Frühlingsferien 2013, unterwegs im Empire Builder

Der Schlaf im Roomette im Obergeschoss des Superliners war ausreichend. Trotz Schaukeln und gelegentlichem Aufwachen war ich am Morgen erholt. In der Nacht hatten wir Minnesota verlassen und mit dem Morgendämmern erreichten wir den Staat North Dakota.

Der in westliche Richtung positive Effekt der Zeitverschiebung machte mich früh wach und so war ich kurz nach sieben Uhr schon beim Frühstück. Ich genehmigte mir einen Amtrak French Toast, Cranberry Juice und natürlich den üblichen wässrigen Kaffee.

French Toast mit Jus und Kaffee, bearbeitet mit Perfect B & W

Am Tisch sassen schon zwei ältere Damen. Schwestern, wie es sich herausstellte. Die Jüngere pensionierte Armee-Angehörige in Begleitung ihrer älteren Schwester, welche in der Kindheit Polio (Kinderlähmung) hatte und deshalb etwas Hilfe brauchte. Wir unterhielten uns über die Tierwelt und über das Reisen. Etwas, das ich hier im Zug wirklich geniesse. Mit fremden Leuten über das Reisen, die Welt, die Geschäfte und das Leben ganz allgemein zu sprechen. In Rugby, North Dakota, passierten wir offenbar das geographische Zentrum von Nordamerika. Wenn man sich mit sonst nicht schmücken kann :-)

Bahnhof Rugby, North Dakota, geographisches Zentrum von Nordamerika

In Minot gab es einen grösseren Aufenthalt und wir konnten uns ein wenig die Beine vertreten. Die armen Raucher freuen sich natürlich erst recht darüber, schliesslich ist der ganze Zug strikte Nichtrauchergebiet. Wer sich erwischen lässt, wird am nächsten Bahnhof rausgeschmissen und den lokalen Behörden übergeben… wird mindestens angedroht.
Es lag noch viel Schnee um den Bahnhof herum. Überhaupt sah ich auf der ganzen Reise viel Schnee und Wasser. Der Winter war extrem schneereich und das Tauwetter setzte ganze Landstriche unter Wasser. Während ich mit einer Kollegin über FB chattete, sah ich mir den Bahnhof näher an. Und tschalpte fast in die Löcher im Perron. Immerhin hat der Bahnhof zwei Mobile-Lifte für Rollstuhlfahrer, in dieser Hinsicht also modern.

Bahnhof Minot, North Dakota, löchriges Perron

Weiter durch das kühle, noch mit viel Eis bedeckte North Dakota.

Impressionen aus North Dakota im Empire Builder, Schnee und Eis unter grauem Himmel

Und dazwischen immer mal wieder einen Halt mit der Gelegenheit, ein wenig frische Luft zu schnuppern und mit dem iPhone herumzufotographieren.

Funkmast unter schönem Morgenlicht am Bahnhof Stanley, North Dakota


Die Fahrt führte uns weiter nach Montana, wo die Prärie ebenfalls noch im Winterschlaf lag. Das Gras noch gelb, die Bäume ohne Blätter oder Austriebe.

Prärielandschaft im Winterschlaf in Montana


Am Nachmittag gab es als Überraschung und nur für die Schlafwagenpassagiere eine gratis Wein- und Käseverkostung im Speisewagen. Organisiert von den Schlafwagenschaffnerinnen, welche selbst zugaben, keine Ahnung vom Käse und vom Wein zu haben. Egal, der Wein war nicht schlecht für die Region (Washington State). Einen etwas süssen Gewürztraminer, einen Chardonay, welcher mich vom Bouquet her eher an einen Sauvignon Blanc erinnerte, einen Cabernet Sauvignon und zum Abschluss noch einen recht guten Malbec, der eher zu einem Braten gepasst hätte. Dazu gab es Cracker und drei eher milde Käse. Und wer die Rätsel löste, konnte die angefangenen Flaschen gewinnen. Dazu waren etwas vertiefte Englischkenntnisse für den Wortwitz nötig, die mir abgingen. Es war eine lustige Runde und am Schluss waren alle noch etwas lustiger. So vergeht die Zeit wie im Zug :-)

Weinverkostung im Speisewagen mit Danielle

In Havre, Montana gab es dann nochmals einen längeren Aufenthalt und somit die Gelegenheit, meine neueste App, Perfect Black & White, auszuprobieren. Leider macht sie im Moment nur Aufnahmen in einer recht tiefen Auflösung, bin gespannt auf die Updates, die das korrigieren sollen.

Wolken und ein Funkturm am Bahnhof Havre, Montana

Danielle, unsere Schlafwagenschaffnerin rannte mal wieder herum und organisierte Dinge. Eine aufgestellte Frau, welche viel aus ihren Erfahrungen mit Verspätungen und entgleisten Zügen zu erzählen hatte. Nichts, das einen alten Eisenbahner erschrecken würde, aber auch nichts für Zartbesaitete.

Danielle, die Schlafwagenschaffnerin von Amtrak
Schild der Bahngesellschaft Burlington-Northern & Santa Fé

In Shelby, Montana, entdeckte ich noch diesen Testwagen. Ist vermutlich etwas günstiger als der der SBB :-)

Messwagen der Bahngesellschaft in Shelby

Kurz vor dem Nachtessen und Eindunkeln fuhren wir dann in den Glacier Park ein. Das Wetter war durchzogen, zwischendurch ein paar Tropfen. Frischer Schnee auf den Gipfeln.

kurz vor dem Glacier Park, Montana

Es folgte ein Nachtessen, mit einem feinen Sierra Nevada Pale Ale und dann ging es wiederum recht früh in die Heia. Über Nacht hiess es eine Stunde zurückstellen und damit einher, Einfahrt in den Staat Washington.

Urs | Montag 29 April 2013 - 5:20 pm | | default | Kein Kommentar
Stichwörter: , , , , ,

Frühlingsferien 2013, Chicago und der Empire Builder

Nachdem ich am Vorabend wirklich völlig kaputt und früh ins Bett ging, wachte ich vor dem Wecker schon auf. Die Sonne lugte durch den Vorhang und so beschloss ich, mal wieder eine dieser verrückten Duschkonstruktionen der amerikanischen Sanitär-Installateure zu testen. Nach fünf Minuten hatte ich die Einstellungen raus und stieg danach frisch in den Tag.

Blick aus dem Hotelzimmer auf das morgendliche, sonnige Rosemont, Illinois

Das Hotel lag unmittelbar neben grossen Strassen und dem Highway 294 und in der Anflugschneise des Flughafen Chicago O'Hare. Wobei ich ehrlich gesagt, im Zimmer nichts davon gehört habe. Also gute Schallisolation.

Das Frühstück im Holiday Inn war gut mit Bagel/Creamcheese, aber auch mit Rührei und Würstchen, sogar einen Pancake-Automaten gab es! Ich genoss es, ging danach kurz raus und telefonierte meinem Vater. Er freute sich wie ein kleines Kind über den Anruf. Er macht sich jeweils immer Sorgen, wenn seine Kinder auf Reisen gehen.

Frühstück, Bagel & Creamcheese

Danach hiess es um- und einpacken für die Fahrt mit dem Zug Empire Builder von Chicago nach Seattle. Ich checkte aus und erwischte den 10:00 Uhr Shuttle-Bus zum Flughafen O'Hare. Dort setzte mich der Chauffeur mit ein paar anderen Leuten am Eingang zum Bahnhof der CTA Blue Line nach Chicago Downtown ab. Die Station war gut zu finden, wenn auch nicht so toll beschildert. Der Billettautomat war mal wieder eine Herausforderung. Man finde heraus, was die Reise koste, schmeisse entsprechend Geld in die Kiste und drücke dann «Vend». Logisch, oder?

Die Fahrt mit der Blue Line zieht sich noch recht dahin, die Kiste rumpelt dahin und man tut gut, sich festzuhalten oder zu sitzen. Mein Koffer versuchte sich dauernd selbständig zu machen. An der Haltestelle Clinton Blue stieg ich dann aus, orientierte mich kurz (war ja die selbe Haltestelle wie im Dezember) und hatte dann rund 10 Minuten zu Fuss bis zur Chicago Union Station.

Sears Tower in Chicago im Hintergrund
Hat schon bessere Tage gesehen, die Chicago Union Station

Im Bahnhof ging ich erst mal in die Amtrak Sleeping Car Lounge und registrierte mich dort. Den Koffer konnte ich gleich dort abgeben. Er bekam eine Etikette und der Clerk schrieb noch ein N.B. drauf (für Nice Blue). Danach ging ich in die grosse Halle, diesmal ohne Weihnachtsschmuck. Eigentlich ein Bijou, aber zunehmend nur noch kommerziell genutzt (der Bahnhof Zürich lässt grüssen).

Die grosse Bahnhofhalle der Chicagoer Union Station

Um die Reise etwas vorzuglühen, ging ich in die Bar gleich nebenan und gönnte mir Nachos und dazu zwei Half Pint Wild Goose IPA. Ein feines IPA, nicht so extrem hopfig wie andere. Anschliessend zurück zur Lounge, um meinem iPhone noch etwas Saft zu gönnen. Und schon hiess es Einsteigen in den Empire Builder. Mein Wagen trägt die Nummer 730, das Abteil die 04 und die Schaffnerin aus Seattle heisst Danielle.

(Amerikanischer) Champagner im Roomette-Abteil des Empire Builder.

Ein netter Empfang mit (amerikanischem) Champagner (Typ Prosecco) und Schoggolädli. Das Tischchen sogar mit einem Tuch gedeckt. Ein ziemlicher Unterschied zum Southwest Chief. Und dann ging es auf die Minute los durch die Vororte von Chicago in nördlicher Richtung entlang dem Lake Michigan. Viel Wasser, nicht nur im See, sondern auch rundherum taut und quillt es überall.

Mit dem kurzen Halt und Ausstieg in Milwaukee setzte ich meinen Fuss also auch noch in den Staat Wisconsin, der mir noch fehlte :-)

Der Empire Builder in Milwaukee

Nach dem frühen Nachtessen um 18:00 Uhr mit einem netten älteren Ehepaar und einem etwas grosschnorrigen, ebenfalls älteren Geschäftsmann ging knapp vor 20 Uhr die Sonne unter. Mit diesem Schnappschuss vom Sonnenuntergang auf dem Bahnhof Winona, Minnesota ging ich dann zu Bett.

Sonnenuntergang in Winona, Minnesota

Urs | Sonntag 28 April 2013 - 5:46 pm | | default | Ein Kommentar
Stichwörter: , , ,

Frühlingsferien 2013, Anreise

Nach einer extrem kurzen Nacht, geschuldet einem etwas zu langem Sitzenbleiben an der Gartenparty von Tobias und Packerei, ging es mit einem etwas angeschlagenen Magen/Darm los zum Bahnhof, wo ich einen kurzen Besuch in der Bahnhof-Apotheke machte. Schön, dass die Morgens um 6:45 schon geöffnet haben.

Danach eine Zugfahrt, welche ich zur Hälfte verpennte und schon war ich im Flughafen. Das Check-In war etwas voll, ich wurde aber recht schnell zu einem Schalter für Einzelpersonen und Bordkarte gelotst und konnte mein Köfferchen loswerden. Da ich genügend Zeit hatte, ging es recht entspannt durch die Kontrollen und zum Gate. 

Flugzeug der British in Zürich

Mein Flug nach London mit BA war diesmal fast pünktlich und das Ehepaar auf den Plätzen nebendran war sehr nett und gesprächig. Sie waren auch unterwegs in die USA, allerdingst via London - Queen Mary 2 :-)

London Heathrow war dann eher mühsam. Zwar ging es schnell durch Zoll und Security (diesmal), aber nachher zog sich die Zeit bis mein Flug nach Chicago angezeigt wurde, extrem in die Länge. Ich versuchte etwas zu dösen, aber dazu sind die Stühle ja auch nicht wirklich gemacht. Für die 4 Stunden hätte sich jetzt ein Lounge-Zugang gelohnt.

Der Flug nach Chicago in der 777 der British war soweit ok. Der Platz in der Eco+ ist recht gut bemessen. Es hat auch USB-Anschlüsse um den Stromhunger des iPhone zu befriedigen und das Inflight-Entertainmentsystem hat eine gute Qualität (Bildschirm, Sound etc.). Leider habe ich es natürlich wieder optimal mit dem Nachbarn vor mir erwischt. Kaum gestartet, machte es Bumm und er hatte den Sessel hinten. Das war dann bis aufs Essen kurz so bis Chicago. Damit war dann der Mediengenuss am Bildschirm eingeschränkt und auch mein Sitznachbar am Fenster musste beim Aufstehen mich zur Seite bitten. Von mir aus müssten Fluggesellschaften keine verstellbare Sitze in der Eco haben :(

Dann die Landung in Chicago, leicht verspätet und mit recht langem Taxiing war dann die Erlösung. Jedoch war die Schlange bei der Immigration brutal. Als ich nach 45 Minuten etwa in der Mitte war, gingen noch fünf der Officer in den Feierabend, ersatzlos. Ich brauchte geschlagene 90 Minuten bis ich bei einem wirklich sehr mürrischen Einreisebeamten war. Danach noch den Koffer holen, der zum Glück auf dem stilliegenden Band noch da lag. Danach hatte ich auch keine Lust mehr, den Shuttlebus zu suchen sondern bestieg ein Taxi für die Fahrt zum Hotel.

Der Taxichauffeur sprach zwar passabel englisch, war aber wohl erst vor kurzem aus China angekommen. Er hatte keine Ahnung wo das Hotel war und musste erst sein iPhone als Navi benutzen. Danach telefonierte er mit dem zweiten Handy mit irgend jemandem und fuhr relativ unsicher über die Löcherpiste namens Highway. Die Einfahrt ins Hotel erwischte er in der falschen Richtung, was aber mangels Gegenverkehr nicht so schlimm war. Danach zeigte das Taxameter auf der einen Seite 8.45 und auf der anderen 2.00 an. Ich gab ihm einen Zehner und sagte, er könne 9 machen. Er war dann etwas angepisst und sagte, dass es 10.45 seien (anscheinend rechnet das Taxameter nicht zusammen). Ich fischte noch einen Einer aus dem Portemonnaie, aber er war schon draussen und hatte meine Taschen/Koffer neben das Taxi gestellt. Ehe ich bei den Taschen war und ihm den Einer noch geben wollte, brauste er wie eine Rakete weg :(

Das Check-In im Hotel war ok, die Frau aber nicht grad eben freundlich. Das Geschreibsel auf der Tüte, in welcher die Schlüsselkarte steckte, war nicht lesbar und ich musste nachfragen, welches meine Zimmernummer sei. Das andere Geschreibsel entpuppte sich nach Rückfrage als Zugangscode für das (lahme) WLAN.

Da ich noch etwas hungrig war, wagte ich mich mutig über die Strasse (kein richtiges Trottoir, keine Fussgängerampel) zum lokalen McDoof. Besser als nichts und dann nur ab ins Bett.

Urs | Samstag 27 April 2013 - 4:16 pm | | default | Kein Kommentar
Stichwörter: , , ,

Reisevorbereitungen

Nachdem ich mit Schreck festgestellt habe, dass mein grosszügiger Arbeitgeber Leute in meinem fortgeschrittenen Alter mit einer zusätzlichen Ferienwoche (allerdings auch mit höheren Pensionskassenabzügen) belohnt, habe ich vor ein paar Wochen mal meinen Kalender angeschaut.

Leider war der schon recht voll und ich habe mal die Lücken gefüllt. Als Ergebnis gibt es statt längeren Herbst- nun mal Frühlingsferien. Und da ich immer noch Eisenbahnstrecken in Nordamerika habe, welche ich noch nicht befahren habe, ist nun der Empire Builder von Chicago nach Seattle dran.

Der Zug fährt über Milwaukee - St. Paul - Minneapolis - Spokane und damit hake ich mit Minnesota und Wisconsin zwei weitere Staaten auf meiner Liste ab… wobei ich noch nicht entschieden habe, ob Durchfahren auch zählt :-)

Von Seattle werde ich über Oregon (Crater Lake, wenn befahrbar so früh im Jahr) nach California (Redding) runter fahren. Zum Lake Tahoe (2 Nächte) und dann auf der östlichen Seite der Sierra Nevada am Death Valley vorbei nach Tehachapi und weiter über Bakersfield zu meinem geliebten Pismo Beach. Schlussendlich fliege ich mit British ab Los Angeles via London wieder nach Hause.

Übersicht Amtrak Empire Builder Streckenführung auf Google Maps

Aber vorerst mal bin ich unterwegs mit den SBB nach Luzern um dort mit meinem Vater ein Mittagessen im Bahnhofbuffet zu geniessen.

Urs | Sonntag 21 April 2013 - 11:14 am | | default | Kein Kommentar
Stichwörter: , , ,