Der Wecker klingelte brutal früh um 04:45 Uhr. In der Nacht vorher schliefen wir etwas unruhig, da recht viel Betrieb im Riley Creek Campground herrschte.
Ein Frühstück lag nicht wirklich drin. Schnell einen Pulverkaffee gebraut, während wir unsere Rucksäcke bepackten. Kleider in Schichten, inkl. Regenzeugs.
Gemäss einer Reisebeschreibung sollte es einen kleinen «Lunch» geben, aber das reiche nirgends hin. Also strichen wir uns Sandwiches mit Käse und Schinken und packten diese zusammen mit Tee und Wasser ein. Die Äpfel, welche wir noch mitnehmen wollten, vergassen wir im Eifer des Gefechts.
Der Bus sollte um 06:05 ab dem Busdepot fahren. Gemäss Ticketverkaufsstelle sollten wir aber bereits um 5:45 Uhr dort sein. Also gingen wir um 5:25 Uhr mit Taschenlampen bewehrt in die kalte, stockdunkle Nacht.
Wir holten zügig aus und waren ziemlich genau um 5:35 Uhr am Busdepot, welches bereits geöffnet hatte und somit die Toiletten zugänglich waren.
Ausser uns waren nur zwei ältere Herren mit viel Fotoausrüstung da. Man verstand das Gemurmel aber nicht sehr gut.
Wir reihten uns mal an erster Position ein und nach und nach tauchten weitere Fahrgäste auf. Der Bus liess aber auf sich warten. Wir witzelten schon, ob der Fahrer wohl verschlafen habe oder ob ein Motorschaden uns einen Strich durch die Rechnung machen würde.
Mit den anderen Fahrgästen verglichen wir die Wetterprognosen und guckten uns den frühen Morgenhimmel an. Wolken, aber auch klare Abschnitte wechselten sich ab.
Gemäss der ursprünglichen Prognose von ein paar Tagen vorher, sollte es bewölkt sein. Aber die Strasse in den Denali Nationalpark, welche ab Meile 15 (ca Kilometer 25) nur mit den Tour-Bussen oder mit einer Spezialbewilligung befahren werden darf, ist insgesamt fast 150 Kilometer lang und führt durch verschiedene Klima- und Wetterzonen.
Endlich, um ca 6:15 Uhr fuhr der Bus der «Kantisna Experience Tour» vor. Der Busfahrer, Ryan, stellte sich kurz vor und hakte dann die Namen der Fahrgäste beim Einsteigen ab.
Da wir so früh da waren, konnten wir uns die Sitze gleich rechts in der ersten Reihe ergattern. Der Fensterplatz meiner Reisebegleitung war zwar etwas eng. Denn dort hing noch der Feuerlöscher und ein Teil des Fussbereichs war wegen dem Radkasten kleiner. Aber so hatten wir nicht nur Aussicht nach rechts, sondern auch nach vorne. Und da die Sitze gleich hinter Ryan auch für Material reserviert war, hatten wir auch freie Sicht nach links! Jackpot!
Wir räumten die Lunchboxen, welche auf jedem Sitz lagen in die Gepäckablage. Es war eine kleine grüne Stofftasche mit Innenisolierung. Sie enthielt eine Wasserflasche, einen Apfel, einen kleinen Käsestick, Nussmischung, ein kleines Päckchen Oreo-Cookies und einen Müesli-Riegel.
Während Ryan nun den Bus aus dem Depot lenkte, erklärte er uns ein paar Spielregeln. Wenn wer Tiere sieht, «Animal, Animal» rufen. Zudem die Position (als Uhrzeit, zum Beispiel rechts als drei Uhr) ansagen. Wenn er hält, dann kann man die Fenster öffnen. Aber keine Körperteile aus dem Bus, nur Objektive. Kein lautes Schwatzen und Rücksicht auf die anderen Fahrgäste, also diese auch mal zum Fotografieren kommen lassen.
Der Bus keuchte die ersten Steigungen hoch und Ryan informierte jeweils immer, wo wir waren. Wie hoch über Meer und so weiter. Nebenbei streute er jeweils ein paar Anekdoten ein und so war es nie langweilig, aber auch keine Dauerberieselung.
Und schon hallte der erste «Animal, Animal»-Ruf durch den Bus. Ryan bremste ab und wir konnten drei Karibus beobachten, welche sich vom Strassenrand gegen den Wald bewegten.
Der Bus hält alle ein- bis eineinhalb Stunden für Toilettenpausen. Diese sind meist gerade so passend mit zehn bis fünfzehn Minuten. Und so erreichten wir etwa um 7:45 Uhr den Teklanika Rest Stop bei Meile 30 und konnten das erste Mal aussteigen und uns die Beine vertreten. Hier wurden uns auch pro Person ein Wrap überreicht. Die Wahl, ob Truthahn oder Vegi, mussten wir am Anfang treffen.
Beim Einsteigen sollte man immer prüfen, ob man im richtigen Bus sitzt 😂
Ryan erklärte, dass er eigentlich sonst eher mit den grünen Shuttle-Bussen unterwegs sei. Die braunen Tour-Busse kenne er nicht so gut. Aber er lenkte das Fahrzeug mit viel Umsicht und souverän.
Über den Sable Pass ging es dann zum «Polychrome Overlook».
Unterwegs erschallte wieder der Ruf «Animal, Animal»! Diesmal war es eine Grizzly-Mutter mit ihren zwei Kleinen. Das Tele machte sich bezahlt.
Und gleich danach sah man weisse Punkte in den Berghängen. Dall Schafe sind so hoch oben, um ihren Jägern, den Bären und Wölfen zu entgehen. Sie nehmen ihren Wasserbedarf durch Lecken von Steinen und durch die Flechten und Gräser auf, so dass sie eigentlich nie in die Flusstäler herunter müssen. Das Foto ist etwas unscharf, da hätte ein grösseres Tele und ein Stativ herhalten müssen.
Hier beim «Polychrome Outlook» zeigen sich je nach Wetter die verschiedenen Farben der Gesteine und man hat einen tollen Ausblick über das rund 200 Meter tiefer liegende Flusstal.
Ryan erklärte uns, dass die Strasse hier aufgrund des langsam auftauenden Permafrost unter dauernder Beobachtung der Geologen sei. Man sah auch, dass hier grössere Erdbewegungen stattgefunden hatten und die Strasse nur provisorisch geflickt war.
Auf dem Hinweg hielten wir nicht am «Polychrome Overlook» sondern fuhren direkt weiter hinunter ins nächste Tal.
Kurz nach 9 Uhr erreichten wir beim Toklat River den nächsten Rest Stop. Hier gab es etwas mehr Aufenthalt, unter anderem hat es hier auch einen kleinen Shop, der Souvenirs und auch Bücher, sowie Karten rund um den Denali Nationalpark vertrieb.
Gleich bei den Fernrohren lagen auch mächtige Elch- und Karibu-Geweihe herum. Die Gelegenheit, mal jemandem «Hörner aufzusetzen». 😇
Die abgebildeten Personen sind mir natürlich völlig unbekannt.
Von hier aus sah man auch das zweite mal den Mount Denali, vorher nur ein kleines Spitzchen in den Wolken, hier nun recht klar. Wir waren wirklich glücklich, nachdem die Nacht bedeckt und die Prognose eher durchzogen war, den Berg so gut zu sehen.
Weiter ging es zum «Eielson Visitor Center», welches wir gegen 10:30 Uhr erreichten.
Es ist optisch sehr gut in die Landschaft eingebettet ist. Das Gebäude ist teilautark mit Solarpanels und verfügt über Ranger und Rangerinnen, welche Auskunft über die Gegend geben. Es hat auch Pelze von Tieren wie einem Vielfrass oder einem Hasen, bei welchen man das feine Haar selber fühlen kann.
Leider sind die Wege ausserhalb des Visitor Centers abgesperrt. Hier haben junge Grizzlybären vor einiger Zeit einem Touristen den Rucksack abgejagt und wurden aufdringlich. Deshalb müssen die Menschen weichen, ansonsten müsste man die Bären töten, was niemand will.
Nun fuhren wir zum Wonderlake, wo uns Doris, eine Rangerin des US Nationalpark-Services begrüsste und zu uns in den Wagen stieg. Sie war den Sommer durch hier auf der Station und geht gegen Mitte September dann wieder zurück in die Zivilisation. Sie begleitete uns durch die letzte Etappe nach Kantishna.
Doris war ein Goldschatz. Voller Begeisterung über die Pioniere und Pionierinnen, welche hier schon gelebt hatten, bevor ein Nationalpark aus dem Gebiet wurde. Sie erklärte uns vieles rund um die Pflanzen- und Tierwelt. Man kann zum Beispiel hier oben alle Beeren essen, wenn man nicht mit einem Bären darüber in Streit gerät! 🤣
Allerdings schmecken nicht alle gleich gut. Es hat Blaubeeren, Cranberries und noch weitere Sorten, die bei uns unbekannt sind.
Dann erreichten wir das Ende der Strasse bei der Meile 92.5.
Auf dem Weg zurück kamen wir am kleinen Flughafen der Kantishna Lodge vorbei. Die Versorgung per Lufttaxi ist hier deutlich einfacher, als mit einem Wagen.
Dann besuchten wir das Häuschen von «Fannie Quiegly». Die Frau stammte aus einer tschechischen Auswandererfamilie und hatte ihr Elternhaus in den Staaten unten und arbeitete als Köchin bei den Eisenbahnern. Sie sprach vorher kein einziges Wort englisch und so wurde ihre Sprache als ziemlich blumig beschrieben.
Als der Goldrausch im Yukon und in Alaska losging, gelangte sie in diese Gegend. Sie heiratete einen Joe Quigley und lebte mit ihm hier. Während er Gold suchte, wurde sie als gute Jägerin beschrieben, welche selber Elche erlegte, zerlegte und die Teile aus der Wildnis anschleppte. Die knapp 1.60 Meter grosse Frau war offenbar unglaublich zäh und lebenserfahren. Sie bereitete Kuchen aus Blaubeeren mit Schwarzbär-Fett zu, welche sie in ihrem Permafrost-Kühl-/Gefrierschrank aufbewahren konnte. Nachdem ihr Mann verunfallte und sie später verliess, blieb sie hier hinten in Kantishna ganz alleine und sorgte für sich selbst. Sie hatte einen Gemüsegarten mit Treibhaus und war offenbar sehr gastfreundlich. Sie starb mit 74 Jahren in ihrem Häuschen, vermutlich an einem Herzversagen.
Ich vermute, Doris hätte gerne noch eine Stunde über diese erstaunliche Frau erzählt. Sie diente ihr sicher auch als Vorbild. Aber es ging langsam wieder zurück auf unserer Tour.
Beim Wonderlake verliess uns Doris, nicht ohne ausgiebig beklatscht zu werden. Geld durfte sie als Rangerin nicht annehmen, aber unsere Schweizer Schokolade nahm sie sichtlich gerührt entgegen.
Ich könnte den Artikel noch ziemlich lange weiterschreiben, aber wir stehen hier in Tok, Alaska, auf dem Rückweg Richtung Kanada und meine Reisebegleitung verliert eventuell bald die Geduld.
Auf dem Weg zurück zum Campground sahen wir nochmals Elche, Karibus und Bären, welche am Fluss herumtollten. Es war ein wunderbarer Tag und das Wetter spielte voll mit.
Der Denali Highway führt von Paxson nach Cantwell und hat eine Gesamtlänge von 218 Kilometern.
Am Vorabend hatten wir ja schon die ersten rund 40 Kilometer bis zu den Tangle Lakes absolviert. Der erste Abschnitt ist seit längerem geteert. Ich stellte dann aber fest, dass der Anteil weiter gewachsen war. Früher (2015 mit Heinz), war bereits bei den Tangle Lakes fertig mit Teer und die Schotterpiste begann.
Ich war nicht ganz unglücklich, denn der Zustand der Strasse ist meist etwas schwankend. So kamen wir anfänglich recht zügig vom Fleck. Das Wetter hatte aufgeklart und bescherte uns recht warm und Sonnenschein.
Leider war uns auch diesmal keine Bibersichtung vergönnt. Nur die Burgen zeigten sich bei einigen Seen.
Wie erwartet säumten unzählige Motorhomes, Anhänger und Quads die Strassen, während deren Besitzer in Tarnkleidern daneben sassen und mit teurem Equipment in die Gegend linsten. Die Flinte teilweise auf dem Stativ oder sonst umgehängt. Es ist definitiv Jagdsaison und in den meisten Fällen handelt es sich Leute, die für den Eigengebrauch («Subsistance Hunting») jagen. Pro Haushalt ist ein Caribou erlaubt. Von den Elchen darf man nur die älteren Böcke schiessen.
Die bessere Ausstattung der Strasse und die Jagd erklärten auch die immer häufiger anzutreffenden Blockhütten, teilweise mit recht ansehnlicher Ausstattung.
Obwohl die Sonne schien, waren die Berggipfel der Alaska Range meist in den Wolken verborgen. Aber auch so konnten wir mit der Aussicht zufrieden sein.
Die Schotterpiste wurde dann teilweise recht ruppig. Wir fuhren manchmal auf dem Steinbett, das Kies bzw. der Schotter war weggeschwemmt oder vom Verkehr verdrängt worden. So zeigte der Tacho teilweise nur gerade knapp 20 Kilometer pro Stunde an und wir waren aufgrund des eher späten Starts langsam ein wenig hinter dem Zeitplan.
Trotzdem liessen wir das kleine Café rund 80 Kilometer vor dem Ende des Denali Highway nicht links liegen. Wir parkten den Wagen vor der stattlichen Sammlung von Geweihen und besuchten das urchige Gebäude. Die Wände und die Decke sind voller Banknoten mit Widmungen der verschiedenen Gäste der letzten Jahre und Jahrzehnte. Man findet hier durchaus auch Zehnernoten, neben allen US $.😉
Frisch gestärkt mit einer Zimtschnecke und etwas warmen Kaffee ging es weiter. Mitgenommen haben wir Geschichten der jungen Männer, welche hier hinter dem Tresen die Leute bedienen und froh sind, ein wenig Austausch mit der Welt zu haben. Wer hätte gedacht, dass die hier sogar Xhaka oder Shaquiri kennen! 😂
Nochmals rumpelten wir so schnell es halt ging über die Piste, welche sich nun langsam nach Cantwell herunter senkte. Dort bogen wir auf den asphaltierten George Parks Highway ein.
Ich drängte ein wenig auf schnelle Weiterfahrt und so liessen wir die Tankstelle unbesucht. Meine Reisebegleitung bemerkte meinen steten Blick auf die Uhr und sah mich fragend an. Das Visitor-Center des Denali Nationalparks schliesst um 18 Uhr und so drückten wir ein wenig auf die Tube.
Endlich erreichten wir unser Tagesziel und liessen uns im Visitor-Center erklären, dass Camping-Plätze und Bustickets für den Denali Nationalpark von der Partnerorganisation weiter unten vertrieben würden. Also hetzten wir dorthin und kamen eine knappe halbe Stunde vor Ladenschluss dort an.
Ich hatte aufgrund der unsicheren Wetterprognose davon abgesehen, im Voraus zu reservieren. Wir erhielten leider nur noch einen Stellplatz im Riley Creek Campground. Der Savage River Campground war über die nächsten paar Tage ausgebucht. Aber wir konnten uns ein Busticket für den nächsten Tag für die «Kantishna Experience-Tour» um 6:05 Uhr ergattern.
Der Stellplatz im Riley Creek Campground, den wir nach kurzer Suche auswählten, war eher suboptimal, weil ziemlich schräg. Wir wärmten uns ein kleines Nachtessen und besprachen die Packliste für den nächsten Tag (Sandwiches, Getränke, Kleider etc.). Dann huschten wir in die Schlafsäcke, denn der Wecker war auf 04:45 Uhr gestellt.😬
Wir stellten fest, dass es in Alaska im innern, wie eben in Tok, eher wärmer als im Yukon war. Trotzdem ist es etwas «bibbernd», wenn man in den kurzen Pyjama-Hosen mit dem Faserpelz um den Ranzen zum Duschhäuschen läuft.
Wir frühstückten wie üblich, eher ausführlich mit gesunden und ungesundem Zeugs und fuhren dann zur Tanke hoch. Dort flössten wir unserer Karre 125 Liter US Benzin ein. Bei rund 88 Rappen den Liter geht das zwar immer noch ins Geld, tut aber nicht arg so weh wie zu Hause (oder auch in Kanada).
Den kleinen Supermarkt fanden wir erst nicht, weil er aussen gerade neu umgebaut wird und deshalb gar nicht angeschrieben war. Jänu, fragen hilft auch in Alaska weiter. Wir kauften Trinkwasser (das gechlorte Leitungswasser kommt uns nicht ins Essen oder Kaffee-/Teewasser) und ein wenig Gemüse/Früchte und dann fuhren wir wieder los.
Der Himmel war eher verhangen und die sonst bereits in Tok sichtbaren letzten Ausläufer der Alaska-Range waren in den Wolken verborgen. Wir genossen trotzdem die Fahrt auf dem Tok Cutoff in Richtung Süden. Leider waren keine Tiere von der Strasse aus zu erkennen, dafür massenhaft Autos mit Anhängern mit allen Sorten von Offroad-Fahrzeugen, vier- und sechsachsigen, teilweise behangen mit Schutzhüllen von Jagdwaffen. Es ist Herbst und in Alaska geht man dann auf die Jagd. 😬
Unterwegs hielten wir noch kurz an, kochten uns einen Kaffee und assen gesunde und weniger gesunde Äpfel. In Alaska ist eben alles ein wenig grösser! 😇
Leider kam die Sonne immer noch nur strichweise zum Vorschein, so dass uns die Sicht auf die Eisfelder und Berggipfel der Wrangell/St. Elias - Gebirgskette zwar immer noch imposant erschien, aber ich mir schon etwas mehr blauen Himmel gewünscht hätte. Die Bildkomposition mit Wolken ist gefällig, aber die Bergspitzen erahnt man mehr, als man sie sieht.
Und schon bogen wir auf den Highway Nr 4 ab um nordwärts nach Paxson zu fahren. Auch von hier sah man die Alaska Range im Dunst und den Wolken etwas versteckt.
Das Hotel bei Paxson sieht noch schlimmer aus, als vor vier Jahren, es zerfällt wohl bald. Diesmal hatten wir genügend Treibstoff und mussten uns keine Sorgen machen, als wir auf den Denali Highway einbogen.
Beim ersten Aussichtspunkt hatte ich noch ein wenig Netz, aber den angefangenen Tweet hatte ich nicht abgesetzt. Die Leute, die gleich hinter und heranfuhren, verwickelten uns in ein nettes Gespräch und ihr Hund musste dringend und ausführlich meine Hand ablecken. Sie sagten uns, dass sie nun dringend an den Denali Nationalpark fahren würden, weil für Sonntag das Wetter noch gut, für Montag bereits schlecht sei.
Ich wollte mich nicht stressen lassen. Wetterprognosen sind hier noch etwas ungeniessbarer als bei uns und jetzt noch herumtelefonieren und eine lange Strecke fahren, war nicht angesagt.
Der am Aussichtspunkt etwas bissige Wind legte sich bis zum Tangle Lakes Campground. Aber der Himmel zog endgültig zu und nur weit im Süden konnte man noch etwas Sonne erahnen. Die Stimmung an den Seen war friedlich. Wir kochten in House, da wir kein Feuerholz dabei hatten. Das gibt es in den USA nicht kostenlos zu den Public Campgrounds.
Für den Sonntag stand uns die Fahrt auf der Schotterpiste des Denali Highway bevor. Wir spielten noch eine Runde Rommé, bevor wir uns in die Schlafsäcke verkrochen.
In Dawson City blieben wir zwei Nächte lang.Die erste Nacht war im Goldrush Campground in der Stadt. So hatten wir mal wieder die Gelegenheit für eine Dusche. Um zu Waschen, war es noch zu früh, wir waren ja erst drei Tage unterwegs. Als ich in den Duschraum wollte, kam mir gerade Markus entgegen, den wir ja einen Tag vorher am Five Mile Lake kennengelernt hatten. Er und Miriam waren mit ihrem Wagen ein paar Stellplätze weiter runter, deshalb hatten wir sie am Vorabend nicht gesehen. Ich sagte ihm, dass wir einen Tag mehr in Dawson City bleiben würden und wir uns deshalb wohl nicht mehr sehen würden.
Wir trödelten ein wenig herum und so war es bereits nach 11 Uhr, als wir die Leinen los machten. Wir füllten den Frischwasser-Tank nochmals mit reichlich gechlortem Wasser 🤢 und gingen das erste Mal zu einem Dump. Dort stand ein Wagen mit Österreicher Kennschild im Weg, während die Eigner – ein junges Paar - herumstanden und rauchten. Auf ein Handzeichen machten sie den Platz frei und der junge Mann mit Rauschebart kam dann auf einen Schwatz zu uns. Ich bin nicht so gut in Dialekten, aber ich tippe jetzt mal auf Tirol. Sie waren sechs Monate unterwegs von Halifax, wo sie anlandeten durch die ganzen Staaten bis nach Louisiana und durch Texas und danach die Westküste hoch.
Wie viele andere Leute, die wir trafen, wollten die Beiden auch auf den Dempster Highway. Der ist aber nach einem Unglück mit einem Propangas-Lastwagen etwas länger gesperrt. 😱
Nachdem wir die Tanks geleert hatten, fuhren wir das Motorhome ein paar Strassen nach vorne vor das Museum bei der Feuerwehr-Halle. Wir wollten nicht mehrmals mit dem Motorhome über den Yukon fahren und gingen deshalb zu Fuss in den Yukon River Campground, um dort einen Stellplatz zu reservieren.
Und da die Welt klein ist, trafen wir Markus und Miriam auf der Fähre wieder. Wir winkten ihnen dann zum Abschied nochmals nach, als sie auf den Top Of The World Highway fuhren.
Der kurze Fussmarsch hoch zum Eingang des Campgrounds und dann runter bis zum Fluss mit den schönen Stellplätzen gemahnte mich an die Reise 1996, als ich spät gegen Mitternacht von einem Besuch in der Stadt zurückkam und erst am Westufer merkte, dass eine Taschenlampe keine schlechte Idee gewesen wäre. Und nein, ein Handy mit brauchbarem Blitzlicht gab es damals noch nicht.
Nachdem wir uns einen schönen Stellplatz ausgesucht hatten, stellten wir fest, dass es keine Registrierungsformulare mehr in der Box hatte. Also zogen wir ein paar ungültige Zettel ab, verwendeten die Rückseite als Notiz und schrieben noch einen Reminder für die Parkverwaltung an die Registrierungs-Pinwand. Dann kehrten wir zurück zum Städtchen und machten eine kleine Shopping-Tour.
Zuerst meldete ich aber pflichtbewusst im Visitor-Center, dass es keine Registrierungsformulare gäbe. Die Angestellte rief dann irgendwo an, um das mitzuteilen. Auf dem Einkaufszettel stand eigentlich nur Muskatnuss und ein Kartoffelstampfer. Aber es wurden dann noch ein paar Dinge mehr, inklusive T-Shirts und Postkarten.
Die kanadische Post ist bei den Tarifen eher im Hochpreissegment, aber was macht nicht alles, gällezi Herr J.B.! 😉
Zum Abschluss gab es auf den Bänken auf dem Uferdamm des Yukon-River noch einen kleinen Dessert und anschliessend einen Espresso im Café an der Hauptstrasse.
Danach holten wir das Motorhome und fuhren die steile Strecke zum «Midnight Dome» hoch. Hier wollten wir den phänomenalen Rundblick über die Landschaft geniessen.
Es hatte schon ein paar Leute dort oben, welche sich auch nicht an der Landschaft satt sehen konnten. Den Gleitschirmflieger, der eben dort startete, habe ich auf Video, weiss aber noch nicht, wie ich das hier einbette. Also lasse ich es mal.
Nach einem kurzen Besuch auf dem Pionier-Friedhof fuhren wir mit dem Motorhome auf die Fähre. Der Einweiser motzte lauthals über den vor uns fahrenden Van und den anderen Einweiser, der offenbar seine Regieanweisungen nicht verstand. Wir wurden dann auf die linke Seite der Fähre gewiesen. Ich kam gut auf die Brücke, aber das Hinterteil des Motorhomes schepperte irgendwie schon noch recht beim Auffahren. Immerhin, wir konnten keine Schäden feststellen und die Kisten müssen eigentlich etwas vertragen.
An unserem Stellplatz hatte eine treue Seele schon einen Registrierungszettel hingeklemmt, offenbar hat unsere Meldung funktioniert. Auf dem Rückweg zum Motorhome traf ich dann die Nachbarin zu unserer Rechten an. Sie war – wie nicht anders zu erwarten – Schweizerin. Es wimmelt hier eigentlich von Deutschen und Schweizern.
Wir grillierten uns Rindersteaks und kochten die letzten zwei Monsterkartoffeln dazu. Dank meiner Reisebegleitung lebe ich hier gesünder als zuhause, es gibt zu jedem Nachtessen auch immer Salat. Es wurde wieder schnell kühl. Ob es Nordlichter gäbe, hatte mich die Nachbarin gefragt? Ich ging nicht extra nachschauen. 😇
Gegen Morgen vermisste ich ein wenig meinen Faserpelz auf den Füssen. Der Schlafsack gibt grundsätzlich genügend warm für die Nächte, auch wenn das Thermometer auf 2-4°C sinkt. Aber gegen Morgen kühlen meine Füsse aus und ich döse lieber mit ausgestreckten, als angezogenen Beinen noch ein wenig vor mich her.
Nach dem Frühstück machten wir unser Motorhome wieder reisefertig. Während die Reisebegleitung noch ein wenig nach Hause telefonierte, ging ich noch schnell ans Ufer runter. Über dem Yukon verzogen sich gerade die letzten Nebelschwaden.
Die Nachbarin hatte ja schlimme Geschichten von Schweizern gehört, welche den «Top Of The World Highway» herunterkamen. Ich habe da schon verschiedene Zustände erlebt und konnte mir nichts Schlimmeres als den Dempster von 2015 vorstellen. Und tatsächlich war die Strecke eigentlich tadellos auf der kanadischen Seite. Der Asphaltbelag hat sich zwar in den letzten Jahren verflüchtigt, aber die Schlaglöcher waren alle ausgebessert und so konnte man trotzdem mit rund 70-80 Km/h über die Piste brettern.
Wir benutzten die Gelegenheiten, bei einigen Ausstellplätzen rauszufahren. Teilweise hat es hier interessante Schilder, welche die Geschichte oder Geographie des Yukon beleuchten. Und natürlich konnten wir uns nicht an den Herbstfarben sattsehen. 😍
Irgendwann kam dann bei Poker Creek die Grenze nach Alaska. Die Zöllnerin fragte nach Früchten, Gemüse und Alkohol. Pflichtbewusst begann ich die Alkoholika aufzuzählen und nach dem Bier verlor sie das Interesse. Das war durchaus in unserem Sinne, denn bei den Lebensmitteln gilt eine ziemlich rigide Regel hinsichtlich Zitrusfrüchten und lauchartigen Gemüse. Wobei, für den Eigenkonsum ist es wohl kein Problem. Dann durften wir den Wagen parkieren und uns im Innern der Einreiseprozedur unterziehen.
Meine Reisebegleitung musste das ESTA ausfüllen. Meines war noch gültig. Der junge Zöllner war relativ kurz angebunden, aber freundlich und liess sich sogar ein wenig Smalltalk entlocken.
Zwölf Taler ärmer verliessen wir den Grenzort und fuhren weiter. Am Anfang, bis zur Verzweigung nach Eagle, ist der Highway etwa 2015 neu geteert worden und piekfein. Dann wird es bis Chicken etwas ruppig.
Leider hatte das Kaffee in Chicken bereits wegen Ende Saison geschlossen. Wieder ein Versprechen, das ich nicht einhalten konnte. Hatte ich doch warme Zimtschnecken in Aussicht gestellt. Im Andenkenshop gab es aber auch Espresso. Meine Reisebegleitung beklagte sich ein wenig, dass wir zu wenig Halte eingelegt hätten. Tatsächlich «frassen» wir heute etwas (zu viele?) Kilometer.
Die Strasse war weiterhin immer wieder mit guten Abschnitten, aber auch mit einigen Belagschäden bzw. Schotterstrecken mit einigen Schlaglöchern versehen.
Und dann bogen wir bei Tetlin Junction wieder auf den Alaska Highway ein und fuhren nach Tok. Hier sind wir im «Sourdough Campground», wieder privat mit Wasser und Strom. Der Campground ist aber auf den Zielgeraden, in einer Woche machen sie hier winterfertig und schliessen.
Ich habe nun mein iPad mit dem AT&T-Account als Hotspot aktiv und spare dem Swisscom Datenpaket noch ein wenig Bandbreite ab.
Morgen fahren wir nach Süden auf dem Tok Cutoff und dann in den Denali Highway. D.h. wir werden wohl wieder etwas offline unterwegs sein, bis wir im Denali Nationalpark ankommen.
Euch zu Hause dann mal ein schönes Wochenende!
Ich wachte recht früh auf und kämpfte für ein paar Minuten gegen meinen Körper, welcher mich aus dem warmen Schlafsack in Richtung eines «Outhouse» treiben wollte.
Wir haben zwar eine Toilette im Motorhome, aber die ist eher eng und so benutzen wir sie nur Nachts.
Ich überlegte kurz, ob ich in den kurzen Pyjama-Hosen gehen sollte, aber die Aussentemperatur ist jeweils so zwischen 2-3° C. Also zog ich mir auch die Jeans über, schlüpfte in die Faserpelz-Jacke und machte mich auf den kurzen Weg.
Die Idee war gut, weil ich so gleich die Gelegenheit nutzte, noch ein paar Fotos zu machen.
Auf dem Weg zum See runter begegnete mir noch ein Schneehuhn (Ptarmigan), welches noch im Sommerkleid (braun, mit kleinen hellen Sprenkeln) unterwegs war. Leider war das Licht noch zu schlecht für ein brauchbares Foto. Die Stimmung am See war grandios, ein leichter Morgennebel lag über der nur leicht gewellten Oberfläche.
Dann packte ich mein Laptop, weil ich dachte, dass es am See unten genügend Empfang für den Upload der letzten Anpassungen am Blog-Beitrag des Vortages gäbe, aber nichts da, es wollte nur 1 Strich 3G, was nicht reicht. Ausser einen leicht nassen Hosenboden gab es also nur den See und die Stille zu bestaunen. Der leichte Wind legte sich nun auch noch und die Seeoberfläche wurde nun vollständig zum Spiegel.
Nach dem Frühstück wurde ich von meiner Reisebegleitung «genötigt», einen Morgenspaziergang um den See mitzumachen. Ich liess sie dafür vorangehen, um allfällig anzutreffenden Bären einen Snack anzubieten. 😂
Danach fuhren wir weiter nach hinten auf dem Silver Trail Highway. Eigentlich wollten wir nur in Elsa ein Foto für unsere Kollegin Elsa machen, aber die Siedlung ist «geschlossen», da schon länger kein Silber mehr aus dem Berg geholt wird. Also fuhren wir gleich noch bis Keno. Hier leben das Jahr über noch rund 20 Leute, welche darauf warten, dass der Silberpreis steigt, damit sie wieder Arbeit finden.
Aber die Einwohner haben in liebevoller Arbeit ein schönes Museum zusammengestellt. Neben Artefakten rund um den Bergbau hat es im ersten Stock Alltagsgegenstände aus vielen Jahren. Darunter auch Fotos aus den Sechzigern und Siebzigern mit Ehepaaren auf dem Sofa. Natürlich wurde noch hemmungslos geraucht und die Frisuren erinnerten an James Dean und Marylin Monroe.
Ich nutze die 4G-Versorgung, um einen Blogbeitrag loszuwerden. Auf dem einhundert Kilometer-Rückweg zum Klondike Highway nahm ich meinen Power-Inverter zum ersten Mal in Betrieb, um mein MacBook aufzuladen. Er nimmt die 12V aus dem Zigerattenanzünder und produziert 230V, welches dann das Netzteil des MacBook wieder in Gleichstrom wandelt!
Unterwegs in Mayo stellten wir fest, dass unser Wagen nun schon an vielen Stellen Staub angesetzt hat.
Wir tankten in Stewart Crossing und fuhren dann weiter bis Dawson City, wo wir im «Gold Rush Campground» in der Stadt einen Stellplatz mit Strom und Wasser bezogen.
Den Campground hatte ich schon 2015 mit Heinz besucht. Er sah praktisch unverändert aus. Das heisst im Gegenzug auch, dass er noch etwas mehr «abgetragen» aussah. Die Duschen waren nicht renoviert, sie benötigten einen Jeton à 2 CAD für sechs Minuten heisses Wasser und das WiFi ist nur per Voucher, welche 2 Stunden gültig sind, zu benutzen.
Diesen Beitrag habe ich am Folgetag im Yukon River Campground geschrieben.
Auf dem Klondike Highway erlebten wir wechselhaftes Wetter, meist sonnig, manchmal bewölkt und zwischendurch auch mal ein paar Tropfen Regen.
In Carmacks füllten wir das erste mal den Tank. Dafür, dass er eigentlich voll übergeben hätte werden sollen, passten schon doch mal siebzig Liter rein. Im Verlauf des Tages stellten wir dann fest, dass wir beinahe 200 Kilometer fahren konnten, bis der Zeiger etwas unter «voll» ging.
Bei den Five Finger Rapids hielten wir ebenfalls an und gingen zu den Stromschnellen runter. Der Weg führt über viele Stufen und ist ziemlich staubig. Aber die Rapids sind schon imposant und die Vorstellung, dass sich die Raddampfer damals hier an Winden durch die Klippen hochziehen mussten, lässt Respekt zollen.
Auf dem Rückweg guckte uns aus dem Baum noch jemand an. Erkennt man es? 😉
Wir fuhren weiter auf dem Klondike und hatten auch schon ein paar Stellen mit Schotter überstanden, als es das erste mal bei einem Rotlicht hiess: «Wait for Pilot Car». Der kam uns dann nach rund 5 Minuten entgegen, liess die Fahrzeuge hinter sich passieren und wendete. Ich wartete kurz, dass das Signal auf Grün wechselte, aber es tat keinen Wank. Da der Pilot Car schon am sanft anfahren war, fuhr ich los. Offenbar kann das Signal gar kein Grün oder so. 🤪
Bei Pelly Crossing kam gerade eine Regenfront herein und bevor wir zum Auto spurten mussten, konnten wir die Stimmung gerade noch einfangen. Irgendwie ist hier immer grosses Drama, schon bei der letzten Reise 2015.
Kurz nach Stewart Crossing fuhren wir dann rechts ab, auf den Highway 11 in Richtung Mayo und Keno.
Wir erreichten gegen 18:30 den Campground am Five Mile Lake. Unser Stellplatz ist nahe am See, hier auch mit etwas mehr Mücken, als sonst. Die Stimmung am See war mal wieder super schön und es hatte sogar einen oder selten zwei Striche Empfang.
Das Panorama um 18:35 Uhr am See war sensationell. Grundsätzlich war es sehr still, man hörte Stimmen schon von weit.
Unsere Nachbarn am nächsten Stellplatz kamen uns entgegen und begrüssten uns auf Schweizerdeutsch. Sie hatten uns offenbar sprechen hören. Miriam und Markus waren schon eine Woche auf dem Yukon mit dem Kanu unterwegs und fahren nun in zwei Wochen nach Anchorage.
Wir luden die Beiden nach dem Essen zu einem Kaffee in unser Motorhome ein und tauschten noch ein wenig Erfahrungen und Geschichten aus.
Den Beitrag tippte ich ebenfalls in die Notizen. Der Akku des MacBook stand am Abend auf 35% und nach der kommenden kalten Nacht ist er wohl noch tiefer. Eigentlich wollte ich den Artikel noch am nächsten Morgen hochladen, aber es hatte zu wenig Empfang. Deshalb komme ich etwas hinterher und sende den Beitrag aus Dawson City.