USAEoY2021, ein wenig raus in die Freiheit?

30. Dezember 2021 Lesezeit: 4 Minuten

Wie ich ja im letzten Beitrag geschrieben habe, darf ich offiziell raus. Also, wenn fünf Tage seit der Infektion vergangen sind und man keine Symptome mehr hat. Definiere keine…

Dienstag

Ich war dann am Dienstag, 28 Dezember, am späteren Nachmittag das erste mal raus. Ich zog eine reguläre Papiermaske und darüber meine Livipro Stoffmaske an und wagte mich damit aus dem Zimmer. War erst mal leicht desorientiert, denn am 23. Dezember  war ich ja ziemlich belämmert und müde, sofort ins Zimmer gehuscht, ohne das Hotel zu erkunden.

Die Hotelflure hier zieren viele alte Photos von vergangenen Stars des US-Films und Theaters. Da könnte man eigentlich fast verweilen. Allerdings sind die Teppiche schon etwas eigen. Auf Twitter führte das gleich zu einer heftigen Diskussion und so lernte ich sogar einen «Sammler» von Flurbildern aller Hotelwelten auf Instagram kennen.

Hotelflur mit etwas speziellem Teppich im 17. Stock des Palmer House Hilton

Ich suchte dann den Ausgang auf die East Monroe Street, durch welchen ich vor fünf Tagen eingetreten war und brachte mit viel Kraft die Türe auf. Der Wind pfiff fürchterlich durch die Türe und so kam erst gar keine grosse Lust auf, auf die Strasse zu treten.

Blick vom Palmer House Hilton auf die East Monroe Street in Chicago

Ich blieb erst kurz stehen und montierte dann die Mütze und sah mich beim Eingang um. Naja, die Amis müssen es halt mit der Dekoration immer ein wenig übertreiben.

Weihnachtsdekoration an der Wand des Palmer House Hilton beim Strasseneingang

Nach einiger Zeit überwand ich mich und ging dann die Wabash Street in Richtung Norden hoch. Unterwegs kaufte ich mir noch Chips und Getränke für langweiligere Phasen im Hotel. Der Wind ging eigentlich, der Schirm half nicht wirklich gegen die Nässe, welche von überall her kam. Ich sah nach kurzer Zeit fast nichts mehr und musste die total beschlagene Brille abnehmen oder versuchen um sie herum zu linsen. Ich hatte ein wenig Angst, in grosse Pfützen oder Löcher zu treten. Aber ausser, dass ich beinahe ein paar dunkel gekleidete Gestalten umrannte, passierte zum Glück nix.

Nach rund einem halben Kilometer sah ich dann ein nettes, ziemlich unbelebtes Pub, das «Elephant & Castle». Ein lokales Bier und einen Burger geniessen, das wäre was. Also liess ich mich von der netten, maskierten Kellnerin an einen Fensterplatz dirigieren und bestellte. Der Burger (mein erster auf dieser Reise!) schmeckte gut und Salat passt ja, damit es ein wenig ausgewogen ist. Das Bier war ein «Apex Predator» von Off Color Brewing in Chicago selbst. Es schmeckte ganz ordentlich. Und mit schmecken, meine ich auch riechen. Meine Nase erholt sich langsam.

Interessant, hier in Chicago fragt einem niemand nach einem Zertifikat. Es gilt einfach Maskenpflicht, that's it.

Bier & Burger mit Caesar Salat im Pub «Elephant & Castle» an der Wabash Street in Chicago</a<

Danach ging es zurück zum Hotel, um noch ein wenig den monströsen Weihnachtsbaum zu bewundern.

Weihnachtsbaum in der Hotelhalle des Palmer House Hilton

Auf dem Zimmer genoss ich dann noch ein weiteres der von Christian bestellten/gelieferten Russian Imperial Stout und das führte dann zu einer relativ langen Nacht, in der ich eigentlich recht gut schlief.

Mittwoch

Der Mittwoch war dann zuerst sogar etwas sonnig. Bis ich das Hotel dann endlich gegen ein Uhr nachmittags verliess, war es dann einfach ein etwas heller leuchtender Ball am grauen Himmel.

Ich wollte mal zur den «Physicians Immediate Care» an der 825 South Street runter laufen, um zu schauen, ob ich das gut finde und wie lange ich habe (Google sollst Du nicht in jedem Fall trauen 😉). Ich hatte es natürlich gemütlich genommen und blickte auch immer wieder ein wenig sehnsüchtig in Kaffees rein. Denn am Mittwoch war es kälter als am Tag vorher. Ich hatte rund 25 Minuten mit ein wenig herumschauen, fotografieren und mit den Schwestern chatten.

Die South Wabash Strasse verläuft neben der Circle Line und da rumpelt alle paar Minuten über Deinem Kopf vorbei.

Blick südwärts auf der South Wabash Street in Chicago

Nach dem kurzen Blick in die Praxis und einem netten Gespräch mit der Empfangsperson ging ich mir einen dreifachen Espresso mit einem Bagel gönnen (sorry, Jüre, mit Creamcheese).

Danach zog es mich zum Lake Michigan. Aber nicht nur mich zog es, es zog auch. Die Temperatur ist zwar nur um die Null grad, aber der Wind war bissig. Vor allem, wenn man vorher eine Woche an der trockenen, warmen Hotelzimmerluft war. Ich war dann verflixt froh, dass ich meinen Hoodie-Pullover angezogen hatte. So zog ich die Kapuze über die Mütze und wickelte den Schal enger. Da ich natürlich trotzdem herumtwitterte, froren mir fast die Finger ab. Handschuhe mit Fingern nützen dann irgendwann auch nicht mehr.

Wer kennt den braunen Bunker am rechten Bildrand alles noch? 😉 

Da waren der Faxempfänger und ich bei unserem ersten US-Aufenhalt 1992!

Skyline von Chicago von der EisenbahnBrücke auf der East Balbo Avenue

So, das wars mal wieder. Am Donnerstag steht der Arztbesuch an, bin gespannt, wie das wird. Hebed's guet! 👍🏻


USAEoY2021, ein Lichtblick am bewölkten Horizont?

28. Dezember 2021 Lesezeit: 9 Minuten

Heute, Montagmorgen wachte ich eine Stunde vor dem Wecker auf. Ich versuchte noch etwas zu schlafen, da es draussen noch dunkel schien (an den Rändern des Vorhangs). In der Nacht hatte es ordentlich gegen die Scheiben geschüttet.

Natürlich kam zu wenig Schlaf auf, ich hatte am Vorabend eines der Biere probiert und trotzdem recht gut geschlafen. Alkohol wirkt bei mir nicht wirklich gut auf die Qualität des Schlafs. Der Grund, weshalb ich eher gegen Wochenende mal etwas trinke, damit ich es dort tagsüber kompensieren kann.

Ich machte mich dann an die Morgenroutine. Mein Magen hatte wohl irgend etwas nicht gerne. Den Stress? Das Nichtstun? Auf jeden Fall gurgelte und murmelte es die ganze Zeit. Also nicht, wie bei Unpässlichkeiten, einfach so…  . Ich habe das hin und wieder. Wenn es mich genügend wütend macht, boxe ich mir kräftig zwei oder drei mal in den Magen, damit der dumme Kerl weiss, dass ich ihn auch hasse. Das hilft dann nicht wirklich, aber ich und mein Körper sind uns nicht immer einig. 🤷🏼‍♂️

See a Doctor?

Das übte natürlich nicht gerade eine gute Wirkung auf die Gesamtstimmung aus. Ich versuchte mir nämlich Notizen für ein Telefongespräch mit dem nächsten Urgent Care Med zu machen, um die Situation rund um eine offizielle Bestätigung für die COVID-19-Erkrankung zu klären. Das stresste mich sehr. Ich mag Small Talk in english, ich kann mich auch gut mal so irgendwo mit ein paar Leuten unterhalten. Aber Telefone habe ich ja schon auf Deutsch nicht gerne. Erst recht dann in einer Fremdsprache, mit einer Person auf der anderen Seite, die ins Telefon nuschelt. Oder in den Südstaaten, an einer Land Line in den Bayous auf einer Front Porch sitzt und den dortigen Dialekt spricht. Also schob ich das vor mir her. 🙄

My own local phone number?

Und dann hatte ich die glorreiche Idee, mir eine eSIM mit einer lokalen Telefonnummer zu holen, um einfacher erreichbar zu sein. Die Wahl fiel auf T-Mobile, weil gute Netzabdeckung und Empfehlung. Da lädst Du Dir die «T-Mobile PrePaid eSIM»  App herunter, welche wohl der Erstjahreslehrling in der Maurer-Ausbildung an der DeVry-University nebenher programmiert hat. Das beginnt damit, dass das erste Feld zur Eingabe der E-Mail gar nicht deklariert ist, also man umständlich auf dem Keyboard die Zeichen (zB das @) suchen muss. Geht dann so weiter, wie dass man die Kreditkartennummer nicht via Copy/Paste einfügen kann, dass man Probleme mit fehlenden oder eben nicht fehlenden Leerzeichen bekommt und endet darin, dass man als Billing-Address die Schweiz nicht auswählen kann. Habe es dann mit der Hoteladresse in Pismo probiert, welche ich jeweils bei AT&T problemlos verwenden konnte, aber dann klappte es mit der Kreditkarte nicht. Nach drei Versuchen überliess mir Kollege Christian zuvorkommenderweise seine Daten mit einer DE-Kreditkarte. Zusammen mit seiner CH-PLZ frass das Ding dann die Eingabe und zeigte mir meine neue Nummer an und sandte mir ne Mail. Irgendwo dazwischen blitzte dann mal kurz ein Dialog des iPhones auf, welches mich zum Hinzufügen eines Mobilfunktarifs einlud. Da ich dann gerade am Task-Switchen war, ging der Dialog aber verloren und die Registrierung musste im Verlaufe des Vormittags mit dem Support von T-Mobile (via Twitter, zum Glück) in mehreren Anläufen gefixt werden. Und nun, ja, es funktioniert.

Remo und ich haben am späteren Nachmittag gleich eine Dreiviertelstunde lang die Funktion mit einem Gespräch gefeiert. Dass Sie funktioniert, zeigen auch die die SCAM-Anrufe, welche ich seither kriege. Zum Glück ist mein Telefon silent, dass ich das meist nicht mal mitbekomme.

Überraschung, gerne!

Ich hatte zur Sicherung der Formalitäten gestern Abend eine E-Mail an meinen Vorgesetzten und meine Kollegin/Scrum-Master gesandt mit der Nachricht, dass ich vielleicht hier hängenbleibe oder länger weg sein werde.

Da meine Schwestern mir sagten, ich solle endlich Food bestellen, ich sei im Chat unausstehlich, habe ich das dann getan. Klappte dieses Mal sehr gut, die Ladies am Empfang und wohl auch die Security kennen mich offenbar. Aber es klopfte noch ein drittes Mal nach Essen und Wasser. Draussen stand ein Päckli, das mir Vanessa organisiert hatte, keine Ahnung, wie Sie das so hingekriegt hatte. Denn der grosse Becher Americano drin war noch «süttig» heiss. Er ersetzt zwar keinen Espresso mit Moka Efti-Kaffee, aber er schmeckte kräftig und enthielt sicher genügend Koffein. Und natürlich hatte ich Freude am Umlaut, den der arme Mensch im Lutz Café auf die Tasche malen musste. Ich habe da mal einem life zugeschaut in einem Hotel, der hat sich so angestellt, wie wenn wir mal einen Kribbel in georgisch, thailändisch oder so malen müssten.
Danke, Vanessa, Du weisst ja aus eigener Anschauung, wie es ist, in den USA mit einer Krankheit festzusitzen. 🥺

Papiertüte mit Aufschrift und einem grossen Kaffee und Kuchen

By appointment 

Ich habe dann den Anruf bei den «Physicians immediate care» hingekriegt. Natürlich hat mich die Frau fast nicht verstanden, weil ich im Eifer des Gefechts das Mic des Headsets irgendwo zu weit unten hatte. Und natürlich habe ich sie nicht gut verstanden, weil Land Line und Bayous und so. Aber irgendwie ging es einigermassen durch, bis auf die Phase, wo sie immer behauptete, meine Nummer sei keine US-Nummer. Ich meine: «Three One Two» kann man doch auch mit einem schlechten «Thee H» doch nicht als Zero verstehen?

Auf jeden Fall habe ich nun einen Termin am Donnerstag-Morgen um 8:10 Uhr in rund 15 Minuten Gehdistanz. Den Rest der Registrierung beim Arzt konnte ich dann in einem Online-Formular machen.

Ich hoffe, ich kriege dann eine offizielle Bestätigung, dass ich COVID-19 habe/hatte und diese helfe mir, nach Hause zurückzukehren. 🤞🏻

Meine Symptome gehen von Tag zu Tag zurück. In der Zwischenzeit kann ich auch wieder gut durch die Nase atmen und ich glaube, ich rieche auch langsam wieder etwas.

Überraschungen II

Im Verlauf des späteren Nachmittags erreichte mich fast gleichzeitig wie Remos Tweet auch ein Telefon meiner Care-Person im Hotel. Sie freute sich auch, mir mitteilen zu können, dass das US Center of Disease die Isolations- und Quarantänedauer bei Personen mit COVID-19 Erkrankung auf fünf Tage reduziert hätte. Somit bin ich eigentlich ab sofort wieder frei, nach draussen zu gehen. Meine Symptome haben ja gebessert, der Husten ist zwar noch da, aber die verstopfte Nase hat Fortschritte gemacht. 

Ich habe ihr dann angekündigt, dass ich gedenke, das Hotel bei Gelegenheit in Richtung California zu verlassen. Sie meinte dann nur lachend: «Say, you would really like to leave our nice and cold Chicago for sunny California?!». Sind wirklich nett, die Leute hier. Das Hotelzimmer bleibt danach zwei Tage gesperrt, bevor sie es putzen/aufräumen kommen, meinte sie ebenfalls. 

Also werde ich ab Dienstag dann mal ein wenig in der Stadt herumspazieren, um meinen alten Körper wieder ein wenig in Schwung zu bringen. Die 17 Stockwerke werde ich aber wohl weiterhin lieber mit dem Lift absolvieren.

Weitere Pläne?

Am Freitag-Nachmittag fliege ich mit ein paar restlichen Meilen meines AAdvantage-Vielfliegerkontos für fünf Taler nach Los Angeles und werde dort dann im Hotel übernachten. Auf den Samstag-Morgen habe ich mir einen Mietwagen organisiert und werde dann mit diesem losdüsen. Weiss noch nicht genau, wohin, aber sicher möchte ich dann am Sonntag-Abend in Pismo Beach sein. Ich hoffe, Eure Wünsche und Gedanken helfen mir, dass es wirklich klappt. Im Moment gibt es einfach so viele Unwägbarkeiten.

Und, wann geht es nach Hause? 

Also zuerst spielte ich mit dem Gedanken, noch ein wenig zu verlängern. Aber eigentlich würde es mit obigen Plänen soweit passen, das sich meinen geplanten Flug am Donnerstag, 6. Januar erwischen könnte. 

Das einzige, welches mich mit ein wenig Sorgen erfüllt, ist die Notwendigkeit eines negativen Antigen-Test. Gemäss etlichen Treffern in diesem Internetz, zum Bleistift Marcel Salathé himself, ist er auch am 15 Tag nach der Erkrankung immer noch leicht positiv im Selbsttest. Ich habe zwar gewitzelt und auch tatsächlich alle notwendigen Utensilien eingepackt, aber mitten in der Nacht Telefonkonferenzen mit dem Team und ART zu führen, wäre wohl in Realität nur halb so spassig.

Wir werden sehen, ändern kann ich es nicht.

Wurde mal wieder ein long read und ein wilder Mix von persönlichem und restlichen Themen. Einer oder zwei werden es lesen, und sonst ist es für mich zum Nachlesen, wenn ich dann mal früher oder später alles wieder vergessen habe. 😉

Gebt acht und passt auf Euch auf, der Käfer ist ein Drecksvieh und ein so milder Verlauf, wie bei mir, ist nicht jedem Mensch garantiert.


USAEoY2021, Another Day In Paradise

27. Dezember 2021 Lesezeit: 8 Minuten

Der Titel ist natürlich Phil Collins Popsong aus dem Jahr 1989 geklaut. Und im Jargon bedeutet es auch: «Used to express that one's life is proceeding acceptably or things are going as expected.». Es läuft, wie erwartet. 🤷🏼‍♂️

Nun sind so schnell ein paar Tage in Isolation vergangen. Ich mag mich nicht beschweren, warum auch. Ich habe ein geheiztes (ok, manchmal überheiztes), grosses Zimmer. Und ich bin auch sonst recht gut versorgt. Wenn ich denke, wie viele Leute nicht mal ein zuhause haben, wird jegliches Hadern mit dem Schicksal unstatthaft. Zudem geht es mir ja gesundheitlich recht ordentlich. Der Husten lässt langsam nach, das Fieber ist praktisch weg. Nur die verstopfte Nase und der fehlende bzw. sehr reduzierte Geruchssinn nervt.

Tagesablauf

Mein Tagesablauf geht etwa wie folgt:

  • Wecker irgendwo um die 7:30-8:30 Uhr
  • Brille suchen, Hintern aus dem Bett und die Vorhänge zur Seite schwingen
  • Check Handy, 4+ Messages in iMessage, Threema und Signal, 20+ Notifications von Twitter
  • Badezimmer
  • Physio-Übungen machen, seit gestern auch Atem-Übungen, so rein prophylaktisch
  • Fieber messen
  • Wasser in der Mikrowelle erhitzen, um einen ersten grossen Becher Earl Grey zu machen
  • auf dem iPad mal SRF3 starten (ich weiss, «es Gschnörr», aber das tut aktuell irgendwie gut)
  • Bis gegen den Mittag verbringe ich viel Zeit auf Twitter
  • So ab dem Mittag versuche ich mir langsam ein Essensprogramm zu organisieren
  • Atem-Übungen, danach ein wenig am Fenster stehen und die Strasse 17 Stockwerke darunter beobachten
  • Am späteren Nachmittag etliche Chats mit Remo oder meinen Schwestern
  • Danach gucken, ob ich das Essen auch bekomme und es dann irgend wann geniessen/aufwärmen
  • Häufig noch ein Call, wenn bei Euch schon fast Mitternacht ist
  • Da dann der Twitterstrom eher versiegt (bis auf ein paar hiesige im der Timeline), lese ich mal wieder richtig viel eBooks auf dem Kindle
  • Gegen 23 Uhr sollte ich schlafen, wenn nicht «lesen» (loop)

Ach ja, die Glotze hatte ich bisher noch gar nie gross an. Reizt mich (noch) nicht.

Gemütslage

Ich muss sagen, Ihr seid mir wirklich ein liebes Publikum, Freunde, Freundinnen und Bekannte.❤️😘 
Ich habe bisher noch kein bisschen Lagerkoller.

Ich benutze ja Twitter manchmal (häufig!?) auch als «Dampf (=Emotionen) ablassen» und habe den Tweet mit dem positiven COVID-19 - Test auch genau so, ohne allzu viel zu reflektieren, rausgehauen.  Natürlich würde ich lügen, wenn ich behaupte, nicht mit Reaktionen gerechnet zu haben. Aber die schiere Menge war überwältigend, auch noch Tage später. Natürlich habe sich auch viele Menschen über nicht öffentliche Kanäle gemeldet.

Ich könnte jetzt beginnen, etwas aufzuzählen, aber irgendwie würde ich dann ja die nicht genannten, nicht öffentlichen Zuwendungen schlechter dastehen lassen? Nein, ich glaube, jede Person, die mir ein Ohr, ein Wort geliehen hat oder mir Hilfe angeboten hat, weiss, dass mir alle gleich viel Wert sind. Ich habe mich wirklich über die Bilder von Christbäumen, die lieben Worte und tieferen Gedanken sehr gefreut, sie haben mich berührt. Also bringe ich trotzdem eine kleine Auswahl.

Völlig überrascht war ich vom Anruf von SRF3 am Heiligabend, welches mich mit Carmen zusammenschaltete und mir etwas Airtime verschaffte. Zum Glück hatte ich keinen halben Tag vorher sicherheitshalber die Umleitung auf die ComBox rückgängig gemacht. 😜

Sehr gefreut, weil weihnächtlich und bunt, hat mich der «grosse Christbaum» den Rob organisierte und der mir am 25. Dezember vor die Tür gestellt wurde. Er ist die Zierde des Zimmers und schon mehrere Leute haben sich remote um den Basketball als Christbaum-Schmuck bemüht! 😉

Der «grosse» Christbaum mit vielen Blumen und Dekorationen

Und natürlich freue ich mich als gelegentlicher Bier-Geniesser über die Lieferung, welche Christian am Stephanstag organisiert hatte. Da hatte ich wirklich bedenken, ob es die bis an meine Zimmertüre schaffen würde. Alkohol wird ja hier ziemlich restriktiv behandelt und vermutlich wäre es einfacher, sich eine Uzi auf's Zimmer liefern zu lassen. Ich werde es sachte angehen lassen mit diesem dichten Stoff! 🤪

Old Rasputin Russian Imperial Stout Bier

Speisen und Getränke

Wie man – wenn auf Twitter – erfahren hat, ist es manchmal etwas schwierig, weil ich das Essen selber organisieren muss. Das Hotel hat keine Restauration und auch keinen Zimmerservice. Die grossen Bunker in den Städten haben normalerweise auch eher keine Dinge, wie Tee oder Kaffeekocher auf dem Zimmer. Eigentlich wäre das ja kein Problem, es gibt genügend Läden mit Hauslieferung und Food-Apps. Die Herausforderung ist eher, die Ware so zu dirigieren, dass man mir das Essen dann auf die Türschwelle stellt. Die Hotel-Security lässt niemanden von den Lieferdiensten weiter als bis zur Lobby rein. Also müssen die Auslieferatoren (🤓) die Ware dort abgeben und ich muss dann gucken, dass die Leute wissen, dass sie die Security informieren müssen, dass diese die Ware danach auch zu mir an die Türschwelle bringen. Und natürlich ist immer wieder eine andere Person dort, der ich meine Situation erst erklären muss.

Zum Glück hat mir meine Care-Person des Hotels eine Mikrowelle organisiert und der kleine Kühlschrank ist geeignet, damit ich grössere Portionen aufzuteilen und auch am Folgetag wieder aufzuwärmen lamm. Ich muss noch ein wenig experimentieren, welche Speisen sich am einfachsten in den Kartontellern aufwärmen lassen. Aber bisher hat es mit Pizza und Curry gut geklappt.

Und ich vermisse wirklich Kaffee, geschweige denn Espresso! 🥺

Wie geht es nun weiter?

Nach den Regeln des CDC (nein, nicht dem Cyber Defense Center!), darf man – nach einer laborbestätigten – Infektion mit SARS-CoV-2 zehn Tage nach dem Auftreten der Symptome, mindestens 24 Stunden fieberfreiem Zustand und Verbesserung der grundlegenden Symptome die Isolation verlassen und gilt als geheilt.

Symptome hatte ich schon am Mittwoch-Abend, dem 22. Dezember, deshalb habe ich mich ja am Donnerstag getestet und in Isolation begeben. Im Moment bin ich noch unsicher, ob ich diese Laborbestätigung für den Rückflug irgendwie brauche und wo ich die noch herbekomme.

Eigentlich braut sich hier die Omicron-Wolke bedenklich zusammen. Aber mein Rückflug ist am 6. Januar geplant von LAX.

Nach etlichen Vorschlägen und Diskussionen mit Freunden, werde ich wohl am 1. oder 2. Januar versuchen, an die Westküste rüber zu fliegen und schauen, ob sich da immer noch höhere Mächte gegen mich verschworen haben, oder ob ich es schlussendlich doch noch für ein paar Tage nach Pismo Beach schaffe! 😉 

und bis dann…? Abwarten und Tee trinken! 👍🏻

Wasserflaschen und Teebeutel


USAEoY2021, wie dann alles ganz anders kam

24. Dezember 2021 Lesezeit: 5 Minuten

Tja, ich hätte hier gerne von meiner Zugfahrt von New York nach Chicago, der anschliessenden Etappe mit dem Texas Eagle nach Los Angeles und danach von der Fahrt mit dem Mietwagen durch den Westen gebloggt.

Hätte ich… aber Erstens kommt es anders und zweitens als Du denkst!

COVID-19 Selbsttest mit positivem Ergebnis

Was ist geschehen? Ich hatte schon am Montag ein wenig Kopfschmerzen, das aber auf den Stress des Reisens bzw. die Entspannung nach einem langen Arbeitsjahr geschoben. Ab Mittwoch kam dann ein ganz leicht belegter Hals dazu. Das habe ich auf mein eiskaltes Hotelzimmer in New York und auf mein Schnarchen geschoben. Aber während der Fahrt im «Lake Shore Limited» von New York nach Chicago kam dann plötzlich ein Hüsteln und eine heisse Stirn dazu.

Ich konnte es nicht erwarten, ins Hotel zu kommen. Im Palmer House Hilton ging das Check-In flott und ich hatte ja noch vor ein paar Tagen ein Upgrade des Zimmers gemacht, so dass ich besseres WLAN und etwas mehr Platz hatte.

Zimmer 17247 im Palmer House Hilton in Chicago

Ich legte mein Gepäck hin und präparierte danach einen der zwei von zu Hause mitgebrachten COVID-19 - Selbsttests. Die 15 Minuten Wartezeit legte ich mich aufs Bett und wartete auf den Timer im iPhone. Als der läutete, ging ich mit einem unguten Gefühl zur Kommode, wo der Test lag. Und das Ergebnis bestätigte meine Befürchtungen. Ich habe dieses Drecks-Virus aufgelesen.

Ich weiss jetzt, einen Tag später schon nicht mehr genau, was ich dann alles in welcher Reihenfolge gemacht habe. Ganz sicher habe ich Remo gemeldet, dass ich positiv sei und er hat dann sofort gesagt, dass er und seine Frau sich auch testen lassen werden.

Danach habe ich mich auch bei den Kollegen gemeldet, bei welchen ich am letzten Samstag zu Besuch war. Und natürlich bei meiner älteren Schwester. Danach ging es los, alle Hotels im Westen (bis auf das letzte, vorsichtshalber mal) annulliert, die Zugfahrt bei Amtrak annulliert (toll, jetzt habe ich einen eVoucher für kommende Reisen 🙄) und versucht, jemanden von meiner Reiseversicherung zu erreichen. Klappte nicht, nicht wirklich vertrauenswürdig.

Das Hotel hat mir den Aufenthalt problemlos für die nächsten zehn Tage verlängert. Ich bekam kurz nach dem Anruf beim Frontdesk dann einen Anruf von einer Betreuungsperson, deren Name ich mal auf Daniela vereinfache (ist irgendwie Danielia oder so) und ihre Mobile-Nummer. Sie organisierte mir zusätzlich Wasser, Toilettenpapier etc. und ist für mich erreichbar, wenn ich etwas hätte.

In der Zwischenzeit werde ich mal gucken, ob ich viel TV schaue (hmm, kaum) oder eher lese (Kindle sei dank) oder die nicht eben berauschende Aussicht geniesse.

Aussicht aus dem Zimmer im 17. Stockwerk

Essen muss ich mir sonst selbst organisieren, normalerweise liefern die Deliveries nur bis zum Empfang, aber ich müsse einfach darauf vermerken, dass sie bis zur Zimmertüre kommen.

Ich habe das mal mit einem Pizza-Lieferanten ausprobiert und Lionel hat mir also in kürzester Zeit eine heisse, riesengrosse Pizza Pepperoni geliefert, welche wohl für die nächsten Tage ausreicht. 😉

Pizza Pepperoni (scharfe Salami) in der Schachtel 

Ich danke den vielen guten Wünschen, welche mich über alle Kanäle erreicht haben. Im Moment geht es mir soweit gut, einfach Husten, Kopfschmerzen und eine etwas belegte Nase.

Dass ich gestern und auch heute zwischendrin mal kurz heule, weil ich mich so über die Situation ärgere, darf Mann ja auch eingestehen. Verdammt, ich wollte doch wenigstens bis nach California in mein geliebtes Pismo Beach. 😢


USAEoY2021, zweiter Tag in New York

22. Dezember 2021 Lesezeit: 7 Minuten

Die eigentlich lange Nacht ging irgendwie schnell vorbei. Ich wachte etliche Male auf, einerseits weil ich am Vorabend genügend Tee getrunken hatte und andererseits auch, weil es sehr frisch im Hotelzimmer ist. Die lausige Bauweise bzw. die fehlende oder ungenügende Isolierung lässt die Temperatur von den Fenstern her schnell sinken. Die Heizung bläst von oben heisse Luft ins Zimmer, welche es aber irgendwie auch nicht wirklich schafft, eine angenehme Temperatur zu erzeugen.

Oreos auf dem Fensterbrett, wie im Kühlschrank

So gegen 4 Uhr dröhnten dann draussen irgendwelche Maschinen, welche teilweise wie eine wildgewordene Bande von Harley Fahrern tönte, aber mehrheitlich wie ein Monster-Müllwagen, der die Presse laufen lässt. Vielleicht war es auch das. 🤷🏼‍♂️

Nachdem ich am Morgen meinen Blog gefüttert hatte, machte ich mich etwas ziellos auf. Ich organisierte mir einen Bagel und einen Espresso und war froh, dass es heute weniger kalt bzw. viel weniger windig war. Ich spazierte der Nase nach und fotografierte ebenso, was mir gerade so einfiel. 

Strassenszene vor dem Red Lobster an der Ecke 41. Strasse / 7. Avenue

Irgendwie landete ich auf dem Broadway und ging zum Time Square hoch. Da waren recht viele Leute unterwegs. Was mir aber besonders auffiel, dass fast an jeder Ecke mobile COVID-19-Test-Busse standen. Und dass dort jeweils lange Schlangen von Leuten waren, die sich testen liessen. Die Busse wirken recht improvisiert, in der Grösse eines Camper Vans, darin meist eine Person, die die Proben entnimmt und eine weitere, welche die Technik bedient. Die Schiebetür des Vans ist dabei offen und mit Plastikfolie bzw. -Bahnen abgedeckt, durch welche die Medizinalassistentin die Probe entnimmt. Die Registrierung ist vermutlich über eine App. Ich habe mich nicht weiter informiert. Aber auf jeden Fall gehen die Fallzahlen in New York auch wieder hoch und gemäss TV ist der überwiegende Teil der positiven Tests Omikron. 😬

Szene am Time Square mit den vielen Reklame-Schirmen

Ich danke hier dem «Bärner Schneggli» bestens dafür, dass er und seine Direktion sich beim Booster so lahmarschig benimmt. Hier in New York können sich alle Leute boostern lassen und aktuell kriegt man sogar eine PrePaid-Karte mit 100 US$ als «Belohnung», sich impfen zu lassen. Hätte ich etwas mehr Zeit, hätte ich versucht, hier einen Booster zu kriegen, also nicht wegen den 100 $. 😂

Ich fuhr dann mit der U-Bahn runter nach West Village und da zeigte sich die Sonne im heute etwas diesigem Licht.

In West Village scheint die Sonne aus dem diesigen Himmel

Während ich mich nach einem Snack umsah, meldete sich Remo noch einmal. Er hatte die Haushaltspflichten schon erledigt und hätte Zeit, sich nochmals zu treffen. Wir machten ab, dass ich nach Forest Hill käme. 

Die nächste U-Bahnstation war nicht weit und ich konnte gerade gleichzeitig noch einen Einkauf im CVS für einen Kollegen erledigen.

U-Bahnstation 4. Strasse / Washington Square

Die Fahrt dauerte rund 40 Minuten und schon stand ich in Forest Hill und warte kurze Zeit auf Remo. 

Panorama von der Bushaltestelle Forest Hill aus gesehen

Forest Hill ist eine nette Wohngegend, viele ältere Backsteinhäuser, aber auch noch gut erhaltene Einfamilienhäuser in schönen Quartieren. Wir diskutierten über Hypotheken und die unterschiedlichen Miet-/Kauf-Optionen, welche man hier hat. Ich finde es immer spannend, auch solche Alltagsthemen zu erfahren.

Danach landeten wir in Martha's Country Bakery, wo ebenfalls die COVID-19 Zertifikate überprüft wurden, bevor wir Platz nehmen durften. Da ich meinen Kaffeebedarf schon gedeckt hatte, entschied ich mich für eine wärmende (und auch leicht nährende) dunkle Schokolade. Und natürlich kann ich bei Apple Turnovers nie nein sagen, obwohl der hier grössenmässig etwas herausstach. Und meinen Schlagrahmbedarf habe ich für diese Ferien wohl auch schon gedeckt.

In Martha's Country Bakery bei Schokolade, Apple Turnover und Cremeschnitte

Bei der U-Bahnhaltestelle unterhielten wir uns noch länger weiter über das Leben hier, die vielen Polizisten und auch, was die Pandemie an Rassismus gegenüber asiatischen Mitmenschen auslöste.

Danach sagten wir uns endgültig «Bye» und ich stieg wieder in einen E-Train zurück zur Penn Station. Ich ging kurz aufs Zimmer und wollte dann im Hotel ins Restaurant essen gehen. Die Kellnerin wies mir einen kleinen Tisch an der Wand gleich vis-à-vis einer grossen Familie zu. Aber irgendwie bin ich es mir nicht mehr gewohnt, alleine in fremden Restaurants zu essen. Was sicher auch zusätzlich ein Thema mit der aktuellen Situation rund um den fehlenden Booster und Omikron ist. Ich machte schnurstracks kehrt und ging erst im CVS zwei Flaschen Mineralwasser kaufen und holte mir dann im selben Restaurant ein Sandwich zum Mitnehmen für auf das Zimmer.

Ich hoffe, ich gewinne da dann für den weiteren Verlauf der Reise etwas mehr (Selbst-)Sicherheit zurück. 🤷🏼‍♂️


USAEoY2021, erster Tag in New York

21. Dezember 2021 Lesezeit: 9 Minuten

Da ich sehr früh am Vorabend in die Heia ging, war die Nacht recht lange und auch unruhig. Natürlich weckte mich der von einem vorherigen Gast gestellte Hotelwecker unnötig früh, vor der eigentlichen Weckzeit meines iPhone. 🙄

Aber ob jetzt halb sieben oder sieben Uhr, war eigentlich egal. 

Ich hatte ein Eckzimmer im «New Yorker» gekriegt und hier im 28. Stock zog der Wind recht um die Ecken. Da die meisten Gebäude in den USA hundsmiserabel isoliert sind und es der «New Yorker» nicht besser tat, war es trotz Heizung recht kühl im Zimmer.

Eckzimmer 2850 im Hotel «New Yorker»

Nachdem ich noch kurz die Wärme des Bettes genoss, schob sich langsam die Sonne über den Horizont, so dass ich mich mal an den ersten Schnappschuss des Tages wagte.

Aussicht aus dem Hotelzimmer

Ich setzte mich dann erst an den Schreibtisch und schrieb den Beitrag des Vortages nieder. Da ich recht lange nicht mehr gebloggt hatte, musste ich erst mal wieder gucken, wie ich die Javascript-Bildergalerie triggere. Da muss ich jeweils im HTML-Code rumfummeln, was bei müden Augen manchmal nicht gut gelingt.

Mit Remo hatte ich am Vorabend abgemacht, dass er mich via Threema kontaktiere, wenn er nach Manhattan runter fahren würde. Da ich gegen 10:30 Uhr noch nichts von ihm gehört hatte, machte ich mich mal auf die Socken, um ein wenig in den Strassen herumzuspazieren. Die wenigen Lifte sind zu gewissen Tageszeiten recht stark belegt und man muss mit Wartezeiten rechnen. In der Eingangshalle angekommen, stand da noch der Weihnachtsbaum und wollte in seiner Kitschigkeit bewundert werden. 😜

Weihnachtsbaum in der Eingangshalle des Hotel «New Yorker»

Draussen erwartete mich ein stahlblauer, eiskalter Wintermorgen mit rund -1 Grad Celsius und noch dazu einem kräftigen Windchill.

Wintermorgen in New York, Blick Richtung Madison Square Garden

Die achte Avenue hatte grösstenteils Schatten und so nutzte ich zwischendurch die Gelegenheit, in ein Gebäude rein zu gehen, um mich wieder ein wenig zu wärmen. Die frisch gekaufte Jacke war zwar recht warm, aber ein Pullover zwischen Hemd und Jacke wäre auch nicht schlecht gewesen.

Ich kaufte mir dann einen frisch getoasteten Sesam-Bagel mit Creamcheese und einen doppelten Espresso und spazierte dann die ganze Achte hoch bis zum Central Park. Danach ging ich rüber in den Apfelschopf, um mir dort ein US-Netzteil für das iPhone zu kaufen, welches ich dieses mal hoffentlich nicht wieder irgendwo in einem Hotelzimmer stecken lasse. 

Währenddem meldete sich Remo, dass er in die Stadt fahre. Er fand mich etwas verzweifelt in einer langen Schlange, um die Apfelware zu bezahlen. Irgendwie dünkt mich der Laden nicht gut organisiert, aber wer schon so viel Geld für die Ware bezahlen will, lässt sich offenbar auch das gefallen. 🤷🏼‍♂️

Wir nahmen dann die U-Bahn (Apple Pay funktioniert tadellos) und fuhren ins neue hippe, frisch gentrifizierte Hudson Yards Quartier. Hier gibt es nicht nur schicke, neue Gebäude und Einkaufs-, sowie Arbeitsgelegenheiten, sondern auch Kunstobjekte, wie die «Vessel».

Die «Vessel» in den Hudson Yards

Danach ging es zur High-Line. Remo erzählte mir, dass es im Frühling oder Sommer mit der dann grünen oder blühenden Vegetation noch deutlich interessanter sei. Mir gefiel es auch so, obwohl wir voll gegen die Sonne gingen. Obwohl es blendete, wärmte die Sonne auch ein wenig und so konnte ich den Spaziergang entlang dieser stillgelegten Eisenbahnlinie sehr geniesssen.

Spaziergang auf der High Line in New York

Gegen halb drei Uhr waren wir unten angelangt und gingen uns dann in einem Kaffee etwas aufwärmen und knusperten ein Muffin bzw. ein Scone. Remo begleitete mich dann noch zum Hotel zurück und wir verabredeten uns auf etwa sechs Uhr zum Nachtessen in einem Restaurant «Szechuan Mountain House» in Flushing, welches seine Frau Yvonne sehr empfohlen hatte. Er empfahl mir, die Long Island Railroad (LIRR) Linie nach Port Washington zu nehmen.

Ich trödelte dann etwas im Zimmer herum und ging um 17:10 Uhr los. Prompt fand ich den Zugang zur LIRR in der Penn Station nicht und irrte umher. Schliesslich fand ich den Weg und stand dann am Billettautomat. Die Wahl ging recht schnell, bis ich zur Auswahl der Tarifart kam. Senior (noch nicht), Military (no way), Children (ja, manchmal im Geiste) und dann? Es bliebt nur noch «Low Peak». Hmm, 17:25 wäre bei uns immer noch Peak. Aber es gab gar keine andere Auswahl, also nahm ich das, bezahlte mit dem iPhone kontaktlos die 7 Dollar ungrad und eilte aufs Perron hinunter. Da stand ein Zug mit Anschrift «Port Washington» und ich hüpfte hinein, woraufhin er fast unmittelbar losfuhr.

Der Kondukteur, der dann später kam, musterte kurz mein Billett und wollte es dann einstecken, stutzte dann und murmelte etwas. Ich frage zurück und verstand, dass dieser Zug nicht in Flushing halten würde. Ich erschrak und dachte erst, ich fahre gänzlich falsch. Aber offenbar hatte ich nur einen Schnellzug erwischt, der ein wenig vor meinem geplanten Zug abfuhr. Ich konnte dann an der ersten Haltestelle aussteigen und den Folgezug knapp sechs Minuten später nehmen.

Vom Bahnhof in Flushing bis zum Restaurant wären es rund sechs Minuten gewesen, wenn ich mich nicht erst total in der Richtung geirrt, danach die vermeintlich gemerkte Hausnummer verwechselt und zum Schluss im verwinkelten Haus beinahe den Eingang nicht gefunden hätte. Ich war dann trotzdem früher da als Remo und Yvonne, da die Beiden fast keinen Parkplatz fanden.

Yvonne bestellte als gebürtige Chinesin nicht nur in der richtige Sprache, sondern natürlich auch in Kenntnis der Essensgewohnheiten von Remo und der erfragten Dinge von mir eine grosse Menge verschiedener Gerichte. Alle in einem guten Schärfegrad. Ich habe es nicht geschafft, die Speisen in dem Tempo einzeln zu fotografieren, wie die Kellner diese alle anschleppten. Es war «plenty of food», so dass Yvonne und Remo noch den Rest nach Hause mitnehmen konnten. Besonders gut geschmeckt hat mir die sauer-scharfe Suppe mit Ei und Huhn, aber auch der Rest war sehr gut und ich habe mich noch nicht einmal bekleckert. 😉

Speisen im Szechuan Mountain House in Flushing

Da ich die Rechnung übernehmen wollte, gab es dann ein kurzes Intermezzo, da die Leute die mit Chip ausgestattete Kreditkarte an der Kasse vorne nicht richtig einlesen konnten. Nach drei Versuchen gab ich auf und zückte die Revolut, welche dann anstandslos «gefressen» wurde. Irgendwie sind die USA teilweise immer noch im Status «Kartendurchzug und Unterschrift» hängen geblieben. 🤷🏼‍♂️

Die Beiden brachten mich dann an den Bahnhof zurück, damit ich mich nicht noch einmal verlaufe. Und da die LIRR gerade eine grössere Lücke im Fahrplan hatte, wiesen sie mir dann den Weg zur U-Bahn, welche zwar länger hatte, aber immer noch schneller und erst noch günstiger war. Ich verabschiedete mich und fuhr gemütlich zurück bis Hudson, von wo mich ein knapper Kilometer Spaziergang zum Hotel zurückbrachte.


Über

Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.