und Ahorn-Sirup) machte uns wieder munter. Der neu gekaufte lösliche Kaffee wird wohl gleich wieder entsorgt. Irgend so eine amerikanische Marke, welche ein schwarzes Getränkt erzeugt, das bitter ist, aber sonst nichts. 🤢
Danach machten wir uns fertig für einen kleinen Spaziergang entlang der Strasse, in der Hoffnung, ein paar Tiere zu sehen.
Die rund 8 Kilometer zur Brücke über den Teklanika River runter und zurück war nett, in der Sonne sogar plötzlich sehr warm. Die Farben der arktischen Tundra mit dem schönen Rot, sowie der gelb-golden leuchtenden und im geringsten Wind schon flirrenden Blätter der amerikanischen Pappeln waren toll. Leider zeigte sich ausser einem Squirrel und ein paar krächzenden Raben keine Tiere.
Auf dem Rückweg warteten wir am Teklanika Rest-Stop, bis alle Busse mit den Touristen abgefahren waren. Danach war es schön ruhig und wir sassen noch ein wenig an der Sonne. Ich sprach mit einem gerade heran gefahrenen Park-Ranger ein wenig über die Saison, das Wetter und das mittlere Management, das sich allerhand lustige Ideen ausdenkt, um sich zu verewigen. Wie zum Beispiel den kurzen Abschnitt zwischen dem Sanctuary River Campground und der Savage River Check Station, wo es einen kurzen Abschnitt hat, auf welchem man nicht zwischen ..:00 und ..:10 Uhr fahren darf, um die Schafe zu schützen, welche die Strasse dort angeblich queren. Klar, schliesslich weiss jedes Kind, dass Schafe Schweizer Uhren tragen und sich auch an die Verkehrsregeln halten, gell Heinz! 🤣
Ich fragte den Ranger, ob wir denn zu spät für die Tiere seien, obwohl wir hier in der Vergangenheit zur selben Zeit schon deutlich mehr gesehen haben. Er meinte, es läge sicher am Wetter, aber auch am enormen Busverkehr, den sie das letzte und auch dieses Jahr hätten. Ob es stimmt, wer weiss?
Nach der Rückkehr in den Campground nutzten Rosette und Adi die Zeit für einen kurzen Nap, um sich vom Schlafmanko der vorherigen Nacht ein wenig zu erholen.
Ich setzte mich im Camping-Stuhl nach draussen und las ein wenig in meinem e-Reader. Die Sonne wärmte eigentlich ganz schön, auch wenn es im Schatten noch kühl blieb. Irgendwann rutschte mir der e-Reader beinahe aus der Hand und ich hatte kurz kalte Finger. Also steckte ich alles in die Taschen meiner Faserpelzjacke und döste ein.
Es steht zwar, dass der Campground von Bären besucht würde, aber ich glaube kaum, dass der mir Ursus Schnarchus zu nahe gekommen wäre! 😅
Ich wachte auf, als die Sonne kurz hinter den Wolken verschwand. Sofort wurde es empfindlich kühl. Der Stuhl hatte sich ein wenig unbequem versucht, mit meinem rechten Oberschenkel zu arrangieren. Ich massierte die Druckstelle und guckte in das Motorhome, wo sich Rosette und Adi gerade am Wasser kochen waren. Wir tranken Tee, um die Hände zu wärmen und spielten ein paar Runden «Uno».
Gegen Abend machten wir uns eine feine Sugo und genossen die Hartweizen-Spaghetti al dente, was man ja hier im Restaurant selten bekommt. Der Salat vom Vortag schmeckte noch gut.
Nach dem Nachtessen gingen wir noch kurz zum Teklanika River hinunter. Man weiss ja nie.
Ausser einer schönen Aussicht auf die eisig wirkende Landschaft mit den verschneiten Bergen und dem Rauschen des Flusses gab es jedoch nicht zu sehen. Ok, ein anderer Camper war da auch am Spazieren und ich liess meinen British-Detector mal wieder richtig raten. Ich witzelte kurz, dass wir jetzt noch ein paar Spässe über die Amis machen könnten und verabschiedete mich aber dann ohne. 😇
Wir beschlossen, am Samstag früher aus dem Schlafsäcken zu kommen, um ohne Frühstück zurück zum Parkeingang zu fahren. Dies in der Hoffnung, doch noch ein paar Tiere zu erspähen.
Also ging es recht früh in die Heia, gut verpackt wegen der erwarteten Kälte. Natürlich wieder mit Verkehr in der Nacht, den Aid und Rosette aber bereits nicht mehr mitbekamen.
Die Nacht war dann gar nicht allzu kalt, denn die Wolkendecke hatte sich geschlossen und in der Nacht fiel sogar ein wenig Regen. Ich hatte den Wecker auf sieben Uhr gestellt, liess den zwei Mitbewohnern aber noch eine Viertelstunde, bis ich die Heizung anwarf. Schnell eine Morgentoilette und wenigstens einen Kaffee. Ist ein Menschenrecht, sagt jeweils Kollege Heinz!
Dann brachen wir das Experiment Denali Nationalpark innerlich ab und fuhren gemächlich zum Ausgang zurück. Natürlich hofften wir auf Tiere, aber unsere Erwartungen waren nach dem gestrigen Tag gering.
Auf einmal sah ich in der Ferne etwas aufblitzen, gleichzeitig sahen wir einen der Tourbusse in Gegenrichtung etwas weiter vorne mit Warnblinkern am Strassenrand stehen. Eine kleine Herde Karibus zog gemächlich durch die Tundra und zupfte zwischendurch ein paar Blättchen aus.
Rosette war die schnellste und hatte das grosse Objektiv drauf, um die Tiere heranzuzoomen.
Mit etwas freudigeren Gefühlen ging es gemächlich weiter und wir kreuzten viele weitere Tourbusse und Autos von Rangern, welche patrouillieren.
Die arktische Tundra wäre eigentlich sehr farbig, aber das Wetter machte wieder dicht und so blieb nur das etwas triste Abschiedsbild, Adieu Denali Nationalpark.
Nach einem erfolglosen Besuch der Souvenir-Abteilung des Visitor-Center (wo es wenigstens gratis WLAN gab), fuhren wir nordwärts los bis nach Healy. Dort gab es gegen 13 Uhr im total überfüllten Rose's Cafe, wo die Hälfte der Gäste doppelt so lange Bärte wie ich trug, ein spätes Frühstück. Die Portionen waren «decent», wie man hier pflegt zu sagen und auch lecker. Rosette hatte zwei Rühreier und nur einen Pancake dazu. Aber der war so gross, dass sie ihn alleine nicht aufessen mochte. Mir hatte es die selbst gemachte Chili-Sauce zu den Eiern angetan, endlich mal ein wenig «Heizung». 🥵
Wir reservierten uns dort vor Ort einen Stellplatz am Chena-River KOA in Fairbanks/North Pole und machten nur einen kurzen Umweg über die Shopping-Meile, um uns die üblichen drei/vier Lebensmittel zu organisieren, die wir auf der Liste hatten.
Ihr kennt es… rund 140 Dollar später beluden wir unser Motorhome und fuhren zum Ziel.
Der Campground liegt etwas ausserhalb. Es gibt zwar eine Hauptstrasse, welche etwas Verkehr aufweist und in der Nähe eine Air Force Base. Aber im Gegensatz zu 2019 ist heute (mindestens bis jetzt um 23:30 Uhr) kein grosser Verkehr.
Wir schätzen den Campground, da wir wieder einmal drei Waschmaschinen füllten und prompt zu wenig Quarters hatten. Zum Glück war die Rezeption gerade noch offen als Adi Nachschub holte. Eine Maschine 16 Quarter (=4$), der Tumbler nochmals 2.75$.
Aber vor allem hat es Duschen ohne Zeitbeschränkung und mit genügend heissem Wasser. Ein Genuss, normalerweise. Meine war etwas gar arg hart mit Wasserdruck, dass es fast ein Peeling war. 😉
Das Wetter in Fairbanks spielte mit, es war den Tag über sonnig und fast ein wenig warm. So wird vermutlich auch die Nacht nicht ganz so kühl.
Heute gab es Reste-Essen, was sehr fein war. Langsam müssen wir einen Menuplan entwerfen, damit wir zum Schluss der Reise nicht zu viele Esswaren übrig haben.
Eigentlich wollte ich ursprünglich noch ein wenig über das Leben und die Ausrüstung des Motorhome schreiben, aber der Beitrag ist bereits viel zu lange geworden. Geniesst Euren Sonntag, man liest sich nun wohl wieder erst in ein paar Tagen.
👋🇺🇸
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Die Nacht war ziemlich ätzend. Ich hustete ziemlich stark und schnarchte kräftig, so wie auch Adi (leicht weniger). Am Morgen ging ich aus dem Wagen und wollte zur Toilette.
Der Anblick das Mount Sanford über dem morgendlichen Grizzy Lake liess dann kurz den schmerzenden Hals vergessen.
Noch vor dem Frühstück ging ich kurz Duschen. Der Campground verlangt keine Extragebühren, dafür war leider die Heizung in der Herren-Toilette/-Dusche kaputt, aber hey, wenigstens warmes Wasser.
Bei der Rückkehr musste ich noch ein wenig Werbung für unsere Wohnwagen-Vermietung machen. Ich hoffe, die zeigen sich dafür bei anderen Dingen kulant. 😜
Nach dem Frühstück erklomm unser Motorhome den steilen Weg zur Strasse hoch zum Glenn Highway und wir fuhren in Richtung Südwesten los. Das Ende der Wrangell Mountains zeigte sich im Gegensatz zum Tag vorher gnädig und wir konnten die mächtigen Eisschilde dieser Gebirge bewundern. Ein Teil davon sind ja alte Vulkane.
Bei der Verzweigung des Glenn mit dem Richardson Highway hielten wir an, um die Aussicht nicht nur zu bewundern, sondern auch fotografisch festzuhalten.
Das Wetter ist diesen August/September in Alaska nicht so gnädig, unsere Freunde hatten sich schon beschwert, dass es im Süden recht viel regnete. Wir hatten bisher eigentlich Glück, so auch hier. Der Wind scheuchte die Wolken davon und die Sicht auf die Wrangell Mountains und deren (immer noch) mächtigen Gletscher. Der Himmel war nicht ganz blau, aber die Sicht war trotzdem beeindruckend. Interessant ist auch die Perspektive. Teilweise wirken die kleinen Berge höher, als sie sind. So ist der Mount Sanford 4'941 Meter hoch, der daneben stehende, grösser wirkende Mount Drum ist «nur» 3'661 Meter hoch.
Auf meinen Wunsch hin, fuhren wir auch noch ein ziemliches Stück des Richardson Highway hoch, da es dort einen Aussichtspunkt gibt, wo man zurück zu den Bergen schauen kann. Leider war es in meiner Erinnerung nur ein kurzer Abstecher, effektiv fuhren wir aber rund 50 Kilometer hoch und wieder runter. Leider war der Himmel in der Zwischenzeit noch milchiger geworden und die Kontraste sind ungenügend.
Danach fuhren wir zurück zum Glen Highway und suchten einen «Porcupine Campground» fanden den aber nicht. Adi hatte vorher schon recherchiert, dass es da einen Lake Louise gäbe, der etwas abseits des Highway sei.
Also fuhren wir die Stichstrasse hoch und waren recht erstaunt, dass sie geteert war. Aktuell sind viele, auch geteerte Strassen recht wellig und von Schlaglöchern geplagt. Mit einem PW würde man da drüberrattern, aber der Camper mit seinem Gewicht und den scheppernden Gläsern und dem Besteck, lässt einem etwas vorsichtiger fahren.
Der Campground war nur sehr wenig belegt. Der Preis für einen Stellplatz war mit 20 USD etwas teuerer, aber das WC war in Ordnung und der Stellplatz konnte mit etwa fünf Anläufen einigermassen unseren Ansprüchen an die Ebenheit genügen.
Als Gegenleistung für den Preis bekommt man eine ziemliche Armada von Mücken, wobei es die Kleinen sind, welche meiner Meinung nach nicht stechen. Aber ich wurde überstimmt und deshalb wurden alle totgeschlagen, die sich in den Camper verirrten. 😇
Da ich immer noch einen rechten Reizhusten hatte, warf ich vor dem zu Bett gehen ein Bexin ein. Rosette schwor auf Neocitran und Adi auf ein zügiges Bier aus Alaska. Seinen Vorrat an «Appenzeller Alpenbitter», welcher unter unerklärlichem Schwund leidet, behütet er wie seinen Augapfel. Vermutlich kriegen wir den erst zu Hause wieder.
Nachts regnete es ein paarmal, klarte aber gegen Morgen wieder auf.
Ich schlief einigermassen gut, hatte dafür nach dem Aufwachen ziemlich Kopfschmerzen. Auch dafür gibt es Chemie, welche mit der Zeit seine Wirkung zeigte.
Wir machten uns wieder reisefertig und beschlossen, am Donnerstag einen Stellplatz im Denali Nationalpark zu buchen. Die Wetterprognosen sind zwar durchzogen, aber wer nichts wagt…
Wir erhielten die Bestätigung für den «Teklanika Campground», wir wollen zwar nur zwei Nächte bleiben, müssen aber drei Nächte buchen. Auf die 35 Dollar kommt es jetzt auch nicht an.
Danach fuhren wir auf der Stichstrasse zurück und bei ziemlich regnerischem Wetter auf der teilweise arg gewundenen Strasse in Richtung Anchorage. Südlich der Strasse sähe man viele Gletscher, aber wir sahen hauptsächlich Wolken und Regen.
In Palmer fuhren wir ab um die üblichen drei fehlenden Dinge einzukaufen, was Bekannterweise ja in eine Rechnung von über 100 Talern zu Buche schlägt.
Ich fuhr los, um zu Tanken und bei der Suche nach einem Café rumpelte ich über einen Randstein. Eigentlich wollten wir etwas kleines (Adi eher etwas grosses) Essen. Nur war die nett aussehende Bedienung im «Schtarpöcks» halt auch nur nett anzusehen, aber nicht wirklich speditiv beim Herstellen der «Double Mocha Caramel Wipped Cream» Getränke, welche die Damen vor uns bestellten. Da weder mir noch Adi diese Bude sympathisch ist, war es ein einfaches uns wieder vom Acker zu machen.
Die Strasse nach Talkeetna hoch ist sehr gut unterhalten. Das einzige, was mir jeweils ein etwas mulmiges Gefühl macht, sind diese Lichtsignale, auf welche man mit 85 Kilometer pro Stunde zufährt und die irgendwann eine zum Glück recht lange Orange-Phase einläuten. Mit dem schweren Motorhome hat man einen deutlich längeren Bremsweg, ganz zu schweigen vom Zeugs, das herumfliegen würde, täte man wirklich in die Eisen steigen.
Der Campground in Talkeetna ist… naja, er liegt am Bahnhof! Und natürlich waren wir ziemlich genau auf die Ankunft des Zuges nach fünf Uhr Abends da, um Photos und Videos zu schiessen.
Sonst ist er recht gut gefüllt, kommerziell, d.h. Stellplatz praktisch an Stellplatz. Er verfügt für den ganzen Platz nur drei WC/Duschen und war mit 45 Dollar einer der teuersten Plätze bisher. Dass das WLAN nicht das ganze Areal abdeckt, sei noch mal verziehen. In Alaska besteht eine durchaus gute Abdeckung mit 4/5G, wenn teilweise auch nur ein Strich. Auch entlang der Autobahnen.
Es regnete, seit wir hier waren recht heftig, klarte dann aber ein wenig auf. So dass Adi und Rosette nach dem feinen, von Adi zubereiteten Nachtessen (Geschnetzeltes mit Pilzrahmsauce und Spiralnudeln) noch einen Spaziergang machten, während ich den Abwasch machte.
Rosette kam erheitert zurück. Den Mount Denali hatten sie wie erwartet nicht gesehen. Aber auf dem Hinweg kam da kurz ein Schwarzbär aus dem Wald, um Adi guten Abend zu wünschen. 😂
Dann fahren wir also Morgen los in den Nationalpark, wo wir keinen Empfang haben werden. Wir melden uns dann wohl irgendwann gegen das Wochenende aus Fairbanks wieder. Dort steht dann mal wieder eine Runde Wäsche waschen an.
Hebet's guet Ihr «heissen» SchweizerInnen und andere Mitlesende! Wir haben gerade eben kurz die Heizung gestartet, um das Herumsitzen etwas angenehmer zu machen. Man liest sich… 🇺🇸
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Die Nacht im Yukon River Campground stellte sich etwas schwieriger als gedacht heraus. Nicht, weil wir ev. mitten in der Nacht von Rosette wegen Nordlichtern geweckt worden wären, es gab leider keine (sichtbaren). Sondern weil es wirklich äffig kalt wurde.
Ich schlafe normalerweise in kurzem Pyjama und hatte bisher keine Probleme. Im Angesicht der angekündigten Kälte hatten wir die Fenster extra noch mit den mitgelieferten Stoff-Abdeckungen innen isoliert. Aber meine Füsse bekamen trotz gutem Schlafsack nicht warm. Neben einem leeren Magen sind kalte Füsse das zweite No-Go für Schlaf bei mir.
Nachdem ich es versucht hatte, auszuhalten und ich mehrmals wach wurde, weil die Blase drückte, nuschelte ich im Fächchen zur rechten ein paar Wandersocken heraus. Das half mir einzuschlafen. Trotzdem wurde ich gegen Morgen früh wach, weil der Körper ausgekühlt war.
Wir haben drei Decken, von denen ich aber eine Rosette und zwei Adi abgegeben habe, da er jeweils im mittleren Teil nächtigt und keine gute Matratze hat.
Wir erlaubten uns dann, als alle wach waren, die Heizung einzuschalten. Diese erwärmt das Motorhome mit via Gas gespiesener Heissluft recht schnell.
Wir fuhren nach dem Frühstück los. Wie immer hatten wir irgend etwas im Motorhome vergessen abzustellen. Entweder brennt noch das Licht irgendwo, oder die Wasserpumpe ist nicht abgestellt oder irgend eines der Schrankfächer ist nicht verriegelt. Wir beschlossen, es wie die Piloten zu machen und eine Checkliste zu erstellen. 😂
Adi fuhr den Wagen. Wir wechseln uns jeweils immer tage- oder bei längeren Strecken etappenweise ab. Auch die Beifahrer-Position wird abgewechselt. Die dritte Person sitzt jeweils im Fauteuil quer zur Fahrrichtung. Adi und Rosette wird es eher schneller übel, wenn sie hinten sitzen, so dass ich mich gerne opfere. Mir macht das gar nichts aus und manchmal kann ich dann noch etwas dösen oder im Kindle lesen.
Der «Top Of The World Highway» warnt ein wenig vor dem Befahren. 😬🤷🏼♂️
Gleich nach der dritten Kurve fuhren wir erst zu früh und danach im zweiten Anlauf auf dem richtigen Weg talseitig ab, um einen Ausguck-Punkt anzusteuern. Der Abstecher war es wert. Der Yukon, wie auch viele andere Flüsse, schleppt aktuell viele Sedimente an. Der Seitenarm ist der Klondike River, der etwas «sauberer» war.
Die Strecke zieht sich erst recht gerade und ansteigend nordwestlich von Dawson. So sah man nach kurzer Zeit die Bergkette der Ogilvie Mountains (entlang des Dempster Highways ganz hoch) frisch verschneit. Die höchsten Gipfel sind rund 1800 Meter über Meer. Ach, wären wir doch den Dempster hoch gefahren? Naja, die Reifenwechsel von 1996 stecken mir noch in den Knochen und die Strasse ist mehrheitlich lausig.
Rosette hat ihre DSLR hervorgeholt und konnte die Berge etwas näher heran zoomen.
Die Strasse ist in teilweise guten, teilweise lausigem Zustand. Am schlimmsten sind die Etappen, wo noch ein Rest der Asphaltdecke da ist. Natürlich gibt es auch viel Schlaglöcher und Wellblech-Pisten. Wir fuhren etwas vorsichtig und liessen die Autos und die schnelleren Motorhome-Fahrenden passieren.
Die Strasse windet sich spektakulär über die höchsten Punkte der Hügel und steigt bis rund 1300 Meter über Meer an. Die Aussicht ist je nach Wetter unterschiedlich, aber wir haben vermutlich den besten Zeitpunkt erwischt mit mehrheitlich sonnigen Aussichten.
Der Grenzübertritt war relativ unspektakulär. Wir hielten wie vorgeschrieben vor der Station an und wurden dann vom Grenzer nach vorne gewinkt. Er kassierte unsere Pässe, fragte nach Waffen, Pistolen, Messer, Samurai-Schwerten und lachte dann. Auch Drogen und Brennholz hatten wir keines dabei. Eine etwas grössere Menge konfiszierten Holzes lag vor der Ranger-Station, offenbar haben es nicht alle so mit Recherche.
Wir mussten uns in die Station begeben, wo unsere Pässe geprüft und die Fingerabdrücke registriert wurden. Die Beamten waren etwas formal, wie sie wohl müssen. Sie sind aber auch recht freundlich und haben auf Fragen gerne geantwortet. Es war aber auch ihr zweitletzter Tag, danach geht die Grenze für den Winter zu.
Wir fuhren weiter nach Chicken, wo uns eine kleine Enttäuschung erwartete. Der «The Goldpanner» war geschlossen, keine Souvenirs. 🙁
Ob das wegen dem langen Wochenende mit dem Labour-Day war, oder saisonal oder gar vollständig, war uns nicht klar. Egal.
Wir fuhren danach weiter bis zum «West Fork Campground». Der untere Teil mit den «Pull-Through» - Plätzen waren mehrheitlich belegt von Jägern, welche sich in Grüppchen entsprechend bekleidet am Campfire fläzten und uns argwöhnisch anschauten. Kein Problem mit der Jagd, bei uns allen. Aber die Kollegen führen eine Hightech-Ausrüstung mit raupengetriebenen Fahrzeugen und wohl eine ganze Waffensammlung mit. Henu, ihr Land, ihr Hobby.
Im oberen Bereich hatte es einen netten Stellplatz gleich oberhalb eines kleinen Seeleins, zudem waren die WC-Anlagen wirklich top. Neu, sauber, mit genügend WC-Papier und sogar mit automatischen Desinfektionsmittel-Spendern ausgestattet. Sie rochen sogar noch gar nicht. Leider gab es kein Feuerholz.
Die Registration war ganz beim Eingang, so dass es sogar zu einem Spaziergang reichte. Die 12 Dollar wurden in das Registrationsformular eingeschoben und in der Kasse versenkt.
Nach dem Nachtessen (Kartoffelstock mit geschnetzeltem Rindfleisch und Gemüse!) wurde es den einen schon etwas zu kühl und die anderen machten noch ihre Physio-Übungen oder schossen noch ein tolles Bild.
Für die Nacht präparierte ich mich etwas besser. Zwar war es eigentlich noch recht angenehm, aber die Nacht kann lange sein. Also zog ich die Wandersocken gleich sofort an und auch ein langärmliges Pyjama-Oberteil. Den Fussteil des Schlafsacks steckte ich in einen warmen Hoodie. So war es mir erst beinahe zu warm. Aber gegen den frühen Morgen kühlte es noch einmal bis fast Null grad ab und nachdem der Körper beim Schlaf ausgekühlt war, wurde mir gegen Morgen etwas fröstlig. So waren alle froh, dass wir beim Aufstehen unsere Heizung laufen lassen konnten.
Nach dem Frühstück nutzen wir das erste Mal unsere Checkliste und lachten wie die Kinder… Kühlschrank gesichert, Check.
Ich übernahm das Steuer auf dem Abschnitt des Taylor Highway, wie der Top Of The World in Alaska heisst. Die Strasse ist kurz nach dem Campground mehrheitlich asphaltiert, was aber nichts nützt. Die Streckenführung und die vielen Schlaglöcher sowie Dips lassen einen angepassten Fahrstil anraten.
Kurz vor der Verzweigung zum Alaska Highway hatten wir wieder Netz, was die Fraktion «WhatsApp Status Bilder Update» und «Instagram» zum Handy greifen liess. Ich, gerne als Twitter-Junkie bezeichnet, war ja am Fahren.
Tok oder auch das «Million Dollar Camp» aus den Zeiten der Gründung des AlCan ist eigentlich eine Wegkreuzung mit vielen, entlang der Strasse stehenden Häusern.
Wir fuhren erst zu einer Tanke, um uns nach der Möglichkeit der Tank-Entleerung zu erkundigen. Man verwies uns auf die Chevron-Tankstelle, welche wir umgehend ansteuerten. Der «Most» kostet hier rund CHF 1.20 der Liter und wir füllten dort ebenso unseren Frischwasser-Tank.
Anschliessend gingen wir zum «Three Bear» Supermarkt. Wir hatten eigentlich nur drei Sachen auf der Einkaufsliste, aber das Angebot war zu gut. Und so landeten eben auch Früchte, Apple Fritters (Grüsse gehen an…), ein Paket Riesen-Steaks (das Wetter könnte ja gnädig sein und ein Grillen ermöglichen) und aufgrund des eher überdurchschnittlichen Ahorn-Sirup-Verbrauchs von Adi auch noch eine mittlere Grösse des begehrten Begleiters zu den Pancake. 😇😂
Im Visitor-Center gleich auf der anderen Strassenseite erkundigte ich mich als Erstes nach dem Wetter und der Ranger bestätigte unsere Infos, dass es nun im Süden von Alaska ev. ein paar Tage besseres Wetter hätte. Bisher hatten wir unglaubliches Glück, wir wurden tagsüber noch nie verregnet. Nur Nachts gab es wenige Male etwas Niederschlag.
Nach einem Besuch im Souvenir-Shop gleich nebenan, hatten wir uns mit einer weiteren Decke ausgestattet, so das sich den kommenden Nächte ohne Sorgen entgegen gucke.
Unser Sport-Guy, Adi, der einen deutlich geringeren Body-Mass-Index als ich hat, bekommt jeweils am Mittag ordentlich Hunger. Ich käme nach dem ausgedehnten Frühstück auch ohne aus bis zum Nachtessen.
Also fuhren wir zum «Fast Eddy» und liessen uns im auch um 13:40 Uhr noch pumpenvollen Restaurant bedienen. Ich gab mich mit einem Starter Chicken Wings zufrieden, während Adi genüsslich in seinen Chicken Burger biss. Foto mit ausdrücklicher Bewilligung. 😜
Von den Fries kostete ich auch, die waren wirklich sehr fein.
Danach bog ich in den Tok Cutoff ein und lenkte unser Gefährt gen Südwesten. Die Strasse ist anfänglich sehr gut und einfach zu fahren. Es hat aber auch Abschnitte, in welchen die Strasse etwas eingesunken ist und Schlaglöcher aufweist. Für einen PW kein Thema, aber unser tonnenschweres Gefährt kommt dann heftig ins Schwingen und die Geschirrschubladen lassen ein lautes Klirren vernehmen. Bisher hatten wir allerdings nur ein grosses Glas als Opfer des Fahrstils zu beklagen.
Wir wollten den Porcupine State Campground ansteuern, aber der war geschlossen. Auch weiter unten bei der Zufahrt zum Wrangell Nationalpark war der private Campground zwar noch beflaggt, aber die Lady im Haus wollte nichts von uns wissen.
Der Abstecher zum Mentasta Lake von rund 11 Kilometern war eine leichte Pleite. Der Zugang zum See selbst sah am Ende der Strasse nicht sehr einladend befahrbar aus und wir wollten keine Experimente wagen. Die Einwohner des Dorfes sind mehrheitlich Ureinwohner. Aber immerhin, wir hatten dort volle 4G, eine grosse Antenne war mitten im Dorf. Grundsätzlich sieht es so aus, als ob die Strecke entlang des Tok Cutoff gut mit Mobilnetz erschlossen ist.
Wir fuhren zurück und waren erst etwas besorgt, fanden dann aber weiter unten am Tok Cutoff den «Grizzly Lake Campground», der von einer netten alten Lady geführt wird. Ihr riesiger Pyrenäenberghund sei erst sechs Monate alt, was seine Verspieltheit erklärte. Da er nicht als Schutzhund erzogen wird, ist er sehr menschenfreundlich. Adi war trotzdem etwas unsicher, er ist seit seiner Kindheit eher negativ auf Hunde geprägt. Zu knackige Wädli, offenbar. 😬
Wir sind leicht angeschlagen, Rosette ging früh ins Bett. Ich huste auch gelegentlich, schreibe aber am Tisch im Motorhome den Blogbeitrag fertig, während Adi die Küche gemacht hat und wir gemeinsam noch an einem Bierchen nippen.
Mal schauen, wie die Nacht wird. Wir fahren Morgen weiter in Richtung Anchorage und gucken, was der Tag so bringt.
Man liest sich… Hebed Sorg und passt auf die Bären in der Einfahrt auf. 😜
Link auf Google Maps.
Hier noch ein Bild vom Vorabend, als ich am Bloggen war und von der gebeugten Haltung am Campingtisch langsam Rückenschmerzen bekam. Selbst ist der Mann und baut sich ein Stehpult. 😂
In der Nacht regnete es teilweise gut hörbar durch die dünnen Wände des Motorhome.
Aber am Morgen nach dem Frühstück beschlossen wir, einen weiteren Tag am Five Mile Lake einzulegen. Madame bestand darauf, das Fahrzeug auf den Stellplatz nebenan zu bewegen, da es dort «mehr Sonne gäbe». Henusode… 😇
Wir wollten erst einen netten Spaziergang rund um den See machen. Wir starteten ostwärts und standen nach einhundert Metern an tief im Wasser stehenden Bäumen. Also kehrten wir um, und probierten es ein Stück westwärts, aber auch da war am unteren Seeende finito. Der Moorsee hat keinen eigentlichen Abfluss und wurde dieses Jahr wohl zu stark gespiesen. Ein Absperrband mit Schrifttafel informierte, dass der Rundweg geschlossen sei. Schade, immerhin, wir haben es probiert.
Wir genossen den Tag im Campground, suchten mit unseren Campingstühlen immer wieder die Sonne, welche sich natürlich am Himmel bewegte und lasen.
Es waren recht viele Leute anwesend, ohne dass der Campground überfüllt wirkte. Eine junge Familie war mit dem Wagen da, vermutlich vom nahen Örtchen «Mayo». Sie badeten im See und meinten, es sei der wärmste See im Yukon. Die Kleinste, vermutlich ein klein wenig mehr als ein Jahr alt, war als Nackedei unterwegs. Sie fremdelte allerdings etwas, als Adi ihr den in den See geworfenen Ball zurück gab und rannte zur Mutter auf dem Steg. In den USA wäre das ja unerhört, ein Kind, das selber gehen kann und keine Badekleider trägt. 😬🤷🏼♂️
Ich hatte ja Mehl und Hefe gekauft, allerdings verfügt unser Camper über keinen Backofen. Nur ein Grill/Mikrowelle ist unter dem Herd. Leider haben offenbar viele Leute Angst vor einem Gas-Backofen und deshalb stellt man die Küchen um. Wir machten dann trotzdem einen Teig und versuchten es mit Fladen-/Focaccia-Brot bzw. mit einem Brot eingepackt in Alufolie im Feuer. Mit mässigem Erfolg.
Wir überlegten uns, was noch auf das Campfire sollte und entschieden uns für Würstchen. Es muss ja nicht immer ein Riesen-Steak sein. Dazu machte Adi einen feinen Risotto, allerdings ohne Wein, da der alle war. Aber ein Schlückchen weissen Aceto Balsamico tat es auch sehr gut. Dazu ein Tomaten - Feta Salat, damit es nicht so einseitig ist.
Dabei mussten wir andauernd unser Essen gegen die hiesigen «Camp-Räuber» verteidigen. Der «Meisenhäher» ist unter diesem Namen bekannt, denn er beklaut die unaufmerksamen Camper. Kaum dreht man ihm den Rücken zu, rennt er über den Tisch und klaut ein Bretzel oder ein Stück Brot. Auch gegen ein Stück Fleisch hat er nichts einzuwenden.
Gegen den späten Abend und in die Nacht regnete es erneut.
Am Freitag Morgen war ich zu faul, deshalb überliess ich es Adi und Rosette, ein paar schöne Fotos vom See und dahinterliegendem Wald zu schiessen.
Danach packten wir unsere Siebensachen und gingen die obligatorische Abfahrcheckliste (Wasserpumpe aus, Heisswasser aus, Dachluken zu und abgeschlossen, alle Kästchen eingeschnappt, Wäscheleine entfernt, allenfalls Wasser-/Elektrokabel entfernt, alles fixiert) durch.
Nach drei Nächten war der Grey Water Tank langsam voll und es miefte ein wenig aus der Spüle. Wir fuhren wieder zurück nach Stewart Crossing und sparten uns aber den Tankvorgang. Ich fuhr also weiter nach Dawson City. Der Klondike Highway wurde nicht besser, sondern eher noch übler. An mehreren Abschnitten gab es grössere Bauabschnitte mit Pilot Car und kleineren Wartefristen.
Wir erreichen Dawson City kurz nach drei Uhr und steuerten den «Goldrush Campground» an der Ecke York und fünfte Strasse.
Wir liessen uns einen Stellplatz mit Strom und Wasser geben. Kauften für 9 Dollar drei Tokens für die Dusche und liessen es gemütlich angehen, also Rosette und ich. Adi ging Joggen und fluchte etwas ausdauernder, weil ich ihm eine Route mit sehr steilem Anstieg gegen den Midnight Dome hoch empfohlen hatte. 😜
Gegen den späteren Nachmittag versuchten wir, Plätze im Restaurant im Hotel Aurora zu reservieren, erfuhren aber leicht gestresst, dass es (und auch einige andere) wegen dem langen Wochenende mit dem kanadischen Labour-Day geschlossen sei. Also gingen wir auf's Geratewohl los und fanden schlussendlich im «Sourdough Saloon» im Downtown Hotel noch einen Tisch.
Der Salon stellte sich als das Lokal heraus, in welchem alle Touris einen Schnaps mit eingelegtem, erfrorenen Zeh trinken und dafür viel Geld bezahlen, um sich ein Zertifikat zu ergattern.
Wir waren eher auf Bier und Burger aus, welche wieder einmal mit einer viel zu grossen Portion Pommes kamen. Ok, vielleicht hätten wir nicht noch eine Portion Nachos als Vorspeise nehmen sollen. 😬
Die Nacht im privaten Campground mitten in der Stadt war ok. Ich hörte einmal, wie in einer Parallelstrasse spät nachts jemand laut schwatzte. Zudem war es gegen Morgen hin noch einmal richtig regnerisch.
Frühstück mit elektrischem Strom heisst, Bagel und Toastbrot. 😋
Vorher hatten wir für fünf Minuten die Heizung gestartet. Sie macht zwar einen Saukrach, aber auch schnell angenehme Temperaturen. Denn gegen Morgen hatte es nur noch 6-8°C und da brauchte der Ausstieg aus dem Schlafsack doch etwas mehr Überwindung.
Nachher gingen wir noch einmal ein paar kleine Besorgungen machen, komischerweise wurde der Einkaufskorb trotzdem sehr voll und das Portemonnaie 150 Taler schmaler.
Nachher ging es hoch auf den «Midnight Dome» hoch, was uns wohl sicher wieder 12 Liter Benzin kostete.
Nach der Rückkehr parkierten wir den Wagen nahe dem Farmers Market am Yukon River in Dawson und guckten uns ein wenig um. Ich führe ein nettes Gespräch mit einem jungen Ehepaar, welches Schweine- und Rindfleisch aus Yukon-Produktion anboten. Sie sind in Whitehorse beheimatet und fahren mit einem Wagen jeweils den Klondike Highway empor und verkaufen an lokalen Märkten. Er stammte aus Ontario, meinte aber, er könne niemals dorthin zurück. «To crowded, to many people living there.».
Wir kauften ein paar Bratwürste, Honig und Geschenke und gingen danach ins Riverwest Bistro auf einen feinen Espresso, Latte Machiato oder Cappuccino.
Kurz noch wunderten wir uns ab den Gestalten, welche hier oben Auto fahren. Don't drive angry, Malamut. Aber was soll's, wir sind ja nicht die Polizei. 😂
Rosette und ich versuchten noch einen alten Friedhof zu erkunden, der am Stadtrand liegt. Aber die «Typhoid Cemetry» ist nicht gut markiert, die meisten Gräber sind nicht gekennzeichnet. Wir nahmen den Weg als kleine Wanderung und kehrten zurück zum Motorhome, um die Überfahrt mit der Fähre zum Yukon River Campground zu starten.
Der Einweiser von der Fähre fuchtelte etwas komisch herum und so fuhr Adi los, bis er wieder energisch fuchtelte. Wir blieben dann eine Runde stehen, da die Fähre vorher schon voll war. Im nächsten Anlauf fuhren wir sauber auf die Fähre und zogen die Handbremse an.
Die Überfahrt ist jeweils unspektakulär, wenn man es kennt. Ansonsten ist es interessant, zuzuschauen, wie der Kapitän die Fähre im Fluss mit so starker Strömung zielgerichtet zur Anlegestelle führt.
Im Yukon River Campground erwartete uns eine doch eher hohe Belegung, wohl dem Feiertag geschuldet. Wir suchten uns im hinteren Teil, flussseitig den Stellplatz 37.
Wir machten noch einen kurzen Spaziergang zum Schiffsfriedhof am unteren Ende des Campgrounds.
Wir starteten danach ein schönes Feuer und bereiteten die Steaks mit Reis vor. Mitten in der Vorbereitung kam überraschend noch ein kurzer Schauer. Wir schafften es aber, die Steaks punktgenau zu braten und mit einer Flasche Felino, Malbec aus Mendoza zu geniessen.
Nach dem Essen klarte es wieder auf. Und so sitze ich erneut an so einem lausigen Camping-Tisch bei lausigen sieben Grad Celsius und tippe diesen Beitrag, während mir beinahe die Finger abfriere. Ich gehe immer wieder zum Feuer rüber, und wärme mich kurz.
Ev. gibt es heute Nacht Nordlicher, wenn es genügend aufklart. Aber auf jeden Fall wird es wohl kalt mit bis zu 1 Grad Celsius.
Frische Grüsse vom Yukon River, Morgen geht es in die «Verunreinigten Staaten», stay tuned… 😂🇨🇦🍁
Link auf Google Maps.
Die Fahrt von Teslin Lake nach Whitehorse ist unspektakulär. Auf dem Alaska Highway kommt man recht gut voran und so waren wir alsbald in Whitehorse.
Wir fuhren erst mal in die Stadt runter zum Save On Foods und bunkerten für rund 400 Dollar Lebensmittel. Da unser Weinvorrat einen unerklärlichen Schwund aufwies, waren wir gezwungen, auch einen der vielen örtlichen Liquor-Stores aufzusuchen. Da der Alkohol hier immer noch etwas prohibitiv teuer ist, waren wir danach 200 Dollar leichter.
Für die Bierfans hatte es aber eine ordentlich bestückte Abteilung mit Craft Beer und Local Brews. 🥰
In der Stadt war es wirklich sehr, sehr heiss. Unsere App zeigten 27°C, was für hiesige Verhältnisse doch sehr selten oder sogar ein Rekord ist.
Danach verschoben wir zum privaten Campground gerade am Alaska Highway oben. Der «Hi Country RV» ist aufgrund der Strasse und des nahen Flughafens eher laut, aber es hat in der Mitte der Woche genügend freie Plätze.
Wir genossen die Gelegenheit, wieder mal richtig und genügend warm zu duschen. Danach hiess es die «Loonies» (1$ Münzen) und Quarters zu sammeln bzw. zu wechseln, um zwei grosse Ladungen Wäsche den hiesigen Waschmaschinen (Top-Loader) anzuvertrauen. Diese wuschen die Kleider zu unserem Erstaunen in 30 (bunt) bzw. 40 Minuten (weiss) doch recht sauber, worauf die Wäsche im Tumbler verschwand. Während wir warteten, vertrieben wir uns die Zeit mit Hopfentee und Chips, sowie dem hier verfügbaren WLAN.
Nach dem die Wäsche wieder versorgt war, machten wir uns einigermassen fein und fuhren mit dem ÖV in die Stadt.
Auch ein Erlebnis, der Bus fährt stündlich und die Haltestelle ist an einem Laternenpfosten mit einem A4-Zettel angeschlagen. Es gibt keine Bus-Bucht, sondern der Bus hält einfach auf der Abzweigspur/Velospur. Ich lud mir noch eine App herunter und konnte dann mit Apple-Pay die drei Tickets kaufen und vor dem einsteigen aktivieren. Die Tickets kosteten für eine Stunde 2.50 Dollar. Die Sitzmuster des Busses erspare ich Euch, sie gingen auch gut in die Sammlung der «Sitzmuster des Todes» ein. Der Chauffeur fuhr eigentlich souverän durch den Verkehr, nur beim Lichtsignal unten am Eingang der Stadt war er wohl etwas zu sehr mit dem Funk beschäftigt und wollte bei Rot losfahren. Ok, bei der Grösse des Busses hätte er die Vorteile auf seiner Seite gehabt, er und die anderen Verkehrsteilnehmer hielten aber rechtzeitig an.
Wir fuhren bis fast zum Stadtende, wo das relativ neue Restaurant «The Moose & The Mountie» war. Die Empfehlung war von der Reception des Campground.
Man fragte ob wir drinnen oder draussen essen wollten. Wir überlegten kurz, aber die Tageshitze liess schnell nach und es wurde etwas kühler. Also assen wir drinnen. Wir bestellten eine Portion Nachos als Vorspeise. Zum Glück nur eine, denn das reichte mehr als genügend für Drei. Das Getränk der Wahl war ein «Yukon Gold», ein Lager der eher mässigen Sorte. Dafür in einer unmässigen Grösse. 😜
Adi orderte ein Steak, Rosette versuchte sich an einem «Full Stack of Spare-Ribs» und ich bestellte einen Bison Burger. Die Portionen waren natürlich viel zu gross, so dass wir uns von den Spare-Ribs einen Doggy-Bag mit den Resten geben liessen.
Wir spazierten dann ein Stück dem Yukon River entlang zur Stadtmitte und schnappten uns dann einen der Taxis, welche wir gerade sahen. Der Weg zu Fuss wäre nicht nur mehr als eine Stunde gewesen, sondern auch nicht wirklich Fussgängertauglich.
Wir sassen noch ein wenig im Campground am Tisch und spielten Uno, bis es zu dunkel wurde. Die Sterne begannen zu funkeln und es wurde glücklicherweise kühl.
Die Nacht war mässig erholsam, vor allem weil gegen den frühen Morgen die Frühaufsteher schon ihre Töff- und Automotoren röhren liessen. Die ersten Flugzeuge starteten auch recht früh.
Nach dem Frühstück lösten wir die Leinen des Motorhomes, welche wir am Tag vorher doch nur mit etwas Einsatz des Klebebandes verbinden konnten. Jeder Elektroinstallateur in der Schweiz bekäme den kalten Angstschweiss im Nacken. 😱🤪
Danach ging es kurz zum Sani-Dump, um das Grauwasser abzulassen. Da wir wussten, dass wir genügend Kapazität und die Möglichkeit hatten, war der Grauwasser-Tank ziemlich voll und es rauschte ziemlich was den Schlauch herunter.
Anschliessend fuhren wir in die Stadt runter, um der «Alpine Bakery» einen Besuch abzustatten. Auf der Reise im 2019 hatten es Rosette und ich ja toll erwischt, wir waren am kanadischen Labour Day (1. Montag im September) dort und sie war geschlossen. Heute war jedoch alles gut. Es hatte eine ordentliche Schlange, worunter sicher auch ein paar Deutsche. Denn die Bäckerei steht in jedem Reiseführer für gutes Brot, wie zu Hause. Wir kauften einen Laib eines Multikorn-Brotes und einen des Roggensauerbrotes. Damit es nicht zu gesund wird, gönnten wir uns dazu auch gleich noch drei grosse Stücke Rhabarber-Streuselkuchen. 😋
Noch einmal zur Tanke und dann fuhren wir aus der Stadt raus gen Norden. Bei der Abzweigung nach ein paar Kilometern spurte ich links ein und es ging auf den Klondike Highway Nr 2.
Die Fahrt zum Fox Lake dauerte nur etwas weniger als eine Stunde. Rosette und ich war erst etwas verwirrt, da der Campground etwas erweitert wurde. Also drehten wir eine Extrarunde und ich liess Adi und Rosette aussteigen, um den besten Platz zu erkunden. Als ich zurückkam, warteten sie schon auf mich. So waren wir um 12 Uhr Mittags bereits eingerichtet und konnten die Aussicht geniessen.
Der Stellplatz war ein paar Meter vom See, wirklich toll gelegen. Leider hatten wir Nachbarn, welche den ganzen Tag den Generator laufen liessen. Immerhin war es ein relativ leises Exemplar und stand hinter ihrem Wagen in einem kleinen Tobel.
Wir liessen uns die Laune nicht vermiesen, waren aber etwas schläfrig. So legten sich Adi und ich ein knappes Stündchen aufs Ohr. Als ich wieder rauskam, sass Rosette schlafend mit hochgelegten Füssen im Campingstuhl an der Sonne. 😜 (natürlich habe ich ein Foto, aber hey, Gentlemen und so). 😇
Es war den ganzen Nachmittag über etwas windig, teilweise sogar stark. Wir liessen uns aber das Ritual des Apéro vor dem Nachtessen nicht nehmen und genehmigten uns dieses Mal eine Flasche Weisswein. Keine Kommentare zum gedruckten Buch, es ist nicht meins. Aber recht lustig geschrieben, ich habe drin geschmökert.
Selbstverständlich machten wir wieder ein tolles Grillfeuer und brieten uns das Nachtessen, welches wir dann in Jacke draussen vertilgten.
Zum Sonnenuntergang gab das Wetter noch einmal alles.
Auch dazu eignet sich natürlich eine Panorama-Aufnahme.
Der Nachbar beschloss dann kurz nach 10 Uhr nachts, den Generator doch noch auszumachen. Der Nachthimmel entzückte mit einem riesigen beinahe Vollmond, den wir aber nicht richtig ablichten konnten.
Wir schliefen mal so richtig aus und fuhren erst spät los, weiter in Richtung Norden. Der Klondike Highway ist teilweise eher in einem schlechten Zustand. Immer wieder schlecht erkennbare, recht grosse Löcher oder schlecht geflickte Stellen, bei welchen das Motorhome rumpelte. Einmal purzelte uns sogar eine Schale mit Blaubeeren aus dem Kühlschrank. Natürlich öffnete sie sich und wir mussten dann ein wenig Beeren vom Boden lesen.
Unterwegs hatten wir immer wieder kurze Zeit ein wenig 4G-Netz bei der Fahrt durch die Dörfchen Carmacks und Pelly Crossing entlang des Highways.
Schliesslich kamen wir zu den Five Finger Rapids, wo wir natürlich anhalten mussten.
Der Weg hinunter ist noch einfach und gut, man geht die Treppen hinunter und auf einem engen Trampelpfad durch den Wald zur Aussichtsplattform mit Erklärungen zu den Rapids und wie sie in den früheren Zeiten mit den Raddampfern befahren wurden.
Der Rückweg wurde leicht schweisstreibender, denn genau beim Aufstieg scheint die Sonne schön an den Hang. Die Treppenstufen habe ich abgezählt, 64 Stufen auf der unteren Sektion und 167 auf der oberen.
Danach fuhren wir durch bis nach Stewart Crossing, wo der Silvertrail Highway in Richtung Keno abgeht. Nach rund 50 Kilometern erreichten wir unseren Campground am Five Mile Lake, wo wir einen schönen Stellplatz fanden. Mich dünkt, denselben wie 2019, Rosette meinte, einen Nebendran.
Wir brieten uns drei wirklich zarte Rindssteaks und Baked Potatoes, dazu einen Salat. Das Menu mussten wir gegen ziemlich freche Vögel verteidigen, welche bis in einen Meter Nähe kamen und um Essen bettelten bzw. es sich stibitzten.
Gegen 20 Uhr zogen Wolken auf und es liess sich von Ferne sogar mehrmals Donnergrollen erlauschen. Während Rosette schon zu Bett gegangen ist, sitzen Adi und ich noch draussen am Campfire und hören dem Rauschen des Windes in den Baumkronen und dem Knistern des Feuer zu.
Den Beitrag habe ich hier am Feuer getippt. Es gibt im Campground 1 Strich 4G und der Upload von Bildern dauert immer eine mittlere Ewigkeit. Wir gehen wohl auch bald ins Bett, jedoch ist es um 22 Uhr immer noch etwas hell hier im hohen Norden.
Man liest sich… take care! 👍🍁🇨🇦
Nachträglich hinzugefügt, Link auf Google Maps.