Yukon 2019, Tok - Tangle Lakes

10. September 2019 Lesezeit: 6 Minuten

Tok

Wir stellten fest, dass es in Alaska im innern, wie eben in Tok, eher wärmer als im Yukon war. Trotzdem ist es etwas «bibbernd», wenn man in den kurzen Pyjama-Hosen mit dem Faserpelz um den Ranzen zum Duschhäuschen läuft.

Dusch- und WC-Häuschen im Sourdough Campground in Tok

Wir frühstückten wie üblich, eher ausführlich mit gesunden und ungesundem Zeugs und fuhren dann zur Tanke hoch. Dort flössten wir unserer Karre 125 Liter US Benzin ein. Bei rund 88 Rappen den Liter geht das zwar immer noch ins Geld, tut aber nicht arg so weh wie zu Hause (oder auch in Kanada).

Den kleinen Supermarkt fanden wir erst nicht, weil er aussen gerade neu umgebaut wird und deshalb gar nicht angeschrieben war. Jänu, fragen hilft auch in Alaska weiter. Wir kauften Trinkwasser (das gechlorte Leitungswasser kommt uns nicht ins Essen oder Kaffee-/Teewasser) und ein wenig Gemüse/Früchte und dann fuhren wir wieder los.

Tok Cutoff

Der Himmel war eher verhangen und die sonst bereits in Tok sichtbaren letzten Ausläufer der Alaska-Range waren in den Wolken verborgen. Wir genossen trotzdem die Fahrt auf dem Tok Cutoff in Richtung Süden. Leider waren keine Tiere von der Strasse aus zu erkennen, dafür massenhaft Autos mit Anhängern mit allen Sorten von Offroad-Fahrzeugen, vier- und sechsachsigen, teilweise behangen mit Schutzhüllen von Jagdwaffen. Es ist Herbst und in Alaska geht man dann auf die Jagd. 😬

Unterwegs hielten wir noch kurz an, kochten uns einen Kaffee und assen gesunde und weniger gesunde Äpfel. In Alaska ist eben alles ein wenig grösser! 😇

Kaffee und Apfelschnitze sowie ein riesiger Apple-Fritter

Leider kam die Sonne immer noch nur strichweise zum Vorschein, so dass uns die Sicht auf die Eisfelder und Berggipfel der  Wrangell/St. Elias - Gebirgskette zwar immer noch imposant erschien, aber ich mir schon etwas mehr blauen Himmel gewünscht hätte. Die Bildkomposition mit Wolken ist gefällig, aber die Bergspitzen erahnt man mehr, als man sie sieht.

Blick über den Gulkana River auf die Gebirgszüge im Wrangell / St Elias Massiv

Und schon bogen wir auf den Highway Nr 4 ab um nordwärts nach Paxson zu fahren. Auch von hier sah man die Alaska Range im Dunst und den Wolken etwas versteckt.

Die Bergkette der Alaska Range vom Süden her gesehen

Das Hotel bei Paxson sieht noch schlimmer aus, als vor vier Jahren, es zerfällt wohl bald. Diesmal hatten wir genügend Treibstoff und mussten uns keine Sorgen machen, als wir auf den Denali Highway einbogen.

Beim ersten Aussichtspunkt hatte ich noch ein wenig Netz, aber den angefangenen Tweet hatte ich nicht abgesetzt. Die Leute, die gleich hinter und heranfuhren, verwickelten uns in ein nettes Gespräch und ihr Hund musste dringend und ausführlich meine Hand ablecken. Sie sagten uns, dass sie nun dringend an den Denali Nationalpark fahren würden, weil für Sonntag das Wetter noch gut, für Montag bereits schlecht sei.

Ich wollte mich nicht stressen lassen. Wetterprognosen sind hier noch etwas ungeniessbarer als bei uns und jetzt noch herumtelefonieren und eine lange Strecke fahren, war nicht angesagt.

Der am Aussichtspunkt etwas bissige Wind legte sich bis zum Tangle Lakes Campground. Aber der Himmel zog endgültig zu und nur weit im Süden konnte man noch etwas Sonne erahnen. Die Stimmung an den Seen war friedlich. Wir kochten in House, da wir kein Feuerholz dabei hatten. Das gibt es in den USA nicht kostenlos zu den Public Campgrounds.

Wolken über dem Tangle Lake

Für den Sonntag stand uns die Fahrt auf der Schotterpiste des Denali Highway bevor. Wir spielten noch eine Runde Rommé, bevor wir uns in die Schlafsäcke verkrochen.


Yukon 2019, Dawson City / Top of the World Highway

7. September 2019 Lesezeit: 11 Minuten

Dawson City

In Dawson City blieben wir zwei Nächte lang.Die erste Nacht war im Goldrush Campground in der Stadt. So hatten wir mal wieder die Gelegenheit für eine Dusche. Um zu Waschen, war es noch zu früh, wir waren ja erst drei Tage unterwegs. Als ich in den Duschraum wollte, kam mir gerade Markus entgegen, den wir ja einen Tag vorher am Five Mile Lake kennengelernt hatten. Er und Miriam waren mit ihrem Wagen ein paar Stellplätze weiter runter, deshalb hatten wir sie am Vorabend nicht gesehen. Ich sagte ihm, dass wir einen Tag mehr in Dawson City bleiben würden und wir uns deshalb wohl nicht mehr sehen würden.

Wir trödelten ein wenig herum und so war es bereits nach 11 Uhr, als wir die Leinen los machten. Wir füllten den Frischwasser-Tank nochmals mit reichlich gechlortem Wasser 🤢  und gingen das erste Mal zu einem Dump. Dort stand ein Wagen mit Österreicher Kennschild im Weg, während die Eigner – ein junges Paar - herumstanden und rauchten. Auf ein Handzeichen machten sie den Platz frei und der junge Mann mit Rauschebart kam dann auf einen Schwatz zu uns. Ich bin nicht so gut in Dialekten, aber ich tippe jetzt mal auf Tirol. Sie waren sechs Monate unterwegs von Halifax, wo sie anlandeten durch die ganzen Staaten bis nach Louisiana und durch Texas und danach die Westküste hoch.

Wie viele andere Leute, die wir trafen, wollten die Beiden auch auf den Dempster Highway. Der ist aber nach einem Unglück mit einem Propangas-Lastwagen etwas länger gesperrt. 😱

Nachdem wir die Tanks geleert hatten, fuhren wir das Motorhome ein paar Strassen nach vorne vor das Museum bei der Feuerwehr-Halle. Wir wollten nicht mehrmals mit dem Motorhome über den Yukon fahren und gingen deshalb zu Fuss in den Yukon River Campground, um dort einen Stellplatz zu reservieren.

Und da die Welt klein ist, trafen wir Markus und Miriam auf der Fähre wieder. Wir winkten ihnen dann zum Abschied nochmals nach, als sie auf den Top Of The World Highway fuhren.

Blick über den Yukon auf der Fähre bei Dawson City

Der kurze Fussmarsch hoch zum Eingang des Campgrounds und dann runter bis zum Fluss mit den schönen Stellplätzen gemahnte mich an die Reise 1996, als ich spät gegen Mitternacht von einem Besuch in der Stadt zurückkam und erst am Westufer merkte, dass eine Taschenlampe keine schlechte Idee gewesen wäre. Und nein, ein Handy mit brauchbarem Blitzlicht gab es damals noch nicht.

Campground-Schild mit Warnung vor Bären

Nachdem wir uns einen schönen Stellplatz ausgesucht hatten, stellten wir fest, dass es keine Registrierungsformulare mehr in der Box hatte. Also zogen wir ein paar ungültige Zettel ab, verwendeten die Rückseite als Notiz und schrieben noch einen Reminder für die Parkverwaltung an die Registrierungs-Pinwand. Dann kehrten wir zurück zum Städtchen und machten eine kleine Shopping-Tour.

Zuerst meldete ich aber pflichtbewusst im Visitor-Center, dass es keine Registrierungsformulare gäbe. Die Angestellte rief dann irgendwo an, um das mitzuteilen. Auf dem Einkaufszettel stand eigentlich nur Muskatnuss und ein Kartoffelstampfer. Aber es wurden dann noch ein paar Dinge mehr, inklusive T-Shirts und Postkarten.

Die kanadische Post ist bei den Tarifen eher im Hochpreissegment, aber was macht nicht alles, gällezi Herr J.B.! 😉

Zum Abschluss gab es auf den Bänken auf dem Uferdamm des Yukon-River noch einen kleinen Dessert und anschliessend einen Espresso im Café an der Hauptstrasse.

Blick vom Damm am Yukon auf die Hauptstrasse von Dawson City

Danach holten wir das Motorhome und fuhren die steile Strecke zum «Midnight Dome» hoch. Hier wollten wir den phänomenalen Rundblick über die Landschaft geniessen.

Es hatte schon ein paar Leute dort oben, welche sich auch nicht an der Landschaft satt sehen konnten. Den Gleitschirmflieger, der eben dort startete, habe ich auf Video, weiss aber noch nicht, wie ich das hier einbette. Also lasse ich es mal.

Aussicht vom Midnight Dome ob Dawson City über den Klondike und den Yukon River

Nach einem kurzen Besuch auf dem Pionier-Friedhof fuhren wir mit dem Motorhome auf die Fähre. Der Einweiser motzte lauthals über den vor uns fahrenden Van und den anderen Einweiser, der offenbar seine Regieanweisungen nicht verstand. Wir wurden dann auf die linke Seite der Fähre gewiesen. Ich kam gut auf die Brücke, aber das Hinterteil des Motorhomes schepperte irgendwie schon noch recht beim Auffahren. Immerhin, wir konnten keine Schäden feststellen und die Kisten müssen eigentlich etwas vertragen.

An unserem Stellplatz hatte eine treue Seele schon einen Registrierungszettel hingeklemmt, offenbar hat unsere Meldung funktioniert. Auf dem Rückweg zum Motorhome traf ich dann die Nachbarin zu unserer Rechten an. Sie war – wie nicht anders zu erwarten – Schweizerin. Es wimmelt hier eigentlich von Deutschen und Schweizern.

Wir grillierten uns Rindersteaks und kochten die letzten zwei Monsterkartoffeln dazu. Dank meiner Reisebegleitung lebe ich hier gesünder als zuhause, es gibt zu jedem Nachtessen auch immer Salat. Es wurde wieder schnell kühl. Ob es Nordlichter gäbe, hatte mich die Nachbarin gefragt? Ich ging nicht extra nachschauen. 😇

Gegen Morgen vermisste ich ein wenig meinen Faserpelz auf den Füssen. Der Schlafsack gibt grundsätzlich genügend warm für die Nächte, auch wenn das Thermometer auf  2-4°C sinkt. Aber gegen Morgen kühlen meine Füsse aus und ich döse lieber mit ausgestreckten, als angezogenen Beinen noch ein wenig vor mich her.

Nach dem Frühstück machten wir unser Motorhome wieder reisefertig. Während die Reisebegleitung noch ein wenig nach Hause telefonierte, ging ich noch schnell ans Ufer runter. Über dem Yukon verzogen sich gerade die letzten Nebelschwaden.

Die letzten Morgennebelschwaden verziehen sich langsam über dem Yukon River bei Dawson City

Auf dem Top Of The World Highway

Die Nachbarin hatte ja schlimme Geschichten von Schweizern gehört, welche den «Top Of The World Highway» herunterkamen. Ich habe da schon verschiedene Zustände erlebt und konnte mir nichts Schlimmeres als den Dempster von 2015 vorstellen. Und tatsächlich war die Strecke eigentlich tadellos auf der kanadischen Seite. Der Asphaltbelag hat sich zwar in den letzten Jahren verflüchtigt, aber die Schlaglöcher waren alle ausgebessert und so konnte man trotzdem mit rund 70-80 Km/h über die Piste brettern.

Wir benutzten die Gelegenheiten, bei einigen Ausstellplätzen rauszufahren. Teilweise hat es hier interessante Schilder, welche die Geschichte oder Geographie des Yukon beleuchten. Und natürlich konnten wir uns nicht an den Herbstfarben sattsehen. 😍

Herbstfarben unterwegs auf dem Top Of The World Highway

Irgendwann kam dann bei Poker Creek die Grenze nach Alaska. Die Zöllnerin fragte nach Früchten, Gemüse und Alkohol. Pflichtbewusst begann ich die Alkoholika aufzuzählen und nach dem Bier verlor sie das Interesse. Das war durchaus in unserem Sinne, denn bei den Lebensmitteln gilt eine ziemlich rigide Regel hinsichtlich Zitrusfrüchten und lauchartigen Gemüse. Wobei, für den Eigenkonsum ist es wohl kein Problem. Dann durften wir den Wagen parkieren und uns im Innern der Einreiseprozedur unterziehen.

Meine Reisebegleitung musste das ESTA ausfüllen. Meines war noch gültig. Der junge Zöllner war relativ kurz angebunden, aber freundlich und liess sich sogar ein wenig Smalltalk entlocken.

Zwölf Taler ärmer verliessen wir den Grenzort und fuhren weiter. Am Anfang, bis zur Verzweigung nach Eagle, ist der Highway etwa 2015 neu geteert worden und piekfein. Dann wird es bis Chicken etwas ruppig.

Leider hatte das Kaffee in Chicken bereits wegen Ende Saison geschlossen. Wieder ein Versprechen, das ich nicht einhalten konnte. Hatte ich doch warme Zimtschnecken in Aussicht gestellt. Im Andenkenshop gab es aber auch Espresso. Meine Reisebegleitung beklagte sich ein wenig, dass wir zu wenig Halte eingelegt hätten. Tatsächlich «frassen» wir heute etwas (zu viele?) Kilometer.

Unterwegs auf dem Top Of The World Highway

Die Strasse war weiterhin immer wieder mit guten Abschnitten, aber auch mit einigen Belagschäden bzw. Schotterstrecken mit einigen Schlaglöchern versehen.

Und dann bogen wir bei Tetlin Junction wieder auf den Alaska Highway ein und fuhren nach Tok. Hier sind wir im «Sourdough Campground», wieder privat mit Wasser und Strom. Der Campground ist aber auf den Zielgeraden, in einer Woche machen sie hier winterfertig und schliessen.

Ich habe nun mein iPad mit dem AT&T-Account als Hotspot aktiv und spare dem Swisscom Datenpaket noch ein wenig Bandbreite ab.

Morgen fahren wir nach Süden auf dem Tok Cutoff und dann in den Denali Highway. D.h. wir werden wohl wieder etwas offline unterwegs sein, bis wir im Denali Nationalpark ankommen.

Euch zu Hause dann mal ein schönes Wochenende!


Yukon 2019, Anfahrt in den Aargau

31. August 2019 Lesezeit: 2 Minuten

Nun sitze ich am Tisch meiner Reisebegleitung und tippe also tatsächlich meinen ersten Beitrag in mein neues Blogsystem.

Der Abschnitt Bern bis in den Aargau war etwas schweisstreibend. Heute brannte die Sonne ja schon früh vom Himmel. Die Checkliste war dann einigermassen schnell abgearbeitet. Auch die Einkaufsliste, die ich nicht anschaute und deshalb beinahe noch die Zahnpasta vergass.

Dann ging ich noch schnell bei der Frau Aeschlimann in der Bäckerei Röthlisberger auf einen kleinen Einkauf und Schwatz vorbei. Sie hat mir vor einiger Zeit mal gesagt, dass sie früher auch mal bei der Firma gearbeitet hat. Sie wünschte mir ganz tolle Ferien und gute Erholung. Ich finde es schön, dass es auch in einer mittelgrossen Stadt wie Bern möglich ist, sich so ein wenig näher zu kommen.

Die grosse Eagle Creek Tasche füllte sich ja schon seit ca einer Woche und als ich sie hochwuchtete, kam sie mir verflixt schwer vor. Unter der Türe bekam ich noch beinahe eine kleine Panikattacke, da ich dachte, ich hätte das Reiseportemonnaie nicht eingepackt.

An der provisorischen Bushaltestelle knallte die Sonne dann brutal runter und ich war froh, in den klimatisierten Bus einsteigen zu können. Auf der Reise bis zum Bahnhof unterhielt ich mich noch mit einer älteren Frau, welche sehr interessiert an meiner Reise war.

Am Bahnhof reichte die Zeit, um kurz am Gepäck-Schalter meinen Koffer zu wägen. Die Frau im Reisebüro warf einen Blick auf die Anzeige und meinte: «26.8 Kilo» 😬

Im Aargau angekommen, holten wir dann einen zweiten Koffer dazu um ein wenig Gewicht zu verteilen. Schade, ich hätte zu Hause ja genügend gehabt.

Wir waren dann noch auf ein Nachtessen bei den Nachbarn hier, welche uns bestens verköstigten. Habe ich schon gesagt, dass ich fast keinen Hunger habe? Mein Magen erholt sich wohl erst, wenn wir am Ziel angekommen sind.

Der Wecker wird früh läuten morgen. Wir fahren gegen 7 Uhr mit einem Kollegen zum Flughafen.


Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.