Danach kehrten wir auf etwas verschlungenen Wegen und mit Hilfe einer Einheimischen durch die dunklen Gassen und Hinterhöfe zurück ins Hotel. Während ich einen Blogbeitrag tippselte, zog sich Hene seine Yukata an und ging in den Onsen.
Die Nacht war erstaunlich erholsam. Nur nächtliches oder morgendliches Aufstehen will etwas Umstellung. Einfach zur Seite drehen, auf die Knie und dann hoch.
Ich selbst schlafe ja normalerweise in einem gewöhnlichen Bett. Gelegentlich bin ich bei meiner Schwester in Uster und dort schlafe ich in der Regel auf einer Matratze auf einem Tatami. Hene schläft selbst auf Tatami und Futon, er ist es somit gewohnt.
Das Frühstück im grossen Saal des Hotels war japanisch, wobei es auch einen Tisch mit Gipfeli und Brötchen hatte. Aber sonst roch es kräftig nach Soja und verschiedenen Fischgerichten, Teigwarensalat etc. Selbstverständlich wurde auch frischer Reis serviert. Der Kaffee war aber ordentlich.
Am Dienstag war es leider teilweise bewölkt, aber wir stiegen trotzdem auf den Aussichtshügel gleich oberhalb des Hotels, was sich durchaus lohnte.
Beim Gang zum Hafen runter kamen wir noch an einer Tempelanlage vorbei. Die musste natürlich besichtigt werden.
Der Eintritt wird an einem Automaten gekauft und dann aber bei einer Bediensteten geprüft und die Karte danach von Hand entwertet.
Beim Eingang zum Tempel selber zieht man natürlich die Schuhe aus und deponiert sie in einem der vielen Schränke. Die Anlage ist teilweise uralt, teilweise renoviert. Die vielen farbigen Wandschirme mit wunderschönen Zeichnungen und leuchtenden Materialien waren beeindruckend. Leider war das Fotografieren im Innern verboten.
Beim Ausgang hat es noch ein Museum mit einer grossen Anzahl an historischen Steininschriften, Seidenmalereien und weiteren Unterlagen. Leider war auch hier einerseits das Fotografieren verboten und andererseits beinahe alles ausschliesslich japanisch oder gar chinesisch beschriftet.
Danach machten wir uns auf zum Hafen, wo es doch erstaunlich viele Touristen hatte, welche mit Bussen vermutlich von Sendai oder Umgebung anreisten. Es gab Einheimische, aber auch ziemlich viele Chinesen. Ob die vom Festland oder von Taiwan waren, entzog sich unterer Kenntnis. Westler sahen wir auch ein paar, aber weniger als befürchtet. 😇
Wir verzichteten angesichts der fortgeschrittenen Zeit auf eine Inselrundfahrt und tranken dafür einen Kaffee und guckten den Leuten, sowie den vorbeifahrenden Autos mit lautstarker Wahlwerbung zu, wobei wir natürlich kein Wort davon verstanden.
Wir überschritten dann (gegen einen kleinen Entgelt) die Brücke zur Insel Fukuura und umrundeten sie zum Teil. Da es in der Mittagszeit war und auch bewölkt, war das Licht eher schlecht zum Fotografieren. Luftfeuchtigkeit und Temperatur war grad etwas höher, als mit Jacke erträglich.
So waren wir dann nach einiger Zeit froh, an einem kleinen Restaurant auf der Insel vorbeizukommen, wo wir auf der Terrasse draussen ein Bier geniessen und den Besuchern zuschauen konnten.
Dieses Mal gingen wir früher nach einem Restaurant suchen und trotzdem war das Angebot nach 17 Uhr schon etwas bescheidener. Wir landeten in einem Restaurant, dessen Spezialität Rinderzunge war. Nun, nicht jeder hat gerne etwas im Mund, das schon mal jemand im Mund hatte. Aber wenn man es im Kopf beiseite legt, ist es durchaus in kleinen Mengen schmackhaft. Hene hatte es als dünne Scheiben auf Reis. Ich hatte es mit Tempura Gemüse bestellt und die Portion war mörderisch gross. Wenn man bedenkt, dass man in Japan eigentlich ausessen sollte, kann man verstehen, dass ich den restlichen Abend eher etwas litt.
Kurz nach 9:30 Uhr checkten wir aus und gingen zu Fuss zum Bahnhof, um mit der S-Bahn nach Sendai zurückzufahren. Dort druckten wir uns die Reservationszettel für unsere Fahrt mit dem Hayabusa Shinkansen nach Ōmiya und weiter mit dem Hakutaka nach Nagano.
Die Züge waren alle sehr voll. Und obwohl der Hayabusa von Sendai aus ein wenig Verspätung hatte, hatte er die bis Ōmiya wieder eingeholt. Die Strecke nach Nagano führt durch sehr viele Tunnels, so dass man von der Landschaft nicht so vol mitbekommt.
Nach Ankunft in Nagano trödelten wir ein wenig beim Ausgang des Bahnhofs herum, weil wir nicht wussten, welcher Bus in Richtung unserer Unterkunft fährt. Wir entschlossen uns dann, halt zu Fuss zu gehen. Es wären nur rund 20 Minuten gewesen. Weil wir nicht genau auf die Karte schauten, wurden es ein paar Minuten mehr.
Kaum waren wir in unserer Unterkunft angekommen, begann es ziemlich heftig zu regnen. Aber man darf ja auch mal etwas Glück haben.
Der Checkin-Vorgang war etwas merkwürdig. Wir hatten am Vortag schon Fotos und Bilder des Passes hochgeladen und die üblichen Formalitäten (Wohnort, Nationalität, Beruf) erfasst. Am Tablett und unter der netten Führung einer jungen Frau, welche uns temporär in Empfang nahm, mussten wir nochmals etliches Zeugs bestätigen und erfassen. Zum Schluss gab es sogar noch einen Videocall mit einem Callcenter, wo ein Agent uns bat, per Namen zu identifizieren und unsere Live-Bilder betrachtete.
Dafür haben wir nun einen Code für die Haustüre, einen Code für die Zimmertüre, die ich auch mit einem Barcode als Schlüssel öffnen kann. Soviel Automatismus und doch immer wieder Dinge, die von Hand gemacht werden. Japan ist hier wirklich manchmal sehr zwiespältig.
Die Unterkunft selbst, eine Junior Suite, ist etwas teurer, als wir uns sonst gönnen, aber dafür haben wir einen riesigen Raum, ein grosses Bad mit einem Kochtopf und einer Sauna. Dazu eine Veranda. Und es war als einziges Hotel für die nächsten Nächte verfügbar. 🤷🏼♂️
Auf dem Hinweg hatten wir einen Denny's gesehen. Den mussten wir zum Nachtessen ausprobieren. Zwar eine US-Kette, aber drei Filialen alleine in Nagano? Und ja, das Essen war durchaus eher amerikanisch, aber mit viel Anleihen an Japan.
So, das war's mal wieder. Das Programm für die folgenden Tage wird noch diskutiert.
WeiterlesenDer Sonntag begann etwas bedeckt und sehr frisch, es klarte aber schnell auf.
Nach einem kleinen Frühstück im hoteleigenen Café mit sehr feinen Backwaren, zogen wir die warmen Jacken an und gingen in Richtung «Bear Park». Die Talstation der Gondelbahn erklimmt man über einen Zickzack-Weg, der den Atem schon ein wenig schneller gehen lässt.
Am Vorabend hatten wir erneut am JR-Billettautomat eine gratis Platzreservation für den Zug nach Otaru gemacht.
Dazu geht man an einen Automaten, auf dessen Display das Wort «Japan Railpass» steht und drückt darauf, danach kommt die Sprachauswahl. Anschliessend kann man den 3D-Barcode des Japan Railpass scannen und muss das mit der Passnummer verifizieren.
Darauf hin kann man Start- und Zielbahnhof, sowie Datum und Zeit eingeben, um sich den gewünschten Zug anzeigen zu lassen. Via «Select from seat map» lassen sich dann die Plätze auswählen, worauf der Automat die Zettelchen gedruckt werden.
Wir starteten nicht zu früh. Im Bahnhof in den unendlichen Katakomben voller Einkaufsläden und Restaurants/Cafés fanden wir eine Gelegenheit für einen Kaffee und Gebäck. Die Japaner sind sehr gute Bäcker. Die verschiedenen Brötchen oder Süssgebäcke sind sehr schön gearbeitet und schmecken gut. Die süssen Gebäcke sind weniger mit Zucker vollgekleistert, wie häufig bei uns oder gar in den USA.
Auf dem Perron war der Zug schon angeschrieben. Ihr solltet Euch das Video mit eingeschaltetem Audio ansehen/anhören. In Japan bimmelt und klingelt es dauernd irgendwo, die Ansagen sind sehr ausführlich. Akustisch ziemlich herausfordernd. 🤷🏼♂️
Die japanischen Hotels entsprechen durchaus guten, normalen Standards. Räumlich sind sie schon enger, als man es zB aus den USA gewohnt ist. Das gilt auch für die Badezimmer. Dafür sind die Armaturen sehr gut unterhalten und funktionieren logisch. Über die japanischen Toiletten findet man im Internet viele Infos. Geheizter Sitz und automatische Spülung ist das mindeste. Es hat auch immer Duschmittel und Shampoo verfügbar, welche nicht so grob parfümiert sind.
Aber Ablagemöglichkeiten für Kleider und anderes Gepäck sind rar. In Tokio hatten wir wenigstens eine Garderobe, hier war gar nix. Ich schiebe meinen Koffer jeweils unters Bett.
Wir verliessen das Hotel relativ früh, da wir uns noch einen Kaffee im Bahnhof gönnen wollten. In Japan haben die meisten Verpflegungsmöglichkeiten im Bahnhof keine Sitzplätze, da der Platz teuer ist.
Wir hatten aber am Vorabend ein kleines Café erspäht, das auch Sitzplätze anbietet. Also bahnten wir uns einen Weg durch die Menschenmassen und zwängten uns auf zwei separate Plätze. Der Kaffee war ausgezeichnet, dazu nahmen wir abgepackte Waffeln, welche aber sehr frisch und lecker waren. Hene konnte sich in der kleinen Raucherkabine im Café noch ein Stück Tabak erhitzen.
Wir fuhren mit der Express S-Bahn nach Tokio, wo wir uns im Shinkansen-Teil natürlich zuerst eine «Ekiben» kauften.
Nach der Ankunft zog sich der Tag gefühlt unendlich hin, wir waren beide sehr müde. Irgendwann beschlossen wir, einfach wieder zurück zum Hotel zu gehen und dort etwas früher zu versuchen einzuchecken.
Kurz nach 14:00 Uhr standen wir beim Checkin, wo uns ein freundlicher Herr nicht japanischer Herkunft fragte, ob wir reserviert hätten. Er führte uns dann zu einem Self-Checkin, welcher mit seiner Hilfe eigentlich recht gut und schnell funktionierte. Wir mussten noch ein paar Yen Steuern auf das Zimmer bezahlen, was uns verwunderte. Aber wer streitet schon wegen 2.40 CHF. Danach erhielten wir zwei Zimmerkarten und sonst viele Zettelchen dazu.
Das Zimmer trägt die Nummer 3-1523 und ist mit zwei Betten, einer kleinen Garderobe, einem angenehm grossen Badezimmer und einer netten Aussicht auf die Gebäude des Bahnhofs Shinagawa ausgerüstet. Der Stauraum um die Betten ist jedoch eher bescheiden. Ich schiebe meinen Koffer jeweils unters Bett, damit wir genügend Platz haben. Der Preis (180 CHF pro Nacht/Zimmer) für das sehr zentral gelegene Zimmer war jedoch absolut ok.