Warum nur habe ich keinen Tesla gekauft?

ein kleiner Rant über ein nebensächliches Hardwareproblem

Einleitung

Ja, warum habe ich mir nur keinen Tesla gekauft? Auf so eine bescheuerte Überschrift kommt wohl sonst niemand. Deshalb die Erklärung!

Ein Tesla hat ja, das weiss jedes Kind, – und sei es das von einem Mercedes Vorstandsmitglied – eine unbegrenzte Akkuleistung. Teslas Batterien altern nie und gehen nie kaputt.

Aber ich wollte ja nur so einen lausigen Computer. Also habe ich damals vor rund zwei Jahren mein altes MacBook Air durch ein MacBook Pro 13" ersetzt. Nein, nicht das sehr teure mit der Touch Bar, sondern das «normale» mit  dem 2.5 GHz Intel Core i7 Prozessor, aber mit 16 GB RAM und einer 512er SSD.

Und das Ding lief, wie es immer laufen soll. Zwar hatte es zwischendurch mal Hänger, gefolgt von einem spontanten Neustart. Aber das machte schon das Air, also lag es wohl eher an einem Treiber im OS.

Das Problem

Aber so vor rund einem halben Jahr bemerkte ich, dass das Gerät sich bei einem Akku-Stand von rund 40% verabschiedete und danach das rote Symbol, dass die Batterie entladen sei, angezeigt wurde.

Symbol auf einem Apple Laptop, das einen tiefen Batteriestand anzeigt

Hängte ich den Mac wieder an das Netzteil und schaltete ihn ein, so zeigte die Batterie sofort wieder 40% und begann schön zu laden, bis sie wieder auf 100% war. Grundsätzlich lief er so immer noch ziemlich lange und da ich ihn meist am Strom habe, war das nicht so wild.

Gelegentlich lud ich mir dann das Programm «coconut Battery» herunter und liess es mal über meinen Akku berichten.

coconut Battery, Versionsanzeige

Es zeigte «nur» rund 33 Ladezyklen und sonst aber eigentlich eine relativ normale Restkapazität.

Vor rund zwei Wochen begann dann die Kiste schon bei knapp 70% das oben genannte Symptom zu zeigen. Das war vielleicht nach einer halben Stunde und somit deutlich zu kurz. 

Da das Problem während einem Aufenthalt im Aargau auftrat und ich sowieso weiter nach Uster zur Schwester wollte, beschloss ich spontan, den Apple Shop in Zürich zu besuchen.

Der Apfelschopf in Downtown Switzerland

Die Idee war natürlich noch naheliegend, aber irgendwie ist man heute ja im Zeitalter des «Influencertums» und der angeblichen Überbevölkerung nie alleine. Schon gar nicht an einem Karsamstagmorgen in dieser grossen, touristischen Limmatstadt. Dumme Idee, sehr dumm.

Aber hey, ich hatte ja Zeit. Also meldete ich mich an und erfuhr, dass ein Besuch bei dieser Genius-Bar bereits in einem Zeitraum von rund vier Stunden möglich sei!

Was macht man in so einem Fall? Zum Beispiel den schon lange gehegten Plan, vom HB zum Flughafen mit dem Zehner-Tram zu fahren, umsetzen. Also fuhr ich gegen 11 Uhr los. Unterwegs beschlich mich ein leises Hungergefühl, welches ich gedachte, im Flughafen in einem Lokal, welches Sushi serviert, zu stillen.

Gegen 11:45 Uhr trudelte ich dann in diesem Flughafen ein, bestaunte die ÖV-Vorfahrt und ging zu den Essensständen, pardon, zum «Food Court». Aber weder die Sushi-Auslagen noch die Preise waren verführerisch. Also ging ich zum Bäcker des Vertrauens. Auf dem Rückweg fuhr ich noch beim Kollegen Thomas R. vorbei, um dessen offerierten Espresso zur Hälfte über sein Tischtuch zu schütten.

Kurz nach 15 Uhr war ich dann wieder an der heiligen Apfelstätte und durfte zu dieser Genius-Bar, wo mich ein junger Mann deutscher Herkunft mit Handschlag begrüsste und seinen Vornamen nannte. Wir versuchten dann gemeinsam, das Problem nachzustellen, was problemlos gelang.

Seinen Hinweis, es könnte ja auch am OS liegen und ob ich schon mal versucht hätte, das MacBook platt zu machen, nahm ich etwas gequält entgegen. Er kam dann von alleine auf die Idee, von einer Service/Diagnose-Partition via Netzwerk zu booten und peng, das Ergebnis war dasselbe.

Es war dann sein Vorschlag, mich zu fragen, ob ich nicht auch Tastatur-Probleme hätte. In der Tat klemmt manchmal die Space-Taste und so einigten wir uns darauf, dass es eine kostenlose Reparatur im Tastatur-Austauschprogramm von Apple gäbe, wo dann einfach auch noch eine neue Batterie dabei ist. Diese ist offenbar an die Tastatur geklebt und muss im Gesamtpaket getauscht werden.

Da das Teil aber nicht am Lager sei, müsse er es erst bestellen. Das dauere ein paar Tage. Und dann gab er noch einen weiteren, fatalen Satz von sich. «Wenn Du dann wieder hier bist, must Du nicht wieder so lange warten. Du kannst dann direkt zur Genius-Bar kommen».

Also fuhr ich weiter und erhielt dann gestern, Mittwoch bereits eine Mail, dass das Ersatzteil nun da sei.

Der fatale Donnerstag

Also schleppte ich heute morgen neben dem Büro-Lenovo auch noch mein MacBook Pro mit zur Arbeit und verliess diese Stätte bereits zu einer unchristlich frühen Zeit um 16:50 Uhr. 

Die Anreise

Die beinahe rechtzeitige RBS brachte mich gerade just zum Entlastungs-IC um 17:10 Uhr ab Bern, welcher erstaunlich viele freie Plätze aufwies (Ostern, Frühlingsferien?). Die Fahrt verlief soweit ereignislos, als ich ausnahmsweise alle angefangenen, geschäftlichen Mails abarbeiten konnte und schon bald stand ich bei Apple an der Bahnhofstrasse.

Ein netter Mensch meinte, es käme gleich jemand zu mir. Ich fragte dann nach zehn Minuten nach, ob ich da hinter diese Türe gehen müsse oder ob da jemand rauskommen solle. Er erschrak und tippte nochmals hektisch auf seinem Gerätchen. So kam dann rund fünf Minuten später jemand zur Bar und rief meinem Vornamen.

Der fatale Irrtum

Er tippte ebenfalls auf einem Gerätchen und fragte nach einem Backup. Hatte ich natürlich heute Morgen noch zum letzten Mal gemacht. Dann fragte er, ob ich mein Gerät mit einem Passwort geschützt hätte. Habe ich natürlich! Und selbstverständlich ist meine Festplatte verschlüsselt. Schliesslich speichere ich da durchaus sensitive Sachen. Nein, damit ist nicht die Sammlung mit Filmen von sehr armen Menschen gemeint (ihr wisst, die, welche so arm sind, dass sie sich keine Kleider leisten können). Nein, SSL-Keys und weitere Details über meine Server oder meine Buchhaltung etc.

Screenshot File Vault

Er meinte dann, ich solle das Passwort auf sein Gerät «töggelen». Ich schaute ihn schockiert an. Er meinte dann, sie könnten sonst das Gerät auch platt machen. Ich verstand nicht ganz, was er wollte. Die Batterie und Tastatur sollte ausgewechselt werden. Wozu muss man dazu auf die Festplatte zugreifen?

Er ging nochmals nach hinten zurückfragen und meinte dann, es sei so. Das gehöre zur Prozedur. Ich sagte dann ok, das gehe in Ordnung. Ich hatte ja einen Backup und könne auf dem Rückweg ja was anderes machen. Aber damit begann der Disput eigentlich erst, denn es stellte sich heraus, dass ich das Gerät rund drei bis fünf Tage in Zürich lassen müsse. Ich war aufgrund der Aussage am Karsamstag wirklich davon ausgegangen, dass das Gerät umgehend repariert werde. Vielleicht mit einer Stunde warten oder so. 

Es entspann sich dann ein etwas hässiger Dialog. Ich meinte, es könne ja keine Sache sein, das Gerät aufzuschrauben und die Teile zu ersetzen. Er beharrte darauf, dass alleine die Diagnoseprogramme neunzig Minuten liefen. Ich verstand nicht, was es da zu diagnostizieren gäbe. Der Dialog wurde dann immer hässiger, durchaus nicht nur auf meiner Seite. Ich meinte, ich könne nicht einfach so fünf Tage auf mein Laptop verzichten und er belehrte mich dann über ihre (kostenpflichtigen) Prioritär-Reparaturoptionen für Geschäftskunden, welche Ersatzgeräte beinhalten.

Ich verstand immer noch nicht, weshalb sie Diagnose-Programme laufen lassen wollten (und warum sie die nicht von einem externen Bootgerät aus ausführen könnten, wie am Karsamstag) und er meinte dann, wenn ich ein Auto in die Garage brächten, würde der Garagist ja auch nicht einfach nur einen neuen Motor einbauen, ohne den ganzen Wagen sauber durchzudiagnostizieren. 

EBEN DA WÄREN WIR WIEDER BEIM TESLA, GOPF!

Ich blieb hässig, aber einigermassen anständig und meinte, ich müsse mir das neu überlegen. Und ob ich noch eine Mail bekäme, wo ich allenfalls noch etwas rummotzen könne. Er bestätigte dies und ich ging mit rauchendem Kopf aus dem Laden. Eine Stunde nach Zürich und wieder retour für nix, wenigstens dank GA ohne Billettkosten! :-(

Der Neuversuch

Während ich draussen meinem Frust via Twitter freien Lauf und den Ärger etwas verrauchen liess, überdachte ich meine Optionen. Nach Bern zurückfahren und bei DataQuest nachfragen? Die ev. noch gültige Garantie bei Interdiscount ausprobieren (dort hatte ich das Gerät damals gekauft).

Ich kam dann auf die Idee, einfach ein neues MacBook Pro zu kaufen, das Alte reparieren zu lassen und dieses anschliessend über Ricardo zu verticken. Ja, ich weiss, ich gehöre zur privilegierten Gruppe der alten, weissen Säcke mit genügend Knete!

Ich ging dann in den Laden zurück und geriet an einen umtriebigen… jungen Mann, welcher mir alles mögliche schmackhaft machen wollte. Das MacBook Pro 13", space grey, mit 2.7 GHz CPU, 16 GB RAM und 1 TB SSD wäre für läppische 3'300 Franken im Laden vorrätig. Ich zuckte dann doch etwas zusammen. Ein baugleiches Gerät, wie meines, war leider nicht verfügbar. Ok, vielleicht ein MacBook Air? Ob man da einen Backup eines MacBook Pro aufspielen könne? Keine Ahnung. Er versuchte mir, auch ein iPad Pro zu verkaufen. Auch einen Eintausch im Apple-Programm versuchte er, aber mein Gerät ist noch zu neu dafür! Aber schlussendlich wäre ich fast auf das erste Angebot gekommen. Er wollte dann noch zuerst mein altes Gerät zur Reparatur zurücknehmen.

Aber oha, die Kollegen von vorher hatten den Vorgang schon gecancelt. Also musste ich erst wieder einen neuen Reparaturtermin vereinbaren. Sisyphos lässt grüssen und der Ärgerpegel begann erneut zu steigen.

Er fragte mich noch nach Rabatt (studierst Du, Deine Frau, Deine Kinder, Dein Hamster?) und ich sagte nur, mein Arbeitgeber wäre wohl nicht mehr rabattberechtigt, nachdem wir Apple mal fett wegen der Benutzung unserer geschützten Uhr verklagt hätten. Er kaute mir dann noch ein Ohr ab und fragte alles mögliche rund um die Eisenbahn, beklagte sich über den Intelligenzquotient der Mitarbeitenden von SecuriTrans und entliess mich kurz vor Ladenschluss ohne, dass ich ein neues Gerät gekauft hätte. Aber mit einem neuen Termin für einen Besuch dieser genialen Apfel-Bar dort in diesem Tsüri. 

Heimfahrt

Ich dachte erst an eine Heimfahrt im Speisewagen, sah dann aber im Bahnhof ein Sushi-Restaurant und wollte nun einen Zug überspringen. Das Lokal oberhalb des Löwenstrasse-Bahnhofs sah dann aber nicht so einladend aus und ich ging doch runter zum IC um 20:02.

Erstaunlich viele Leute stiegen aus dem Speisewagen aus. Eine ebenfalls erstaunliche Menge wollte da rein. Aber im Untergeschoss hatte es noch ein Tischen für mich frei. Etwas missmutig studierte ich die Speisekarte, welche ja ein nicht eben reichhaltiges – vor allem mir bestens bekanntes – Sortiment beherbergt. Während der Angestellte eine vor mir eingestiegene Frau bediente und sich dann Richtung Bar bewegte, um dort eine Kundin mit Ware zum mitnehmen zu bedienen, fand ich das Frühlingsmenu mit Poulet mit Strozzapreti an Zitronensauce doch recht ansprechend.

Standardspeisen im SBB-Speisewagen

Allerdings war dann vom Speisewagenkellner nichts mehr zu sehen. Weg, fort, unsichtbar. Und, ja Ihr wisst es ja schon, mein Ärgerpegel begann wieder zu steigen. Also machte ich mich vom Hocker, ging in den Erstklasswagen und suchte meine Kopfhörer heraus. Die Idee, mit irgend einer beruhigenden Musik wieder etwas herunterzukommen, war gut. Taj Mahal und die Phantom Blues Band begleiteten meine Fahrt in den Sonnenuntergang und zurück nach Bern.

Der Kollege, welchem ich meinen Frust per iMessage schilderte, meinte, ich solle doch besser am Freitag frei machen. Ich glaube, der hat Angst vor mir! Dabei habe ich doch gestern Abend spät im Büro anlässlich einer unnötigen Mail meine Wut nur gegen die Tastatur gerichtet ;-)

Ich strich dann den Besuch eines Burgerrestaurants aus Gründen von der Liste und liess mir von einer missmutigen Coop-Verkäuferin meine Einkäufe tippseln und kassieren. 

Und so sitze ich nach ein paar gefüllten, gedämpften, chinesischen Teigtaschen hier an der Tastatur meines MacBook Pro und schreibe das hier hernieder. Und habe immer noch keinen Plan, wie ich vorgehen soll/werde. Und mein Ärger ist einer gewissen Müdigkeit gewichen.

Ich gehe aber am Freitag ins Büro. Be warned, be prepared! ;-)

Urs | Donnerstag 25 April 2019 - 9:41 pm | | default | Zwei Kommentare
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