Vielleicht fragt sich manch ein Mensch, warum ich Business Class fliege? Oder warum überhaupt fliegen?
Ich könnte jetzt sehr weit ausholen, aber das soll ja kein Schreibwettbewerb werden.
Ich flog das erste Mal mit rund 14 Jahren, als uns unsere Eltern in die Herbstferien für zwei Wochen nach Rhodos mit nahmen. Das war ein tolles Erlebnis, Sonne, Meer, gute, griechisch/italienische Küche.
Der erste Langstreckenflug war 1989 mit Herr L. nach Südamerika. Wir flogen ab Amsterdam nach Toronto, ein paar Tage später nach Lima und nach vier Wochen zurück. Die Rückreise war eine Qual. Wir flogen Abends von Lima nach Toronto, hatten dann einen halben Tag Aufenhalt in Toronto. Danach flogen wir wiederum Abends von Toronto nach Amsterdam, um am nächsten Morgen dann mit dem Zug nach Hause in die Schweiz zurück zu fahren.
Warum war es eine Qual? Nun:
Ich bin relativ lange (1.83), dazu noch normalverteilt, also eher lange Beine
Wenn ich lange sitzen muss, werden meine Beine zappelig
Ich hatte damals schon kein Idealgewicht mehr (was sich heute nicht mehr verbergen lässt)
Ich kann im Flugzeug (in der Economy) nicht schlafen!
Damals hatte ich ab dem Beginn der Rückreise am Morgen in Lima fast 48 Stunden nicht geschlafen und war völlig kaputt. Ich weiss noch, wie der Zug aus der Centralstation Amsterdam herausfuhr und dann war ich bis fast in den Raum Freiburg im Breisgau weggetreten. Danach war mir speiübel. Der Jetlag dauerte mehrere Tage.
Zu 4. muss man wissen, – so man mich noch nicht kennt – dass ich an den unmöglichsten Orten schlafen kann. Ich bin schon im Doppeldecker-Bus bei der Stadtrundfahrt in London (und Dublin) eingeschlafen. Ich habe schon im Tram auf dem Heimweg meine Haltestelle verschlafen. Ich schlafe als Beifahrer im Auto ein. Im Militär bin ich sogar mit Gasmaske während einer Übung eingeschlafen. Egal wo, aber im Flugzeug in der Economy kann ich nicht schlafen. Vielleicht mal 20-30 Minuten einnicken, aber das wars.
Nachdem ich 1992 das erste Mal in die USA gereist bin, – und es in der Folge häufiger tat – war die Rückreise meist eine mühselige Geschichte. Eigentlich wäre ich ja noch gerne länger dort geblieben und dann dieses zusammengefaltet Sitzen. Der schreckliche Kaffee, das grässliche Frühstück (American Airlines et al.). Dann wieder diese unfreundlichen Schweizer Gesichter am Morgen nach der Ankunft, der Jetlag. Warum tat ich es mir nur an?
Als Mensch, der häufig Arbeit und Freizeit nicht gut trennen konnte (irgenwann besser erlernt!), war es hilfreich, weit weg zu gehen. Damals war das Smartphone noch nicht erfunden und Remote Access zum Arbeitsplatz noch ein Fremdwort. Also hiessen die USA nicht nur schöne Landschaften, sondern auch «Arbeit zurücklassen». Aber eben, diese Economy!
Im Verlauf der Jahre nahm mein Umfang zu, aber auch der Lohn. Da gleichzeitig die Hypotheken immer tiefer gingen, lag mehr drin. So machte mich Kollege Thomas im Jahr 2009 das erste Mal gluschtig auf die Business-Class.
Und siehe da, die breiten Sitze und die Möglichkeit, den Sitz fast waagrecht zu stellen, halfen mir, die Reise besser zu überstehen. American Airlines, meine Wahl (dank Meilenprogramm), hatte zwar mit den Boing 767 damals noch nicht so bequeme Sitze (nicht ganz wagrecht, weniger Beinfreiheit beim Liegen). Aber drei Jahre später entdeckte ich die Möglichkeit, von der Westküste via London mit British Airways via London sehr bequem ganz flach zu liegen. So konnte ich mindestens sechs Stunden Schlaf geniessen und mich dann in der Lounge frisch machen für den kurzen Hopser in die Schweiz zurück.
Seither schaue ich ganz gezielt auf die Flugzeug-Typen und Bewertungen, um mir das Optimum an Schlaf/Komfort zu holen. Zum Beispiel mit AAs 777 von LAX via London, da man dort bequemer liegt, als im 777 der British. Dafür nehme ich mir dann einen kleinen Aufpreis oder eine längere Reisezeit gerne in Kauf.
Also, Business Class wegen Sitzbreite/Schlafkomfort. Alles andere, wie das grössere Essensangebot, die bevorzugte Behandlung (sei es beim Einchecken oder Boarding), etc. nehme ich gerne mit, bräuchte ich aber nicht.
Ach ja, und selbstverständlich fliege ich kurze Strecken auch Economy oder Eco Plus. Ach, und ebenso klar, wenn es einen Zug gibt, nehme ich den noch lieber, auch wenn es länger dauert.
Diesen Beitrag habe ich im Hotelzimmer in Singapore geschrieben. In etwas mehr als 24 Stunden geht es dann mit dem A380 der Singapore Airlines zurück nach Zürich. In der Business Class, wo ich ein komplett wagrechtes Bett habe und hoffentlich nach sechs/sieben Stunden erholsamem Schlaf im kalten, grauen Zürich ankomme. Erholt… hoffentlich!
Ihr kennt eventuell noch die alten, mechanischen Schlüssel in den Hotels der Siebziger? Mit dem grossen Metallbembel, in der Hosentasche so schwer, dass es einem beinahe die Hosen auszog?
Gibt es immer noch, aber schon seit längerem kennen wir ja die Nachfolger. Die «Lochkarten-Zimmerschlüssel» waren ja schon etwas moderner, aber dann kamen die Magnetkarten.
Bei denen wusste man manchmal nicht, wie man sie wirklich bedienen musste. Senkrechte Leser zum Durchziehen, Streifen links oder rechts? Oder solche zum Einschieben… Einschieben und drinlassen, bis die Türe freigegeben wird? Oder einschieben und schnell wieder rausziehen, erst dann blinkt die Türe grün? Und dann genügend schnell die Türfalle drücken. Oder ist es ein Drehknauf und in welche Richtung geht der?
Manchmal wollte die Karte nicht gelesen werden. Ah, deshalb kriegte man auch als Einzelreisender häufig zwei Karten, eine geht sicher? Oder hilft es, wenn man den Magnetstreifen an der Hose reibt?
Später kamen die Smartcards mit NFC-Chips. Endlich reichte es, die Karte einfach zum Leser zu führen und schon ging die Türe auf. Wenn denn der richtige Schlüssel zum richtigen Zimmer zugeordnet wurde. Oder man auch wirklich an der richtigen Türe stand.
Hier im Conrad Centennial in Singapore gibt es den «Digital Key». Beim Einchechken konnte ich die Option wählen. Man gab mir zur Sicherheit auch noch eine Smartcard. Hardware beats Software, man weiss ja nie.
In der HiltonHonors-App auf dem iPhone lässt sich der Key aufrufen. Kommt man dann in die Reichweite der Türe (und ist Bluetooth wirkich eingeschaltet), wird die Anzeige aktiv (grüner Ring).
Aktiviert man den Key, wird die Anzeige voll grün und der Öffnungsbefehl wird an die Türe gesendet.
Nach kurzer Zeit blinkt die Anzeige an der Türe und die App zeigt nun den Vorgang auch an. Wozu auch immer, eigentlich würde es ja reichen, wenn die Türe das anzeigt.
Soweit, so gut. Die Anzeige «Zimmerchen» in der App zeigt sonst eigentlich die Zimmernummer. Diese möchte man aber ev. gar nicht wirklich angezeigt haben, da ja ein Smartphone auch geklaut werden könnte. Deshalb besteht die Möglichkeit, die Zimmernummer manuell zu ändern.
Ich finde es mässig praktisch, trage ich doch in der Regel Hemden mit Brusttasche und habe die NFC-Schlüsselkarte dort schnell griffbereit. Beim Smartphone muss ich es aus der Tasche holen, entsperren, App öffnen, in der App die Funktion ausführen und immer noch ein wenig warten. Manchmal muss man auch zwei Versuche machen. Hier im Conrad braucht man den Schlüssel auch im Lift und da kommen sich bei mehreren Gästen die Handys und deren Bluetooth in die Quere.
Ob man solche Systeme auch schon gehackt hat? Naja, manchmal möchte man es gar nicht wissen.
Es war mal wieder etwas still hier. Eigentlich war ich in den zwei ersten Wochen des Oktobers mit Herr L. in der Bretagne, aber darüber schreibe ich vielleicht mal später.
Eigentlich… auch so ein Wort. Eigentlich… «einer Sache in Wahrheit zugrunde liegend; tatsächlich, wirklich».
Eigentlich wollte ich dieses Jahr nicht gross in die Ferne schweifen, mal etwas zurücklegen für die Auszeit 2018. Eigentlich wollte ich im Frühling schon zwei Wochen Ferien nehmen. Aber… ein Projekt, das mich (wirklich?) benötigte, liess mich die Ferien verschieben. Alles gedrängt im Herbst. Mein Arbeitgeber ist ja so grosszügig, dass er mir altem Menschen nun sogar sechs Wochen Ferien zugesteht.
Irgendwann im Frühling kam dann dieser Newsletter, oder war es Tipp eines Kollegen? Egal, Singapore Airlines feiert ihr 70-Jahre-Jubiläum und es wurden Flugreisen vergünstigt angeboten. Ich stöberte im Angebot und da war es, verlockend. Ich wartete zwei oder drei Wochen, in der Hoffnung, der Preis würde über meine Schmerzgrenze springen. Als er es tat, war der ursprüngliche Preis immer noch buchbar, einfach leicht verkürzt, mit Rückflug am Donnerstag. Also buchte ich… via Singapore nach Hongkong, vier Tage dort, dann zurück für fünf Tage nach Singapore und wieder heim.
Dazu, zweimal sehr gute Hotels. Sonst keine Pläne. Gut, Herr R. hat angemeldet, er sei dann ungefähr auch an diesen Orten und wir werden uns sicher treffen. Aber sonst, keine Pläne. Einfach in den Tag hinein, leben…
Über die Anreise dann mal später. Heute hatte ich ausgezeichnet in der Continental Club Lounge im Hotel gefrühstückt. Mir etwas Zeit gelassen, das Handy mehr in der Hosentasche. Es half, dass um diese Zeit in der Schweiz noch Nacht ist. Keine Nachrichten, News von gestern, gestern schon gelesen.
Hatte die Menschen beobachtet. Den europäischen Mann um die Fünfzig mit der jüngeren, schlanken, chinesischen (?) Frau an seiner Seite. Er im Anzug und Krawatte. Er sprach laut, erst Englisch, es ging um Wirtschaft und Geld. Seine Komplimente wirkten schräg, so als er ihr einen guten Appetit bescheinigte (nicht wünschte), als sie schon zum zweiten Mal zu Buffet ging. Später wechselten sie beide auf Französisch, vermutlich ihre Lieblingssprache oder wegen den Amerikanern am Nachbartisch? War er Ihr Wirtschaftsberater?
Der Mann im T-Shirt sass gemeinsam mit zwei Frauen am Tisch. Waren es seine Frau und seine Tochter? Beide Frauen waren Schwarze und trugen schöne Kreolen. Was jetzt bei mir dazu führte, mich 10 Minuten mit der Frage zu beschäftigen, ob ich sie «Schwarze» nennen soll oder warum mir der Ohrschmuck auffiel. Sitzt da manchmal ein kleiner, gemeiner Mann mit Vorurteilen in meinem Hinterkopf? Nicht egal, aber trotzdem, die Frauen unterhielten sich prächtig miteinander. Er sass da und vertilgte seine Scrambled Eggs mit Speck und streute zwischendurch ein Wort ein. Ein älteres Ehepaar kam am Tisch vorbei und der Mann unterhielt sich mit der Jüngeren. Sie scherzten mehrmals miteinander und ich fragte mich, ob die Frau wohl bekannt sei.
Aber vielleicht war es auch der ältere Mann. Der Kellner sprach ihn mit «Professor» an. Die ältere Frau scherzte ebenfalls mit den zwei Frauen, vielleicht waren sie einander bekannt oder reisten gar gemeinsam? Wer weiss…
Am Tisch vorne nahm ein jüngeres, chinesisches Paar Platz. Er liess sich von ihr bedienen und führte ein lautes Telefongespräch. Sie trug ein rosa Wollkleid, man merkt, es ist Winter in Hongkong.
Anschliessend ging ich aus dem Haus, ziellos. Nervte mich kurz über die Männer indisch/pakistanischer Abstammung, welche an der Nathan Road nach Menschen wie mir Ausschau halten und mir alle mindestens einen massgeschneiderten Anzug verkaufen wollten. Oder Copy-Watches. Einfach nicht hingucken, lächeln…
Ich stand dann vor der Tsim Sha Tsui - U-Bahnhaltestelle und ging nicht hinein, sondern zum Eingang des daneben gelegenen Kowloon Park. Nur ein paar Meter, bis zu den ersten Bänken, gleich neben dem «Health Education Exhibition And Resource Centre». Setzte mich auf einen freien Platz neben einer alten Chinesin.
Blieb sitzen. Atmete, liess den Blick über die Hochhäuser und die Bäume schweifen. Hörte das Hupen, den hektischen Verkehr an der Nathan Road. Aber auch das Zwitschern der Vögel im Park hintenan. Sah die farbige Katze pfeilschnell über den Weg sprinten und wie sie lautlos im Gehölz verschwand.
Am Himmel knatterten Helikopter und man hörte das Dröhnen von Jets, welche vom oder zum Check Lap Kok unterwegs sind.
Spürte die Bank leicht schwanken, weil die alte Frau nebenan ihre Freiübungen mit den Beinen machte. Beobachtete die Schuhmode der vorbeigehenden Leute. Turnschuhe, Sportschuhe, wie auch immer man diesen farbigen Tretern sagen will. Ausnahmsweise mal eher elegante Mode an Frauenfüssen, welche sich darin aber gar nicht wohl fühlen. Mindestens muss ich das annehmen, wenn man den Gang der Leute sieht.
Lautes Kinderlachen und -Schwatzen aus dem Education Center… mehrmals kamen Kindergruppen heraus, schön adrett in Uniform oder mindestens mit den selben kleinen Rucksäcken, begleitet von mehreren Lehrpersonen. Die ganz Kleinen Hand in Hand, so dass keines verloren geht. Was sie wohl noch erwartet in ihrem Leben?
Da sitzen und die Emotionen hochkommen lassen. Das Jahr barg genügend Gelegenheit, sie zu unterdrücken. Verpasste Gelegenheiten… Ein Taschentuch suchen, um das Ergebnis «des unspezifischen emotionalen Ausdrucks, welcher der Mimik zugeordnet ist» wegzuwischen.
Die alte Frau nebenan auf der Bank zückte ihr Smartphone. Es fällt mir noch mehr auf, als in der Schweiz, wie viele Leute mit dem Smartphone vor dem Gesicht herumlaufen. Auch in den grossen Menschenmengen. Niemand blickt Dir ins Gesicht. Liegt es daran, dass ich ein «Gweilo» bin? Oder ist das die Art der Menschen in Hongkong, sich gegenüber den Millionen von Mitmenschen abzuriegeln, da es sonst zu viel wird?
Ich ging weiter in den Park hinein, wo es adrett und aufgeräumt ist. Nur wer gut hinschaut, sieht, dass sich hier und dort ein Obdachloser hingelegt hat. Danach gehe ich an den Gucci, Van Cleef & Arpels, Piaget und so weiter Shops vorbei, zurück zum Hotel.
Musste das schnell niederschreiben. Sorry für die Belanglosigkeit, aber ist das Leben im Allgemeinen nicht häufig sehr belanglos?
Seit einigen Jahren (Jahrzehnten?) organisiert jeweils Kollege Jörg. R. im Spätherbst einen Wein-Ausflug. Mit organisieren meinen wir jeweils, dass Jörg den Termin festlegt und die Reise entweder selbst organisiert oder einem der Teilnehmer überträgt.
Es sind jeweils fünf bis sechs Ehepaare im gesetzteren Alter, welche alle bei der SBB arbeiten oder mal gearbeitet haben. Dieses Jahr hatte Rolf S. aus Schaffhausen die Reise organisiert und es ging ins Rheintal in der Ostschweiz.
Eine Gegend, welche man nicht sofort mit Wein in Verbindung bringt, aber das ist ja auch ein Teil der Überraschung.
Die meisten Teilnehmer reisten über Zürich und Sargans nach Heerbrugg und von dort mit dem Bus nach Widnau, wo wir im Hotel Metropol eincheckten. Danach ging es gleich weiter zum ersten Höhepunkt. Wir fuhren um 12:05 mit dem Bus nach Berneck und besuchten die Küferei Thurnheer.
Die Führung startete im Kellerstübli mit ein paar Gläsern Wein und einem fein hergerichteten Tisch mit Häppchen und von Frau Thurnheer selbst hergestellten Schinkengipfeli.
Anschliessend liessen wir uns vom Küfer Martin Thurnheer, der in fünfter Generation diesen Beruf ausübt, über dieses Handwerk informieren. Vom Ursprungsmaterial, (meist) Schweizer Eiche zum keilförmigen Holzscheit, zum Brett und dann zur Daube, welche schlussendlich zu einem neuen Holzfass führen.
Sehr interessant, wie hier mit einem Natur-Rohmaterial umgegangen wird, so dass am Schluss hochpräzise Fässer entstehen, welche auch dicht sind.
Anschliessend spazierten wir durch das Dorf zur am Dorfrand gelegenen Weinhandlung und Kellererei «Schmid und Wetli», wo uns Herr Wetli Senior mit viel Herz und Furor durch die Geschichte des Weins im Rheintal und Appenzell führte. Die Betriebsbesichtigung fand unter vielen Erklärungen auch zum Thema Aus- und Weiterbildung statt. Herr Wetli bringt sich hier auch stark ein, um die Zukunft des Schweizer Weins sicherzustellen.
Selbstverständlich durften wir nicht nur gucken, wie der Wein hergestellt und gelagert wird, sondern konnten die Weine auch degustieren. Das Angebot der Weinhandlung umfasst natürlich auch noch hochprozentigere Spezialitäten.
Wir machten dann einen kurzen Spaziergang zum Restaurant «Maienhalde» hoch. Dort oben erwartete uns eine nette Aussicht über die Gegend und eine reichhaltige Speisekarte
Den Hauptgang lasse ich mal wegen Kalorien-Alarm weg und zeige mal nur das kleine Dessert, welches noch knapp reinpasst
Per Taxi ging es dann zurück nach Widnau ins Hotel, wo einige noch einen kleinen Schlummertrunk genossen.
Der Samstagmorgen brachte gutes Wetter, so dass man die Aussicht aus dem Hotelzimmer geniessen konnte.
Nach dem Frühstück ging es gemütlich mit Bus via Heerbrugg und den Appenzellerbahnen nach Appenzell.
In Appenzell liessen wir uns die Herstellung und Abfüllung des Appenzeller Alpenbitters zeigen. Die Führung war sehr interessant, vor allem auch der Gang in die Kräuterkammer, wo man extra für Führungen die 42 verschiedenen Kräuter, aus welchen der Bitter hergestellt wird, anfassen und riechen kann.
Auch hier konnten wir degustieren, hielten uns aber angesichts der Hochprozentigkeit eher zurück. Zudem musste ich ja abends noch für die nächsten 14 Tage packen
Zum Mittagessen gab es Währschaftes im Gasthof Hotel Hof. Ich wollte eigentlich nur Chäshörnli, aber eine der Damen trat mir noch die Hälfte ihres Paars Appenzeller Südwurst ab. So gesättigt hielt das dann bis Sonntagmorgen!
Während der Rückfahrt plauderten wir noch viel miteinander und so ging diese Reise langsam zu Ende. Nicht ohne dass Jörg für 2018 einen provisorischen Termin festgelegt hätte!
Auch dieses Jahr leistete ich mir den Jahresbeitrag für den Gönnerverein des SBB Historic RAe TEE II, 1053 und durfte am somit am Samstag, 23. September am Ausflug teilnehmen.
Dieses Jahr begleitete mich Frau R. aus W.
Der Zug fuhr bereits um 7:48 Uhr ab Bern, so dass der Wecker doch recht früh klingelte. Das gute Tuch lag bereit, die Billette eingesteckt und so war alles bereit.
Auf dem Perron hatte ich dann eine etwas unangenehme Begegnung, als man mir meine Begeisterung für den Zug offenbar ansah, was einen dort wartenden Mann offenbar so ärgerte, dass er laut über die «Geldverschwendung der SBB» zeternd von dannen zog.
Der Zug fuhr pünktlich mit mir auf Platz 31/32 im Wagen 4 los. Ich unterhielt mich mit Kollege Daniel, welcher die Plätze gleich in meinem Rücken hat und gemeinsam genossen wir die gemütliche Fahrt über die alte Linien an Burgdorf und Langenthal vorbei nach Olten.
Dort stieg Frau R. (und viele weitere bekannte Gesichter) in den Zug und schon bald erreichten wir Zürich HB, wo der Rest der illustren Gästeschar zustieg.
Offenbar hatte SBB Historic das Feedback vom letzten Jahr genutzt. So gab es immer noch genügend Frühstück, aber es war nicht ganz so opulent wie 2016, wo man nach dem Frühstück eigentlich schon fast genug für den Tag hatte.
Der Zug fuhr dann über Bülach und Schaffhausen dem Rhein entlang und schon bald waren wir am Bodensee.
Unterwegs stellte sich heraus, dass eine der Begleitpersonen im Service die ehemalige Arbeitskollegin Doris war, welche ich zuletzt vor rund 33 Jahren gesehen hatte.
Kurz nach 12 Uhr fuhr der RAe TEE II, 1053 in den Bahnhof von Rorschach ein.
Hier erwartete uns eine Führung durch und im «Würth-Haus», welches Teile der Kunstsammlung der gleichnamigen Besitzerfamilie zeigt. Sonst nicht so der Museumsgänger, war es doch sehr interessant und bereichernd. Vor allem die Ausstellung junger Kunst aus Afrika/Namibia war abseits der gängigen Themen sehr schön. Aber vor allem die sehr fachkundigen Führerinnen half auch die verschiedenen Exponate besser einschätzen und verstehen zu können.
Nach der Führung gab es dann nebenan im Seerestaurant Rorschach ein ausgezeichnetes Mittagessen. Nach dem Essen gab es noch einen netten Schwatz mit Mani und Martin, welche draussen teure Zigarren in feine Asche umwandelten.
Dann hiess es schon wieder zurück zum Bahnhof, wo unser Zug auf Gleis 2 bereit stand. Ich kann mich nicht an den eleganten Formen dieses Zuges satt sehen
Die Rückfahrt führte uns durch das schöne, grüne Toggenburg und Rapperswil nach Pfäffikon (Schwyz) und entlang des linken Zürichsee-Ufers nach Zürich HB. Und natürlich wurden wir auch auf dieser Etappe mit Kaffee und Kuchen bewirtet.
Wir genossen noch geistige (höher prozentige) Getränke an der Bar und unterhielten uns ganz prächtig, als ich auch schon wieder von meiner charmanten Begleitung verabschieden musste.
Kurz nach neun Uhr abends ging der lange Ausflug in Bern auch für mich zu Ende. Es war ein toller Tag mit vielen Erinnerungen und netten Gesprächen. Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Jahr!
Ich wusste, dass es im Hotel One nicht nur im Untergeschoss Frühstück gibt, sondern auch im Erdgeschoss bei der Bar. Auf Nachfrage fand ich heraus, dass es um die Ecke auch eine Kaffeemaschine gibt, somit war der Morgen gerettet
Das Programm des Tages hiess: «Neusiedlersee und Weinverkostung»
Wir fuhren um 9:19 mit dem Zug los über Wulkaprodersdorf nach Eisenstadt im Burgenland. Am Bahnhof wurde Mani von einem Herrn erwartet und herzlich mit einer Umarmung begrüsst. Ich wusste, dass es einen Bustransfer gibt und dachte, man sei hier vielleicht immer so herzlich. Aber am Ziel des Bustransfers wurden wir dann informiert.
Der Samstag war sozusagen ein Familientag! Beim Herrn handelte es sich nämlich um den (einen!) Cousin von Mani und dessen Familie erwartete uns vor der «Haydnkirche».
Peter, Musikprofessor (Magister) und seine Frau wie Kinder erwarteten uns nicht nur mit interessanten Ausführungen über Eisenstadt, Haydn und die Esterhazy, sondern auch mit einem Glas «Schloss Eisenstadt Brut» (Prosecco) und deftigen Grammelpogatscherln.
In der Kirche gab uns Peter auch noch ein kurzes Ständchen. Die Aufnahme ist mit dem iPhone entstanden, also vergebe man mir die Qualität
Danach spazierten wir durch das Städtchen und besichtigten das Schloss Esterhazy.
Interessant waren auch die Deckenmalereien im Haydn-Saal. Neben den grossen Bildern gab es noch viele kleinere, welche die zugewandten Orte bzw. Untertanengebiete der Esterhazy symbolisieren.
Wir assen im Restaurant Henrici, gleich gegenüber und da gesellten sich dann im Verlaufe der Stunde noch zwei weitere Cousins und zwei Cousinen von Mani hinzu. Eben, Familientreffen…
Nach dem Mittag setzten uns drei Taxis ob St. Margarethen im Wald ab. Von Ferne (rund 5.4 Kilometer) blinkte der Neusiedlersee und vor uns lagen die Weingebiete von St. Margarethen und Rust. Der Spaziergang (einige sagen dem Wanderung) brachte uns durch die Reben und zwischendurch sah man einen frechen Spatz sich eine Beere stibitzen.
Wir mussten ab und an ein paar Velos ausweichen, die Strecke ist offenbar beliebt. Dann kamen wir auch schon gegen Rust und durften dann bei der bekannten und ausgezeichneten Weinbäuerin Heidi Röck kurz einen Wein degustieren und uns über das Weingut und die an- und ausgebauten Weine informieren.
Danach gab es eine Premiere für die Gegend. Offenbar war bisher noch niemand auf die Idee gekommen, eine Weindegustation mit begleitenden Häppchen auf einem Charterschiff durchzuführen.
Die süssen und salzigen Häppchen, die im Scherz «Burgenländer Sushi» genannt wurden, waren in adrette Kartons verpackt und die Weinliste dazu war mit Furmint, Weissburgunder, Grauburgunder, Zweigelt und weiteren Weinen gut bestückt. Den Abschluss machten zwei Süssweine, bei welchen Maria Schröck darauf bestand, dass man sich auch salzige Häppchen dazu aufspare, da diese eher noch besser zu den Süssweinen passen täten.
Zurück beim Weingut gab es Gelegenheit, den verkosteten Wein auch noch zu erstehen, wovon einige Kollegen inklusive mir, Gebrauch machten.
Anschliessend brachten uns Taxi und Eisenbahn zurück nach Wien. Nach Essen war niemandem mehr und so gingen die meisten Leute direkt ins Hotel.
Rückreise, Sonntag 17.09.
Die Rückreise ging kurz nach 9 Uhr los und eigentlich recht ruhig geplant. Allerdings gab es kurz und auch später noch ein wenig Diskussionen, da die Platzreservation offenbar «misslungen» war. Eine spätere Abklärung mit dem Railservice der SBB ergab, dass eine Teilanullation der Reservation aufgrund eines Stammdatenfehlers dazu führte, dass nur 9 statt 15 Plätze richtig reserviert waren. Weitere Plätze waren reserviert, aber nicht bezettelt. Das führte dazu, dass sich drei Kollegen mehrmals umsetzen mussten. Aber sonst war für uns gesorgt
Während wir uns langsam der Heimat näherten, wurde uns von Mani auch schon die Abrechnung präsentiert. Es war im Vergleich zu den Vorjahren (Finnland oder Norwegen) eine günstige Reise. Dazu trugen nicht nur die Reisekosten bei, sondern vor allem die moderaten Preise für Wein und Essen.
Wir freuen uns natürlich alle schon auf die nächste Reise, von der wie üblich nicht mal Mani weiss, wann und wohin sie uns führen wird. Aber Gerüchte meinen, es gären schon wieder Pläne…
Nach einem misslungenen Versuch, ein Frühstück zu ergattern (ok, ein Brötchen kriegte ich, aber keinen Kaffee) versuchte ich, meinen Missmut nicht zu stark zu zeigen. Der Treffpunkt vor dem Hotel war jedoch zu einem vernünftigen Zeitpunkt (08:30), so dass ich keine Ausrede für den eher späten Gang zum Frühstücksraum hatte
Wir fuhren mit der S-Bahn nach Wien Grillgasse im Stadtteil Simmering, wo uns ein kurzer Fussmarsch zu den «ÖBB, Technische Services» brachte.
Hier wurden wir herzlich empfangen. In einer kurzen Dia-Show wurde uns diese Tochterunternehmung der ÖBB, welche auch Unterhaltsanlagen im Ausland betreibt, vorgestellt. Mineralwasser und ein paar kleine Häppchen stärkten uns vor dem Gang in die eigentliche Unterhaltsanlage.
In der Anlage werden einerseits Einzelwagen, zum Beispiel Schlaf- und Liegewagen revidiert, aber auch ganze Railjet-Züge (7 Wagen). Die Gleisanlagen sind 200m lang und die Züge können gesamthaft mittels Hebeböcken hochgehoben werden, um zum Beispiel eine Inspektion der Böden zu machen oder Drehgestelle zu revidieren.
Obwohl es Freitag war, herrschte emsiger Betrieb, was uns in anderen Ländern in anderer Erinnerung war
Im April 2017 hatte die ÖBB einen Unfall mit einem Railjet, bei welchem zum Glück nur wenige Leichtverletzte zu beklagen waren. Dabei wurden mehrere Fahrzeuge leicht und ein Wagen ziemlich stark beschädigt.
Den stark beschädigten Wagen (mittig gegen Signalmasten geknickt) wollen die ÖBB versuchen, zu reparieren. Das tönt im ersten Moment etwas schräg, da es ein enormes Vorhaben ist (Kasten/tragende Elemente beschädigt). Allerdings hat Siemens kein Interesse, einen Wagen der Serie nochmals einzeln zu bauen und ein kurzer Railjet führt dann betrieblich zu Problemen.
Wir fuhren dann wieder mit der S-Bahn zurück nach Wien Hauptbahnhof, wo wir von Siegfrid Stumpf, Mitglied des Vorstands der ÖBB-Personenverkehr AG, verantwortlich für Produktion, Verkehrsmanagement und Person, empfangen wurden. Im Bahnhof erhielten wir eine fundierte Einführung in den Personenverkehr und dessen Herausforderungen. Österreich baut an vielen Orten neu Strecken und Tunnels, nicht nur am Semmering. Viele Probleme bieten (auch) der ÖBB die knappen Anschlüsse und die vielfach vom Ausland hereingeschleppten Verspätungen.
Man würde nun annehmen, dass dies eher vom Osten/Süden her sei, aber dem ist nicht (mehr) so. Das Hauptproblem ist der nördliche, grosse Nachbar, der die Peripherie eher vernachlässigt.
Im Hauptsitz der ÖBB ist Open Space auch angekommen, allerdings gibt es hier immer noch persönliche Arbeitsplätze.
Danach ging es mit dem Lift in den 23. Stock, um die Aussicht über Wien zu geniessen. Rund um den Bahnhof wird noch viel gebaut.
Während die Kollegen sich in der Stadt vergnügten, zog ich mich kurz aufs Zimmer zurück, um den Teil 1 des Beitrages zur REBE-Reise 2017 in die Tasten zu hausen und ein paar Mails abzuarbeiten. Danach ging es auch bei mir kurz zum Prater.
Etwas wehmütig guckte ich den Kindern (und Erwachsenen) in der «Putschi-Bahn» (Auto-Scooter) zu. Erinnerungen an die Kindheit kamen hoch. Als man sich drei Monate Taschengeld zusammensparte, um eine Handvoll Chips für die Scooter zu kaufen. An die viel zu kurze Zeit, die so eine Fahrt dauerte.
Gegen 19 Uhr wurden wir dann im Restaurant «7Stern-Bräu» erwartet.
Das Restaurant war pumpenvoll, die Bedienung war etwas gestresst, aber ziemlich fix und Bier, wie auch Essen, schmeckte ausgezeichnet.
Nachdem ich schon am Vortag ziemlich Schritte absolvierte, war auch diesmal ein Heimweg zu Fuss angesagt. Zu Dritt ging es durchs nächtliche Wien in rund 40 Minuten zurück zum Hotel. Das Mineralwasser ersetzte den Single Malt, was durchaus ok war.
Auch 2017 fand dieser exklusive Anlass unter der Führung unseres Reiseleiters Mani statt.
Auf dem Programm stand unser östliches Nachbarland Österreich.
Hinreise, Mittwoch/Donnerstag 13./14. September
Treffpunkt war Zürich HB, spätestens auf die Abfahrt des Nightjet 465 um 20:07 nach Graz Hauptbahnhof.
Wie üblich trafen sich die insgesamt 15 Teilnehmer irgendwann zwischen 18 und 19:45 Uhr in der Brasserie Federal im Zürcher Hauptbahnhof.
Ich hatte spät zu Mittag gegessen, spät noch gebügelt und den Koffer gepackt und schaffte es erst auf dem 18:02 IC ab Bern. So reichte es für mich noch für ein Dessert
Nachdem jeder seine Konsumation bezahlt hatte, kam kurz vor 20 Uhr Aufbruchsstimmung auf und man verschob in Richtung Gleis 8, wo die grosse «Verlosung» der Schlafwagenplätze stattfand.
Verlosung heisst, dass Mani geguckt hat, wie viele Plätze und Abteile er gekriegt hat und dann vor Ort nach seinem Gusto und den Bedürfnissen der Teilnehmer zugeteilt wird. Es gibt Kollegen, welche sich schon seit Jahren ein Abteil teilen. Ich selber schnarche gerne alleine und Mani hat mir dieses Jahr zuvorkommenderweise ein Single-Abteil Grand Class mit Dusche und WC zugeteilt.
Das Abteil war soweit grosszügig, der Schlafwagen ein wenig in die Jahre gekommen. Meine Gardine schloss nicht mehr richtig und rutschte immer ein paar Zentimeter hoch, so dass ich an Bahnhöfen Licht ins Abteil bekam. Zudem nervte die Helligkeit des Lämpchens des Lichtschalters nur wenige Zentimter über dem Kopf. Viel schlafen kann ich eh nicht, aber man kommt trotzdem einigermassen erholt an. Am Morgen nutzte ich kurz die Dusche. Sagen wir es mal so, neben mir hatte es nicht mehr viel Platz in der Kabine
Das Frühstück war soweit in Ordnung, Brötchen wahlweise mit Käse, Kalbsleberpastete, Honig etc. dazu Kaffee oder Tee und Saft. Aber man sitzt halt auf dem Bett und balanciert das Tablett irgendwie auf den Knien.
Donnerstag, 14. September
Kurz nach sieben Uhr morgens besammelten wir uns in Graz vor dem Schlafwagen.
Nun brachte uns ein kleiner Bus mit Chauffeur nach Gloggnitz, zur Infobox der ÖBB mit einer Ausstellung über den Bau des Semmering-Basistunnels.
Wir bekamen hier eine sehr informative Einführung über den Bau des Semmering-Basistunnels durch den Projektleiter Gerhard Gobiet der ÖBB. Das Wetter war bestens, kühl zwar im Schatten und manchmal etwas winidg, aber sonnig und mit blauem Himmel.
Nachher wurden wir unter Begleitung mit dem Bus zum Zwischenangriff «Fröschnitzgraben» gefahren. Dort ist das Konsortium von Marti AG daran, den einen brauchbaren Abschnitt bergmännisch mit einer Tunnelbohrmaschine auszubrechen. Der Rest des Semmering-Basistunnels ist schlechtes Gestein, welches mit Bagger und im Sprengvortrieb durchfahren wird. Im mittleren Abschnitt mit Gneis werden alleine 50'000 Tübbinge (vorgefertigte Beton-Schalen) verlegt. Der Abraum wird mittels total 2.4 Kilometer Förderbänder zur Deponie geführt.
Danach gab es noch einen kurzen Besuch der Deponie, wo die gewaltige Menge von Abraum in einem Seitental, welches komplett gefüllt wird, kontrolliert und ökologisch kontrolliert abgelagert wird.
Das ganze Projekt dauert bis ca 2026 und wird die alte Bergstrecke von 1854, welche ein UNESCO Weltkulturerbe ist, entlasten. Neben geologischen Schwierigkeiten ist auch die ganze Baugenehmigung mit dem politisch/juristischen Verfahren im ebenfalls föderalen Österreich unter Beachtung der ökologischen Vorgaben eine der grossen Herausforderungen.
Das Mittagessen gab es im Gasthof «Pollerus» in Spital am Semmering. Die Crew gab sich Mühe, neben den ordentlichen Gästen auch noch uns 15 Personen zu bedienen, was ausgezeichnet klappte. Für uns Schweizer waren die Preise fast geschenkt. Für € 9.20 hatte ich ein kross gebackenes Kotelett mit einem wirklich ausgezeichneten Kartoffelsalat. Das Gösser Stift-Zwickl löschte den Durst sehr gut und zum Dessert gönnte ich mir sogar noch ein Stückchen Sachertorte, lecker, lecker!
Danach fuhr uns der Bus zum Bahnhof Gloggnitz, von wo aus wir uns mit dem Zug via Wiener Neustadt nach Wien Hauptbahnhof zum Tagesziel begaben.
Wir checkten im Hotel One, gleich neben dem Hauptbahnhof ein und hatten dann noch ein wenig Zeit, bis wir um 19 Uhr zum Nachtessen im bekannten Restaurant Plachuta sein mussten. Kollege Emil und ich nutzten die Zeit, um den Weg dorthin zu Fuss zu unternehmen. Das Wetter war uns dann nicht mehr ganz so wohlgesonnen, wie am Nachmittag am Semmering. Es kam stürmischer Wind mit gelegentlichen Regentropfen auf.
Das eher teure Plachuta war pumpenvoll und wir hatten zu fünfzehnt einen nicht gerade üppig bemessenen Tisch. Die Ellbogenfreiheit war in etwa so, wie in der Kantine eines englischen College. Aber das Essen war ausgezeichnet, wir nahmen alle die Hausspezialität Tafelspitz. Auch die Beilagen, Rösti, aber auch Semmelkren oder Spinat waren ein Genuss.
In der Onyx Bar am Stephansplatz gönnten wir uns dann noch einen Absacker, wobei ich mich mal wieder an einem Single Malt versuchte. Harte Sachen sind ja sonst nicht so mein Ding. Aber der zwölfjährige «Auchentoshan Three Wood» schmeckte gut.
Danach hatte ich schon wieder den Drang, mich ein wenig zu bewegen und ging zu Fuss durchs nächtliche, windige Wien ins Hotel zurück. So kam ich dann auf fast 15'500 Schritte oder knapp 12 Kilometer für den Tag.
Im Hotel kämpfte ich dann noch kurz ein wenig mit den Nachttischlämpchen und musste mir an der Reception nochmals bestätigen lassen, dass man die nicht einfach kaputt schlagen darf. Danach fand ich heraus, wie ich sie ablöschen konnte und empfahl mich in Morpheus Arme.
Heute mussten (durften?) wir Abschied nehmen von unserem Vater.
Alles ging so schnell, nachdem er Mitte Juni einen Schwächeanfall mit einem Sturz erlitt, mussten wir ihn für kurze Zeit ins Regionale Pflegezentrum Baden bringen. Er meinte damals: «Das ist der Ort, an welchem ich geboren wurde!». Und ich entgegnete, dass er aber sicher nicht hier sterben werde!
Am 27. Juni brachten meine jüngere Schwester und ich ihn ins Alterszentrum am Buechberg in Fislisbach. Hier hatte er, als er noch in Niederrohrdorf lebte, während vielen Jahren sein Mittagessen als Gast eingenommen. In Fislisbach, dem Ort, wo er aufgewachsen war, wurde er herzlich aufgenommen. Er war bei vielen Angestellten, aber auch Bewohnern und Gästen noch wohl bekannt und wurde begrüsst.
Mitte Juli meldete ich ihn auf seinen Wunsch per 1. August definitiv im Altersheim an. Schon Mitte Juli hatte ich mit den Gemeinden abgeklärt, ob er sich in Fislisbach als Einwohner anmelden dürfe. Es lag ihm daran, seinen Wohnsitz hierher zu verlegen. Mir lag es daran, da ich wusste, dass er nur in Fislisbach beerdigt werden könnte, wenn er den Wohnsitz auch hier hätte. Ein Thema, nach welchem er sich vor einiger Zeit mal erkundigt hatte.
Noch am 3. August fragte ich mit einer gewissen Unruhe bei der Gemeinde nach, ob die Mutation vollzogen worden sei, was mir dann bestätigt wurde. Unser Vater gewöhnte sich im Altersheim weiter ein. Wir hatten sein Zimmer eingerichtet und meine ältere Schwester, welche im Ort lebt, organisierte ihm die vielen Dinge des täglichen Lebens. Er erhielt regelmässig Besuch von seinen Geschwistern und auch seinen ehemaligen Nachbarinnen.
Er absolvierte auch täglich seine Übungen mit den Pflegerinnen oder dem Physiotherapeuten. Wir hofften, dass diese Übungen ihm wieder ein wenig mehr Autonomie geben könnten. So dass er wieder unabhängig mit dem Rollator im Zimmer oder Altersheim unterwegs sein könnte.
Er war guten Mutes und geistig noch gut beisammen, wenn auch manchmal schnell müde. Wir machten bereits erste Pläne für seinen 90. Geburtstag im Dezember.
Aber sollte nicht so sein, am 10. August, morgens um 2 Uhr hörte sein Herz auf zu schlagen.
Heute war die Beerdigung und die Trauerfeier. In Begleitung von vielen lieben Bekannten und unserer Verwandschaft nahmen wir Abschied.
Pfarrer Rafal Lupa machte es zu einem sehr berührenden Ereignis. Sein Gleichnis wird mir in Erinnerung bleiben.
«Jeden Tag schreiben wir eine Seite in unser Buch des Lebens. An guten Tagen sind die Seiten gefüllt mit schönen Buchstaben in goldener Schrift. An schlechten Tag ist unsere Schrift krakelig und mit fleckiger Tinte geschrieben. Das Buch hat noch viele leere Seiten. Wir wissen nicht, wie viele Seiten wir noch beschreiben werden. Aber eines Tages werden wir dieses Buch schliessen.»
«Heute haben wir das Buch von Josef geschlossen. Er ist nicht von uns gegangen. Er ist nur vor uns gegangen!»
Ich bin unendlich traurig und schliesse mit dem Zitat, welches wir in der Todesanzeige verwendet haben.
Niemand ist fort, den man liebt. Liebe ist ewige Gegenwart. – Stefan Zweig
Trauer ist für mich ungeheuer schwer in Worte zu fassen, ohne dass ich das Gefühl habe, pathetisch zu wirken oder mich vom Moment überwältigen zu lassen.
Deshalb ganz kurz.
Danke für alles, was Du uns im Leben mitgegeben hast und gute Reise… wo auch immer die hinführt!
Schade, dass es Dir nicht vergönnt war, den Neunzigsten zu erleben.
Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.