Die Nacht endete so gegen 6 Uhr, als es langsam etwas heller wurde draussen. Wir fuhren teilweise parallel zu einer gut befahrenen Strasse. Da ich nicht so richtig glaubte, dass die Uhrzeit auf dem Handy stimmte, guckte ich im Internet nach. Nein, alles ok, wir waren immer noch in der selben Zeitzone, wie Chicago.
Mit einem etwas merkwürdigen Traum im Hinterkopf kam ich langsam in die Gänge. Ins Untergeschoss, sich frisch machen. Dann in der doch etwas engen Roomette anziehen.
James war etwas knurrig, als ich ihn zum Betten machen bestellte. Er hätte sonstwas noch zu tun und ob es ok sei, wenn er danach käme. Kein Stress, mir lief ja nichts davon.
Der Zug fuhr durch die Landschaft, welche grösstenteils flach und unspektakulär ist.
Später ging ich dann zum Frühstück. Was, keine Bilder? Nun, ich hatte die Gelegenheit, mich zu einem Josh zu setzen. Ein älterer (noch älter als ich) Mann, der auf dem Heimweg vom Besuch seiner Töchter und Enkel in Wisconsin war. Er war Farmer mit Nebenamt Versicherungsvertreter, wobei er letzteres aufgegeben habe. Aber er habe noch ein paar Tiere auf der Farm. Das Farmhaus hätte sein Grossvater gebaut, damals war es so gross, wie jetzt seine Küche. Ich habe mich nicht getraut zu fragen, ob er denn jemand habe, der ihm als Farmer nachfolge. 😬
Es stellte sich dann heraus, dass er noch so rund 200 Mutterkühe habe. Ah, ein kleiner Betrieb! 😜
Wir redeten über alles mögliche, bis ich dann auch aufgegessen hatte und dann liessen wir die Speisewagen-Crew den Dining Car aufräumen.
Wir hatten während der Nacht schon rund 30 Minuten Verspätung eingefahren, bis wir dann kurz vor Minot, North Dakota stehen blieben. Irgend etwas wurde am Zug gemacht, es gab Rangiermanöver von vorne, welche die Wagen etwas zusammenstiessen. Erst nach rund 40 Minuten fuhren wir in den Bahnhof ein.
Eine Gelegenheit, mal die Jacke anzuziehen und sich draussen ein wenig umzusehen.
Wir standen eine Ewigkeit herum, auch andere Fahrgäste waren draussen. Darunter Josh, der mir sagte, das sie irgendwelche Probleme mit den Loks hätten. Tatsächlich waren nicht nur die üblichen zwei Amtrak-Loks vorgespannt, sondern noch eine weitere, neuere Lok und ein älterer Typ von Burlington Northern. Irgendwann schalteten sie noch die gesamte Energieversorgung des Zuges ab, was dann Heizung und Klima, aber auch den Speisewagen betraf.
Irgendwann wurde es mir zu kalt und zugig, draussen war es etwa minus vier Grad Celsius und so ging ich wieder in mein Abteil. Als es dann auch wieder Strom gab, ging ich zum Speisewagen.
Der war auf einer Hälfte schon ordentlich belegt und so wies man mich zur anderen. Dort bekam ich wieder einen einzelnen Tisch und studierte die Karte. Es wurde dann ein «Monte Cristo grilled Sandwich», welches lauwarm serviert wurde. Offenbar hatte die Küche noch nicht wirklich genug Energie. Während das Essen serviert wurde, begann sich auch diese Hälfte des Speisewagens zu füllen und so setzte man mir noch Corleen an den Tisch. Sie war eine ältere Ärztin, eigentlich auch schon pensioniert, aber immer noch aktiv in der Beratung und Qualitätssicherung.
Zum Glück habe ich ja auch so gewisse Grundkenntnisse und es wurde eine interessante Diskussion über das Gesundheitswesen. Da am Nachbartisch auch ältere, pensionierte Mediziner sassen, die sich in die Diskussion einbrachten, da sie offenbar die Orte von der Corleen sprach, kannten, war es entspannt und ich kam dazu, mein Essen nicht gerade eiskalt werden zu lassen.
Es dauerte und dauerte, bis wir es fast nicht mehr glaubten, zwischendurch viel wieder der Strom aus. Schlussendlich gab die Lok zwei kurze Signale und der Zug setzte sich mit etwas mehr als 4 Stunden Verspätung wieder in Bewegung.
Wir fuhren dann durch Schneeschauer oder Flugschnee der Sonne entgegen.
Die Landschaft hier ist winterlich karg, das Gras eingetrocknet und gelb. Hin und wieder steht ein Getreidesilo mit Gleisanschluss an der Strecke. Dann kamen auch Ölpumpen in Blickweite und in der Ferne sah man durch die Schneeschauer, wie Gas abgefackelt wird.
Und als ob wir nicht schon genug Verspätung hätten, blieb der Zug in der Nähe von Culbertson wieder stehen. Offenbar war vor uns auf der Strecke ein Schienenbruch, der erst von Burlington Northern, der Güterzugsgesellschaft, der die Gleise gehören, repariert werden musste.
Und so addierte sich die Verspätung bereits auf etwas mehr als sechs Stunden auf. 😬
Im Speisewagen ass ich spät und wieder alleine. Die Empanada mit Erdbeeren (auf der Karte stand Himbeeren) und dazu ein anständiges Steak, das sogar medium war, auf einem Bett aus Kartoffelstock und mit den obligaten Bohnen.
Den Dessert im Verhältnis zur Kalorienmenge separat. Ein Mousse au Chocolat mit etwa drölfzillionen Kalorien. Ich brachte nicht mal alles runter! 😬
Und schon wieder hiess es bettfertig machen, denn ich war müde… vom nichts tun. Und mich über das Blog ärgern, weil es mich zwang, einen Artikel von Grund auf neu zu schreiben. Alles nur, weil ich ungeduldig war und eine Fehlermeldung überhäufte.
Ich wachte nach etwas wirren Träumen auf und stellte fest, dass es dieses Mal keine Sonne draussen gab. Somit auch keine Lust, extra noch vor Abreise kurz an den See zu gehen oder ähnliches.
Also trödelte ich im Zimmer herum, legte meine Siebensachen heraus, machte mich frisch und nahm das Thera-Band aus dem Gepäck. Wenn ich es ja schon mal nicht vergesse, schadet es ja auch nicht, es zu benutzen. Meine gelegentlichen Rücken-/Schulter-, sowie Ellenbogenschmerzen reduzieren sich so nämlich schon spürbar.
Ich fand auch noch Zeit, mein Blog upzudaten bzw. den Entwurf der Seite zu bearbeiten. Ich beschloss, mein Gepäck dieses mal so zwischen Koffer und Rucksack aufzuteilen, dass ich ersteren im Regelfall nicht benötigen würde. Das macht es im Zug etwas einfacher. Führte jedoch zu einem unhandlicheren und schwereren Rucksack. Immerhin entsorgte ich auch schon die ersten Kleidungsstücke, wie ich das häufiger auf langen Reisen tue, um dann mehr Platz für Mitbringsel auf der Rückreise zu haben.
10:45 Uhr ging ich also bepackt aus der Türe und checkte draussen in der Hilton App bereits elektronisch aus, was einem den Gang zur Reception erspart. In der Lobby drunten war das WLAN dann schon gesperrt, also funktioniert der Prozess. 😉
Das Hotelrestaurant servierte tatsächlich noch Frühstück und so benutzte ich die Gelegenheit für ein paar Pancakes und Kaffee.
Nach dem Frühstück bestaunte ich noch einmal die reich verzierte und hohe Decke in der Empfangshalle des Hotels. Und den darin aufgestellten, monströsen Christbaum mit unzähligen Kugeln und Lichtern.
Da der Nieselregen aufgehört hatte und ich immer noch massig Zeit bis zur Abfahrt des Zuges hatte, beschloss ich, mir den steilen Abstieg zu der U-Bahnstation (und die 5$ für das Ticket) zu sparen und zu Fuss zur Union Station zu gehen.
Nach einer kurzen Verwirrung fand ich recht schnell den Weg zur Union Station. Die Strecke ist recht kurz, rund eine Viertelstunde plus ein wenig Wartezeiten an den Lichtsignalen. Ich holte recht schnell meine Wollmütze aus der Jackentasche, denn es blies der übliche Wind und es war auch kühler als am Vortag.
Ich fand den Weg zur im Zugang zur grossen Halle gelegenen Metropolitan Lounge der Amtrak dank Recherche am Vorabend sehr schnell und checkte dort beim Angestellten ein.
Das Angebot ist aber relativ bescheiden, man kann sich an Softdrinks bedienen und es stehen Snacks, wie zB Chips und ähnliches herum. Die Bar war leider noch nicht offen, wobei ich mir ja nicht schon kurz nach 12 Uhr schon ein Bier hinter die Binde giessen wollte.
Ich fläzte mich in einen der bequemen Sessel und versuchte die allgegenwärtigen Bildschirme zu ignorieren, wobei hier noch interessantes Zeugs über College Football lief.
Danach wandte ich mich meinem Blog zu und finalisierte meine Seiten. Nach und nach wurden die Züge in den Westen ausgerufen. Der «Texas Eagle» (leider ohne mich), der «California Zephyr» und auch der «Southwest Chief». Und dann kam auch rund 20 Minuten vor Abfahrt die Ansage des «Empire Builder». Ich hatte aufgepasst und die Ansage aufgenommen. Wie der Kollege Ronny meinte: «Arbeitete der vorher als Auktionator». Leider weiss ich nicht, wie ich hier am einfachsten mp3-Files einbette. Aber vielleicht später.
Dann hiess es im Gänsemarsch die Gänge hinunter und dann links weg zum Gleis 30 gehen. Der «Empire Builder» fährt in die andere Richtung weg, wie die übrigen Züge gen Westen bzw. Südwesten, da er zuerst dem See entlang nach oben in Richtung Norden fährt.
Ich dachte, ich sei genügend schlau, um gleich beim erstbesten Schaffner zu fragen und guckte auf die Wagenbezeichnung. Nach dem dritten Wagen mit komischer Anschrift fragte ich dann aber doch. Oha, die Anschriften am Wagen sind offenbar nicht gültig, also doch zwei Wagen zurück und dann dort meinen Schaffner James begrüssen.
Ich schleppte mein Gepäck die enge Treppe hoch und hievte den Koffer auf die seitliche Ablage, wo er nun hoffentlich gut bis Ende der Reise liegen darf.
Ziemlich genau um die richtige Uhrzeit fuhr der Empire Builder los und verliess die Stadt in Richtung Norden. Die grauen Vorstädte liess er bald liegen und zog mit bis zu 130 Kilometern pro Stunde los.
Schon bald nach Abfahrt zirkulierte die Speisewagen-Chefin und frage nach Reservationen. Ich dachte nicht gross nach und zog die 18:45 Uhr Karte. Da es aber schon bald recht dunkel und ich etwas müde wurde, bereute ich es schon ein wenig.
Als es dann Zeit war, machte ich mich auf, der Speisewagen ist gleich ein Wagen nebenan. Ich war erstaunt, wie wenig los war. Die Tische waren nur für zwei Personen gedeckt. Keine Ahnung, ob das noch eine Massnahme aus dem offiziellen Ende der Pandemie ist oder ob es einfach weniger Gäste in diesem Zug hat. So wurde ich an einen leeren Tisch gesetzt, was nicht unbedingt meiner Vorstellung entsprach. Wollte ich doch gerne Leute kennenlernen und sie volllabern. 😂
Die bestellten Speisen kamen auf optisch gut als Porzellan getarnten Plastiktellern, immerhin war das Besteck aus Blech. Da ich so viel Hunger hatte, hatte ich sogar schon eine der drei Crevetten in die Sauce gestippt, bevor ich sie fotografierte. Der Hauptgang war dann eine Pouletbrust auf Risotto mit weissen und grünen Gartenbohnen, gefolgt vom Dessert, einem viel zu süssen Lemon-Cake.
Man merkt, ich bin schon etwas nostalgisch und trauere der guten Zeit hinterher, als man noch richtiges Porzellan hatte, eine gedruckte Speisekarte mit mehreren Seiten und als die Köche im Untergeschoss noch zu Dritt Kartoffeln pellten und Steaks brieten. Heute kommt alles aus dem Steamer, die Karte ist einheitlich und klein über das ganze Land.
Ich machte mich dann auf zum Schlafwagen zurück, wo mir James die Nachtstellung im Abteil herrichtete. Schon bald legte ich mich in das Bett und versuchte, eine optimale Position zu finden. Zuerst musste ich aber die Temperatur ein wenig zurückstellen, denn es war zu warm im Abteil. Danach fiel ich in einen einigermassen akzeptablen Schlaf, einmal schlief ich sogar mindestens vier Stunden durch. Der Gang zur Toilette ist etwas mühsam, da die auf der oberen Etage defekt ist und man jeweils die enge Treppe nach unten nehmen muss, wo es drei weitere Toiletten und eine Dusche hat.
Ich schlief etwas unruhig, ein neues Bett mit tausend Kissen, eine etwas laute Lüftung/Klimaanlage.
Der Wecker ging so gegen Viertel vor Sieben, denn ich war ja schon vor 22 Uhr ins Bett. Ich hörte mit einem halben Ohr die Nachrichten im SRF 3 und kämpfte etwas gegen die Kopfschmerzen. Ist es Migräne? Soll ich Schmerzmittel nehmen? Oder ist es einfach die Anstrengung der Anreise mit der Zeitverschiebung und dem langen Schlaf? Da ich noch vor hatte, ein Bier zu trinken, nahm ich mal keine Medis.
Als die Sonne durch den Spalt in den Vorhängen meine Füsse kitzelte, beschloss ich, aufzustehen.
Nun war Frühstück angesagt. Ich fuhr mit dem Lift nach unten, aber im Hotelrestaurant gab es lange Wartezeiten. Ich fuhr nochmals hoch und nahm die Ware und Jacke mit. Dann ging ich zur Selbstbedienung im Café, aber dort wartete man auch gleich lange. Also liess ich mich beim Empfang des Hotelrestaurants eintragen und sollte rund 25 Minuten warten. Ich denke, es dauerte aber höchstens eine Viertelstunde und schon durfte ich an einem bequemen Vierertisch Platz nehmen.
Nach dem Frühstück wollte ich die U-Bahn für vier Stationen bis nach Clinton zur Poststelle an der Harrison Street nehmen.
Aber erst sah ich gleich um die Ecke einen T-Mobile Shop und wollte da eine E-SIM holen. Normalerweise kann man das mit einer App selber tun, aber man benötigt dazu eine Kreditkarte aus den USA oder Deutschland (und ein paar weiteren Staaten, aber nicht aus der CH). Zudem hatte es das letzte Mal trotz Hilfe von Kollege Christian nicht geklappt, weil der Aktivierungscode zu schnell in den Hintergrund ging und nie mehr nach vorne kam.
Im Laden drin hatte es zwei eher gelangweilte Menschen. Meine Frage fanden sie interessant und die junge Frau überliess ihrem Kollegen den Vortritt. Und… er scheiterte grandios. Trotzdem ich das Handy auf englisch umstellte, klappte es einfach nicht. Sein QR-Code wurde einfach nicht akzeptiert. Er brauchte 15 Minuten und schlussendlich die Hilfe einer weiteren Kollegin, die dazu stiess, bis ich endlich für 40 Taler eine US-Telefonnummer und 10 GB Daten inkl. Tethering hatte.
Danach nahm ich die U-Bahn, um mal wieder fünf Dollar aufzuwerfen und fuhr nach Clinton, um ein Päckchen für Remo aufzugeben. Von der Haltestelle war es noch ein paar hundert Meter zu Fuss, bis ich das grosse Gebäude sah.
Drinnen hiess es nochmals die Füsse durch die langen Gänge und über die hohen Rolltreppen zu schleppen. Das Gebäude ist ziemlich bombastisch.
Endlich bei den Schaltern angekommen, bemerkte ich, dass man da auch noch Termine für einen US-Pass beantragt und doch etliche Leute warteten. Es hatte wegen Samstag nach Thanksgiving nur wenige Angestellte da.
Ich suchte mir eine passende Box und Etiketten und packte die Ware ein. Als Absender gab ich meine bekannte Adresse in Pismo Beach ein. Haha, das Inn gehört ja gemäss Walmart mir!
Ich musste dann rund 10 Minuten warten, weil die Kundinnen vor mir offensichtlich ihre aktuelle Produktion auf die Post schleppten und so rund 50 Päckli aufgaben. Danach kam ich dran und… bingo, nach dem Einscannen der Box und der Etiketten (à 0.99$) stürzte die Kasse ab. Die Angestellte probierte ein paar Minuten lang und gab dann auf. Sie wechselte mit mir rüber zur nächsten Kasse und konnte dann die Adresse von Remo eingeben und die anderen Buchungen transferieren. Danach wollte sie die Etiketten drucken und mein böser Einfluss wirkte wieder. Paper Jam, anstelle Etiketten kamen klebende Reste, welche sich nicht abreissen liessen. Die Angestellte benötigte Support ihrer Kollegin um das streikende Mistdings wieder in Betrieb zu nehmen. Ich tröstete sie mit meinem Verständnis und der Erklärung, dass ich schon bei T-Mobile schlechten Einfluss hatte. Das liess sie ein wenig lachen.
Wieder draussen blinzelte ich in die Sonne am blauen Himmel. Es war eigentlich recht angenehm (für hiesige Verhältnisse), aber der obligate Wind («The windy City») blies böig.
Danach spazierte ich ein Stück in die Gegenrichtung zur Chicagoer Union Station.
Ich sah mich in Voraussicht auf den morgigen Tag etwas in der Station um. Wo war schon wieder die Lounge. Und wie kommt man am einfachsten in die Station hinein.
In der grossen Halle bestaunte ich den monströsen Weihnachtsbaum, nicht weil der pompös gross ist. Nein, so etwas habe ich hier schon mehrmals gesehen. Aber die Dekoration mit den Schildern der verschiedenen, meistens schon vergangenen Bahngesellschaften war interessant.
Da mir danach die Füsse etwas weh taten (verflixte neue Schuhe, gestern war das doch ganz gut gegangen), fuhr ich dann umgehend mit der U-Bahn zurück zum Hotel.
Ich schrieb an meinem Blog und hatte erst gar keinen Hunger. Aber als ich mich damit auseinandersetzte, knurrte der Magen doch ein wenig. Also machte ich mich auf den Weg zu dem Pub, in welchem ich vor rund 11 Monaten nach der ausgestandenen COVID-19-Erkrankung und -Quarantäne das erste Mal wieder auswärts ass. Das «Elephants & Castle» war deutlich belebter als damals. Aber ich bekam recht schnell ein lokales Bier, das ich dank Thomas Lieferung vor Monaten schon kannte und dazu einen leckeren Burger.
So gegen 21 Uhr fielen mir fast die Augen zu vor lauter Müdigkeit und ich beschloss, es mal gut sein zu lassen und am Kissen zu horchen.
Zeit, mal wieder das Blog zu Befüllen? Es hat ja genügend lange geschlafen.
Ich hatte schlicht im Frühling zwei Wochen Ferien im Zeitbewirtschaftungstool eingeplant, aber nicht ins Outlook übertragen und somit «vergessen». Zum Glück hat sich mein Centerleiter bemerkbar gemacht und so kam ich halt neben der Woche im August und zwei Wochen im September noch zu zwei Wochen Ferien gegen Jahresende.
Ich schob es hinaus und hinaus, begann dann zu gucken, ob ich ev. nach Malta oder sonst wohin fahren könnte. Der Norden Deutschland, den wir auf der letzten REBE-Reise besuchten, gefällt mir zwar auch, aber Ende November ist es dort schon etwas grau und kühl.
Also nahm ich mir vor, meinen Amtrak-Gutschein von den missglückten Ferien Ende 2021 einzusetzen. Ich schob auch diese Buchung so lange vor mir her, bis der Texas Eagle ausgebucht war. Aber es gibt ja auch noch andere Züge. 😉
Ich hatte noch zwei lange Tage PI-Planning vor mir und schaffte es dann doch noch, am Donnerstag-Abend fast alles einzupacken. Checkliste sei Dank, etwas strukturiert.
Am Freitag-Morgen fuhr ich früher als geplant zum Bahnhof Bern, da ich dem Kollegen Remo noch ein kleines Päckli mit Goodies besorgen wollte.
Die SBB brachte mich pünktlich zum Flughafen. Ich war in Rekordzeit zum Schalter und von dort bis vor die Lounge. Bei der Sicherheitskontrolle blieb ich dann etwas hängen. Ich hatte am Morgen früh in (un)weiser Voraussicht der trockenen Luft und eher zu hohen Temperatur meine Waden mit einer guten Hautcreme eingesalbt. Diese enthielt jedoch Glycerin, was beim Bombenspür-Gerät anschlägt. Also bekam ich noch eine persönliche Ganzkörperabtastung geschenkt. Dass dann auch noch auf dem Handy ein Alarm des Notfallstabs im Büro losging, trug auch nicht zur Beruhigung bei.
Aber nach einem schnellen Check der Einreisedokus schaffte ich es grad umgehend auf den Shuttle ins E-Terminal, wo ich in der First-Class Lounge die Zeit bis zum Abflug geniessen durfte. Ja, schon wieder First. Und nein, ich hatte nur Business gebucht, aber ich habe da so einen Kollegen 😉
Alleine wegen der sehr tollen Eggs Benedict würde man sich das ja nicht leisten.
Der Flug von Zürich startete mehr oder weniger rechtzeitig. Die Begrüssung an Bord ist immer erstklassig und persönlich. Ich war zwar hundemüde, aber startete trotzdem mit etwas Champagner und Snacks.
Ich weiss nicht, ob ich jetzt noch mehr Fotos vom tollen Menu bringen soll, oder ob ich dann wieder als verfressen gelte. 🤷🏼♂️
Ich gucke mir während des Fluges zwei Filme an, wobei ich zu Beginn ziemlich mit dem Headset bzw. dem defekten Stecker kämpfte. Dazwischen liess ich mir das Bett machen und übersprang so rund drei Stunden mit etwas unruhigem Schlaf. Die zwei Typen da vorne rechts setzen sich zusammen und schwatzten den ganzen Flug über miteinander.
Zwei Stunden vor der Landing verwöhnte mich die Crew auch noch mit ein wenig gesundem Essen. 😇
Und schon schwenkte der LX 008 über die grossen Seen in Richtung Chicago ein, wo wir etwas ruppig aber gut und sicher in den Sonnenuntergang landeten.
Die Einreise war verblüffend schnell. Ich hatte zwar erst Bedenken, da in meiner Schlange zwei Familien mit mehreren Kindern waren, aber der Officer bekam die trotzdem schnell durch. Bei mir war er sehr genau. Er wollte wissen, welchen Beruf ich hätte und schlussendlich noch, wie viel Geld ich dabei hätte. Da ich ihm erst nur den Bargeldbetrag nannte, zog er die Augenbrauen hoch. Ich ergänzte die Kreditkarte und Floor-Limite dort und dann liess er mich gnädig einreisen. Ohne Fingerabdruck und ohne Kamerabild. Die vom letzten Jahr sind wohl noch gültig.
Ich musste mich dann erst ein wenig orientieren, wie ich zur cta Blue Line komme, die den Flughafen mit der Innenstadt verbindet. Offenbar war ich noch nie in diesem Terminal angekommen. Ich musste den Flughafen-Zug ins Terminal 2 nehmen und dann dort ins Untergeschoss. Danach kam es mir wieder bekannt vor.
Die Schleusen akzeptieren ApplePay, aber nicht mit der Revolut-App. Zum Glück habe ich auch meine anderen Kreditkarten auf dem Handy hinterlegt. Mit der Amex funktionierte es dann problemlos.
Da ich bereits online im Hotel eingecheckt hatte, konnte ich von der Haltestelle Monroe einmal um die falsche Ecke aber dann doch schnell zum «Palmer House Hilton» und dort direkt aufs Zimmer im 19. Stock. Die App entsperrt das Türschloss mit Bluetooth.
Zur Sicherheit ging ich später doch noch in die Lobby, um mir eine reguläre Schlüsselkarte zu holen und die zwei Gratis-Wässerchen.
Danach ging ich noch kurz in einen 7-Eleven ein Mineralwasser mit Kohlensäure kaufen und machte wieder einmal den Fehler des Lebens. Ich kaufte ausnahmsweise einen Burger bei MacDoof. Das Restaurant war total versifft, die Kundschaft auch, im Zimmer merkte ich, dass der Burger pampig schmeckte, die Fritten waren untersalzen und ich hatte vor lauter Stress, schnell aus dem Laden zu kommen, meine Cola vergessen. Macht nix, ich habe eh lieber Mineralwasser.
Etwas früh, da hundemüde, versuchte ich im riesigen Bett ein wenig Schlaf zu finden, was dann auch gelang.
Am Sonntag-Abend wollte ich nicht mehr weit zum Nachtessen und ging in das gleich neben dem Kon Tiki Inn im 2021 wieder neu eröffneten Restaurant, das nun den Namen «Vista Steak and Seafood» trägt. Es ist damit wieder zur Klasse des «Steamers of Pismo» zurückgekehrt, allerdings auch mit ziemlich heftigen Preisen. Das Interieur ist sehr sparsam, aber hier geht es ja auch ums Essen (und bei späterem Sonnenuntergang um die Aussicht).
Die Baby Back Ribs, die ich als Special bestellte, warum viel zu viel. Ich hatte zwar Hunger, aber die «kleine» New England Clam Chowder sättigte schon toll, obwohl ich gar keine Oyster Cracker dazu genommen hatte. Ich hätte besser nur ein «half stack» bestellt.
Am Montag machte ich einen auf faul, fuhr ein wenig mit dem Wagen in der Gegend herum und guckte, ob es im «California Market» allenfalls Apple Fritters gäbe. Gab es leider nicht, dafür einen guten und dringend nötigen Espresso.
Da ich ja am Sonntag schon so viel gegessen hatte, kaufte mich mir später nochmals im Market ein paar Poulet-Flügeli mit verschiedenen Saucen und einen Salat. Die Flügeli waren teilweise recht spicy und es war gut, dass ich ein grosses Bier dazu gekauft hatte. Der Salat mit Birnen wäre eigentlich sehr fein gewesen, aber die gerösteten Nüsse hatten Zucker drauf und die Sauce war auch sehr süss. Vermutlich gut für die Verdauung, aber viel zu viele Kalorien.
Ich war sehr nervös, wegen meinem COVID-19 Status. Eigentlich wollte ich den letzten Selbsttest am Montagabend verwenden, schob es dann auf den Dienstag-Morgen.
Mir viel ein Stein vom Herzen. Denn ich hatte fürchterlich Schiss, dass der noch länger angeben würde und ich nicht nach Hause reisen könne. Natürlich hatte ich mir vor der Reise aus Spass vorgestellt, was ich täte, wenn ich hier hängen bleiben würde. Und sicherheitshalber Headset und Büro-Laptop auch mit eingepackt. Aber TelCos in der Nacht, um dann am Tag zu schlafen, macht auch keinen Spass und die Ungewissheit zerrte schon lange an meinen Nerven.
Am Nachmittag machte ich dann in Badehosen und Strandlatschen einen Spaziergang zum Pier runter, guckte ein wenig nach schönen T-Shirts und kam dann wieder zurück ins Hotel, um einen kurzen Schwumm im (geheizten) Pool zu machen.
Am späten Nachmittag traf dann Thomas von San Francisco her kommend im Hotel ein und so konnten wir gemeinsam den Sonnenuntergang geniessen. Thomas brachte mir noch Material, Selbsttests und FFP2-Masken, da ich nicht wusste, ob es ev. noch eine Verschärfung der Regeln gäbe.
Der Sonnenuntergang ist immer (also wenn es nicht regnet, was es selten tut) ein Spektakel in Pismo. Schön, wenn die Sonne hinter einem weit hinten liegenden Wolkenbändchen zu tauchen beginnt und dann noch Leute am Strand spazieren.
Vor dem Nachtessen war ich dann total nervös. Ich war dem Link in der Swiss-Mail gefolgt, die auf einen Service im LAX zeigt, wo man Testen kann. Wenn man da einen «Timed Test» bestellt, also Ergebnis auf einen Tag, dann kann man gar nicht den Abflugtag wählen. Und irgendwo stand auch nur im Titel des Antigen-Tests «1H Antigen», was ich völlig überlesen hatte. Swiss lieferte mir auf Twitter auch noch veraltete Infos, dass man für einen Antigen-Test, der 24 Stunden vor Abflug gemacht werden muss, auch noch ein ärztliches Zeugnis brauche und schlussendlich hatte ich es auch noch fertig gebracht, dem Safari die «Mobilen Daten» abzuklemmen, so dass ich unterwegs keine Webseiten mehr aufrufen konnte.
Als wir zum Nachtessen ins «Vista Steaks and Seafood» wollten, war mir völlig übel, weil ich dachte, auf der Zielgeraden zu scheitern mit dem Heimflug. Aber Thomas gab sich redlich Mühe mich zu beruhigen und zeigte mir nochmals die Optionen.
So konnte ich nach dem ausgezeichneten Nachtessen einen Termin für den Test buchen und meine Panik verdampfte.
Am Mittwoch fuhren wir nach dem Frühstück nach Paso Robles zur Brauerei «Firestone Walker», besser zum dortigen Verkaufsgeschäft und sahen uns ein wenig nach Merchandise und Bier um. Ich muss da immer aufpassen, dass ich nicht zu gierig werde. Schlussendlich muss das ja auch in die Schweiz transportiert werden. Aber Thomas nahm mir die Hälfte der Ware ab. So konnten wir die kostbareren Stouts und Sauerbiere auch aufteilen, falls was mit dem Gepäck schief laufen würde. 😇
Danach fuhren wir nach Morro Bay und genossen noch einmal etwas Sonne und Strandfeeling.
Anschliessend tranken dort einen Espresso und assen etwas Süsses, anstelle Mittagessen. Etwas Hunger wollten wir ja für den Abend aufsparen. Gleich als wir aus dem Café kamen, konnten wir noch die Seeotter bestaunen, von welchen es mehrere Kolonien in Morro Bay hat. Eine Mutter hatte ihr Junges auf der Brust, was natürlich mit dem iPhone nicht wirklich herauskommt.
Zurück in Pismo im Hotel musste ich einfach noch einmal kurz die 110 Treppenstufen ans Meer hinunter und meine Füsse im kalten Pazifik eintunken. Ich spazierte barfuss bis fast zum Pier und zurück und saugte die Eindrücke noch einmal in mich auf. Wer weiss, wann ich wieder hierher zurückkomme.
Noch einmal den Surfern und Surferinnen zuschauen, wie sie sich in die Wellen stürzen und daran denken, dass ich das halt verpasst hat, als ich noch jung war. Wie schön, dass mein Patenkind sein eigenes Bord bauen und darauf üben konnte. 👍🏻
Und dann einen letzten Sonnenuntergang geniessen, der das Hotel «Kon Tiki Inn» so schön rot golden erleuchtet.
Nach dem Sonnenuntergang fuhren wir traditionell, wie immer, ins Ft. McLintocks Saloon und Dining House. Das Restaurant war praktisch leer, was ein sehr ungewohntes Bild war. Ob es COVID-19 ist? Die ökonomische Situation? Oder so kurz nach den Feiertagen? Vielleicht eine Kombination. Auf jeden Fall genossen wir zu zweit ein 1'100g schweres Porterhouse Steak mit Beilagen und tranken ein Glas Wein dazu.
Zurück im Hotelzimmer packte ich fast fertig und stellte zwei Wecker.
Nach dem Frühstück sagte ich Thomas noch einmal besten Dank für seine Unterstützung und natürlich auch für seine Gutscheine bzw. Vielflieger-Meilen, die mir nicht nur einen erstklassigen Hinflug, sondern auch einen ebensolchen Heimflug ermöglichten. Ich hatte mir «nur» Business geleistet. 🥰
Ich schenkte dem Zimmerservice und der Reception noch Trinkgeld bzw. Schokoladen, welche auf grossen Anklang stiessen, danach fuhr ich kurz nach 10 Uhr los und in einem Rutsch in rund 4 Stunden bis nach LAX.
Ich fand nach ein wenig Suchen einen Parkplatz gleich beim Internationalen Terminal und suchte anschliessend das Testcenter. Wobei «Center» ein übertriebenes Wort ist. Es war ein offener Bereich mit einer kurzen Warteschlange und einer Person, welche die Daten erfasste, sowie einer gleich nebenan, die einem das Stäbchen in die Nase schob. Hintendran waren zwei Leute mit Auswertungen und Datenerfassung beschäftigt. Ich musste erst auf meinen Slot warten, da ich eine Dreiviertelstunde zu früh war.
Nach dem Test ging ich zurück zum Wagen und wartete dort sehr nervös eine Viertelstunde. Danach trudelte die Mail ein und ein riesengrosser Stein fiel mir vom Herzen. Negativ, offiziell. 😜
Ich versuchte dann, alle Dokumente für den «Pre Check» auf die Swiss Seite zu laden, aber offensichtlich mochte die Webseite gewisse PDF nicht, welche ich unter anderem mit dem iPhone erstellt hatte. Da ich kein Risiko eingehen wollte, ging ich halt mit meinem Gepäck schon um 15:30 Uhr zum Check-In. Dort konnte ich die Dokumente auf dem iPhone zeigen, das reichte offenbar schon, und danach war ich mein Gepäck auch schon los.
Ich blechte mal die 25 Dollar für das Parkhaus und überlegte mir, ob ich noch zum Propagator, einer weiteren Firestone Walker Site in Venice oder nach Dockweiler Beach für ein Foto fahren sollte. Dockweiler Beach gewann und verlor gleich wieder, da plötzlich vom Strand her starker Nebel aufkam. Ich machte kehrt und brachte den Wagen zu Avis zurück.
Danach ging ich mich in der Lounge verwöhnen lassen.
Wir starteten mitten im fetten Nebel, was dann erst bei der Rückkehr von der ersten Schlaufe über dem Meer einen Blick über das Lichtermeer des Molochs Gross-Los Angeles erlaubte.
Ich hatte mir dann gleich ein Pyjama von Swiss aushändigen lassen und konnte so im lockeren Tenue den tollen Bordservice geniessen, bevor ich in einen etwas unruhigen Schlaf fiel. Zu viel gegessen, zu viel (feinen, zwanzigjährigen Tawny Port) getrunken und einen etwas «bumpy Ride» aufgrund des starken Jetstreams auf einer recht weit südlichen Route über Chicago und auch südlich an Grönland vorbei.
Der Kapitän kam zweimal vorbei und liess sich auf einen längeren Schwatz ein, erzählte ein wenig von seiner Karriere auf den verschiedenen Flugzeugtypen und sagte, er hätte selber starten müssen, weil es so viel Nebel hat (da darf der Co-Pilot offenbar nicht ran, wenn die Sichtweite unter 400 Metern ist) und während des Fluges hätten wir fast 100 Km/h Rückenwind gehabt.
Und schon wurde das Frühstück serviert und wir bogen via Paris und den Rhein von Norden in Richtung des schneebedeckten Flughafens Zürich ein.
Der Empfangsservice war toll, separater Ausgang am Flugzeug, dann die Treppe runter zu einem Mini-Bus, der die anderen fünf Passagiere (welche von Honolulu zurückkehrten) und mich dann zu einer separaten Passkontrolle brachte und mich dann zur Gepäckabholung. Ich musste zehn Minuten Geduld haben, aber dann hatte ich mein Gepäck und es tropfte auch kein Bier heraus! 😜
Noch schnell beim Flughafenbeck ein dunkles St. Gallerbrot einkaufen und um 16:45 war ich schon im Zug nach Bern, wo ich diesen Beitrag praktisch fertig tippte (angefangen natürlich schon in der Lounge in LAX).
Besten Dank noch einmal für die tolle Unterstützung auf allen Kanälen auf dieser doch etwas abenteuerlichen Reise. Das mit dem «Texas Eagle» muss nun halt noch einmal warten! Aller guten Dinge sind drei? 🤷🏼♂️
Wie ich ja im letzten Beitrag geschrieben habe, darf ich offiziell raus. Also, wenn fünf Tage seit der Infektion vergangen sind und man keine Symptome mehr hat. Definiere keine…
Ich war dann am Dienstag, 28 Dezember, am späteren Nachmittag das erste mal raus. Ich zog eine reguläre Papiermaske und darüber meine Livipro Stoffmaske an und wagte mich damit aus dem Zimmer. War erst mal leicht desorientiert, denn am 23. Dezember war ich ja ziemlich belämmert und müde, sofort ins Zimmer gehuscht, ohne das Hotel zu erkunden.
Die Hotelflure hier zieren viele alte Photos von vergangenen Stars des US-Films und Theaters. Da könnte man eigentlich fast verweilen. Allerdings sind die Teppiche schon etwas eigen. Auf Twitter führte das gleich zu einer heftigen Diskussion und so lernte ich sogar einen «Sammler» von Flurbildern aller Hotelwelten auf Instagram kennen.
Ich suchte dann den Ausgang auf die East Monroe Street, durch welchen ich vor fünf Tagen eingetreten war und brachte mit viel Kraft die Türe auf. Der Wind pfiff fürchterlich durch die Türe und so kam erst gar keine grosse Lust auf, auf die Strasse zu treten.
Ich blieb erst kurz stehen und montierte dann die Mütze und sah mich beim Eingang um. Naja, die Amis müssen es halt mit der Dekoration immer ein wenig übertreiben.
Nach einiger Zeit überwand ich mich und ging dann die Wabash Street in Richtung Norden hoch. Unterwegs kaufte ich mir noch Chips und Getränke für langweiligere Phasen im Hotel. Der Wind ging eigentlich, der Schirm half nicht wirklich gegen die Nässe, welche von überall her kam. Ich sah nach kurzer Zeit fast nichts mehr und musste die total beschlagene Brille abnehmen oder versuchen um sie herum zu linsen. Ich hatte ein wenig Angst, in grosse Pfützen oder Löcher zu treten. Aber ausser, dass ich beinahe ein paar dunkel gekleidete Gestalten umrannte, passierte zum Glück nix.
Nach rund einem halben Kilometer sah ich dann ein nettes, ziemlich unbelebtes Pub, das «Elephant & Castle». Ein lokales Bier und einen Burger geniessen, das wäre was. Also liess ich mich von der netten, maskierten Kellnerin an einen Fensterplatz dirigieren und bestellte. Der Burger (mein erster auf dieser Reise!) schmeckte gut und Salat passt ja, damit es ein wenig ausgewogen ist. Das Bier war ein «Apex Predator» von Off Color Brewing in Chicago selbst. Es schmeckte ganz ordentlich. Und mit schmecken, meine ich auch riechen. Meine Nase erholt sich langsam.
Interessant, hier in Chicago fragt einem niemand nach einem Zertifikat. Es gilt einfach Maskenpflicht, that's it.
Danach ging es zurück zum Hotel, um noch ein wenig den monströsen Weihnachtsbaum zu bewundern.
Auf dem Zimmer genoss ich dann noch ein weiteres der von Christian bestellten/gelieferten Russian Imperial Stout und das führte dann zu einer relativ langen Nacht, in der ich eigentlich recht gut schlief.
Der Mittwoch war dann zuerst sogar etwas sonnig. Bis ich das Hotel dann endlich gegen ein Uhr nachmittags verliess, war es dann einfach ein etwas heller leuchtender Ball am grauen Himmel.
Ich wollte mal zur den «Physicians Immediate Care» an der 825 South Street runter laufen, um zu schauen, ob ich das gut finde und wie lange ich habe (Google sollst Du nicht in jedem Fall trauen 😉). Ich hatte es natürlich gemütlich genommen und blickte auch immer wieder ein wenig sehnsüchtig in Kaffees rein. Denn am Mittwoch war es kälter als am Tag vorher. Ich hatte rund 25 Minuten mit ein wenig herumschauen, fotografieren und mit den Schwestern chatten.
Die South Wabash Strasse verläuft neben der Circle Line und da rumpelt alle paar Minuten über Deinem Kopf vorbei.
Nach dem kurzen Blick in die Praxis und einem netten Gespräch mit der Empfangsperson ging ich mir einen dreifachen Espresso mit einem Bagel gönnen (sorry, Jüre, mit Creamcheese).
Danach zog es mich zum Lake Michigan. Aber nicht nur mich zog es, es zog auch. Die Temperatur ist zwar nur um die Null grad, aber der Wind war bissig. Vor allem, wenn man vorher eine Woche an der trockenen, warmen Hotelzimmerluft war. Ich war dann verflixt froh, dass ich meinen Hoodie-Pullover angezogen hatte. So zog ich die Kapuze über die Mütze und wickelte den Schal enger. Da ich natürlich trotzdem herumtwitterte, froren mir fast die Finger ab. Handschuhe mit Fingern nützen dann irgendwann auch nicht mehr.
Wer kennt den braunen Bunker am rechten Bildrand alles noch? 😉
Da waren der Faxempfänger und ich bei unserem ersten US-Aufenhalt 1992!
So, das wars mal wieder. Am Donnerstag steht der Arztbesuch an, bin gespannt, wie das wird. Hebed's guet! 👍🏻