#ToTheNorth23, Dawson City - Top of The World Highway - Grizzly Lake Campground

5. September 2023 Lesezeit: 18 Minuten

Yukon River Campground

Die Nacht im Yukon River Campground stellte sich etwas schwieriger als gedacht heraus. Nicht, weil wir ev. mitten in der Nacht von Rosette wegen Nordlichtern geweckt worden wären, es gab leider keine (sichtbaren). Sondern weil es wirklich äffig kalt wurde.

Ich schlafe normalerweise in kurzem Pyjama und hatte bisher keine Probleme. Im Angesicht der angekündigten Kälte hatten wir die Fenster extra noch mit den mitgelieferten Stoff-Abdeckungen innen isoliert. Aber meine Füsse bekamen trotz gutem Schlafsack nicht warm. Neben einem leeren Magen sind kalte Füsse das zweite No-Go für Schlaf bei mir.

Nachdem ich es versucht hatte, auszuhalten und ich mehrmals wach wurde, weil die Blase drückte, nuschelte ich im Fächchen zur rechten ein paar Wandersocken heraus. Das half mir einzuschlafen. Trotzdem wurde ich gegen Morgen früh wach, weil der Körper ausgekühlt war. 

Wir haben drei Decken, von denen ich aber eine Rosette und zwei Adi abgegeben habe, da er jeweils im mittleren Teil nächtigt und keine gute Matratze hat.

Wir erlaubten uns dann, als alle wach waren, die Heizung einzuschalten. Diese erwärmt das Motorhome mit via Gas gespiesener Heissluft recht schnell.

Wir fuhren nach dem Frühstück los. Wie immer hatten wir irgend etwas im Motorhome vergessen abzustellen. Entweder brennt noch das Licht irgendwo, oder die Wasserpumpe ist nicht abgestellt oder irgend eines der Schrankfächer ist nicht verriegelt. Wir beschlossen, es wie die Piloten zu machen und eine Checkliste zu erstellen. 😂

Campground-Schild des Yukon River Campgrounds in Dawson City

Adi fuhr den Wagen. Wir wechseln uns jeweils immer tage- oder bei längeren Strecken etappenweise ab. Auch die Beifahrer-Position wird abgewechselt. Die dritte Person sitzt jeweils im Fauteuil quer zur Fahrrichtung. Adi und Rosette wird es eher schneller übel, wenn sie hinten sitzen, so dass ich mich gerne opfere. Mir macht das gar nichts aus und manchmal kann ich dann noch etwas dösen oder im Kindle lesen.

Top Of The World Highway

Der «Top Of The World Highway» warnt ein wenig vor dem Befahren. 😬🤷🏼‍♂️

Warnschild am «Top Of The World Highway», dass die Strasse nicht unterhalten sei

Gleich nach der dritten Kurve fuhren wir erst zu früh und danach im zweiten Anlauf auf dem richtigen Weg talseitig ab, um einen Ausguck-Punkt anzusteuern. Der Abstecher war es wert. Der Yukon, wie auch viele andere Flüsse, schleppt aktuell viele Sedimente an. Der Seitenarm ist der Klondike River, der etwas «sauberer» war.

Panorama über den Yukon River bei Dawson City unter strahlend blauem Himmel

Die Strecke zieht sich erst recht gerade und ansteigend nordwestlich von Dawson. So sah man nach kurzer Zeit die Bergkette der Ogilvie Mountains (entlang des Dempster Highways ganz hoch) frisch verschneit. Die höchsten Gipfel sind rund 1800 Meter über Meer. Ach, wären wir doch den Dempster hoch gefahren? Naja, die Reifenwechsel von 1996 stecken mir noch in den Knochen und die Strasse ist mehrheitlich lausig. 

Die frisch verschneite Bergkette der Ogilvie Mountains am Horizont unter blauem Himmel, dazwischen nur Hügel und Bäume

Rosette hat ihre DSLR hervorgeholt und konnte die Berge etwas näher heran zoomen.

Gezoomtes Bild der frisch verschneiten Berge

Die Strasse ist in teilweise guten, teilweise lausigem Zustand. Am schlimmsten sind die Etappen, wo noch ein Rest der Asphaltdecke da ist. Natürlich gibt es auch viel Schlaglöcher und Wellblech-Pisten. Wir fuhren etwas vorsichtig und liessen die Autos und die schnelleren Motorhome-Fahrenden passieren.

Ein Truck Camper überholt unser Motorhome

Die Strasse windet sich spektakulär über die höchsten Punkte der Hügel und steigt bis rund 1300 Meter über Meer an. Die Aussicht ist je nach Wetter unterschiedlich, aber wir haben vermutlich den besten Zeitpunkt erwischt mit mehrheitlich sonnigen Aussichten.

Die Schotterpiste des Top Of The World Highways windet sich die Hügel hoch

Poker Creek, Welcome To Alaska

Der Grenzübertritt war relativ unspektakulär. Wir hielten wie vorgeschrieben vor der Station an und wurden dann vom Grenzer nach vorne gewinkt. Er kassierte unsere Pässe, fragte nach Waffen, Pistolen, Messer, Samurai-Schwerten und lachte dann. Auch Drogen und Brennholz hatten wir keines dabei. Eine etwas grössere Menge konfiszierten Holzes lag vor der Ranger-Station, offenbar haben es nicht alle so mit Recherche.

Grenzstation Poker Creek mit unserem Wohnmobil vorne dran

Wir mussten uns in die Station begeben, wo unsere Pässe geprüft und die Fingerabdrücke registriert wurden. Die Beamten waren etwas formal, wie sie wohl müssen. Sie sind aber auch recht freundlich und haben auf Fragen gerne geantwortet. Es war aber auch ihr zweitletzter Tag, danach geht die Grenze für den Winter zu.

Wir fuhren weiter nach Chicken, wo uns eine kleine Enttäuschung erwartete. Der «The Goldpanner» war geschlossen, keine Souvenirs. 🙁

Ob das wegen dem langen Wochenende mit dem Labour-Day war, oder saisonal oder gar vollständig, war uns nicht klar. Egal.

The Goldpanner in Chicken, Alaska. Vorne dran übergrosse Skulpturen von Hühnern

West Fork Campground

Wir fuhren danach weiter bis zum «West Fork Campground». Der untere Teil mit den «Pull-Through» - Plätzen waren mehrheitlich belegt von Jägern, welche sich in Grüppchen entsprechend bekleidet am Campfire fläzten und uns argwöhnisch anschauten. Kein Problem mit der Jagd, bei uns allen. Aber die Kollegen führen eine Hightech-Ausrüstung mit raupengetriebenen Fahrzeugen und wohl eine ganze Waffensammlung mit. Henu, ihr Land, ihr Hobby.

Im oberen Bereich hatte es einen netten Stellplatz gleich oberhalb eines kleinen Seeleins, zudem waren die WC-Anlagen wirklich top. Neu, sauber, mit genügend WC-Papier und sogar mit automatischen Desinfektionsmittel-Spendern ausgestattet. Sie rochen sogar noch gar nicht. Leider gab es kein Feuerholz.

Unser Motorhome am Stellplatz im Westfork Campground am Top Of The World Highway

Die Registration war ganz beim Eingang, so dass es sogar zu einem Spaziergang reichte. Die 12 Dollar wurden in das Registrationsformular eingeschoben und in der Kasse versenkt.

Nach dem Nachtessen (Kartoffelstock mit geschnetzeltem Rindfleisch und Gemüse!) wurde es den einen schon etwas zu kühl und die anderen machten noch ihre Physio-Übungen oder schossen noch ein tolles Bild.

Abendstimmung über dem Tümpel hinter dem Motorhome im West Fork Campground

Für die Nacht präparierte ich mich etwas besser. Zwar war es eigentlich noch recht angenehm, aber die Nacht kann lange sein. Also zog ich die Wandersocken gleich sofort an und auch ein langärmliges Pyjama-Oberteil. Den Fussteil des Schlafsacks steckte ich in einen warmen Hoodie. So war es mir erst beinahe zu warm. Aber gegen den frühen Morgen kühlte es noch einmal bis fast Null grad ab und nachdem der Körper beim Schlaf ausgekühlt war, wurde mir gegen Morgen etwas fröstlig. So waren alle froh, dass wir beim Aufstehen unsere Heizung laufen lassen konnten.

Nach dem Frühstück nutzen wir das erste Mal unsere Checkliste und lachten wie die Kinder… Kühlschrank gesichert, Check.

Ich übernahm das Steuer auf dem Abschnitt des Taylor Highway, wie der Top Of The World in Alaska heisst. Die Strasse ist kurz nach dem Campground mehrheitlich asphaltiert, was aber nichts nützt. Die Streckenführung und die vielen Schlaglöcher sowie Dips lassen einen angepassten Fahrstil anraten.

Kurz vor der Verzweigung zum Alaska Highway hatten wir wieder Netz, was die Fraktion «WhatsApp Status Bilder Update» und «Instagram» zum Handy greifen liess. Ich, gerne als Twitter-Junkie bezeichnet, war ja am Fahren.

Tok, Alaska

Tok oder auch das «Million Dollar Camp» aus den Zeiten der Gründung des AlCan ist eigentlich eine Wegkreuzung mit vielen, entlang der Strasse stehenden Häusern.

Wir fuhren erst zu einer Tanke, um uns nach der Möglichkeit der Tank-Entleerung zu erkundigen. Man verwies uns auf die Chevron-Tankstelle, welche wir umgehend ansteuerten. Der «Most» kostet hier rund CHF 1.20 der Liter und wir füllten dort ebenso unseren Frischwasser-Tank.

Anschliessend gingen wir zum «Three Bear» Supermarkt. Wir hatten eigentlich nur drei Sachen auf der Einkaufsliste, aber das Angebot war zu gut. Und so landeten eben auch Früchte, Apple Fritters (Grüsse gehen an…), ein Paket Riesen-Steaks (das Wetter könnte ja gnädig sein und ein Grillen ermöglichen) und aufgrund des eher überdurchschnittlichen Ahorn-Sirup-Verbrauchs von Adi auch noch eine mittlere Grösse des begehrten Begleiters zu den Pancake. 😇😂

Ein grosser Krug Kanadischen Ahornsirup

Im Visitor-Center gleich auf der anderen Strassenseite erkundigte ich mich als Erstes nach dem Wetter und der Ranger bestätigte unsere Infos, dass es nun im Süden von Alaska ev. ein paar Tage besseres Wetter hätte. Bisher hatten wir unglaubliches Glück, wir wurden tagsüber noch nie verregnet. Nur Nachts gab es wenige Male etwas Niederschlag.

Nach einem Besuch im Souvenir-Shop gleich nebenan, hatten wir uns mit einer weiteren Decke ausgestattet, so das sich den kommenden Nächte ohne Sorgen entgegen gucke.

Wunderschöne, farbige Blumendekoration am Souvenir Shop in Tok

Unser Sport-Guy, Adi, der einen deutlich geringeren Body-Mass-Index als ich hat, bekommt jeweils am Mittag ordentlich Hunger. Ich käme nach dem ausgedehnten Frühstück auch ohne aus bis zum Nachtessen.

Also fuhren wir zum «Fast Eddy» und liessen uns im auch um 13:40 Uhr noch pumpenvollen Restaurant bedienen. Ich gab mich mit einem Starter Chicken Wings zufrieden, während Adi genüsslich in seinen Chicken Burger biss. Foto mit ausdrücklicher Bewilligung. 😜

Von den Fries kostete ich auch, die waren wirklich sehr fein.

Adi beisst gerade in seinen Chicken Burger 

Danach bog ich in den Tok Cutoff ein und lenkte unser Gefährt gen Südwesten. Die Strasse ist anfänglich sehr gut und einfach zu fahren. Es hat aber auch Abschnitte, in welchen die Strasse etwas eingesunken ist und Schlaglöcher aufweist. Für einen PW kein Thema, aber unser tonnenschweres Gefährt kommt dann heftig ins Schwingen und die Geschirrschubladen lassen ein lautes Klirren vernehmen. Bisher hatten wir allerdings nur ein grosses Glas als Opfer des Fahrstils zu beklagen.

Wir wollten den Porcupine State Campground ansteuern, aber der war geschlossen. Auch weiter unten bei der Zufahrt zum Wrangell Nationalpark war der private Campground zwar noch beflaggt, aber die Lady im Haus wollte nichts von uns wissen.

Der Abstecher zum Mentasta Lake von rund 11 Kilometern war eine leichte Pleite. Der Zugang zum See selbst sah am Ende der Strasse nicht sehr einladend befahrbar aus und wir wollten keine Experimente wagen. Die Einwohner des Dorfes sind mehrheitlich Ureinwohner. Aber immerhin, wir hatten dort volle 4G, eine grosse Antenne war mitten im Dorf. Grundsätzlich sieht es so aus, als ob die Strecke entlang des Tok Cutoff gut mit Mobilnetz erschlossen ist. 

Friedhof in Mentasta Lake, farbige Grabhäuschen aus Holz bedecken die Gräber

Wir fuhren zurück und waren erst etwas besorgt, fanden dann aber weiter unten am Tok Cutoff den «Grizzly Lake Campground», der von einer netten alten Lady geführt wird. Ihr riesiger Pyrenäenberghund sei erst sechs Monate alt, was seine Verspieltheit erklärte. Da er nicht als Schutzhund erzogen wird, ist er sehr menschenfreundlich. Adi war trotzdem etwas unsicher, er ist seit seiner Kindheit eher negativ auf Hunde geprägt. Zu knackige Wädli, offenbar. 😬

Wir sind leicht angeschlagen, Rosette ging früh ins Bett. Ich huste auch gelegentlich, schreibe aber am Tisch im Motorhome den Blogbeitrag fertig, während Adi die Küche gemacht hat und wir gemeinsam noch an einem Bierchen nippen.

Mal schauen, wie die Nacht wird. Wir fahren Morgen weiter in Richtung Anchorage und gucken, was der Tag so bringt.

Man liest sich… Hebed Sorg und passt auf die Bären in der Einfahrt auf. 😜 

Karte der beschriebenen Route

Link auf Google Maps.

Kartenabschnitt der befahrenen Route auf Google Maps


#ToTheNorth23, Five Mile Lake - Dawson City

3. September 2023 Lesezeit: 15 Minuten

Five Mile Lake, zweiter Tag

Hier noch ein Bild vom Vorabend, als ich am Bloggen war und von der gebeugten Haltung am Campingtisch langsam Rückenschmerzen bekam. Selbst ist der Mann und baut sich ein Stehpult. 😂

Urs, auf dem Campingtisch steht ein Holzklotz, um Höhe zu gewinnen. Darauf liegt das MacBook Pro.

In der Nacht regnete es teilweise gut hörbar durch die dünnen Wände des Motorhome.

Aber am Morgen nach dem Frühstück beschlossen wir, einen weiteren Tag am Five Mile Lake einzulegen. Madame bestand darauf, das Fahrzeug auf den Stellplatz nebenan zu bewegen, da es dort «mehr Sonne gäbe». Henusode… 😇

Ein goldbraun gebackener Pancake, leicht glänzend vom Ahorn-Sirup

Wir wollten erst einen netten Spaziergang rund um den See machen. Wir starteten ostwärts und standen nach einhundert Metern an tief im Wasser stehenden Bäumen. Also kehrten wir um, und probierten es ein Stück westwärts, aber auch da war am unteren Seeende finito. Der Moorsee hat keinen eigentlichen Abfluss und wurde dieses Jahr wohl zu stark gespiesen. Ein Absperrband mit Schrifttafel informierte, dass der Rundweg geschlossen sei. Schade, immerhin, wir haben es probiert.

Flechten am Wegrand

Wir genossen den Tag im Campground, suchten mit unseren Campingstühlen immer wieder die Sonne, welche sich natürlich am Himmel bewegte und lasen.

Es waren recht viele Leute anwesend, ohne dass der Campground überfüllt wirkte. Eine junge Familie war mit dem Wagen da, vermutlich vom nahen Örtchen «Mayo». Sie badeten im See und meinten, es sei der wärmste See im Yukon. Die Kleinste, vermutlich ein klein wenig mehr als ein Jahr alt, war als Nackedei unterwegs. Sie fremdelte allerdings etwas, als Adi ihr den in den See geworfenen Ball zurück gab und rannte zur Mutter auf dem Steg. In den USA wäre das ja unerhört, ein Kind, das selber gehen kann und keine Badekleider trägt. 😬🤷🏼‍♂️

Ich hatte ja Mehl und Hefe gekauft, allerdings verfügt unser Camper über keinen Backofen. Nur ein Grill/Mikrowelle ist unter dem Herd. Leider haben offenbar viele Leute Angst vor einem Gas-Backofen und deshalb stellt man die Küchen um. Wir machten dann trotzdem einen Teig und versuchten es mit Fladen-/Focaccia-Brot bzw. mit einem Brot eingepackt in Alufolie im Feuer. Mit mässigem Erfolg.

Fladenbrot auf Alufolie auf dem Grill

Wir überlegten uns, was noch auf das Campfire sollte und entschieden uns für Würstchen. Es muss ja nicht immer ein Riesen-Steak sein. Dazu machte Adi einen feinen Risotto, allerdings ohne Wein, da der alle war. Aber ein Schlückchen weissen Aceto Balsamico tat es auch sehr gut. Dazu ein Tomaten - Feta Salat, damit es nicht so einseitig ist.

Dabei mussten wir andauernd unser Essen gegen die hiesigen «Camp-Räuber» verteidigen. Der «Meisenhäher» ist unter diesem Namen bekannt, denn er beklaut die unaufmerksamen Camper. Kaum dreht man ihm den Rücken zu, rennt er über den Tisch und klaut ein Bretzel oder ein Stück Brot. Auch gegen ein Stück Fleisch hat er nichts einzuwenden.

Ein «Meisenhäher», auf englisch Gray Jay oder eben Camp Robber in Grossaufnahme

Gegen den späten Abend und in die Nacht regnete es erneut.

Am Freitag Morgen war ich zu faul, deshalb überliess ich es Adi und Rosette, ein paar schöne Fotos vom See und dahinterliegendem Wald zu schiessen.

Panoramabild des morgendlichen, spiegelglatten Five Mile Lake mit Steg im Vordergrund und dem bereits leicht bunten Wald im Hintergrund und blauem Himmel mit fast keinen Wolken

Danach packten wir unsere Siebensachen und gingen die obligatorische Abfahrcheckliste (Wasserpumpe aus, Heisswasser aus, Dachluken zu und abgeschlossen, alle Kästchen eingeschnappt, Wäscheleine entfernt, allenfalls Wasser-/Elektrokabel entfernt, alles fixiert) durch.

Nach drei Nächten war der Grey Water Tank langsam voll und es miefte ein wenig aus der Spüle. Wir fuhren wieder zurück nach Stewart Crossing und sparten uns aber den Tankvorgang. Ich fuhr also weiter nach Dawson City. Der Klondike Highway wurde nicht besser, sondern eher noch übler. An mehreren Abschnitten gab es grössere Bauabschnitte mit Pilot Car und kleineren Wartefristen.

Wir erreichen Dawson City kurz nach drei Uhr und steuerten den «Goldrush Campground» an der Ecke York und fünfte Strasse. 

Dawson City, Downtown

Wir liessen uns einen Stellplatz mit Strom und Wasser geben. Kauften für 9 Dollar drei Tokens für die Dusche und liessen es gemütlich angehen, also Rosette und ich. Adi ging Joggen und fluchte etwas ausdauernder, weil ich ihm eine Route mit sehr steilem Anstieg gegen den Midnight Dome hoch empfohlen hatte. 😜

Gegen den späteren Nachmittag versuchten wir, Plätze im Restaurant im Hotel Aurora zu reservieren, erfuhren aber leicht gestresst, dass es (und auch einige andere) wegen dem langen Wochenende mit dem kanadischen Labour-Day geschlossen sei. Also gingen wir auf's Geratewohl los und fanden schlussendlich im «Sourdough Saloon» im Downtown Hotel noch einen Tisch.

Der Salon stellte sich als das Lokal heraus, in welchem alle Touris einen Schnaps mit eingelegtem, erfrorenen Zeh trinken und dafür viel Geld bezahlen, um sich ein Zertifikat zu ergattern.

Wir waren eher auf Bier und Burger aus, welche wieder einmal mit einer viel zu grossen Portion Pommes kamen. Ok, vielleicht hätten wir nicht noch eine Portion Nachos als Vorspeise nehmen sollen. 😬

Ein Burger mit Pommes, dahinter, etwas unscharf, ein Glas Bier

Die Nacht im privaten Campground mitten in der Stadt war ok. Ich hörte einmal, wie in einer Parallelstrasse spät nachts jemand laut schwatzte. Zudem war es gegen Morgen hin noch einmal richtig regnerisch.

Frühstück mit elektrischem Strom heisst, Bagel und Toastbrot. 😋

Vorher hatten wir für fünf Minuten die Heizung gestartet. Sie macht zwar einen Saukrach, aber auch schnell angenehme Temperaturen. Denn gegen Morgen hatte es nur noch 6-8°C und da brauchte der Ausstieg aus dem Schlafsack doch etwas mehr Überwindung.

Nachher gingen wir noch einmal ein paar kleine Besorgungen machen, komischerweise wurde der Einkaufskorb trotzdem sehr voll und das Portemonnaie 150 Taler schmaler.

Nachher ging es hoch auf den «Midnight Dome» hoch, was uns wohl sicher wieder 12 Liter Benzin kostete. 

Aussicht auf den Yukon River vom Midnight Dome

Nach der Rückkehr parkierten wir den Wagen nahe dem Farmers Market am Yukon River in Dawson und guckten uns ein wenig um. Ich führe ein nettes Gespräch mit einem jungen Ehepaar, welches Schweine- und Rindfleisch aus Yukon-Produktion anboten. Sie sind in Whitehorse beheimatet und fahren mit einem Wagen jeweils den Klondike Highway empor und verkaufen an lokalen Märkten. Er stammte aus Ontario, meinte aber, er könne niemals dorthin zurück. «To crowded, to many people living there.».

Mehrere Kisten Früchte schön dargeboten am Farmers Market in Dawson City

Wir kauften ein paar Bratwürste, Honig und Geschenke und gingen danach ins Riverwest Bistro auf einen feinen Espresso, Latte Machiato oder Cappuccino.

Kurz noch wunderten wir uns ab den Gestalten, welche hier oben Auto fahren. Don't drive angry, Malamut. Aber was soll's, wir sind ja nicht die Polizei. 😂

«En Hoond» am Steuer des Wagens

Rosette und ich versuchten noch einen alten Friedhof zu erkunden, der am Stadtrand liegt. Aber die «Typhoid Cemetry» ist nicht gut markiert, die meisten Gräber sind nicht gekennzeichnet. Wir nahmen den Weg als kleine Wanderung und kehrten zurück zum Motorhome, um die Überfahrt mit der Fähre zum Yukon River Campground zu starten.

Dawson City, Yukon River Campground

Der Einweiser von der Fähre fuchtelte etwas komisch herum und so fuhr Adi los, bis er wieder energisch fuchtelte. Wir blieben dann eine Runde stehen, da die Fähre vorher schon voll war. Im nächsten Anlauf fuhren wir sauber auf die Fähre und zogen die Handbremse an. 

Die Überfahrt ist jeweils unspektakulär, wenn man es kennt. Ansonsten ist es interessant, zuzuschauen, wie der Kapitän die Fähre im Fluss mit so starker Strömung zielgerichtet zur Anlegestelle führt.

Die Fähre über den Yukon in Dawson City, sie legt gerade auf der Seite der Stadt an

Im Yukon River Campground erwartete uns eine doch eher hohe Belegung, wohl dem Feiertag geschuldet. Wir suchten uns im hinteren Teil, flussseitig den Stellplatz 37.

Wir machten noch einen kurzen Spaziergang zum Schiffsfriedhof am unteren Ende des Campgrounds.

Wrack eines alten Yukon-River Schiffes, völlig zerfallen, der Kamin aus Stahl hängt schräg

Wir starteten danach ein schönes Feuer und bereiteten die Steaks mit Reis vor. Mitten in der Vorbereitung kam überraschend noch ein kurzer Schauer. Wir schafften es aber, die Steaks punktgenau zu braten und mit einer Flasche Felino, Malbec aus Mendoza zu geniessen.

Nach dem Essen klarte es wieder auf. Und so sitze ich erneut an so einem lausigen Camping-Tisch bei lausigen sieben Grad Celsius und tippe diesen Beitrag, während mir beinahe die Finger abfriere. Ich gehe immer wieder zum Feuer rüber, und wärme mich kurz.

Ev. gibt es heute Nacht Nordlicher, wenn es genügend aufklart. Aber auf jeden Fall wird es wohl kalt mit bis zu 1 Grad Celsius.

Frische Grüsse vom Yukon River, Morgen geht es in die «Verunreinigten Staaten», stay tuned… 😂🇨🇦🍁

Karte der beschriebenen Route

Link auf Google Maps.

Kartenausschnitt auf Google Maps


#ToTheNorth23, Teslin Lake - Five Mile Lake

31. August 2023 Lesezeit: 16 Minuten

Teslin Lake – Whitehorse

Die Fahrt von Teslin Lake nach Whitehorse ist unspektakulär. Auf dem Alaska Highway kommt man recht gut voran und so waren wir alsbald in Whitehorse.

Wir fuhren erst mal in die Stadt runter zum Save On Foods und bunkerten für rund 400 Dollar Lebensmittel. Da unser Weinvorrat einen unerklärlichen Schwund aufwies, waren wir gezwungen, auch einen der vielen örtlichen Liquor-Stores aufzusuchen. Da der Alkohol hier immer noch etwas prohibitiv teuer ist, waren wir danach 200 Dollar leichter. 

Für die Bierfans hatte es aber eine ordentlich bestückte Abteilung mit Craft Beer und Local Brews. 🥰

Kühlschrankfront im Liquor-Store mit vielen Bieren

In der Stadt war es wirklich sehr, sehr heiss. Unsere App zeigten 27°C, was für hiesige Verhältnisse doch sehr selten oder sogar ein Rekord ist.

Danach verschoben wir zum privaten Campground gerade am Alaska Highway oben. Der «Hi Country RV» ist aufgrund der Strasse und des nahen Flughafens eher laut, aber es hat in der Mitte der Woche genügend freie Plätze.

Wir genossen die Gelegenheit, wieder mal richtig und genügend warm zu duschen. Danach hiess es die «Loonies» (1$ Münzen) und Quarters zu sammeln bzw. zu wechseln, um zwei grosse Ladungen Wäsche den hiesigen Waschmaschinen (Top-Loader) anzuvertrauen. Diese wuschen die Kleider zu unserem Erstaunen in 30 (bunt) bzw. 40 Minuten (weiss) doch recht sauber, worauf die Wäsche im Tumbler verschwand. Während wir warteten, vertrieben wir uns die Zeit mit Hopfentee und Chips, sowie dem hier verfügbaren WLAN.

Wir sitzen an einem Camping-Tisch und trinken Bier, essen Pringles Chips und gucken in unsere Handys

Nach dem die Wäsche wieder versorgt war, machten wir uns einigermassen fein und fuhren mit dem ÖV in die Stadt.

Auch ein Erlebnis, der Bus fährt stündlich und die Haltestelle ist an einem Laternenpfosten mit einem A4-Zettel angeschlagen.  Es gibt keine Bus-Bucht, sondern der Bus hält einfach auf der Abzweigspur/Velospur. Ich lud mir noch eine App herunter und konnte dann mit Apple-Pay die drei Tickets kaufen und vor dem einsteigen aktivieren. Die Tickets kosteten für eine Stunde 2.50 Dollar. Die Sitzmuster des Busses erspare ich Euch, sie gingen auch gut in die Sammlung der «Sitzmuster des Todes» ein. Der Chauffeur fuhr eigentlich souverän durch den Verkehr, nur beim Lichtsignal unten am Eingang der Stadt war er wohl etwas zu sehr mit dem Funk beschäftigt und wollte bei Rot losfahren. Ok, bei der Grösse des Busses hätte er die Vorteile auf seiner Seite gehabt, er und die anderen Verkehrsteilnehmer hielten aber rechtzeitig an.

Wir fuhren bis fast zum Stadtende, wo das relativ neue Restaurant «The Moose & The Mountie» war. Die Empfehlung war von der Reception des Campground.

Man fragte ob wir drinnen oder draussen essen wollten. Wir überlegten kurz, aber die Tageshitze liess schnell nach und es wurde etwas kühler. Also assen wir drinnen. Wir bestellten eine Portion Nachos als Vorspeise. Zum Glück nur eine, denn das reichte mehr als genügend für Drei. Das Getränk der Wahl war ein «Yukon Gold», ein Lager der eher mässigen Sorte. Dafür in einer unmässigen Grösse. 😜 

Eine grosse Portion Nachos in allen Farben, mit ein wenig Käse überbacken und Tomaten-/Jalapeños

Adi orderte ein Steak, Rosette versuchte sich an einem «Full Stack of Spare-Ribs» und ich bestellte einen Bison Burger. Die Portionen waren natürlich viel zu gross, so dass wir uns von den Spare-Ribs einen Doggy-Bag mit den Resten geben liessen.

Wir spazierten dann ein Stück dem Yukon River entlang zur Stadtmitte und schnappten uns dann einen der Taxis, welche wir gerade sahen. Der Weg zu Fuss wäre nicht nur mehr als eine Stunde gewesen, sondern auch nicht wirklich Fussgängertauglich.

Wir sassen noch ein wenig im Campground am Tisch und spielten Uno, bis es zu dunkel wurde. Die Sterne begannen zu funkeln und es wurde glücklicherweise kühl.

Die Nacht war mässig erholsam, vor allem weil gegen den frühen Morgen die Frühaufsteher schon ihre Töff- und Automotoren röhren liessen. Die ersten Flugzeuge starteten auch recht früh.

Whitehorse – Fox Lake

Nach dem Frühstück lösten wir die Leinen des Motorhomes, welche wir am Tag vorher doch nur mit etwas Einsatz des Klebebandes verbinden konnten. Jeder Elektroinstallateur in der Schweiz bekäme den kalten Angstschweiss im Nacken. 😱🤪

Holzpfahl mit Steckdosen und Wasseranschlüssen. Unser Stecker ist mit Klebeband umwickelt.

Danach ging es kurz zum Sani-Dump, um das Grauwasser abzulassen. Da wir wussten, dass wir genügend Kapazität und die Möglichkeit hatten, war der Grauwasser-Tank ziemlich voll und es rauschte ziemlich was den Schlauch herunter.

Anschliessend fuhren wir in die Stadt runter, um der «Alpine Bakery» einen Besuch abzustatten. Auf der Reise im 2019 hatten es Rosette und ich ja toll erwischt, wir waren am kanadischen Labour Day (1. Montag im September) dort und sie war geschlossen. Heute war jedoch alles gut. Es hatte eine ordentliche Schlange, worunter sicher auch ein paar Deutsche. Denn die Bäckerei steht in jedem Reiseführer für gutes Brot, wie zu Hause. Wir kauften einen Laib eines Multikorn-Brotes und einen des Roggensauerbrotes. Damit es nicht zu gesund wird, gönnten wir uns dazu auch gleich noch drei grosse Stücke Rhabarber-Streuselkuchen. 😋

Die «Alpine Bakery» in Whitehorse. Ein grosses Haus im Holzhausstil

Noch einmal zur Tanke und dann fuhren wir aus der Stadt raus gen Norden. Bei der Abzweigung nach ein paar Kilometern spurte ich links ein und es ging auf den Klondike Highway Nr 2.

Die Fahrt zum Fox Lake dauerte nur etwas weniger als eine Stunde. Rosette und ich war erst etwas verwirrt, da der Campground etwas erweitert wurde. Also drehten wir eine Extrarunde und ich liess Adi und Rosette aussteigen, um den besten Platz zu erkunden. Als ich zurückkam, warteten sie schon auf mich. So waren wir um 12 Uhr Mittags bereits eingerichtet und konnten die Aussicht geniessen.

Der Fox Lake um die Mittagszeit, ein tolles Panorama mit viel Blau im Wasser und am Himmel

Der Stellplatz war ein paar Meter vom See, wirklich toll gelegen. Leider hatten wir Nachbarn, welche den ganzen Tag den Generator laufen liessen. Immerhin war es ein relativ leises Exemplar und stand hinter ihrem Wagen in einem kleinen Tobel.

Wir liessen uns die Laune nicht vermiesen, waren aber etwas schläfrig. So legten sich Adi und ich ein knappes Stündchen aufs Ohr. Als ich wieder rauskam, sass Rosette schlafend mit hochgelegten Füssen im Campingstuhl an der Sonne. 😜 (natürlich habe ich ein Foto, aber hey, Gentlemen und so). 😇

Es war den ganzen Nachmittag über etwas windig, teilweise sogar stark. Wir liessen uns aber das Ritual des Apéro vor dem Nachtessen nicht nehmen und genehmigten uns dieses Mal eine Flasche Weisswein. Keine Kommentare zum gedruckten Buch, es ist nicht meins. Aber recht lustig geschrieben, ich habe drin geschmökert.

Auf dem grünen Campingtisch steht eine Flasche Weisswein, Gemüse-Dip und Chips. Dazu ein Buch und ein e-Reader.

Selbstverständlich machten wir wieder ein tolles Grillfeuer und brieten uns das Nachtessen, welches wir dann in Jacke draussen vertilgten.

Zum Sonnenuntergang gab das Wetter noch einmal alles.

Am Fox Lake, die Sonne geht langsam unter und färbt den Himmel orange und rot

Auch dazu eignet sich natürlich eine Panorama-Aufnahme.

Panorama-Foto des Fox Lake bei Sonnenuntergang

Der Nachbar beschloss dann kurz nach 10 Uhr nachts, den Generator doch noch auszumachen. Der Nachthimmel entzückte mit einem riesigen beinahe Vollmond, den wir aber nicht richtig ablichten konnten.

Fox Lake – Five Mile Lake

Wir schliefen mal so richtig aus und fuhren erst spät los, weiter in Richtung Norden. Der Klondike Highway ist teilweise eher in einem schlechten Zustand. Immer wieder schlecht erkennbare, recht grosse Löcher oder schlecht geflickte Stellen, bei welchen das Motorhome rumpelte. Einmal purzelte uns sogar eine Schale mit Blaubeeren aus dem Kühlschrank. Natürlich öffnete sie sich und wir mussten dann ein wenig Beeren vom Boden lesen.

Unterwegs auf dem Klondike Highway gen Norden. Die Blätter der Pappeln verfärben sich bereits ein wenig.

Unterwegs hatten wir immer wieder kurze Zeit ein wenig 4G-Netz bei der Fahrt durch die Dörfchen Carmacks und Pelly Crossing entlang des Highways.

Schliesslich kamen wir zu den Five Finger Rapids, wo wir natürlich anhalten mussten. 

Holztreppe vom Parkplatz hinunter zum Weg zu den Five Finger Rapids am Yukon

Der Weg hinunter ist noch einfach und gut, man geht die Treppen hinunter und auf einem engen Trampelpfad durch den Wald zur Aussichtsplattform mit Erklärungen zu den Rapids und wie sie in den früheren Zeiten mit den Raddampfern befahren wurden.

Adi auf einem Felsvorsprung im Hintergrund die Five Finger Rapids am Yukon

Der Rückweg wurde leicht schweisstreibender, denn genau beim Aufstieg scheint die Sonne schön an den Hang. Die Treppenstufen habe ich abgezählt, 64 Stufen auf der unteren Sektion und 167 auf der oberen.

Danach fuhren wir durch bis nach Stewart Crossing, wo der Silvertrail Highway in Richtung Keno abgeht. Nach rund 50 Kilometern erreichten wir unseren Campground am Five Mile Lake, wo wir einen schönen Stellplatz fanden. Mich dünkt, denselben wie 2019, Rosette meinte, einen Nebendran.

Wir brieten uns drei wirklich zarte Rindssteaks und Baked Potatoes, dazu einen Salat. Das Menu mussten wir gegen ziemlich freche Vögel verteidigen, welche bis in einen Meter Nähe kamen und um Essen bettelten bzw. es sich stibitzten.

Gegen 20 Uhr zogen Wolken auf und es liess sich von Ferne sogar mehrmals Donnergrollen erlauschen. Während Rosette schon zu Bett gegangen ist, sitzen Adi und ich noch draussen am Campfire und hören dem Rauschen des Windes in den Baumkronen und dem Knistern des Feuer zu.

Grillfeuer in einem der typischen Yukon-Grills aus Eisen. Von vorne sieht man die Buchstaben Y & G für Yukon Government

Den Beitrag habe ich hier am Feuer getippt. Es gibt im Campground 1 Strich 4G und der Upload von Bildern dauert immer eine mittlere Ewigkeit. Wir gehen wohl auch bald ins Bett, jedoch ist es um 22 Uhr immer noch etwas hell hier im hohen Norden.

Man liest sich… take care! 👍🍁🇨🇦

Karte der beschriebenen Route

Nachträglich hinzugefügt, Link auf Google Maps.

Kartenausschnitt aus Google Maps


#ToTheNorth23, Hyder - Kinaskan Lake - Teslin Lake

28. August 2023 Lesezeit: 16 Minuten

Bye, Bye Hyder

Ein, oder bei mir zwei mal Hyder reicht für ein Leben, also fuhren wir los nach Stewart rüber. In der Bäckerei kauften wir drei «Apple Fritters» und in den zwei Shops Bagels, sowie Philadelphia Cream Cheese. In der Bäckerei war gerade Dorfversammlung, mindestens fühlte es sich so an. Die Leute hier sind freundlich, aber auch ein wenig seltsam. Wird man wohl hier, so am Hinterteil der Welt. 😂😇

Am Vorabend hatten Adi und Rosette sogar eine Frau gesehen, welche ihr Kaninchen an der Leine spazieren führte! 🤪🙈

Stewart – Kinaskan Lake

Die Strecke hoch nach Medziadin Junction kannten wir ja schon, deshalb fuhren wir mehr oder direkt durch. In der Tanke an der Abzweigung füllten wir erneut Benzin für 150 Taler ein, bevor wir weiter fuhren. Leider sah nur der Fahrer Ursli unterwegs den kleinen, schwarzen Bären seine Nase links aus dem Strassengraben strecken. War aber so, ich schwör‘s! 😉

In Bell II, einem Heli-Skiing Ort, fuhren wir kurz raus für einen wirklich ausgezeichneten Kaffee (Espresso, Cappuccino und einen Americano). Ihr dürft raten, wer welchen nahm.

Ein Espresso mit einer schönen Crema in einem kleinen Glas

Wir steuerten danach das Zwischenziel den «Kinaskan Lake» an.

Unterwegs im Motorhome, Rosette am Steuer, Adi ist Beifahrer

Nach etwas suchen, fanden wir den Stellplatz Nr. 3., der uns passte. Die Parkwächterin fand uns umgehend und kassierte 30 Dollar für den Stellplatz und ein Paket Feuerholz. Wir kannten nix, packten unsere Badesachen und gingen im kalten See baden! 🥶😇😉

Die Aussicht war toll. Rosette und Adrian im Badezeugs fotografieren

Und damit Ihr mir das auch glaubt, hier ein Bild der Badenden.

Urs und Adi im Wasser, winkend

Der Einstieg war etwas «grob», also wegen dem Kies und auch weil doch etwas frisch. Wenn man mal drin war, stach die Kälte zwar ein wenig, war aber nach kurzer Zeit auszuhalten. Wir spannten unsere Wäscheleinen aus und machten uns an den Apéro und danach an das Grillieren. 🔥 😋🤤

Grillfeuer im stählernen Grill, hoch lodernd

Nach dem Essen gingen wir noch kurz an den See hinunter, um den schönen Sonnenuntergang zu bestaunen.

Sonnenuntergang am Kinaskan Lake, BC

Kinaskan Lake – Jade City

Nach einer weiteren, frischen Nacht fuhren wir weiter nach Norden. Eigentlich wollten wir bis zum Boya Lake Campground fahren.

Unterwegs, diesmal fuhr Adi, sahen wir einen Schwarzbären mitten auf der Strasse. Wir versuchten zu halten, aber der Bär war durch die Fahrzeuge hinter uns aufgeschreckt und rannte weg. Ich habe ein Video davon, aber das lässt sich leider hier nicht gut teilen.

Dafür hier ein weiteres Wildtier von British Columbia. Eine Biene, die eben von der Blüte gestartet war, zeigt uns ihr schickes Hinterteil. 😂

Eine Biene fliegt von den Blüten des Fireweed weg

An der Sawmill Point Recreation Site fuhren wir erst vorbei und wendeten dann. Die Site liegt am Dease Lake. Die Fahrt da runter gestattete sich doch etwas anspruchsvoll, die Strasse hatte gerade etwa Motorhome-Breite. Dass sie voller Dellen und Schlaglöcher war, versteht sich von selbst. Wir waren erst etwas kritisch, denn eine Begegnung mit einem anderen Fahrzeug wäre wirklich in ein aufwändiges Manöver mit Rückwärtsfahren ausgeartet. Rosette ging deshalb voraus und erkundete den Weg.

Sawmill Point am Dease Lake, Panorama über den See

Eigentlich wäre es sogar ein Campground gewesen, der allerdings gratis und unversorgt war. D.h. kein WC-Papier in den Plumpsklos und auch kein Feuerholz. Da wir aber eh noch früh waren, wollten wir zum Boya Lake weiterfahren.

Wir sprachen noch mit einem anderen Paar Camper, die sich als Österreicher herausstellten. Sie sagten uns, dass es weiter oben am Stewart-Cassier-Highway ein grosses Feuer gäbe. Und dass es in Jade City am Weg ein gratis WLAN gäbe. 

Wir fuhren also los und in Jade City, nach rund 75 Kilometern, war Ende Gelände. Die Strasse war ein paar Kilometer weiter oben wegen einem ziemlich grossen Feuer, das bereits im Juli mal ausgebrochen war und jetzt aufgrund der Winde wieder aufflammte, gesperrt.

Schild am Strassenrand «Road Closed due to fire» am Strassenrand in Jade City

Immerhin, im Souvenir-Shop gab es ein ziemlich gutes gratis WLAN. Wir hatten seit Stewart kein Netz mehr gehabt und vermutlich sollte es auch bis an den Alaska-Highway hoch keines mehr geben.

Wir beschlossen, nicht zum Boya Lake zu fahren, da er unmittelbar unterhalb des Feuers lag und vermutlich voller anderer, festsitzender Camper war. In Jade City hatte ein junger Mann den ganzen Sommer durch einen Campground aus dem Boden gestampft. Er war zwar noch leicht in Arbeit, aber die Toiletten war nigelnagel neu. Natürlich trotzdem Plumpsklos. Zudem wollte er uns unbedingt auf seine Lounge im Wald gleich neben unserem Stellplatz einladen. Dort hatte er einen selbst gezimmerten Whirlpool, der aber nicht geheizt und etwas trüb war. Zudem bequeme Sessel, einen Grill und verschiedene Öfen. Besonders stolz war er auf die vielen kleinen, solar betriebenen Lämpchen und Leuchtbänder mit LED.

Wir nutzten die Zeit um unsere Apps und Stati in den Social Media upzudaten. Ich selbst stellte einen Blog-Beitrag fertig.

Nach dem Nachtessen kam der Campground-Betreiber wieder und entschuldigte sich wortreich, er müsse seine Hündin zum Tierarzt bringen. Sie hätte einen Infekt nach einem Stachelschwein-Stachel, der sie am Hals getroffen hatte. Er meinte, er fahre jetzt nach Whitehorse, weil er dort einen Tierarzt kenne. Watson Lake wäre mE zwar näher, aber er fuhr dann mitten in der Nacht los auf seinem sechsstündigen Weg. Tierliebend sind die Leute hier, jeder hat mindestens einen Hund. 👍🏻

Zur blauen Stunde gingen wir noch einmal kurz ein paar Minuten WLAN schnuppern, bevor es in die Heia ging.

Zur blauen Stunde in Jade City, am Campground hat es farbige Lichter

Jade City – Teslin Lake

Am Morgen war die Strecke wieder befahrbar und so starteten wir nach dem Frühstück und fuhren ein Stück hoch. Dort mussten wir auf den Pilot-Car warten. Sollte zwischen 30 und 45 Minuten dauern.

In der Zwischenzeit schwatzte ich ein wenig mit den Verkehr-Reglern und dem Ehepaar im Motorhome vor uns. Natürlich erkannte ich am Dialekt von ihr die Engländer und so konnten wir ein wenig den Humor der Leute geniessen. Sie hatten ihren Camper für rund 55'000 Dollar gekauft und wollen ihn nach ihrer Reise wieder verkaufen. Das Schwierigste / Teuerste sei die Versicherung und auch das Überweisen des Geldes gewesen. 

Strassensperre wegen Feuer, zwei Personen regeln den Verkehr, vor uns ein Motorhome

Wir fuhren dann rund eine halbe Stunde hinter dem Motorhome und dem Pilot-Car hinterher durch immer dichteren Rauch und schlussendlich auch am Feuer, das neben der Strasse noch mottete vorbei. Der Rauch begleitete uns bis zum Alaska Highway hoch. 

Rauch und verbrannte Bäume links der Strasse

Auf dem Alaska Highway war die Strasse besser und auch die erlaubte Höchstgeschwindigkeit mit 100 Km/h angenehmer. Allerdings fuhren wir eher etwas langsamer, damit unser kleiner Schluckspecht nicht zu stark konsumiert.

Unterwegs auf dem Alaska-Highway, die Strasse führt hier gerade aus

Nach der doch langen Fahrt steuerten wir endlich Teslin an. Wir nutzen die Gelegenheit, dem Fahrzeug für 250 Dollar den Tank zu füllen, Frischwasser zu tanken und unsere Abwasser-Tanks zu leeren.

In Teslin hatte es beinahe 26°C und so erlaubten wir uns sogar zwischendurch mal kurz die Klimaanlage laufen zu lassen.

Danach gab es noch eine kurze Fahrt bis an den See, wo wir einen netten Stellplatz fanden. Zwar liess ein Nachbar rund zwei Stunden sein Generator laufen, aber danach gab er Ruhe. Ein Camper spazierte durch den Campground mit seiner Katze auf den Schultern, aber sonst war es ganz normal. 😂

Hier noch ein Beispielbild, wie unser Küchenschrank nach der Fahrt über die kaputten Zufahrten bei den Tankstellen jeweils aussieht. Das Geklimper der Gläser und des Bestecks begleitet eigentlich jede Fahrt.

Küchenschrank, alle Gläser sind umgefallen

Wir nutzten die Gelegenheit, der Hitze mit einem erneuten Bad zu entfliehen. Der Teslin Lake war ebenfalls recht kalt, aber nicht ganz so schlimm wie der Kinaskan Lake. Wir waren nicht alleine, weiter rechts stieg eine Frau ebenfalls ins Nass.

Panorama-Bild am Tessin Lake, blauer Himmel, blauer See, nur wenige Schleierwolken

So frisch abgekühlt ging es zum Apéro, wo wir Männer uns erneut ab einem der guten, kanadischen Microbrews erfreuten, welche wir gekauft hatten.

Adi spaltete Holz, während Rosette Salat vorbereitete. Wir Männer kümmerten uns um Kartoffeln (in Würfel geschnitten, leicht gesalzen und mit Olivenöl getränkt in Alufolie paketiert) und das Fleisch für den Grill.

Während ich mich dem Text und den Bildern hier widmete, grillierte Rosette noch Marshmallows und alle tauschten Bilder und genossen den Abend, der nun langsam kühler wird.

Während Rosette schon schläft und Adi im Badezimmer seine Zähne poliert (ich höre die Wasserpumpe gehen), sitzte ich noch draussen am Camping-Tisch. Mit leicht schmerzendem Rücken (hier fehlt eindeutig ein Stehpult) schreibe ich den Beitrag fertig. Es ist nun 22:41 Uhr und die Sonne ist seit rund einer Stunde unter den Horizont. Es ist noch nicht ganz dunkel, man hört ein wenig Verkehr von der Hauptstrasse und der Rauch der vielen Grillfeuer weht um die Nase. Vermutlich haben mich wieder drölfzig Mücken gestochen, aber ich reagiere nicht so stark darauf.

Hebet's guet, wir lesen uns! 👍🍁🇨🇦

Karte der beschriebenen Route

Nachträglich hinzugefügt, Link auf Google Maps.

Kartenausschnitt aus Google Maps


#ToTheNorth23, Seeley Lake - Hyder, AK

27. August 2023 Lesezeit: 13 Minuten

Seeley Lake, Abfahrt

Ich wachte recht früh auf und besuchte das lokale «Outhouse». Obwohl noch im kurzen Pyjama und T-Shirt unterwegs, machte ich einen kurzen Abstecher zum See runter. Idyllische Stimmung bei bedeckten Himmel und frisch, aber nicht kalt. Bild Der Campground ist sehr gut unterhalten und recht sauber. Wir sahen bereits vor 8 Uhr jemanden die Kübel leeren und Toiletten reinigen/neu bestücken.

Morgenstimmung am Seeley Lake, BC. Der See spiegelt, der Himmel ist grau.

Nach dem Frühstück fuhren wir das Stück auf dem Yellowhead Highway wieder zurück und bogen auf den Stewart-Cassier Highway ein.

Nach rund nen Meilen zweigten wir in Richtung Gitwangak ab und besuchten die Siedlung mit vielen, teilweise älteren Totempfählen. Es hatte da auch eine Tankstelle und einen Shop, in welchem wir Kaffee und ein besonders seltsames Gesöff kauften.

Eine rote Aludose Coffee Coke auf dem Tresen

nun ging es definitiv in Richtung Norden. Die Strasse ist in einem recht guten Zustand mit wenigen kleinen Schlaglöchern. Am Meziadin Lake machten wir kurz halt. Eigentlich hatte ich den als Tagesziel mal notiert. Wir waren allerdings bereits im 13 Uhr dort. Der Provincial Campground ist sehr schön am See und war dort auch stark belegt. Im oberen Bereich hatte es aber noch sehr viele freie Plätze.

Wir überlegten, ob wir einen Abstecher nach Stewart und Hyder machen sollten. Eine Unterwegsbekanntschaft, wie auch der Reiseführer rieten dazu, meine Erinnerung an die Reise im Jahr 2000 mit Heinz meinte auch, dass es sich lohnen könnte, obwohl wir damals ziemlch schlechtes Wetter hatte.

Im Campground am Mezidian Lake gab es eine Satellitenschüssel und darüber WLAN. Die erste Viertelstunde sogar gratis. Es reichte, um kurz nach Campgrounds in Hyder zu checken.

Eine Service-Hütte, darauf eine Satelliten-Schüssel und eine WLAN-Antenne

Da es aber keine Online-Reservation gab, entschlossen wir uns, einfach mal hinzufahren. Im Notfall könnten wir ja einfach wieder zurück, da es hier genügend Plätze hatte.

Der blaue Medziadin Lake mit einer kleinen Insel gleich vor den seeseitigen Plätzen des Campground

in Medzian Junction machten wir einen kurzen Tankstop für 100 Canada-Dollar gab es rund 55 Liter, was uns für die Fahrt runter nach Hyder und zurück reichte. Die Kiste, welche wir fahren, ist ziemlich durstig. 😬

Die Fahrt nach Stewart hinunter am Meer wurde kurz am «Bear Glacier» unterbrochen.

Strasse hinunter nach Stewart, BC am Meer. Im Hintergrund sieht man den Bear Glacier von weitem

Eine unglaubliche Menge Wasser ergiesst sich aus dem Gletscher, der wie alle anderen auch, massiv schrumpft. Obwohl es schon langsam Ende August wird, ist es tagsüber noch warm.

Der Bear Glacier, oder was davon übrig geblieben ist. Eine grosse Menge Wasser fliesst in den darunterlegenden Gletschersee

In Stewart gab es dann mal wieder ein wenig 4G-Netz, aber bereits am Dorfrand an der Grenze nach Hyder, Alaska, war wieder fertig.

Willkommensschild von Hyder, Alaska, darunter unser Motorhome

Hyder, Alaska

Hyder war schon 2000 auf der Reise mit Heinz recht heruntergekommen, aber damals gab es noch ein Restaurant. Heute steht an jedem zweiten Haus «closed» oder «for sale». Der damalige Campground existierte nicht mehr, dafür gab es einen etwas weiter oben im Kaff. Dort standen schon etliche Fahrzeuge.

Die Frau an der Reception war in einem Hinterzimmer und erschrak ein wenig, als da ein Gast sich bemerkbar machte. Sie hatte nicht so wirklich die Übersicht über ihre Anlage, freute sich aber mit jemandem schwatzen zu können. Nachdem ich die 36 US$ in Cash bezahlt hatte, kam noch eine weitere, ältere Dame dazu und ich konnte die halbe Lebensgeschichte in Erfahrung bringen. 😂

Schild des Campgrounds, darunter unser Hausgesöff, «Appenzeller Alpenbitter»

Der Stellplatz hatte «full hookup», also Strom, Wasser und Abwasser. Wobei die Wasserleitung ziemlich leckte und wir den Abwasserschlauch noch nicht anhängten. Wir stellten die Campingstühle raus und schritten zum Apéro! 😜

Ein Sauerbier, das eher wie ein Grapefruit-Saft aussieht

Da man uns geraten hatte, auf den Abend noch zum Fish Creek zu gehen, hängten wir die Leitungen danach wieder ab und fuhren die paar Kilometer nach hinten. Wir wunderten uns etwas über die Geschwindigkeitsbegrenzung, bis ich mir an die Stirn klatsche. Wir waren ja in Alaska und das waren miles per hour.

Am Fish Creek gibt es in der Zwischenzeit eine Ranger Station mit einem hölzernen Steg, auf welchem man eine schöne Aussicht entlang des Flüsschens hat. Allerdings kostet das pro Person 5 $ Eintritt. Ich guckte den Ranger etwas perplex an, als er meinte, er nähme weder Canada- noch US-Dollar, sondern ich müsse online einchecken. Es gab da tatsächlich ein WLAN! 🤓

Ich schaffte es allerdings mit keinem der drei Browser, mich einzuloggen. Worauf er einen Screenshot der Fehlermeldung machte und uns kommentarlos die Türe öffnete. 🥰 Im Flüsschen hatte es eine Unmenge Pink Salmon und auch etliche Chum-Lachse. Viele davon waren schon tot und rotteten vor sich hin. Vorwiegend männliche Pink-Salmon schwaderten herum und warteten auf laichende Weibchen.

Der Fish Creek, voller Pink Salmon (Buckel-Lachs) und verrottender Chum Salmon (Ketalachs)

Leider zeigte sich kein Bär und es wurde langsam kühl. Also beschlossen wir, zurück zu fahren.

Abendstimmung über dem Fish Creek, in Hyder, Alaska

Wir hatten mal keine Lust zu kochen und wollten nach Stewart rüber in ein Restaurant. Dazu mussten wir die Grenze nach Kanada überqueren und uns den gestrengen Blicken des Grenzers mit Namen Bali stellen. Er fragte uns etwas aus, machte ein Foto oder einen Scan vom Nummernschild und meinte auf die Frage nach einer Restaurantempfehlungen nur lakonisch: «Any, that is open!». 😂 Wir landeten in der leicht abgehalfterten Pizzeria und es war, naja! 🤷‍♂️

Spontan beschlossen wir in Stewart, am nächsten Morgen früh nochmals zum Fish Creek zu fahren und mit dem vorhandenen Netz in Stewart gelang mir die Anmeldung und der Kauf von Tickets.

Fish Creek, Alaska

Wir hatten uns am Vorabend noch versucht, zeitlich zu orientieren. Während in Stewart noch die pazifische Zeitzone galt, gehörte Hyder zu Alaska und damit zur Zeitzone Anchorage, welche nochmals eine Stunde mehr verschoben ist. Somit war die angeschriebene Öffnungszeit 6:00 Uhr für uns «erst» um sieben Uhr. Wir fuhren 10 Minuten vorher los. Unterwegs sichteten wir noch Weisskopf-Seeadler, konnten aber nicht anhalten. Hinten im Fish Creek hatte es schon recht viele Leute, welche zum Flüsschen herunter spähten.

Und tatsächlich, der junge Grizzly namens «Runner» tapste im kalten Wasser und scheuchte die Lachse herum. 🥰 Er schnappte sich nur Weibchen der grossen Chum-Lachse (Keta Lachs) und frass den Rogen. Das, obwohl er jetzt nicht gerade super toll genährt wirkte. Vermutlich haben die Lachse nach dem langen Weg zu den Laichgründen nicht mehr viel Nährwert.

Grizzlybär im Flüsschen, hat sich gerade einen Keta Lachs geschnappt

Grizzlybär, steht mit den Hinterpfoten noch im Flüsschen, die Vorderpfoten hat er auf einem Keta Lachs, der auf der Uferbank liegt

Nach etwa knapp einer Stunde wurde es uns zu frisch und wir hatten schon drölfzig Videos und Zillionen Fotos geschossen, also ging es zurück zum Campground für ein Frühstück. Mit elektrischen Strom kann man ja einfacher Bagels toasten. 😉

Den Beitrag habe ich unterwegs getippt und nun hier in Jade City, viel weiter nordwärts im Gratis-WLAN des Shops fertiggestellt. Ich bin ziemlich hinterher, weil wir hier wirklich wenig Netz haben.
Wir wollten heute weiter fahren, aber steckten wegen einem grossen Waldbrand nördlich fest. Vermutlich sollte der Stewart-Cassier Highway aber ab Morgen wieder nordwärts befahrbar sein. 

Karte der beschriebenen Route

Nachträglich hinzugefügt, Link auf Google Maps.

Kartenausschnitt aus Google Maps


#ToTheNorth23, Inside Passage und Fahrt zum Lake Seeley

24. August 2023 Lesezeit: 15 Minuten

Ab zur Fähre

Der Wecker ging früh. Bei mir schon ein Viertel nach fünf Uhr, da ich ein Langsamstarter bin.

Kurze Zeit später standen auch Adi und Rosette auf und wir machten uns bereit. Frühstück gab es keines und wir liessen den Tisch gleich in Schlafstellung. Noch schnell etwas Katzenwäsche und dann den Strom trennen. Um 5:45 Uhr fuhren wir los zur Fährstation. Dort war schon viel Betrieb, die Schlange recht lange.

Am ersten Posten hiess es mal, die Dokumente zeigen und die Frage, ob der Gastank abgestellt war. Danach noch etwa zwei oder dreimal die selbe Frage, Fahrausweise abgeben etc. Dann waren wir beim Check-In, wo eine Frau uns noch einmal die letzten Fragen stellte und dann die Ausweise mit einem Boarding-Pass zurück gab.

Kurz bevor wir auf die Fähre fuhren, mussten wir erneut die Ausweise zeigen und uns einer kurzen Musterung unterziehen, bevor wir auf die Fähre fahren durften. Die Töfffahrer mussten noch etwas warten und die Einweiserin nutzte die Gelegenheit, noch ein wenig den Hund zu streichen. Auch eine Methode für den Transport! 🤷🏼‍♂️

Mehrere Motorräder warten auf das Boarden. Eines hat eine Kiste auf dem Gepäckträger, in welcher ein recht grosser Hund liegt

Adi meisterte das mit Bravour und als wir die Rückspiegel weggeklappt hatten, packten wir unsere Rucksäcke und Jäckchen und gingen auf die oberen Decks.

Inside Passage

Die «Northern Expedition» legte pünktlich kurz nach 7:30 Uhr vom Pier ab und schob sich rückwärts aus dem Hafen, wendete und legte mit rund 19 Knoten (35 Km/h) nordwärts los auf der langen Reise, welche kurz vor 24 Uhr in Prince Rupert enden sollte.

Zuerst war ein Besuch im Café angebracht, wo es einen Kaffee und ein ordentliches Frühstück gab. Kaffee ist ja ein Menschenrecht, sagt mein Kollege Heinz.

Danach stiegen wir die Treppen hoch ins 6. Geschoss, wo wir nach draussen und zum Heck gingen, wo gedeckte Sitzgelegenheiten gibt, welche jedoch noch pflotschnasch waren. Wir liessen uns den Fahrtwind um die Ohren pfeifen und ich musste beinahe meine Mütze Poseidon opfern.

Kurz vor 9 Uhr brach die Sonne teilweise durch und es gab schöne Stimmungen an Bord.

Morgens kurz vor 9 Uhr, die Sonne bricht golden leuchtend durch die Wolkendecke. Der Kollege steht am Heck der Fähre und macht ein Foto mit dem Smartphone

Wir blickten natürlich immer angestrengt ins Meer und die Erwartungen waren hoch. Allerdings ging es einen Moment, bis wir den ersten Buckelwal erspähten. Das Foto hat Rosette mit dem grossen Zoom gemacht. Durchaus etwas schwer zu halten beim Wellengang.

Ein Buckelwal durchbricht mit dem Vorderkörper die Meeresoberfläche und bläst Luft aus dem Atemloch

Bis gegen Mittag war die Szenerie immer noch in Nebelschwaden über den Inseln entlang der Route getaucht.

Nebelschwaden auf einer der vielen Inseln entlang der Inside Passage

Nach dem Mittag klarte es auf und ich bereute ein wenig, die Sonnencreme nicht eingepackt zu haben. Der Fahrtwind ist ja schön kühl, so dass man nicht so schnell merkt, wie stark die Sonne drückt.

Die Fahrt geht ja grösstenteils durch die Insellandschaft und hat nur wenige Passagen, wo direkt der Pazifik anbrandet. Dort war jeweils der Wellengang etwas stärker, aber immer noch für Alle gut auszuhalten.

Wir dachten erst, dass es nur in den offenen Bereichen Tiere zu sehen gäbe, aber denkste. Einmal kreuzten wir eine Orca-Familie und einmal sahen wir einen Otter auf dem Rücken parallel zum Schiff treiben.

Bei Sarahs Passage in der Inside Passage stehen ein paar weisse Häuschen mit roten Dächern am Meeresrand

Und immer wieder vermutlich etwas übermütige Buckelwale, welche aus dem Wasser sprangen und mit den Flippern auf das Wasser klatschten. Es war sehr toll! 🥰

Ein Buckelwal durchbricht die Meeresoberfläche und streckt seinen ganzen Kopf aus dem Wasser

Die Stimmung blieb wunderbar, als wir nach ein paar Runden Uno wieder Umschau hielten. 

Blick zurück ins Fahrwasser der Fähre beim langsamen Eindunkeln

 Bei Butedale, einer Geisterstadt mit einem kleinen Wasserfall, fuhr die Fähre die Motoren zurück. Vermutlich warteten sie für die Einfahrt in den engsten Abschnitt der Reise auf die richtige Ebbe-/Flut-Konstellation.

Wir wurden dann langsam etwas müde. Die Nacht vom Montag auf den Dienstag war ja sehr kurz und wir sind immer noch nicht ganz in der Zeitzone angekommen.

So waren wir froh, als wir auf der Höhe von Port Edward die Lichter des Zieles erspähen konnte. Trotzdem zog sich die Einfahrt in den Hafen etwas dahin und es wurde kurz vor Mitternacht, bis wir endlich von Bord fahren konnten.

Es ist Nacht im Hafen von Port Edwards liegt ein Frachtschiff. Zwei Krane be- oder entladen die Container. Helle Scheinwerfer beleuchten die Anlagen

Der im Voraus gebuchte «Prince Rupert RV Campground» lag zum Glück gleich an der Ausfallstrasse zum Hafen und so waren wir knapp 10 Minuten später beim Check-In und fuhren danach zu unserer Campsite, welche nur einen elektrischen Anschluss hatte. Schnell Zähne putzen, Pit-Stop und ab die Heia. 🥱

Prince Rupert

Wir liessen uns Zeit für das Wachwerden und nutzen den elektrischen Anschluss, um endlich mal den Toaster in Betrieb zu nehmen. Schliesslich ist man ja erst angekommen, wenn man den ersten getoasteten Bagel mit Cream-Cheese in die Futterluke bekommen hat.

Der Campground ist ein Notnagel, weder günstig, noch schön gelegen, noch ruhig, noch sauber, noch funktioniert das WLAN problemlos. Also gut für eine Nacht, bis es weiter geht.

Einziger Plus-Punkt war das Rudel Hirsche, welche sich an den Sträuchern und Gräsern mitten im Campground verköstigte, ohne sich auch nur kurz von uns aus der Ruhe bringen zu lassen. 🥰

Ein kleines Rudel Hirsche im RV Park in Prince Rupert am Äsen

Fahrt zum Lake Seeley

Nach einem kurzen Stop beim lokalen Chevron, um den unersättlichen Durst unseres Fahrzeugs zu besänftigen, verliessen wir das – nicht gerade als Bijou zu bezeichnende Städtchen – ostwärts. Immerhin ist hier der Benzinpreis rekordtief (1.799 CAN $ der Liter).

Die Fahrt windet sich entlang des Skeena River.

Am Telegraph Point, Blick über den Skeena River

Den ersten Campground, den die Mitfahrenden ausgewählt hatten, fanden wir nicht. Es stellte sich heraus, dass es sowieso ein Remote-Platz ohne Strassenzugang war. 😂

Danach steuerten wir Kitwanga an, fanden den Community Park und Campground aber nicht auf Anhieb.

Also fuhren wir auf dem Yellowhead Highway rund 40 Kilometer weiter zum Seeley Lake, wo es einen BC Park gleich zwischen Strasse und See hat.

Natürlich mussten wir als erstes das Registrationsformular ausfüllen und 20 Dollar löhnen, dann sandten wir dem Verantwortlichen ein SMS, um Feuerholz aus der verschlossenen Truhe nehmen zu können. Kostete allerdings wieder 20 Dollar, wobei unsere Steaks unbedingt ein Feuerchen wollten und wir so happy waren, dass hier der Feuerbann hier aufgehoben wurde.

Als zweites kamen die Campingstühle aus dem Motorhome und wir genossen ein weiteres, ausgezeichnetes lokales Bier mit Snacks.

Eine Büchse Bier steht auf dem noch kalten Grill, daneben ein paar Pringles

Endlich hatten wir die Chance, die in Vancouver gekauften «kleinen» Steaks auf den Grill zu werfen.

Drei grosse Steaks liegen gewürzt in einer Schale und warten auf den Grill

Während ich die Steaks etwas würzte, machten Rosette und Adi ein tolles Feuer, auf welchem wir die Steaks zwei mal drei Minuten grillierten und noch ein wenig nach ziehen liessen. Die Grillkartoffeln waren etwas schwieriger zu terminieren. Irgendwann landeten sie mitten im Feuer und waren zum Schluss durchgegart, hatten allerdings eine 1mm dicke schwarze Schicht aussen. 😜

Der Grill ist mit Holz akkurat beladen und das Feuer ist gerade gestartet. Daneben Campingstühle

Während ich diesen Blog-Beitrag tippe, waren Rosette und Adi einmal zum See herunter und trugen noch dieses wunderschöne Stimmungsbild zum Abend bei.

Sonnenuntergang am Seeley Lake

Während ich alle Tags setze und die Bilder richtig untertitle, sitzen wir im Dunkeln am Camping-Tisch, trinken einen Gin-Tonic bzw. einen Appenzeller und hören ein wenig Grönemeyer aus der Boombox.

Morgen geht es dann weiter in Richtung Norden auf dem Stewart-Cassier Highway. Wo wir genau landen, gucken wir dann nach dem Start. Stay tuned… 😉

🇨🇦🍁

Karte der beschriebenen Route

Nachträglich hinzugefügt. Link auf Google Maps

Kartenausschnitt aus Google Maps


Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.