Hier noch ein Bild vom Vorabend, als ich am Bloggen war und von der gebeugten Haltung am Campingtisch langsam Rückenschmerzen bekam. Selbst ist der Mann und baut sich ein Stehpult. 😂
In der Nacht regnete es teilweise gut hörbar durch die dünnen Wände des Motorhome.
Aber am Morgen nach dem Frühstück beschlossen wir, einen weiteren Tag am Five Mile Lake einzulegen. Madame bestand darauf, das Fahrzeug auf den Stellplatz nebenan zu bewegen, da es dort «mehr Sonne gäbe». Henusode… 😇
Wir wollten erst einen netten Spaziergang rund um den See machen. Wir starteten ostwärts und standen nach einhundert Metern an tief im Wasser stehenden Bäumen. Also kehrten wir um, und probierten es ein Stück westwärts, aber auch da war am unteren Seeende finito. Der Moorsee hat keinen eigentlichen Abfluss und wurde dieses Jahr wohl zu stark gespiesen. Ein Absperrband mit Schrifttafel informierte, dass der Rundweg geschlossen sei. Schade, immerhin, wir haben es probiert.
Wir genossen den Tag im Campground, suchten mit unseren Campingstühlen immer wieder die Sonne, welche sich natürlich am Himmel bewegte und lasen.
Es waren recht viele Leute anwesend, ohne dass der Campground überfüllt wirkte. Eine junge Familie war mit dem Wagen da, vermutlich vom nahen Örtchen «Mayo». Sie badeten im See und meinten, es sei der wärmste See im Yukon. Die Kleinste, vermutlich ein klein wenig mehr als ein Jahr alt, war als Nackedei unterwegs. Sie fremdelte allerdings etwas, als Adi ihr den in den See geworfenen Ball zurück gab und rannte zur Mutter auf dem Steg. In den USA wäre das ja unerhört, ein Kind, das selber gehen kann und keine Badekleider trägt. 😬🤷🏼♂️
Ich hatte ja Mehl und Hefe gekauft, allerdings verfügt unser Camper über keinen Backofen. Nur ein Grill/Mikrowelle ist unter dem Herd. Leider haben offenbar viele Leute Angst vor einem Gas-Backofen und deshalb stellt man die Küchen um. Wir machten dann trotzdem einen Teig und versuchten es mit Fladen-/Focaccia-Brot bzw. mit einem Brot eingepackt in Alufolie im Feuer. Mit mässigem Erfolg.
Wir überlegten uns, was noch auf das Campfire sollte und entschieden uns für Würstchen. Es muss ja nicht immer ein Riesen-Steak sein. Dazu machte Adi einen feinen Risotto, allerdings ohne Wein, da der alle war. Aber ein Schlückchen weissen Aceto Balsamico tat es auch sehr gut. Dazu ein Tomaten - Feta Salat, damit es nicht so einseitig ist.
Dabei mussten wir andauernd unser Essen gegen die hiesigen «Camp-Räuber» verteidigen. Der «Meisenhäher» ist unter diesem Namen bekannt, denn er beklaut die unaufmerksamen Camper. Kaum dreht man ihm den Rücken zu, rennt er über den Tisch und klaut ein Bretzel oder ein Stück Brot. Auch gegen ein Stück Fleisch hat er nichts einzuwenden.
Gegen den späten Abend und in die Nacht regnete es erneut.
Am Freitag Morgen war ich zu faul, deshalb überliess ich es Adi und Rosette, ein paar schöne Fotos vom See und dahinterliegendem Wald zu schiessen.
Danach packten wir unsere Siebensachen und gingen die obligatorische Abfahrcheckliste (Wasserpumpe aus, Heisswasser aus, Dachluken zu und abgeschlossen, alle Kästchen eingeschnappt, Wäscheleine entfernt, allenfalls Wasser-/Elektrokabel entfernt, alles fixiert) durch.
Nach drei Nächten war der Grey Water Tank langsam voll und es miefte ein wenig aus der Spüle. Wir fuhren wieder zurück nach Stewart Crossing und sparten uns aber den Tankvorgang. Ich fuhr also weiter nach Dawson City. Der Klondike Highway wurde nicht besser, sondern eher noch übler. An mehreren Abschnitten gab es grössere Bauabschnitte mit Pilot Car und kleineren Wartefristen.
Wir erreichen Dawson City kurz nach drei Uhr und steuerten den «Goldrush Campground» an der Ecke York und fünfte Strasse.
Wir liessen uns einen Stellplatz mit Strom und Wasser geben. Kauften für 9 Dollar drei Tokens für die Dusche und liessen es gemütlich angehen, also Rosette und ich. Adi ging Joggen und fluchte etwas ausdauernder, weil ich ihm eine Route mit sehr steilem Anstieg gegen den Midnight Dome hoch empfohlen hatte. 😜
Gegen den späteren Nachmittag versuchten wir, Plätze im Restaurant im Hotel Aurora zu reservieren, erfuhren aber leicht gestresst, dass es (und auch einige andere) wegen dem langen Wochenende mit dem kanadischen Labour-Day geschlossen sei. Also gingen wir auf's Geratewohl los und fanden schlussendlich im «Sourdough Saloon» im Downtown Hotel noch einen Tisch.
Der Salon stellte sich als das Lokal heraus, in welchem alle Touris einen Schnaps mit eingelegtem, erfrorenen Zeh trinken und dafür viel Geld bezahlen, um sich ein Zertifikat zu ergattern.
Wir waren eher auf Bier und Burger aus, welche wieder einmal mit einer viel zu grossen Portion Pommes kamen. Ok, vielleicht hätten wir nicht noch eine Portion Nachos als Vorspeise nehmen sollen. 😬
Die Nacht im privaten Campground mitten in der Stadt war ok. Ich hörte einmal, wie in einer Parallelstrasse spät nachts jemand laut schwatzte. Zudem war es gegen Morgen hin noch einmal richtig regnerisch.
Frühstück mit elektrischem Strom heisst, Bagel und Toastbrot. 😋
Vorher hatten wir für fünf Minuten die Heizung gestartet. Sie macht zwar einen Saukrach, aber auch schnell angenehme Temperaturen. Denn gegen Morgen hatte es nur noch 6-8°C und da brauchte der Ausstieg aus dem Schlafsack doch etwas mehr Überwindung.
Nachher gingen wir noch einmal ein paar kleine Besorgungen machen, komischerweise wurde der Einkaufskorb trotzdem sehr voll und das Portemonnaie 150 Taler schmaler.
Nachher ging es hoch auf den «Midnight Dome» hoch, was uns wohl sicher wieder 12 Liter Benzin kostete.
Nach der Rückkehr parkierten wir den Wagen nahe dem Farmers Market am Yukon River in Dawson und guckten uns ein wenig um. Ich führe ein nettes Gespräch mit einem jungen Ehepaar, welches Schweine- und Rindfleisch aus Yukon-Produktion anboten. Sie sind in Whitehorse beheimatet und fahren mit einem Wagen jeweils den Klondike Highway empor und verkaufen an lokalen Märkten. Er stammte aus Ontario, meinte aber, er könne niemals dorthin zurück. «To crowded, to many people living there.».
Wir kauften ein paar Bratwürste, Honig und Geschenke und gingen danach ins Riverwest Bistro auf einen feinen Espresso, Latte Machiato oder Cappuccino.
Kurz noch wunderten wir uns ab den Gestalten, welche hier oben Auto fahren. Don't drive angry, Malamut. Aber was soll's, wir sind ja nicht die Polizei. 😂
Rosette und ich versuchten noch einen alten Friedhof zu erkunden, der am Stadtrand liegt. Aber die «Typhoid Cemetry» ist nicht gut markiert, die meisten Gräber sind nicht gekennzeichnet. Wir nahmen den Weg als kleine Wanderung und kehrten zurück zum Motorhome, um die Überfahrt mit der Fähre zum Yukon River Campground zu starten.
Der Einweiser von der Fähre fuchtelte etwas komisch herum und so fuhr Adi los, bis er wieder energisch fuchtelte. Wir blieben dann eine Runde stehen, da die Fähre vorher schon voll war. Im nächsten Anlauf fuhren wir sauber auf die Fähre und zogen die Handbremse an.
Die Überfahrt ist jeweils unspektakulär, wenn man es kennt. Ansonsten ist es interessant, zuzuschauen, wie der Kapitän die Fähre im Fluss mit so starker Strömung zielgerichtet zur Anlegestelle führt.
Im Yukon River Campground erwartete uns eine doch eher hohe Belegung, wohl dem Feiertag geschuldet. Wir suchten uns im hinteren Teil, flussseitig den Stellplatz 37.
Wir machten noch einen kurzen Spaziergang zum Schiffsfriedhof am unteren Ende des Campgrounds.
Wir starteten danach ein schönes Feuer und bereiteten die Steaks mit Reis vor. Mitten in der Vorbereitung kam überraschend noch ein kurzer Schauer. Wir schafften es aber, die Steaks punktgenau zu braten und mit einer Flasche Felino, Malbec aus Mendoza zu geniessen.
Nach dem Essen klarte es wieder auf. Und so sitze ich erneut an so einem lausigen Camping-Tisch bei lausigen sieben Grad Celsius und tippe diesen Beitrag, während mir beinahe die Finger abfriere. Ich gehe immer wieder zum Feuer rüber, und wärme mich kurz.
Ev. gibt es heute Nacht Nordlicher, wenn es genügend aufklart. Aber auf jeden Fall wird es wohl kalt mit bis zu 1 Grad Celsius.
Frische Grüsse vom Yukon River, Morgen geht es in die «Verunreinigten Staaten», stay tuned… 😂🇨🇦🍁
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