#ToTheNorth23, Ride The Wind Ranch - Banff - Jasper

2. Oktober 2023 Lesezeit: 7 Minuten

Letzteres fällt unterschiedlich schwer, je nachdem, wie gut einem die Ranch gefällt. Auf jeden Fall sind Kathy und Marty sehr tolle Gastgeber, feine Menschen mit viel Bodenhaftung und Humor. Ein Besuch kann wärmstens empfohlen werden.

Das «Moose-Cabin» bestehend aus zwei Wohneinheiten in gebeiztem Holz mit Veranda

Ride The Wind Ranch – Banff

Wir nahmen die Route via Nordegg und den Icefield Parkway nach Banff. Der ist zwar länger und kostet «Eintritt» in den Nationalpark, aber die Strecke ist landschaftlich reizvoller.

In Nordegg machten wir eine erste Kaffeepause und ich erhielt einen erstaunlich guten Espresso im Miner's Café.

Natürlich mussten wir am Abraham Lake eine kurze Pause einlegen, um Fotos dieses riesigen Stausees zu schiessen. Mir hatte es der von herbstgoldenen Pappeln bestandene Highway mit dem Ausläufer des Mount Stelfox unter blauem Himmel angetan.

Highway mit herbstfarbenen Bäumen/Sträuchern, dahinter ein Berg unter blauem Himmel mit weiss darüber dräuenden Wolken

Kurz bevor der David Thompson Highway in den Icefield Parkway mündet, gibt es eine Mautstation. Hier bezahlten wir die 10.50 $ pro Tag/Person. Obwohl die Bedienstete zweimal nach der Anzahl Personen fragte und auch uns alle sah, kostete es nur 21 Dollar. Seniorenrabatt? Kinderrabatt? Egal… 😂

Auf dem Icefield Parkway hatte es auch solcherlei Verhältnisse. Der Himmel war mehrheitlich grau, es gab ein wenig leichten Schneefall und die Fichten waren schneebedeckt. Am Peyto Lake machten wir Halt und stiegen den viel begangenen, asphaltierten und teilweise etwas rutschigen Weg zur Aussichtsplattform hoch.

Rosette und ich kamen ziemlich ins Atmen, als wir dann die Höhenangaben prüften, wussten wir weshalb. Der Aussichtspunkt liegt auf über 2100 Meter über Meer und die Luft war entsprechend etwas ungewohnt dünn. Aber die Aussicht lohnte sich trotz vielen Touristen aus allen Ländern und etwas grauem Himmel. Die Farbe des Sees ist wirklich aussergewöhnlich.

Der türkisfarbene, spiegelglatte See liegt von Fichten bestanden am Fuss einer mächtigen Bergwand. Der Himmel ist eisgrau

Da wir schon etwas spät waren, fuhren wir in Lake Louise durch und bogen dort auf die Bow Valley Road ab, die sich durch das Tal schlängelt. So konnten wir den Verkehr auf der Autobahn etwas meiden. Tiere sahen wir aber trotzdem keine. Zu spät für die Wölfe, Elche, Hirsche und Giraffen, oder was man auch immer da sonst sehen kann. 😉😇

Unser Etappenziel Banff bzw. die Bow View Lodge wurde bald erreicht und die Zimmer bezogen. Da Banff ein sauteures Pflaster ist, wir unser Hotel auch sehr knapp gesucht hatten und auch nicht mehr viel rundherum verfügbar war, teilten Adi und ich uns ein Zimmer. 

Wir wählten Melissa's Steakhouse für unser Nachtessen und erhielten einen Tisch mit einer kleinen Wartezeit, die wir an der Bar bei Nachos und einem Apéro verbrachten. 

Adi und ich wählten ein Prime Rib, Rosette ein Bisonfilet. Neben der etwas langsamen Bedienung war es ein sehr gelungenes Dinner. Damit konnten wir ein weiteres Item auf unserer Bucketliste abhaken… 🤤

Nachtessen mit einem rosafarbenen Prime Rib, einem Schälchen Reis und Gemüse

Die paar Bierchen und wohl auch mein Schnarchen bzw. die ungewohnte Nähe der beiden Doppelbetten im kleinen Zimmer hatte eher negative Auswirkungen auf unsere Schlafqualität, vor allem auf die von Adi. Er schlief trotz den Ohropax sehr schlecht und auch ich konnte mich am nächsten Tag nicht als ausgeruht bezeichnen.

Banff – Jasper

Das Frühstück gab es in einem kleinen Café an der Hauptstrasse. Die Bedienung sah aus, als ginge sie noch zur Schule, was gut möglich ist. Der Barista war auch nicht viel älter, ging seinen Job aber mit einer grossen Ruhe an. Die Qualität der «Lattes» bzw. meines doppelten Espresso war dann aber tadellos.

Nachher checkten wir im Hotel aus und beluden unseren Karren wieder. Wir haben so gepackt, dass wir einen Teil des Gepäcks im Wagen lassen können. Ich für meinen Teil nur den kleinen Bordkoffer, der recht leicht ist. Ok, dafür muss ich meinen Fotorucksack, der sauschwer ist, jeweils mit aufs Zimmer nehmen. 🤷🏼‍♂️

Die Strecke führte uns bei leichtem Nebel zuerst auf den Aussichtspunkt auf dem Mount Norquay, wo wir unterwegs ein paar weibliche Dickhornschafe mit Jungen, welche sich am Strassenrand an der Böschung zu schaffen machten. Wir wussten nicht genau, ob sie da Salz leckten oder Wurzeln hervorzupften.

Dickhorn-Schafe suchen Nahrung oder Salz an einem steilen Hang neben der Strasse

Beim Wenden bemerkten wir dann plötzlich, dass wir einen Schaden an der Windschutzscheibe haben. Vermutlich ist das schon vor zwei Tagen passiert, als wir einen Stein auf die Frontscheibe kassierten. Wir vernahmen zwar einen Aufprall, sahen aber keinen Schaden. Jetzt bei Tageslicht und genauem Hinsehen, war ein kleiner 2mm grosser Glasschaden ganz unten auf der Fahrerseite sichtbar. Der Schaden hatte sich aber in Form eines Risses beidseitig je ein paar Zentimeter ausgebreitet. 😏
Wir denken, dass wir damit bis zum Ende der Reise mit dem Mietwagen durchkommen. 😬

In Lake Louise machten wir einen kurzen Abstecher zum See hinauf. Wir wussten zwar, dass es seit unserem letzten Besuch im 2019 noch mehr Touristen und noch weniger Parkplätze gibt. Aber nun muss im Dorf bzw. im Gebiet der Ski-Arena parkiert werden und man kommt nur noch mit Shuttle-Bussen zum See hoch. Das haben wir uns geschenkt.

Das Wetter klarte auf und die Sonne schien vom blauen Himmel, also hiess es natürlich, anhalten – fotografieren – weiterfahren. Repeat…

Der Bow Lake lockte als erstes bei der Vorbeifahrt.

Der spiegelglatte Bow Lake bei der Vorbeifahrt aus dem Autofenster

Natürlich fuhren wir zur Lodge hinunter, obwohl es oben an der Strasse hiess, dass sie geschlossen und die Parkplätze voll seien. Wir konnten unseren Wagen am Strassenrand abstellen und ein wenig dem See entlang spazieren. Es hatte Hochzeiten mit wilden jungen Männern, welche sich in Badehosen in den See stürzten, aber vor allem eine grandiose Stimmung, obwohl wir gegen die Sonne fotografieren mussten.

Blick nach Osten über den See und auf die dahinter liegenden, schneebedeckten Berge. Im Vordergrund ein Baumstumpf.

Nicht im Bild, der Bow Gletscher bzw. das was er noch ist. In meiner Erinnerung zurück bis 1994, beim ersten Besuch, war da mehr. Auch mehr bzw. dicker mit Schnee bedeckte Berggipfel.

Natürlich mussten wir bei diesem «Hammer-Wetter» (Wortwahl für Marty und Kathy) noch einmal zum Peyto Lake. Es war an diesem Morgen deutlich kühler und der Weg teilweise leicht rutschig. Aber wir meisterten ihn ohne Sturz.

Türkisfarben liegt der See unter der Aussichtsplattform, gesäumt von Fichten und dahinter einem steilen Berg

Bei den Waterfowl Lakes fiel mir bei der Fahrt gleich der etwas weiter hinten liegende und doch mächtig mit seinen schneebedeckten Flanken präsentierende Howse Peak auf.

Der mächtige Berggipfel ragt über dem Wald, der Herbstfarben zeigt

An den darunter liegenden Waterfowl Lakes hielten wir an und fotografierten die Gegend noch einmal in Ruhe. Im nachfolgenden Panorama sieht man die «White Pyramid» (3'219 Meter über Meer) deutlich grösser, als den «Howse Peak», welcher links davon steht und 76 Meter höher und somit der höchste Berg der Kette ist.

Panorama über den Waterfowl Lake mit dahinterliegenden Bergen

Beim Athabasca-Gletscher des Columbia Icefields hielten wir kurz an und machten ebenfalls ein paar Bilder. Der Ort ist aber derart mit Touristen überlaufen und der Gletscher hat sich so stark zurückgezogen, dass man (mit unseren Erinnerungen) halt eher enttäuscht, still und traurig weiterfährt.

Die Fahrt zog sich dann ziemlich dahin und eigentlich wollten wir ja noch von Jasper an den Maligne Lake hoch. Also noch schnell an die Athabasca-Falls, wo ich aber im Auto sitzen blieb. Ein Wasserfall, ein Wasserfall, irgendwo hinter vielen Hunderten von Touristen. Äxgüsi, aber manchmal wird es einem zu viel. Und ja, wir tragen ja auch dazu bei.

In Jasper angekommen, bezogen wir schnell unsere Zimmer in der Marmot Lodge und fuhren dann die Dreiviertelstunde zum Maligne Lake hoch. Unterwegs sahen wir ein paar Leute anhalten, um eine Elchkuh mit Kalb zu bestaunen oder die Landschaft zu fotografieren. Aber es zog uns zuerst zum See.

Der Maligne Lake ist ja für seine Farbe bekannt. Leider war es etwa windig gegen Abend und so war die Oberfläche gewellt. Es hatte nicht mehr sehr viele Touristen, nur gerade ein Boot kam von der Fahrt zum Spirit Island zurück. Die wohl meist fotografierte Insel in den Rockies. 🤷🏼‍♂️

Der Maligne Lake mit dem bekannten Bootshaus und einem kleinen Hafen voller Schiffe unter blauem Himmel

Es wurde dann schnell kühl und der Himmel zog langsam zu. Also fuhren wir wieder zurück in Richtung Jasper. An der selben Stelle, an der wir bereits auf dem Hinweg parkierte Autos und Leute am Strassenrand gesehen hatten, standen erneut Wagen. Einige Menschen fotografierten einen weit unten in der Ebene sehenden Elch oder einen Weisskopf-Seeadler auf seinem Horst. Eine Gruppe Dickhorn-Schafe leckte an einem Auto, das mitten auf der Strasse stand. Und sie kamen auch zu uns. 😂

Es war dann schon dunkel, als wir endlich in Jasper waren. Adi meinte, er sei bald zu müde, um etwas zu Essen, aber wir landeten doch noch im «Cassios Italian Restaurant», eine Empfehlung für Pasta al Dente und wirklich einen Besuch wert.

Eigentlich sollte ich pennen, aber da ich den Beitrag schon begonnen habe, schreibe ich ihn auch zu Ende, auch wenn es bald 1 Uhr 30 ist.

Bis demnächst… Das Ziel naht sehr bald. 

Karte der beschriebenen Route

Link auf Google Maps.

Kartenausschnitt auf Google Maps

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#ToTheNorth23, Tage auf der Ride The Wind Ranch

29. September 2023 Lesezeit: 13 Minuten

Rocky Mountain House – Calgary

Die erste Nacht auf der «Ride The Wind Ranch» war ungewohnt. Zwei, im Vergleich zum Schlafsack, schwere Duvets halten einem warm, wenn man die Heizung nicht laufen lässt. Zudem, nach fünf Wochen, alleine, sehr grosse Ruhe und viel Platz.
Komisch, wie schnell man sich an das Leben zur Dritt auf kleinem Raum gewöhnt hatte.

Mein Wecker ging um 5:30 Uhr und kurz vor 6 Uhr Morgens stiegen wir noch einmal in unser Motorhome ein. In dunkler Nacht steuerten wir es in Richtung Calgary. In Rocky Mountain House tankten wir noch ein letztes Mal für 50 Dollar Benzin, so hatten wir ausgerechnet, mit rund 25% Tankfüllung anzukommen, was dem geforderten Mass bei der Vermietung entsprach.
Unterwegs wurde es kurz nach sieben Uhr etwas heller am östlichen Horizont, bevor dann rund 7:30 Uhr die Sonne sich tatsächlich durch die Wolken schlich.

Unterwegs auf dem Highway in Richtung Calgary. Durch die verschmutzte Frontscheibe sieht man die Autobahn und den Horizont, der sich langsam verfärbt

Wir fuhren um 8:50 Uhr mit einem kleinen Schlenker vor die Vermietstation von Canadream in Balzac, einem nördlichen Vorort von Calgary ein. Ich hatte noch gelästert, dass doch an einem Dienstag dort niemand ein Motorhome zurückgäbe. Aber weit, sehr weit gefehlt. Die Station ist riesig und es fuhren fortlaufend andere Motorhome ein und stellten sich in die Reihen.

Gelände der Mietstation von Canadream mit Motorhomes und Menschen unter blauem Himmel

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#ToTheNorth23, Pierre Greys Lakes - Ride The Wind Ranch

26. September 2023 Lesezeit: 11 Minuten

Pierre Greys Lakes

Am Vorabend (Ende des letzten Beitrages) entschieden wir uns, einen Tag länger im «Joachim Campground» im Pierre Greys Lakes Provincial Park zu bleiben. Die Seen wurden nach einem lokalen Trapper, der um die Wende des 19. Jahrhunderts hier lebte, benannt. Es sind eigentlich drei Seen, der McDonald Lake, der Moberly Lake und der Desjarlais Lake. Letzterer ist der Grösste und hat eine Insel, welche über einen kleinen Steg zu Fuss erreichbar ist.

Ausschnitt aus der im Text oben verlinkten Campground Broschüre. Zeigt die Seen und Campgrounds

Im Verlauf des späten Freitag-Abends trafen dann doch noch etliche Camper ein, welche wohl das Wochenende hier mit Ausspannen und Fischen verbringen wollten.

Die Nacht war regnerisch und die Prognose, dass es am Samstag nur kurz mal mit 40% Wahrscheinlichkeit regnen werde, wurde schon am Vormittag Lügen gestraft. Es war nicht so, dass es dauerhaft und heftig regnete, aber immer wieder mal stärker, mal schwächer.

Wir frühstückten etwas spät und nach 11 Uhr überredeten mich Rosette und Adi, doch auf einen kurzen Rundgang auf der Insel im Desjarlais Lake zu machen. Wir zogen unsere Regensachen an und machten uns auf den Weg.

Ein Pancake mit etwas Butter und viel Ahornsirup auf einem weissen Teller

Den Biber haben wir an diesem Spaziergang nicht angetroffen. Der Weg führt am Ufer entlang und ist einfach zu begehen. Der Boden federt angenehm und die engen Passagen durch die Bäume lassen sich auch mit meinem Bauchumfang noch begehen. Ganz vorne an der Spitze der Insel gab es einen Adlerhorst, aber der schien nicht bewohnt.

Spazierweg durch den Wald. Die Flächen dazwischen sind mit dichtem Moos bedeckt.

Anstelle danach zurück zum Motorhome zu gehen, wurden Adi und ich mit motivierenden Worten bewegt, doch mit zur alten «Trading Post» am oberen Ende des Moberly Lakes zu gehen.

Auch dieser Weg war eigentlich ganz schön als gekiester Fussweg angelegt und einfach zu begehen. Allerdings regnete es doch stärker und viel zu sehen gab es eigentlich am Ziel auch nicht. Es gibt ein paar Schautafeln und ein paar Holzbalken der ehemaligen Lagerhäuser zu «bestaunen».

Wir brachten recht viel Feuchtigkeit mit in unser Heim und heizten dann schon am frühen, trüben Nachmittag. Den Rest des Tages verbrachten wir mit Lesen oder Spielen. Ich hatte eigentlich keine Lust mehr auf dieses «Draussen» aber Rosette und Adi gingen nochmals gucken, ob der Biber wiederkehrte und er tat es tatsächlich. Allerdings sind die Aufnahmen bei Bewölkung eher etwas schlecht. Die Wetterwand am See, welche Rosette fotografierte als der Himmel nach einem Gewitter aufriss, war aber beeindruckend schön. 🥰

Der See spiegelt perfekt den Himmel, der auf einer Hälfte grau und regnerisch ist, aber auf der anderen Hälfte tiefblau

Pierre Greys Lakes – Watson Creek Provincial Campground

Wir hatten am Samstag besprochen, ob wir das Motorhome am Montag in den Grossraum Calgary fahren sollen und dort dann unser Gepäck umpacken sollen oder ob wir nicht besser am Montag zuerst zu unserem Etappenziel «Ride The Wind Ranch» in Rocky Mountain House fahren sollen. Die Variante Ranch gewann, da wir dort unsere ganze Ware ausladen und dann später in Ruhe in die Koffer einpacken können.

Deshalb planten wir den Sonntag auf halber Strecke und fuhren via Hinton zum Tanken und Dumpen und dann zurück auf den Alberta 40, Bighorn Highway um zum Watson Creek Provincial Park zu fahren. Der Highway wird nach einigen Kilometern dann auch zu einer Forestry Road mit vielen Holzlastwagen und zur Kiesstrasse.

Der Campground im Watson Creek hatte sehr tiefe Schlaglöcher und wir dachten mehr als einmal, dass es nun doch noch ein weiteres Glas im Küchenschrank «koste», er war auch eng zu befahren und beinahe kein Stellplatz war einigermassen gerade. Zudem hatte es in einem Teil Camper, welche draussen sehr laute Musik hörten. Wir fanden dann etwas abseits in einem unteren Loop einen Platz, der noch etwas Sonne hatte und einigermassen gerade und genügend weit weg von den anderen Leuten war.

So konnten wir uns nochmals draussen an der Sonne auf die Campingstühle und Bänke setzen und Lesen, sowie einen Apéro geniessen.

Das Motorhome auf dem Stellplatz, Rosette und Urs sitzen an der Sonne und lesen

Das Campfire wurde etwas herausfordernd, da das Holz etwas feucht war. Aber hey, Feuer! Also gab es zum Nachtessen einen Risotto und wir brieten uns dazu ein paar Wienerwürste auf dem Grill. 

Schliesslich ging es ein letztes Mal in die Schlafsäcke in unserem Wohnmobil.

Watson Creek Campground – Ride The Wind Ranch

Die Nacht wurde in diesem Tobel doch frisch. Gegen Morgen fror ich sogar ein wenig an den Oberkörper und musste mich noch tiefer in den Schlafsack einmummeln.

Nach dem Läuten des Weckers wartete ich nicht, sondern schaltete umgehend die Heizung ein, was doch Zustimmung aller Bewohner erhielt. Im Alkoven oben waren die Scheiben gefroren. Draussen zeigten die Wiesen Raureif und die Pfützen hatten eine dünne Eisschicht bekommen. Foto by Adi, Hochformat, der Instagrammer! 🤷🏼‍♂️😂

Blätter auf der Wiese mit einer dicken Schicht Raureif

Nach dem Frühstück brachen wir auf. Die direkteste Route, welche auch Google oder mein Garmin nüvi vorgeschlagen hätte, wurde uns von Kathy, unserem Host auf der Ranch nicht als gut befahrbar gemeldet. Sie ist weiterhin Schotter und wird von vielen Holzlastwagen mit Anhängern, welche da abenteuerlich schnell durchbrettern, mit vielen Schlaglöchern und Wellblechabschnitten versehen. Die Fahrt verlief soweit gut, zog sich ein wenig dahin und so waren wir froh, als wir kurz vor 15 Uhr die steile Zufahrtsstrasse zur Ranch erklimmen konnten.

Ein Oldtimer Police Car in hellem Blau mit einem grossen Blaulicht auf dem Dach

Kathy und Hans (genannt Marty) Rissi sind ehemalige Eisenbahner aus der Schweiz, welche 1993 nach Kanada auswanderten. Das schöne Ranchhaus und die zwei Cabins mit je zwei Zimmern mit eigenem WC/Dusche sind nun unser daheim für ein paar Tage. So hat nach über fünf Wochen Motorhome jeder Reisende wieder ein eigenes Zimmer. 👍

Das Cabin «Moose» mit schönem Holzboden, einem breiten Doppelbett, Tisch und Stühlen

Wir wurden sehr herzlich begrüsst und leerten danach das Wohnmobil, welches wir am Dienstagmorgen früh nach Calgary überführen müssen. Den Rückweg werden wir dann mit dem Mietwagen, den wir am Flughafen übernehmen, fahren.

Kathy und Marty luden uns dann zu einem Dinner ins Ranchhaus ein, wo wir ein wenig über alte und heutige Zeiten sprachen und die Gastfreundschaft genossen.

Wie es nun weitergeht? Stay tuned…! 😉🍁🇨🇦

Karte der beschriebenen Route

Link auf Google Maps.

Kartenausschnitt auf Google Maps


#ToTheNorth23, Ole's Lake - Pierre Greys Lakes

23. September 2023 Lesezeit: 15 Minuten

Ole's Lake

Habe ich es schon geschrieben? Wohl nicht genügend. Der Provincial Campground am Ole's Lake ist wirklich ein kleines Bijou. Klar hat es an jedem Campground einen Idioten, welcher stundenlang den Generator laufen lässt. Aber wer sich da wohl eine Woche oder mehr aufhält, um die Freizeit zu geniessen, oder eher um jeden Tag auf die Jagd zu gehen, braucht halt zwischendurch etwas Energie.

Aber sonst, jeder Stellplatz ist individuell mit ein paar Gadgets dekoriert, in den Bäumen hängen alte Gitarren und der Kinderspielplatz ist mit Dreirad und allem möglichen ausgerüstet.

Die Sites sind sehr gross, oder mindestens war es unsere. Mit einem Camping-Holztisch und Bank, einem Grill und direktem Zugang zum See. Die Toiletten waren nahe, wenn auch etwas weniger gepflegt, als auch schon. Egal, dort hält man sich ja nur kurze Zeit auf.

Als ich am Nachmittag nach einem Rundgang zurück kam, sass Rosette draussen in der Sonne und schlief im Campingstuhl. Adi lag drinnen auf dem Bett und schnarchte leise. 😂
Keine Fotos (hier!), wir sind ja gut erzogen. 😇

Am Abend grillierten wir uns drei wirklich nette Steaks, welche wir zusammen mit Salat und Baked Potatoes draussen am Camping-Tisch assen. Eine Flasche Rotwein rundet jeweils so ein Mahl sehr gut ab.

Blaue Stunde am Ole's Lake, Fichten im Gegenlicht und die Sonne steht tief über dem stillen Wasser

Die Mücken waren da noch nicht so penetrant, wie ein paar Stunden später, als wir zur Eindämmerung nochmals die Biberburg besuchten. Der kleine (?) Biber kam gerade mit einem Tagesvorrat Zweige daher geschwommen und nagte einen Zweig vor unseren Augen sauber. Mit Rosettes 150-600mm Zoom und dem Stativ kommt das Foto superschön und scharf.

Ein Biber nagt die Rinde eines Pappelzweigs ab. Die Hälfte hat er schon sauber abgedrechselt. © by Rosette

Und weil der Biber so schön «chaflete», habe ich das Video, welches Rosette gemacht hat, auch noch auf YouTube geladen.
Happy beaver chaflete, Sound on! 😂

Auf dem Weg zurück zu unserem Motorhome hoppelte auch noch ein Kaninchen auf dem Weg herum.

Ein Kaninchen sitzt im Gras und mümmelt an ein paar Halmen
Dass der Sonnenuntergang sehr schön war, bleibt dem Betrachter oder der Betrachterin nicht verborgen.

Ole's Lake bei Sonnenuntergang. Die Oberfläche ist spiegelglatt. Das Sonnenlicht manifestiert sich in einem orangen tiefen Schein am Horizont. Die Bäume wirken wie Scherenschnitte

Unser Feuer brannte noch ein wenig und mit ein paar Scheiten gab es genügend Glut und Hitze, um ein paar Marshmallows zu grillieren. Ich passte nicht auf und verbrannte mir ein wenig die Schnauze am Grill-Stick. 😣 

Ole's Lake – Grand Prairie

Die Nacht war frisch, aber nicht kalt und am Morgen war der See immer noch spiegelglatt.

Morgens am Ole's Lake, spiegelglatte Oberfläche mit Bäumen unter blauem Himmel mit ein paar Schleierwolken

Wir hatten uns erst überlegt, ob wir gleich zwei Tage hier bleiben, aber unser Vorrat an frischer Wäsche ging dem Ende entgegen. So brachen wir unsere Zelte ab und fuhren nach Grand Prairie.

Es gab zwei Optionen, zurück nach Fort Saint John oder ostwärts via Dunvegan. Aber im Osten war mehr Rauch von den Waldbränden zu erwarten. Wir entschlossen uns dann, es südwärts direkt auf Nebenstrassen zu probieren. Allerdings war die Strasse nicht auf allen Etappen asphaltiert, sondern es hatte auch ein paar Kilometer Schotter. Allerdings recht gut ausgebaut, da hier unglaublich viele, recht schwere Trucks unterwegs waren. Man merkt, dass in der Gegend massiv Erdöl gefördert wird.

Brücke über den Peace River, rundherum farbige Herbstwälder

Wir näherten uns Grand Prairie vom Süden her auf einer Umfahrungsstrasse. Unser Ziel war der «Happy Trails Campground», ein sehr grosser Campground mit Cabins. Er wird wohl mehrheitlich von Dauergästen mit grossen Trailern bewohnt. Man sieht in Alberta viele grosse Trailerparks. Wir vermuten weniger wegen Menschen in prekären Lebensumständen, als für die vielen Arbeiter auf den Ölfeldern bzw. in der Dienstleistung rundherum.

Wir erhielten den Stellplatz 112, einen «Pull trough mit full hookup». Die Plätze unmittelbar nebenan waren leer. Aber spielende Kinder und bellende Hunde, sowie der im Hintergrund rauschende Verkehr auf der Autobahn liessen einem die Natur schon ein wenig vermissen.

Drei Waschgänge und drei warme Duschen später, fühlten wir uns auch wieder zivilisierter. Dass der Campground eher für Dauergäste mit grossen Trailern oder Campern eingerichtet ist, liess sich auch daran erkennen, dass es für die ganze Anlage mit beinahe 200 Stellplätzen nur gerade zwei WC und zwei Duschen vorhanden waren. Die Nachfrage war aber nicht gross.

Ich ging nach dem Nachtessen (mal wieder Reste vertilgen) noch etwas in der Anlage spazieren und war ab dem riesigen Halbmond verwundert, der aber nicht auf das iPhone wollte. Dafür gab es ein tolles Bild von der blauen Stunde.

Silhouetten von Wohnmobilen und Cabins. Am Horizont noch die letzten Strahlen der untergehenden Sonne

Den Tag über war es so warm, dass wir mal wieder T-Shirts bzw. Polo-Shirts montierten, der Abend war auch noch angenehm. Aber gegen Morgen früh wurde es noch einmal empfindlich kalt, so dass ich mit dem Kurzarm-Pyjama um den Oberkörper etwas fror.

Grand Prairie – Pierre Greys Lakes

Am Abend vorher hatten wir uns die möglichen Ziele für den Freitag notiert. Zudem haben wir unsere Situation für den ersten Teil nach der Reise mit dem Motorhome geklärt. 🤫

Morgen am Happy Trail Campground. Leere Stellplätze mit Holzwänden, dahinter die Pappeln im Herbstkleid unter blauem Himmel

Wir hatten ungefähre Menupläne für die letzten Tage im Motorhome erstellt und mussten folglich noch nach Downtown Grand Prairie, wo uns ein «Save On Foods» mit dem notwendigsten versorgte. Wir hielten uns recht gut an die «Poschti-Liste», hatten aber mit ein wenig Bier doch wieder über 200 kanadische Dollar mehr auf dem Kreditkartenkonto.

Für die Annäherung ans Ziel hielten wir uns an den «Bighorn Highway». Wir dachten erst, das sei eine Nebenstrasse. Aber weit gefehlt, auf dem ersten Drittel war er äusserst stark mit Trucks befahren und teilweise in grosszügigem Umbau.

Das erste Ziel war der Sulphur Gates Campground. Das ist offenbar ein Campground mehrheitlich für Leute mit Pferden, welche die Umgebung so erkunden. Die Stellplätze waren im offenen Gelände und es roch auch nach Pferden. So besichtigten wir nur den Zusammenfluss des Sulphur und des Smokey River unter stahlblauem Himmel mit wunderschönen Herbstfarben und fuhren danach weiter.

Panorama am Sulphur Gates, dem Zusammenfluss des Smokey River und des Sulphur River mit wunderschönen Herbstfarben und blauem Himmel

Nur rund fünfundvierzig Minuten später bogen wir in die Schotterpiste zu den Pierre Grey Lakes Campgrounds ein. Es handelt sich hier um vier Campgrounds, welche unmittelbar nebeneinander an separaten kleinen Seen liegen. Zwei davon waren schon geschlossen (Saison), wir fanden aber einen tollen Stellplatz am «Joachim Campground» am «Moberly Lake».

Der tiefblaue, baumbestandene See mit leichtem Wellengang unter blauem Himmel

Während Adi und Rosette einen kleinen Spaziergang zu den anderen Campgrounds machten, holte ich mein Laptop aus dem Camper und schrieb die paar Zeilen unter offenem Himmel am Camping-Tisch.

Ein Holz-Campingtisch mit Laptop, Chips und Wasserflasche

Vom Spaziergang brachten Rosette und Adi nur ein Photo, kein erlegtes Ptarmigan! 😂

Ein Ptarmigan, wie man dem Schneehuhn hier sagt. Es ist noch im braunen Sommerkleid. Es zeigt sein Hinterteil mit den gestellten Federn und blickt leicht zurück

Also brieten wir uns die heute in Grand Prairie gekauften Burger auf dem Grillfeuer, anstelle von Burger-Brötchen hatten wir sehr knusprige, feine Ciabatta-Brötchen und Maiskolben vom Grill.

Nach dem Nachtessen wollten wir noch an den Desjarlais Lake runter, um ein paar schöne Fotos beim Sonnenuntergang zu schiessen. Nach einem Schwatz mit einem der etlichen Fischer, die erfolglos Köder badeten, gingen wir auf den Uferweg. Adi und Rosette bedeuteten mir nach kurzer Zeit, still zu sein. Praktisch vor ihren Füssen kauerte ein recht grosser Biber im Unterholz. Er schien uns erst nicht bemerkt zu haben, stieg eine kleine Anhöhe hoch und knabberte an den Büschen. Er sammelte ein paar Stecken ein und kam dann herunter. Da Biber sehr schlecht sehen und er uns wohl nicht gehört und gerochen hat, erschrak er erst, als er fast auf unserer Höhe war und rannte dann schnell ins Wasser. Seine Äste liess er liegen.

Auf dem Rückweg wurde die Szenerie mal wieder prächtig und es gab Scherenschnitt-Sonnenuntergangs-Aussichten.

Sonnenuntergangszenerie am spiegelglatten See

Je nach Wetter bleiben wir nun noch einen Tag oder fahren Morgen weiter in Richtung Osten, dem Etappenziel Calgary entgegen.

Stay tuned… 😉🇨🇦🍁

Karte der beschriebenen Route

Link auf Google Maps

Kartenausschnitt auf Google Maps


#ToTheNorth23, into the smoke

20. September 2023 Lesezeit: 16 Minuten

Charlie Lake

Der Rotary RV Park in Charlie Lake liegt eigentlich noch recht nett am See. Wäre nicht der nahe Alaska Highway mit recht hohem Verkehrsaufkommen und lauten LKW oder Trucks, dürfte man ihn sogar als angenehm bezeichnen.

Nach dem gestrigen Tag schlief ich nicht gleich ein, aber irgendwann übermannte mich der Schlaf dann trotzdem. Ich war doch recht erstaunt, wie gut man sich in der Zeit zu Dritt aneinander gewöhnt, was Schlaf betrifft. Wir Männer schnarchen zwar hin und wieder doch sehr gut vernehmlich, aber die Mitreisenden setzen sich jeweils Ohropax ein und dann geht es.

Wenn wer mal Nachts auf die Toilette muss, stört es meistens die anderen auch nicht. Nur wenn ich im halbwachen Zustand bin, spüre ich, wenn sich die Reisepartner mal umdrehen. Das Motorhome schwankt gerne ein wenig, rein aufgrund der Länge.

Um halb Acht oder kurz danach spürte ich, wie Adi langsam wach wurde und sich bewegte. Ich wartete noch ein wenig und dann startete ich die Heizung.

Am Charlie Lake hat es ein Monument für die zwölf Militärangehörige, welche im Mai 1942 während dem Bau des Alaska Highway ihr Leben auf dem See verloren hatten. Ihr Ponton bestehend aus zwei Booten und vielem Material kenterte, als einer der beiden Motoren ausfiel und in der Seemitte die Wellen aufgrund des Windes zu hoch wurden. Ein Trapper, der die Szene von weitem beobachtete, fuhr mit seinem Kanu raus und konnte 5 der total 17 Leute retten. Die übrigen ertranken und erfroren, unter anderem auch, weil einige nicht schwimmen konnten und sie alle ihre schweren Winter-Uniformen trugen.

Das Monument mit Flaggenpolen von Kanada und der USA. Rund um das Monument sind Stelen mit eingravierten Namen der Verunfallten

Beim Blick über den See bestätigte uns der Anblick des Rauches unsere Wahrnehmung mit der Nase. Die Auswirkungen der vielen Waldbrände ist sicht- und riechbar.

Blick über den Charlie Lake, nahe Fort Saint John. Der See ist tiefblau, wie auch der Himmel. Am Horizont hat es aber dunkle Rauchwolken von den Waldbränden

Nach dem Frühstück ging es kurz zur Tanke und danach fuhren wir zum Ole's Lake grad nach der Grenze zwischen British Columbia und Alberta.

Die Fahrt dahin war nur kurz, aber der Rauch wurde immer dichter. Wenn man die Karte auf Google mit dem Layer «Waldbrände» anschaut, weiss man wieso. 😬

Google Maps mit Zoom auf ganz Nordamerika, dunkel eingezeichnet sind die enormen Gebiete, wo es aufgrund der Waldbrände starken Rauch gibt

Ole's Lake

Der Ole's Lake Provincial Park liegt rund 3 Kilometer abseits der Nebenstrasse und ist ruhig (bis auf den zurückgelassenen, bellenden Hund der Jäger) sowie wirklich hübsch gepflegt. Die einzelnen Stellplätze sind mit Bildern oder Gegenständen dekoriert. Da hat sich jemand wirklich Mühe gegeben.

Auf dem Steg hat es einen Camping-Tisch und ein Bänkchen, am Strand daneben gibt es Ruderboote, SUP und Kinderspielsachen (Dreiräder etc.). Nach unserer Ankunft kam ein wenig Wind auf und entweder rochen wir den Rauch nicht mehr oder tatsächlich wurde er ein wenig verschoben.

Ole's Lake, benannt nach einem lokalen Trapper, der hier seine Hütte gebaut hatte

Um den See herum führt eine kurze Route, auf welcher man an zwei Biberburgen vorbeikommt. Rosette hat mit dem grossen Zoom einen der Biber fotografiert. Wir hoffen, ihn vielleicht noch einmal zu sehen und dass er sich vor den Jägern in Acht nimmt.

Ein Biber schwimmt mit erhobenem Kopf durch den See

Ein netter, älterer Herr, der mit seinem Elektro-Mobil und Anhänger unterwegs bei uns vorbei kam, war froh, mal wieder ein mit ein paar Fremden zu sprechen. Er hatte vor Jahren einen Schlaganfall und ist seither halbseitig teilweise gelähmt. 

Wir schnorrten ihm ein paar Holzscheite für unser Grillfeuer ab und schenkten ihm dafür zwei Tafeln Schweizer Schokolade und eine halbe Stunde Aufmerksamkeit.

Unser Motorhome

Eigentlich wollte ich schon lange etwas zu unserem Gefährt schreiben, aber die Beiträge wurden schon sonst viel zu lange. Nun also. Wir haben nicht extra aufgeräumt, um hier mehr Schein als Sein vorzuspielen. 😇

Bis heute Morgen haben wir rund 7'800 Kilometer zurückgelegt und für rund 2'100 Franken Benzin verbraucht. Somit verbraucht die Kiste rund 21 Liter pro 100 Kilometer bei einem Benzinpreis von rund 1.26 CHF.

Wir sind ursprünglich von einem 24-Fuss Motorhome ausgegangen, wie bereits in einem früheren Beitrag geschrieben, ist es aber 29 Fuss, bzw. 8.8 Meter lang. Wie schwer es ist, wissen wir nicht. Der Benzintank fasst rund 170 Liter, also rund 630 Kilometer Reichweite. Wir tankten aber meistens auch unterwegs, wenn der Tank gegen halb voll war. Sicher ist sicher.

Der Wassertank ist vermutlich auch so um die 140 Liter, wir haben alle paar Tage mal eingefüllt, benutzen aber auch Trinkwasser in Flaschen. Das Grauwasser wurde einmal relativ voll und dann roch es ein wenig nach einem Curry, das wir zubereitet hatten und wohl ein Teil davon beim Abwasch in den Tank kam. Die Tanks kann man in den privaten Campgrounds jeweils entleeren, teilweise verfügen auch Tankstellen über einen «Sani-Dump». 

Wir waren vor der Reise etwas skeptisch, ob wir genügend Ablagefächer für Kleider und Esswaren hätten, es reicht aber problemlos. Unter den Sitzbänken und über der Küche kann genügend Essen versorgt werden. Grössere Vorräte an Getränken oder gut verpackten Waren passen gut in den grossen Stauraum im Heck. Es hat auch noch einige weitere, unbenutzte Fächer, welche von Aussen zugänglich sind.

Die Türe hat im inneren Teil noch ein Mückengitter, so dass man trotzdem etwas frische Luft hereinlassen kann, ohne von den Mistviechern gefressen zu werden.

Seitliche Ansicht mit Türe zum Wohnraum

Vom Eingang her sieht man hier den Esstisch, der Nachts als Schlafgelegenheit dient. Der Slide-Out lässt sicher einen halben Meter zusätzlichen Wohnraum gewinnen. Bisher hatten wir nie Schwierigkeiten damit. Die Handbremse muss angezogen sein und der Zündschlüssel muss auf den letzten Punkt vor der Zündung stehen, um das Ding elektrisch ein- oder ausfahren zu können. Nicht in Sicht ist der über dem Eingang aufgehängte TV, den wir erst einmal versuchsweise einschalteten. Er braucht Antenne. Daneben ist ein DVD-/CD-Player eingebaut, aber ich habe nirgends gefunden, wie man den bedienen müsste oder ob der eine Verbindung zum TV hat. mE nicht.

Wohnbereich mit ausgefahrenem Slide-Out

Hinter den Fahrer- bzw. Beifahrersitzen hat es ein Fauteuil, welches von der dritten Person während der Fahrt benutzt wird. Hier kann man sich auch anschnallen. Der Sitz ist recht gut dreh-/verstellbar, aber nicht so, dass man zur Fahrrichtung sitzt.

In der Koje hat sich Rosette eingerichtet, falls sie mal früher schlafen geht, kann sie die Vorhänge ziehen.

Blick von der Küche nach vorne zur Koje über dem Fahrerbereich

Im Heck befindet sich das Bett, wo ich mich üblicherweise zur Ruhe lege. Manchmal legt sich auch Adi tagsüber hier kurz auf's Ohr. Hier sieht man die beiden Kleiderschränke und zwei Ablagefächer über dem Bett. Zudem kann man auf den seitlichen Ablagen noch Kleider hinlegen. Neben meinem Schlafsack liegt hier tagsüber noch die Bettware des mittleren Bereichs. In Fahrrichtung hat es noch Kleiderhaken, um zB Regenjacken etc aufzuhängen.

Der Schlafraum im Heck des Fahrzeugs

Die Küche ist einigermassen praktisch. Wir haben einen sehr grossen Kühlschrank mit einem ebenfalls recht grossen Eisfach. Der Herd hat drei Gaskochstellen. Leider hat das Wohnmobil keinen Backofen, sondern an dessen Stelle einen Mikrowellenherd mit Grill. Die Kiste benötigt aber einen 30 Ampére-Stromanschluss bzw. man muss den Generator laufen lassen. Über dem Herd bzw. der Spüle hat es Platz für das Geschirr, sowie Vorräte. Unter der Spüle sind die Pfannen und Geschirrschublade.
Die Ausrüstung ist soweit zweckmässig, aber eher mager. So hatte es nur gerade vier Garnituren Besteck, Geschirr und Tassen/Becher. Wir haben ein Sechserpack von Trinkgläsern dazu gekauft, welche sich auch für Bier und Wein eignen, sowie sehr robust und standfest sind. Ebenso sind die Küchentücher billig und schlecht saugfähig. Schwämme oder Putzlappen oder auch Schöpfkellen sind ebenfalls nicht vorhanden oder unpraktisch. Nicht einmal einen Kartoffelstampfer hatte es.
Die Kaffeemaschine haben wir nach ein paar Versuchen in die Dusche gestellt. Die «French Press» ist einfacher und macht den besseren Kaffee. Für Spezialbedürfnisse habe ich ja vom Kollege Philipp eine kleine Bialetti geschenkt bekommen. 🥰

Küchenbereich des Wohmobils

Der WC-Raum ist logischerweise sehr klein. Eine Person kann sich darin grad noch einigermassen gut um sich selbst drehen.

Den WC-Tank entleeren wir im Schnitt wohl einmal in der Woche. Er ist eher selten benutzt, da wir bei Tageslicht normalerweise die Anlagen in den Campgrounds benutzen.
Die Dusche benützen wir eher als Ablagefach für Reinigungsmaterial. Allenfalls dient sie den Mitreisenden auch zum Haarewaschen.

Wir haben leider nur eine Garnitur Bade-, Handtücher und Waschlappen erhalten. So waschen wir halt auch die, wenn wir unsere Kleider waschen. Das Kästchen hat gut Platz für unsere Necessaire bzw. deren Inhalt.

Wasser wird elektrisch oder mit Gas erwärmt. Der Boiler liefert recht schnell warmes oder gar heisses Wasser, so dass man sich waschen kann, ohne dass die Zähne klappern. Die Toilette hat ein Pedal, welches den Abfluss öffnet und mit Wasser spült. Bei Druckwasseranschluss braucht man auch nicht die Wasserpumpe einzuschalten, welche sonst beim Öffnen des Hahnes «motoret».

Dusche/WC im Motorhome

Hier noch ein Blick in unseren grossen Stauraum unter dem Heck. Hier haben wir unsere leeren Koffer deponiert, sowie etwas Feuerholz und die Getränke, sowie weitere Materialien, welche ein wenig Staub vertragen.

Stauraum im Heck, voll mit Holz, Wasser und weiteren Vorräten

Das Motorhome hat mehrere Steckdosen, falls es von aussen bzw. mit dem Generator mit 15 oder 30 Ampére versorgt wird. Zudem hat es mehrere USB-C oder -A Anschlüsse, an welchen Handys geladen werden können. Im hinteren Bereich hat es zudem noch einen Zigarettenanzünder-Stecker, über welchen man Strom gewinnen kann. 

Ich habe meinen Inverter zum Laden des MacBooks aber jeweils nur während der Fahrt und vorne im Fahrerbereich in Betrieb genommen. Der 70W USB-C Adapter für den Zigarettenanzünder, den ich extra gekauft habe, lässt das Macbook nur betreiben, aber nicht laden. 🤷🏼‍♂️

Eine praktische Option für den Einsatz im hohen Norden wäre wohl die Miete eines Starlink-Empfängers. Man ist teilweise länger ohne Netzwerk unterwegs. Wir haben etliche Camper gesehen, welche eine entsprechende Schüssel aufgestellt hatten.

So, jetzt wisst Ihr auch, wie wir uns so eingerichtet haben.

Bis demnächst, mal gucken wann ich wieder schreibe.

🇨🇦🍁

Karte der beschriebenen Route

Link auf Google Maps.

Kartenausschnitt aus Google Maps


#ToTheNorth23, ein «nicht so wirklich Willkommen» in British Columbia

20. September 2023 Lesezeit: 10 Minuten

Fort Nelson

Der «Triple "G" Hideaway Campground gleich neben dem Highway war eigentlich ein kleiner Geheimtipp. Der Preis für einen Full Hookup (Wasser, Strom und Abwasser am Stellplatz) war knapp 50 $ und die Stellplätze waren zwar etwas verwirrlich in zwei Kreisen angeordnet. Aber sie waren grosszügig bemessen und es gab sogar Camping-Tische und Bäume dazwischen.

Die Toilettenanlagen waren soweit sauber, auch wenn eine von drei Duschen ausser Betrieb war. So wie immer, meinte Adi. Die Dusche kostete einen Loonie (1$) für rund 5 Minuten heisses Wasser, was eigentlich ausreichend ist. Meine Mitreisenden stürzten sich sofort unter das heisse Wasser. Ich sparte es mir für den späteren Abend auf.

Wir gingen im Saloon, welcher auch gleichzeitig die Registrierung ist, essen. Die Gerantin und eine Angestellte bedienten die rund 10-15 Gäste an rustikalen Tischen und noch rustikaleren Stühlen. Einige davon waren wohl Bauarbeiter an einer der vielen Baustellen am Highway.

Wir bestellten eine Portion Potatoe Skins als Vorspeise und dann je einen Burger zum Hauptgang. Dazu tranken wir Männer den Vorrat von IPA-Bieren des Restaurants leer.

Ein grosser Humpen Bier mit Krone, daneben die Aludose mit Aufschrift Shipwreck India Pole Ale

Die Burger als Hauptgang waren wirklich sehr gut und natürlich irrwitzig gross, so dass man die Pommes gar nicht alle essen vermochte. Ich gönnte mir einen Cowboy BBQ Burger mit vielen ordentlich würzigen Jalapeños. 🥵

Ein Teller mit einem grossen Burger und Pommes steht auf dem rot/weiss karierten Tischtuch

Fort Nelson – Fort St. John

Die Nacht war etwas beschwerlich, die grosse Portion machte den Schlaf etwas wirr. Ich träumte eine irrwitzige Szene in welcher ein guter Freund vorkam, dessen Apple Device in meiner Liste der Geräte auftauchte und sich aber in Italien aufhielt. Zudem bewegte sich sein Gerät wie irr, bis ich auf die Idee kam, dass er wohl in einem Privatjet sässe und herumfliege. Sorry, Thomas, lag wohl am Mail wegen den Terrinen. 😜🤷🏼‍♂️

Es wurde nicht ganz so kühl, wie erwartet, denn vor dem Schlafen war draussen sternenklar. Dafür röhrten im Morgengrauen die ersten Baumaschinen und LKW aus der Stadt den Highway hoch zum Tagesjob.

Wir liessen den Tag langsam angehen. Ich ging nach dem Frühstück raus, um den fast leeren Platz zu fotografieren. Dabei beobachtete ich einen jungen Mann, der gerade sein Zelt zusammenlegte. 🥶

Der «Triple "G" Hideaway Campground» mit gelb/goldenen Herbstfarben in den Bäumen

Ich fotografierte noch den Eingang zum Saloon, der mich am Abend doch etwas an Überwindung gekostet hatte. Ich bin es nicht gewohnt, an einer Rifle zu ziehen, welche als Türgriff diente. 😬

Hölzernes Gebäude mit Saloon überschrieben. Die Türgriffe des Eingangs bestehen aus zwei alten Gewehren, welche senkrecht montiert sind

Bei den Toiletten traf ich den jungen Mann wieder, der vorher sein Zelt zusammengelegt hatte. Er hatte sein gut beladenes Fahrrad da stehen. Aus «Gwunder» sprach ich ihn an, denn wir hatten auf der ganzen Reise immer wieder Menschen auf Fahrrädern gesehen. Ich frage ihn, wie viele Meilen oder Kilometer er denn damit im Schnitt so mache.

Ich spürte einen leichten Akzent in seiner Antwort und wir einigten uns, doch auf Schweizerdeutsch weiter zu machen. 😂

Leider habe ich seinen Namen nicht erfragt, aber wir hatten ein interessantes Gespräch. Er macht ein halbes Jahr Pause zwischen zwei Jobs und hat sein Fahrrad in Vancouver gekauft. Damit hat er einen Teil der Strecke gemacht, die wir auch unter die Räder genommen hatten. Vancouver Island - Stewart Cassier Highway - Whitehorse. Dann mit dem Kanu nach Dawson City und jetzt ist er auf dem Weg nach Jasper, wo er den Zug nach Vancouver nehmen wird. Anfang Jahr wird er seinen neuen Job in der Schweiz antreten. So rund 100 Kilometer macht er pro Tag. Die Schwarzbären waren seine grössten Gegner, da die teilweise auf der Strasse waren und keinen Platz machten, erst bei herannahenden Autos flohen sie in den Wald. 😬

Danach war mal wieder ein Einkauf angesagt. Wir fuhren erst zur Tanke, danach ging es kurz zu einem Händler, der Propangas verkaufte. Unser grosser, eingebauter Tank war aufgrund der hin und wieder laufenden Heizung auf etwa 35-40% runter und wir wollten nichts riskieren. So füllten wir bis 60% wieder auf, was uns umgerechnet schlappe 26 Franken kostete.
Im Lebensmittelladen, wie auch im Liquor Store kamen wir unerwarteterweise je auf weniger als 100 Canada Dollar. Man merkt, es geht dem Ende der Reise mit dem Motorhome entgegen.

Wir fuhren danach die Strasse südwärts weiter bis zum Buckinghorse River Provincial Park, wo wir gegen 14 Uhr einen Stopp einlegten. Extra für Andi teilten wir uns hier einen Apple Fritter, sorry gell! 😜

Ein Apple Fritter, in Stücke zerteilt, liegt auf einem kleinen Teller auf dem Tisch

Da es leicht tröpfelte und für die Folgetage eher schöneres Wetter versprochen war, fuhren wir danach weiter. Wir wollten uns in der Nähe von Fort St. John an einem der dort liegenden öffentlichen Campgrounds für einen oder zwei Tage verweilen.

Die Strecke zog sich dahin. Die Strasse ist zwar sehr gut ausgebaut und unterhalten, aber auch sehr dicht befahren und man wird auch trotz doppelter Sicherheitslinie oder unübersichtlicher Strasse und beinahe Höchstgeschwindigkeit immer wieder von PW oder gar grossen und schweren Trucks überholt. Zudem war es gegen späteren Nachmittag auch recht verregnet und früh dunkel.

Allerdings ist British Columbia um diese Jahreszeit eine ziemliche Niete, was die öffentlichen Campgrounds angeht. Wie weiter oben im Muncho Lake, sind die hiesigen Plätze meistens (ab Anfang September) geschlossen. Der Buckinghorse River war eine Ausnahme.

Wir landeten mitten in Fort St. John, weil wir dachten, da müsse es doch etwas geben. Allerdings war der ergoogelte Platz nur ein Kinderspielplatz und so fuhren wir danach leicht gestresst wieder ein paar Kilometer zurück zum Charlie Lake, wo wir nun auf einem privaten Campground stehen, der eher lausiges WLAN hat und recht nahe zum lauten und recht stark befahrenen Highway liegt.

Die Stimmung war somit aufgrund der Fahrt und der Lage etwas am Boden. Adi zauberte schnell eine Portion Spaghetti Bolognese auf den Tisch, die aber nicht ganz verzehrt wurde. Rosette ging früh schlafen, während Adi und ich noch eines oder zwei der frisch erstandenen Bierchen verdrückten.

Ich informierte mich über das Weltgeschehen, was auch nicht gerade erbaulich war und las noch eine sehr traurige Nachricht auf Twitter.

Immerhin habe ich ein süsses Foto der vor kurzem neu geborenen Tochter meiner Scrum-Masterin erhalten, so dass die Bilanz doch nicht ganz verhagelt ist. 🥰

Inzwischen schlafen die Mitreisenden, während ich mit langsam erkaltenden Fingern den Beitrag fertig tippe. Morgen ist auch wieder ein Tag, es kann nur besser werden. Man liest sich, bleibt sauber, geniesst jeden Tag, man weiss ja nie!

🍁🇨🇦

Karte der beschriebenen Route

Link auf Google Maps

Kartenausschnitt aus Google Maps


Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.